Predigt zur Bergmesse der KAB/CAJ ... - KAB Augsburg
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<strong>Predigt</strong> <strong>zur</strong> <strong>Bergmesse</strong> <strong>der</strong> <strong>KAB</strong>/<strong>CAJ</strong>/Diözesanregion Donau-Ries<br />
auf dem Hesselberg am 09.09.2007<br />
DIE KIRCHE IST JUNG - WIR BAUEN GEMEINSCHAFT<br />
Liebe Mitbrü<strong>der</strong>, liebe Freunde in <strong>der</strong> <strong>KAB</strong> und <strong>der</strong> <strong>CAJ</strong>, liebe Schwestern<br />
und Brü<strong>der</strong>, liebe Kin<strong>der</strong>!<br />
Die Diözese <strong>Augsburg</strong> feiert in diesem Jahr zwei Jubiläen: den<br />
1200.Todestag des heiligen Bischofs Simpert-3.Patron <strong>der</strong> Diözese- und den<br />
1200.Weihetag des ersten Domes in <strong>Augsburg</strong>. Auf diesem Hintergrund ist<br />
das Motto dieses Festjahres entstanden: „Die Kirche ist jung- wir bauen<br />
Gemeinschaft“.<br />
Das soll auch das Motto dieser Begegnung mit unserem Herrn Jesus<br />
Christus auf dem Hesselberg sein. Meine Gedanken sollen mithelfen, dieses<br />
Motto in unserer <strong>KAB</strong>/<strong>CAJ</strong>, in unseren Gemeinden und Gemeinschaften<br />
umzusetzen.<br />
1. Aufbauen, Anknüpfen, Weiterbauen<br />
Als <strong>der</strong> hl. Simpert in <strong>der</strong> Nachfolge von Bischof Tosso wohl im Jahr 778<br />
und vielleicht auch auf Grund seiner Verwandtschaft zu Kaiser Karl dem<br />
Großen Bischof von <strong>Augsburg</strong> geworden war, da fand er eine zerstörte<br />
Afrakirche vor den Toren <strong>der</strong> Stadt vor. Diese und an<strong>der</strong>e Kirchen im<br />
Bistum hat er wie<strong>der</strong> aufgebaut und am 28. September 807 wird die Weihe<br />
des damaligen Doms durch ihn berichtet. Das „Wie<strong>der</strong>-aufbauen“ bedeutet<br />
für mich, dass Simpert an das anknüpfen konnte, was schon einmal<br />
vorhanden war!<br />
Darum geht es heute in einer so genannten „nachchristlichen“ Gesellschaft.<br />
Vieles ist sozusagen nur noch als „Ruine“ erkennbar, vieles scheint zerstört<br />
o<strong>der</strong> jedenfalls verloren gegangen zu sein! Denken wir nur an die Praxis<br />
<strong>der</strong> Sakramentenspendung. Darüber kann man jammern. An Jammerern<br />
fehlt es heutzutage lei<strong>der</strong> nicht! Die Strategie von Bischof Simpert war eine<br />
an<strong>der</strong>e. Seine positive und zupackende Art könnten wir heute gut<br />
gebrauchen! Eine vertiefte Taufpastoral, die uns Bischof Walter am Beginn<br />
<strong>der</strong> Fastenzeit vorgestellt hat, die Hinführung unserer Kin<strong>der</strong> und jungen<br />
Leute zu Erstkommunion und Firmung, die vielfältigen Bildungsangebote<br />
und sozialen Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>KAB</strong>/<strong>CAJ</strong> und vieler Verbände, sind Hilfen,<br />
wie<strong>der</strong> neu den alten Glauben zu finden.<br />
Fragen zum persönlichen Nachdenken:
2<br />
• Gehöre ich zu den Menschen, die aufbauen o<strong>der</strong> zu denen, die<br />
destruktiv leben?<br />
• Bin ich mir bewusst, dass Aufbauen, Anknüpfen und Weiterbauen<br />
lebenswerter ist als nur immer nur kritisieren, zerstören und madigmachen?<br />
• Wo bringe ich mich in meiner Gemeinde/Gruppe/Verband ein, um an<br />
Bewährtes anzuknüpfen, es weiterzugeben, neue Ideen zu entwickeln?<br />
• Erzähle ich von meinem Glaubensleben, das mich bisher getragen hat?<br />
2. Zusammenführen und Grenzen überschreiten<br />
Die Überlieferung berichtet, dass Simpert gegen Ende des 8. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
das auf <strong>der</strong> östlichen Lechseite gelegene Bistum Neuburg- Staffelsee<br />
zusätzlich <strong>zur</strong> Verwaltung übertragen bekommen hat. Vermutlich steht<br />
dieser Umstand im Zusammenhang mit einer notwendig gewordenen<br />
Neuordnung <strong>der</strong> politischen Verhältnisse nach <strong>der</strong> Absetzung des<br />
Bayernherzogs Tassilo durch Kaiser Karl d. Großen. Man muss den Mund<br />
nicht zu voll nehmen, aber die Sprachgrenze, die <strong>der</strong> Lech heute bildet- er<br />
ist die stärkste Sprachgrenze Deutschlands! - , lässt den Anspruch dieser<br />
Aufgabe erkennen. Es galt Grenzen zu überwinden, unterschiedliche<br />
