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Klettern - JDAV

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Inhalt<br />

<strong>Klettern</strong><br />

Inhalt<br />

Treten + Greifen + Bewegen = Klettertechnik 4<br />

Einführung 5<br />

1. Treten 7<br />

Leisten und konkrete Tritte 7<br />

Reibung 7<br />

Klemmen/Hooken 7<br />

2. Greifen 9<br />

Weich Greifen 9<br />

Physiologisch günstige Fingerhaltungen 9<br />

Zuggriffe 9<br />

Zangengriffe 9<br />

Stützgriffe 9<br />

Klemmen 10<br />

3. Phasen 11<br />

Vorbereitungsphase 11<br />

Greifphase 11<br />

Stabilisierungsphase 12<br />

4. Techniken 13<br />

4.1 Frontale Techniken 13<br />

Reibungsklettern 13<br />

Diagonale Klettertechnik 14<br />

Schulterzüge/Gaston 14<br />

Frosch 15<br />

Durchstützen (Mantle) 16<br />

Ziehen mit dem Fuß 17<br />

Hinten Scheren 19<br />

4.2 Eingedrehte Techniken 19<br />

Grundform Eindrehen 19<br />

Diagonal Einpendeln 21<br />

Ägypter 22<br />

Vorne Scheren 23<br />

1


2<br />

<strong>Klettern</strong><br />

Inhalt<br />

4.3 Sonstige Techniken 24<br />

Fußwechsel 24<br />

Spreizen und Stützen 25<br />

Stemmen 26<br />

Gegendrucktechnik/Piazen 27<br />

Hangeln 28<br />

Klemmtechniken 29<br />

5. Qualitäten 32<br />

5.1 Präzision 32<br />

Präzision: Positionieren 32<br />

Präzision: Greifen 33<br />

Präzision: Treten 35<br />

5.2 Gleichgewicht 36<br />

Gleichgewicht: Schwerpunkt über Tritte 36<br />

Gleichgewicht: Unbelastet Antreten 36<br />

Gleichgewicht: <strong>Klettern</strong> m Lot 37<br />

Gleichgewicht: Stabilisieren der offenen Tür 38<br />

5.3 Körperspannung 40<br />

Körperspannung: Weich Greifen 40<br />

Körperspannung: Langer Arm 41<br />

Körperspannung: Lastübergabe 42<br />

Körperspannung: Bewegungszentrum 43<br />

Körperspannung: Spannungsaufbau 44<br />

5.4 Dynamik und Tempo 46<br />

Dynamik: Greifen im Totpunkt 46<br />

Dynamik: Tempogebung 47<br />

Dynamik: Rastpositionen 48<br />

6. Sturztraining 50<br />

Falltest 50<br />

Sicherungstraining 51<br />

Sturztraining 53


<strong>Klettern</strong><br />

Inhalt<br />

7. Taktik 54<br />

Taktik Rotpunkt 54<br />

Taktik Flash 55<br />

Taktik OnSight 55<br />

Taktik in alpinen Routen 56<br />

8. Kletterspiele 57<br />

Frühes Schulkindalter 57<br />

Spätes Schulkindalter 57<br />

Pubeszens 57<br />

9. Kursplan 59<br />

Literatur 60<br />

3


4<br />

<strong>Klettern</strong><br />

Klettertechnik - Übersicht<br />

Treten + Greifen + Bewegen = Klettertechnik<br />

Treten + Greifen<br />

Bewegen/<br />

Phasen<br />

Bewegen/<br />

Techniken<br />

Bewegen/<br />

Qualitäten<br />

6 6<br />

6<br />

6<br />

Frontal <strong>Klettern</strong><br />

Eingedreht <strong>Klettern</strong><br />

Sonstige Techniken<br />

Präzision<br />

Gleichgewicht<br />

Körperspannung<br />

Dynamik/Tempo<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

- Treten<br />

- Greifen<br />

- Vorbereitungsphase<br />

- Greifphase (ggf. Tretphase)<br />

- Stabilisierungsphase<br />

- Reibungstechnik<br />

- Diagonaltechnik<br />

- Schulterzugtechnik<br />

- Froschtechnik<br />

- Durchstütztechnik<br />

- Ziehen mit dem Fuß<br />

- Hinten Scheren<br />

- Grundform Eindrehen<br />

- Diagonal Einpendeln<br />

- Ägypter<br />

- Vorne Scheren<br />

- Fußwechsel<br />

- Spreizen und Stützen<br />

- Stemmen<br />

- Gegendrucktechnik<br />

- Hangeln<br />

- Klemmtechnik<br />

- Positionieren<br />

- Greifen<br />

- Treten<br />

- Schwerpunkt über den Tritten<br />

- Unbelastet Antreten<br />

- <strong>Klettern</strong> im „Lot“<br />

- Offene Tür stabilisieren<br />

- Weich Greifen<br />

- Langer Arm<br />

- Lastübergabe<br />

- Bewegungszentrum<br />

- Spannungsaufbau<br />

- Greifen im Totpunkt<br />

- Tempogebung<br />

- Rastpositionen


Einführung<br />

Der Aufbau dieses Kapitels über Klettertechnik<br />

wird aus dem abgebildeten Diagramm<br />

ersichtlich. Treten und Greifen<br />

sind als Grundelemente isoliert und nicht<br />

unmittelbar mit der Frage des Bewegens<br />

verknüpft. Das Bewegen selbst wird dreigeteilt<br />

behandelt. Die Phasen dienen<br />

einer einheitlichen und verständlichen<br />

Beschreibung der Kletterbewegung. Unter<br />

Techniken sind die einzelnen Bewegungsabläufe<br />

standardisiert dargestellt. Die<br />

Qualitäten beschreiben spezielle koordinative<br />

Fähigkeiten und Merkmale einer<br />

effektiven und ökonomischen Klettertechnik.<br />

Ziel<br />

Unter „Ziel“ sind die jeweiligen Lernziele<br />

formuliert, die durch die folgenden Inhalte<br />

realisiert werden.<br />

Hintergrund<br />

Dieser Infoblock enthält wichtiges Hintergrundwissen.<br />

Er kommt nur bei Bedarf<br />

vor.<br />

Inhalt<br />

Hier finden sich nach einigen einführenden<br />

Worten eine stichpunktartige Beschreibung<br />

der Bewegungssequenz sowie weitere<br />

konkrete Punkte, die im Zusammenhang<br />

mit dem Thema von Bedeutung sind. Im<br />

Rahmen entsprechender Übungsreihen<br />

können zu diesen einzelnen Punkten<br />

Übungen gestaltet werden.<br />

Gelände<br />

Unter „Gelände“ sind geeignete Wandformationen<br />

genannt und ggf. zielführende<br />

Boulderdefinitionen beschrieben oder<br />

skizziert. Generell sind zum Gelände folgende<br />

Anmerkungen wichtig:<br />

<strong>Klettern</strong><br />

Einführung<br />

Die Vermittlung von Klettertechnik findet<br />

idealerweise im Boulderbereich<br />

statt.<br />

In künstlichen Kletteranlagen können<br />

Boulderdefinitionen durch Umschrauben<br />

von Griffen und Tritten genau auf<br />

das Thema abgestimmt werden.<br />

Beim Bouldern an Naturfelsen müssen<br />

passende Übungsstellen gefunden werden<br />

(gute Geländekenntnis ist in diesem<br />

Zusammenhang sehr hilfreich).<br />

Sicherheit, Eignung für das Lernziel<br />

und naturschutzfachliche Unbedenklichkeit<br />

(s. Kapitel „Umweltbildung“, Punkt<br />

4) müssen gewährleistet sein.<br />

Das Gelände soll unterschiedliche<br />

Schwierigkeiten bieten, damit jeder<br />

Schüler in seiner Könnensstufe Übungsmöglichkeiten<br />

vorfindet.<br />

Die Boulderdefinition soll die Technikausführung<br />

provozieren - im Idealfall<br />

sogar die Technik erzwingen.<br />

Markierungen sollten an natürlichen<br />

Felsen aus Tape und nicht aus Magnesia<br />

oder Kreide bestehen, da sie nach<br />

der Übungseinheit leichter zu entfernen<br />

sind.<br />

Gegenseitiges „Spotten“ (Hilfestellung<br />

bei Absprung) ist in den meisten Fällen<br />

zu empfehlen.<br />

Ggf. ist das Absprunggelände mit<br />

Weichbodenmatten oder „Crashpads“<br />

abzusichern.<br />

Topropes eignen sich gut, um vermittelte<br />

Techniken oder Qualitäten<br />

anzuwenden und zu festigen.<br />

Für die Vermittlung neuer Elemente ist<br />

beim Toprope oft der räumliche<br />

Abstand zwischen Schüler und Lehrer<br />

zu groß.<br />

Vorstiege sind für Technikvermittlung<br />

generell ungeeignet (beim Vorsteigen<br />

soll sich der Schüler auf den Vorstieg<br />

5


6<br />

<strong>Klettern</strong><br />

Einführung<br />

konzentrieren). Ausnahmen sind Technik-<br />

oder Taktikübungen auf hohem<br />

Niveau.<br />

Methode<br />

Ganz allgemein stehen zur Vermittlung<br />

die beiden Lehrverfahren „schülerzentriert“<br />

und „lehrerzentriert“ zur Verfügung<br />

(vgl. Methodik). Die Frage, wann welches<br />

Verfahren anzuwenden ist, hängt davon<br />

ab, wie souverän der Lehrer die Verfahren<br />

beherrscht.<br />

Häufig bietet sich das schülerzentrierte<br />

Verfahren für die Vermittlung von Klettertechnik<br />

an. Bei klar definierten Bewegungsabläufen<br />

(z.B. Eindrehen) kann es<br />

aber durchaus sinnvoll sein, lehrerzentriert<br />

zu arbeiten.<br />

Man plant eine geeignete Übungsreihe,<br />

in der nacheinander wichtige Elemente<br />

der Thematik herausgehoben und geübt<br />

werden (immer nur ein neues Element<br />

bzw. einen Schwerpunkt pro<br />

Übung).<br />

Man achtet dabei auf den methodischen<br />

Grundsatz: Vom Leichten zum<br />

Schweren.<br />

Man achtet auf die Übungsintensität.<br />

Günstig ist eine Übungsstelle für je 2-3<br />

Teilnehmer.<br />

Man achtet auf Einsehbarkeit. Der<br />

Übungsbetrieb der Schüler soll gut zu<br />

überblicken sein.<br />

Man achtet auf Sicherheit (Steinschlag,<br />

Absturzgefahr, Boulderstellen spotten<br />

usw.).<br />

Man achtet auf ökologische Unbedenklichkeit<br />

(Trittbelastungen, Vegetationsschäden,<br />

s. Kapitel „Umweltbildung“).<br />

In den einzelnen Kapiteln werden keine<br />

Hinweise mehr zu den oben genannten<br />

Punkten gegeben - sie würden sich stereotyp<br />

wiederholen. Zur Anregung für einen<br />

abwechslungsreichen Unterricht sind jeweils<br />

einige Übungsformen, Aufgabenstellungen<br />

und Spielformen genannt.


1. Treten<br />

Ziel<br />

Antreten auf kleinen Leisten und in<br />

Löchern<br />

Antreten auf Reibung<br />

Füße verklemmen und hooken.<br />

Inhalt<br />

Behandelt wird das Antreten mit Kletterschuhen<br />

- für schwere Bergstiefel gelten die folgenden<br />

Darstellungen nur bedingt. Hinsichtlich<br />

der Tritt-Technik sind konkrete Tritte<br />

(Leisten, Löcher), Reibungstritte und Fußklemmer<br />

zu unterscheiden. Je weicher die<br />

Kletterschuhe, desto häufiger muss „auf Reibung<br />

angetreten“ werden, da man auf kleinen<br />

Käntchen nicht mehr oder nur noch mit<br />

einem enormen Kraftaufwand stehen kann.<br />

LEISTEN UND KONKRETE TRITTE<br />

Sehr große Tritte sollte man außen<br />

bzw. vorne belasten (weniger Haltearbeit<br />

mit den Händen).<br />

Bei Leisten tritt man normalerweise mit<br />

der Balleninnenseite an.<br />

Bei der Eindrehtechnik tritt ein Fuß mit<br />

dem Außenrist an.<br />

Antreten mit der Fußspitze (frontales<br />

Antreten) macht in Dellen und Felslöchern<br />

Sinn.<br />

Den Fuß sollte man exakt und beim<br />

ersten Versuch platzieren; nicht wippen.<br />

Ferse waagrecht bis leicht angehoben.<br />

REIBUNG<br />

Bei Reibungstritten wird in der Regel<br />

frontal angetreten.<br />

viel Sohle auf den Tritt bringen, das<br />

heißt, die Ferse befindet sich in Mittelstellung.<br />

Ggf. kann die Ferse auch maximal tief<br />

gehalten werden (Endstellung des<br />

Sprunggelenks).<br />

auf Reibungstritten immer ruhig stehen<br />

Im Sandstein müssen Tritt und Sohle<br />

sandfrei sein und der einmal platzierte<br />

Fuß sollte nicht mehr bewegt werden.<br />

KLEMMEN/HOOKEN<br />

<strong>Klettern</strong><br />

1. Treten<br />

Aufkanten des Fußes in Rissen (ca.<br />

Handrissbreite); im Riss wird der Fuß<br />

wieder horizontal gedreht und klemmt.<br />

Führt man den Fuß horizontal ein und<br />

tritt ihn nach unten durch bis er<br />

klemmt, lässt er sich anschließend nur<br />

schwer wieder lösen.<br />

Verdrehen des Fußes in Felslöchern<br />

(analog Riss)<br />

Fuß in flachen horizontalen Schlitz<br />

stecken und Fußspitze anziehen<br />

Fuß zwischen zwei großen aufgeschraubten<br />

Griffen verklemmen (Überhang/Dach)<br />

Hooken: Rist an großem aufgeschraubten<br />

Tritt einhängen und auf Zug belasten<br />

(Überhang/Dach)<br />

Die Kombination von Hooken mit dem<br />

einen und Gegentreten mit dem anderen<br />

Fuß ergibt oft eine stabile Platzierung<br />

der Füße bei Dachkletterei.<br />

Hooken und Gegentreten<br />

7


8<br />

<strong>Klettern</strong><br />

1. Treten<br />

Gelände<br />

Boulderquergang; zum Treten generell<br />

flaches bis fast senkrechtes Gelände (60°-<br />

80°), ggf. Griffe wegdefinieren bzw. das<br />

Greifen einschränken (Steine oder Äste in<br />

der Hand); wird das Gelände steiler, kann<br />

man mit entsprechenden Griffen und bei<br />

Aufbau geeigneter Körperspannung überall<br />

stehen. Für alle Übungen, bei denen<br />

die Grenze des Möglichen ausgelotet werden<br />

soll, braucht man Tritte ganz knapp<br />

über dem Boden (plötzliches unkontrolliertes<br />

Abrutschen muss verletzungsfrei<br />

möglich sein). Für Reibung benötigt man<br />

gleichmäßig geneigte Platten (ca. 50°)<br />

bzw. etwas steilere Platten mit Reibungsdellen<br />

(60°-70°). Zum Klemmen sind<br />

Risse entsprechender Breite erforderlich<br />

und zum Hakeln werden steile Boulderüberhänge<br />

oder Dächer mit großen Tritten<br />

benötigt.<br />

Methode<br />

Weitertreten von Innenballen zu Innenballen<br />

auf definierten Leisten, Hände<br />

nur zum Balancieren<br />

Weitertreten mit ständigem Wechsel<br />

zwischen Innenballen und Außenrist;<br />

die Körpervorderseite schaut während<br />

der gesamten Übung nach rechts bzw.<br />

links.<br />

Wechsel zwischen den einzelnen Trittmöglichkeiten<br />

- Innenballen, Fußspitze,<br />

Außenballen<br />

Kontrast: Wippen auf dem Tritt - ruhig<br />

stehen auf dem Tritt<br />

Grenze der minimalen Trittgröße knapp<br />

über dem Boden ausloten; zweibeinig<br />

oder einbeinig; Hände nur zum Balancieren<br />

Grenze der Haftreibung der Sohle an<br />

geneigten Platten ausloten (ggf. unterschiedliches<br />

Schuhwerk)<br />

Kontrast: Ferse ganz hoch - Ferse ganz<br />

tief<br />

Kontrast: Frontales Antreten - Innenballen<br />

bzw. Außenrist<br />

auf Reibung nur mit aufgelegten Handflächen<br />

klettern<br />

im Sandstein schon beim Vorbeiklettern<br />

den Tritt abblasen und vor dem<br />

Antreten die Fußsohle am anderen Bein<br />

abstreifen<br />

Klemmen: Fuß in Riss stecken und in<br />

Klemmposition drehen<br />

Hakeln usw.: Fußposition im Dach einnehmen<br />

und mit gleicher Fußposition<br />

die Griffe wechseln<br />

Steigerung: Bei gleichbleibender Fußposition<br />

möglichst weit entfernte Griffe<br />

halten (Start und Ende an Griffen, die<br />

näher bei den Füßen sind).


2. Greifen<br />

Ziel<br />

Griffmöglichkeiten erkennen<br />

Klemmen<br />

weich greifen<br />

Greifen mit hängenden und aufgestellten<br />

Fingern.<br />

Inhalt<br />

Es geht darum, Griffmöglichkeiten zu<br />

erkennen und sie zu nützen. Daneben<br />

sind im Hinblick auf die Ökonomie das<br />

sogenannte weiche Greifen und im Hinblick<br />

auf die Gesundheit die physiologisch<br />

günstigen Fingerhaltungen von<br />

Bedeutung.<br />

WEICH GREIFEN<br />

Die Durchblutung der Arme ist abhängig<br />

vom Grad der Belastung. Bei hoher<br />

Belastung kommt es zum Verschluss<br />

der Blutgefäße in der Muskulatur. Der<br />

Muskel muss dann mit seinen vorhandenen<br />

Reserven auskommen.<br />

Übermäßiges Halten steigert den Energieverbrauch;<br />

es kommt früher zur<br />

Übersäuerung.<br />

PHYSIOLOGISCH GÜNSTIGE FINGERHALTUNGEN<br />

Die relativ schwachen Fingergelenke<br />

sind durch die hohen Belastungen<br />

beim <strong>Klettern</strong> besonders verletzungsgefährdet.<br />

Günstig für die Ringbänder ist <strong>Klettern</strong><br />

mit hängenden Fingern.<br />

Ungünstig für die Ringbänder sind aufgestellte<br />

Finger (wegen der starken<br />

Beugung im Mittelgelenk und der passiven<br />

Überstreckung im Endgelenk).<br />

Günstiger, aber schmerzhaft sind spitz<br />

aufgestellte Finger.<br />

Günstige Fingerstellungen sind bevorzugt<br />

anzuwenden, ungünstige nur gelegentlich.<br />

Vor allem beim Training (Hängen<br />

am Balken/Bouldern) sollte darauf<br />

geachtet werden. Da jedoch aufgestellte<br />

Finger in der Realität angewandt<br />

werden müssen, macht es Sinn, Aufsteller<br />

im Trainig mit einzubauen.<br />

ZUGGRIFFE<br />

Zuggriffe können nach ihrer Belastungsrichtung<br />

in Obergriffe (normale Griffe),<br />

Seitgriffe und Untergriffe unterteilt werden.<br />

Die Verwendung hängt von der<br />

möglichen Belastungsrichtung ab.<br />

An Griffformen existieren: Leisten, Aufleger<br />

(Reibungsgriffe), Zangen und<br />

Löcher<br />

bei Ein- und Zweifingerlöchern stärksten<br />

Finger, bzw. stärkstes Fingerpaar<br />

vorrangig nutzen<br />

Um bei monotoner Griffbelastung vorzeitiges<br />

Ermüden zu verhindern, können<br />

auch schwächere Finger oder Fingerpaare<br />

genutzt werden.<br />

Ggf. lässt sich die Haltekraft durch<br />

Übereinanderlegen mehrerer Finger<br />

erhöhen (bündeln).<br />

ZANGENGRIFFE<br />

Bei Zangengriffen wird mit Fingern und<br />

Daumen Gegendruck an Felsstrukturen<br />

erzeugt.<br />

Ggf. kann auch der Daumenballen für<br />

den Gegendruck eingesetzt werden.<br />

STÜTZGRIFFE<br />

<strong>Klettern</strong><br />

2. Greifen<br />

Zuggriffe findet man häufiger als Stützgriffe.<br />

Daher werden die an der Zugtechnik<br />

beteiligten Muskelgruppen vorrangig<br />

strapaziert.<br />

9


10<br />

<strong>Klettern</strong><br />

2. Greifen<br />

Der Wechsel zu Stütztechniken ermöglicht<br />

eine Erholung der an der Zugtechnik<br />

beteiligten Muskelgruppen. Daher<br />

ist jedes Nicht-Nutzen von Stütztechniken<br />

im Bereich der Leistungsgrenze ein<br />

taktischer Fehler.<br />

KLEMMEN<br />

Klemmtechnik in Fingerrissen: Die Finger<br />

werden mit Daumen nach unten in<br />

den Riss gesteckt. Bei Belastung verdrehen<br />

sie sich, was zur gewünschten<br />

Klemmwirkung führt (das Verdrehen ist<br />

anatomisch ungünstig).<br />

Klemmtechnik in Handrissen: Die Hand<br />

wird meist mit Daumen nach oben,<br />

zuweilen auch mit Daumen nach unten,<br />

in den Riss gesteckt. Die Klemmwirkung<br />

entsteht, indem man den Daumen<br />

zum kleinen Finger hin bewegt.<br />

Dadurch verdickt sich der Daumenballen<br />

und klemmt gegen die Handrückseite.<br />

Bei breiten Handrissen ist ein zusätzliches<br />

Beugen der Finger im Grundgelenk<br />

erforderlich.<br />

Klemmtechnik in Faustrissen: Die Hand<br />

wird schmal gemacht und horizontal in<br />

den Riss gesteckt. An der Klemmstelle<br />

ballt man sie zur Faust. Es klemmen<br />

die Knöchel von Zeigefinger und kleinem<br />

Finger.<br />

Gelände<br />

Für weiches Greifen leicht einliegend bis<br />

leicht überhängend mit unterschiedlich<br />

guten Tritten; zum Stützen rechtwinklige<br />

und seichte Verschneidungen, ggf. Kamine<br />

und einliegende Platten; zum Klemmen<br />

entsprechende Risse.<br />

Methode<br />

<strong>Klettern</strong> mit Einschränkung der Griffmöglichkeiten<br />

(hauptsächliche Nutzung<br />

von Zuggriffen, Seitgriffen, Untergriffen,<br />

Zangengriffen, Reibungsgriffen, Stützgriffen);<br />

Vorgabe z.B.: Klettere soviel<br />

wie möglich mit Untergriffen.<br />

mit fünf Fingern, vier Fingern, drei Fingern,<br />

zwei Fingern klettern<br />

Auf begrenzter Kletterfläche immer<br />

neue Griffmöglichkeiten suchen; der<br />

Kletterpartner beobachtet und zählt die<br />

Möglichkeiten.<br />

Kletterlotse: Partner gibt Griffvorgaben,<br />

die der <strong>Klettern</strong>de ausführt<br />

weich Greifen: Griff belasten und danach<br />

Kraft soweit nachlassen, dass<br />

man gerade nicht abrutscht<br />

blind <strong>Klettern</strong> (Bewegungsgefühl/weich<br />

Greifen).


