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Inhalt Aufstieg und Taktik Einleitung 3 1. Bewegungstechnik ... - JDAV

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<strong>Inhalt</strong><br />

<strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

Skibergsteigen<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

<strong>Einleitung</strong> 3<br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong> <strong>Aufstieg</strong> 4<br />

<strong>1.</strong>1 Elementare Geh- <strong>und</strong> Abfahrtstechnik mit Fellen 4<br />

<strong>1.</strong>2 Gehen mit Harscheisen 6<br />

<strong>1.</strong>3 Spuren 7<br />

<strong>1.</strong>4 Spitzkehre bergwärts 9<br />

<strong>1.</strong>4.1 (Einfache) Kickkehre 9<br />

<strong>1.</strong>4.2 Doppelte Kickkehre 11<br />

<strong>1.</strong>5 Tragen der Ski 12<br />

<strong>1.</strong>6. Gehen mit Schneeschuhen 13<br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen 14<br />

2.1 Relevante alpine Gefahren 14<br />

2.2 Tourenplanung 15<br />

2.2.1 Systematisch Planen: Verhältnisse - Gelände - Mensch 16<br />

2.2.2 Entscheidungsszenario <strong>und</strong> Checkpunkte 17<br />

2.3 VS-Kontrolle <strong>und</strong> Ausrüstungscheck 18<br />

2.4 Spuranlage im <strong>Aufstieg</strong> 20<br />

2.5 <strong>Taktik</strong> der Gruppenführung 22<br />

2.5.1 Checkliste für die Tourenvorbereitung 22<br />

2.5.2 <strong>Taktik</strong> der Gruppenführung im <strong>Aufstieg</strong> 23<br />

2.5.3 <strong>Taktik</strong> der Gruppenführung in der Abfahrt 26<br />

2.5.4 Anseilen <strong>und</strong> Sicherheitsmaßnahmen auf Gletschern 30<br />

2.5.5 Abfahren am Seil 32<br />

3. Kursdesigns 34<br />

3.1 Wochenkurs: „Skitouren - Einsteiger“ 35<br />

3.2 Ausbildungswochenende: „Skitouren - Fortgeschrittene“ 36<br />

3.3 Wochenkurs: „Skihochtouren“ 37<br />

1


2<br />

Skibergsteigen<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

Abfahrtstechniken 38<br />

<strong>1.</strong> Gr<strong>und</strong>legende Gedanken 38<br />

2. Wie „funktioniert“ Tiefschneefahren? 40<br />

2.1 Wie werden die Ski im Tiefschnee be- <strong>und</strong> entlastet? 40<br />

2.<strong>1.</strong>1 Belastung 40<br />

2.<strong>1.</strong>2 Entlastung 40<br />

2.2 Wie dreht man die Ski? 42<br />

2.3 Gr<strong>und</strong>technik für das Tiefschneefahren 42<br />

3. Tipps zum Unterrichten 43<br />

3.1 Methodische Hinweise 43<br />

3.2 Vorbereitung auf der Piste 43<br />

3.2.1 Gleichbleibendes Tempo, rhythmische Schwünge 43<br />

3.2.2 Unterschiedliche seitliche Belastung 44<br />

3.2.3 Unterschiedliche frontale Belastung 44<br />

3.2.4 Angepasste Vertikalbewegung 44<br />

3.3 Lernen im Tiefschnee 46<br />

4. Tipps für spezielle Situationen 47<br />

5. Tipps zur Skiwahl 48<br />

6. Snowboardfahren 49<br />

6.1 Koordinative Gr<strong>und</strong>fähigkeiten 49<br />

6.2 Ausrüstung 50<br />

Literatur 52


<strong>Einleitung</strong><br />

● Skibergsteigen: Trendsport <strong>und</strong> Risikosport, Wettkampfsport <strong>und</strong> Funsport<br />

● Skibergsteigen: Abenteuer <strong>und</strong> Erholung, Geselligkeit <strong>und</strong> Einsamkeit<br />

● Skibergsteigen: Winterbergsteigen <strong>und</strong> auch Tiefschneerausch.<br />

