Bergsteigen - JDAV
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Inhalt<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
Inhalt<br />
1. Gehen im weglosen Gelände 2<br />
2. Gehen in Schnee und Firn 4<br />
2.1 Generelle Prinzipien 4<br />
2.1.1 Tritt fassen in Schnee und Firn 4<br />
2.1.2 Ökonomische und sichere Spuranlage 4<br />
2.1.3 Handgeräte im Schnee und Firn 5<br />
2.2 Bewegungs-Grundmuster 5<br />
2.2.1 Vertikaler Aufstieg 6<br />
2.2.2 Schrägaufstieg und Querung 6<br />
2.2.3 Querung mit Gesicht zum Hang 7<br />
2.2.4 Abstieg 7<br />
2.3 Spezielle Situationen 8<br />
2.3.1 Abfahren im Firn 8<br />
2.3.2 Bremsen von Stürzen 8<br />
3. Gehen mit Schneeschuhen 10<br />
4. Begehen von Klettersteigen 11<br />
4.1 Klassische, mittelschwere Klettersteige 11<br />
4.2 Sportklettersteige 11<br />
4.2.1 Technik 11<br />
4.2.2 Ökonomie und Ruhepositionen 12<br />
4.3 Taktik am Klettersteig 12<br />
5. Klassisches alpines Klettern 14<br />
5.1 Sicheres Klettern in brüchigem Fels 14<br />
5.2 Abklettern 14<br />
5.3 Taktik 16<br />
Literatur 17<br />
1
2<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
1. Gehen im weglosen Gelände<br />
1. Gehen im weglosen Gelände<br />
ZIEL<br />
Sicheres Gehen im weglosen Gelände.<br />
INHALT<br />
Es gehört zum Charakter alpiner Klettertouren,<br />
dass man sich beim Zu- und Abstieg<br />
hin und wieder in weglosem Gelände<br />
bewegt. Dieses umfasst Gras und Matten,<br />
Blockwerk, Geröll und Schrofen,<br />
Schneefelder bzw. Firn. Das Gehen im<br />
weglosen Gelände erfordert Umsicht und<br />
Konzentration. Es ist wichtig, dass der<br />
Schwerpunkt über dem jeweiligen Standbein<br />
bleibt. So wird die optimale Belastungsrichtung<br />
beibehalten, die sich<br />
generell aus einer relativ aufrechten,<br />
dabei aber flexiblen Körperhaltung ergibt.<br />
GRAS<br />
Die Beschaffenheit von Grasgelände kann<br />
unterschiedlich sein. Es gibt beweidete<br />
Almgrashänge mit vielen waagerechten<br />
Stufen und fast senkrechten Absätzen,<br />
sogenanntes „Lahnergras“ (ungemähte<br />
Grashänge mit durch den Winterschnee<br />
abwärts gedrückten Halmen), und es gibt<br />
alpine Polsterrasen, die mit Geröll oder<br />
Schrofen durchsetzt sein können. Letztgenannte<br />
sind sehr empfindlich gegenüber<br />
Trittbelastungen (vgl. Kap. „Umweltbildung“).<br />
● Rasenpolster, Absätze und sonstige<br />
Verflachungen zum Aufsetzen der Sohle<br />
nutzen<br />
● auf ungegliederten Grashängen die<br />
seitlichen Sohlenränder in der gesamten<br />
Länge in das Gras und den Untergrund<br />
eindrücken<br />
● eingewachsene große Steine als Trittflächen<br />
nutzen<br />
● in sehr steilen Grashängen die Hände<br />
seitlich als Gleichgewichtshilfe einsetzen<br />
● Auf- und Abstieg erfolgen zweckmäßigerweise<br />
in Serpentinen.<br />
● auf geringst mögliche Beschädigung<br />
der Vegetation achten, z.B. durch aufgefächertes<br />
Gehen der Gruppe oder<br />
das Verwenden von Steinen als Tritte.<br />
GERÖLL UND BLOCKWERK<br />
● Im Aufstieg werden die größeren Brokken<br />
sowie verfestigte Stellen als Trittunterlage<br />
genutzt.<br />
● Verfestigter Untergrund hat Vorrang vor<br />
idealer Linienführung.<br />
● Im Abstieg bewegt man sich nach Möglichkeit<br />
im losen Kleingeröll und nutzt<br />
die Fließbewegung des Schotters.<br />
● Unter günstigen Voraussetzungen kann<br />
der Abstieg dabei in eine Laufbewegung<br />
mit kurzen, schnellen Schritten<br />
übergehen (Abfahren). Dieses „Abfahren“<br />
sollte nur in unbewachsenen Bereichen<br />
und auf einer einzigen „Linie“<br />
erfolgen, um die Felsschuttvegetation<br />
so wenig wie möglich zu schädigen.<br />
● Gehen über große Blöcke verlangt<br />
exakte Trittwahl und ein ausgeprägtes<br />
Gleichgewichtsgefühl.<br />
● Oft sind große, dynamische Schritte<br />
oder sogar Sprünge erforderlich. Achtung,<br />
auch große Blöcke können kippen.<br />
SCHROFEN<br />
● Schrofen sind grasdurchsetzte Felshänge.<br />
Der Fels ist häufig brüchig und oftmals<br />
feucht.<br />
● Trittmöglichkeiten sind aufmerksam zu<br />
prüfen und auszuwählen (Brüchigkeit,<br />
Nässe, loses Gestein, unsichere Graspolster).