3. Phasen<br />

Ziel<br />

Bewegungsvorstellung strukturieren<br />

differenzierte Kommunikation ermöglichen<br />

Hintergrundwissen für Ausbilder.<br />

Hintergrund<br />

Die „Phasen“ zerlegen einen „Kletterzug“<br />

in drei Teile, die in jeder Kletterbewegung<br />

enthalten sind. Sie haben sich<br />

bewährt, um in einer differenzierten<br />

Weise über Bewegungsabläufe zu sprechen<br />

und die eigene Bewegungsvorstellung<br />

zu strukturieren (z.B. Finden einer<br />

stabilen Ausgangsposition in der Vorbereitungsphase).<br />

Die drei Phasen „Vorbereiten“,<br />

„Greifen (bzw. Treten)“ und „Stabilisieren“<br />

können sowohl für statische<br />

als auch für dynamische Bewegungen<br />

angewendet werden.<br />

Es ist keinesfalls Ziel der Phasenbetrachtung,<br />

Bewegungen zu zerhacken oder in<br />

Momentaufnahmen zu zerlegen. Selbst<br />

wenn die Abbildungen in diesem Handbuch<br />

wie auch in jedem anderen Buch<br />

gezwungenermaßen immer Momentaufnahmen<br />

darstellen, sind sie doch immer<br />

in einen Bewegungsablauf eingebettet<br />

und sollen auch im Zusammenhang mit<br />

diesem betrachtet werden. Die Phasen<br />

dienen also der Beschreibung dieser<br />

Abläufe - und zwar sowohl was die Klettertechnik,<br />

als auch was die Qualität der<br />

Bewegung betrifft.<br />

In der Regel beziehen sich die Vorbereitungen<br />

auf eine folgende Greifbewegung.<br />

Die im Anschluss angeführten Präzisierungen<br />

der einzelnen Phasen beziehen sich<br />

auf diese Situation. Es kann aber durch-<br />

aus vorkommen, dass das Versetzen<br />

eines Fußes die Hauptschwierigkeit einer<br />

Kletterbewegung darstellt. In diesem Fall<br />

wird das „Weitertreten“ zur zweiten Phase<br />

und die Aktionen aller Phasen sind<br />

entsprechend dieser Situation zu betrachten<br />

und zu beurteilen.<br />

VORBEREITUNGSPHASE<br />

Inhalt<br />

Die Vorbereitungsphase umfasst alle Aktionen<br />

des Körpers und insbesondere der<br />

Trittauswahl, die geeignet sind, eine<br />

effektive Weitergreifbewegung einzuleiten.<br />

Erkennen und Auswahl von Griff- und<br />

Trittstrukturen<br />

Antreten oder Umtreten und ggf.<br />

Umgreifen für den geplanten Zug<br />

Schwerpunktverlagerung, insbesondere<br />

durch Verschieben der Hüfte<br />

Beim Vorbereiten erfolgt eine gedankliche<br />

Vorwegnahme der nachfolgenden<br />

Bewegung.<br />

ggf. Ausholbewegung.<br />

GREIFPHASE<br />

Inhalt<br />

Das Weitergreifen umfasst alle Aktionen,<br />

die sich auf den Zug zum nächsten Griff<br />

konzentrieren.<br />

Führen der Bewegung (Haltehand)<br />

Beschleunigen<br />

Lösen vom Griff (Greifhand)<br />

<strong>Klettern</strong><br />

3. Phasen<br />

11


12<br />

<strong>Klettern</strong><br />

3. Phasen<br />

Führen des Arms<br />

Greifen des neuen Griffs.<br />

STABILISIERUNGSPHASE<br />

Inhalt<br />

Das Stabilisieren umfasst alle Maßnahmen,<br />

die erforderlich sind, um die neue<br />

Position zu stabilisieren oder um die<br />

Greifbewegung zu korrigieren. Durch die<br />

Stabilisierungsphase wird die nächste<br />

Vorbereitungsphase eingeleitet. Manchmal<br />

verschmelzen beide Phasen miteinander.<br />

Spannung aufbauen<br />

Schwung abfangen<br />

Fuß versetzen, um Bewegung zu stabilisieren<br />

Fingerstellung im Griff optimieren<br />

(nachfassen, nachruckeln).<br />

Gelände<br />

Da die Phasen auf jede Kletterbewegung<br />

angewendet werden können, ist zum<br />

Üben prinzipiell jedes Gelände möglich.<br />

Sinnvollerweise wählt man jedoch Boulderstellen,<br />

die für jeden Zug ein neuerliches<br />

Positionieren erfordern (z.B. weite<br />

seitliche Züge, Kreuzzüge, offene Türen).<br />

Zum Verdeutlichen der Stabilisierungsphase<br />

eignen sich weite Züge (Griff-Fassen<br />

in überstreckter Position), dynamische<br />

Züge und Sprünge.<br />

Methode<br />

Vorbereitungs- (1 u. 2), Greif- (3) und Stabilisierungsphase (4)<br />

<strong>Klettern</strong>der kommentiert selbst, in welcher<br />

Phase er sich gerade befindet.<br />

Beobachter kommentiert, in welcher<br />

Phase sich der <strong>Klettern</strong>de gerade befindet.<br />

Boulder definieren, bei denen einzelne<br />

Aktionen innerhalb der Phasen gut zu<br />

erkennen sind<br />

In einer Videoanalyse werden die einzelnen<br />

Aktionen innerhalb der Phasen<br />

herauskristallisiert und benannt.


4. Techniken<br />

Während in bisherigen Publikationen alle<br />

relevanten Bewegungsmerkmale unter<br />

Klettertechnik abgehandelt wurden, wird<br />

im vorliegenden Kapitel zwischen „Techniken“<br />

und „Qualitäten“ unterschieden.<br />

So werden beispielsweise die Kontrolle<br />

des Schwerpunkts oder der Spannungsaufbau<br />

für einen Kletterzug nicht unter<br />

Techniken, sondern unter Qualitäten<br />

behandelt.<br />

Die Techniken sind in dieser Betrachtung<br />

auf regelmäßig wiederkehrende Bewegungsabläufe<br />

bezogen. Sie sind in „frontale“,<br />

„eingedrehte“ und „sonstige“ Techniken<br />

gegliedert. Die in den jeweiligen<br />

Kapiteln gegebenen Informationen dienen<br />

der grundlegenden Vermittlung einer Klettertechnik<br />

oder der Auffrischung eines<br />

Themas. Um mit fortgeschrittenen Kletterern<br />

an deren persönlicher Technik zu feilen,<br />

benötigt der Trainer vorrangig die<br />

Qualitäten als Beurteilungsgrundlage.<br />

4.1<br />

Frontale Techniken<br />

REIBUNGSKLETTERN<br />

Ziel<br />

<strong>Klettern</strong> griffloser Reibungsplatten.<br />

Inhalt<br />

Reibungsklettern gehört zu den frontalen<br />

Techniken. Die Füße treten mit dem Ballen<br />

an (vgl. Treten) und der Körper<br />

bewegt sich durchwegs in frontaler Haltung.<br />

Man beachte, dass bei reinem Reibungsklettern<br />

keinerlei Griffe benützt<br />

werden. Bereits bei sehr kleinen Käntchen<br />

kann man den Schwerpunkt etwas<br />

nach hinten verlagern und schon steht<br />

man an Stellen, an denen man ansonsten<br />

abrutschen würde. Obwohl solche Situationen<br />

beim Reibungsklettern immer wieder<br />

vorkommen, stellen sie den fließenden<br />

Übergang zur Gegendrucktechnik dar.<br />

Die folgenden Technikschwerpunkte<br />

beziehen sich auf Reibungsplatten ohne<br />

Griffmöglichkeiten.<br />

Antreten auf Reibung siehe unter Treten<br />

Bewegungszyklus: Abwechselndes<br />

Höhersetzen der Füße<br />

Es treten weder tiefe Hockstellungen<br />

noch ein völlige Überstreckung auf.<br />

Der Schwerpunkt liegt weitgehend über<br />

den Füßen.<br />

Die Hände balancieren das Gleichgewicht.<br />

Sie sollten dabei nur wenig<br />

Druck auf den Fels ausüben.<br />

Man macht eher kleinere Schritte.<br />

Größere Spreizstellungen sind meist<br />

uneffektiv, da sie schwer aufzulösen<br />

sind.<br />

Anders verhält es sich auf Reibungsplatten,<br />

die Verflachungen bzw. Trittmulden<br />

aufweisen. Hier macht man ggf.<br />

größere Schritte (auch seitlich), um von<br />

Mulde zu Mulde zu gelangen.<br />

Gelände<br />

Für Reibungsklettern benötigt man gleichmäßig<br />

geneigte Platten (ca. 50°) bzw.<br />

etwas steilere Platten mit Reibungsdellen<br />

(60°-70°).<br />

Methode<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Vgl. die Übungen zum Antreten auf Reibung<br />

Kontrast: große Schritte - kleine Schritte<br />

13


14<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Kontrast: hüftbreites Hochsteigen - weitere<br />

Spreizstellung<br />

auf Reibung nur mit aufgelegten Handflächen<br />

klettern<br />

auf Reibung mit Holzstöckchen in den<br />

Händen klettern<br />

einhändig auf Reibungsplatten klettern<br />

freihändig auf Reibungsplatten gehen<br />

Zeitlupe auf Reibungsplatten klettern<br />

Reibungsplatten hochrennen.<br />

DIAGONALE KLETTERTECHNIK<br />

Ziel<br />

Diagonale Klettertechnik erlernen<br />

Grundsätze bezüglich Griff- und Trittauswahl.<br />

Inhalt<br />

Das „Diagonale <strong>Klettern</strong>“ ist sozusagen<br />

die klassische frontale Klettertechnik. Sie<br />

wird bei entsprechendem Griff- und Trittangebot<br />

mehr oder weniger automatisch<br />

angewendet. Eine gesonderte Schulung<br />

dieser Technik ist daher in der Regel<br />

nicht erforderlich. Sehr wohl sollten allerdings<br />

die unten genannten Grundsätze<br />

bezüglich der Griff- und Trittwahl bewusst<br />

umgesetzt werden.<br />

Bewegungszyklus: rechte Hand linker<br />

Fuß, rechter Fuß linke Hand <br />

rechter Fuß, linker Fuß usw.<br />

Dabei gilt der Grundsatz, dass die Tritte<br />

tendenziell unter der Haltehand<br />

gewählt werden.<br />

Griffe nicht zu weit seitlich wählen<br />

Sowohl beim Weitergreifen als auch<br />

beim Weitertreten sollten die drei verbleibenden<br />

Haltepunkte ein Dreieck<br />

aufspannen, also nicht in einer Linie<br />

liegen.<br />

Liegen sie in einer Linie, besteht im<br />

allgemeinen Fall eine seitliche Kippbzw.<br />

Pendeltendenz (vgl. eingependelt<br />

klettern).<br />

Gelände<br />

Senkrecht oder leicht überhängend mit<br />

gutem Griff- und Trittangebot; die Griffe<br />

sollen nach unten belastbar sein.<br />

Methode<br />

Linienklettern: Ein Wandstreifen von ca.<br />

60 cm Breite wird mit vertikalen Linien<br />

markiert; nur die innerhalb dieser Linien<br />

liegenden Griffe und Tritte verwenden<br />

Walzer: Nach Greifen eines seitlich liegenden<br />

Griffes werden beide Füße neu<br />

platziert.<br />

bewusst frontales <strong>Klettern</strong> in steilerem<br />

Gelände mit kurzen Verharren vor dem<br />

Zielgriff (in „aufblockierter“ Position).<br />

SCHULTERZÜGE/GASTON<br />

Ziel<br />

Nutzung seitlich nach außen zu belastender<br />

Griffe<br />

Aufbau diagonaler Körperspannung.<br />

Inhalt<br />

Von Schulterzug (Gaston) spricht man,<br />

wenn man z.B. einen nach rechts zu belastenden<br />

Griff mit der rechten Hand hält.<br />

Die Technik provoziert eine frontale Körperhaltung<br />

und erfordert oft hohe Körperspannung.<br />

Bewegungszyklus: rechte Hand auf<br />

Schulterzug linker Fuß hoch ggf.<br />

rechter Fuß hoch linke Hand greift<br />

weiter.


Der erste Fuß (im obigen Beispiel der<br />

linke) tritt links vom Haltegriff an.<br />

Der zweite Fuß wird häufig gar nicht<br />

auf einem Tritt platziert, sondern lediglich<br />

gegen die Wand gedrückt. Er stabilisiert<br />

die Greifphase.<br />

Wird der zweite Fuß lediglich gegen die<br />

Wand gestellt, ist der Aufbau einer diagonalen<br />

Körperspannung (z.B. linker<br />

Arm, rechtes Bein) erforderlich.<br />

Schulterzug<br />

Gelände<br />

Senkrecht bis überhängend, idealerweise<br />

mit einer Sequenz von Schulterzuggriffen;<br />

die Griffe können in einer Linie übereinander<br />

angeordnet sein oder jeweils seitlich<br />

versetzt liegen.<br />

Methode<br />

Bewusst beide Füße platzieren<br />

bewusst nur den zur Haltehand gegengleichen<br />

Fuß platzieren und den gleichseitigen<br />

an die Wand pressen<br />

die Veränderung der Antretposition(en)<br />

gegenüber der Diagonaltechnik herausarbeiten<br />

auch weites seitliches „Übergeben“ von<br />

einem Schulterzug in den anderen<br />

üben.<br />

FROSCH<br />

Ziel<br />

Erlernen der Froschtechnik<br />

Ökonomie durch beidbeinigen Körperhub<br />

anatomische Grenzen kennen lernen.<br />

Inhalt<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Die Froschtechnik ist ein Bewegungsablauf,<br />

der den Körperhub auf beide Beine<br />

verteilt und große Trittabstände zulässt.<br />

Er wird vorzugsweise an Kanten und<br />

schrägen Platten angewendet. Bei senkrechter<br />

Wandkletterei ist er nur noch für<br />

Personen mit großer Hüftbeweglichkeit<br />

ökonomisch einsetzbar.<br />

Bewegungszyklus: erster Fuß tritt hoch<br />

an (Knie seitlich) Gewichtsverlagerung<br />

über diesen Fuß zweiter Fuß<br />

tritt etwa auf gleicher Höhe an (Knie<br />

ebenfalls seitlich) beidbeiniger Körperhub<br />

Um den Körperhub aus beiden Beinen<br />

zu realisieren, verschiebt man den<br />

Schwerpunkt meist wieder in die<br />

Mittellage zurück.<br />

Die Arme greifen je nach Situation<br />

höher.<br />

Die Füße treten möglichst nahe rechts<br />

und links der Kante an.<br />

Ggf. genügt ein Tritt und der zweite<br />

15


16<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Fuß wird an der anderen Kantenseite<br />

auf Reibung platziert.<br />

Im Extremfall kann eine Kante auch<br />

von beiden Füßen auf Reibung eingeklemmt<br />

(„gepincht“) werden.<br />

Gelände<br />

Spitze oder stumpfe Kanten (etwa senkrecht)<br />

sowie einliegende Wand (ca. 70°);<br />

senkrechte Wand um die Grenzen der Beweglichkeit<br />

zu erfahren; wichtig sind<br />

große vertikale Trittabstände (ca. 60-70<br />

cm) und möglichst immer zwei Tritte etwa<br />

auf gleicher Höhe knapp rechts und<br />

knapp links der Kante.<br />

Methode<br />

Ggf. vorab: Dehnungsübungen für die<br />

Froschposition<br />

ggf. den Bewegungsblock Hoch-Antreten,<br />

Abhocken und seitliche Schwerpunkt-Verlagern<br />

isoliert üben<br />

Kontrast: Füße nah an der Kante -<br />

Füße weit rechts und weit links der<br />

Kante<br />

Kontrast: beidbeiniger Körperhub - einbeiniger<br />

Körperhub (halber Frosch)<br />

bei einliegendem Gelände: beidbeiniger<br />

Körperhub mit minimaler Haltekraft der<br />

Hände (ggf. Hände nur zum Balancieren).<br />

DURCHSTÜTZEN (MANTLE)<br />

Ziel<br />

Überwinden von Bändern mit folgender<br />

glatten Wand<br />

runde Ausstiege überwinden.<br />

Inhalt<br />

Durchstützen kommt zum Einsatz, wenn<br />

nach einem großen Griff bzw. kleinen<br />

Band zunächst keine Griffe mehr folgen.<br />

Auch Ausstiege in flache Bereiche können<br />

diese Technik erfordern. Zu unterscheiden<br />

sind der „Mantle“ und „Durchstützen mit<br />

Foothook“.<br />

MANTLE (DURCHSTÜTZEN OHNE FOOTHOOK)<br />

Bewegungszyklus: Vom beidhändig<br />

gehaltenen Griff aus folgt ein Klimmzug,<br />

falls möglich mit Unterstützung<br />

der Beine. Der Schwung wird genutzt,<br />

um eine bzw. beide Hände an diesem<br />

Griff in den Stütz auf dem Handballen<br />

zu bringen. Danach wird vollständig<br />

durchgestützt und der Schwerpunkt in<br />

die stabile Position über dem Griff verlagert.<br />

Der Übergang vom Ziehen zum Stützen<br />

wird nach Möglichkeit dynamisch<br />

durchgeführt (schnellkräftiger Klimmzug).<br />

Zugarbeit der Arme so weit als möglich<br />

durch die Beine unterstützen<br />

falls möglich, direkt vom Zuggriff in<br />

den Handballenstütz übergehen<br />

Ansonsten wird die „Stützschulter“<br />

beim Übergang vom Zug- zum Stützgriff<br />

zum Fels gedreht.<br />

Der Körper wird so nah wie möglich<br />

am Stützgiff vorbeigeführt.<br />

Bei schwierigen Mantle zeigen die Finger<br />

der Stützhand in der Regel zum<br />

Körper (Einwärtsrotation eines oder<br />

beider Arme). Dadurch wird es leichter,<br />

den Körper an der Wand zu halten.<br />

In der Endphase (Antreten auf dem<br />

Griff) wird häufig ein Arm nach außen<br />

rotiert. Ggf. werden auch beide Arme<br />

nacheinander nach außen rotiert.<br />

DURCHSTÜTZEN MIT FOOTHOOK<br />

Bewegungszyklus: Vom beidhändig<br />

gehaltenen Griff aus wird zunächst ein


Foothook gesetzt. Danach wird in der<br />

Regel zuerst der gleichseitige und dann<br />

der gegenseitige Arm in die Stützposition<br />

gebracht. Mit beiden Armen drückt<br />

man sich anschließend in die Stützposition<br />

und der gleichseitige Arm kann<br />

weiter greifen.<br />

Ggf. den Foothook vor dem Hochstützen<br />

in eine Antretposition mit dem<br />

Fußballen umsetzen.<br />

Ggf. stabilisiert ein Verklemmen von<br />

Trizeps (gleichseitiger Arm) und Oberschenkel<br />

die Position, so dass der gegengleiche<br />

Arm leichter in die Stützposition<br />

umgesetzt werden kann.<br />

Gelände<br />

Für Vorübungen eignen sich in Schulterhöhe<br />

befindliche Reckstangen oder Balken.<br />

Zum Üben sind kleine senkrechte<br />

Boulderblöcke mit rundlichem Ausstieg<br />

geeignet sowie glatte Wandstellen mit<br />

einer durchgehenden Stufe oder einem<br />

isolierten riesigen Griff. Für schwere<br />

Übungsstellen sollte die Wand unterhalb<br />

der Stufe überhängen (notfalls kann man<br />

Tritte aber auch wegdefinieren). Entscheidend<br />

ist auch die Wandsteilheit oberhalb<br />

der Stufe. Kann man hier freihändig stehen,<br />

ist ein vollständiges Aufrichten möglich.<br />

Ist die Wand hierfür zu steil, so ist<br />

Hochgreifen aus der einarmigen Stützposition<br />

das Ziel der Bewegungssequenz.<br />

Methode<br />

Erlernen der Bewegung an Geräten<br />

(Reckstange, Balken usw.)<br />

leichte Mantle-Boulder klettern<br />

Wenn der Oberkörper nach vorne<br />

geneigt werden kann, ist das „manteln“<br />

relativ einfach.<br />

Auch Mantle, die gute Fußunterstützung<br />

zulassen, sind in der Regel einfach.<br />

Schwierige Mantle üben (steileres Gelände);<br />

wenn der Oberkörper nicht<br />

mehr weit nach vorne verlagert werden<br />

kann, ist ein ausgeprägtes Gleichgewichtsgefühl<br />

und ein starker Oberarmstrecker<br />

(Trizeps) notwendig.<br />

Besonders schwierig sind Mantle im<br />

überhängenden Gelände (keine Fußunterstützung)<br />

und auf schmalen Bändern,<br />

da der Schwerpunkt nicht ganz<br />

über die Stützhand gebracht werden<br />

kann.<br />

ZIEHEN MIT DEM FUß<br />

Ziel<br />

Schwerpunkt an der Wand halten<br />

offene Tür verhindern.<br />

Hintergrund<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Beim „Ziehen“ mit dem Fuß wird der Fuß<br />

