nah dran 2009 - Kinderschutz eV

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27.04.2013 Aufrufe

14 Beratung kids-hotline Onlineberatung für Kinder und Jugendliche Ein Interview mit Projektleiterin Emily Engelhardt „Meine Mitschüler mobben mich, was kann ich tun?“ schrieb die damals 15-jährige Marie in das Online-Forum der kidshotline, einer Internet-Beratungsstelle für Jugendliche. „Ständig lachen die anderen über mich und schließen mich aus. Ich bin verzweifelt.“ Sofort reagierte ein Berater der kids-hotline auf ihren Hilferuf, nahm sie und ihr Anliegen ernst und arbeitete gemeinsam mit ihr an Lösungsmöglichkeiten für ihr Problem. Nach und nach verringerten sich Maries Beiträge im Forum und es kamen positive Rückmeldungen, dass sich die Lage bei ihr in der Klasse gebessert habe. Heute, zwei Jahre später, sitzt Marie auf der anderen Seite. Als sogenannte „Peer“- Beraterin hilft sie Jugendlichen mit demselben oder anderen Problemen. Durch ihre eigenen Erfahrungen und die Tatsache geprägt, dass sie sich erfolgreich aus der Mobbing-Falle befreien konnte, steht sie nun anderen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite: “Ihr könnt es schaffen, dass das Mobbing aufhört!“ Einstiegsseite in die Forenberatung: Foren sind virtuelle Pinnwände auf der Webseite der kids-hotline. Kinder und Jugendliche auf der Suche nach Unterstützung und Beratung können ihre Fragen öffentlich und für jeden lesbar hier „anheften“. Die Antworten der User und des Berater-Teams werden der jeweiligen Frage zugeordnet. nah dran Genauso wie der verzweifelten Marie konnte die kids-hotline bereits vielen Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren helfen, aktiv ihre Probleme zu bewältigen. Über 19.000 User haben sich inzwischen bei der kids-hotline registriert und so die Möglichkeit im Forum, in Einzel- oder Chatberatung alle ihre Fragen loszuwerden. Sei es das erste Verliebstein, Probleme mit den Eltern oder traumatische Erlebnisse wie sexueller Missbrauch – die kids-hotline antwortet innerhalb von 24 Stunden auf jede Anfrage. Dieses Engagement bleibt nicht unentdeckt – 2008 erhielt die kids-hotline als erstes soziales Beratungsangebot den Grimme Online Award. Emily Engelhardt, die Leiterin der Internet-Beratungsstelle, nahm die Auszeichnung persönlich entgegen. Was bedeutet der Gewinn des Grimme Online Award für die kids-hotline? Es ist eine riesige Anerkennung unserer Arbeit! Wir haben uns alle sehr gefreut, aus den vielen tollen Projekten ausgewählt zu werden. Dank dieses renommierten Preises haben wir auch viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhalten. Der Gewinn des World-Summit-Award Germany 2009 ist daraus hervorgegangen, durch den wir nun auf internationaler Ebene für den World- Summit-Award nominiert sind, einem von der UNO ins Leben gerufenen Medienpreis. Warum wurde gerade die kids-hotline für den Grimme Online Award ausgewählt? Was uns von anderen Anbietern, die Ähnliches machen abhebt und uns ein- zigartig macht ist, dass wir Hilfe im Netz anbieten und dabei stark mit Ehrenamtlichen und Peers, das sind jugendliche Beraterinnen und Berater, zusammenarbeiten. Die Ehrenamtlichen decken genau die Zeiten ab, in denen Online-Beratung in Anspruch genommen wird. In den Abendstunden, an Wochenenden, in den Ferienzeiten und an Feiertagen sind sie aktiv, wo andere Beratungsanbieter häufig nicht besetzt sind. Und was ist das Besondere an der Konzeption eurer Beratung? Die öffentlichen Foren, die jedem die Möglichkeit bieten, unsere Seite zu besuchen und erstmal zu schauen: was machen die da, was krieg ich für Beratung und bin ich dort in guten Händen? Dann können die Jugendlichen jederzeit ihre individuellen Anfragen stellen. Es gibt auch viele Besucherinnen und Besucher unserer Seite, die nie selber schreiben, aber sicher viel mitlesen und sich bereits dadurch Antworten auf ihre Fragen holen können. Wir sind dadurch ein sehr offenes Angebot, mit einer sehr niedrigen Zugangsschwelle. Ihr arbeitet mit 70 Ehrenamtlichen zusammen, die viel Freizeit für die kidshotline opfern, im Durchschnitt fünf bis zehn Stunden die Woche. Warum investieren sie ihre Zeit gerade in die kids-hotline? Unseren ehrenamtlichen Fachberaterinnen und -beratern gebührt wirklich große Anerkennung für ihr Engagement. Manche sind bereits seit sechs Jahren bei uns