Skibergsteigen<br />

<strong>Einleitung</strong><br />

Skibergsteigen hat verschiedene Gesichter; es wird aus einer Vielfalt von Motiven <strong>und</strong><br />

mit unterschiedlichen Zielen betrieben. Dies betrifft gleichermaßen Ausbilder bzw. Tourenleiter<br />

wie auch die Teilnehmer. Fest steht jedenfalls: Skibergsteigen ist gefragt wie<br />

nie zuvor!<br />

Teilnehmer eines Ausbildungskurses erwarten eine f<strong>und</strong>ierte Ausbildung in den <strong>Bewegungstechnik</strong>en<br />

des <strong>Aufstieg</strong>s. Sie wollen theoretische Hintergründe <strong>und</strong> taktische<br />

Überlegungen vermittelt bekommen, um selbstständig Skitouren durchführen zu können.<br />

Und sie wollen mit Spaß lernen.<br />

Teilnehmer einer geführten Skitour wollen eine sichere <strong>und</strong> erlebnisreiche Veranstaltung<br />

geboten bekommen. Diesem Anspruch kann man nur durch eine konsequente<br />

Tourenplanung, durch eine geeignete <strong>Taktik</strong> der Gruppenführung <strong>und</strong> durch ein überzeugendes<br />

Auftreten als umsichtige Ausbilder mit hoher sozialer Kompetenz gerecht<br />

werden.<br />

Dieses Kapitel wendet sich vor allem an den „Ausbilder als Lehrer“ <strong>und</strong> hat seinen<br />

Schwerpunkt im methodischen Bereich.<br />

Dabei werden nicht alle Themen, die für die Lehr- <strong>und</strong> Ausbildungstätigkeit im Bereich<br />

Skibergsteigen wichtig sind, behandelt. Besonders eng ist der Bezug zu den Kapiteln<br />

„Ausrüstung“ (gesamte Ausrüstung Skibergsteigen, inkl. Notfallausrüstung), „Lawinen“<br />

(Schneek<strong>und</strong>e, Risikomanagement), „Bergrettung“ (Rettung von Lawinenverschütteten,<br />

Spaltenbergung, behelfsmäßige Transportmittel auf Schnee) <strong>und</strong> dem Teil „Abfahrtstechniken“<br />

in diesem Kapitel.<br />

3


4<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong><br />

<strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong> <strong>Aufstieg</strong><br />