so platziert, dass er den Körper zur Wand<br />

hin ziehen kann. Dazu ist in der Regel<br />

ein gut ausgeprägter (positiver) Tritt oder<br />

eine Klemm- oder Hookstelle erforderlich.<br />

Ziehen mit dem Fuß bzw. mit beiden<br />

Füßen spielt bei Überhangkletterei eine<br />

Rolle, sofern man den Schwerpunkt nahe<br />

am Fels halten will (ohne dieses Ziehen<br />

würde man lotrecht unter die Griffe pendeln).<br />

Siehe hierzu auch das Kapitel<br />

„Spannungsaufbau“.<br />

Ziehen mit einem Fuß kommt neben dieser<br />

Situation auch im Zusammenhang mit<br />

der „offenen Tür“ vor. Befindet sich ein<br />

Griff seitlich außerhalb des gleichseitigen<br />

Trittes und ist die Wand steil genug, entsteht<br />

ein Drehmoment um die Hand-Fuß-<br />

Achse. Beim Weitergreifen mit der anderen<br />

Hand führt dies zu einem Drehimpuls<br />

(offene Tür), den man mit dem zweiten<br />

Fuß stabilisieren muss.<br />

Sinnvollerweise versucht man solche Situationen<br />

von vornherein zu vermeiden,<br />

17


18<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

indem man während der Vorbereitungsphase<br />

passende Tritte rechts und links<br />

des zu haltenden Griffes wählt (vgl. Diagonaltechnik).<br />

Fehlt ein entsprechendes<br />

Trittangebot oder erscheint das Umtreten<br />

zu aufwendig, kommt die hier beschriebene<br />

Bewegungssequenz in Frage.<br />

Inhalt<br />

Bewegungszyklus: rechte Hand greift<br />

seitlich vom rechten Fuß linker Fuß<br />

wird auf „positivem“ Tritt platziert und<br />

entsprechend belastet linke Hand<br />

greift weiter<br />

Der belastete linke Fuß zieht den Körper<br />

zur Wand hin (Aufbau entsprechender<br />

Körperspannung nötig!).<br />

In diesem Zusammenhang ist oft eine<br />

Schwerpunkt-Verlagerung in Richtung<br />

des linken Fußes hilfreich.<br />

Wird der linke Fuß knapp neben dem<br />

rechten Fuß platziert, sind hohe Kräfte<br />

erforderlich, um das Drehmoment zu<br />

stabilisieren.<br />

Wird der linke Fuß extrem weit links<br />

platziert, ist es oftmals schwierig, ihn<br />

noch entsprechend zu belasten.<br />

Günstig sind daher mittlere Bewegungsumfänge<br />

(ca. 50 cm bis 1 m).<br />

Auch hohes Antreten mit frontalem<br />

Abhocken auf dem linken Fuß (Knie<br />

seitlich) ergibt eine stabile Positionierung<br />

für die nachfolgende Greifphase.<br />

Gelände<br />

Für Übungen zur Thematik der offenen<br />

Tür eignet sich senkrechtes oder leicht<br />

überhängendes Gelände. Der zu haltende<br />

Griff muss sich seitlich außerhalb des<br />

Start-Tritts befinden. Der Griff sollte nur<br />

als Seitgriff benutzbar sein (kann man<br />

ihn nach unten belasten, lässt sich die<br />

offene Tür durch Einpendeln lösen - und<br />

Einpendeln ist quasi das Gegenteil einer<br />

offenen Tür). Es soll gewährleistet sein,<br />

dass Boulderstellen zur offenen Tür zwingend<br />

sind: Das heißt, wenn man nur den<br />

Start-Tritt und den Haltegriff benützt,<br />

muss man von der Wand weg pendeln.<br />

Leistet die Boulderstelle dies nicht, werden<br />

die Schüler den Sinn der entsprechenden<br />

Übungen nicht spüren können<br />

und insofern auch nicht verstehen.<br />

Für das Ziehen mit dem Fuß müssen sich<br />

gegenüber dem Haltegriff positive Tritte<br />

oder sonstige Möglichkeiten zum Verklemmen<br />

oder Einhaken des Fußes befinden.<br />

Methode<br />

An geeigneten Boulderstellen Schüler<br />

nach eigenen Lösungsmöglichkeiten<br />

suchen lassen; dies führt in der Regel<br />

dazu, dass mehrere Methoden gefunden<br />

werden. Im Rahmen geeigneter<br />

Übungsreihen müssen dann die einzelnen<br />

Techniken separat geübt werden.<br />

Die offene-Tür-Situation kann isoliert<br />

geübt werden (Start-Tritt, Haltegriff und<br />

Zielgriff definieren, der freie Fuß muss<br />

die Greifphase stabilisieren).<br />

Die offene-Tür-Situation kann aber<br />

auch Bestandteil eines Boulderproblems<br />

sein (auf diese Art wird die<br />

gesamte Bewegungssequenz trainiert).<br />

Die Schüler sollen eigene Übungsstellen<br />

erst selbst definieren, wenn sie das Prinzip<br />

der offenen Tür verstanden haben.<br />

Linienklettern: Ein Wandstreifen von ca.<br />

60 cm Breite wird mit vertikalen Linien<br />

markiert. Griffe liegen außerhalb und<br />

Tritte immer innerhalb dieser Linien.<br />

Boulderquergang: Griffe nie über Schulterhöhe<br />

und nur seitlich verwenden;<br />

Tritte immer möglichst zentral unter<br />

dem Körper benutzen.


HINTEN SCHEREN<br />

Ziel<br />

Blockieren der offenen Tür bei kleinem<br />

Bewegungsspielraum.<br />

Inhalt<br />

Die Situation der offenen Tür ist wie<br />

oben beschrieben. Steht kein geeigneter<br />

positiver Tritt zur Verfügung, behilft man<br />

sich mit „Scheren“ der Beine. Dabei kann<br />

hinten oder vorne geschert werden.<br />

Vorne Scheren stellt eine eingedrehte<br />

Technik dar und wird dort behandelt.<br />

Bewegungszyklus: rechte Hand greift<br />

seitlich vom rechten Fuß linker Fuß<br />

wird hinter dem rechten Bein gekreuzt<br />

und gegen die Wand gepresst linker<br />

Arm greift weiter linker Fuß wird<br />

zurückgeführt und neu platziert.<br />

Der rechte Fuß steht auf dem Innenballen.<br />

Während des Scherens ist das Knie<br />

leicht seitlich gebeugt.<br />

Die Körperposition ist frontal und die<br />

Hüfte so nahe wie möglich an der<br />

Wand.<br />

Der hinten gekreuzte Fuß ist idealerweise<br />

auf einem Tritt platziert, was den<br />

möglichen Druck gegen die Wand spürbar<br />

verstärkt (es geht aber auch ohne).<br />

Im Falle eines Kreuzzuges ist es sehr<br />

hilfreich, wenn der gekreuzte Fuß auf<br />

einem Tritt platziert wurde.<br />

Bewegungszyklus Kreuzzug: rechte<br />

Hand greift seitlich vom rechten Fuß <br />

linker Fuß wird hinter dem rechten<br />

Bein gekreuzt, auf einem Tritt platziert<br />

und gegen die Wand gepresst linker<br />

Arm greift über Kreuz Gewichtsverlagerung<br />

und Lastwechsel der Füße <br />

rechter Fuß wird neu platziert.<br />

Gelände<br />

Wie unter „Ziehen mit dem Fuß“<br />

beschrieben. Die Methode erfordert nicht<br />

zwingend zusätzliche Tritte. Man kann<br />

den gekreuzten Fuß einfach gegen die<br />

Wand pressen. Das Stabilisieren wird<br />

aber deutlich angenehmer, wenn man<br />

den Fuß auf einem Tritt platziert.<br />

Übungsstellen sollten daher im entsprechenden<br />

Bereich mehrere unterschiedliche<br />

Tritte (Position, Qualität) aufweisen.<br />

Ist der Boulder auf einen Kreuzzug angelegt,<br />

sind entsprechende Tritte zwingend.<br />

Methode<br />

Es gelten alle unter „Ziehen mit dem<br />

Fuß“ beschrieben Punkte.<br />

Die Position in der Greifphase wird<br />

durch folgendes charakterisiert: Der<br />

Starttritt wird mit dem Innenballen angetreten,<br />

das Knie leicht seitlich gebeugt.<br />

Die Hüfte ist frontal und vollständig<br />

an der Wand. Das zweite Bein<br />

schmiegt sich in die Kniekehle des<br />

ersten und ist idealerweise gestreckt.<br />

Eine „aufgedrehte“ Position (analog<br />

eingedreht aber mit Schulter der Haltehand<br />

zur Wand) ist nur in seltenen Fällen<br />

ökonomisch.<br />

4.2<br />

Eingedrehte Techniken<br />

GRUNDFORM EINDREHEN<br />

Ziel<br />

Den Bewegungsablauf beim eingedrehten<br />

<strong>Klettern</strong> beherrschen.<br />

Hintergrund<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Vorab ein paar Worte zur Gliederung. Die<br />

Techniken werden in der Reihenfolge<br />

19


20<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

„frontal“, „eingedreht“ und „sonstige“<br />

behandelt. Dies hat nichts mit der Reihenfolge<br />

einer möglichen Vermittlung zu<br />

tun. So ist zum Beispiel Spreizen und<br />

Stützen eine im Anfängerbereich zu vermittelnde<br />

Technik, und auch die Grundform<br />

des Eindrehens sollte relativ bald<br />

geschult werden. Sie kann im Sinne einer<br />

modernen Klettertechnik mit zu den wichtigsten<br />

Grundlagen gezählt werden.<br />

Inhalt<br />

Eindrehen bietet sich bei Seit- und Untergriffen<br />

an und ist gut geeignet, große<br />

Griffabstände ökonomisch zu überwinden.<br />

Es wirkt in senkrechtem und überhängendem<br />

Gelände gleichermaßen effektiv.<br />

Bewegungszyklus: linker Fuß tritt etwa<br />

in Falllinie der rechten Haltehand auf<br />

Außenrist an rechter Fuß wird stabilisierend<br />

platziert die gesamte Körpervorderseite<br />

schaut nach rechts <br />

linker Arm greift weiter rechter Fuß<br />

tritt etwa in Falllinie des linken Armes<br />

auf Außenrist an usw.<br />

Die Höhe der Tritte soll so gewählt<br />

werden, dass man den Zielgriff angenehm<br />

gestreckt erreicht (so hoch wie<br />

nötig).<br />

Höher gewählte Tritte führen zu einer<br />

Zunahme der erforderlichen Haltekraft<br />

(Ausnahme: Bäuche, Dachkanten).<br />

Gibt es keinen Tritt in Falllinie der Haltehand<br />

(rechts), tritt der linke Fuß<br />

(Außenrist) tendenziell links des Griffes<br />

an.<br />

In diesem Fall tritt der auf Innenballen<br />

gesetzte Fuß in der Regel vorderhalb<br />

des auf Außenrist gesetzten Fußes an<br />

(im o.g. Beispiel rechts).<br />

Der Arm, der weitergreift, bleibt während<br />

der gesamten Vorbereitungsphase<br />

am Ausgangsgriff.<br />

Ggf. werden die Füße in tiefer Körper-<br />

haltung am gestreckten Arm positioniert.<br />

Während der Greifphase bleibt der haltende<br />

Arm so lange wie möglich<br />

gestreckt (langer Arm).<br />

Die Greifphase wird durch eine Bewegung<br />

der Hüfte über die Füße und hin<br />

zur Wand eingeleitet.<br />

Gelände<br />

Um den grundsätzlichen Bewegungsablauf<br />

zu trainieren, sollte das Gelände<br />

senkrecht sein. Manche Schüler benötigen<br />

relativ viel Zeit, bis das Bewegungsmuster<br />

verlässlich funktioniert. Überhängende<br />

Übungsstellen wären dafür zu kraftraubend.<br />

Fortgeschrittenere Schüler können<br />

auch in leichten bis mittleren Überhängen<br />

klettern. Hier werden die Vorteile<br />

dieser Technik besonders deutlich.<br />

Für die Eindrehtechnik benötigt man<br />

abwechselnd rechts und links gerichtete<br />

Seitgriffe. Sie sollten grob in einer vertikal<br />

verlaufenden Linie angebracht sein.<br />

Eine reichhaltige Trittauswahl ist wünschenswert.<br />

Mit Kreuzzügen lassen sich<br />

Eindreh-Situationen provozieren.<br />

Methode<br />

Vorübung (optional): Der Schüler steht<br />

frontal vor der Wand oder einem<br />

Baum. Auf Antippen z.B. der rechten<br />

Schulter wird eine linksherum eingedrehte<br />

Position am Boden eingenommen<br />

und die rechte Hand greift hoch.<br />

Dabei sind auch die Füße in seitliche<br />

Position zu bringen.<br />

In frontaler Kletterstellung beginnen;<br />

eingedrehte Position einnehmen und<br />

hochgreifen; ggf. mit zweiter nachfolgender<br />

Eindrehbewegung<br />

auf den „langen Arm“ achten<br />

auf die korrekte Antrethöhe achten


Kontrast: mit den Füßen umtrippeln -<br />

direkt hochsteigen<br />

Eindrehzüge mit seitlich versetzten Griffen<br />

(Kreuzzüge).<br />

DIAGONAL EINPENDELN<br />

Ziel<br />

Nur zwei Höhepunkte während der<br />

Greifphase<br />

Anwendungsbereich für diese Technik<br />

erkennen.<br />

Hintergrund<br />

„Einpendeln“ bedeutet, dass sich der<br />

Körper in „Ruhe“ befindet - also ohne<br />

Einwirkung von Drehmomenten. Beim<br />

„diagonal Einpendeln“ ist die Haltehand<br />

und der gegengleiche Fuß beteiligt. Insbesondere<br />

bei Überhängen ist diese<br />

Technik ökonomisch, da keine Drehmomente<br />

oder Gegendruckkräfte stabilisiert<br />

werden müssen.<br />

Eingependelt <strong>Klettern</strong> hat viel mit Gleichgewichtsempfinden<br />

zu tun. Die Technik<br />

setzt voraus, dass man spürt, in welcher<br />

Position man die Greifphase beginnen<br />

kann ohne dabei zu pendeln. Die Kunst<br />

ist, den Schwerpunkt so zu verlagern,<br />

dass er genau unterhalb der Achse der<br />

Diagonal Einpendeln<br />

beiden Haltepunkte liegt. Diese Position<br />

dient als Ausgangsposition für die weitere<br />

Fortbewegung. Beherrscht man diese<br />

Technik, stellt man fest, dass Züge mit<br />

Bruchteilen der vorher dafür eingesetzten<br />

Körperkraft möglich sind (je nach Qualität<br />

der zuvor ausgeführten Bewegung).<br />

Inhalt<br />

Bewegungszyklus: rechter und linker<br />

Arm halten linker Fuß wird etwa in<br />

Falllinie des rechten Arms auf Außenrist<br />

gesetzt rechter Fuß hängt in der<br />

Luft Körper wird nach rechts eingedreht<br />

und eingependelt linker Arm<br />

greift weiter rechter Fuß wird etwa<br />

in Falllinie des linken Arms auf Außenrist<br />

gesetzt usw.<br />

Man vergegenwärtige sich, dass es in<br />

einem horizontalen Dach keinerlei oben<br />

und unten gibt und die Antretposition<br />

hier tendenziell gegenüber dem Zielgriff<br />

gewählt wird.<br />

In der Greifphase wird der eingedrehte<br />

Körper nahe an die Wand gebracht und<br />

gestreckt (Reichweite!).<br />

Die Bewegung kann statisch oder dynamisch<br />

erfolgen.<br />

Bei statischen Bewegungen kann das<br />

frei hängende Bein ggf. seitlich verlagert<br />

werden, um eine größere Reichweite<br />

in die Gegenrichtung zu ermöglichen<br />

(statisches Pendelbein).<br />

Gelände<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Überhänge unterschiedlicher Steilheit und<br />

Dächer. Zum Erlernen des Bewegungsablaufs<br />

leicht überhängendes Gelände. Wie<br />

bei der Eindrehtechnik benötigt man<br />

alternierend rechts und links gerichtete<br />

Seitgriffe. Sie sollen grob in einer vertikal<br />

verlaufenden Linie angebracht sein. Bei<br />

senkrechtem und leicht überhängendem<br />

21


22<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Gelände muss jeweils ein passender (im<br />

Lot befindlicher) Tritt vorhanden sein. Je<br />

steiler das Gelände ist, desto mehr Spielraum<br />

gibt es beim Antreten.<br />

Methode<br />

Vorübung: einen Griff und einen Tritt<br />

belasten und spüren, wohin es den<br />

Körper dreht<br />

Einpendeln und Eindrehen kombinieren;<br />

eine entsprechende Position einnehmen<br />

und halten (Stabilität dieser<br />

Lage erspüren)<br />

Eindrehzüge aus der eingependelten<br />

Position; während der Greifphase befindet<br />

sich der gegengleiche Fuß in der<br />

Luft.<br />

im steileren Gelände den Zusammenhang<br />

Tritt gegenüber Zielgriff trainieren<br />

im steileren Gelände den Zusammenhang<br />

Tritt gegenüber Belastungsrichtung<br />

des Ausgangsgriffes (bei Slopern)<br />

trainieren.<br />

ÄGYPTER<br />

Ziel<br />

Erlernen der Technik<br />

Effektivität im Hinblick auf schwer zu<br />

haltende Griffe erkennen<br />

Möglichkeit, die „offene Tür“ zu stabilisieren.<br />

Hintergrund<br />

Der „Ägypter“ (auch als „drop-knee“<br />

bezeichnet) hat seinen Namen von den<br />

alten ägyptischen Wandzeichnungen, die<br />

häufig eine vergleichbare Körperposition<br />

zeigen. Es handelt sich um eine eingedrehte<br />

Klettertechnik, bei der die Beine<br />

zwischen zwei Tritten verspreizt werden.<br />

Der Ägypter kann sowohl „im Lot“ als<br />

auch zur Lösung von offenen-Tür-Proble-<br />

men eingesetzt werden. Physiologisch bedenklich<br />

sind Extrem-Ägypter in steilen<br />

Kunstwandrouten. Hier wird das gebeugte<br />

hintere Knie passiv auf Torsion belastet,<br />

was zu Meniskusverletzungen führen kann.<br />

Inhalt<br />

Bewegungszyklus: rechte und linke<br />

Hand halten, die Körperposition ist<br />

nach links eingedreht linker Fuß<br />

wird platziert (Innenballen) rechter<br />

Fuß wird mit Außenrist so platziert,<br />

dass er Druck gegen den linken Fuß<br />

aufbauen kann rechte Hand greift<br />

weiter.<br />

Durch diese Technik werden steile,<br />

zueinander gewandte Seittritte nutzbar,<br />

von denen man ansonsten abrutschen<br />

würde.<br />

Oftmals ist es günstig, den auf Außenrist<br />

platzierten Fuß zunächst in frontaler<br />

Position zu setzen und sich erst<br />

anschließend einzudrehen (der Fuß<br />

dreht sich dabei auf dem Tritt).<br />

Je näher man den Schwerpunkt zu der<br />

Verbindungslinie beider Füße bewegt,<br />

desto geringer werden die erforderlichen<br />

Haltekräfte.<br />

Im senkrechten Gelände erreicht man<br />

dies durch Absenken des Körpers und<br />

in steilen Überhängen durch wandparalleles<br />

Tiefgehen (Schwerpunkt bleibt<br />

an der Wand!).<br />

Wird mit dem Ägypter eine offene Tür<br />

stabilisiert, empfiehlt es sich, den<br />

Schwerpunkt zur Drehachse hin zu verlagern.<br />

Dies verringert die erforderliche<br />

Kraft, um das Drehmoment zu stabilisieren.<br />

Zum Stabilisieren einer offenen Tür<br />

wirkt der Ägypter ähnlich wie die frontale<br />

Methode mit dem Zur-Wand-Hinziehen<br />

durch den zweiten Fuß. Im Gegensatz<br />

zu dieser Technik ist man eingedreht<br />

und kann Seittritte gut nutzen.


Gelände<br />

Für Übungen zur Thematik der offenen<br />

Tür eignet sich senkrechtes oder leicht<br />

überhängendes Gelände. Der zu haltende<br />

Griff muss sich seitlich außerhalb des<br />

Starttritts befinden. Der Griff sollte nur<br />

als Seitgriff benützbar sein (kann man<br />

ihn nach unten belasten, lässt sich die<br />

offene Tür durch Einpendeln lösen). Es<br />

soll gewährleistet sein, dass die Boulder<br />

zur offenen Tür zwingend sind. Das heißt,<br />

dass man bei Benutzung des Starttritts<br />

und des Haltegriffs unweigerlich von der<br />

Wand wegpendelt. Leistet die Boulderstelle<br />

dies nicht, werden die Schüler den<br />

Sinn der entsprechenden Übungen nicht<br />

spüren und insofern auch nicht verstehen.<br />

Für den Ägypter sollte bereits der Starttritt<br />

seitlich (bzw. schräg von oben) antretbar<br />

sein. Der zweite Tritt sollte sich<br />

seitlich und etwas höher befinden. Er<br />

sollte ausschließlich seitlich antretbar<br />

sein. In dieser Situation ist der Vorteil<br />

des Ägypters gegenüber frontalem Antreten<br />

und Ziehen mit dem Fuß deutlich<br />

spürbar.<br />

Methode<br />

An geeigneten Boulderstellen Schüler<br />

nach eigenen Lösungsmöglichkeiten<br />

suchen lassen; dies führt in der Regel<br />

dazu, dass mehrere Methoden gefunden<br />

werden. Im Rahmen geeigneter<br />

Übungsreihen müssen dann die einzelnen<br />

Techniken separat geübt werden.<br />

Der Ägypter wird in der Regel nur von<br />

erfahreneren Schülern selbst gefunden<br />

und auch nur dann, wenn er durch die<br />

Boulderstelle provoziert wird.<br />

das Einnehmen der Haltung isoliert<br />

üben<br />

Kontrast: Schwerpunkt nahe an der<br />

Drehachse - Schwerpunkt von der Drehachse<br />

entfernt<br />

bei schlechtem Griff im Überhang,<br />

Kontrast: Schwerpunkt hoch (Beine<br />

gestreckt) - Schwerpunkt wandparallel<br />

abgesenkt.<br />

VORNE SCHEREN<br />

Ziel<br />

Offene Tür bei maximaler Reichweite stabilisieren.<br />

Inhalt<br />

Eine weitere eingedrehte Bewegungstechnik<br />

ist das „vorne Scheren“. Sie wird in<br />

der Regel bei „Offene-Tür-Situationen“<br />

angewendet. Der Bewegungsablauf ist<br />

vergleichsweise aufwändig, führt dafür<br />

aber zu einem sehr guten Stabilisierungseffekt<br />

und zu maximaler Reichweite.<br />

Bewegungszyklus: rechte und linke<br />

Hand halten, linker Fuß steht auf<br />

Innenballen rechter Fuß wird, verbunden<br />

mit einer Eindrehbewegung<br />

nach links, vorne durchgekreuzt und<br />

tritt auf Außenrist an oder drückt lediglich<br />

gegen die Wand rechte Hand<br />

greift weiter rechter Fuß wird<br />

zurückgeführt und neu platziert<br />

Je weiter man durchkreuzt, desto kleiner<br />

werden die zum Stabilisieren erforderlichen<br />

Kräfte.<br />

Idealerweise steht der durchgekreuzte<br />

Fuß auf einem Tritt.<br />

Gelände<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Gelände für Übungen zur Thematik der<br />