tätig. Sie arbeiten deshalb so gerne für die kids-hotline, weil sich schnell sichtbare Erfolge in der Beratungsarbeit zeigen. Dies und die Tatsache, im Team für eine gute Sache zu arbeiten, gibt ein gutes Gefühl. Außerdem qualifizieren wir sie kostenlos zur professionellen Onlineberatung und die Arbeitszeiten sind sehr flexibel. Wie wird die Qualität der ehrenamtlichen Beratung gesichert? Voraussetzung für die ehrenamtliche Beratung bei kids-hotline ist ein fachlicher Hintergrund im Bereich der Pädagogik, der Psychologie oder verwandten Fachrichtungen. Außerdem durchlaufen die Ehrenamtlichen ein Bewerbungsverfahren und am Anfang eine Testphase, in der sie schauen können, ob sie sich die Arbeit so vorgestellt haben und ob sie fähig sind, sie zu leisten. Im Anschluss werden sie ausgiebig geschult, um wirklich fit in der Onlineberatung zu sein. Während ihrer Arbeit werden sie durch Supervision und gemeinsame Fallbesprechungen unterstützt. Euer Konzept ist sehr erfolgreich. Können andere Beratungsangebote von euren Erfahrungen profitieren? Besteht ein Austausch mit anderen Beratungsangeboten? Ja, wir sind dabei ein Netzwerk zwischen den Beratungsstellen aufzubauen, um eine EinBlick engere Zusammenarbeit zu ermöglichen. In diesem Rahmen findet im September 2009 bereits zum zweiten Mal das „Fachforum Onlineberatung“ statt. Außerdem kann sich jeder an uns wenden, der Hilfe bei der Erstellung eines Konzepts zur Onlineberatung braucht. Was sind die Zukunftspläne der kidshotline? 2009 werden wir zehn Jahre alt. Da wird es Zeit für eine Neugestaltung unserer Seite. Wir werden sie optisch in neuem Glanz erstrahlen lassen, aber auch inhaltliche Erweiterungen stehen auf dem Programm. Wir wollen unser Angebot noch leichter für Jüngere zugänglich machen und auch bildungsfernere Jugendliche noch stärker erreichen. Unsere große Vision ist es, unser Beratungsnetzwerk auszubauen. Je mehr Hilfsangebote Hand in Hand zusammenarbeiten, umso erfolgreicher können wir den Jugendlichen bei ihren Problemen helfen. Die Beratung der kids-hotline ist kostenlos und es gibt auch keine Werbung auf der Website. Wie wird das Angebot finanziert? Öffentliche Gelder stehen uns leider gar nicht zur Verfügung. Wir werden finanziell von einigen privaten Förderern und Sponsoren unterstützt, wofür wir sehr dankbar sind. Den Löwenanteil übernimmt der Kinderschutz e.V. Damit kommen wir zurzeit zwar gerade so über die Runden und können das nötigste finanzieren. Doch eigentlich reicht das bei Weitem nicht aus. Eine gesicherte und auf längere Sicht planbare Finanzierung wäre eine große Erleichterung für die kids-hotline und würde es uns ermöglichen, noch mehr junge Menschen zu erreichen. Zahlen und Standort 3 Fachkräfte in Voll- und Teilzeit sind bei der kids-hotline tätig. Rund 70 ehrenamtliche Beraterinnen und Berater investieren über 2.500 Stunden monatlich in die Online-Beratung – davon 15 Peers im Alter zwischen 14 und 21 Jahren. Rund 1.900 neue User haben sich 2008 registriert und sich mit ihren Fragen an die kids-hotline gewandt. kids-hotline Kathi-Kobus-Straße 9 80797 München Tel. (089) 23 17 16 -9950 info@kids-hotline.de Kids-hotline als erstes soziales Beratungsangebot mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet Seit 2001 zeichnet das Adolf- Grimme-Institut jährlich Internetangebote, die durch hervorragende Qualität überzeugen, mit dem Grimme Online Award aus. Eine unabhängige Nominierungskommission und Jury aus Fachleuten bewertet sowohl nach inhaltlichen, funktionalen und gestalterischen Aspekten. Neben den internetspezifischen Bewertungsmaßstäben spielen journalistische Qualität, soziale Verant- wortung und gesellschaftliche Relevanz eine Rolle bei der Auswahl. Wie die kids-hotline in der Kategorie „Wissen und Bildung“ überzeugt hat, wird in der Begründung der Jury deutlich. Kein anderes Medium leiste ein professionelles Hilfsangebot im Web „in solch passgenauer, effizienter und (…) niedrigschwelliger Weise. Dass eine solche Beratungsstelle im Web nur mit hoher Verlässlichkeit, Kontinuität und mit großem Engagement sinnvoll ist, liegt auf der Hand – die ‚kids-hotline’ leistet dies in vorbildlicher Weise.“ Emily Engelhardt (Leiterin kids-hotline, 2 v. links), Norbert Blesch (Geschäftsführer Kinderschutz e.V., Mitte), Triz Heider (Konzept und Technik kidshotline, rechts) sowie zwei Berater der Online - beratungsstelle nehmen den Grimme Online Award entgegen. nah dran 15