● Wegen der Geländeunsicherheit ist auf<br />
senkrechte Druckbelastung zu achten.<br />
Griffe nicht nach außen ziehen<br />
● Häufig werden die Hände stützend als<br />
Gleichgewichtshilfe eingesetzt.<br />
● Steiles Schrofengelände birgt erhebliche<br />
Absturzgefahr. Es ist beim Bergwandern<br />
zu meiden und im Rahmen<br />
von Kletterzustiegen mit höchster Konzentration<br />
zu begehen.<br />
GELÄNDE<br />
Das Gelände ist entsprechend der geplanten<br />
Unterrichtseinheit auszuwählen. Idealerweise<br />
findet man kleinräumig alle gewünschten<br />
Formationen nahe beieinander.<br />
Man kann dann entsprechende<br />
Geländeparcours definieren, die von den<br />
Schülern durchlaufen werden. Alternativ<br />
kann die Schulung auch im Rahmen realer<br />
Touren erfolgen. Man wird dabei<br />
ohnehin zu begehende oder am Wegesrand<br />
liegende, geeignete Geländeformen<br />
für den Unterricht nutzen.<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
1. Gehen im weglosen Gelände<br />
METHODE<br />
● Die einzelnen Inhalte (vgl. oben) erklären<br />
und demonstrieren<br />
● Beobachtungsposition im Profil für aufrechte,<br />
flexible Haltung und frontal für<br />
Belastungswechsel<br />
● üben lassen, Erfahrungen austauschen,<br />
Techniken mit Bewegungsanweisungen<br />
(z.B. Kontrastaufgaben) optimieren<br />
● Sofern keine Absturzgefahr besteht,<br />
können die Schüler auch eigene Erfahrungen<br />
sammeln.<br />
● Grashänge sind ökologisch sensible<br />
Geländeformationen. Die Lehreinheit<br />
sollte ohne größere Trittschäden erfolgen.<br />
Ggf. kann man hierzu Kuhweiden<br />
benutzen, wo die bestehenden Trittschäden<br />
schwer zu übertreffen sind.<br />
3
4<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
2. Gehen in Schnee und Firn<br />
2. Gehen in Schnee und Firn<br />
Anmerkung: Die im Folgenden unter 2.1<br />
„Generelle Prinzipien“ aufgeführten Technik-Qualitäten<br />
sind für die Sicherheit oder<br />
Ökonomie besonders wichtig. Unter 2.2<br />
„Bewegungs-Grundmuster“ werden nur<br />
noch die Besonderheiten der situativen<br />
Anwendung ausgeführt. Genaue Technikbeschreibungen<br />
und Fotos finden sich im<br />
Alpinlehrplan Eis (s. Literaturverzeichnis).<br />
ÜBERGEORDNETE LERNZIELE<br />
● sichere und ökonomische Gehtechnik in<br />
allen Schneearten<br />
● Sensibilität für die Gefahren von Stürzen<br />
auf hartem Firn (annähernd gleiche<br />
Geschwindigkeit wie beim freien Fall)<br />
● Einschätzen der eigenen Grenzen<br />
Benutzung von Steigeisen<br />
GELÄNDE UND ORGANISATION<br />
● Sämtliche Gehtechniken können mittels<br />
Ganzheitsmethode geschult werden:<br />
Nach kurzer Demonstration folgt das<br />
Ausprobieren durch die Teilnehmer.<br />
Dann folgt das Herausarbeiten und Korrigieren<br />
der wichtigsten Kriterien, vor<br />
allem über Bewegungsaufgaben und<br />
Gruppenkorrekturen. Zeitbedarf: Mindestens<br />
1 Stunde; zwischen anstrengenden<br />
Übungen ausreichend Pausen einlegen.<br />
● Schnee- oder Firnhang möglichst mit<br />
unterschiedlichen Steilheiten (25-45°),<br />
ungefährlicher Auslauf, keine Steine;<br />
ideal ist knöcheltief aufgeweichter Firn.<br />
Nicht zu weit oben im Hang üben!<br />
Schön ist ein Plateau im Hang (zum<br />
Verschnaufen).<br />
● Die Teilnehmer sollten sich nicht in<br />
Falllinie zueinander aufhalten.<br />
● Auf körnigem Firn Haut bedecken<br />
(lange Ärmel, Handschuhe) - ansonsten<br />
besteht die Gefahr des Abhebens der<br />
Fingernägel und großflächiger Hautabschürfungen.<br />
Der Auslauf ist von Material<br />
frei zu halten.<br />
2.1<br />
Generelle Prinzipien<br />
2.1.1<br />
Tritt fassen in Schnee<br />
und Firn<br />
INHALT<br />
● Tritte möglichst breitflächig, waagerecht<br />
oder leicht nach innen geneigt anlegen.<br />
● Erspüren, ob der Schnee hält; Tiefschnee<br />
verdichten, im Hartfirn energisch<br />
treten, vorhandene Spuren sanft<br />
(kraftsparend) belasten, ausgeschmolzene<br />
Stufen nacharbeiten<br />
● Wenn das Stehgefühl nicht mehr absolut<br />
sicher ist, Steigeisen anlegen; als<br />
Führender abschätzen, ob Sicherungsmaßnahmen<br />
erforderlich sind.<br />
METHODE<br />
● Weiches Belasten, Schneebeschaffenheit<br />
erspüren, Sicherheit des Tritts<br />