offenen Tür wie unter „Ägypter“ beschrieben;<br />

die Technik funktioniert prinzipiell<br />

auch ohne zusätzlichen Tritt. Um zu spüren,<br />

wie sich weit Durchkreuzen im Vergleich<br />

zu wenig weit Durchkreuzen anfühlt,<br />

sollten mehrere etwa gleich gute<br />

Tritte vorhanden sein (unterschiedlich<br />

gute Tritte führen von vornherein zu<br />

23


24<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

unterschiedlichem Empfinden der Stabilität).<br />

Soll ein Kreuzzug geübt werden,<br />

sollte ein Tritt für den durchgekreuzten<br />

Fuß vorhanden sein.<br />

Methode<br />

Es gelten alle unter „Ziehen mit Fuß“<br />

genannten Punkte.<br />

Kontrast: vorne Scheren - hinten Scheren<br />

hinsichtlich Reichweite<br />

Kontrast: vorne Scheren - hinten Scheren<br />

hinsichtlich Zeitbedarf für die<br />

Bewegungsausführung.<br />

4.3<br />

Sonstige Techniken<br />

FUßWECHSEL<br />

Ziel<br />

Erlernen der möglichen Techniken<br />

Finden der situativ besten Lösung.<br />

Inhalt<br />

Ein Fußwechsel kann sowohl durch<br />

Umtreten (daneben Treten, Umtreten auf<br />

Reibung, Umtreten mit Zwischentritten)<br />

als auch dynamisch durchgeführt werden.<br />

Man beachte, dass die Methoden „Umtreten“<br />

und „Umspringen“, die in der älteren<br />

Literatur wiederholt beschrieben wurden,<br />

als nicht mehr zeitgemäß anzusehen<br />

sind. Die optimierte dynamische Methode<br />

stellt eine Synthese beider Techniken<br />

dar.<br />

Beim „daneben Treten“ lässt man von<br />

vorneherein etwas Platz auf dem Tritt,<br />

um den zweiten Fuß neben dem ersten<br />

platzieren zu können. Während dies bei<br />

großen Tritten kein Problem darstellt,<br />

ist bei kleineren Tritten von vornherein<br />

maximale Präzision gefragt.<br />

Auf Leisten kann der Fuß auch seitlich<br />

weggedreht werden und der zu setzende<br />

Fuß gleichzeitig „aufgerollt“ werden.<br />

Beim „Umtreten mit Zwischentritten“<br />

sind zwei zusätzliche Hilfstritte erforderlich.<br />

Mit ihrer Hilfe wird letztendlich<br />

der andere Fuß auf den Ausgangstritt<br />

gebracht. Möglicherweise ist ein kompletter<br />

Fußwechsel in diesem Fall aber<br />

gar nicht erforderlich, da man die Bewegungssequenz<br />

auch von einem der<br />

Zwischentritte aus fortsetzen kann.<br />

Beim „Umtreten auf Reibung“ baut<br />

man über entsprechende Körperspannung<br />

kurzzeitig eine Gegendrucksituation<br />

auf. Diese nützt man, um auf Reibung<br />

anzutreten und den anderen Fuß<br />

auf dem Ausgangstritt zu platzieren.<br />

Beim dynamischen Umtreten wird der<br />

zweite Fuß unmittelbar und exakt über<br />

den ersten Fuß gehalten. In Verbindung<br />

mit einer dosierten Hochentlastung<br />

erfolgt dann der dynamische<br />

Fußwechsel (unterer Fuß wird rausgezogen).<br />

Gelände<br />

Einliegende bis maximal senkrechte Wand<br />

(70°-90°); je steiler die Wand und je besser<br />

die Griffe, desto problemloser der<br />

Fußwechsel. Im Extremfall hält man sich<br />

kurzzeitig nur mit den Armen, gibt den<br />

Tritt auf und platziert den anderen Fuß.<br />

Eine solche Situation ist natürlich zum<br />

Lernen der einzelnen Techniken ungeeignet.<br />

Geeignet sind Situationen, in denen<br />

man voll auf seinen Füßen steht und mit<br />

den Händen schlechte Griffe hält oder nur<br />

balanciert. Um die Notwendigkeit des<br />

Fußwechsels verständlich zu machen,<br />

kann man Quergänge mit sehr großen<br />

Trittabständen definieren (ca. 1,5 m).


Methode<br />

Fußwechsel auf einzelnen Tritten isoliert<br />

üben<br />

Querung mit sehr großen Trittabständen<br />

Vorübung für dynamischen Fußwechsel<br />

am Boden: paarweise Hände halten<br />

(Gleichgewicht); der Übende muss den<br />

neuen Fuß genau auf die gleiche Stelle<br />

am Boden bringen, wo vorher der<br />

andere Fuß war (flache Kieselsteine<br />

etc.).<br />

Beim dynamischen Fußwechsel sieht<br />

man oft Defizite in der Bewegungsausführung.<br />

Entsprechend besteht Bedarf<br />

für intensives Üben.<br />

ggf. Kontrast: Fuß unmittelbar über<br />

den anderen halten - hin und her<br />

springen<br />

ggf. Kontrast: ausgeprägte Hochentlastung<br />

- Fuß nur rausziehen<br />

ggf. Kontrast: geringe Hochentlastung -<br />

extreme Hochentlastung (Sprung)<br />

ggf. Kontrast: Umspringen - seitlich<br />

Wegrollen auf Leisten.<br />

SPREIZEN UND STÜTZEN<br />

Ziel<br />

Erlernen des Bewegungsmusters Spreizen<br />

und Stützen<br />

Nutzen des Stützens, um ökonomisch<br />

zu <strong>Klettern</strong><br />

Nutzen des Spreizens für Rastpositionen.<br />

Inhalt<br />

Spreizen ermöglicht in Kaminen, Verschneidungen<br />

und sonstigem konkaven<br />

Gelände eine günstige Schwerpunktlage<br />

über den Tritten und kann deshalb oft-<br />

mals isoliert für Rastpositionen genützt<br />

werden. Ein kontinuierliches Fortbewegen<br />

in breiten Spreizstellungen macht aber<br />

ohne Stützen wenig Sinn.<br />

Bewegungszyklus bei wechselseitig einarmigem<br />

Stützen: rechter Arm stützt <br />

rechter Fuß wird höher gesetzt rechter<br />

Arm wechselt auf Zuggriff linker<br />

Arm stützt linker Fuß wird höher<br />

gesetzt rechter Arm stützt usw.<br />

Bewegungszyklus bei beidarmigem<br />

Stützen: beide Arme stützen rechter<br />

Fuß wird höher gesetzt rechter Arm<br />

wird höher gesetzt linker Fuß wird<br />

höher gesetzt linker Arm wird höher<br />

gesetzt usw.<br />

In Verbindung mit Stütztechniken kann<br />

Spreizen bis zur anatomischen Grenze<br />

sinnvoll eingesetzt werden (es ist keine<br />

Schwerpunktverlagerung notwendig).<br />

In Verbindung mit Armzugtechniken ist<br />

lediglich mäßiges Spreizen sinnvoll.<br />

Weites Spreizen bis zur anatomischen<br />

Grenze ist häufig in Rastpositionen<br />

günstig.<br />

Gelände<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Verschneidungen, breite Kamine und konkave<br />

Geländeformen; während Fortgeschrittene<br />

in Kaminen ohne spezielle Tritte<br />

klettern können, müssen in Verschneidungen<br />

Tritte (ggf. nur Reibungstritte)<br />

vorhanden sein. Sie dürfen nicht zu nahe<br />

am Verschneidungsgrund liegen und sollen<br />

ggf. Spreizen bis zur anatomischen<br />

Grenze ermöglichen. Für die Technik „ein<br />

Zuggriff, ein Stützgriff“ benötigt man im<br />

Verschneidungsgrund einen Riss oder<br />

entsprechende Griffe, für die Technik<br />

„zwei Stützgriffe“ nicht.<br />

Auch auf Platten (ca. 70°-80°) kann Stützen<br />

hilfreich sein, sofern die Tritte breitere<br />

Spreizstellungen provozieren. Hat man<br />

die Füße hier nahe bei einander, bringt<br />

25


26<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Stützen nichts. Auch in leicht überhängendem<br />

Gelände kann Stützen effektiv<br />

sein.<br />

Beim <strong>Klettern</strong> in brüchigem Gelände stellt<br />

Stützen oftmals die sicherste Fortbewegungstechnik<br />

dar.<br />

Methode<br />

Vorübung zum Spreizen: zwischen<br />

Blöcken spreizen bzw. weit spreizen<br />

Vorübung zum Spreizen: zwischen<br />

Blöcken eine Brücke bilden (Arme<br />

Block 1, Füße Block 2) und wenden<br />

(Arme Block 2, Füße Block 1)<br />

Spreizen im Kamin: Antreten auf Reibung<br />

an glatten, trittlosen Flächen<br />

Kontrast: enge Spreizstellung - breite<br />

Spreizstellung (in Verschneidung)<br />

Kontrast: „ein Zuggriff, ein Stützgriff“ -<br />

„zwei Stützgriffe“<br />

Ein Arm stützt, der andere ist in der<br />

Luft (Balance).<br />

STEMMEN<br />

Ziel<br />

Kamine klettern können.<br />

Inhalt<br />

Bei der Stemmtechnik üben Rumpf und<br />

Gliedmaßen gegenseitig Druck aus.<br />

Dadurch kann sich der Kletterer in breiten<br />

Kaminen hochstemmen. Man unterscheidet<br />

„Parallelstemme“ und „Wechselstemme“.<br />

Bewegungszyklus Parallelstemme:<br />

beide Hände an rückwärtige Wand <br />

Körperhub ggf. rechte Hand an die<br />

vordere Wand rechten Fuß höher<br />

setzen linken Fuß höher setzen<br />

beide Hände an rückwärtige Wand <br />

Körperhub usw.<br />

Bewegungszyklus Wechselstemme:<br />

rechten Fuß und rechte Hand an die<br />

rückwärtige Wand Körperhub <br />

rechten Fuß an die vordere Wand <br />

Wechsel beider Arme linken Fuß an<br />

die rückwärtige Wand Körperhub<br />

usw.<br />

Je mehr Körperkontakt der Kletterer<br />

zum Fels hat, desto stabiler ist sein<br />

Zustand. Die Reibung ist aber bei der<br />

Fortbewegung hinderlich (daher in der<br />

Fortbewegungsphase Körper weg vom<br />

Fels!).<br />

Ein häufiger Fehler ist das Verkriechen<br />

im Kamingrund. Je enger der Kamin,<br />

desto mühsamer wird die Fortbewegung.<br />

Überlegen, ob Ausspreizen an der<br />

Kaminkante nicht sinnvoller, da weniger<br />

kraftraubend ist.<br />

Gelände<br />

Man benötigt möglichst parallele Kamine<br />

mit 60-90 cm Breite. Unter Umständen<br />

findet man an Klettertürmen und Gebäuden<br />

bessere Geländebedingungen als im<br />

natürlichen Klettergelände. Günstig sind<br />

entsprechende Korridore, die ein Queren<br />

in Absprunghöhe gestatten.<br />

Methode<br />

Die Schüler sammeln zunächst Bewegungserfahrung<br />

(Stemmen ist im Sportkletterzeitalter<br />

selbst manchem fortgeschrittenen<br />

Kletterer überhaupt nicht<br />

bekannt).<br />

das für die Hubphase erforderliche<br />

Lösen des Rumpfes vom Fels isoliert<br />

üben<br />

bewusst auf Trittmöglichkeiten verzichten<br />

(nur Reibung).


GEGENDRUCKTECHNIK/PIAZEN<br />

Ziel<br />

Erlernen der Prinzipien der Gegendrucktechnik<br />

(Piazen).<br />

Hintergrund<br />

Die Gegendruck- oder „Piaztechnik“ wird<br />

angewendet, wenn Griffe vorhanden sind,<br />

aber keine oder nur schlechte Tritte.<br />

Auch wenn die Griffe nicht nach unten<br />

belastet werden können, kommt die<br />

Technik zum Einsatz. Um trittarme Passagen<br />

zu überwinden, werden die Schuhe<br />

auf entsprechende Reibungstritte gestellt.<br />

Durch Zurückverlagern des Schwerpunkts<br />

und angemessene Körperspannung erreicht<br />

man eine Belastungsrichtung der<br />

Füße, die innerhalb des möglichen Haftreibungsbereiches<br />

der Sohlen liegt.<br />

Bei der Gegendrucktechnik sind horizontale<br />

Zugkraftkomponenten der Arme horizontalen<br />

Druckkräften der Beine gleich<br />

groß entgegen gerichtet. Diese Kraftkomponenten<br />

addieren sich zur ohnehin<br />

erforderlichen Haltearbeit. Piazen ist<br />

somit eine vergleichsweise anstrengende<br />

Klettertechnik und man wendet sie nur<br />

an, wenn keine kraftsparendere Fortbewegungsmöglichkeit<br />

besteht.<br />

Ein komplexes Thema ist die Frage, ob<br />

die Arme beim Piazen gestreckt werden<br />

sollen oder nicht. Während die ältere<br />

Literatur durchwegs gestreckte Arme propagiert,<br />

zeigt die Praxis, dass sich in<br />

manchen Piaz-Situationen gebeugte Arme<br />

besser anfühlen. Dies hängt damit zusammen,<br />

dass die Haltekräfte gleich bleiben,<br />

sofern das Verhältnis von Tritt-Griff-<br />

Abstand und seitlicher Schwerpunktverlagerung<br />

konstant ist. Da man die erforderliche<br />

Körperspannung in einer angekauerten<br />

Position besser aufbauen kann,<br />

kommt es insbesondere bei schlechten<br />

Reibungstritten vor, dass die Haltung mit<br />

gebeugten Armen leichter zu stabilisieren<br />

ist.<br />

Gegendrucktechnik (Piazen)<br />

Inhalt<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Bewegungszyklus: beide Beine treten<br />

hoch an, dabei Schwerpunktverlagerung<br />

nach hinten beide Arme greifen<br />

weiter usw.<br />

Bewegungszyklus alternativ: rechter<br />

Fuß tritt hoch an, dabei Schwerpunktverlagerung<br />

nach hinten ein Arm<br />

greift weiter linker Fuß tritt hoch an<br />

zweiter Arm greift weiter usw.<br />

Übergreifen: Die untere Hand greift<br />

über der anderen Hand weiter.<br />

Nachgreifen: Die untere Hand bleibt<br />

immer unterhalb der oberen Hand.<br />

27


28<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Nachtreten und Übertreten analog<br />

Piazen ist kraftraubend. Im Sinne einer<br />

ökonomischen Technik ist es notwendig,<br />

den Tritt-Griff-Abstand so groß wie<br />

möglich und die seitliche Schwerpunktverlagerung<br />

so gering wie möglich zu<br />

halten. Die Haftreibung der Füße soll<br />

gerade noch Standsicherheit gewährleisten<br />

bei gleichzeitig möglichst minimalem<br />

Armzug.<br />

Die Arme sind gestreckt oder gebeugt.<br />

Sofern Trittmöglichkeiten vorhanden<br />

sind (flache Dellen, Stellen mit geringerer<br />

Neigung oder erhöhter Reibung),<br />

sollten sie genützt werden.<br />

Durch Körperreibung Haltekraft erhöhen;<br />

ggf. kann beim Weitergreifen die<br />

Reibung des Körpers am Fels zur Verringerung<br />

der Armkraft eingesetzt werden<br />

(bei wandparalleler Schwerpunktverlagerung)<br />

unterhalb der Leistungsgrenze übergreifen,<br />

an der Leistungsgrenze Hände und<br />

Füße eher nachsetzen.<br />

Gelände<br />

Es gibt vielfältige Geländeformationen,<br />

die zum Piazen geeignet sind: Risse mit<br />

einer ausgeprägten (positiven) Risskante,<br />

spitze Kanten, Rissverschneidungen und<br />

Schuppen. Zu unterscheiden sind Situationen,<br />

in denen der Körper von der<br />

Wand weg nach hinten verlagert wird<br />

(Schuppen, Kanten) und Situationen, in<br />

denen die Verlagerung nach hinten wandparallel<br />

erfolgt (Risse, Rissverschneidung).<br />

Im ersten Fall tritt man etwa im<br />

Lot der Griffe an, wohingegen im zweiten<br />

Fall die Füße mehr oder weniger in der<br />

Gegenrichtung der Schwerpunktverlagerung<br />

platziert werden.<br />

Findet man kein geeignetes Gelände,<br />

können Schuppen durch eine Sequenz<br />

schräg oder seitlich verlaufender guter<br />

Griffe nachempfunden werden (keine oder<br />

nur schlechte Tritte). Piazen mit wandparalleler<br />

Schwerpunktverlagerung kann in<br />

jeder Verschneidung realisiert werden,<br />

wenn man ein Reihe guter Seitgriffe im<br />

Verschneidungsgrund vorfindet.<br />

Methode<br />

Vorübungen an Sprossenwand, Türrahmen<br />

o.ä.<br />

Grundposition einnehmen und optimieren<br />

bei entsprechender Absicherung die<br />

Grenze der Reibung bzw. Körperspannung<br />

ausloten<br />

Bewegungszyklen ausführen<br />

Kontrastaufgaben zu den einzelnen<br />

Inhalten, z.B. kleiner - großer Tritt-Griff-<br />

Abstand oder Nachgreifen - Übergreifen<br />

kurzzeitige Gegendrucksituation im<br />

Rahmen normaler Wandkletterei üben<br />

adäquate Tempogebung behandeln.<br />

HANGELN<br />

Ziel<br />

Üben des Hangelns<br />

Erfahren von auftretenden Schwungeffekten<br />

beim <strong>Klettern</strong> ohne Füße<br />

Erkennen, wann diese Technik sinnvoll<br />

zum Einsatz kommen kann.<br />

Inhalt<br />

Hangeln bezeichnet <strong>Klettern</strong> ohne Füße.<br />

Wie ein Affe „hangelt“ man von einem<br />

Griff zum anderen. Natürlich macht diese<br />

Technik nur bei steileren Überhängen und<br />

Dächern Sinn - bei senkrechter Wandkletterei<br />

hat sie nichts verloren. Im steilen<br />

Gelände kann Hangeln effektiv sein, da<br />

man keine Zeit verliert, die Füße zu platzieren.<br />

Andererseits erfolgt natürlich auch<br />

keine Entlastung durch die Beine.


Statisches Hangeln erfordert erhebliche<br />

Blockierkraft im Oberkörper. Das Körpergewicht<br />

muss einarmig abgewinkelt<br />

gehalten werden, damit der andere<br />

Arm weitergreifen kann.<br />

Dynamisches Hangeln ist mit etwas weniger<br />

Körperkraft möglich: Man beschleunigt<br />

sich durch einen beidarmigen<br />

Klimmzug nach oben und greift im<br />

Totpunkt weiter.<br />

Schwingendes Hangeln nutzt eine Pendelbewegung:<br />

Im Totpunkt der Pendelbewegung<br />

wird weitergegriffen.<br />

Dynamisches Hangeln kann auch mit<br />

Schwungmitnahme erfolgen. Man greift<br />

dabei wiederholt extrem schnell weiter,<br />

so dass der Körper in einer kontinuierlichen<br />

Aufwärts- oder Seitwärtsbewegung<br />

bleibt.<br />

Gelände<br />

Geeignet sind Bouldergrotten mit entsprechendem<br />

Weichboden. Die lichte<br />

Höhe der Grotte sollte um zwei Meter<br />

betragen. In flacheren Höhlen schleifen<br />

leicht die Füße am Boden. Große, gute<br />

und ergonomisch günstige Griffe sollten<br />

vorhanden sein.<br />

Methode<br />

Hangeln an waagrechter Leiter o.ä.<br />

üben<br />

Hangeln an großen Griffen (Ergonomie)<br />

Kontrast: statisches Hangeln - dynamisches<br />

Hangeln<br />

Schwingendes Hangeln stellt eine gute<br />

Übung für dynamisches <strong>Klettern</strong> dar<br />

(Vorstellung, wie der Körper schwingt;<br />

greifen im Totpunkt; stabilisieren).<br />

Hangeln mit Schwungmitnahme ist<br />

anspruchsvoll und stellt eine gute<br />

Koordinationsübung dar.<br />

KLEMMTECHNIKEN<br />

Ziel<br />

Risse klettern können<br />

Rastpositionen an Klemmstellen nützen<br />

können.<br />

Inhalt<br />

Bei der Klemmtechnik werden die Hände<br />

und oftmals auch die Füße in Löchern<br />

oder Rissen verklemmt. Die Art und Weise,<br />

wie Hände und Füße klemmen, wurde<br />

bereits im Kapitel „Greifen“ behandelt. Je<br />

nach der Breite eines Risses unterscheidet<br />

man Finger-, Hand-, Faust- und Schulterriss.<br />

Doch nicht nur die Extremitäten<br />

selbst, sondern auch die Knie und Ellbögen<br />

können zum Klemmen eingesetzt<br />

werden - und dies sowohl zur Fortbewegung<br />

als auch bei Rastpositionen.<br />

KNIEKLEMMER ALS RASTPOSITION<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

Man klemmt Fußsohle gegen Oberschenkel;<br />

das Knie wird in ein großes<br />

Loch oder unter einen Vorsprung mit<br />

passendem Abstand (ca. 50-60 cm) zu<br />

den Tritten geklemmt. Der Vorderfuß<br />

tritt an und verklemmt sich gegen den<br />

Oberschenkel durch Anheben der Ferse.<br />

Der zweite Fuß wird am besten etwa in<br />

Falllinie platziert. Auch zwischen senkrechten<br />

Rippen (z.B. zwischen zwei Sintern)<br />

lassen sich Knieklemmer zum<br />

Rasten einsetzten.<br />

Schmaler Knieklemmer: Das Knie wird<br />

in einen Riss passender Breite (ca. 10-<br />

15 cm) eingeführt. Der Unterschenkel<br />

wird nach hinten abgewinkelt und angespannt.<br />

Dadurch verdickt sich die<br />

Muskulatur im Bereich des Knies und<br />

klemmt.<br />

29


30<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

ELLBOGENKLEMMER<br />

Ellbogenklemmer: Bei abgewinkeltem<br />

Arm klemmt man Handballen gegen<br />

Trizeps; die Wirkung des abgewinkelten<br />

Armes ist mit einem Tri-Cam vergleichbar.<br />

Die passende Rissbreite beträgt<br />

ca. 30 cm.<br />

Schmaler Ellbogenklemmer: Der Arm<br />

wird gestreckt in den Riss eingeführt<br />

und anschließend gebeugt. Wie oben<br />

klemmt man Handballen gegen Trizeps<br />

bzw. die Außenseite des Oberarms -<br />

die Klemmwirkung ist jedoch auch bei<br />

höherem Kraftaufwand eher bescheiden.<br />

Die passende Rissbreite beträgt<br />

ca. 10-20 cm.<br />

FINGERRISS<br />

Die Finger werden mit Daumen nach<br />

unten in den Riss gesteckt. Bei Belastung<br />

entsteht die Klemmwirkung<br />

durch Verdrehen der Finger.<br />

Bewegungszyklus: Die Finger werden<br />

abwechselnd an geeigneten Stellen verklemmt.<br />

Die Füße treten entweder<br />

außerhalb des Risses an (dann Schema<br />

Diagonaltechnik) oder versuchen entlang<br />

des Risses möglichst gute Tritt-<br />

Plazierungen zu finden.<br />

Das Verdrehen der Finger bei Belastung<br />

ist physiologisch ungünstig und kann<br />

zu Verletzungen führen.<br />

Ein Abrutschen der Füße kann zum<br />

„Sturz“ in einen Fingerklemmer und zu<br />

gravierenden Verletzungen an den Fingern<br />

führen.<br />

HANDRISS<br />

Die flache Hand wird mit abgespreiztem<br />

Daumen in den Riss geführt. Durch<br />

Anpressen des Daumens an die Hand-<br />

Innenseite klemmt Daumenballen<br />

gegen Handrücken.<br />

bei breiten Handklemmern ggf. zusätzlich<br />

die Finger im Grundgelenk beugen<br />

Bewegungszyklus: Beide Hände und<br />

Füße sind im Riss verklemmt - die<br />

rechte Extremität jeweils unter der linken<br />

(Ausgangssituation) rechten Fuß<br />

höher setzen rechte Hand höher setzen<br />

linken Fuß höher setzen <br />

linke Hand höher setzen usw. (Schema<br />

Diagonaltechnik)<br />

Daumen weist situativ nach oben oder<br />

unten - in der Regel nach oben.<br />

Bei Daumen nach unten sind weite<br />

Durchläufer schwer möglich.<br />

Die Füße werden nach Möglichkeit<br />

ebenfalls im Riss verklemmt.<br />

Bei schrägen Rissen wird meist nachgegriffen<br />

und die obere Hand klemmt<br />

Daumen unten. Der zur oberen Hand<br />

gleichseitige Fuß tritt außerhalb des<br />

Risses an.<br />

Optimaler Formschluss am Handrücken<br />

verhindert Druckschmerz<br />

verklemmte Hände während der Kletterbewegung<br />

nicht mehr bewegen<br />

(Hautabschürfungen, Verletzungsgefahr)<br />

Druckschmerz und Abschürfungen können<br />

durch „tapen“ vermieden oder verringert<br />

werden.<br />

Gute Handklemmer können als Rastpositionen<br />

genützt werden.<br />

FAUSTRISS<br />

Die Hand wird entspannt in den Riss<br />

geführt und kräftig zur Faust geballt.<br />

Die Knöchel von Zeigefinger und Daumen<br />

klemmen gegen kleinen Finger<br />

und Handkante gegeneinander.<br />

Bewegungszyklus analog Handriss<br />

Die Füße treten im Riss. Ggf. ist in<br />

einer Rissverbreiterung ein Knieklemmer<br />

möglich.