Ziel<br />

● Der Schüler soll eine rhythmische,<br />

kraftsparende Gehtechnik entwickeln.<br />

● Er soll kurze Abfahrtspassagen mit Fellen<br />

an den Skiern sicher meistern können.<br />

● Er soll die elementare Gehtechnik bei<br />

der Verwendung von Harscheisen bzw.<br />

beim Spuren angepasst variieren können.<br />

● Er soll verschiedene Techniken der<br />

Rich tungsänderung situationsangepasst<br />

einsetzen können.<br />

● Er soll unterschiedliche Skitragetechniken<br />

situationsgerecht anwenden können.<br />

<strong>1.</strong>1<br />

Elementare Geh- <strong>und</strong> Abfahrtstechnik<br />

mit Fellen<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

Technikmerkmale der elementaren Gehtechnik<br />

mit Steigfellen:<br />

● Ideal ist eine offene, nicht ganz hüftbreite<br />

Beinstellung; dabei sollte vorausgreifend<br />

auf die Bedeutung einer geeigneten<br />

Spuranlage verwiesen werden.<br />

● Schwerpunktverlagerung auf das Standbein,<br />

während das Spielbein den Ski<br />

auf der Lauffläche - unbelastet, aber<br />

ohne ihn abzuheben - nach vorne<br />

schiebt; dabei ist eine neutrale Position<br />

wichtig, d.h. der Körperschwerpunkt<br />

ist über der Fußmitte. So ist der<br />

Druckpunkt über dem Fell ideal.<br />

● Die Schrittlänge soll, angepasst an die<br />

Steilheit der Spur, eine rhythmische<br />

Gewichtsverlagerung ermöglichen.<br />

● Der Ski wird idealerweise mit der ganzen<br />

Lauffläche plan aufgesetzt, um eine<br />

optimale Wirkung der Steigfelle zu<br />

gewährleisten.<br />

● Der Hauptdruckpunkt der Lauffläche<br />

liegt nach Möglichkeit unter der Bindung<br />

(besonders bei unebenen/welligen<br />

Spuren wichtig, wenn der Ski teil-<br />

weise keinen Kontakt zur Spur hat).<br />

● Bei steileren, harten Hängen muss aufgekantet<br />

werden; hier sind passgenaue<br />

Felle wichtig.<br />

● Der Stockeinsatz geschieht diagonal<br />

zur Beinbewegung; in der Regel nur<br />

begleitend, d.h. ohne Krafteinsatz; bei<br />

sehr steiler <strong>Aufstieg</strong>sspur kann er auch<br />

unterstützend eingesetzt werden.<br />

● In steileren Hangpassagen ist es günstig,<br />

die Hände aus den Stockschlaufen<br />

zu nehmen <strong>und</strong> den bergseitigen Stock<br />

unterhalb des Griffes verkürzt anzufassen.<br />

● Bei steileren <strong>Aufstieg</strong>sspuren trägt der<br />

Einsatz der Steighilfe zur Ökonomie der<br />

Gehtechnik bei. Ausnahme bilden harte<br />

Querungen.<br />

● Richtungsänderungen im flachen bis


mittelsteilen Gelände (


6<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong><br />

● Lösungen finden <strong>und</strong> optimieren: Verschiedene<br />

Technikausführungen werden<br />

verglichen <strong>und</strong> die wichtigen Technikschwerpunkte<br />

erarbeitet.<br />

SPIELFORMEN ZUM ÜBEN UND AUTOMATI SIEREN<br />

● „Gleitolympiade“: Wer gleitet mit drei<br />

Schritten Anlauf am weitesten auf<br />

einem Bein? Ziel: Wechsel Abdruck -<br />

bein/Gleitbein, Stockeinsatz<br />

● „Gehen ohne Stöcke“; Ziel: Gleichgewicht,<br />

Schwerpunktverlagerung, Stehen<br />

über dem Druckpunkt<br />

● „Strongest Man“: Wer kann am steilsten<br />

gehen? Ziel: Schrittlänge, Schwerpunktverlagerung,<br />

unterstützender<br />

Stockeinsatz, Materialunterschiede<br />

● „Einfrieren“: Gruppe bewegt sich in<br />

begrenztem Spielfeld; auf den Zuruf<br />

„Stopp“ frieren alle Teilnehmer ihre<br />

Bewegungen sofort ein; wer sich<br />

zuletzt bewegt, läuft z.B. eine Strafr<strong>und</strong>e;<br />

Ziel: betonte Schwerpunktverlagerung,<br />

Gleichgewicht<br />

● „Partnerverfolgung“ (auch als Wettkampf<br />

mit Abschlagen möglich): A geht<br />

voraus, B versucht seiner Spur genau<br />

zu folgen, dann Partnerwechsel; Ziel:<br />

Richtungswechsel<br />

● „Schlittenh<strong>und</strong>erennen“: A ist der<br />

H<strong>und</strong>, B der Schlittenfahrer, die Stöcke<br />

von B dienen als Deichsel; Ziel: Automatisierung<br />

der Gehtechnik<br />

● „Roboter“: (auch als Wettkampf);<br />

Zweierteams, A mit Ski <strong>und</strong> Stöcken, B<br />

ohne Ski <strong>und</strong> Stöcke steht hinter A auf<br />

dessen Ski; A <strong>und</strong> B sollen sich nun<br />

gemeinsam fortbewegen; Ziel: synchrone<br />

Schwerpunktverlagerung, Gleichgewicht<br />

● „Parallelslalom“ (als Wettbewerb); Ziel:<br />

um die Kurve laufen, Optimierung des<br />

Gehens, z.B. um mehrere Stöcke<br />

● „Abfahrtstorlauf“ (als Wettbewerb möglich):<br />

Abfahren mit Fellen inklusive<br />

Richtungsänderungen<br />

● „Skipolo“: zwei Mannschaften versuchen<br />

einen Ball (oder ähnliches) jenseits<br />

der gegnerischen Torlinie abzulegen.<br />

Das Berühren der gegnerischen<br />

Ski wird als Foul geahndet; ins Spielfeld<br />

können auch Abfahrten eingebaut<br />

werden.<br />

● Fangspiele, Staffelwettbewerbe aller<br />

Art; Automatisierung<br />

● blind gehen in verschiedenen Neigungen/Untergr<strong>und</strong>;<br />

Ziel: Sensibilisierung<br />

Körpergefühl, Gleichgewicht<br />

● „Haftungswettbewerb“: schwieriger<br />

Geländeparcours (hart, steil, steigende/fallende<br />

Querungen, etc.); wer<br />

rutscht, hat verloren; Ziel: Bewegungspräzision<br />

(kognitiv)<br />

● Staffellauf aus Abfahrten <strong>und</strong> <strong>Aufstieg</strong>en;<br />

