nah dran - Ausgabe 2008 - Kinderschutz eV
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EinBlick Zahlen und Standorte<br />
Frühstück, kostenlos, für alle, mit Musik<br />
Auf den Tischen im Schülercafé stehen Brotkörbe,<br />
Obst, Honig, Joghurt, Marmelade. Der<br />
Duft von frischen Brezn, Blumen und Kerzen<br />
machen das Frühstücksambiente perfekt. Im<br />
Hintergrund läuft leise HipHop-Musik. Seit<br />
viertel nach sieben trudeln hier Schülerinnen<br />
und Schüler der Wörthschule ein, setzen sich<br />
an den gedeckten Frühstückstisch und lassen<br />
es sich schmecken. Das Angebot, das täglich<br />
bis zu 30 Schülerinnen und Schüler der<br />
Hauptschule gerne annehmen, hat eigentlich<br />
einen traurigen Hintergrund: Viele Jugendliche<br />
starten den Schultag mit leerem<br />
Magen. Zu Hause fällt das Frühstück aus,<br />
weil die finanziellen Mittel in der Familie<br />
knapp sind. Ab der Mitte des Monats wird an<br />
Lebensmitteln gespart. Oder das Frühstück<br />
zu Hause fällt aus, weil sich niemand darum<br />
kümmert oder schlicht aus Zeitgründen<br />
bzw. Bequemlichkeit der Schülerinnen und<br />
Schüler. „Uns ist wichtig, dass die Kinder versorgt<br />
sind. Die Gründe, weshalb sie zum<br />
Frühstück kommen, sind erst einmal nachrangig“,<br />
erklärt die Schulsozialarbeiterin<br />
Martina von Dewitz des <strong>Kinderschutz</strong> e.V.<br />
Die Folgen von unzureichender Nahrungsversorgung<br />
erleben die Lehrerinnen und<br />
Lehrer im Unterricht: Unkonzentriertheit<br />
und Schlappheit machen sich bemerkbar –<br />
Zeichen von Unterzuckerung. Gesund ist<br />
das nicht. Und nachdem ein Schüler sogar<br />
vom Stuhl gekippt ist, hat der damalige<br />
Rektor Martin Winter die Initiative ergriffen:<br />
Schluss mit dem Hunger an seiner<br />
Schule! Zusammen mit dem Team der<br />
Schulsozialarbeit vom <strong>Kinderschutz</strong> e.V.<br />
hat er das Schulfrühstück ins Leben gerufen.<br />
Seither lädt ein buntes Plakat am<br />
Schuleingang zum täglichen Frühstück im<br />
Schülercafé ein. Hier treffen sich Schülerinnen<br />
und Schüler eine gute halbe Stunde<br />
vor Unterrichtsbeginn. Einer der<br />
wenigen Orte, an dem sie sich klassenübergreifend<br />
begegnen und austauschen.<br />
„Die Hackordnung, die sonst oft auf dem<br />
Schulhof herrscht, ist hier aufgehoben“,<br />
erzählt Nina Diemer, die das Frühstücksangebot<br />
morgens organisiert und betreut.<br />
„Hier kann jeder herkommen und muss<br />
sich nicht blöd fühlen, wenn er sich den<br />
Euro für die Frühstücksemmel am Kiosk<br />
nicht leisten kann.“<br />
Nina Diemer setzt sich meist eine Weile<br />
an den Tisch dazu und hat ein offenes Ohr<br />
für die Fragen und Erzählungen der Jugendlichen.<br />
Wenn sie für das Frühstück<br />
einkaufen geht, berücksichtigt sie auch<br />
Wünsche der Schülerinnen und Schüler:<br />
Schokocreme gehört für die Kids auf den<br />
Tisch. Ist kein Joghurt mehr da, gibt’s lange<br />
Gesichter. Müsli kommt nicht so gut an.<br />
Manche lernen beim Schulfrühstück erstmals<br />
eine „Frühstückskultur“ kennen. Ein<br />
Schüler hat hier zum ersten Mal Erdbeeren<br />
gesehen, einer vorher noch nie Vollkornbrot<br />
gegessen. Die Schülerinnen und Schüler<br />
sind nicht nur für den Moment versorgt,<br />
sie haben hier auch ein Vorbild und lernen,<br />
wie man sich ausgewogen ernähren<br />