beurteilen<br />
● evtl. auch lehrerzentriert: Wenn-Dann-<br />
Tipps.<br />
2.1.2<br />
Ökonomische und<br />
sichere Spuranlage<br />
INHALT<br />
● Beinabstand und Schrittlänge stabil,<br />
aber nicht zu groß
● Körperhaltung senkrecht über Standfläche,<br />
nicht zum Hang lehnen.<br />
METHODE<br />
● Kontrastübungen und Wahrnehmungsaufgaben:<br />
ganz schmal/ganz breit gehen;<br />
Trippel-/Riesenschritte; zum<br />
Hang/nach außen lehnen; anschließend<br />
Erfahrungsaustausch, Bestimmung der<br />
Idealposition, nochmaliges Üben<br />
● senkrechte Körperhaltung: Beobachtung<br />
im Profil (seitlich)<br />
● kann bei jedem Bewegungs-Grundmuster<br />
durchgespielt werden<br />
● Fehlerbild: beim Lehnen zum oder Abstützen<br />
am Hang: Als Korrekturübung<br />
mit verschränkten Armen gehen.<br />
2.1.3<br />
Handgeräte in<br />
Schnee und Firn<br />
ZIEL<br />
● effektiver Einsatz von Skistöcken und<br />
Stützpickel zur Stabilisierung im steilen<br />
Gelände und auf hartem Firn, Einbau in<br />
Gehrhythmus<br />
● Stufenreißen im Firn als führungstechnische<br />
Maßnahme (nicht zentral wichtig)<br />
● Verwahrung der Geräte (am Rucksack,<br />
zwischen Rucksack und Rücken): Vorund<br />
Nachteile, Verletzungsgefahren<br />
(z.B. Pickel am Rucksack ohne Schutz).<br />
METHODE<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
2. Gehen in Schnee und Firn<br />
● Gehen mit Geräten: erst nach Gehschulung<br />
ausprobieren lassen, evtl. nur im<br />
Unterrichtsgespräch erwähnen<br />
● Stufenreißen: kurze Demonstration,<br />
evtl. kurz ausprobieren lassen<br />
● Verwahrung: beiläufig am Rande des<br />
Unterrichts erklären und zeigen.<br />
2.2<br />
Bewegungs-<br />
Grundmuster<br />
(vgl. Alpinlehrplan Eis)<br />
GENERELLES ZUR METHODE<br />
● Ganzmethode: kurze Erklärung mit<br />
Schwerpunkten - Demonstration -<br />
Nachmachen<br />
● Die generellen Prinzipien (Schrittweite,<br />
5
6<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
2. Gehen in Schnee und Firn<br />
-länge, KSP-Lage) können in der Korrekturphase<br />
erarbeitet werden.<br />
● Die Teilnehmer können in der Spur des<br />
Ausbilders folgen - schöner jedoch ist<br />
der „Spurfächer“: jeder TN macht seine<br />
eigene Spur, parallel versetzt zu der<br />
des Ausbilders.<br />
Durch Nachgehen einer „fremden“ Spur<br />
kann dann die jeweilige Qualität diskutiert<br />
werden.<br />
2.2.1<br />
Vertikaler Aufstieg<br />
ZIEL<br />
Sicheres Gehen im vertikalen Aufstieg auf<br />
Firnfeldern.<br />
INHALT<br />
● Meist anstrengender als Serpentinen-<br />
Anstieg<br />
● bei tiefem oder sehr hartem Schnee<br />
evtl. günstiger und sicherer<br />
● Schwerpunkt senkrecht; Nach-hintenkippen<br />
vermeiden<br />
● deutliche Schwerpunktverlagerung auf<br />
das Standbein<br />
● im Tiefschnee beim Spuren Tritt deutlich<br />
höher ansetzen.<br />
METHODE<br />
● Demonstration und Nachmachen<br />
● Beobachtungsperspektive seitlich (Haltung<br />
zum Hang) bzw. von unten oder<br />
oben (Beinabstand, KSP-Verlagerung)<br />
● Umlaufbetrieb mit Abstieg Gesicht talwärts,<br />
evtl. auch Auf- und Abstieg mit<br />
Gesicht zum Hang<br />
● Ökonomie und Einsatzbereich sind im<br />
Gespräch zu klären.<br />
SPIELFORM<br />
● Wettlauf, z.B. eine steile Böschung hinauf<br />
● Wer legt die gleichmäßigste Spur an?<br />
● Beurteilen der angelegten Spuren durch<br />
Nachgehen mit geschlossenen Augen.<br />
2.2.2<br />
Schrägaufstieg<br />
und Querung<br />
ZIEL<br />
Sicheres Queren und schräges Aufsteigen<br />
in mittelsteilen Firnfeldern.<br />
INHALT<br />
● Standardmethode für mittelsteilen, gut<br />
spurbaren Schnee<br />
● in Übersetzphasen etwas labiles Gleichgewicht<br />
● falls Pickel: 3er-Rhythmus<br />
● Kehre je nach Schneequalität und Steilheit<br />
über frontales Eintreten beider Fußspitzen<br />
(Vertikalaufstiegs-Stellung) oder<br />
durch direktes Umtreten (Chaplin-Schritt).<br />
METHODE<br />
● Demonstration und Nachmachen, Gruppe<br />
in der Spur des Ausbilders oder<br />
jeder mit eigener Spur<br />
● Beobachtungsperspektive vor allem<br />
von unten (Sichelschlag, Schrittlänge,<br />
Kehre)<br />
● evtl. in Kombination mit Abstieg<br />
Gesicht talwärts Umlaufbetrieb.