Ziel: Automatisierung.<br />

<strong>1.</strong>2<br />

Gehen mit Harscheisen<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

Harscheisen sind in folgenden Situationen<br />

notwendig bzw. hilfreich für eine<br />

sichere <strong>und</strong> ökonomische Gehtechnik:<br />

● harte Schneeoberfläche (Schmelzharsch,<br />

Windharsch), aufgebauter<br />

Schnee oder trockener Pulverschnee<br />

auf harter Schicht in steileren Hängen<br />

ohne vorhandene verfestigte <strong>Aufstieg</strong>sspur<br />

● vereiste alte <strong>Aufstieg</strong>sspur in steileren<br />

Hängen<br />

● Querung gefrorener Gleitbahnen von<br />

Nassschneerutschen.<br />

Die Gehtechnik mit Harscheisen muss


gegenüber der elementaren Gehtechnik<br />

leicht verändert werden:<br />

● Das Spielbein wird beim Vorsetzen des<br />

Skis soweit angehoben, dass sich das<br />

Harscheisen nicht an der Schneeoberfläche<br />

verhakt.<br />

● Das Aufsetzen der Ski geschieht weiterhin<br />

plan, um eine optimale Wirkung<br />

der Felle <strong>und</strong> der Harscheisen zu<br />

gewährleisten.<br />

● bewusstes Setzen des Druckpunktes<br />

unter der Bindung; Ziel: Harscheisen<br />

müssen greifen können.<br />

● Inwieweit ein Einsatz der Steighilfen<br />

sinnvoll ist, hängt von der Härte der<br />

Schneeoberfläche <strong>und</strong> der Steighilfenhöhe<br />

ab. Gegebenenfalls muss auf<br />

ihren Einsatz verzichtet <strong>und</strong> eine flachere<br />

<strong>Aufstieg</strong>sspur gewählt werden.<br />

Methode<br />

Gelände: kurzer, steilerer Hang mit harter<br />

Oberfläche <strong>und</strong> flachem Auslauf.<br />

Eine Unterrichtseinheit „Gehen mit Harsch -<br />

eisen“ erfordert unbedingt Schneebedingungen,<br />

die den Einsatz von Harscheisen<br />

notwendig machen. Es bietet sich eine<br />

kurze, lehrerzentrierte Unterrichtseinheit<br />

unterwegs an, wenn im weiteren Tourenverlauf<br />

mit einer realen „Harscheisensituation“<br />

zu rechnen ist.<br />

MÖGLICHE ÜBUNGSREIHE<br />

● ökonomische Gehtechnik mit Harscheisen<br />

im flachen Gelände; Schwerpunkt:<br />

richtiger Bewegungsumfang beim Anheben<br />

der Ski nach dem Motto: „So<br />

wenig wie möglich, so viel wie nötig“.<br />

● Geländewechsel in mittelsteilen Hang<br />

(ca. 30 °); Schwerpunkt: planes Aufsetzen<br />

der Laufflächen, gleichmäßiger<br />

Gehrhythmus<br />

● Kurvenlaufen mit Harscheisen, Schwerpunkte:<br />

wie oben<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong><br />

● Geländewechsel in einen sehr steilen<br />

Hang (ca. 35 °); falls Spitzkehren schon<br />

beherrscht werden, auch mit Spitzkehren;<br />

Schwerpunkt: Bewegungserfahrung<br />

im Grenzbereich, Vertrauen zur Funktion<br />

der Harscheisen entwickeln, Grenzen<br />

des Anwendungsbereichs von<br />

Harscheisen kennen lernen.<br />

Die meisten Spielformen aus dem<br />

Abschnitt <strong>1.</strong><strong>1.</strong> können auch beim „Gehen<br />

mit Harscheisen“ verwendet werden.<br />

Zusätzlich:<br />

● Der „Einbeinige“: Gehen mit einem<br />

Harscheisen/Wechsel; Ziel: Kontrastlernen<br />

zu Grenzen <strong>und</strong> zur Notwendigkeit<br />

des Einsatzes<br />

● Der „Prophet“: voraussagen, ob Einsatz<br />

der Harscheisen notwendig <strong>und</strong> durchführen;<br />

Ziel: Schulung der visuellen<br />

Wahrnehmung, Interpretationsfähigkeit<br />

optimieren, Schneebeschaffenheiten<br />

einschätzen lernen.<br />

<strong>1.</strong>3<br />

Spuren<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

● Um den unbelasteten Ski im Tiefschnee<br />

nach vorne setzen zu können, muss<br />

die Skispitze zunächst an die Schneeoberfläche<br />

gebracht werden. Dazu wird<br />

die Fußspitze angehoben. Bei tiefer<br />

Spurarbeit hilft zusätzlich ein bewuss -<br />

tes Nachdrücken mit der Ferse.<br />

● Für ökonomisches Spuren ist ein kraftsparender<br />

Rhythmus unerlässlich. Dieser<br />

ist individuell verschieden <strong>und</strong><br />

muss durch Ausprobieren gef<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

