nah dran - Ausgabe 2008 - Kinderschutz eV
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22<br />
Schule zur sonderpädagogischen Förderung<br />
Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule<br />
Mehr als Mathe, Deutsch und Sport – Eine<br />
besondere Schule für besondere Menschen<br />
Rund 60 Schüler aus Dachau und den umliegenden Landkreisen besuchen die<br />
Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule. Als Schule zur Erziehungshilfe nimmt sie Kinder<br />
und Jugendliche mit einem hohen Förderbedarf im Bereich der emotionalen und<br />
sozialen Entwicklung auf. Diese Schüler sind normal begabt und intelligent – nur<br />
konnte man ihrem außerordentlichen Förderbedarf im Unterricht einer regulären<br />
Grund- und Hauptschule nicht (mehr) gerecht werden. Fälschlicherweise spricht man<br />
oft von „unbeschulbaren“ Kindern – was die Erfahrungen und Erfolge an der<br />
Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule widerlegen.<br />
Die meisten Schüler tragen einen Rucksack<br />
voller sozialer und psychischer Probleme,<br />
teils aufgrund ihrer familiären Geschichte<br />
und Hintergründe, teils aufgrund ihrer<br />
eigenen Persönlichkeitsstrukturen. Viele<br />
befinden sich in ambulanter kinder- und<br />
jugendpsychiatrischer Behandlung oder<br />
haben einen längeren stationären Aufenthalt<br />
hinter sich. Die Diagnosen reichen von<br />
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-<br />
Störung (ADHS) über Störung des Sozialverhaltens,<br />
Angst- und Tic-Störungen,<br />
Depressionen bis hin zu autistischen Zügen.<br />
Infolgedessen leiden die Kinder oft unter<br />
sozialer Isolation und schulischen Misserfolgen.<br />
Mangelndes Selbstvertrauen,<br />
Rückzugsverhalten, geringes Durchhaltevermögen<br />
gepaart mit geringer Frustrationstoleranz<br />
und eine mangelhafte Gruppen -<br />
fähigkeit sind weitere Auswirkungen.<br />
Voraussetzung für einen erfolgreichen<br />
Schulbesuch trotz dieses „Problempaketes“<br />
ist eine gleichzeitige Jugendhilfemaß<strong>nah</strong>me,<br />
die die Kinder und Jugendlichen dabei unterstützt,<br />
ihre sozialen und emotionalen<br />
Defizite auszugleichen. Einige der Jungen<br />
besuchen daher die ebenfalls auf dem<br />
Grundstück gelegene Heilpädagogische<br />
Tagesstätte, andere werden im Rahmen<br />
einer „Intensiven Sozialpädagogischen<br />
Einzelmaß<strong>nah</strong>me“ in einer Kleingruppe<br />
betreut. Der größte Teil der Schüler, für die<br />
wegen ihrer sozialen und psychischen Problemlagen<br />
ambulante Erziehungs- und<br />
Förderangebote nicht ausreichen, lebt im<br />
benachbarten Amalie-Nacken-Heim. „Bildung“<br />
und „Erziehung“ laufen hier jedoch<br />
nicht nebeneinander her, sondern gehen<br />
Hand in Hand: Gemeinsam mit den sozialpädagogischen<br />
Fachkräften des Heims<br />
<strong>nah</strong> <strong>dran</strong><br />
entwickeln die Lehrkräfte für jedes Kind<br />
und jeden Jugendlichen einen individuellen<br />
Förderplan. Darüber hinaus haben<br />
zahlreiche sozialpädagogische Elemente<br />
wie Sozialtraining Einzug in den Schulalltag<br />
gefunden, Unterrichtsphasen wechseln<br />
sich mit Spiel- und Entspannungsphasen<br />
ab und einzelne Schüler werden im Unterricht<br />
von sozialpädagogischen Fachkräften<br />
begleitet.<br />
Durchgangsstation oder Brücke<br />
ins Berufsleben<br />
In kleinen Klassen der Jahrgangsstufen 3<br />
bis 9 bekommen die Schüler den Unterrichtsstoff<br />
der Grund- und Hauptschulen<br />
vermittelt und haben die Möglichkeit, den<br />
qualifizierenden Hauptschulabschluss zu<br />
erlangen. Eine Schule zur Erziehungshilfe<br />
soll jedoch möglichst eine Durchgangsschule<br />
sein. Intensive Förderung, soziales<br />
Training, Aufbau von Selbstbewusstsein<br />
und Leistungsbereitschaft, sowie eine eng<br />
eingebundene Elternarbeit ermöglichen<br />
zahlreichen Schülern die Rückkehr an eine<br />
Regelschule.<br />
Schüler der Hauptschuloberstufe werden<br />
gezielt auf den Einstieg in das Berufsleben<br />
vorbereitet. Im Umfeld der Schule bestehen<br />
gute Kontakte zu Betrieben, in denen die<br />
Schüler Praktika absolvieren können. Hier<br />
erleben sie, worauf es im Job ankommt,<br />
sie erkennen ihre beruflichen Neigungen<br />
und Fähigkeiten und können einen persönlichen<br />
Eindruck im Betrieb hinterlassen. So<br />
manchem Schulabgänger hat dies schon<br />
den Weg in eine Ausbildung geebnet, wie<br />
auch dem heute 17-jährigen Azubi Jo: „Ich<br />
war damals in der Dr.-Elisabeth-Bamberger-<br />
Schule kein leichter Fall. Ich habe ja keinen<br />
an mich rangelassen. Trotzdem haben<br />
mich die Lehrer nie aufgegeben, sondern<br />
immer wieder versucht, einen Zugang zu<br />
mir zu finden. Schließlich habe ich auch<br />
die Kurve gekriegt. Ich bin froh, dass ich<br />
durch den Kontakt in einem Praktikum<br />
jetzt einen Ausbildungsplatz bekommen<br />
habe.“<br />
Auch der Rückblick auf die Abgangsklasse<br />
des Schuljahrs 2006/07 bestätigt den<br />
Erfolg des Zusammenwirkens von Jugendhilfe<br />
und Schule: Sieben Schüler des<br />
Jahrgangs schlossen die Hauptschule<br />
erfolgreich ab, davon sogar sechs mit dem<br />
„Qualifizierenden Hauptschulabschluss“.<br />
Einer dieser erfolgreichen Abgänger<br />
besucht jetzt eine weiterführende Schule,<br />
drei machen ein Berufsgrundschuljahr und<br />
drei haben bereits eine betriebliche Lehre<br />
begonnen.<br />
Stütz- und Förderklasse<br />
Musterbeispiel einer gelungenen Verzahnung<br />
von Schule und Jugendhilfe ist auch<br />
die Stütz- und Förderklasse (SFK), die seit<br />
dem Schuljahr 2007/08 unter dem Dach<br />
der Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule an-