SCHULTERRISS<br />

Eine Körperhälfte befindet sich mehr<br />

oder weniger im Riss. Hand und Unterarm<br />

verklemmen sich gegen Schulter<br />

bzw. Rücken über Gegendrucktechnik.<br />

Bewegungszyklus: Klemmen von Schulter/Arm<br />

Beine werden nacheinander<br />

angezogen und verklemmt Körperhub<br />

dann wieder Verklemmen von<br />

Schulter/Arm usw.<br />

Die freie Hand unterstützt die Bewegung<br />

an der Risskante.<br />

Oft muss man sich bereits beim Start<br />

für die günstigere Körperseite entscheiden,<br />

da ein Wechsel später nicht mehr<br />

möglich ist.<br />

Gelände<br />

Risse aller Breiten. Da entsprechendes<br />

Gelände in vielen Klettergebieten und<br />

auch in vielen künstlichen Kletteranlagen<br />

fehlt, ist es sinnvoll, von vornherein Klettergebiete<br />

mit einem entsprechenden<br />

Angebot an Rissen zu wählen. Risse in<br />

Reinkultur bieten vor allem Sandstein<br />

und Granit.<br />

Methode<br />

Für die Schulung der Klemmtechniken<br />

generell leichtes Gelände wählen; erst<br />

<strong>Klettern</strong><br />

4. Techniken<br />

wenn die Techniken beherrscht werden,<br />

schwieriger klettern<br />

primär die Klemmtechnik in einfach zu<br />

kletternden Rissbreiten vermitteln<br />

(Handriss)<br />

zunächst isolierte Übungen zu den einzelnen<br />

Klemmtechniken der Hände<br />

dann das notwendige Vertrauen in die<br />

verklemmte Hand schulen, z.B. durch<br />

Belastungs- oder Hängeübungen knapp<br />

über dem Boden<br />

Man beachte dabei besonders, dass<br />

die verklemmte und belastete Hand<br />

nicht rutschen darf (Gefahr von Hautabschürfungen).<br />

Danach folgen die einzelnen Bewegungsfolgen<br />

in längeren Rissen in Verbindung<br />

mit der Fußtechnik (Toprope).<br />

Das selbstständige Absichern von Rissen<br />

sollte erst vermittelt werden, wenn<br />

die Schüler die Klemmtechnik beherrschen.<br />

Vorstiegsstürze in Rissen sind unabhängig<br />

von der Frage der Absicherung<br />

des Risses gefährlich, da ein verklemmter<br />

Fuß möglicherweise nicht mehr<br />

rechtzeitig aus dem Riss genommen<br />

werden kann (Gefahr schwerwiegender<br />

Sprunggelenkverletzungen).<br />

31


32<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

5. Qualitäten<br />

Wie bereits dargelegt, sind hier erstmalig<br />

die „Techniken“ von den „Qualitäten“<br />

getrennt. Die Qualitäten beschreiben im<br />

Wesentlichen Aspekte koordinativer Fähigkeiten,<br />

konkretisiert auf das <strong>Klettern</strong>.<br />

Mit eingeschlossen ist dabei der Aspekt<br />

der Bewegungsvorplanung. Er setzt voraus,<br />

dass Techniken oder Technikelemente<br />

(z.B. Fußwechsel) beherrscht werden<br />

und in den Bewegungsfluss integriert<br />

werden können.<br />

Möchte man seine eigene Technik verbessern<br />

oder einem Schüler Tipps zur persönlichen<br />

Klettertechnik geben, so geschieht<br />

dies nicht dadurch, dass man<br />

Grundmuster der Bewegungstechniken<br />

wiederholt übt. Besser ist es, die Stärken<br />

und Schwächen einer individuellen Bewegungsausführung<br />

zu erkennen, zu benennen<br />

und daran zu arbeiten.<br />

In diesem Sinne sind die einzelnen, hier<br />

beschriebenen Qualitäten zu verstehen.<br />

Man beobachte bei einem Kletterer, welche<br />

Qualitäten bereits gut umgesetzt werden<br />

und welche schlecht ausgeprägt<br />

sind. Die letzteren zu verbessern ist das<br />

Ziel eines effektiven Techniktrainings. Die<br />

einzelnen Qualitäten sind den Überbegriffen<br />

„Präzision“, „Gleichgewicht“, „Körperspannung“<br />

und „Dynamik“ zugeordnet.<br />

Natürlich passen nicht alle Qualitäten zu<br />

jeder Technik oder Geländesituation.<br />

Auch mögen sich einzelne Qualitäten zu<br />

widersprechen scheinen. Dieser Widerspruch<br />

löst sich aber auf, wenn man die<br />

entsprechende Klettersituation mit gesundem<br />

Menschenverstand betrachtet und<br />

die für diese Situation nicht geeigneten<br />

Qualitäten ausschließt. Beispielsweise gilt<br />

der Grundsatz „Schwerpunkt über die<br />

Füße“ nicht bei Gegendrucktechnik und<br />

auch nicht bei Dachkletterei.<br />

5.1<br />

Präzision<br />

PRÄZISION: POSITIONIEREN<br />

Ziel<br />

In der Vorbereitungsphase eine geeignete<br />

Ausgangsposition für den folgenden Zug<br />

finden.<br />

Inhalt<br />

Abschnitt 5.1 umfasst mehrere Fragen,<br />

die in ihrer Gesamtheit die Qualität der<br />

Vorbereitungsphase ausmachen: Mit welcher<br />

Technik ist der folgende Zug geplant?<br />

Wie ist die optimale Antrethöhe?<br />

Ist das Umtreten direkt oder in mehreren<br />

kleinen Schritten ökonomisch? Ist der Zug<br />

statisch oder dynamisch geplant? Der<br />

letzte Punkt wird im nächsten Kapitel<br />

behandelt. Zu den anderen Punkten sind<br />

nachfolgend einige Aspekte und Überlegungen<br />

aufgelistet.<br />

Das Finden der optimalen Tritte und das<br />

Einnehmen der daraus resultierenden<br />

Körperposition im Hinblick auf den nächsten<br />

Zug ist mit das schwierigste und<br />

komplexeste Thema, das es zu vermitteln<br />

gilt.<br />

Bei frontalen Zügen bzw. Schulterzügen<br />

muss der gegengleiche Fuß stabil platziert<br />

werden. Der gleichseitige Fuß wird<br />

entweder auch platziert oder drückt<br />

lediglich gegen die Wand.<br />

Falls eingedreht Weitergreifen geplant<br />

istl, soll der zur Haltehand gegengleiche<br />

Fuß frühzeitig auf Außenrist antreten.<br />

Die Antrethöhe wählt man idealerweise<br />

so, dass man den Zielgriff angenehm<br />

gestreckt erreicht.


Besonders in konkaven Wandbereichen<br />

(in Überhänge oder Dächer hinein klettern)<br />

ist tiefes Antreten wichtig.<br />

In konvexen Bereichen (Überhang-Ende<br />

bzw. Dachkante) gilt der Grundsatz tiefen<br />

Antretens nicht. Hier ist oft hohes<br />

Antreten mit Absitzen auf der Ferse<br />

ökonomisch.<br />

Beim Umtreten werden entweder ein<br />

Fuß oder beide Füße neu platziert. Die<br />

alte Kletterregel, grundsätzlich kleine<br />

Schritte zu machen, ist nicht allgemeingültig.<br />

Bevor man mit hoher Körperspannung<br />

auf Reibung hochtrippelt, ist<br />

oft ein einzelner großer Schritt günstiger.<br />

Da man zum Aufrichten (mindestens)<br />

ein Bein und beide Arme zur<br />

Verfügung hat, ist das Aufstehen in der<br />

Regel auch bei weiten Trittabständen<br />

kein Problem.<br />

Stehen viele Zwischentritte zur Verfügung,<br />

wird ein großer Schritt natürlich<br />

vermieden.<br />

Das gilt besonders bei der Eindrehtechnik,<br />

wo man von Außenrist zu Außenrist<br />

weitertreten muss. Hier bieten sich<br />

Zwischentritte an, verbunden mit einer<br />

frühzeitigen Körper-Rotation.<br />

Ist der Zug statisch geplant, wird man<br />

die Hüfte nahe am Fels positionieren,<br />

um minimale Haltekräfte in der folgenden<br />

Greifphase zu erhalten.<br />

Ist der Zug dynamisch geplant, tritt<br />

man eher etwas höher an, geht anschließend<br />

tief und entfernt den Schwerpunkt<br />

von der Wand. Das Tiefgehen ist<br />

bereits die Ausholbewegung für den<br />

Dynamo.<br />

Gelände<br />

Das Thema ist weitgehend geländeunabhängig,<br />

da man sich grundsätzlich für jeden<br />

Kletterzug positionieren muss. Im<br />

einfachsten Fall sind keine besonderen<br />

Maßnahmen erforderlich, da man nach<br />

dem Körperhub bereits optimal steht, um<br />

weiter zu greifen. Solche Situationen sind<br />

zum Lernen ungeeignet. Man wird also<br />

Boulder definieren, die spezielles Positionieren<br />

erfordern, z.B. weite Züge, Dynamos,<br />

weite seitliche Züge, Schulterzüge.<br />

Eine gute Trittauswahl ist hilfreich, um<br />

jeweils optimale Positionen einnehmen<br />

zu können. Fortgeschrittene müssen später<br />

auch mit limitierter Trittauswahl in der<br />

Lage sein, brauchbare Positionen zu finden.<br />

Methode<br />

Kontrast: Griff überstreckt erreichen -<br />

Griff angenehm gesteckt erreichen -<br />

Griff auf Augenhöhe fassen<br />

Kletterlotse nur für die Hände; der<br />

<strong>Klettern</strong>de muss jeweils selbst die<br />

Positionierung für den nächsten vorgegebenen<br />

Zug finden.<br />

Der Schüler gibt im Voraus die Klettertechniken<br />

an, die zur Lösung einer<br />

Boulderstelle geeignet sind.<br />

Der Schüler gibt im Voraus die Tritte<br />

an, die zur Lösung einer Boulderstelle<br />

geeignet sind.<br />

PRÄZISION: GREIFEN<br />

Ziel<br />

Den Zielgriff situationsgerecht erreichen<br />

und fassen können.<br />

Hintergrund<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Es geht dabei immer wieder um zwei<br />

unterschiedliche Themen. Zum einen geht<br />

es um die sogenannte „statische Klettertechnik“.<br />

Dabei müssen stabile Positionen<br />

gefunden werden, die es erlauben,<br />

einen Tritt oder Griff langsam und mit<br />

höchster Genauigkeit anzusteuern. Im<br />

Falle eines Trittes kann dies nötig sein,<br />

33


34<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

weil der Tritt so klein ist, dass ein ungenau<br />

gesetzter Fuß abrutschen würde. Im<br />

Falle eines Griffes kann Zeit erforderlich<br />

sein, um die Finger in Ruhe am Griff zu<br />

„sortieren“.<br />

Zum anderen geht es um die „dynamische<br />

Klettertechnik“, bei der Schwung<br />

bewusst für die Fortbewegung genutzt<br />

wird. Die Qualitätskriterien eines Dynamos<br />

werden später behandelt - hier geht<br />

es um die Vorbereitung und um den richtigen<br />

Moment. Da man aus fast jeder<br />

Kletterposition einen dynamischen oder<br />

halbdynamischen Zug ansetzen kann, findet<br />

sich in dieser Arbeit auch nicht „das“<br />

Kapitel über „den“ Dynamo, sondern die<br />

verschiedenen Aspekte sind an verschiedenen<br />

Stellen behandelt.<br />

Inhalt<br />

Beim statischen <strong>Klettern</strong> verharrt der<br />

Rumpf während der Greifphase meist in<br />

seiner Position.<br />

Es kommt aber auch vor, dass der Körperhub<br />

während der Greifphase vollzogen<br />

wird. Besonders beim sogenannten<br />

fließenden <strong>Klettern</strong> ist dies der Fall.<br />

Der häufige Anfängerfehler, sich in der<br />

Vorbereitungsphase nicht um eine stabile<br />

Position zu kümmern und statt<br />

dessen einen Dynamo bzw. Schnapper<br />

zu probieren, ist kontraproduktiv. Wichtig<br />

ist vielmehr, die Bewegungsmuster,<br />

die ein Stabilisieren der Position<br />

ermöglichen, kennenzulernen.<br />

Dynamos sind noch mehr und noch<br />

zwingender von einer korrekten Platzierung<br />

der Füße abhängig als statische<br />

Züge. Die Platzierung beruht auf den<br />

selben Stabilitätskriterien.<br />

Der Zielgriff soll im toten Punkt gegriffen<br />

werden. Das heißt, der Ausgangsgriff<br />

muss bereits kurz vorher aufgegeben<br />

werden (im Moment der schnellsten<br />

Aufwärtsbewegung).<br />

Dynamos bieten zahlreiche Bewegungsmöglichkeiten,<br />

die weit über die Möglichkeiten<br />

einer statischen Technik hinausgehen<br />

(z.B. Pendeldynamos, Dynamos<br />

mit Schwungmitnahme, Dynamos<br />

mit Welle oder gradliniger Beschleunigung).<br />

Doch auch das Abschätzen der<br />

Bewegungsabläufe geht an Komplexität<br />

weit über die statischen Situationen<br />

hinaus und muss aufbauend auf diese<br />

und nicht alternativ dazu erlernt werden.<br />

Positionieren<br />

Gelände<br />

Es gelten die im vorherigen Kapitel<br />

genannten Punkte.<br />

Methode<br />

Keine Rumpfbewegung während der<br />

Greifphase (bewusst realisieren)


mehrere Zielgriffe abtasten, bevor man<br />

sich für einen entscheidet<br />

Hochblocken: zwei Sekunden mit der<br />

Hand vor dem Zielgriff verharren, bevor<br />

man ihn greift<br />

Körperhub während der Greifphase<br />

(fließendes <strong>Klettern</strong> bewusst realisieren)<br />

Greifen im toten Punkt<br />

Kontrastübungen: Vor- und Nachteile<br />

der Übungen herausarbeiten<br />

Einsatzbereiche dafür suchen lassen.<br />

PRÄZISION: TRETEN<br />

Ziel<br />

Tritte exakt antreten<br />

optimale Fußstellung auf den Tritten.<br />

Hintergrund<br />

Neben dem „unbelasteten Antreten“ und<br />

der richtigen Grundtechnik (vgl. Treten)<br />

spielt auch der optimale Formschluss<br />

sowie die optimale Position der Ferse<br />

eine maßgebliche Rolle.<br />

Inhalt<br />

Bei kleinen Tritten sollte die Sohle möglichst<br />

viel Trittfläche bedecken. Damit<br />

wird die Fußposition (Außenrist, Innenrist<br />

oder frontales Antreten) durch die Trittform<br />

bestimmt. Auch die Fersenpositonspielt<br />

eine maßgebliche Rolle, um möglichst<br />

viel Sohlenfläche (= Reibungsfläche)<br />

auf den Tritt zu bringen. Bewegungen<br />

des Fußes auf dem Tritt sind prinzipiell<br />

zu vermeiden und nur bei Positionsveränderungen<br />

(Drehungen) oder Fußwechseln<br />

sinnvoll. Das Trittfassen sollte<br />

nach Möglichkeit unbelastet stattfinden<br />

(vgl. „Gleichgewicht, unbelastet Antre-<br />

ten“). Der Druck auf die Trittfläche soll<br />

konstant bleiben. Auf Reibungstritten<br />

kann eine Verminderung des Drucks oft<br />

zum Abrutschen führen.<br />

Optimaler Formschluss zwischen Sohle<br />

und Trittfläche<br />

antretender Sohlenbereich<br />

Fersenposition<br />

kontrolliertes Bewegen des Fußes auf<br />

dem Tritt<br />

optimaler Druck auf die Trittfläche.<br />

Gelände<br />

Gut strukturiertes Gelände direkt über flachem<br />

Boden; Wandneigung senkrecht bis<br />

leicht einliegend (70°-90°), Absprunghöhe<br />

10-70 cm; Schüler spotten sich gegenseitig.<br />

Methode<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Den Schülern die Inhalte durch „Stehboulder“<br />

vermitteln<br />

auf saubere Schuhe achten; Startposition<br />

auf Fußabstreifer etc.<br />

die Grenzen der Reibung, des Stehens<br />

auf kleinsten Tritten ausloten<br />

ggf. Griffmöglichkeiten einschränken<br />

(nur Abstützen, nur mit kleinem Finger<br />

oder Daumen greifen, mit Stöckchen<br />

oder Kieselsteinen in der Hand klettern<br />

etc.)<br />

Boulderquergang festlegen; im Rundbetrieb<br />

klettern die Schüler den Boulder.<br />

Einmal benutzte Tritte werden wegdefiniert<br />

(Kreide, Tape etc.). Schüler müssen<br />

zunehmend Alternativen finden<br />

und immer schlechtere Trittmöglichkeiten<br />

nutzen.<br />

Kontrastübungen anbieten, um Unterschiede<br />

(richtig/falsch) spüren zu lassen.<br />

35


36<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

5.2<br />

Gleichgewicht<br />

GLEICHGEWICHT:<br />

SCHWERPUNKT ÜBER TRITTE<br />

Ziel<br />

Bewusstsein für eine ökonomische<br />

Schwerpunktlage.<br />

Inhalt<br />

Sofern man auf einem Tritt oder zwei<br />

Tritten stehen kann ohne abzurutschen,<br />

versucht man den Schwerpunkt so nahe<br />

wie möglich zum Lot der Trittfläche zu<br />

bringen. Je weiter er sich davon entfernt,<br />

desto mehr Haltearbeit ist zu leisten.<br />

Befindet sich der Schwerpunkt direkt<br />

über der Trittfläche, so handelt es sich<br />

um einen „No-Hand-Rest“. Die Finger<br />

können loslassen.<br />

Bei senkrechter Wandkletterei mit konkreten<br />

Tritten wird man das Knie beim<br />

Weitertreten seitlich wegklappen und<br />

nicht vor dem Körper anwinkeln.<br />

Die frontale Position gestattet es, den<br />

Schwerpunkt näher an die Wand zu<br />

bringen als die eingedrehte Position.<br />

Verschneidungen und sonstiges konkaves<br />

Gelände können ausgespreizt werden.<br />

Auf sehr großen Tritten bzw. kleinen<br />

Absätzen steht man am vordersten<br />

möglichen Rand.<br />

Die Hüfte ist in der Regel nahe am Fels<br />

(Ausnahmen: Reibung, Gegendrucktechnik<br />

und phasenweise im Dach).<br />

Die Hüfte wird bereits während der<br />

Vorbereitungsphase „über“ die neuen<br />

Tritte gebracht.<br />

Gelände<br />

Für einen spielerischen Umgang mit dem<br />

Schwerpunkt bietet sich senkrechtes bis<br />

leicht überhängendes Gelände an. In steileren<br />

Überhängen sind die Unterschiede<br />

wegen der hohen erforderlichen Haltekräfte<br />

nicht mehr so deutlich zu spüren.<br />

Und je steiler der Überhang, desto weniger<br />

kann überhaupt noch die Rede davon<br />

sein, den Schwerpunkt „über“ die Füße<br />

zu bekommen.<br />

Methode<br />

Seitliche Schwerpunktverlagerung über<br />

das jeweilige Standbein<br />

Kontrastübung rückwärtige Schwerpunktverlagerung:<br />

Hüfte weg vom Fels<br />

- Bogenstellung - frontal komplett an<br />

der Wand (ggf. mit gebeugten Armen)<br />

bewusstes Einleiten der Greifphase<br />

durch eine Hüftbewegung „über“ die<br />

Tritte<br />

nach kurzzeitiger Gegendrucksituation<br />

sofort wieder Schwerpunkt über die<br />

Füße<br />

klären, warum sich die eingedrehte<br />

Position trotz ungünstigerer Schwerpunktlage<br />

oft ökonomischer anfühlt als<br />

die frontale Position.<br />

GLEICHGEWICHT: UNBELASTET ANTRETEN<br />

Ziel<br />

Kenntnis der Bewegungsmuster<br />

situativ die beste Lösung erkennen.<br />

Inhalt<br />

Zu unterscheiden sind statische und<br />

dynamische Techniken. Während die statischen<br />

Methoden ein langsames exaktes<br />

Platzieren des Fußes ermöglichen, kommt<br />

es bei der dynamischen Technik auf die


Präzision der Bewegung und das richtige<br />

Maß an Schwung an. Die Qualität des<br />

unbelasteten Antretens zeigt sich neben<br />

der genannten Präzision in der situativ<br />

optimalen Auswahl der richtigen Methode<br />

und hat insofern auch mit Bewegungsvorplanung<br />

zu tun. An Bewegungsmustern<br />

existieren folgende Techniken:<br />

Schwerpunkt über das Standbein verlagern<br />

Schwerpunkt in Richtung des Standbeins<br />

verlagern bei gleichzeitiger Haltearbeit<br />

der Arme<br />

Schwerpunkt nicht verlagern bei erhöhter<br />

Haltearbeit der Arme und entsprechender<br />

Körperspannung (am besten in<br />

Kombination mit Seitgriff auf der Seite<br />

des Standbeins)<br />

Stützen mit der zum Standbein gegengleichen<br />

Hand (ohne Schwerpunktverlagerung)<br />

Stützen über den zum Standbein<br />

gegengleichen Ellbogen (ohne Schwerpunktverlagerung)<br />

zunächst mit dem anderen Fuß ins Lot<br />

treten (unter den Schwerpunkt)<br />

dynamisch Antreten; das Kippmoment<br />

des Körpers wird dabei durch entsprechendes<br />

Schwungholen stabilisiert. Das<br />

Weitertreten erfolgt im Totpunkt der<br />

Bewegung.<br />

Eindrehen bringt in diesem Zusammenhang<br />

in der Regel nichts.<br />

Gelände<br />

Idealerweise leicht einliegendes Gelände<br />

(ca. 80°); man definiert einen Boulder mit<br />

deutlicher Spreizstellung und zwei nahe<br />

beieinander liegenden Griffen (etwa im<br />

Lot eines der Tritte). In dieser Situation<br />

ist es nicht einfach, den im Lot befindlichen<br />

Fuß zu entlasten. Erlaubt man,<br />

einen der Haltepunkte zu versetzen, können<br />

mit dieser Definition alle in Frage<br />

kommenden Bewegungsmuster geübt<br />

werden.<br />

Methode<br />

Mit der obigen Boulderdefinition lässt<br />

sich gut schülerzentriert arbeiten.<br />

Ist das Prinzip klar, können Schüler<br />

eigene Stellen definieren.<br />

vorab entscheiden, welche Methode an<br />

einer gegebenen Stelle die ökonomischste<br />

ist und anschließend probieren.<br />

GLEICHGEWICHT: KLETTERN IM LOT<br />

Ziel<br />

Ökonomisch <strong>Klettern</strong> durch Positionieren<br />

des Körpers im Lot.<br />

Inhalt<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Das Empfinden, ob und wie man die<br />