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Beratung<br />

kids-hotline<br />

Onlineberatung für Kinder<br />

und Jugendliche<br />

Ein Interview mit Projektleiterin Emily Engelhardt<br />

„Meine Mitschüler mobben mich, was<br />

kann ich tun?“ schrieb die damals 15-jährige<br />

Marie in das Online-Forum der kidshotline,<br />

einer Internet-Beratungsstelle für<br />

Jugendliche. „Ständig lachen die anderen<br />

über mich und schließen mich aus. Ich bin<br />

verzweifelt.“ Sofort reagierte ein Berater<br />

der kids-hotline auf ihren Hilferuf, <strong>nah</strong>m<br />

sie und ihr Anliegen ernst und arbeitete<br />

gemeinsam mit ihr an Lösungsmöglichkeiten<br />

für ihr Problem. Nach und nach verringerten<br />

sich Maries Beiträge im Forum<br />

und es kamen positive Rückmeldungen,<br />

dass sich die Lage bei ihr in der Klasse<br />

gebessert habe.<br />

Heute, zwei Jahre später, sitzt Marie auf<br />

der anderen Seite. Als sogenannte „Peer“-<br />

Beraterin hilft sie Jugendlichen mit demselben<br />

oder anderen Problemen. Durch<br />

ihre eigenen Erfahrungen und die Tatsache<br />

geprägt, dass sie sich erfolgreich aus der<br />

Mobbing-Falle befreien konnte, steht sie<br />

nun anderen Betroffenen mit Rat und Tat<br />

zur Seite: “Ihr könnt es schaffen, dass das<br />

Mobbing aufhört!“<br />

Einstiegsseite in die Forenberatung: Foren sind virtuelle Pinnwände<br />

auf der Webseite der kids-hotline. Kinder und Jugendliche<br />

auf der Suche nach Unterstützung und Beratung können ihre<br />

Fragen öffentlich und für jeden lesbar hier „anheften“. Die Antworten<br />

der User und des Berater-Teams werden der jeweiligen<br />

Frage zugeordnet.<br />

<strong>nah</strong> <strong>dran</strong><br />

Genauso wie der verzweifelten Marie<br />

konnte die kids-hotline bereits vielen Jugendlichen<br />

zwischen 14 und 21 Jahren<br />

helfen, aktiv ihre Probleme zu bewältigen.<br />

Über 19.000 User haben sich inzwischen<br />

bei der kids-hotline registriert und so die<br />

Möglichkeit im Forum, in Einzel- oder<br />

Chatberatung alle ihre Fragen loszuwerden.<br />

Sei es das erste Verliebstein, Probleme<br />

mit den Eltern oder traumatische Erlebnisse<br />

wie sexueller Missbrauch – die<br />

kids-hotline antwortet innerhalb von 24<br />

Stunden auf jede Anfrage.<br />

Dieses Engagement bleibt nicht unentdeckt<br />

– 2008 erhielt die kids-hotline als<br />

erstes soziales Beratungsangebot den<br />

Grimme Online Award. Emily Engelhardt,<br />

die Leiterin der Internet-Beratungsstelle,<br />

