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test9 - Moorgut Kartzfehn

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Pododermatitis -<br />

Fußballenveränderungen in der Putenmast<br />

(Vortrag von Dr. Hartmut Meyer anlässlich der 12. <strong>Kartzfehn</strong>er Herbstgespräche, November/Dezember 2005)<br />

Abgeleitet aus dem Griechischen<br />

„podos“ (=Fuß) beschreibt der Sammelbegriff<br />

„Pododermatitis“ eine Vielzahl<br />

von Hautveränderungen und -<br />

entzündungsprozessen im Fußballenund<br />

Zehenbereich von Geflügel.<br />

Häufig wird auch von Sohlenballenirritationen,<br />

-veränderungen oder<br />

-läsionen gesprochen. Die meisten<br />

Läsionen erscheinen im Bereich der<br />

Sohlenballen (Metatarsalballen). Im<br />

fortgeschrittenen Stadium können<br />

auch die Zehenballen (Digitalballen)<br />

betroffen sein. Bedeckt werden der<br />

Metatarsal- und der Digitalballen<br />

durch Hautschuppen, die direkten<br />

Kontakt zur Einstreu haben. Im<br />

Sohlenballen sind Fettkörperchen<br />

eingelagert, welche als mechanische<br />

Druckpolster wirken. Weiterhin sind<br />

Blutgefäße, Nervenzellen, freie<br />

Nervenendungen und Mechanorezeptoren<br />

zu finden. Deshalb setzt hier<br />

das theoretische Problemszenario an,<br />

wonach entstehende Fußballenläsionen<br />

anfangs zu Unbehagen,<br />

dann zu Bewegungsunwillen<br />

führen, um schließlich aufgrund von<br />

Schmerzen die allgemeine Aktivität<br />

zu senken. Infolge des häufigen<br />

Sitzens wegen mangelnder Aktivität<br />

und des Eindringens von Keimen<br />

durch die Läsionen kann es zu einer<br />

Beeinträchtigung des Schlachtkörpers<br />

kommen. Somit erfährt die<br />

Pododermatitis nicht nur eine tierschutzrelevante<br />

sondern auch eine<br />

wirtschaftliche Bedeutung.<br />

Zehenballen<br />

(Digitalballen)<br />

Entstehungsverlauf<br />

Nach <strong>Kartzfehn</strong>er Beobachtungen<br />

entstehen die Veränderungen an<br />

den Fuß- und Zehenballen in mehreren<br />

Schritten. Allerdings gibt es<br />

zwischen den Entwicklungsschritten<br />

keine klaren Grenzen. Vielmehr sind<br />

die Übergange fließend, wobei häufig<br />

die Ausprägung des Schweregrades<br />

der Läsionen zwischen den<br />

Fußpaaren ungleich ist.<br />

Stufe 1<br />

Schon während der Aufzuchtphase<br />

im Kükenring können die Weichen<br />

für die Entstehung einer späteren<br />

Pododermatitis gelegt werden. Ins-<br />

Februar 2006<br />

AUSGABE 71<br />

Sohlenballen<br />

(Metatarsalballen)<br />

besondere bei unzulänglicher Pflege<br />

der Einstreu haftet das Kot- und<br />

Einstreugemisch an den Füßen, welches<br />

häufig infolge der niedrigen<br />

Luftfeuchtigkeit aushärtet (siehe<br />

Bild 2). Dieses führt zu einer Druckerhöhung.<br />

Außerdem kann es durch<br />

aggressive Stoffe der Faeces oder<br />

durch fäkale Abbauprodukte zu<br />

einer Reizung und somit zu einer<br />

INHALT<br />

Pododermatitis - Fußballenveränderungen<br />

in der Putenmast 1<br />

Bestandsspezifische<br />

Impfungen 7


Bild 2<br />

Bei unzulänglicher Pflege der<br />

Einstreu kann es bereits am<br />

6. Tag zu Verkrustungen an<br />

den Füßen kommen.<br />

Schwächung der Sohlenhaut kommen.<br />

Rötungen der Haut sind zu<br />

beobachten.<br />

Stufe 2<br />

Im folgenden Entwicklungsverlauf<br />

kommt es zu starken bis übermäßigen<br />

Verhornungen und Verlängerungen<br />

der Hautschuppen („Hyperkeratose“),<br />

so dass diese sich fast bürstenartig<br />

aufstellen. Eine Verbindung<br />

mit dem Kot- und Einstreugemisch<br />

ist somit leicht möglich.<br />

Sowohl der Sohlen- als auch der<br />

Zehenballen können bereits betroffen<br />

sein.<br />

Stufe 3<br />

Im Folgenden wuchern die Hautgewebszellen;<br />

die Epidermis verdickt<br />

sich und führt zu einer veränderten<br />

Hornsubstanz („Parakeratose“).<br />

Folglich ist die Permeabilitätsbarriere-Funktion,<br />

d.h. die „Durchlässigkeitsschranke“<br />

der Haut herabgesetzt.<br />

Dadurch wird das Eindringen<br />

von Keimen erleichtert, so dass<br />

progressive Entzündungsreaktionen<br />

möglich sind.<br />