kann.<br />
Die Lebensmittel für das Frühstück werden<br />
zum Teil von der Münchner Tafel e.V.<br />
zur Verfügung gestellt, zum Teil werden<br />
sie aus eigenen Mitteln der Schulsozialarbeit<br />
eingekauft. Die Kinder- und Jugendstiftung<br />
der Stadt München hat einen<br />
Zuschuss gegeben. Doch die finanzielle<br />
Sicherung des Frühstücksangebots ist<br />
nicht einfach. „Neben Geldspenden zur<br />
Finanzierung des Frühstücks würden uns<br />
auch Lebensmittelspenden, beispielsweise<br />
von einer Bäckerei oder einem Supermarkt<br />
weiterhelfen“, sagt Martina von Dewitz.<br />
Schön wäre, wenn sich auch andere Schulen<br />
ein Vorbild am Schulfrühstück an der<br />
Wörthschule nähmen. Meist mangelt es<br />
jedoch nicht an der Idee und am Willen,<br />
sondern an der Finanzierung… Der Bedarf<br />
ist jedenfalls da!<br />
Der <strong>Kinderschutz</strong> e.V. bietet an folgenden Schulen<br />
in München und im Landkreis Dachau Jugendsozialarbeit<br />
und/oder offene Ganztagsbetreuung an:<br />
Hauptschule an der Wörthstraße<br />
Jugendsozialarbeit Wörthschule<br />
Wörthstraße 2<br />
81667 München<br />
Tel. (089) 45 86 75 88<br />
woerthschule@kinderschutz.de<br />
Schule zur individuellen Lernförderung in der<br />
Kirchenstraße<br />
Jugendsozialarbeit Förderschule Kirchenstraße<br />
Kirchenstraße 13<br />
81675 München<br />
Tel. (089) 41 94 23 -29<br />
kirchenstrasse@kinderschutz.de<br />
Sozialpädagogisches Förderzentrum-Ost<br />
Jugendsozialarbeit Förderzentrum München-Ost<br />
Astrid-Lindgren-Straße 5<br />
81829 München<br />
Tel. (089) 233 -47434<br />
foerderzentrum-muenchen-ost@kinderschutz.de<br />
Schule zur individuellen Lernförderung in der<br />
Dachauer Straße<br />
Jugendsozialarbeit Förderschule<br />
Dachauer Straße<br />
Dachauer Straße 98<br />
80335 München<br />
Tel. (089) 121 16 39 -24<br />
dachauer-strasse@kinderschutz.de<br />
Schule zur individuellen Lernförderung in der<br />
Herrnstraße<br />
Jugendsozialarbeit Förderschule Herrnstraße<br />
Herrnstraße 21<br />
80539 München<br />
Tel. (089) 233 -20428<br />
herrnstrasse@kinderschutz.de<br />
Sonderpädagogisches Förderzentrum Dachau<br />
Schülerzentrum am Schlossberg<br />
Dr.-Engert-Straße 9<br />
85221 Dachau<br />
Tel. (089) 23 17 16 -8820<br />
schuelerzentrum.schlossberg@kinderschutz.de<br />
Hauptschule Markt Indersdorf<br />
Jugendsozialarbeit Hauptschule<br />
Markt Indersdorf<br />
Wittelsbacherring 15<br />
85229 Markt Indersdorf<br />
Tel. (08136) 93 12 20<br />
hauptschule-markt-indersdorf@kinderschutz.de<br />
Die Zentrale der Münchner Jugendsozialarbeit an<br />
Schulen ist die Kreppe, ein Herbergshäuschen in<br />
Haidhausen, das für alle Schulen und die AEH ein<br />
verbindendes Element ist. Die Kreppe ist Ort für<br />
über die Arbeit in den Schulen hinausgehende<br />
Gruppenarbeit und Teambesprechungen, und es<br />
wird ein Schülercafé angeboten.<br />
Kreppe<br />
An der Kreppe 5<br />
81667 München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -7610<br />
kreppe@kinderschutz.de<br />
31 Fachkräfte sind in Voll- und Teilzeit in diesem<br />
Bereich tätig.<br />
Rund 750 Schülerinnen und Schüler wurden<br />
2007 im Rahmen der Angebote an Schulen<br />
betreut und gefördert.<br />
<strong>nah</strong> <strong>dran</strong><br />
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