Mentalitäten und Traditionen zusammenführen.<br />
Die Europäische Einigung spiegelt im großen Rahmen die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
von damals wie<strong>der</strong>. Geht es im heutigen Europa im Bewusstsein <strong>der</strong><br />
Menschen nur noch um den „Teuro“ o<strong>der</strong> um das Wissen um das christlichabendländische<br />
Erbe? Auf <strong>der</strong> pastoralen Ebene ist die Zusammenführung<br />
von Pfarreien zu Pfarreiengemeinschaften, nicht nur auf dem Hintergrund<br />
des Priestermangels, son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Zielgeraden des 2.Vatikanischen<br />
Konzils, das von <strong>der</strong> „communio“, <strong>der</strong> Gemeinschaft des pilgernden<br />
Gottesvolkes spricht, ebenfalls eine große Herausfor<strong>der</strong>ung in unserem<br />
Land. Der müssen wir uns stellen, wenn wir als gläubige Gemeinschaften<br />
überleben wollen. Gut kann die Kirche unserer Tage den hl. Simpert als<br />
Fürsprecher gebrauchen, wenn in unserer Gesellschaft Menschen an<strong>der</strong>er<br />
Herkunft, an<strong>der</strong>er Geschichte und Tradition, an<strong>der</strong>er Religion ihren Platz<br />
suchen o<strong>der</strong> wenn in je<strong>der</strong> Gemeinde unterschiedliche Charaktere zu einem<br />
gemeinsamen Wirken zusammenarbeiten sollen. Erstaunlich, wie ein „alter<br />
Heiliger“ plötzlich so aktuell sein kann.<br />
Fragen zum persönlichen Nachdenken:<br />
• Bin ich ein Mensch, <strong>der</strong> zusammenführt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> trennt?<br />
• Wie stehe ich zum vereinten Europa? Setze ich mich dafür ein? O<strong>der</strong><br />
geht es mir nur um den „Geldbeutel“?
3<br />
• Bin ich bereit, mich auf die neue Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Zusammenführung <strong>der</strong> Gemeinden in Pfarreiengemeinschaften<br />
einzulassen o<strong>der</strong> schaue ich nur auf die eigene „Suppe“?<br />
• Wie stehe ich zu Auslän<strong>der</strong>n, Aussiedlern, Flüchtlingen und Asylanten,<br />
Angehörigen frem<strong>der</strong> Religionen? Sind sie mir Schwestern und Brü<strong>der</strong><br />
des einen Vaters o<strong>der</strong> reihe ich mich ein in die Schar <strong>der</strong><br />
Meinungsmacher „Auslän<strong>der</strong> raus!“?<br />
• Bin ich bereit mit Menschen an<strong>der</strong>er Charaktere, an<strong>der</strong>er<br />
Generationen, Gemeinden und Gruppierungen fair<br />
zusammenzuarbeiten?<br />
• Achte ich die Geschichte, die Traditionen an<strong>der</strong>er Menschen?<br />
3. Heilen und Dienen<br />
In <strong>der</strong> Grabkapelle des hl. Simpert in <strong>der</strong> Basilika St. Ulrich und Afra in<br />
<strong>Augsburg</strong> erzählen die Deckengemälde von den zahlreichen Wun<strong>der</strong>n, die<br />
auf die Fürsprache des hl. Simpert geschehen sind. Sie nehmen ohne<br />
Ausnahme Bezug auf jene Wun<strong>der</strong>, die das Neue Testament von Christus<br />
berichtet. In lateinischer Sprache lesen wir dort: Blinde sehen, Lahme<br />
gehen, Taube hören, Tote werden erweckt.<br />
Eindringlich hat Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika „Deus<br />
caritas- Gott ist Liebe“ die ganze Kirche daran erinnert, dass die Sorge um<br />
die Kranken und Leidenden, die Fürsorge für die Armen und<br />
Unterdrückten, das Eintreten für die Entrechteten und Sprachlosen keine<br />
Kür im „Kirchenprogramm“ sein darf, son<strong>der</strong>n Pflicht ist!<br />
Auch wenn wir als Kirche mit unseren sozialen Aktivitäten in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft hohes Ansehen genießen, so wird dieses Ansehen nur dann auf<br />
Dauer Bestand haben, wenn die Menschen spüren, dass wir im Namen Jesu<br />
Christi dienend und heilend dem Menschen von Heute begegnen. Nur mit<br />
IHM zusammen halten wir die Kirche jung, dynamisch und Gemeinschafts-<br />
för<strong>der</strong>nd.<br />
Fragen zum persönlichen Nachdenken:<br />
• Wie sieht mein Einsatz für die Menschen meiner Umgebung aus:<br />
dienend, heilend, freundlich o<strong>der</strong> missmutig und abweisend?<br />
• Bin ich mir bewusst, dass neben Gottesdienst und Verkündigung <strong>der</strong><br />
soziale Dienst zu den Grundsäulen meines Glaubens und meiner<br />
Gemeinde gehört?