Stufe 4<br />

Die Entzündungen nehmen ihren<br />

weiteren Verlauf, bis das Gewebe<br />

B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

abstirbt. In extremen Fällen kann es<br />

zu tiefgreifenden Geschwüren der<br />

Haut und Schleimhäute kommen.<br />

Heilungsmöglichkeiten<br />

Es ist offensichtlich, dass es eine<br />

individuell unterschiedliche Neigung<br />

der Mastputen zum Ausprägungsschweregrad<br />

von Hautläsionen gibt.<br />

In der Literatur (Eckstrand und<br />

Algers [1997]; Clark et al., 2002)<br />

und auch in eigenen Untersuchungen<br />

wurde beobachtet, dass<br />

mit zunehmendem Alter der Puten<br />

ein teilweises oder gänzliches Abheilen<br />

der Hautläsionen möglich ist.<br />

Bei diesem Prozess kommt es zur<br />

Bildung von Narbengewebe, das sich<br />

durch eine glatte epidermale Oberfläche<br />

auszeichnet. Um diesen Zustand<br />

zu erreichen, ist allerdings<br />

eine kontinuierlich trockene Einstreu<br />

notwendig. Durchfälle, die<br />

dazu führen, dass die Füße der Tiere<br />

permanent feucht sind und den<br />

aggressiven Fäkalbestandteilen ausgesetzt<br />

sind, sind unbedingt zu verhindern.<br />

Eine Erhöhung des Biotingehaltes<br />

des Futters kann den Prozess<br />

unterstützen (Harms und<br />

Simpson, 1977; Platt et al., 2004).<br />

Ursachen<br />

Die Ursachen für das Auftreten der<br />

Pododermatis sind sehr komplex,<br />

d. h. multifaktoriell bedingt (Mayne<br />

2005). Offensichtlich hat feuchte<br />

Einstreu den größten Einfluss auf<br />

die Entwicklung der Fußballen-<br />

Dermatitis, wobei alle auf die Einstreuqualität<br />

wirkenden Faktoren<br />

ebenfalls mit ins Kalkül gezogen<br />

werden müssen. Insbesondere stehen<br />

hier Erkrankungen des Darmes,<br />

die dazu führen, dünnen Kot abzusetzen,<br />

im Vordergrund.<br />

2<br />

Die Verdaulichkeit des Futters ist in<br />

diesem Zusammenhang nicht zu<br />

vernachlässigen, denn schlecht verdauliches<br />

Futter führt zu<br />

Darmstörungen. Biotin hat einen<br />

positiven Effekt auf die Fußballengesundheit,<br />

Biotin-Mangel führt zu<br />

höherer Anfälligkeit (Platt et al.,<br />

2004). Weiterhin wird diskutiert,<br />

dass die Ausprägung von Pododermatitis<br />

durch die Putenherkunft<br />

beeinflusst werden kann (Hafez et<br />

al., 2004). Es wird vermutet, dass<br />

die Haut der Tiere evtl. nicht ausreichend<br />

Zeit hat, mit dem schnellen<br />

Wachstum gleichzuziehen, um sich<br />

entsprechend zu entwickeln (Buda,<br />

2002). Unklar ist der Einfluss der<br />

Besatzdichte. Hafez et al. (2005)<br />

fanden bei ihren Untersuchungen<br />

keinen gerichteten Einfluss der<br />

Besatzdichte auf die Fußballengesundheit.<br />

Der Einfluss des Geschlechts<br />

wird kontrovers diskutiert.<br />

Die Bewertungen der Schlachtereien<br />

belegen Literaturstudien, wonach<br />

Hähne- und Hennenpartien unterschiedlich<br />

beurteilt werden<br />

(Martland, 1984; Clark et al., 2002).<br />

Weiterhin sind saisonale Effekte<br />

denkbar, da insbesondere bei kühler<br />

feuchter Witterung während des<br />

Winters die Einstreuqualität schlechter<br />

unter Kontrolle zu halten ist.<br />

Beurteilungssysteme für<br />

Pododermatis-Erscheinungen<br />

Die Vergleichbarkeit verschiedener<br />

Literaturquellen bei der Beurteilung<br />

von Fußballen-Läsionen ist sehr<br />

schwierig, da die Übergange der<br />

Fußballenveränderungen sehr fließend<br />

und klare Abgrenzungen nicht<br />

möglich sind. Des Weiteren gibt es<br />

große Variationen in den Erscheinungsbildern<br />

auch innerhalb gleicher<br />

Behandlungsgruppen. Erschwe-


end kommt hinzu, dass sehr häufig<br />

die Fußpaare ungleich betroffen<br />

sind. Selbst objektive histologische<br />

Befunde können durch subjektive<br />

Auswahlkriterien betroffener Füße in<br />

ihrer Aussagequalität geschmälert sein.<br />

Einflüsse der Putenherkunft, der<br />

Einstreu und des Futterregimes<br />

auf die Entstehung von<br />

Pododermatitis bei Puten<br />

Material und Methode<br />

1.540 männliche BUT Big 6<br />

Eintagsküken wurden auf 5 verschiedene<br />

Behandlungsgruppen aufgeteilt.<br />