● Der verbleibende Spursteg sollte ungefähr<br />

eine Skibreite betragen.<br />

● Die Steilheit der Spur sollte gleichmäßig<br />

sein. Das richtige Gespür für Steilheit<br />

<strong>und</strong> Spuranlage ist entscheidend<br />

7


8<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong><br />

im Hinblick auf ein ökonomisches Vorankommen<br />

(siehe auch „Führungstaktik<br />

<strong>Aufstieg</strong>“).<br />

Eine gleich hohe Spur ist für die Nachfolgenden<br />

wesentlich angenehmer zu gehen<br />

Methode<br />

Gelände: kupiertes, lawinensicheres<br />

Gelände mit unverspurtem Tiefschnee.<br />

Je nach Vorerfahrung der Gruppe kann<br />

der Unterricht schülerzentriert oder lehrerzentriert<br />

gestaltet werden. Direkter führt<br />

das lehrerzentrierte Verfahren zum Lehrziel.<br />

Als Einstieg <strong>und</strong> Motivation eignet<br />

sich die Aussicht auf ein noch nicht angespurtes<br />

Tourenziel.<br />

Übungsauswahl:<br />

● zunächst im flachen (30°), dann im<br />

mittelsteilen Gelände (35°) spuren; Ski<br />

anheben, Skispitze aus dem Schnee he -<br />

ben durch Anheben der Zehen (evtl.<br />

leichter Kick mit der Ferse)<br />

● blind erspüren, wie hoch der Ski gehoben<br />

werden muss, damit er nach vorne<br />

gleitet<br />

● Muster spuren; Namen schreiben; ne -<br />

beneinander spuren <strong>und</strong> Muster machen<br />

● „Jeder Weg hat einen Steg“: Übung wie<br />

oben, aber mit Schwerpunkt Spurbreite<br />

● „Wie steil ist geil?“: mittelsteiles Gelände,<br />

jeder Teilnehmer legt eine eigene<br />

gleichmäßige <strong>Aufstieg</strong>sspur mit mehreren<br />

Bögen an; anschließend probiert<br />

jeder Teilnehmer zuerst seine eigene,<br />

dann die anderen Spuren aus; danach<br />

gegenseitiges Feedback <strong>und</strong> 2. Durchgang;<br />

Schwerpunkt: Anlage einer<br />

gleichmäßigen, ökonomischen Spur,<br />

Gefühl für Spursteilheit entwickeln<br />

● „Zickzack“: „Wie steil ist geil?“ in steile<br />

Hänge <strong>und</strong> variierende Schneebeschaffenheiten<br />

übertragen; hier kommen<br />

auch Spitzkehren (siehe „doppelte<br />

Kickkehre“) zum Einsatz; Schwerpunkte:<br />

beide Spurrichtungen sollen gleich<br />

steil sein; sehr gut als Partnerübung<br />

geeignet: A spurt, B gibt Rückmeldung,<br />

dann Wechsel.<br />

SPIELFORMEN<br />

„Fangspiele“, „Skipolo“ im Tiefschnee,<br />

Bewegungserfahrungen im Spuren sammeln<br />

<strong>und</strong> automatisieren.<br />

● „Windschattenrennen - der belgische<br />

Kreisel“: Gruppe legt gemeinsam eine<br />

<strong>Aufstieg</strong>sspur an; Führender spurt 20<br />

Schritte, tritt aus der Spur <strong>und</strong> reiht<br />

sich als Letzter ein, Zweiter übernimmt<br />

Spurarbeit usw. „Verfolgungsrennen“<br />

kann bei einer Aufteilung in Kleingruppen<br />

<strong>und</strong> einer Streckenfestlegung auch<br />

als Wettkampf gestaltet werden; lässt<br />

sich für unterschiedliche Schwerpunkte<br />

einsetzen, z.B. gleichmäßige Spur, ökonomische,<br />

zügige Spurtechnik, Ausnutzung<br />

der Geländeform (siehe „Führungstaktik<br />

<strong>Aufstieg</strong>“)<br />