bevorstehende Greifphase durchführen<br />

kann, spielt eine zentrale Rolle im Sinne<br />

ökonomischer Klettertechnik. Es geht<br />

dabei um folgende Fragen:<br />

Inwieweit kann ich nach dem Stabilisieren<br />

des letzten Zugs Spannung abbauen?<br />

Finde ich Tritte, die eine vollständige<br />

Lastübergabe auf die aktuelle Haltehand<br />

ermöglichen?<br />

Kann ich ggf. den Schwerpunkt so verlagern,<br />

dass keine Drehmomente (Längsachse)<br />

auf meinen Körper wirken?<br />

Kann ich ggf. wirkende Drehmomente<br />

durch entsprechende Körperspannung<br />

stabilisieren (z.B. Ziehen mit Fuß)?<br />

Oder würde ich beim Weitergreifen<br />

wegpendeln?<br />

37


38<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

<strong>Klettern</strong> im Lot<br />

Hintergrund<br />

Während der letzte Punkt im nächsten<br />

Kapitel behandelt wird, kann man die<br />

anderen unter der Bezeichnung „im Lot“<br />

zusammenfassen. Je besser dabei die<br />

Tritte, desto weniger genau müssen sie<br />

sich im Lot des Haltegriffes befinden<br />

(bzw. rechts und links davon), da man<br />

mit guten Tritten kleinere Drehmomente<br />

mehr oder weniger automatisch stabilisiert.<br />

Werden die Tritte schlechter, wächst<br />

die Notwendigkeit, sie ungefähr im Lot<br />

des Haltegriffes zu platzieren, Reibungstritte<br />

sind wenig geeignet, Drehmomente<br />

zu kompensieren.<br />

Die Extremform des „<strong>Klettern</strong>s im Lot“ ist<br />

das eingependelte <strong>Klettern</strong> (vgl. Technik<br />

„diagonal Einpendeln“). Hier können<br />

praktisch überhaupt keine Drehmomente<br />

kompensiert werden, und alles hängt von<br />

der richtigen Trittwahl und einer entsprechenden<br />

Schwerpunktlage ab.<br />

Ein nach der Dreipunktregel realisierter<br />

Kletterstil, der bei jeder Bewegung<br />

100% Stabilität zugrunde legt, steht<br />

der Entwicklung des Gleichgewichtsempfindens<br />

im Weg.<br />

Wer mit diesem Stil in Überhänge hinein<br />

klettert, benötigt viel zu viel Körperspannung<br />

und Kraft und wird auf<br />

Dauer ermüden.<br />

Gelände<br />

Zunächst leicht überhängendes Gelände,<br />

später steilere Überhänge und Dächer mit<br />

guten Griffen. Da Übungseinheiten in derartigem<br />

Gelände zwangsläufig anstrengend<br />

sind, können die Pausen zwischen<br />

den einzelnen Übungen größer sein. Insofern<br />

können kleinere Gruppen denselben<br />

Boulder nacheinander klettern und dann<br />

zum nächsten Boulder übergehen.<br />

Methode<br />

<strong>Klettern</strong> im Lot: die Greifphase unterbrechen,<br />

und während der Greifarm in<br />

der Luft ist, Stabilität und Körperspannung<br />

erfühlen<br />

in der beschriebenen Situation die<br />

Spannung jeweils eines Beines nachlassen<br />

und spüren, was passiert<br />

mit beiden Füßen denselben Tritt benutzen<br />

und herausfinden, in welchen<br />

Situationen ein Weitergreifen aus dieser<br />

Position gelingt<br />

vgl. die Übungen zum diagonal Einpendeln.<br />

GLEICHGEWICHT:<br />

STABILISIEREN DER OFFENEN TÜR<br />

ZIel<br />

Kenntnis der Bewegungsmuster zur<br />

Lösung der offenen Tür<br />

situativ die beste Lösung finden.


Inhalt<br />

Wie oben erwähnt, gibt es Positionen,<br />

bei denen man nicht loslassen kann,<br />

ohne seitlich wegzupendeln. Ähnlich wie<br />

beim entlasteten Antreten, geht es auch<br />

in diesen Situationen um Bewegungsvorplanung.<br />

Welches der in Frage kommenden<br />

Bewegungsmuster wird die gegebene<br />

Situation voraussichtlich am ökonomischsten<br />

lösen? Dazu ist es wichtig, die Vorzüge<br />

und speziellen Eignungen der einzelnen<br />

Methoden zu kennen. Natürlich<br />

muss man auch die Techniken beherrschen<br />

und die Methode der Wahl fehlerfrei<br />

und flüssig umzusetzen. Die einzelnen<br />

Techniken und ihre besonderen<br />

Anwendungssituationen sind:<br />

Ziehen mit dem gegengleichen Fuß;<br />

man benötigt einen positiven oder großen<br />

Tritt. Bei dieser Technik kann mit<br />

dem Bein gut Kraft nach unten aufgebaut<br />

werden (Reibung), die man nutzt,<br />

um sich zur Wand hin zu ziehen.<br />

Hooken bzw. Klemmen und Ziehen mit<br />

dem gegengleichen Fuß (frontal); man<br />

benötigt Möglichkeiten, den Fuß einzuhaken<br />

(Ferse oder Rist) oder zu verklemmen.<br />

Mit dieser Technik können<br />

Kraftkomponenten zum Körper hin realisiert<br />

werden.<br />

Stabilisieren mit Ägypter. Obwohl das<br />

Grundprinzip gleich bleibt (der Fuß<br />

zieht den Körper zur Wand hin), wird<br />

das Stabilisieren hier durch vom Körper<br />

weg gerichtete Kraftkomponenten erzeugt.<br />

Der Ägypter bietet sich somit<br />

bei Seittritten an.<br />

Der Ägypter wird oft in einer frontalen<br />

Position angesetzt und erst danach<br />

erfolgt das Eindrehen (die Sohlen drehen<br />

sich auf den Tritten).<br />

Hinten Scheren lässt sich schnell ausführen,<br />

dafür ist die Reichweite limitiert<br />

(das zur Haltehand gleichseitige Bein<br />

ist meist leicht gebeugt).<br />

Vorne Durchkreuzen ist vom Bewegungsablauf<br />

her aufwändiger, gewährleistet<br />

aber maximale Reichweite und<br />

einen größeren Hebel.<br />

Befindet sich der zur Haltehand gleichseitige<br />

Tritt relativ hoch, wirkt Abhokken<br />

und seitliches Anpressen des Knies<br />

an die Wand stabilisierend (Achtung,<br />

eingeschränkte Reichweite und geringer<br />

Hebel).<br />

Offene Türen, die nur kleine Drehmomente<br />

bewirken, können ggf. durch<br />

Antreten mit der Ferse und Hebeln<br />

über die Fußspitze kompensiert werden.<br />

Offene Türen können auch dynamisch<br />

gelöst werden. Man beachte, dass in<br />

diesem Fall unter Umständen überhaupt<br />

keine Aufwärtsbewegung erforderlich<br />

ist. Eine Beschleunigungsrichtung<br />

„zur Wand hin“ reicht in solchen<br />

Situationen aus.<br />

Meist können offene Türen auch per<br />

Fußwechsel gelöst werden. In diesem<br />

Zusammenhang ist der weitere Bewegungsablauf<br />

von Bedeutung. Ist der<br />

Fußwechsel ohnehin erforderlich, wird<br />

man nicht zögern, ihn durchzuführen.<br />

Muss der Fußwechsel anschließend<br />

wieder rückgängig gemacht werden, ist<br />

meist eine der oben genannten Techniken<br />

ökonomischer.<br />

Gelände<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Für Übungen zur Thematik der offenen<br />

Tür eignet sich senkrechtes oder leicht<br />

überhängendes Gelände. Der zu haltende<br />

Griff muss sich seitlich außerhalb des<br />

Start-Tritts befinden. Der Griff sollte nur<br />

als Seitgriff benutzbar sein. Es soll gewährleistet<br />

sein, dass Boulderstellen zur<br />

offenen Tür zwingend sind, d.h. nicht<br />

über Körperspannung allein kompensiert<br />

werden können.<br />

39


40<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Methode<br />

Schüler sollen eigene Übungsstellen<br />

oder Übungsstellen für Partner erst<br />

dann selbst definieren, wenn sie das<br />

Prinzip der offenen Tür korrekt verstanden<br />

haben.<br />

Schüler Lösungsmöglichkeiten sammeln<br />

lassen<br />

Lösungen strukturieren und von allen<br />

üben lassen<br />

optimale Lösung für die einzelnen Probleme<br />

herausarbeiten<br />

an definierten Boulderstellen im vorhinein<br />

entscheiden, welche Technik ökonomisch<br />

anwendbar ist und danach<br />

ausprobieren<br />

Sequenzen definieren, an denen ein<br />

Fußwechsel Sinn macht<br />

Sequenzen definieren, an denen ein<br />

Fußwechsel keinen Sinn macht (da er<br />

anschließend wieder rückgängig gemacht<br />

werden müsste)<br />

an definierten Boulderstellen mit Keuzzügen<br />

zuerst entscheiden, welche Technik<br />

ökonomisch anwendbar ist, und<br />

danach ausprobieren.<br />

5.3<br />

Körperspannung<br />

KÖRPERSPANNUNG: WEICH GREIFEN<br />

Ziel<br />

Mit kleinstmöglichem Kraftaufwand Griffe<br />

halten.<br />

Inhalt<br />

Viele Kletterer halten sich mehr als notwendig<br />

an den Griffen fest. Das Wort<br />

„zuschrauben“ bezeichnet diesen Sachverhalt<br />

sehr treffend. Dieses Zuschrauben<br />

kann mehrere Gründe haben:<br />

Der <strong>Klettern</strong>de wendet eine unökonomische<br />

Technik an und muss sich deshalb<br />

mehr als notwendig festhalten.<br />

Der <strong>Klettern</strong>de vertraut seinen Füßen<br />

nicht.<br />

Der <strong>Klettern</strong>de hat Sturzangst.<br />

Der <strong>Klettern</strong>de hat beispielsweise die<br />

Schlüsselstelle hinter sich und will auf<br />

keinen Fall mehr scheitern (Angst zu<br />

versagen).<br />

Hintergrund<br />

Aus diesen Punkten ergibt sich, dass<br />

weich Greifen nicht nur als isolierte Greiftechnik<br />

gesehen werden kann, sondern<br />

auch im Zusammenhang mit der Klettertechnik<br />

und der Psyche gesehen werden<br />

muss.<br />

Während „Zuschrauben“ in eklatanten<br />

Fällen sowohl von außen als auch durch<br />

den Kletterer selbst leicht wahrgenommen<br />

werden kann, ist die Frage, ob wirklich<br />

optimal weich gegriffen wurde, kaum<br />

zu beantworten. Hier kann sich der Kletterer<br />

lediglich mit entsprechenden Übungen<br />

darauf sensibilisieren, sein eigenes<br />

Spannungsniveau immer wieder zu überprüfen<br />

und ggf. zu reduzieren. Klar ist,<br />

dass jedes unnötige „Zuschrauben“ von<br />

Griffen die theoretisch mögliche Kletterleistung<br />

schmälert und deshalb vermieden<br />

werden sollte.<br />

Gelände<br />

Weich Greifen kann in jedem Gelände<br />

trainiert werden, das Festhalten erfordert.<br />

Methode<br />

Griffe fassen und anschließend die Haltekraft<br />

so weit reduzieren, dass man<br />

gerade nicht abrutscht


knapp über dem Boden die Kraft noch<br />

weiter nachlassen, bis man tatsächlich<br />

abrutscht<br />

in wenig kraftraubenden Positionen<br />

verharren, Körperspannung prüfen und<br />

sofern möglich reduzieren<br />

auch in anstrengenderen Positionen<br />

oder während Bewegungen auf das<br />

Spannungsniveau achten<br />

Bewegungsabläufe perfekt einschleifen;<br />

der dabei entstehende Kletterfluss führt<br />

in der Regel dazu, dass man sich nicht<br />

mehr als notwendig festhält.<br />

eingeschliffene Bewegungsabläufe blind<br />

klettern<br />

bei Vorstiegsangst Sturztraining durchführen<br />

um Angst abzubauen<br />

an Rastpositionen Augen schließen und<br />

auf minimale Spannung und ruhige<br />

Atmung konzentrieren.<br />

KÖRPERSPANNUNG: LANGER ARM<br />

Ziel<br />

Unnötige Körperspannung im Bereich<br />

des Oberarms und des Schultergürtels<br />

vermeiden<br />

Erlernen eines angemessenen Wechsels<br />

von An- und Entspannung.<br />

Inhalt<br />

Der „lange Arm“ lässt sich in vielen Situationen<br />

gewinnbringend einsetzen. Man<br />

kann auf einen Großteil der Spannung im<br />

Schulterbereich verzichten, wenn der<br />

überwiegend haltende Arm gestreckt ist.<br />

Langer Arm für Rastpositionen<br />

langer Arm beim Klippen<br />

langer Arm in der Vorbereitungsphase<br />

(Positionieren der Füße)<br />

langer Arm beim Eindrehen auch in der<br />

Greifphase (sofern möglich)<br />

langer Arm in der Stabilisierungsphase<br />

(Griff soll angenehm gestreckt erreicht<br />

werden).<br />

Hintergrund<br />

Beim <strong>Klettern</strong> mit „langem Arm“ sollte<br />

die Schulter fixiert bleiben und nicht nach<br />

oben nachgeben, damit man nicht passiv<br />

in den Bändern und Kapselstrukturen des<br />

Schultergelenks hängt. Analog dazu muss<br />

die Muskulatur, die die Schulter nach<br />

unten fixiert, entsprechend trainiert sein.<br />

Viele Kletterer haben sich angewöhnt, bei<br />

schweren Zügen mit der Schulter nach<br />

oben auszuweichen. Diese Haltung verhindert<br />

in diversen Situationen (z.B. Griff<br />

tief blockieren) den Aufbau einer geeigneten<br />

Körperspannung und kann langfristig<br />

auch zu gesundheitlichen Problemen<br />

führen (z.B. Schulterluxation). In der Konsequenz<br />

sollte man die im Folgenden<br />

genannten Punkte beachten.<br />

Inhalt<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Schulter weicht aus, Schulter ist fixiert<br />

Die Schulter wird nur in Kletterstellungen<br />

mit vergleichsweise geringer Belastung<br />

völlig entspannt.<br />

Jede Zugbewegung beginnt mit einem<br />

Fixieren der Schulter.<br />

Erst wenn die Schulter fixiert ist,<br />

beginnt die Zugbewegung mit dem<br />

Arm.<br />

41


42<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Gelände<br />

Senkrechte Wand, Überhänge und<br />

Dächer.<br />

Methode<br />

In der Stabilisierungsphase den Arm<br />

nicht beugen (manche Kletterer beugen<br />

den Arm unmittelbar nachdem sie den<br />

Zielgriff erreicht haben). Kontrast:<br />

bewusst beugen - bewusst lang lassen<br />

Ggf. lässt sich das gesamte Positionieren<br />

für den nächsten Zug am langen<br />

Arm durchführen. Kontrast: aufrichten<br />

und danach positionieren - in tiefer<br />

Haltung positionieren<br />

Beim Eindrehen kann der Arm oftmals<br />

sogar während der Greifphase gestreckt<br />

oder fast gestreckt bleiben (bewusst<br />

üben).<br />

das Fixieren der Schulter als Einleitung<br />

der Zugbewegung bewusst üben. Zunächst<br />

bei wenig anstrengenden Zügen<br />

(Bewegungsbewusstsein schaffen), später<br />

auch bei schwereren Zügen<br />

ggf. isolierte Übung für das Fixieren der<br />

Schulter: im Barrenstütz bei gestreckten<br />

Armen den Rumpf heben und senken<br />

ggf. isolierte Übung für das Fixieren der<br />

Schulter: an Reckstange hängend bei<br />

gestreckten Armen den Rumpf heben<br />

und senken.<br />

KÖRPERSPANNUNG: LASTÜBERGABE<br />

Ziel<br />

Instabile Phasen vermeiden.<br />

Inhalt<br />

Gerade bei größeren Griffabständen kann<br />

man häufig beobachten, dass Kletterer<br />

den unteren Griff bereits loslassen, bevor<br />

die Positionierung für den nächsten Zug<br />

vollendet ist. Die Folge ist eine instabile<br />

bzw. kraftraubende Position, die teilweise<br />

zum Sturz führt. Beim Versuch, weiter zu<br />

greifen, stellt man fest, dass noch etliche<br />

Zentimeter bis zum Zielgriff fehlen oder<br />

dass man die Körperposition nicht stabilisieren<br />

kann. Um dieses Szenario zu vermeiden,<br />

gilt folgendes:<br />

Der untere Arm bleibt bis zum Ende<br />

der Vorbereitungsphase am Ausgangsgriff<br />

(ggf. kann natürlich ein geeigneter<br />

Zwischengriff benützt werden).<br />

Die Haltearbeit soll durch die untere<br />

Hand so lange wie möglich unterstützt<br />

werden. Erst im letzten Augenblick vor<br />

dem Weitergreifen wird diese Unterstützung<br />

aufgehoben.<br />

Grundsätzlich realisiert man die Greifphase<br />

„in einem Zug“. Die Aufwärtsbewegung<br />

wird ohne Unterbrechung vollzogen.<br />

Bei Dynamos wird die Greifphase durch<br />

angemessenen Spannungsaufbau im<br />

Haltearm unterstützt (Stabilisierung).<br />

Gelände<br />

Senkrechte Wand und Überhänge; weite<br />

Griffabstände, die dazu verleiten, den unteren<br />

Griff frühzeitig loszulassen. Situationen,<br />

die ein frühzeitiges Loslassen des<br />

unteren Griffes ausschließen, z.B. Kreuzzüge<br />

an schlechten Seitgriffen, Sloperkletterei<br />

in Überhängen.