Eine 6. Gruppe ergab sich<br />

durch die zusätzliche Einstallung<br />

von 320 Hybrid Converter Hahnenküken.<br />

Für jede Gruppe konnten<br />

jeweils 4 Wiederholungen (Boxen)<br />

berücksichtigt werden, so dass die<br />

entsprechenden Haltungsboxen mit<br />

77 (Big 6) oder 80 (Converter)<br />

Hähnen in der Anfangsperiode<br />

belegt waren. Aus der Versuchsanstellung<br />

ergaben sich drei grundsätzliche<br />

Vergleichsgruppierungen:<br />

1. Putenherkunft:<br />

Big 6 (schwere Linie) im Vergleich<br />

zu Hybrid Converter (mittelschwere<br />

Linie)<br />

2. Futterregime:<br />

„Standardfutter“ im Vergleich zu<br />

„eiweißreduziert“ und „Limitfutter“<br />

3. Einstreu:<br />

Hobelspäne im Vergleich zu<br />

Kurzstroh plus Kalk und Hobelspäne<br />

plus Mistral<br />

Bei der Gestaltung der Futterrezeptur<br />

wurde zum einen der Proteingehalt<br />

der P1 bis P6– Rationen auf<br />

B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

90 % der Standardration gesetzt,<br />

um eine Darmentlastung zu bewirken<br />

und somit eine trockenere<br />

Einstreu zu erzielen. Beim sogenannten<br />

„Limitfutter“ wurden die<br />

Limits für schwierige Komponenten,<br />

wie z. B. Raps- oder<br />

Sonnenblumenextraktionsschrot,<br />

stark ausgereizt. Die allgemeinen<br />

Restriktionen entsprachen jedoch<br />

den Vorgaben des Standardfutters.<br />

In den Boxen, in denen eine spezielle<br />

Behandlung der Einstreu vorgesehen<br />

war, wurde in einer Art „Top-<br />

Dressing“ entweder Kurzstroh mit<br />

Kalk oder Hobelspäne mit Mistral<br />

regelmäßig (ein- bis zweimal pro<br />

Woche) abgestreut. Bis zur 19. Woche<br />

wurden dabei von jedem Produkt<br />

im Durchschnitt wöchentlich<br />

bis zu ca. 0,2 kg Behandlungsmittel<br />

pro m 2 von Hand eingebracht.<br />

Bei dem Produkt „Mistral“ (Firma<br />

Ahrhoff) handelt es sich um eine<br />

Mischung aus Meeresalgen, mineralischen<br />

und pflanzlichen Nässebindern,<br />

Pflanzenextrakten sowie<br />

Trocknungsbeschleuniger. Mistral<br />

soll Feuchtigkeit binden und ein<br />

besseres Klima erzeugen.<br />

Die Bewertung der Fußballen erfolgte<br />

am 70., 98., 128. und 147. Tag<br />

(=Mastende). Hierbei wurden jeweils<br />

20 Stichproben je Behandlung bzw.<br />

am Mastende alle Tiere jeder<br />

Behandlung bewertet. Die Bewertung<br />

zum Ende der Mastperiode<br />

erfolgte in der Schlachterei und hier<br />

nur der rechte Fuß. Bei der Beurteilung<br />

im Stall war es nötig, die<br />

Füße der Tiere mit Wasser und<br />

Reinigungsmittel zu säubern.<br />

3<br />

Bild 3 Vor der Bewertung der<br />

Fußballen wurden die Füße<br />

gewaschen<br />

Das Beurteilungssystem entspricht<br />

ähnlich dem anderer Autoren (z. B.<br />

Clark et al., 2002) (s. Übersicht 1).<br />

Beobachtungen<br />

Trotz guter Einstreupflege konnten<br />

bereits am 70. Lebenstag in allen<br />

Behandlungsgruppen Tiere beobachtet<br />

werden, deren Fußballen-Haut<br />

krustig und rissig erschienen. Die<br />

Schuppen des Sohlenballens waren<br />

verlängert und knickten z. T. ab.<br />

Beim Herauslösen des Schorfes<br />

konnten Blutungen in der Oberhaut<br />

provoziert werden. Auch waren<br />

schon bei Einzeltieren leichte Veränderungen<br />

an den Zehenballen zu<br />

erkennen. Am 98. Tag der Beobachtungsreihe<br />

führten in den Extremfällen<br />

großflächige Verschmutzungen<br />

mit Einstreu- und Kotresten<br />

zu rötlich-braunen Einfärbungen<br />

einzelner Schuppenbereiche. Hautrisse<br />

und individuell unterschiedlicheSchuppenverlängerungsausprägungen<br />

und Verschorfungen wurden<br />

festgestellt. Teilweise waren die<br />

Zehenballen verdickt, allerdings teilweise<br />

nur an einem Fuß. Mit Fortschreiten<br />

der Mastperiode (128. Tag)<br />

war besonders auffällig, dass es bei<br />

Tieren, deren Einstreuqualität durch<br />

dünnen Kot (hier Gruppe „Limit-Futter“)<br />

stark in Mitleidenschaft gezogen<br />

war, zu netzartigen Verbindungen<br />

des Hobelspan-Kot-Gemisches


Übersicht 1<br />

Einstufung<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Beschreibung<br />