SPIELFORMEN<br />
● Für stabiles Gleichgewicht: auf Zuruf<br />
„Stop“ Bewegung einfrieren<br />
● evtl. Gehen mit geschlossenen Augen<br />
für Balance-Übung<br />
● ansonsten ähnliche Spielformen wie<br />
unter 2.2.1.<br />
2.2.3<br />
Querung mit Gesicht<br />
zum Hang<br />
ZIEL<br />
Sicheres Queren steiler Firnfelder.<br />
INHALT<br />
● Sicherste Methode für heikle Situationen<br />
(steil, hart, ausgesetzt)<br />
● Ökonomie: Nachstellfuß tritt in vorhandene<br />
Stufe<br />
● Tritt darf hangeinwärts geneigt sein<br />
● in Steilgelände Abstützen am Hang.<br />
METHODE<br />
● Demonstration und Nachmachen<br />
● Beobachtungsperspektive von unten:<br />
Schrittweite und Nutzen der Stufen<br />
● Kontrastübung mit unterschiedlicher<br />
Schrittweite.<br />
GELÄNDE<br />
Ideal ist eine extreme Steilstelle (Böschung,<br />
Windkolk) zum Austesten der<br />
Grenzen.<br />
2.2.4<br />
Abstieg<br />
ZIEL<br />
Sicheres Absteigen von Firnfeldern.<br />
INHALT<br />
● Standard: Gesicht talwärts; für Extremsituationen:<br />
Gesicht zum Hang<br />
● große Bedeutung stabiler Trittstufen<br />
wegen Abwärtsdynamik<br />
● Trittstufen möglichst hangeinwärts<br />
geneigt: mit Ferse kräftig auftreten<br />
● bei Abstieg mit Gesicht zum Hang Tritt<br />
nicht zu tief ansetzen (wegen Nachgeben<br />
des Schnees und Gefahr, nach hinten<br />
wegzukippen)<br />
● KSP-Arbeit: Oberkörper ausgeprägt<br />
nach vorne beugen<br />
● reaktionsbereite Flexibilität in Knieund<br />
Hüftgelenk (John-Wayne-Stellung).<br />
METHODE<br />
● Demonstration und Nachmachen<br />
● Beobachtungsperspektive vor allem<br />
von unten (KSP-Arbeit)<br />
● reaktionsbereite Körperhaltung:<br />
„Westernheld“, leicht gebeugt in Knieund<br />
Hüftgelenk<br />
● sinnvoll in Umlaufbetrieb mit Aufstiegstechniken.<br />
SPIELFORMEN<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
2. Gehen in Schnee und Firn<br />
● Flott bergab laufen, von Fuß zu Fuß hüpfen<br />
● beidbeinig bergab hüpfen, nach jedem<br />
Sprung ausbalancieren<br />
● auf Zuruf Bewegung einfrieren.<br />
7
8<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
2. Gehen in Schnee und Firn<br />
2.3<br />
Spezielle Situationen<br />
(Alpin-Lehrplan Eis)<br />
2.3.1<br />
Abfahren im Firn<br />
ZIEL<br />
● Erlernen des Abfahrens von Firnfeldern<br />
● Schulung eines Gefahrenbewusstseins<br />
(Auslauf, Blöcke, Einbruchgefahr)<br />
● Einschätzen geeigneter Steilheit und<br />
Härte.<br />
INHALT<br />
● Schnelle und manchmal kraftsparende<br />
Abstiegstechnik bei guten Rahmenbedingungen<br />
(Schneequalität, Steilheit)<br />
● Es muss nicht durchgehend gefahren<br />
werden, auch langgezogene Schlittschuhrutscher<br />
auf einem Fuß sind angenehm.<br />
● Temposteuerung durch Schrägstellen<br />
der Sohle/Einkerben der Ferse<br />
● Belastungs- und Richtungssteuerung<br />
durch Wechseln des „Talbeines“<br />
● Auf verschneiten Blockfeldern ist die<br />
Einbruchgefahr zu beachten.<br />
GELÄNDE<br />
● Steilerer Hang (30-40°) mit etwas festerem<br />
Firn.<br />
METHODE<br />
● Demonstration; Beobachtung von unten<br />
● Nachmachen in breiter Reihe mit üppigem<br />
seitlichem Abstand; ansonsten ist<br />
einzeln abzufahren.<br />
● Wer nicht ins Fahren kommt, sollte es<br />
mit kleinen Schritten oder Hüpfern am<br />
Anfang versuchen. Auch Schlittschuhschritte<br />
können sinnvoll sein.<br />
SPIELFORMEN<br />
● Wettrennen: Abfahrt, Slalom (Skistöcke)<br />
- z.B. mit Jugendlichen<br />
● evtl. Abfahren sitzend auf Skistöcken<br />
● an den Händen haltend abfahren, auf<br />
Zuruf loslassen und stoppen.<br />
● Abfahren auch auf unregelmäßigem<br />
Grund zur Gleichgewichtsschulung.<br />
2.3.2<br />
Bremsen von Stürzen<br />
ZIEL<br />
Erlernen des Bremsverhaltens beim Ausgleiten<br />
auf Firnfeldern.<br />
INHALT<br />
● Die ersten Meter entscheiden.<br />
● Grundmodell Liegestütze, auf Hartfirn<br />
Pickelbremse
● mit Steigeisen: Füße hoch, Pickelbremse<br />
(nur erklären, nie mit Steigeisen<br />