Methode<br />

Kontrast: unteren Griff noch halten -<br />

einarmig positionieren<br />

übungshalber auch bei sehr weiten<br />

Zügen den unteren Griff noch zum<br />

Positionieren beibehalten<br />

gezielter Einsatz eines Zwischengriffes<br />

(das heißt, dieselbe Hand greift nach<br />

dem Positionieren nochmals weiter)<br />

ggf. gezieltes dazu-Greifen zur Haltehand<br />

(auf die Haltehand) zum Positionieren<br />

bei fehlenden Zwischengriffen<br />

und weiten Griffabständen<br />

Boulder definieren, bei denen zu frühes<br />

Loslassen des unteren Griffes zum<br />

Sturz führt.<br />

KÖRPERSPANNUNG: BEWEGUNGSZENTRUM<br />

Ziel<br />

Verständnis des Körperschwerpunkts<br />

Bewegungseinleitung durch die Hüfte.<br />

Inhalt<br />

Als „Bewegungszentrum“ hat die Hüfte<br />

eine besondere Bedeutung bei der Kletterbewegung.<br />

Zum einen repräsentiert sie<br />

den Körperschwerpunkt (im weiteren als<br />

KSP bezeichnet) und zum anderen leitet<br />

sie Bewegungen ein.<br />

Durch die Tatsache, dass die Hüfte in der<br />

Regel den KSP darstellt, ist sie gut geeignet,<br />

Schwerpunktverlagerungen zu realisieren<br />

- besonders auch deshalb, weil<br />

man die Hüfte bei gegebenen Griffen und<br />

Tritten gut verschieben bzw. verlagern<br />

kann. Die Möglichkeit der Schwerpunktverlagerung<br />

durch die Hüfte kann sowohl<br />

bei statischen als auch bei dynamischen<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Zügen zur Initiierung der Bewegung eingesetzt<br />

werden.<br />

Beim aufrechten Stand befindet sich<br />

der KSP im Inneren des Körpers etwa<br />

auf Höhe des Nabels.<br />

Man beachte, dass sich der KSP bei<br />

einer Krümmung des Rumpfes (z.B. bei<br />

Gegendrucktechnik) auch außerhalb<br />

des Körpers befinden kann.<br />

Bei Wandkletterei heißt es: Hüfte über<br />

die Tritte und an die Wand<br />

Diese Bewegung erfolgt ggf. noch am<br />

langen Arm und führt zu einer spürbaren<br />

Abnahme der erforderlichen Haltekraft.<br />

Verharrt man in der beschriebenen<br />

Position, so spricht man von „Bogenstellung“.<br />

Sie kann genützt werden, um<br />

einen Überblick über die folgenden<br />

Griffe und die bevorstehende Bewegungssequenz<br />

zu erhalten.<br />

Im Zusammenhang mit Eindrehen führt<br />

die Bewegungsvorwegnahme durch die<br />

Hüfte zu einem ökonomischen Kletterstil.<br />

Dynamos können durch die Hüfte eingeleitet<br />

werden. Geschieht dies von<br />

den Füßen ausgehend über die Beine,<br />

die Hüfte, den Rumpf bis zum Schultergürtel,<br />

dann spricht man von „Welle“.<br />

Die Hüfte wird dabei zunächst isoliert<br />

nach oben und in Richtung Wand<br />

beschleunigt. Die Beschleunigung des<br />

Oberkörpers und die Greifphase erfolgen<br />

im „Totpunkt“ der Hüfte.<br />

Im Vergleich zu einem klassischen<br />

Dynamo gewinnt man bei dieser Technik<br />

mehr Zeit zum Fassen des Zielgriffs.<br />

Bei Dachkletterei kann die Hüfte zwi-<br />

43


44<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

schen „entspannten“ tiefen Positionen<br />

und angespannten Positionen nahe an<br />

der Wand wechseln.<br />

Dynamo mit „Welle“<br />

Gelände<br />

Senkrechte oder einliegende Quergänge,<br />

senkrechte Eindrehsequenzen, senkrechte<br />

und überhängende Dynamos, Dachkletterei.<br />

Methode<br />

Bewegungseinleitung mit der Hüfte<br />

bewusst üben<br />

Kontrast: nötige Haltearbeit bei Hüfte<br />

über Tritten - bei Hüfte hinten oder<br />

seitlich<br />

Dynamos mit Welle üben<br />

bei Dachkletterei den bewussten Wechsel<br />

von Phasen niedriger Körperspannung<br />

(Hüfte tief) und Phasen hoher<br />

Körperspannung (Hüfte an der Wand)<br />

üben<br />

Es gibt Dachpassagen, die ein Entspannen<br />

nicht zulassen (z.B. bei Slopern);<br />

hier bewusst das Aufrechterhalten der<br />

Körperspannung üben.<br />

Die Lage des KSPs kann gut durch ein<br />

Pendel mit Aufhängepunkt an der Hüfte<br />

visualisiert werden (z.B. Bandschlinge<br />

mit Achter). Befestigt man das Pendel<br />

am Rücken, befindet es sich deutlich<br />

hinter dem KSP. Es kann in dieser<br />

Form nur dazu dienen, dass ein Beobachter<br />

seitliche Schwerpunktverlagerungen<br />

wahrnimmt. Befindet sich das Pendel<br />

vorne, stimmt es bei üblichen Kletterstellungen<br />

gut mit dem Lot des<br />

KSPs überein und kann auch vom <strong>Klettern</strong>den<br />

selbst beobachtet werden. Da<br />

das Pendel beim <strong>Klettern</strong> stört, erscheint<br />

es wenig sinnvoll, Schüler ganze<br />

Übungseinheiten lang mit Pendeln<br />

klettern zu lassen.<br />

KÖRPERSPANNUNG: SPANNUNGSAUFBAU<br />

Ziel<br />

Bewusstsein für das richtige Maß an Körperspannung<br />

entwickeln.<br />

Hintergrund<br />

Grundsätzlich versucht man, mit so wenig<br />

Körperspannung wie möglich zu klettern.<br />

Wer unnötige Spannung aufbaut, verbraucht<br />

mehr Energie und ermüdet daher<br />

schneller. Hat man die Wahl zwischen<br />

mehreren Klettertechniken, bevorzugt<br />

man die weniger anstrengende (z.B. Risstechnik<br />

anstelle Piazen). Unabhängig<br />

davon nimmt die erforderliche Körperspannung<br />

mit Steilheit und Schwierigkeit<br />

der Kletterei zu. So kommt es in den<br />

höheren Schwierigkeitsgraden immer wieder<br />

zu Zügen, die maximale Körperspannung<br />

erfordern bzw. an mangelnder Körperspannung<br />

scheitern. Schweres <strong>Klettern</strong><br />

erfordert also durchaus hohe Spannung -<br />

sei es für einen isolierten Zug oder für<br />

eine ganze Passage.<br />

Inhalt<br />

Oftmals ist die Körperspannung am<br />

Ende der Greifphase am höchsten.<br />

Prinzip „beidbeiniger Körperhub“


(Frosch, eingedreht Aufstehen) reduziert<br />

die Spannung beim Aufrichten aus<br />

tiefen Hockpositionen erheblich.<br />

Der lange Arm gestattet es in vielen<br />

Situationen, Körperspannung zu sparen.<br />

Muss ein Griff frontal tief blockiert werden,<br />

ist darauf zu achten, dass die<br />

Schulter nicht nach oben ausweicht.<br />

Bei überhängender Kletterei müssen<br />

die Füße zum Teil an den Tritten „ziehen“.<br />

In Analogie zur offenen Tür werden<br />

die Tritte dabei so belastet, dass<br />

man den Schwerpunkt (insbesondere<br />

die Hüfte) zum Fels hinziehen kann.<br />

Dies ergibt eine geringere Belastung<br />

der Arme.<br />

Das Ziehen mit den Füßen ergibt auch<br />

eine andere (in der Regel günstigere)<br />

Belastungsrichtung der Griffe.<br />

In manchen Situationen kann man die<br />

Beine zu anderen Tritten durchschwingen<br />

lassen. Dabei ist wichtig, dass der<br />

Fuß (bzw. beide Füße) bereits beim<br />

ersten Schwung auf den neuen Tritten<br />

platziert wird und dort auch stehen<br />

bleibt (schneller Spannungsaufbau).<br />

Beim Dynamo sollte mindestens ein<br />

Fuß auf dem ursprünglichen Tritt bleiben.<br />

So tritt kein Pendelschwung auf,<br />

was das Stabilisieren erheblich erleichtert.<br />

Die hohe Spannung muss auch während<br />

der Stabilisierungsphase gehalten<br />

werden. Dabei bleibt der untere Arm<br />

voll auf Last, bis die Situation unter<br />

Kontrolle ist.<br />

Den insbesondere bei Sprüngen auftretenden<br />

„Pendelschwung“ fängt man am<br />

besten ab, indem man sich klein macht,<br />

also die Arme und Beine anzieht und<br />

so die Pendellänge verkürzt.<br />

Bei Dachkletterei ist der Spannungsaufbau<br />

für die Reichweite verantwortlich.<br />

Fehlt hierbei die Spannung, kann man<br />

nicht oder nur unbedeutend weitergreifen.<br />

Ggf. eignet sich eine hängende Position<br />

in Verbindung mit einem Foothook<br />

zum Rasten.<br />

Je höhere Spannung man aufbaut (die<br />

Hüfte an die Wand bringt), desto weiter<br />

kann man greifen.<br />

Körperspannung ersetzt Fingerkraft<br />

bzw. ermöglicht ein Halten der Griffe<br />

mit weniger Kraftaufwand der Finger.<br />

Gelände<br />

Der Spannungsaufbau ist in jedem Gelände<br />

ein Thema. Es geht darum, das richtige<br />

Maß zu finden und ggf. auch darum,<br />

Defizite zu erkennen. So können Schwächen<br />

im Bereich der Rumpfmuskulatur<br />

das Stabilisieren bestimmter Situationen<br />

unmöglich machen.<br />

Methode<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Vorübung an Reckstange: Reckstange<br />