mit abgelösten Hautschuppen kam.<br />

Dieses Gemisch war vom Fuß<br />

schwer zu lösen. Mittlere bis großflächige<br />

Schorfkrusten traten auf.<br />

Allerdings konnten bei Einzeltieren<br />

Füße beobachtet werden, bei denen<br />

sich am Schorfkrustenrand bereits<br />

glattes Narbengewebe gebildet<br />

hatte (d. h. als Hinweis für einen<br />

beginnenden Heilungsprozess). Auch<br />

gab es Tiere, deren Füße nach wie<br />

vor unbelastet waren. Dieses betraf<br />

besonders die Hybrid Converter -<br />

Gruppe.<br />

B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

Beurteilungssystem<br />

Keine Veränderung der Fuß- und Zehenballen.<br />

Leichte Hyperkeratose (Verhornung und Verlängerung der Hautschuppen).<br />

Starke Hyperkeratose bis Parakeratose (Epidermis verbreitet und verdickt<br />

sich, erste Risse erkennbar), Hornsubstanz geschädigt.<br />

Oberflächliche Pododermatitis (Entzündungen in der Oberhaut mit<br />

Ablösen von Hornsubstanz).<br />

Starke ulcerative Pododermatitis (mit tiefgreifenden Entzündungen<br />

in der Haut und Unterhaut bis zur Ballenverdickung).<br />

Bis zum Mastende setzte sich dieser<br />

Trend fort. Auffällig war bei der<br />

Bewertung aller Tiere, dass nur<br />

wenige Einzeltiere in die Extremgruppe<br />

4 (starke tiefgreifende<br />

Entzündungen) fielen.<br />

4<br />

Ergebnisse<br />

1. Einfluss der Putenherkunft<br />

Bei den Bewertungen der Fußballen<br />

am 70. bzw. am 147. Lebenstag<br />

konnten Vorteile für die mittelschwere<br />

Herkunft Hybrid Converter<br />

im Vergleich zur schweren Herkunft<br />

BUT Big 6 festgestellt werden (siehe<br />

Grafiken 1 und 2). Gleiche Tendenzen<br />

konnten zwischenzeitlich am<br />

98. und 128. Beobachtungstag ermittelt<br />

werden.<br />

Diese Beobachtungen stehen im<br />

Einklang zu Arbeiten von Hafez et<br />

al. (2004), die ebenfalls eine bessere<br />

Bewertung bei mittelschweren Herkünften<br />

fanden.<br />

durchschnittliches Scoring<br />

durchschnittliches Scoring<br />

Grafik 1<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

Grafik 2<br />

2,8<br />

2,4<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0,0<br />

Einfluss der Putenherkunft<br />

auf die Bewertung des<br />

Fußballen-Zustandes<br />

(70. Lebenstag)<br />

0,85<br />

1,20<br />

Converter Big 6<br />

Einfluss der Putenherkunft<br />

auf die Bewertung des<br />

Fußballen-Zustandes<br />

(147. Lebenstag)<br />

2,45<br />

2,81<br />

Converter Big 6


2. Einfluss der Futterzusammensetzung<br />

Interessanterweise konnte sowohl<br />

zum Beginn der Beobachtung (70.<br />

Tag) als auch zum Ende bei den<br />

Futterbehandlungen keine klare<br />

Tendenz erkannt werden. Obwohl<br />

das „Limit-Futter“ zwischenzeitlich<br />

(128. Lebenstag) dazu führte, dass -<br />

wie beschrieben - das Kot-Hobelspangemisch<br />

sehr schwer von den<br />

Füßen zu lösen war, führte diese<br />

Erscheinung am Ende nicht zu einer<br />

schlechteren Beurteilung (s. Grafiken<br />

3 und 4). Entgegen der<br />

Erwartung führte auch die eiweißreduzierte<br />

Variante (Minus 10 % vs.<br />

Standard) nicht dazu, dass die Füße<br />

entlastet wurden und zu einer besseren<br />

Bewertung führten. Trotzdem<br />

muss postuliert werden, dass grundsätzlich<br />

davon auszugehen ist, dass<br />

die Stabilität und Gesundheit des<br />

Darmes eine essentielle Rolle im<br />

Geschehen um die Entwicklung der<br />

Pododermatitis spielt.<br />

3. Einfluss der Einstreubehandlung<br />

bzw. des -materials<br />

Die Behandlung der Einstreu mit<br />

Zusatzstoffen, die dazu entwickelt<br />

wurden, Feuchtigkeiten zu binden,<br />

führten in der vorliegenden Testreihe<br />

dazu, dass sie gegenüber der<br />

Behandlung (Hobelspäne bzw.<br />

Strohhäcksel + Kalk) während der<br />

gesamten Mastphase besser bewertet<br />

wurden (s. Grafiken 5 und 6).<br />

Auffällig war als Nebeneffekt zu<br />

bemerken, dass bei der „Mistral-<br />

Gruppe“ bei allen Beobachtungsterminen<br />

das Kot-Einstreu-Gemisch<br />

leichter von den Füßen zu lösen<br />

war. Am schwierigsten gestaltete<br />

sich die Reinigung bei der Strohgruppe.<br />

Wahrscheinlich muss auch<br />

davon ausgegangen werden, dass<br />

einerseits lang andauernd haftendes<br />

Kot-Einstreugemisch an den Füßen<br />

B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

den Schweregrad der Dermatits<br />

negativ beeinflusst, anderseits der<br />

mögliche Heilungsprozess gemindert<br />

wird.<br />

durchschnittliches Scoring<br />

durchschnittliches Scoring<br />

durchschnittliches Scoring<br />

durchschnittliches Scoring<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

2,8<br />

2,4<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0,0<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

2,8<br />

2,4<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0,0<br />

1,20<br />

Eiweißreduziert Standardfutter Limitfutter<br />

2,77<br />

5<br />

1,20<br />

2,81<br />

1,28<br />

2,86<br />

Limitfutter Standardfutter Eiweißreduziert<br />

1,20<br />

1,20<br />

1,55<br />

Hobelspäne u. Hobelspäne Stroh u. Kalk<br />

Mistral<br />

2,68<br />

2,81<br />

2,90<br />

Hobelspäne u. Hobelspäne Stroh u. Kalk<br />

Mistral<br />

Grafik 3<br />

Einfluss des<br />

Fütterungsregimes<br />

auf die Bewertung<br />

des Fußballen-Zustandes<br />

von Big 6-Hähnen<br />

(70. Lebenstag)<br />

Grafik 4<br />

Einfluss des<br />

Fütterungsregimes<br />

auf die Bewertung<br />

des Fußballen-Zustandes<br />

von Big 6-Hähnen<br />

(147. Lebenstag)<br />

Grafik 5<br />

Einfluss der Einstreu auf<br />

die Bewertung<br />

des Fußballen-Zustandes<br />

von Big 6-Hähnen<br />

(70. Lebenstag)<br />

Grafik 6<br />

Einfluß der Einstreu<br />

auf die Bewertung des<br />

Fußballen-Zustandes<br />

von Big 6-Hähnenn<br />

(147. Lebenstag)


