nah dran - Ausgabe 2008 - Kinderschutz eV
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Ambulante Erziehungshilfe<br />
Familien stärken und<br />
Herausforderungen meistern<br />
Ambulante Erziehungshilfe (AEH) ist eine Hilfe nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz.<br />
Übergeordnetes Ziel der AEH ist es, die Familien zu befähigen, ihr<br />
Leben wieder selbständig und den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechend<br />
zu gestalten. Der <strong>Kinderschutz</strong> e.V. bietet im Auftrag des Stadtjugendamtes<br />
München in 5 von 13 Sozialregionen in München dieses sozialräumlich orientierte<br />
Erziehungsangebot an. Neben der sozialräumlichen AEH bietet der <strong>Kinderschutz</strong> e.V.<br />
auch AEH für Familien an, die von Gehörlosigkeit betroffen sind.<br />
Die pädagogische Hilfe findet im Lebensraum<br />
der Familien, in den Wohnungen der<br />
Betroffenen oder aber den Räumlichkeiten<br />
des Vereins statt. Zusätzlich zu den vielfältigen<br />
Einzelkontakten mit der Familie<br />
gibt es unterstützende Gruppenangebote.<br />
Neben der Arbeit mit den Familien und deren<br />
Kindern wirken die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der AEH an der Gestaltung<br />
des Sozialraums mit und sind somit an der<br />
Entwicklung des Stadtbezirks aktiv beteiligt.<br />
Der 14-jährige Johannes und seine Familie<br />
werden bereits seit einem Jahr von einer<br />
Mitarbeiterin des <strong>Kinderschutz</strong> e.V. betreut.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Familie begann,<br />
nachdem der Junge mehrmals beim<br />
Ladendiebstahl erwischt wurde. Johannes<br />
und seine Eltern vereinbarten zusammen<br />
mit dem Jugendamt und hinzugezogenen<br />
Jugendhilfe-Einrichtungen die Einleitung<br />
einer Ambulanten Erziehungshilfe.<br />
Beide Eltern haben mehrere Jobs und sind<br />
kaum zuhause. Johannes war meist sich<br />
selbst überlassen und nicht ausreichend<br />
versorgt. Der Junge hatte sich einer<br />
Jugendclique angeschlossen, die immer<br />
wieder Diebstähle begeht und nur noch<br />
sporadisch die Schule besucht.<br />
Die Mitarbeiterin der AEH muss im ersten<br />
Schritt Johannes und seine Eltern überzeugen,<br />
dass eine ernsthafte Gefährdung<br />
vorliegt und an der Situation gearbeitet<br />
werden muss. Für die Familie ist es schwierig,<br />
sich auf die Hilfe von außen einzulassen.<br />
Ihre Betreuerin sucht nach verschiedenen<br />
Ansatzpunkten: Wer ist noch in Johannes<br />
Clique? Gibt es einen Lehrer, dem Johannes<br />
vertraut? Was in teressiert Johannes? Wo<br />
würden die Eltern Entlastung spüren? Welche<br />
Träume hatten sie für ihre Kinder? Mit<br />
<strong>nah</strong> <strong>dran</strong><br />
den Eltern und Johannes werden regelmäßige<br />
Besprechungen vereinbart. Gleichzeitig<br />
erhalten die Eltern eine Einladung zu den<br />
Mehrfamilienangeboten des Vereins. Im<br />
Hintergrund gibt es zahlreiche Kontakte zur<br />
Schule, zum Jugendpolizisten und zur Streetwork,<br />
die ebenfalls daran arbeitet, Kontakt<br />
zu der Clique von Johannes aufzubauen.<br />
Es gelingt, Johannes für die erlebnispädagogischen<br />
Angebote in der Region zu<br />
begeistern. Er beteiligt sich an Höhlenerkundungen,<br />
fährt mit zum Fischen und ist<br />
langsam bereit, an den wöchentlichen<br />
Gruppentreffen teilzunehmen. So entsteht<br />
im Lauf von mehreren Monaten ein Vertrauensverhältnis<br />
zwischen ihm und der Mitarbeiterin<br />
der AEH. Er beginnt, mit ihr über<br />
seine Situation und die Zukunft zu sprechen.<br />
Die Eltern tun sich immer noch schwer.<br />
Vereinbarte Termine werden kurz vorher abgesagt.<br />
Trotzdem bewegt sich einiges in der<br />
Familie. Johannes nimmt auf Veranlassung<br />
der AEH inzwischen an einem Nachmittagsbetreuungsprogramm<br />
an seiner Hauptschule<br />
teil, so dass er in seinem Tagesablauf - unabhängig<br />
von den Eltern - Struktur erfährt.<br />
Der Junge erhält in der Schule Frühstück und<br />
Mittagessen. Er erledigt dort seine Hausaufgaben<br />
und nimmt an den verschieden Freizeitangeboten<br />
der Nachmittagsbetreuung teil.<br />
Einmal wöchentlich kommt Johannes zur<br />
Jugendgruppe in die Außenstelle der AEH<br />
und bespricht im Anschluss daran mit der<br />
AEH-Mitarbeiterin seine Schwierigkeiten,<br />
aber auch Erfolge. Die Schulleistungen des<br />
Jungen haben sich in der Zwischenzeit stark<br />
verbessert. Johannes hat neue Freunde<br />
gefunden und nimmt regelmäßig am Unterricht<br />
teil. Diese Erfolgserlebnisse motivieren<br />
ihn und entlasten auch das Zusammenleben<br />
mit seinen Eltern. Ihnen fallen die Erfolge<br />
ihres Sohnes auf. So beginnen auch sie zu<br />
ihrer Betreuerin Vertrauen zu fassen. Sie<br />
verstehen Gesprächsangebote und begleitende<br />
Elternveranstaltungen immer stärker<br />
als Chance, die dazu dienen ihre Familiensituation<br />
zu verbessern.<br />
Interkulturelles<br />
Qualitätsmanagement<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AEH<br />
haben eine zweijährige Ausbildung zum<br />
Interkulturellen Qualitätsmanagement mit<br />
Erfolg abgeschlossen. Ziel der von der<br />
Landeshauptstadt München angebotenen<br />
Ausbildung ist die Intensivierung und Qualifizierung<br />
der interkulturellen Arbeit mit<br />
Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund.<br />
Im Rahmen von verschiedensten<br />
multikulturellen Projekten haben<br />
die pädagogischen Fachkräfte ihre neuen<br />
Erfahrungen bereits in die Praxis einbringen<br />
können. So feierten Klientinnen und Klienten<br />
gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern der AEH unter dem Motto<br />
“Vielfalt erleben“ ein interkulturelles Fest.<br />
Ein Länderbazar sowie ein internationales<br />
Buffet machten unter anderem die kulturelle<br />
Vielfalt erlebbar.