halten, Füße auflegen (Rücklage 45°<br />

bis horizontal); eingedreht maximale<br />

Reichweite aufbauen<br />

Vorübung an Reckstange: Reckstange<br />

halten, Füße auflegen; frontal maximale<br />

Reichweite aufbauen<br />

Vorübung an Reckstange: Reckstange<br />

halten, nur den zur Haltehand gegengleichen<br />

Fuß auflegen; eingedreht<br />

maximale Reichweite aufbauen<br />

Vorübung an Reckstange: Spannungsaufbau<br />

in Richtung Hangwaage (beide<br />

Beine angehockt, ein Bein angehockt,<br />

beide Beine gestreckt)<br />

Zu den meisten oben genannten Punkten<br />

lassen sich direkt entsprechende<br />

Übungen durchführen.<br />

45


46<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

5.4<br />

Dynamik und Tempo<br />

DYNAMIK: GREIFEN IM TOTPUNKT<br />

ZIel<br />

Bedeutung von Ausholbewegung und<br />

Beschleunigen<br />

Koordination des Greifens.<br />

Hintergrund<br />

Dynamisches <strong>Klettern</strong> nutzt Schwung aus.<br />

Während man beim statischen <strong>Klettern</strong><br />

maximale Blockierarbeit in der Greifphase<br />

aufwenden muss und in der Regel nur<br />

den Greifarm isoliert bewegt, wird beim<br />

dynamischen <strong>Klettern</strong> der Rumpf schwungvoll<br />

in die Bewegung mit einbezogen.<br />

Man kann Dynamos nach verschiedenen<br />

Kriterien unterscheiden:<br />

Beschleunigungsintensität (explosiv -<br />

weich)<br />

Beschleunigungsrichtung (zur Wand<br />

hin, nach oben, pendelnd)<br />

Verhalten der Füße (beide bleiben auf<br />

den Tritten, einer bleibt auf dem Tritt,<br />

beide lösen sich)<br />

Verhalten der Arme (ein Arm löst sich,<br />

beide Arme lösen sich, „Doppeldyno“).<br />

Dynamo mit Beschleunigung nach oben<br />

Inhalt<br />

Da man aus fast jeder Klettertechnik<br />

heraus einen Dynamo ansetzen kann,<br />

macht es wenig Sinn, den „Dynamo“ als<br />

isolierte Technikform zu betrachten.<br />

Vielmehr sind die Parameter zu behandeln,<br />

die seine jeweilige Qualität beschreiben:<br />

Eine schnelle Greifbewegung ohne Körperbeschleunigung<br />

wird als „Schnapper“<br />

oder „dynamisches Abfangen“ bezeichnet.<br />

Diese Technik ist nur akzeptabel,<br />

wenn eine Beschleunigung unmöglich<br />

ist (z.B. komplett gestreckte<br />

Position). Es besteht erhöhte Verletzungsgefahr,<br />

da sich der Körper beim<br />

Stabilisieren bereits in der „Abkipp-<br />

Bewegung“ befindet.<br />

Sinnvollerweise greift man unmittelbar<br />

im „Totpunkt“ der Körperbewegung<br />

(Umkehrpunkt), lässt also den Ausgangsgriff<br />

bereits kurz vor Erreichen<br />

des Totpunktes los.<br />

Dies bedeutet in der Praxis, dass man<br />

zum Beschleunigen maximal tief ansetzt.<br />

Ggf. erfolgt bereits dieses Tiefgehen<br />

dynamisch, um die dabei entstehende<br />

Muskelvorspannung zu nützen.<br />

Schnelles Tiefgehen wird als Ausholbewegung<br />

bezeichnet.<br />

Man kann einen Dynamo aber auch<br />

direkt aus einer tiefen Position ohne<br />

vorausgehende Ausholbewegung ansetzen.<br />

Bei Slopern besteht häufig nur ein eingeschränkter<br />

Bewegungsspielraum für<br />

das Ausholen (Tiefgehen bzw. KSP<br />

nach außen bewegen bedeutet Abrutschen).<br />

In so einem Fall ist man gezwungen,<br />

kurz und explosiv zu beschleunigen.<br />

Die Beschleunigung erfolgt meist mehr<br />

oder weniger lotrecht nach oben; bei<br />

schlechten Start- und guten Zielgriffen


auch in Richtung Zielgriff. Dies ist aber<br />

oft mit einem Verlust der Tritte verbunden<br />

(Pendelschwung).<br />

Gelände<br />

Offene-Tür-Situationen eignen sich gut für<br />

anfängliche Dynamo-Übungen. Man<br />

beschleunigt zur Wand hin. Der Effekt ist,<br />

dass sich der ganze Dynamo sozusagen<br />

in Zeitlupe vollzieht (weicher Dynamo).<br />

Dadurch können die einzelnen Inhalte<br />

günstig trainiert werden. Ansonsten wählt<br />

man Überhänge unterschiedlicher Steilheit.<br />

Um Dynamos zu erzwingen, reduziert<br />

man die Größe der Startgriffe<br />

und/oder erhöht den Griffabstand. Durch<br />

entsprechend tiefe Tritte lassen sich<br />

Sprünge provozieren.<br />

Methode<br />

Einstieg in das Thema über weiche<br />

Dynamos<br />

einarmiges <strong>Klettern</strong> im senkrechten<br />

Gelände an großen Griffen<br />

gleichzeitiges beidarmiges Weitergreifen<br />

im senkrechten Gelände an großen<br />

Griffen<br />

Frage der Beschleunigungsrichtung<br />

behandeln: Wohin geht die Beschleunigung<br />

im Senkrechten, in Überhängen,<br />

in Dächern? Welche Folge hat wandparalleles<br />

Beschleunigen?<br />

Kontrast: weiches Beschleunigen -<br />

explosives Beschleunigen<br />

Kontrast: kurzer Beschleunigungsweg -<br />

langer Beschleunigungsweg<br />

Kontrast: Ausholbewegung - Start aus<br />

tiefer Position<br />

Koordination des Greifens im Totpunkt<br />

üben<br />

schnelles Stabilisieren üben (Spannungsaufbau)<br />

beim Stabilisieren von Sprüngen klein<br />

machen (Beine anziehen) und Körper<br />

maximal anspannen.<br />

DYNAMIK: TEMPOGEBUNG<br />

Ziel<br />

Zügiges Bewegen in schweren Passagen.<br />

Inhalt<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

Die Frage des Tempos hat viel mit Taktik<br />

zu tun: Wie schnell gelingt eine realistische<br />

Bewegungsplanung? Tempo hat aber<br />

auch mit Psyche zu tun: Riskiere ich<br />

einen Zug, den ich möglicherweise nicht<br />

kontrollieren kann? Häufig kann man beobachten,<br />

dass Kletterer in leichtem Gelände<br />

zügig dahin klettern. Sie zögern<br />

oder verharren jedoch, wenn die Schwierigkeit<br />

zunimmt. Eine solche Tempogebung<br />

ist wenig effektiv.<br />

Natürlich darf man im leichten Gelände<br />

schnell klettern. Man sollte aber langsamer<br />

werden, bevor man in eine schwere<br />

Passage hinein klettert. Vorab sollte eine<br />

Bewegungsvorstellung entwickelt werden<br />

und man sollte sich konzentrieren.<br />

Bei Geländewechseln bietet sich oft<br />

auch ein Tempowechsel an: vor steilen<br />

Passagen rasten, dann zügig durchklettern;<br />

nach steilen Passagen im flacheren<br />

Gelände Tempo raus nehmen,<br />

atmen und sich sammeln<br />

Steht der Plan für eine schwere Passage<br />

fest, sollte er zügig abgespult werden.<br />

Steht der Plan noch nicht fest, ist es<br />

oft hilfreich, in die Passage hineinzuklettern,<br />

zu klippen, einige Griffe anzutesten<br />

und dann wieder bis zu einem<br />

Rastpunkt zurückzuklettern.<br />

Hat man den „Point of no return“<br />

überschritten, ist kontinuierliches Weiterklettern<br />

angesagt (unter der Voraus-<br />

47


48<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

setzung, dass ein Sturz unproblematisch<br />

verläuft). Verharren in kraftraubenden<br />

Positionen vermindert die<br />

Chance auf Erfolg.<br />

Ist Stürzen problematisch, sollte man<br />

den „Point of no return“ nur bei klaren<br />

Erfolgsaussichten überklettern.<br />

Gelände<br />

Boulder oder Routen mit schweren Passagen,<br />

die vorheriges Rasten erlauben<br />

sowie schwere Passagen ohne vorherige<br />

Rastmöglichkeit.<br />

Methode<br />

Bewegungsvorplanung vor Beginn der<br />

Kletterei<br />

dabei besonders die jeweilige Tempogebung<br />

vorausplanen<br />

ohne Vorplanung in eine Route/einen<br />

Boulder hineinklettern und die Bewegungsvorstellung<br />

vom Rastpunkt aus<br />

entwickeln<br />

ohne Vorplanung in eine Route/einen<br />

Boulder hineinklettern und die Bewegungsvorstellung<br />

während des <strong>Klettern</strong>s<br />

entwickeln<br />

Diese Übungen können ggf. auch im<br />

Vorstieg durchgeführt werden.<br />

bei Vorstiegsangst Sturztraining durchführen.<br />

DYNAMIK: RASTPOSITIONEN<br />

Ziel<br />

Rastpositionen erkennen und nutzen.<br />

Inhalt<br />

Rastpositionen sind Stellen, an denen<br />

sich die leistungslimitierende Muskulatur<br />

(Unterarme) erholen kann. Hohe Muskelanspannung<br />

führt zu einem Verschluss<br />

der Blutgefäße, so dass der Muskel nur<br />

noch über seine Energiespeicher (Kreatinphosphat,<br />

Glykogen) weiterarbeiten kann.<br />

Diese Arbeitsweise führt früher oder später<br />

zur Übersäuerung (dicke Arme). Die<br />

Frage, bei welcher Belastung man noch<br />

rasten kann, ist von der Maximalkraft<br />

abhängig.<br />

Während man bei geringer Belastung gut<br />

rasten und sich weitgehend erholen<br />

kann, ist es bei entsprechend hoher Belastung<br />

schwierig, die richtige Rastzeit zu<br />

finden. Zu langes Verweilen kann hier anstelle<br />

von Erholung zu zunehmender Ermüdung<br />

führen. Bei zu kurzem Rasten<br />

reichen möglicherweise die Reserven für<br />

die folgende Passage nicht aus.<br />

Gelände<br />

Prinzipiell ist jedes Gelände geeignet,<br />

sofern es dem Schüler zumindest kurzzeitiges<br />

Rasten erlaubt. Da Rastpositionen<br />

oftmals nicht erkannt werden, sollte man


die entsprechenden Techniken gesondert<br />

üben. Dazu gehören insbesondere Handund<br />

Knieklemmer (z.B. an Sinterzapfen).<br />

Methode<br />

Diverse Rastpositionen finden und<br />

testen, z.B. Spreizen, Stützen, Stemmen,<br />

Handklemmer, Knieklemmer,<br />

Foothook<br />

am Rastpunkt so weit es geht entspannen<br />

während des Rastens immer einen Arm<br />

hängen lassen und „schütteln“; ggf.<br />

den Arm auch mal entspannt hochhalten<br />

<strong>Klettern</strong><br />

5. Qualitäten<br />

vorhersagen lassen, ob eine bestimmte<br />

Position einen No-Hand-Rastpunkt darstellt<br />

oder nicht<br />

ggf. hohe Körperspannung in Kauf nehmen<br />

um die Unterarme zu entlasten<br />

Kurzzeitiges Rasten in schweren Passagen,<br />

um die individuell optimale Rastzeit<br />

herauszufinden<br />

Schüttelgreifen: kurzes Regenerieren<br />

durch Entlastung und Durchblutung der<br />

Arme; vor dem Greifen den Arm kurz<br />

hängen lassen, leicht schütteln, mit<br />

oder ohne Griff in den Magnesiabeutel.<br />

49


50<br />

<strong>Klettern</strong><br />

6. Sturztraining<br />

6. Sturztraining<br />

Ziel<br />

Stürzen lernen<br />

Angstabbau vor dem Stürzen.<br />

Hintergrund<br />

Übungen zum Thema „Stürzen Lernen“<br />

sollen nur von kompetenten Ausbildern<br />

(eigene Sturztrainingserfahrung) durchgeführt<br />

werden. Neben der Schulung der<br />

Sturztechnik ist der Abbau übergroßer<br />

Vorstiegsangst sowie die Frage der Risikoabschätzung<br />

von Bedeutung. Daneben<br />

lässt sich auch das Verhalten des Sichernden<br />

ideal trainieren.<br />

Sturztraining kann die Vorstiegsangst<br />

reduzieren und verringert das Verletzungsrisiko<br />

bei einem Sturz. Das beste<br />

Sturztraining kann aber die Gefahren des<br />

„unkontrollierten Sturzes“ nicht aus der<br />

Welt schaffen. Es muss daher immer parallel<br />

die Entscheidungsfähigkeit mitgeschult<br />

werden, wann man stürzen darf<br />

und wann nicht.<br />

Sinnvollerweise baut man Sturz- und Sicherungsübungen<br />

stufenweise auf. Bewährt<br />

hat sich eine Dreigliederung. Die<br />

erste Stufe heißt „Falltest“ und kann bereits<br />

mit Anfängern geübt werden, sobald<br />

sie Topropen und Toprope-Sichern können.<br />

Hieri geht es darum, während des<br />

Ablassens plötzlich ein Stück durchzusacken.<br />

Die zweite Stufe heißt<br />

„Sicherungstraining“ und kann mit Schülern<br />

im Bereich des vierten bis fünften<br />

Grades durchgeführt werden. Dabei geht<br />

es um Stürze von der Umlenkung weg.<br />

Erst die dritte Stufe heißt „Sturztraining“<br />

und sollte im Bereich des sechsten Grades<br />

durchgeführt werden. Hier geht es<br />

um reale Vorstiegsstürze.<br />

FALLTEST<br />

Ziel<br />

Erleben einer schnellen Abwärtsbewegung<br />

und des Fangstoßes<br />

Erleben der wirkenden Kräften beim<br />

Sichern über den Körper<br />

Sensibilisierung für die Bedeutung richtigen<br />

und aufmerksamen Sicherns.<br />

Inhalt<br />

Falltest bedeutet: Während des Ablassvorgangs<br />

wird der Abzulassende ruckartig<br />

ein Stück „durchfallen“ gelassen.<br />

Methode 1: Das Bremsseil wird so weit<br />

wie möglich vom Sicherungsgerät entfernt<br />

gehalten und dann schnell eingegeben<br />

(kein Seildurchlauf in der Bremshand!).<br />

Methode 2: Das Bremsseil wird in die<br />

andere Hand genommen, und mit der<br />

Bremshand bildet man eine Seilschlaufe.<br />

Loslassen der ersten Hand <br />

Durchsacken (kein Seildurchlauf in der<br />

Bremshand!).<br />

Methode 3: Das Führungsseil wird vom


Ausbilder mit den Händen gehalten,<br />

dann wird etwas Schlappseil gegeben.<br />

Der Ausbilder lässt das Führungsseil<br />

los, wenn der Sichernde in Bremsbereitschaft<br />

ist.<br />

„Falltest“<br />

Gelände<br />

Ebener Bereich unter der Übungswand<br />

Fels ohne größere Vorsprünge, etwa<br />

senkrecht<br />

Routen nicht zu schwer (Erreichbarkeit).<br />

Methode<br />

Partnercheck vor jedem Durchgang<br />

sichere Umlenkungen mit Redundanz<br />

(Verschlusskarabiner oder zwei Expressen<br />

bzw. Schnapper gegengleich; in<br />

der Regel benützt man Umlenkungen<br />

gekletterter Routen)<br />

neue Übungen durch Leiter oder dritten<br />

Teilnehmer hintersichern (das Sicherungsseil<br />

wird in der Hand gehalten -<br />

kein zweites Sicherungsgerät)<br />

Die Aktion muss dem Partner angekündigt<br />

werden.<br />

Die Menge des Schlappseils wird vom<br />

Stürzenden vorher bestimmt.<br />

Sofern genug Bodenfreiheit besteht,<br />

können mehrere Übungsdurchgänge<br />

unmittelbar nacheinander durchgeführt<br />

werden.<br />

SICHERUNGSTRAINING<br />

Ziel<br />

Erlernen des richtigen Absprungverhaltens<br />

Erlernen des weichen Sicherns.<br />

Inhalt<br />

Absprung<br />

Je weiter man nach hinten abspringt,<br />

desto härter schlägt man unten am<br />

Fels an. Man sollte also nur soweit<br />

nach hinten abspringen, dass man<br />

während des Sturzes nicht am Fels<br />

streift (Abhängigkeit von der Geländesteilheit<br />

bedenken).<br />

Körperhaltung<br />

Rumpf aufrecht<br />

Hüfte und Knie gebeugt<br />

Bauch- und Rumpfmuskeln anspannen.<br />

Hände<br />

<strong>Klettern</strong><br />

6. Sturztraining<br />

Die Bedeutung der Hände wird häufig<br />

überschätzt. Der Anfänger greift gerne<br />

am Anseilpunkt ins Seil, was von psychologischem<br />

Nutzen sein kann (vor<br />

51


52<br />

<strong>Klettern</strong><br />

6. Sturztraining<br />

allem beim Absprung). Für den Verlauf<br />

des Sturzes ist dieser Griff belanglos.<br />

Keinesfalls darf das gegenläufige Seil<br />

gegriffen werden (Verbrennungs- und<br />

Verletzungsgefahr).<br />

Sicherungstraining<br />

Gelände<br />

Senkrecht bis leicht überhängend; im<br />

60°-80° steilen Gelände nicht üben, da<br />

die Verletzungsgefahr zu groß ist<br />

keine Absätze, Stufen, große herausragende<br />

Haken oder ähnliches<br />

verlässliche Umlenkungen (Redundanz)<br />

Höhe der Umlenkung ca. 10-15 m<br />

(genügend Reserve bis zum Boden -<br />

andererseits keine zu große Höhe<br />

wegen Erreichbarkeit und Kommunikation)<br />

Das Sturzseil muss durch mindestens<br />

eine weitere Expressschlinge geführt<br />

werden (Redundanz und damit der<br />

Stürzende nicht mit dem gegenläufigen<br />

Seil kollidieren kann).<br />

Das Sturzseil soll gerade nach unten<br />

verlaufen (keine Pendelstürze)<br />

die Übungsstelle so einrichten, dass<br />

Sichernder und <strong>Klettern</strong>der nicht kollidieren<br />

können<br />

ebener Boden für den Sichernden<br />

ggf. Sichernden und <strong>Klettern</strong>den Helme<br />

aufsetzen lassen.<br />

Methode<br />

Der Lehrer muss eine eingerichtete<br />

Übungsstelle selbst testen.<br />

Partnercheck vor jeder neuen Aktion<br />

doppelten Bulin vermitteln und anwenden<br />

neue Übungen durch Leiter oder dritten<br />

Teilnehmer hintersichern (das Sicherungsseil<br />

wird in der Hand gehalten -<br />

kein zweites Sicherungsgerät)<br />

Stürze vorher ankündigen<br />

Schüler hält sich bei der Umlenkung<br />

am Fels fest. Sichernder zieht<br />

Schlappseil durch die Sicherung;<br />

danach erfolgt der Absprung.<br />

nach dem Grundsatz „vom Leichten<br />

zum Schweren“ vorgehen, also zunächst<br />

wenig Schlappseil, dann mehr<br />

(nach Wunsch des Stürzenden)


maximal zulässige Schlappseilmenge<br />

mit Tape markieren<br />

je nach den Gewichtsverhältnissen adäquate<br />

Methode des „weichen Sicherns“<br />

vermitteln.<br />

STURZTRAINING<br />

Ziel<br />

Stürze kontrollieren können<br />

Reduzieren von Vorstiegsangst.<br />

Inhalt<br />

Beim Sturztraining finden nur noch reale<br />

Stürze statt. Im Gegensatz zum Sicherungstraining<br />

wird kein Schlappseil mehr<br />

ausgegeben, sondern das Seil soll wie in<br />

der normalen Klettersituation gehalten<br />

werden (also ca. 50 cm Schlappseil).<br />

Es gelten alle beim Sicherungstraining<br />

genannten Inhalte.<br />

Gelände<br />

Siehe alle unter Sicherungstraining<br />

genannten Punkte.<br />

Methode<br />

Siehe unter Sicherungstraining genannte<br />

Punkte<br />

realistische Sturzsituation (Bohrhaken<br />

und Expressschlingen; Redundanz<br />

durch darunter befindliche Haken und<br />

Expressschlingen; ausreichende Höhe<br />

über dem Boden!)<br />

reale Stürze erst durchführen, wenn im<br />

Rahmen des Sicherungstrainings sowohl<br />

der <strong>Klettern</strong>de als auch der Sichernde<br />

fehlerfrei agieren (Sicherheit)<br />

Der Schüler hält sich mehr oder weniger<br />

weit über der Umlenkung am Fels<br />

fest (nicht an Haken, Schlingen o.ä.).<br />

<strong>Klettern</strong><br />

6. Sturztraining<br />

Sturztraining mit Hintersicherung<br />

Kein zusätzliches Schlappseil! Das<br />

Schlappseil des Sichernden soll der<br />

Realität entsprechen (ca. 50 cm). Nur<br />

so lernt man die Sturzweite realistisch<br />

einzuschätzen.<br />

erst kleine, danach weitere Stürze<br />

Pendelstürze werden häufig unterschätzt,<br />

daher diese nicht bzw. nur<br />

sehr vorsichtig üben<br />

ggf. Stürze aus Dynamos üben.<br />

53


54<br />

<strong>Klettern</strong><br />

7. Taktik<br />

7. Taktik<br />

Unter Taktik versteht man planmäßiges<br />

Handeln. Taktik beinhaltet hier die tatsächliche<br />

Durchführung sowie alle vorbereitenden<br />

Maßnahmen im Hinblick auf<br />

eine bestimmte Route.<br />

Taktik kann sich sowohl auf alpine Unternehmen<br />

als auch auf Sportklettereien<br />

beziehen. Beim Sportklettern unterscheiden<br />

sich die taktischen Maßnahmen<br />

deutlich, je nach der vorgesehenen Stilform<br />

„Rotpunkt“, „Flash“ oder „OnSight“.<br />

TAKTIK ROTPUNKT<br />

Ziel<br />

Effektives Ausbouldern<br />

Verbesserung des persönlichen Könnens.<br />

Inhalt<br />

Rotpunkt heißt eine Begehung nach vorherigem<br />

Üben in der Route (Ausbouldern).<br />

Kriterien für effektives Ausbouldern<br />

sind:<br />

Bei großen Hakenabständen ggf. im<br />

Toprope ausbouldern (sofern möglich)<br />

bei starken Überhängen ggf. besser im<br />

Vorstieg; ggf. Clippstick<br />

Länge/Dauer der einzelnen Sequenzen<br />

(keine dicken Arme)<br />

Anzahl der Versuche bei Maximalkraftstellen<br />

Pausen zwischen den Bouldersequenzen<br />

(vollständige Pausen)<br />

Expressschlingen hängen lassen<br />

vollständigen Bewegungsplan entwickeln<br />

Klipp- und Rastpositionen nicht vergessen.<br />

DURCHSTIEGSVERSUCH:<br />

nach mindestens 30 Minuten Pause<br />

Bewegungsplan/Routenskizze nochmals<br />

gedanklich durchgehen<br />

Bewegungsplan fehlerfrei umsetzen<br />

nachträgliche Analyse.<br />

Methode<br />

In einem Unterrichtsgespräch sind zunächst<br />

die für das Ausbouldern wesentlichen<br />

Kriterien und Aspekte zu klären.<br />

Die Teilnehmer bouldern nach den<br />

diskutierten Gesichtspunkten eine<br />

Route aus.<br />

Die Route soll etwa 1/3 Grad über dem<br />

momentanen OnSight-Niveau liegen.<br />

ggf. Routenskizze anfertigen lassen<br />

ganze Route oder nur Schlüsselpassage<br />

(alternativ)<br />

Haken, markante Felsstrukturen und<br />

die wichtigen Griffe (am besten mit<br />

charakteristischer Form) aufzeichnen<br />

Kletterzüge fortlaufend nummerieren<br />

dabei L für linke Hand, R für rechte<br />

Hand<br />

Einhängepositionen in die Nummerierung<br />

einbeziehen.<br />

ANALYSE<br />

Wenn möglich Videodokumentation des<br />

Versuchs<br />

Der Teilnehmer soll seine eigene Analyse<br />

der Begehung/des Versuchs formulieren.<br />

Rückmeldung anhand des Videos.


TAKTIK FLASH<br />

Ziel<br />

Verbessern des persönlichen Könnens bei<br />

Flash-Begehungen.<br />

Inhalt<br />

Flash ist eine Begehung im ersten Versuch,<br />

wobei Vorinformationen zulässig<br />

sind:<br />

Man hat einen Partner in der Route<br />

beobachtet.<br />

Man erhält von seinem Partner vorab<br />

Informationen über die Route.<br />

Man erhält Informationen während des<br />

<strong>Klettern</strong>s (Tipps).<br />

Man hat über die Route abgeseilt und<br />

die Griffe aus der Nähe inspiziert (aber<br />

nicht in der Route gebouldert!).<br />

Methode<br />

Die zentralen Anforderungen der Flash-<br />

Taktik werden diskutiert (Reproduzieren<br />

vorgemachter bzw. erläuterter Bewegungsmuster;<br />

Fähigkeit Bewegungen zu<br />

beschreiben).<br />

Die folgenden Übungen werden von je<br />

zwei Partnern mit möglichst gleichem Leistungsniveau<br />

durchgeführt:<br />

Check der Route: Der Partner klettert<br />

die ausgewählte Route entweder<br />

OnSight (mit nachträglichem Check)<br />

oder bouldert sie aus. Spezielle Tricks<br />

o.ä. werden abgeschaut und diskutiert.<br />

Routenskizze: Ggf. wird eine Routenskizze<br />

gemäß der Taktik Rotpunkt<br />

erstellt. Unterschiedliche<br />

Kletterstile/Persönlichkeitsmerkmale<br />

sollen dabei berücksichtigt werden.<br />

Begehungsversuch: Der zweite Partner<br />

(für den die Routenskizze gedacht ist)<br />

macht einen Begehungsversuch. Der<br />

Begehungsversuch soll mit Video aufgezeichnet<br />

werden.<br />

Analyse: Beide Partner analysieren die<br />

Stärken bzw. ggf. Schwächen des gemeinsam<br />

erstellten Plans und dessen<br />

Umsetzung; ggf. Evaluation mittels des<br />

Videos<br />

Ggf. Übung: Abseilen über Route; Putzen<br />

und Bewegungsmuster planen;<br />

Route klettern.<br />

TAKTIK ONSIGHT<br />

Ziel<br />

Verbesserung des persönlichen Könnens<br />

im OnSight.<br />

Inhalt<br />

OnSight heißt eine Begehung im ersten<br />

Versuch, wobei die Route im Vorfeld nur<br />

von unten aus studiert werden darf. Weitere<br />

Informationen über die Route sind<br />

unzulässig. Die taktischen Maßnahmen<br />

während des <strong>Klettern</strong>s konzentrieren sich<br />

darauf, die vorab gemachte Planung<br />

umzusetzen.<br />

Die vorher geplanten Maßnamen realisieren<br />

(Rastpositionen, Tempo, Bewegungsvorplanung)<br />

ggf. schnelle Entscheidung, einen bestehenden<br />

Plan zu ändern<br />

laufendes Abschätzen der Sicherungssituation.<br />

Methode<br />

<strong>Klettern</strong><br />

7. Taktik<br />

Wahl der Route: Jeder Teilnehmer sucht<br />

eine Route aus, die er OnSight begehen<br />

möchte.<br />

Der Teilnehmer trifft seine taktischen<br />

Vorbereitungsmaßnamen und notiert<br />

diese ggf.<br />

55


56<br />

<strong>Klettern</strong><br />

7. Taktik<br />

Der Teilnehmer bespricht mit dem Ausbilder<br />

alle getroffenen und alle geplanten<br />

Maßnamen.<br />

Der Begehungsversuch wird ggf. mit<br />

Video aufgezeichnet (wichtig sind<br />

besonders die ersten Meter wegen der<br />

Bewegungsvorplanung).<br />

Im Falle eines Scheiterns soll der Teilnehmer<br />

die subjektiv empfundene<br />

Ursache benennen.<br />

spätere Rückmeldung anhand der Videodokumentation.<br />

TAKTIK IN ALPINEN ROUTEN<br />

Ziel<br />

Sichere Durchführung alpiner Unternehmungen<br />

Optimierung der Leistung.<br />

Inhalt<br />

Überlegungen zur Tourenwahl<br />

Sicherungssituation, Materialbedarf<br />

zeitliche Planung<br />

Ausrüstung<br />

taktisches Verhalten beim Zustieg,<br />

(Überblick über den Routenverlauf<br />

gewinnen)<br />

Vorbereitungen am Einstieg<br />

taktisches Verhalten während der<br />

Kletterei.<br />

Methode<br />

Die einzelnen Aspekte vorab diskutieren<br />

ggf. Kleingruppenarbeit zu den einzelnen,<br />

oben genannten Themen<br />

ggf. Rollenspiel: in Kleingruppen Taktikplanung<br />

erstellen ohne tatsächliche<br />

Durchführung der Routen<br />

ggf. alle geplanten taktischen Maßnahmen<br />

schriftlich festhalten und nach der<br />

Tour auf ihre Praxisrelevanz und Realisierbarkeit<br />

hin überprüfen.


8. Kletterspiele<br />

Ziel<br />

Kenntnis zielgruppengemäßer Spielformen<br />

Spaß am Spielen.<br />

Inhalt<br />

Kletterspiele bereichern den Unterricht<br />

nicht nur für Kinder und Jugendliche. Da<br />

sie neben der Motivation auch die Koordination<br />

verbessern, sollten sie regelmäßig<br />

stattfinden. Sinnvollerweise unterscheidet<br />

man die Altersstufen „frühes<br />

Schulkindalter“, „spätes Schulkindalter“<br />

und „Pubeszens“ (= Zeitphase der Pubertät).<br />

Gelände<br />

Je nach Spielform und Können der Gruppe.<br />

FRÜHES SCHULKINDALTER<br />

Münzen sammeln: In Griffen und Tritten<br />

werden Münzen versteckt. Schüler dürfen<br />

diese suchen; alternativ auch mit<br />

Gummibärchen durchführbar.<br />

Tierpark: Schüler müssen durch Kletterbewegungen<br />

Tiere nachahmen (z.B.<br />

Affe, Raupe, Spinne, Schnecke); Varianten:<br />

Das Tier wird selbst gewählt oder<br />

das Tier wird vorgegeben.<br />

Zeitlupe: Am Körper wird ein Glöckchen<br />

angehängt. Es darf beim <strong>Klettern</strong> nicht<br />

bimmeln. Steigerung: An jedem Fuß<br />

wird ein Glöckchen befestigt.<br />

Kurzes Seil: Schüler klettern in ca. 2 m<br />

Abstand hintereinander und sind mit<br />

Schlauchband lose verbunden (lose<br />

heißt nicht mit Knoten fixiert, sondern<br />

z.B. Bandschlinge lediglich in den Hüftgurt<br />

gesteckt; Verletzungsgefahr beim<br />

Abspringen).<br />

Zonenklettern: Schüler müssen an der<br />

Wand Zonen durchklettern (Haifischbecken,<br />

Rennstrecke); die Zonen werden<br />

mit Kreide oder Seil markiert.<br />

Schaukeln: An einem geeigneten Toprope<br />

dürfen die Kinder schaukeln (im<br />

Gurt hängend).<br />

SPÄTES SCHULKINDALTER<br />

Akrobatik: Schüler müssen beim <strong>Klettern</strong><br />

Gegenstände fangen; Varianten:<br />

mehrere Gegenstände fangen und irgendwo<br />

verstauen/die Gegenstände<br />

anschließend weiterwerfen.<br />

Kletterfangus: Zwei Schüler versuchen,<br />

sich gegenseitig eine Bandschlinge aus<br />

dem Gurt zu ziehen (große Griffe).<br />

Jump: Mit Anlauf und Trittbenützung<br />

springt man an der Wand hoch und<br />

hinterlässt so weit oben wie möglich<br />

einen Magnesia-Abdruck der Hand.<br />

Gemeinsam Rasten: In einer Verschneidung<br />

versuchen mehrere Schüler durch<br />

gegenseitiges Abstützen eine gemeinsame<br />

No-Hand-Stellung einzunehmen.<br />

Schlabberhose: In der Wand wird eine<br />

Schlabberhose oder ein Pulli gewechselt.<br />

Flucht in Ketten: Die Handgelenke von<br />

zwei Schülern werden mit Bandschlingen<br />

lose verbunden (keine fixierte Verbindung,<br />

sondern z.B. Bandschlinge<br />

nur in die Hand nehmen). Das Team<br />

muss gemeinsam queren.<br />

Tarzan: Schwingen an einem Seil mit<br />

Knoten und Absprung auf Weichbodenmatte.<br />

PUBESZENS<br />

<strong>Klettern</strong><br />

8. Kletterspiele<br />

Wegdefinieren: Nach jeder Begehung<br />

einer bestimmten Passage werden Grif-<br />

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58<br />

<strong>Klettern</strong><br />

8. Kletterspiele<br />

fe wegdefiniert. Varianten: Wer geklettert<br />

ist, darf eine bestimmte Anzahl<br />

Griffe wegdefinieren. / Alle benützten<br />

Griffe werden wegdefiniert. / Alle benützten<br />

Griffe und Tritte werden wegdefiniert.<br />

Blind <strong>Klettern</strong>; Varianten: Griffe und<br />

Tritte erfühlen / Griffe und Tritte ansagen<br />

/ Hände und Füße zu den Griffen<br />

und Tritten führen<br />

Synchron <strong>Klettern</strong>: Zwei bis drei Schüler<br />

versuchen nebeneinander mit möglichst<br />

synchronen Bewegungen zu klettern.<br />

Flucht in Ketten: Die Handgelenke und<br />

ggf. die Fußgelenke von zwei Schülern<br />

werden mit Bandschlingen lose verbunden<br />

(keine fixierte Verbindung, sondern<br />

z.B. Bandschlinge nur in die Hand nehmen<br />

und in die Socken/Schuhe stecken).<br />

Varianten: Drei oder vier Schüler<br />

werden „verkettet“/verkettete Zweierteams<br />

klettern aufeinander zu und<br />

müssen sich auf gleicher Höhe kreuzen.


<strong>Klettern</strong><br />

9. Kursplan<br />

9. Kursplan<br />

WOCHENPLAN: SPORTKLETTERN GRUNDKURS<br />

Vormittag<br />

Nachmittag<br />

Abend<br />

Belastung<br />

SONNTAG MONTAG DIENSTAG MITTWOCH DONNERSTAG FREITAG SAMSTAG<br />

Kursbeginn,Motivation,Erwartungen<br />

der<br />

TN,<br />

Anseilen,<br />

evtl. Knoten<br />

---<br />

Schulung<br />

der Basistechniken<br />

(Greifen,<br />

Treten,<br />

KSP)<br />

Diagonaltechnik,<br />

Achter<br />

oder<br />

HMS-<br />

Sicherung<br />

Toprope-<br />

<strong>Klettern</strong>,<br />

Partnercheck,NaturschutzaspekteintegrierenAusrüstung<br />

mittel<br />

Schulung<br />

von Klettertechniken(Grundform<br />

des<br />

Eindrehens,<br />

Spreizen,<br />

Stützen),<br />

Qualität,<br />

Gleichgewicht<br />

Falltest<br />

Schwierigkeitsbewertung<br />

hart<br />

Hinführung<br />

zum<br />

Vorstieg:<br />

Clippen,<br />

Vorstieg<br />

sichern<br />

Abseilen,<br />

Abbauen<br />

von Routen<br />

Naturundumweltgerechtes<br />

Verhalten<br />

im Klettergarten<br />

gering<br />

Techniktraining,individuell<br />

an<br />

Techniken<br />

und<br />

Qualitätenarbeiten<br />

Vorstieg<br />

und/oder<br />

Nachstieg<br />

mit<br />

Technikschwerpunkten<br />

Sicherungstheorie<br />

mittel<br />

Sicherungstraining,<br />

ggf.<br />

an künstlicherKletteranlage<br />

<strong>Klettern</strong><br />

im Toprope<br />

oder<br />

Vorstieg<br />

Kursabschluss<br />

hart<br />

Abreise<br />

---<br />

59


60<br />

<strong>Klettern</strong><br />

Literatur<br />

Literatur<br />

Alpin-Lehrplan Band 2, Felsklettern Sportklettern. BLV-Verlag 2003<br />

Hoffmann: Sportklettern, Technik Taktik Sicherung. Panico-Verlag 2002<br />

Köstermeyer, Tusker: Sportklettern, Technik- und Taktiktraining. Lochner-Verlag 1997<br />

Neumann, Goddard: Lizenz zum <strong>Klettern</strong>. Neuland Mediaworks 1995<br />

Winter: Sportklettern mit Kindern und Jugendlichen. BLV-Verlag 2000<br />

Kletterspiele, Broschüre der <strong>JDAV</strong>

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