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nah dran - Ausgabe 2008 - Kinderschutz eV

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Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen<br />

für Mutter/Vater und Kind (MVK)<br />

Wenn die Kraft für zwei<br />

(noch) nicht reicht<br />

6.163 Mütter waren laut statistischem Bundesamt im Jahr 2006 noch minderjährig,<br />

als sie ihr Kind zur Welt brachten. Zwar sank die jährliche Anzahl der<br />

Teenagerschwangerschaften in den vergangenen Jahren stetig um einige Hundert,<br />

dennoch: von etwa 100 Neugeborenen hat eines eine Mutter unter 18 – und auch<br />

der Vater des Kindes ist oftmals noch minderjährig.<br />

Nicht immer kommen die selbst noch<br />

heranwachsenden Mütter und Väter so<br />

unerwartet früh mit dem „Elternsein“ zurecht.<br />

Wenn die Partnerschaft intakt ist,<br />

sind viele junge Eltern ihrer neuen Aufgabe<br />

mit etwas Hilfe häufig gewachsen. Oft<br />

werden sie auch von helfenden Händen<br />

aus der Familie unterstützt. Was aber,<br />

wenn die minderjährigen Mamas und<br />

Papas ohne Partner oder Partnerin dastehen<br />

und ihr eigenes Leben noch nicht im Griff<br />

haben?<br />

Der <strong>Kinderschutz</strong> e.V. unterstützt und hilft<br />

alleinerziehenden Müttern und Vätern ab<br />

16 Jahren und deren Kind(ern) im Rahmen<br />

des sozialpädagogisch betreuten Wohnens<br />

für Mut-ter/Vater und Kind (MVK). Die<br />

betreuten kleinen Familien leben möglichst<br />

selbständig in vom <strong>Kinderschutz</strong> e.V.<br />

angemieteten Wohnungen und werden<br />

jeweils durch ein oder auch zwei Betreuerinnen<br />

bedarfsorientiert unterstützt.<br />

Reif für Familie?<br />

Die betreuten Alleinerziehenden benötigen<br />

aufgrund ihres Alters und/oder<br />

schwierigen Lebenslagen sozialpädagogische<br />

Hilfe, Orientierung und Rat, um ihr<br />

Kleinkind adäquat versorgen zu können.<br />

Doch nicht nur um die Kindererziehung zu<br />

bewältigen, sondern auch um ihr eigenes<br />

Leben zu meistern, ihre Schul- oder Ausbildungssituation<br />

zu klären oder ggf. eine<br />

weiterführende Hilfe wie z.B. eine Therapie<br />

zu finden, erhalten diese Eltern Unterstützung.<br />

Da die Beziehung zum Vater<br />

bzw. zur Mutter des Kindes oft in Scherben<br />

liegt, erhalten die jungen Männer und<br />

Frauen auch in der Überwindung dieser<br />

Gräben Beistand, so dass das Kind möglichst<br />

zu beiden Elternteilen eine Beziehung<br />

aufbauen kann. Auch der oder die<br />

neue Partner/in wird einbezogen.<br />

Perspektiven entwickeln<br />

Der <strong>Kinderschutz</strong> e.V. betreut im MVK<br />

zahlreiche junge Mütter mit Migrationshintergrund.<br />

Sie leiden neben sprachlichen<br />

Problemen und Isolation oftmals unter<br />

unverarbeiteten Traumata – wie die 19jährige<br />

Aishe. Sie ist aus ihrer Heimat<br />

Äthiopien geflohen und wurde bereits<br />

während der Schwangerschaft betreut.<br />

Ihre Tochter ist jetzt 18<br />

Monate alt. Die junge Frau<br />

leidet seit sie in Deutschland<br />

ist unter Alpträumen.<br />

Über ihre Fluchtgeschichte<br />

kann und will sie nicht<br />

sprechen. Nachdem Aishe<br />

anfänglich extrem misstrauisch<br />

war und sich niemandem<br />

öffnete, hat sie<br />

inzwischen Vertrauen zu<br />

ihrer Betreuerin gefasst.<br />

Um ihre Vergangenheit zu<br />

bewältigen und sich für ein selbständiges<br />

Leben mit ihrer Tochter zu stärken, hat sie<br />

mittlerweile einer Therapie zugestimmt.<br />

Zwei Termine hat sie bereits wahrgenommen.<br />

Auch beruflich hat sich Aishe inzwischen<br />

Ziele gesteckt. Sie besucht nun einen<br />

Deutschkurs und ihre Tochter konnte mit<br />

Unterstützung der Betreuerin halbtags in<br />

einer Kinderkrippe untergebracht werden.<br />

Höhepunkt der Woche ist für Aishe die<br />

Nähgruppe im Haus des MVK. Hier hat sie<br />

ihr Talent für Handarbeit entdeckt. Sie ist<br />

stolz auf ihre Fähigkeiten, entwirft und<br />

näht Kleidung für sich und ihre Tochter<br />

und gibt den anderen Frauen in der Gruppe<br />

Ratschläge. Sie hofft, mit ein bisschen<br />

Übung so gut zu werden, dass es für einen<br />

Job, z.B. eine Ausbildung in einer Änderungsschneiderei,<br />

reicht. In der Nähgruppe<br />

hat Aishe auch erstmals seit sie in<br />

Deutschland ist eine Freundin gefunden,<br />

mit der sie sich treffen, über Kinderkrankheiten<br />

und Mode aber auch über die Freuden<br />

und Schwierigkeiten des Alltags austauschen<br />

kann.<br />

Zahlen und Standort<br />

11 Fachkräfte sind in Voll- und Teilzeit in diesem<br />

Bereich tätig.<br />

20 Mütter und Väter wurden mit ihren Kindern<br />

2007 betreut und begleitet.<br />

Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen für<br />

Mutter/Vater und Kind<br />

Olga-Heerdegen-Haus<br />

Heimperthstraße 13<br />

80935 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -9010<br />

mvk@kinderschutz.de<br />

<strong>nah</strong> <strong>dran</strong><br />

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