üben!)<br />
● Roll- und Überschlagsbewegungen<br />
möglichst vermeiden (werden unkontrollierbar).<br />
GELÄNDE UND ORGANISATION<br />
● Steilerer Hang (30-40°) mit etwas festerem<br />
Firn<br />
● bei gleichzeitigem Rutschen (Übungsintensität)<br />
großen seitlichen Abstand lassen<br />
● wasserabstoßende Überbekleidung:<br />
hält etwas trockener und rutscht<br />
schneller<br />
● Zeitpunkt der Übungseinheit günstig<br />
wählen: möglichst vor Erreichen der<br />
Unterkunft (Trocknung bald in Aussicht)<br />
● wichtig: immer langärmlige Bekleidung<br />
und Handschuhe anziehen lassen!<br />
METHODE<br />
● Niemals mit Steigeisen! (Gefahr schwerer<br />
Verletzungen)<br />
● Beobachtungsperspektive: von der<br />
Seite<br />
● Teilmethode: Bremsposition einnehmen<br />
- ein Stück rutschen lassen - Bremsposition<br />
einnehmen; mehrmals wiederholen<br />
● Sturzpositionen vom Leichten zum<br />
Schweren: Kopf oben, auf dem Bauch;<br />
Kopf oben, auf dem Rücken; Kopf<br />
unten, auf dem Bauch; Kopf unten, auf<br />
dem Rücken<br />
● bei komplexeren Aufgaben Teilnehmer<br />
in Sturzposition festhalten - er durchdenkt<br />
die Bewegungsabläufe - dann<br />
loslassen<br />
● Vorsicht mit der Pickelbremse wegen<br />
Verletzungsgefahr; Beschränkung auf<br />
Bremsen aus Position auf dem Bauch,<br />
Kopf oben, ohne Handschlaufe.<br />
SPIELFORMEN<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
2. Gehen in Schnee und firn<br />
● Längere Strecke rutschen lassen; Bremsen<br />
erst bei Passieren eines Signals<br />
(Ausbilder, Skistock) oder auf Zuruf.<br />
9
10<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
3. Gehen mit Schneeschuhen<br />
3. Gehen mit Schneeschuhen<br />
Das Gehen mit Schneeschuhen hat sich<br />
in den vergangenen Jahren zu einer<br />
eigenständigen Spielart des Winterbergsteigens<br />
entwickelt: als Selbstzweck für<br />
Wandergruppen, als Zustiegshilfe für<br />
Wasserfallkletterer oder in Verbindung<br />
mit dem Snowboard. Tourenplanung, alpine<br />
Gefahren, Sicherheitsausrüstung und<br />
sonstige Überlegungen entsprechen denen<br />
des Skibergsteigens und der Lawinenkunde<br />
und werden in den entsprechenden<br />
Kapiteln behandelt. Bei der Tourenplanung<br />
ist zu berücksichtigen, dass<br />
der Abstieg mit Schneeschuhen länger<br />
dauert als mit Ski. Naturschutzfachlich ist<br />
das Schneeschuhgehen noch anspruchsvoller<br />
als das Skibergsteigen, da die<br />
interessantesten und landschaftlich reizvollsten<br />
Routen meist in den Winterlebensräumen<br />
schützenswerter Tierarten<br />
verlaufen (vgl. Kap. „Umweltbildung“).<br />
ZIEL<br />
Sicheres und ökonomisches sowie ökologisch<br />
verantwortungsvolles Gehen mit<br />
Schneeschuhen.<br />
INHALT<br />
● Gehen im Aufstieg, Abstieg und Querungen<br />
● Tempo<br />
● Gleichgewicht<br />
● Spuranlage im Spannungsfeld von<br />
Sicherheit, Ökonomie und Naturschutz<br />
● Überwinden von kurzen Steilstufen mit<br />
Frontzacken (je nach Schneeschuhmodell)<br />
● Grenzen des Anwendungsbereichs (harter<br />
Schnee, Hangsteilheit)<br />
● Bewusstsein für Lawinengefahr.<br />
GELÄNDE<br />
● Kupiertes Gelände mit möglichst verschiedenen<br />
Geländesteilheiten<br />
● Ideal ist frisch verschneites Gelände<br />
ohne Spuren.<br />
● Übersichtlichkeit und Lawinensicherheit<br />
beachten!<br />
● ökologisch unbedenklich.<br />
METHODE<br />
● Kontrastübungen zu Schrittlänge,<br />
Schrittbreite und Tempo<br />
● Kontrastübungen zur Spuranlage (steil -<br />
flach, direkter Aufstieg - Querungen)<br />
● Parcours anlegen<br />
● Partnerübungen, z.B.: Ein Teilnehmer<br />
legt eine Spur, ein anderer geht hinterher<br />
und beurteilt die Spur.<br />
● Partnerübungen zum Gleichgewicht,<br />
z.B. Gehen mit verbundenen Augen<br />
● Spiele, z.B. Fangen oder Frisbeespielen<br />
● Wettkampf den Hang hinab<br />
● Beobachtungsaufgaben, Spiele, Diskussionen<br />
zu Tieren, Spuren, Lebensräumen<br />
etc. (vgl. Kap. „Umweltbildung“).