Erkenntnisse und Lösungsansätze<br />

zur Reduzierung von Fußballen-<br />

Läsionen bei Puten<br />

• Das Einstreumanagement spielt<br />

für gesunde Füße eine zentrale<br />

Rolle. D. h. über alle Phasen der<br />

Mastperiode muss verhindert werden,<br />

dass die Einstreu feucht und<br />

somit die Kontakt-Dermatitis ausgelöst<br />

wird. Trockene Einstreu<br />

kann die Entstehung von<br />

Fußballen-Läsionen zwar nicht<br />

gänzlich verhindern, wohl aber<br />

offensichtlich den Schweregrad<br />

eingrenzen. Gutes<br />

Einstreumanagement beginnt<br />

schon während der Kükenaufzuchtphase<br />

im Ring.<br />

• Die Behandlung der Einstreu mit<br />

feuchtigkeitsbindenden Produkten<br />

(z. B. in der <strong>Kartzfehn</strong>er Testreihe<br />

mit dem Produkt „Mistral“) scheinen<br />

zu besseren Einstreukonditionen<br />

und somit zu einer Entlastung<br />

der Fußballen zu führen.<br />

• Darmstörungen jeglicher Art können<br />

zu dünnem schmierigem Kot<br />

und Fäkalabbauprodukten führen,<br />

welche aggressiv auf die Fußballen<br />

wirken. Rechtzeitiges Eingreifen<br />

bei Darmstörungen sowie die<br />

Gestaltung „sicherer“ Futterrezepturen<br />

oder „Diät“-Futter, die<br />

auf eine Entlastung des Verdauungsapparates<br />

zur Förderung des<br />

Gesundheitszustandes der Füße<br />

abzielen, tragen auch zur Förderung<br />

des allgemeinen Wohlbefindens<br />

und der Entwicklung der<br />

Puten bei.<br />

• Mit zunehmendem Alter der Puten<br />

sind Heilungsprozesse bei den<br />

Läsionen offenbar möglich, so<br />

dass glattes Narbengewebe gebil-<br />

B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

det werden kann. Zur Unterstützung<br />

dieser Prozesse kann eine<br />

Erhöhung des Biotin-Gehaltes im<br />

Futter hilfreich sein. Diese Maßnahme<br />

ist allerdings weitestgehend<br />

wirkungslos, wenn Darmprobleme<br />

und die Einstreuqualität<br />

nicht unter Kontrolle sind.<br />

• Neuere Tendenzen bezüglich der<br />

Gestaltung der Haltungsbedingungen<br />

für die Puten wie die so<br />

genannte „ringfreie Aufzucht“, bei<br />

der die Küken während der ersten<br />

Woche nicht mehr im Ring, sondern<br />

auf der späteren Auslauffläche<br />

aufgezogen werden,<br />

könnten ihren Beitrag zur Förderung<br />

der Gesundheit der Fußballen<br />

leisten. Das Gleiche gilt für<br />

Fußbodenheizungen, die dafür<br />

sorgen, dass die Einstreu dauerhaft<br />

trocken bleibt. Hier müssen<br />

weitere Erfahrungen gesammelt<br />

werden.<br />

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factors of foot pad dermatitis in<br />

growing turkeys and broilers.<br />

World´s Poults. Sci. J. 61, 256-267<br />

Platt S., S. Buda and K.-D. Brudras<br />

(2004). The repair of footpad lesions<br />

in commercial turkeys. Proceedings<br />

of the 5th International Symposium<br />

on Turkey Diseases, Berlin, Germany,<br />

DVG-Verlag; ed. Hafez, H.M.: 23-28


B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

Bestandsspezifische Impfungen<br />

(Vortrag von Dr. Johannes Aka anlässlich der 12. <strong>Kartzfehn</strong>er Herbstgespräche, November/Dezember 2005)<br />