4<br />
• Geschehen auch durch mich „Wun<strong>der</strong>“, die das Neue Testament<br />
beschreibt? Glaube ich daran, dass auch durch mich solche „Wun<strong>der</strong>“<br />
geschehen können?<br />
4. Mehr als eine Geschichte: Die Wolfslegende<br />
Ein Kind, das von seinen Eltern bei <strong>der</strong> Feldarbeit <strong>zur</strong> Ruhe ins Gras<br />
nie<strong>der</strong>gelegt worden war, wird von einem Wolf geraubt. Auf die Fürbitte<br />
des hl. Simpert wird <strong>der</strong> Wolf von seiner Habgier und Raublust „geheilt“<br />
und bringt wi<strong>der</strong> sein wölfisches Wesen <strong>der</strong> Mutter ihr Kind <strong>zur</strong>ück. Dieses<br />
Bild hat sich eingeprägt und ist vielfach im Umfeld <strong>der</strong> Simpertverehrung<br />
dargestellt: Ein Wolf trägt im offenen Rachen ein kleines Kind einer<br />
wartenden Mutter entgegen. Warum sich diese Erzählung dem Simpertleben<br />
hinzugefügt hat, darüber kann man nur Vermutungen anstellen. Vom<br />
Typus her handelt es sich jedenfalls um eine Art Wan<strong>der</strong>legende, wie sie<br />
z.B. in <strong>der</strong> Franziskuslegende mit dem Wolf von Gubbio erzählt wird.<br />
Dieser Legende mangelt es nicht an Aktualität! Wer interessiert sich heute<br />
für die Seelen <strong>der</strong> jungen Menschen, wenn sie hilflos und schutzlos denen<br />
ausgeliefert sind, die mit ihren verführerischen, kriminellen Leitbil<strong>der</strong>n sie<br />
gleichsam davon tragen, missbrauchen und „fressen“!<br />
Fragen zum persönlichen Nachdenken:<br />
• Wie sieht meine Sorge um das Wohlergehen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und jungen<br />
Menschen aus? Geht es dabei nur um den „Umweltschutz“ o<strong>der</strong> auch<br />
um den „Innenweltschutz“?<br />
• Versuche ich durch meine Lebensweise Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen ein<br />
Vorbild an Ehrlichkeit, an Gemeinschaftssinn, an Gerechtigkeit und<br />
Erbarmen, an echtem, tragfähigem Glauben zu sein?<br />
• Wehre ich allem, was vor allem junge Menschen erniedrigt, grausam<br />
und unmenschlich macht?<br />
• Setze ich mich für die Würde und Freiheit des Menschen ein?<br />
• Wo sind meine konkreten Einsätze gegen Hunger, Krankheit und<br />
Unfreiheit in <strong>der</strong> Welt?<br />
5. Lebendige Erinnerung<br />
Auch wenn die historischen Quellen zum Leben und Wirken unseres<br />
dritten Bistumspatrons relativ spärlich ausfallen, kann Simpert in diesem<br />
Jubiläumsjahr ein Impulsgeber für unsere Familien, Gemeinden und<br />
Verbände sein.
5<br />
Das Engagement für die Kin<strong>der</strong> und Familien wird durch die Angebote <strong>der</strong><br />
<strong>KAB</strong>/<strong>CAJ</strong>, in den verschiedensten Aktionen sozial-caritativer Art, sichtbar.<br />
Die Sorge um die arbeitende Bevölkerung, den Schutz des Sonntags, <strong>der</strong><br />
Kampf gegen die Erweiterung <strong>der</strong> Ladenöffnungszeiten, <strong>der</strong> Kampf gegen<br />
Mobbing und Ausbeutung, <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Familien , spiegeln die Sorge des<br />
hl. Simpert um die leidenden Menschen wi<strong>der</strong>.<br />
Aber auch die Sorge, dass unsere Kirchen als Orte <strong>der</strong> Begegnung mit Gott<br />
und den Menschen einladend bleiben, lassen das Simpertjubiläum nicht<br />
nur eine angestrengte Erinnerung sein, son<strong>der</strong>n machen es zu einem<br />
lebendigen Ereignis; nicht hier auf dem Hesselberg, son<strong>der</strong>n in unserer<br />
ganzen Diözese. Es ermutigt uns, eine junge, kraftstrotzende Kirche zu sein,<br />
die Gemeinschaft baut und Gemeinschaft erleben lässt, mit unserem Herrn<br />
Jesus Christus in <strong>der</strong> Mitte!<br />
Amen.<br />
Msgr. Gottfried Fellner, Regionaldekan von Donau-Ries