4. Begehen von Klettersteigen<br />
Das Angebot an unterschiedlichen Klettersteigen<br />
hat sich in den letzten Jahren<br />
stark erweitert. Es gibt die klassischen<br />
Klettersteige, also gut präparierte und mit<br />
vielen Hilfsmitteln bestückte Steige ohne<br />
extreme Schwierigkeiten.<br />
Die moderneren Sportklettersteige unterscheiden<br />
sich stark von diesen. Oft sind<br />
sie entlang schwerer Felspassagen angelegt.<br />
Die Anforderungen an Psyche, Körper<br />
(Kraft) und Ausrüstung sind in der<br />
Regel vielfach höher als bei den klassischen<br />
Wegen. Bei vielen Sportklettersteigen<br />
ist es vorteilhaft, mit Kletterschuhen<br />
zu gehen.<br />
4.1<br />
Klassische, mittelschwere<br />
Klettersteige<br />
Es handelt sich in der Regel um Klettersteige,<br />
die sich mit normalen Bergstiefeln<br />
begehen lassen. Oft sind es Gratüberschreitungen<br />
oder leichte Wandrouten,<br />
deren schwere Stellen mit Leitern, Stiften<br />
usw. entschärft sind. Die Anforderungen<br />
an Kraft und Klettertechnik sind meist<br />
nicht allzu hoch.<br />
ZIEL<br />
● Sicheres und zügiges Begehen von<br />
Klettersteigen.<br />
INHALT<br />
● Ausrüstung, Anseilen<br />
● Handhabung des Klettersteigsets (vgl.<br />
Kap. „Sicherung“ und „Führen“)<br />
● Sicherheitshinweise (Helm, Handschuh)<br />
● nur eine Person zwischen zwei Verankerungen<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
4. Begehen von Klettersteigen<br />
● Disziplin und Sorgfalt beim Umhängen<br />
● Der Situation angemessenes Einhängen;<br />
konsequentes Einhängen in alle<br />
vorhandenen Sicherungsseile ist, je<br />
nach Gelände, oft zu zeitintensiv und<br />
zu umständlich - hier ist eine vernünftige<br />
Selbsteinschätzung gefragt.<br />
GELÄNDE<br />
● Ideal sind eigens angelegte Übungsklettersteige.<br />
● Zur Not kann man mit Kletterseil einen<br />
Übungsklettersteig selbst bauen.<br />
● Leichte Klettersteige eignen sich auch<br />
zum Üben; dabei bitte Rücksicht auf<br />
„normale“ Benutzer nehmen.<br />
METHODE<br />
● Demonstration des Ausbilders<br />
● Die Teilnehmer setzen das Demonstrierte<br />
im geeigneten Gelände um.<br />
4.2<br />
Sportklettersteige<br />
Hierbei handelt es sich um Klettersteige<br />
mit senkrechten und überhängenden Passagen,<br />
die nicht immer mit Leitern entschärft<br />
sind. Ausgesetzte Wandpassagen<br />
setzen Klettererfahrung und Körperkraft<br />
voraus.<br />
4.2.1<br />
Technik<br />
Die Klettertechniken ähneln in ihrer<br />
Bewegungsausführung denen des Sportkletterns<br />
und werden im Kapitel „Klettern“<br />
beschrieben.<br />
11
12<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
4. Begehen von Klettersteigen<br />
ZIEL<br />
Umsetzung von Techniken aus dem<br />
Sportkletterbereich.<br />
INHALT<br />
● Eindrehen an senkrechten und überhängenden<br />
Leitern<br />
● Einsetzen von Schultermuskulatur statt<br />
Armkraft („Langer Arm“)<br />
● Aufbau von Körperspannung zur Entlastung<br />
der Arme<br />
● Bewegungstechniken zum Entschärfen<br />
von „Offene-Tür-Positionen“.<br />
GELÄNDE<br />
● Senkrechte und überhängende Leitern<br />
● steile Passagen mit vertikaler Stahlseilführung<br />
● Ideal ist der Einstiegsbereich von Klettersteigen<br />
oder z.B. die Feuerleiter<br />
einer Hütte.<br />
METHODE<br />
● Lehrerdemonstration<br />
● Kontrastübungen zu verschiedenen<br />
Armstellungen („Langer Arm“ - angewinkelter<br />
Arm etc.)<br />
● Spielformen, z.B. Längenzüge<br />
● Üben im Auf- und Abstieg.<br />
4.2.2<br />
Ökonomie und Ruhepositionen<br />
ZIEL<br />
● Kraftsparendes Klettern<br />
● kraftsparende Umhängepositionen<br />
● Ruhepositionen.<br />
INHALT<br />
● Umsetzen von ökonomischen Klettertechniken<br />
● Erkennen und Nutzen von Ruhepositionen<br />
und Entlastungsmöglichkeiten (z.B.<br />
mit Hilfe von Ellbogen, Achsel, Knie;<br />
Schritt hinter das Drahtseil, Leitersprossen<br />
einhängen).<br />
GELÄNDE<br />
● Senkrechte und überhängende Leitern<br />
● steile Passagen mit vertikaler Stahlseilführung<br />
● Ideal ist der Einstiegsbereich von Klettersteigen<br />
oder z.B. die Feuerleiter<br />
einer Hütte.<br />
METHODE<br />
● Lehrerdemonstration<br />
● selbstständiges Suchen von Rastpunkten<br />
● Spielformen, z.B. „Wer hängt am Längsten“<br />
u.s.w.<br />
● Auch schülerzentriertes Lehren ist möglich:<br />
Problemstelle definieren, Lösungsmöglichkeiten<br />
suchen lassen (evtl.<br />
schwierig, ausreichend Übungsplatz zu<br />
finden).<br />
4.3<br />
Taktik am Klettersteig<br />
● Klettersteige sind bei Wetterverschlechterung<br />