Die Gesundheit der Tierbestände ist<br />

gemeinsames Ziel von Tierschutz<br />

und Ökonomie.<br />

Vor die Wahl gestellt, Erkrankungen<br />

prophylaktisch oder therapeutisch<br />

zu bekämpfen, sollte die Prophylaxe<br />

bevorzugt werden. Das Standardimpfprogramm<br />

in der Putenmast<br />

umfasst Impfungen gegen Newcastle-Disease<br />

(ND), Hämorrhagische<br />

Enteritis (HE) und Turkey<br />

Rhinotracheitis (TRT), wobei i.d.R.<br />

mit Lebendimpfstoffen gearbeitet<br />

wird. Es treten jedoch weitere<br />

Erkrankungen auf, gegen deren<br />

Erreger keine Standardimpfstoffe<br />

zur Verfügung stehen, bspw. E.coli,<br />

ORT, Pasteurellen.<br />

Ein Ansatz zur Bekämpfung dieser<br />

Erkrankungen ist die Impfung mit<br />

bestandsspezifischen Impfstoffen.<br />

Zur Herstellung dieser Impfstoffe<br />

wird der Keim aus dem Ursprungsbestand<br />

im Labor isoliert und vermehrt.<br />

Nach Anzucht des Erregers in<br />

ausreichender Menge wird er abgetötet<br />

und mit einem sogenannten<br />

Adjuvans versetzt. Adjuvantien dienen<br />

der Verstärkung der Immunantwort<br />

und der besseren Dosierbarkeit<br />

des Impfstoffes. Vorteil dieser<br />

Impfstoffe ist, dass sie auf den<br />

Bestand genau zugeschnitten sind,<br />

da sie exakt aus den Problem verursachenden<br />

Keimen hergestellt werden<br />

können.<br />

Die Bedeutung prophylaktischer<br />

Maßnahmen wird sich in Zukunft<br />

weiter erhöhen, da die Politik den<br />

Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung<br />

zunehmend kritisch sieht.<br />

Ärgerlich in diesem Zusammenhang<br />

ist, dass die Politik zwei sich widersprechende<br />

Ziele verfolgt. Einerseits<br />

soll der Arzneimitteleinsatz auf ein<br />

Minimum reduziert werden, andererseits<br />

wird die Durchführung von<br />

Maßnahmen, die zu dieser Verringerung<br />

führen können, erschwert. Seit<br />

Juli 2005 liegt der Entwurf einer<br />

neuen Tierimpfstoff-Verordnung vor.<br />

Dieser Entwurf sieht vor, die Bedingungen<br />

für den Einsatz bestandsspezifischer<br />

Impfstoffe bedeutend<br />

zu erschweren. Offensichtlich wird<br />

dies bereits in der Definition des<br />

Begriffes „Bestandsspezifischer<br />

Impfstoff“. Hier ist die Rede davon,<br />

dass es sich um einen inaktivierten<br />

Impfstoff handelt, der nur in dem<br />

Bestand angewendet werden darf,<br />

aus dem er stammt (am selben geographischen<br />

Ort). Übertragen auf die<br />

Putenmast hieße das, dass Tiere in<br />

der Aufzucht nicht unter Verwendung<br />

von Keimen geimpft werden<br />

dürften, welche vom Maststandort<br />

stammen, sollten die beiden nicht<br />

am selben geographischen Ort liegen.<br />

Dies geht an der Realität vorbei,<br />

da Aufzucht und Mast ja häufig<br />

gerade aus Gründen der Tiergesundheit<br />

geographisch voneinander<br />

getrennt werden.<br />

Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt<br />

ist das beabsichtigte Verbot der<br />

Umwidmung von Impfstoffen, d.h.<br />

dass Impfstoffe nur noch für die<br />

zugelassene Zieltierart verwendet<br />

werden dürfen. Damit dürften bestimmte<br />

Impfstoffe, die nur für das<br />

Huhn zugelassen sind, für die Pute<br />

nicht mehr verwendet werden.<br />

Beispiele wären die Impfungen<br />

gegen Pocken und die Aviäre<br />

7<br />

Encephalomyelitis in der Aufzucht<br />

von Putenelterntieren oder die Impfung<br />

mit Lebendimpfstoffen gegen<br />

Mycoplasmen in der Putenmast.<br />

In der Aufzucht von Hühnerlegehennen,<br />

die zur Konsumeierproduktion<br />

in alternativen Systemen<br />

gehalten werden, sind bestandsspezifische<br />

Impfungen ein bewährtes<br />

und etabliertes Verfahren der Prophylaxe.<br />

Am häufigsten wird gegen<br />

E. coli geimpft. Allerdings wird je<br />

nach Bedarf auch gegen andere<br />

Erreger vakziniert, die in alternativen<br />

Haltungssystemen Probleme<br />

verursachen.<br />

Auch in der Haltung von Puten treten<br />

Probleme auf, für die ein großer<br />

Bedarf an einer prophylaktischen<br />

Lösung bestünde.<br />

In den letzten Jahren wurden auch<br />

im Zuge der BSE-Krise wesentliche<br />

Änderungen an der Formulierung<br />

der Futterrationen vorgenommen.<br />

So wurden sowohl die antibiotischen<br />

Leistungsförderer als auch<br />

Produkte tierischen Ursprungs aus<br />

den Diäten entfernt. Hühnervögel<br />

wie Huhn und Pute, ernähren sich<br />

von Natur aus jedoch nicht vegetarisch,<br />

so dass die Fütterung sich in<br />

diesem Punkt nicht an den physiologischen<br />

Bedürfnissen der Vögel<br />

orientiert.<br />

Obwohl die Formulierungen von den<br />

Futtermittelherstellern zügig angepasst<br />

wurden, sind seit dieser Zeit<br />

wiederkehrende Verdauungsstörungen<br />

ein Problem in der Haltung von


Geflügel. Verantwortlich für die<br />

Verdauungsstörungen sind häufig<br />

Bakterien aus dem sog. grampositiven<br />