<strong>nah</strong>m die Auszeichnung persönlich entgegen.<br />

Was bedeutet der Gewinn des Grimme<br />

Online Award für die kids-hotline?<br />

Es ist eine riesige Anerkennung unserer<br />

Arbeit! Wir haben uns alle sehr gefreut,<br />

aus den vielen tollen Projekten ausgewählt<br />

zu werden. Dank dieses renommierten<br />

Preises haben wir auch viel Aufmerksamkeit<br />

in der Öffentlichkeit<br />

erhalten. Der Gewinn des<br />

World-Summit-Award<br />

Germany <strong>2009</strong> ist daraus<br />

hervorgegangen, durch den<br />

wir nun auf internationaler<br />

Ebene für den World-<br />

Summit-Award nominiert<br />

sind, einem von der UNO<br />

ins Leben gerufenen Medienpreis.<br />

Warum wurde gerade<br />

die kids-hotline für den<br />

Grimme Online Award ausgewählt?<br />

Was uns von anderen Anbietern,<br />

die Ähnliches machen<br />

abhebt und uns ein-<br />

zigartig macht ist, dass wir Hilfe im Netz<br />

anbieten und dabei stark mit Ehrenamtlichen<br />

und Peers, das sind jugendliche Beraterinnen<br />

und Berater, zusammenarbeiten.<br />

Die Ehrenamtlichen decken genau die Zeiten<br />

ab, in denen Online-Beratung in Anspruch<br />

genommen wird. In den Abendstunden,<br />

an Wochenenden, in den Ferienzeiten<br />

und an Feiertagen sind sie aktiv, wo<br />

andere Beratungsanbieter häufig nicht besetzt<br />

sind.<br />

Und was ist das Besondere an der Konzeption<br />

eurer Beratung?<br />

Die öffentlichen Foren, die jedem die Möglichkeit<br />

bieten, unsere Seite zu besuchen<br />

und erstmal zu schauen: was machen die<br />

da, was krieg ich für Beratung und bin ich<br />

dort in guten Händen? Dann können die<br />

Jugendlichen jederzeit ihre individuellen<br />

Anfragen stellen. Es gibt auch viele Besucherinnen<br />

und Besucher unserer Seite, die<br />

nie selber schreiben, aber sicher viel mitlesen<br />

und sich bereits dadurch Antworten<br />

auf ihre Fragen holen können.<br />

Wir sind dadurch ein sehr offenes Angebot,<br />

mit einer sehr niedrigen Zugangsschwelle.<br />

Ihr arbeitet mit 70 Ehrenamtlichen<br />

zusammen, die viel Freizeit für die kidshotline<br />

opfern, im Durchschnitt fünf bis<br />

zehn Stunden die Woche. Warum<br />

investieren sie ihre Zeit gerade in die<br />

kids-hotline?<br />

Unseren ehrenamtlichen Fachberaterinnen<br />

und -beratern gebührt wirklich große<br />

Anerkennung für ihr Engagement. Manche<br />

sind bereits seit sechs Jahren bei uns

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