besonders ungünstige Aufenthaltsorte<br />
(Drahtseil = Blitzableiter).<br />
Deshalb muss immer ein exakter Zeitplan<br />
gemäß der Wettervorhersage<br />
erstellt und umgesetzt werden. Beim<br />
Begehen muss man abwägen zwischen<br />
Sicherheit und Schnelligkeit. Für<br />
schnelleres Vorwärtskommen an langen
alpinen Klettersteigen ist es unter<br />
Umständen nötig, an leichteren Passagen<br />
auf das Einhängen im Drahtseil zu<br />
verzichten. Die Entscheidung darüber<br />
muss eigenverantwortlich auf der Basis<br />
der Umstände und des persönlichen<br />
Könnens getroffen werden.<br />
● Häufig sind leichtere Teilstücke nicht<br />
mit Sicherungen versehen und erfordern<br />
die sichere Fortbewegung im Absturzgelände<br />
(Schrofen, leichte Kletterei).<br />
● Besonders unangenehm können Altschneereste<br />
im Frühjahr (an nordseitigen<br />
oder höhergelegenen Steigen auch<br />
bis in den Sommer) sein, die das<br />
Drahtseil verdecken und in hartgefrorenem<br />
Zustand heikel und gefährlich werden.<br />
Pickel und Steigeisen können<br />
dann nützlich sein. Mitunter werden<br />
auch Sicherungen von Lawinen weggerissen<br />
(Informationen einholen).<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
4. Begehen von Klettersteigen<br />
● Rückzug und Abbruch sind im Felsgelände<br />
nicht immer leicht möglich. Das<br />
muss im Zeitplan berücksichtigt werden.<br />
Vor dem „Point of no return“ sind<br />
Wetter und Kondition zu überprüfen.<br />
● Ambitionierte Zeitpläne auf Modeklettersteigen<br />
scheitern oft an der Realität<br />
der Mitbenutzer - Überholen im Stau<br />
ist meist schwierig und gefährlich.<br />
● Material: siehe Kapitel „Ausrüstung“<br />
und „Sicherung“. Für Führende ist die<br />
Mitnahme eines kurzen Seiles (20-30 m)<br />
zu empfehlen. An schwierigen Klettersteigen<br />
sind Kletterschuhe häufig günstiger,<br />
bei langen alpinen Zu- oder<br />
Abstiegen eher Bergschuhe. Pickel und<br />
Steigeisen können im Frühsommer in<br />
höheren Lagen wichtig werden (s.o.).<br />
13
14<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
5. Klassisches alpines Klettern<br />
5. Klassisches alpines Klettern<br />
5.1<br />
Sicheres Klettern in<br />
brüchigem Fels<br />
ZIEL<br />
Sicheres Klettern auch in brüchigem<br />
Gelände.<br />
INHALT<br />
● <strong>Bergsteigen</strong>, nicht Bergziehen: die<br />
Bewegung erfolgt aus den Füßen bei<br />
aufrechter Grundhaltung.<br />
● „weich greifen“, Stützgriffe nutzen<br />
● sanft bewegen, nicht ruckartig reißen,<br />
geschmeidige Schwerpunktverlagerung,<br />
langsam und vorausschauend klettern<br />
● Die Dreipunktregel zu beachten ist hier<br />
sinnvoll.<br />
● Testen von Griffen und Tritten vor<br />
Belastung (klopfen).<br />
GELÄNDE<br />
● Nicht in extrem brüchigem Gelände<br />
üben<br />
● Bewegungstechniken können in „normalem“,<br />
solidem Übungsfels geschult<br />
werden (siehe Kapitel „Klettern“).<br />
● Die Beurteilung der Brüchigkeit von Fels<br />
kann in extrem leichtem Felsgelände geübt<br />
werden: Dabei ist auf die Sicherheit<br />
der Teilnehmer unbedingt zu achten.<br />
METHODE<br />
● Klettertechniken: siehe Kapitel „Klettern“<br />
● Beurteilung der Brüchigkeit: Erklärung der<br />
Testmethoden; Beurteilen auf Sicht und<br />
Verifizierung durch Test; Üben am Fels.<br />
5.2<br />
Abklettern<br />
ZIEL<br />
An das Gelände angepasst abklettern<br />
können.<br />
INHALT<br />
Je nach Gelände und Schwierigkeit erfolgt<br />
das Abklettern durch die drei Techniken<br />
„taloffen abklettern“ (Rücken zur Wand),<br />
„seitlings abklettern“ und „frontal abklettern“<br />
(Brust zur Wand). Die Wahl der<br />
Technik richtet sich nach dem Gelände<br />
und der Psyche des Kletterers. Besonders<br />
beim taloffenen Abklettern wirken Tiefe<br />
und Ausgesetztheit intensiv. Nur trittsichere<br />
und schwindelfreie Personen steigen<br />
ausgesetztes und schwieriges Gelände<br />
in den Techniken „taloffen“ oder<br />
„seitlings“ ab. Der Anfänger bevorzugt<br />
das frontale Abklettern, da er dabei besseren<br />
Blickkontakt zum Fels hat. Die Verwendung<br />
von Zuggriffen steigert das<br />
Sicherheitsgefühl.<br />
TALOFFEN ABKLETTERN<br />
„Taloffen abklettern“ geschieht mit dem<br />
Rücken zur Wand. Die Technik ermöglicht<br />
eine gute Übersicht. Der Weiterweg sowie<br />
die Griffe und Tritte sind leicht erkennbar.<br />
● Bewegungsablauf: Stabiler Stand <br />
beide Arme greifen tiefer beide Füße<br />
treten tiefer usw.<br />
● Der Oberkörper wird angemessen nach<br />
vorne gebeugt.<br />
● Die Hände üben meist eine stützende<br />
Funktion aus.