Bereich, hier v. a. Clostridium<br />

perfringens. Diese Bakterien<br />

können erfolgreich bspw. mit Penicillinpräparaten<br />

behandelt werden.<br />

Die Frage ist allerdings, ob dem<br />

Auftreten der durch Clostridien ausgelösten<br />

Probleme durch Impfung<br />

zu begegnen ist. Von Seiten der<br />

Impfstoffindustrie existieren keine<br />

zugelassenen Präparate, womit eine<br />

typische Indikation für eine bestandsspezifische<br />

Impfung besteht.<br />

Zur Anwendung von Impfstoffen<br />

gegen Clostridien bei der Pute gibt<br />

es kaum veröffentlichtes Material.<br />

Die Lösung der durch sie ausgelösten<br />

Verdauungsprobleme wäre sehr<br />

willkommen.<br />

Ein weiteres Problem in der Haltung<br />

von Puten sind Infektionen durch E.<br />

coli, so dass bestandsspezifische<br />

Impfungen gegen diesen Erreger ein<br />

naheliegender Versuch zur Verhinderung<br />

auch dieser Erkrankung sind.<br />

Um Erkenntnisse über Möglichkeiten<br />

einer prophylaktischen Lösung der<br />

Probleme zu gewinnen, haben wir<br />

auf der Farm <strong>Kartzfehn</strong> Nord (KN)<br />

zwei Tests durchgeführt.<br />

Test I<br />

Aus dem vorherigen Durchgang der<br />

Farm KN wurden Isolate von E. coli<br />

und Clostridium perfringens gewonnen.<br />

Diese Isolate wurden zur<br />

Herstellung eines Impfstoffes, der<br />

die Kombination der beiden Keime<br />

enthält, an zwei Labors versandt.<br />

SI-1= Impfstoffhersteller 1<br />

SI-2= Impfstoffhersteller 2<br />

B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

Ziel des Tests war festzustellen, ob<br />

die Impfungen einen Einfluß auf die<br />

biologischen Leistungsparameter der<br />

Tiere besitzen, welche einer der<br />

Gradmesser für die Gesundheit von<br />

Tierbeständen sind.<br />

Versuchsbeschreibung<br />

• Testfarm <strong>Kartzfehn</strong> Nord.<br />

• Behandlung: Impfung Nr. 1 (SI-1)<br />

Impfung Nr. 2 (SI-2)<br />

Kontrolle<br />

• Je Box 77 Hähne der Linie Big 6.<br />

• Einstallungsdatum: 18.06.2004.<br />

• 1. Wiegung nach 34 Tagen.<br />

• Abschlusswiegung nach 141<br />

Tagen, am 05.11.2004.<br />

Lebendgewicht in kg<br />

Lebendgewicht in kg<br />

Test I<br />

1,8<br />

1,7<br />

1,6<br />

1,5<br />

1,4<br />

1,3<br />

1,2<br />

1,1<br />

1,0<br />

Test I<br />

19,6<br />

19,4<br />

19,2<br />

19,0<br />

18,8<br />

18,6<br />

18,4<br />

18,2<br />

18,0<br />

Gewichte am 34. Lebenstag<br />

1,54<br />

8<br />

Impfung<br />

• Impfung (0,5 ml), subcutan in<br />

den Nacken.<br />

• 1. Impfung am 20. Lebenstag<br />

• 2. Impfung am 42. Lebenstag.<br />

1,65<br />

1,65<br />

Kontrolle SI-1 SI-2<br />

Gewichte am 141. Lebenstag<br />

18,83<br />

19,30<br />

19,26<br />

Kontrolle SI-1 SI-2


Futterverwertung<br />

Lebendgewicht in kg<br />

Test I<br />

2,8<br />

2,7<br />

2,6<br />

2,5<br />

2,4<br />

2,3<br />

2,2<br />

2,1<br />

2,0<br />

Test I<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

Test II<br />

1,60<br />

1,58<br />

1,56<br />

1,54<br />

1,52<br />

1,50<br />

1,48<br />

1,46<br />

1,44<br />

Futterverwertung<br />

2,53<br />

Gewichte am 36. Lebenstag<br />

1,47<br />

B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

2,48<br />

Kontrolle SI-1 SI-2<br />

Mortalität (Kontrollgruppe =1)<br />

1<br />

relative Verluste<br />

0,91<br />

1,56<br />

Kontrolle Impfung 1 Impfung 2<br />

9<br />

2,46<br />

0,58<br />

Kontrolle SI-1 SI-2<br />

1,58<br />

Die deutlichen Unterschiede zwischen<br />

den Gewichten und den<br />

Verlustraten der geimpften und<br />

ungeimpften Gruppen warfen die<br />

Frage auf, ob die Effekte auf der<br />

Kombination der Komponenten<br />

E. coli und Clostridium perfringens<br />

beruhten, oder ob eine der Komponenten<br />

für die beobachteten<br />

Unterschiede verantwortlich war.<br />

Wir entschlossen uns die Impfung<br />

gegen E. coli allein, mit der Kombination<br />

gegen E. coli und<br />

Clostridium perfringens zu vergleichen.<br />

Die erzielten Gewichte und die<br />

Futterverwertungen der beiden<br />

geimpften Gruppen in Test I unterschieden<br />

sich nicht signifikant. Ein<br />

deutlicher Unterschied zeigte sichjedoch<br />

bei den Verlustraten. Die<br />

Gruppe SI-1 wies 91 % der Verluste<br />

der Kontrollgruppe auf, die Gruppe<br />

SI-2 lediglich 58 %. Daher wurde<br />

aufgrund der beschränkten Anzahl<br />

von Boxen auf KN der Hersteller des<br />

Impfstoffes SI-2 gebeten, die Vakzinen<br />

für den Test II herzustellen.Test<br />

II<br />

Test II<br />

Versuchsbeschreibung<br />

• Testfarm <strong>Kartzfehn</strong> Nord.<br />

• Behandlungen:<br />

Impfung Nr 1 (E. coli)<br />

Impfung Nr. 2 (E. coli + Cl. perfr.)<br />

Kontrolle<br />

• je Box 77 Hähne der Linie Big 6.<br />

• Einstallungsdatum: 26.01.2005.<br />

• 1. Wiegung nach 36 Tagen.<br />

• 2. Wiegung nach 79 Tagen.<br />

• Abschlusswiegung nach 146<br />

Tagen, am 20.06.05.


