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nah dran - Ausgabe 2008 - Kinderschutz eV

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6<br />

Jugendsozialarbeit an Schulen und berufsbezogene Jugendhilfe<br />

Jugendsozialarbeit an Schulen<br />

Zuhören, hinsehen und<br />

gemeinsam Lösungen finden<br />

Die Hauptschule rückt immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Beklagt<br />

werden das mangelhafte Bildungsniveau und die nicht ausreichenden sozialen<br />

Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Für diese jungen Menschen ist es meist<br />

ein schwieriger Weg in das Berufs- und Erwachsenenleben. Es besteht ein hoher<br />

Bedarf an Anleitung und Betreuung, der weit über die Möglichkeiten des überwiegend<br />

kognitiv ausgerichteten Schulunterrichts hinausgeht. Viele Schülerinnen<br />

und Schüler werden ab der 5. Klasse am Nachmittag sich selbst überlassen, oft ohne<br />

Mittagessen oder Hilfestellung.<br />

In München und Dachau bietet der<br />

<strong>Kinderschutz</strong> e.V. seit vielen Jahren<br />

Jugendsozialarbeit an Schulen an. Diese<br />

Betreuung hilft, im Kontext Schule auftretende<br />

Konflikte und Spannungen zu<br />

reduzieren und ihnen präventiv entgegenzuwirken.<br />

Gleichzeitig gibt es Betreuungsangebote<br />

am Nachmittag, die vom<br />

warmen Mittagessen bis zur Freizeitaktivität<br />

die Grundversorgung und Förderung<br />

der Kinder beinhalten. Am Vormittag<br />

bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Berufsvorbereitungseinheiten und Sozialtraining<br />

an. Die pädagogischen Fachkräfte<br />

arbeiten mit einzelnen Schülern, die<br />

besondere Unterstützung benötigen.<br />

Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen<br />

werden Lösungsmöglichkeiten für<br />

die jeweilige Problemlage entwickelt.<br />

Als Mira beispielsweise neu in die 6. Klasse<br />

kam, war sie sehr still und zurückhaltend.<br />

Sie fehlte häufig wegen Krankheit<br />

Unter fachkundiger Anleitung lernen die Jugendlichen das 1x1 der Fahrradreparatur.<br />

<strong>nah</strong> <strong>dran</strong><br />

und kam auch im Winter mit leichter<br />

Sommerbekleidung zur Schule. Der Versuch<br />

von Lehrern und Jugendsozialarbeit,<br />

mit der Familie Kontakt aufzunehmen,<br />

scheiterte an den mangelnden Deutschkenntnissen<br />

der Mutter. Mit Hilfe einer<br />

Dolmetscherin konnte schließlich ein<br />

gemeinsamer Termin mit der Mitarbeiterin<br />

der Jugendsozialarbeit und der Familie in<br />

deren Wohnung vereinbart werden. Dabei<br />

stellte sich heraus, dass die Familie sehr<br />

isoliert lebt. Mira und ihre Mutter waren<br />

erst vor drei Jahren nach Deutschland<br />

nachgezogen. Die Familie hatte keinerlei<br />

Kontakt zu anderen Familien. Miras Vater<br />

arbeitete für einen Hungerlohn in<br />

Doppelschicht. Mit einem halbjährigen<br />

Zwillingspaar war die Mutter überlastet.<br />

Im gemeinsamen Gespräch konnte die<br />

Familie überzeugt werden Hilfe anzunehmen.<br />

Die Mutter hat Kontakt zur Frauenberatung<br />

für Migrantinnen aufgenommen.<br />

Kindergeld und Elterngeld wurden<br />

beantragt und die<br />

Mutter nimmt mittlerweile<br />

an einem<br />

Deutschkurs mit Kinderbetreuung<br />

teil.<br />

Mira geht jetzt in die<br />

Ganztagsbetreuung<br />

der Jugendsozialarbeit<br />

an ihrer Schule.<br />

Regelmäßig kommt<br />

sie zum kostenlosen<br />

Frühstück, welches –<br />

genauso wie ihr<br />

Mittagessen - aus<br />

Spenden finanziert<br />

wird.<br />

Engagiert legen die Schülerinnen und Schüler bei<br />

der Neugestaltung des Schülergartens Hand an.<br />

Grundversorgung und Förderung<br />

Nach Unterrichtsende nehmen Kinder, die<br />

zur offenen Ganztagsbetreuung oder zur<br />

Mittagsbetreuung angemeldet sind, ein<br />

gemeinsames Essen ein und machen anschließend<br />

in betreuten Kleingruppen<br />

Hausaufgaben. Im Anschluss gibt es Sportund<br />

Spielangebote.<br />

Ein Schwerpunkt der Arbeit an den Schulen<br />

liegt auf der Berufsvorbereitung der<br />

Schülerinnen und Schüler. So werden<br />

verschiedenste Projekte, beispielsweise die<br />

Neugestaltung des Schülergartens, ein<br />

Fahrradworkshop, ein Schülercafé oder ein<br />

Fähigkeitenparcours, angeboten. Dort<br />

können die jungen Menschen bestehende<br />

Fähigkeiten weiterentwickeln und trainieren<br />

sowie neue entdecken.<br />

Da Jugendsozialarbeit an Schulen und die<br />

offene Ganztagsbetreuung keine Pflichtleistung<br />

nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />

sind, wird vielfach unter<br />

improvisierten Bedingungen gearbeitet. Es<br />

gibt nur einen Gruppenraum indem auch<br />

gegessen wird, die Hausaufgabengruppen<br />

verteilen sich auf einzelne Klassenzimmer,<br />

für die Hausaufgabenbetreuung und die<br />

Spiel- und Sportangebote können nur<br />

Hilfskräfte finanziert werden.<br />

Durch Spenden von Stiftungen und engagierten<br />

Bürgerinnen und Bürgern aus<br />

München und dem Landkreis Dachau<br />

werden Familien unterstützt, die das Mittagessen<br />

der Kinder nicht bezahlen können.

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