● In Rinnen wird der stabile Stand durch<br />
Ausspreizen verbessert; hier ist das<br />
taloffene Abklettern in der Regel die<br />
leichteste Möglichkeit.<br />
SEITLINGS ABKLETTERN<br />
Wie das taloffene Abklettern ermöglicht<br />
auch diese Technik eine gute Übersicht.<br />
Die wesentliche Stütz- und Haltefunktion<br />
übernimmt der bergseitige Arm.<br />
● Bewegungszyklus: Stabiler Stand <br />
bergseitiger Arm greift tiefer talseitiger<br />
Arm greift oder ist in der Luft <br />
Beine treten tiefer usw.<br />
● Die Technik ist sowohl mit Stütz- als<br />
auch mit Zuggriffen möglich.<br />
● Der Abstieg erfolgt meist in Serpentinen.<br />
FRONTAL ABKLETTERN<br />
„Frontal abklettern“ erfolgt mit der Brust<br />
zur Wand und im Wesentlichen wie der<br />
umgekehrte Bewegungsablauf des „normalen“<br />
Aufwärtskletterns.<br />
● Bewegungsablauf: Rechter Arm greift<br />
tiefer rechter Fuß tritt tiefer linker<br />
Arm greift tiefer linker Fuß tritt<br />
tiefer usw.<br />
● Alternativer Bewegungsablauf: Tiefes<br />
Griff-Fassen mit beiden Händen Körper<br />
absenken und auf den Tritten<br />
absitzen beide Füße treten tiefer <br />
beide Arme greifen tiefer usw.<br />
● die notwendigen Tritte vorher einsehen<br />
● ggf. Oberkörper an gestreckten Armen<br />
zurücklehnen, um Überblick zu bekommen.<br />
GELÄNDE<br />
Am besten sind große Blöcke oder kurze<br />
Felsstufen geeignet. Eventuell kann man<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
5. Klassisches alpines Klettern<br />
einen Parcours definieren, in dem sich<br />
mehrere Abstiegssequenzen aneinanderreihen<br />
(praktikabel: wer unten ist, wartet<br />
auf den nächsten Teilnehmer und sichert<br />
dessen Abstieg, bevor er zum nächsten<br />
Block geht). Alternativ eignet sich gestuftes<br />
Gelände mit kurzen Steilstücken<br />
(auch steile Rinnen). Bei längeren Abstiegspassagen<br />
müssen die Teilnehmer<br />
das Gelände gut beherrschen, ansonsten<br />
ist unbedingt zu sichern - evtl. durch ein<br />
Fix- oder Geländerseil.<br />
METHODE<br />
● Im alpinen Klettern bedeutet gekonntes<br />
Abklettern Sicherheit! Das Abklettern<br />
sollte daher bei alpinen Kursen gleich<br />
in die ersten Übungen mit einbezogen<br />
werden.<br />
● Taloffenes und seitliches Abklettern<br />
kann innerhalb der Technikschulung<br />
immer wieder beim Abstieg oder Wechsel<br />
der Übungsfelsen geübt werden.<br />
● Da taloffenes und seitliches Abklettern<br />
durch die bevorzugte Anwendung von<br />
Stütztechniken für die Schüler eine<br />
weniger intensive Belastung darstellt,<br />
eignet sich die Schulung auch zur aktiven<br />
Erholung.<br />
● Frontales Abklettern kann gut über die<br />
jeweilige Aufstiegsroute bzw. Kletterpassage<br />
erfolgen und sollte immer wieder<br />
praktiziert werden.<br />
● Frontales Abklettern ist auch im Rahmen<br />
taktischer Überlegungen innerhalb<br />
einer Sportkletterroute ein wichtiges<br />
Element. Es macht also Sinn, schwierige<br />
Kletterstellen bisweilen übungshalber<br />
zurück zu klettern.<br />
15
16<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
5. Klassisches alpines Klettern<br />
5.3<br />
Taktik<br />
● „Klassische“ alpine Kletterrouten folgen<br />
oft den „logischen Linien“ wie Graten,<br />
Rinnen oder Verschneidungen. Moderne<br />
„Plaisirrouten“ dagegen verlaufen in<br />
der Regel entlang von „schönem“ Fels.<br />
Jahrgang und Intention der Erstbegehung<br />
müssen bei der Linienfindung<br />
also berücksichtigt werden. Mitunter<br />
helfen die Fragen: Wo würde ich als<br />
Erstbegeher klettern? Oder: Wo weist<br />
der Fels Begehungsspuren auf und ist<br />
abgespeckt?<br />
● Zum Finden des Routenverlaufs im Fels<br />
ist eine Späh-Pause beim Zustieg hilfreich.<br />
Dann werden Topo, Wandbild<br />
und Berg verglichen. Die Wand sollte<br />
komplett zu überblicken sein, die Perspektive<br />
möglichst ähnlich der im Kletterführer.<br />
● Im geneigten und oft teilweise brüchigen<br />
Fels klassischer Alpinrouten ist ein<br />
Rückzug durch Abseilen oft schwierig<br />
und gefährlich (Seilverhängen, Steinschlag).<br />
Der „Point of no (oder difficult)<br />
return“ kann schon nach wenigen<br />
Seillängen erreicht sein.<br />
● Selbst in sanierten Routen ist ein Sturz<br />
oftmals fatal. In gestuftem Gelände<br />
besteht Aufprallgefahr und schwere<br />
Verletzungen wären die Folge.<br />
● Zur Verbesserung der bestehenden<br />
Absicherung sind ein paar Zackenschlingen<br />
und Klemmkeile sowie unter<br />
Umständen Hammer und Haken empfehlenswert.<br />
● Zur taktischen Planung siehe Kapitel<br />
„Eisklettern“, Teil I.
Literatur<br />
Alpin-Lehrplan, Band 1, 2 und 3, BLV-Verlag, München<br />
<strong>Bergsteigen</strong><br />
Literatur<br />
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