Lebendgewicht in kg<br />

Lebendgewicht in kg<br />

Futterverwertung<br />

Test II<br />

8,30<br />

8,25<br />

8,20<br />

8,15<br />

8,10<br />

8,05<br />

8,00<br />

7,95<br />

7,90<br />

Test II<br />

22,0<br />

21,5<br />

21,0<br />

20,5<br />

20,0<br />

19,5<br />

19,0<br />

18,5<br />

18,0<br />

Test II<br />

2,8<br />

2,7<br />

2,6<br />

2,5<br />

2,4<br />

2,3<br />

2,2<br />

2,1<br />

2,0<br />

Gewichte am 79. Lebenstag<br />

7,95<br />

B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

8,04<br />

Kontrolle Impfung 1 Impfung 2<br />

Gewichte am 146. Lebenstag<br />

10<br />

8,21<br />

21,49<br />

21,20 21,20<br />

Kontrolle Impfung 1 Impfung 2<br />

Futterverwertung<br />

2,62<br />

2,62<br />

2,60<br />

Kontrolle Impfung 1 Impfung 2<br />

Impfung<br />

• Impfung (0,5 ml), subcutan in<br />

den Nacken<br />

• Impfung 1 E. coli<br />

• Impfung 2 E. coli + Cl. perfringens<br />

• 1. Impfung am 20. Lebenstag<br />

• 2. Impfung am 41. Lebenstag<br />

Zusammenfassung<br />

• In Test I schnitten beide bestandsspezifisch<br />

geimpften Gruppen<br />

bzgl. Ihrer Leistungsparameter<br />

besser ab, als die ungeimpften<br />

Tiere.<br />

• Dieser Effekt war in Test II nicht<br />

wiederholbar.<br />

Erklärungsmöglichkeiten<br />

Für die unterschiedlichen Ergebnisse<br />

der beiden Tests bieten sich einige<br />

Erklärungsmöglichkeiten an:<br />

1. Versicherungseffekt<br />

bestandsspezifischer Impfungen<br />

2. Keine Impfdecke<br />

3. Identische Behandlung<br />

4. Kein Problembestand<br />

5. Wirkungsweise der Clostridientoxine<br />

Ad 1. Impfungen stellen eine Art<br />

Versicherung dar, indem sie im positiven<br />

Fall die Sicherheit und Kalkulierbarkeit<br />

der Haltung erhöhen. D.h.<br />

wenn der Umstand, gegen den man<br />

sich versichert (hier die Erkrankungen<br />

verursacht durch E. coli u. o.<br />

Clostridium perfringens) nicht eintritt,<br />

kann man im Nachhinein sagen<br />

die Versicherung sei nicht notwendig<br />

gewesen. Leider aber nur im<br />

Nachhinein.


Test II<br />

1,1<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

Ad 2. Mit den getesteten Impfstoffen<br />

wurden nur die Testgruppen<br />

versorgt. Eines der Ziele von Impfungen<br />

ist jedoch, den Keimdruck<br />

im Bestand zu senken. Wird der<br />

überwiegende Teil der Tiere aber<br />

nicht geimpft, so kann dieses Ziel<br />

nicht erreicht werden.<br />

Ad 3. Das Ziel der Verminderung des<br />

Medikamenteneinsatzes konnte im<br />

aufgezeigten Test nicht abgeprüft<br />

werden, da alle Boxen im Teststall<br />

über die gleiche Wasserleitung versorgt<br />

wurden. Hätte man wiederum<br />

die Entscheidung für oder gegen<br />

eine Therapie für jede Box individuell<br />

getroffen, wären die biologischen<br />

Leistungsparameter nicht<br />

mehr vergleichbar gewesen.<br />

B E R I C H T A U S K A R T Z F E H N<br />

Mortalität (Kontrollgruppe=1)<br />

1,00<br />

relative Verluste<br />

1,03<br />

Kontrolle Impfung 1 Impfung 2<br />

Ad 4. Die Farm KN ist kein Bestand,<br />

der immer wieder mit einem bestimmten<br />

Problem zu kämpfen hat.<br />

Je größer aber die Probleme, umso<br />

eindeutigere Effekte sind durch<br />

Impfmaßnahmen zu erwarten.<br />

Ad 5. Die Verdauungsprobleme werden<br />

zunächst durch die Wirkung der<br />

von den Clostridien produzierten<br />

Toxine auf die Darmschleimhaut<br />

verursacht. Erst wenn die Darmschleimhaut<br />

stark in Mitleidenschaft<br />

gezogen ist, gelangen Toxine auch<br />

in den Blutkreislauf und führen über<br />

diesen Weg zu weitergehenden<br />

Schäden. Die durch die Impfung<br />

gebildeten Antikörper zirkulieren v. a.<br />

im Blut. Aus diesem Grunde besitzen<br />

sie gegen die Irritationen auf<br />

der Oberfläche der Darmschleimhaut<br />

nur eine begrenzte Wirkung. Gehen<br />

die Schädigungen tiefer und sind<br />

mit dem Absterben (Nekrose) von<br />

Darmgewebe verbunden, ist die<br />

Wirksamkeit von Impfungen belegt<br />

(LOVLAND et al., 2004).<br />

Literaturverzeichnis<br />

LOVLAND, A., KALDHUSDAL, M., REDHEAD, K., SKJERVE, E. u. A. LILLEHAUG (2004)<br />

Maternal vaccination against subclinical necrotic enteritis in broilers.<br />

Avian Pathol. 33 (1), 83-92<br />

0,95<br />

11<br />

FAZIT<br />

Die Tests mit den bestandsspezifischen<br />

Impfungen erbrachten in<br />

einem Durchgang deutliche Effekte,<br />

die sich in einem zweiten Durchgang<br />

jedoch nicht wiederholen ließen.<br />

Allerdings ermuntern die Resultate<br />

dazu, das Thema weiter zu<br />

bearbeiten, auch vor dem Hintergrund,<br />

dass die Möglichkeiten zur<br />

Therapie in Zukunft nicht zunehmen<br />

werden.


<strong>Moorgut</strong> <strong>Kartzfehn</strong> von Kameke OHG<br />

Postfach 12 61 · D-26217 Bösel (Oldb) · Tel. 0 44 94 / 8 81 88 · Fax 0 44 94 / 8 81 89<br />

www.kartzfehn.de · E-mail: vertrieb@kartzfehn.de

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