● „Mach mir den Zopf“: A spurt in gleichmäßigen<br />

Bögen/Kehren, B „zopft“ dessen<br />

Spur; Ziel: Gefühl für gleichmäßige<br />

Spurneigung


● „Neigungsmesser“: A spurt, B dirigiert<br />

„5° flacher/steiler!“ <strong>und</strong> gibt Feedback,<br />

Partnerwechsel<br />

● geometrische Formen gehen: der schöns -<br />

te Kreis, Gerade, Quadrat, Drei eck; Ziel:<br />

Spurgefühl, Augenmaß.<br />

Als Ausblick eignet sich ein kurzer Exkurs<br />

zu den taktischen Gesichtspunkten, die<br />

eine Spur zur Visitenkarte eines guten<br />

Ski bergsteigers machen. Außerdem wäre<br />

es schön, anschließend ein Tourenziel zu<br />

wählen, das die Spurarbeit der Gruppe<br />

erfordert.<br />

<strong>1.</strong>4<br />

Spitzkehre bergwärts<br />

Sobald die Tourenauswahl den absoluten<br />

Einsteigerbereich verlässt, kommen wir<br />

mit Kurvenlaufen nicht mehr aus. Ab einer<br />

Hangneigung von ca. 30° benötigen wir<br />

zum ökonomischen Richtungswechsel die<br />

(einfache) Kickkehre. In Steilhängen (über<br />

35° - 40°) bzw. bei tiefer Spurarbeit er -<br />

leichtert uns die doppelte Kickkehre das<br />

Aufsteigen.<br />

<strong>1.</strong>4.1<br />

(Einfache) Kickkehre<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

Das Beherrschen einer technisch sauberen<br />

Kickkehre ermöglicht auch bei Hang -<br />

neigungen über 30° ökonomische Richtungswechsel,<br />

die den gleichmäßigen<br />

Gehrhythmus nicht unterbrechen.<br />

● Ausgangsstellung ist eine annähernd<br />

horizontale Stellung beider Ski; eine zu<br />

steile Ausgangsstellung ist einer der<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong><br />

häufigsten Fehler. Bei Bedarf wird eine<br />

stabile waagerechte Standfläche getreten.<br />

● Vollständige Verlagerung des Schwerpunkts<br />

auf den Talski; stabilisierende<br />

Stockstellung; die Stöcke sollen beim<br />

Drehen der Ski nicht im Weg sein.<br />

● Drehung des Bergskis in die neue Richtung;<br />

Aufsetzen des Bergskis möglichst<br />

nahe <strong>und</strong> parallel zum Talski mit möglichst<br />

geringer Schrittstellung; entferntes<br />

<strong>und</strong> nicht paralleles Aufsetzen oder<br />

eine zu große Schrittstellung sind sehr<br />

häufige Fehler; neue stabilisierende<br />

Stockstellung<br />

● vollständige Gewichtsverlagerung auf<br />

den schon gedrehten Ski<br />

● „Der Trick mit dem Kick“: Sobald die<br />

Skispitze nach oben geht, wird der<br />

unbelastete Ski möglichst nahe am<br />

9


10<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong><br />

Standbein beigezogen. Die Skispitze<br />

wird dabei dicht an der Schuhinnenseite<br />

vorbeigeführt.<br />

● Bei bestehenden Spuren mit steil angelegten<br />

Kehren ist es ratsam, ein oder<br />

zwei Schritte über die angelegte Kehre<br />

hinauszugehen <strong>und</strong> dort einen flachen<br />

Wendepunkt anzulegen.<br />

Kickkehre<br />

Methode<br />

Gelände: Flache bis mittelsteile Hänge<br />

(über 30°), die Schneeoberfläche sollte<br />

griffig <strong>und</strong> nicht zu tief sein. Das Gelände<br />

sollte unbedingt so gewählt werden, dass<br />

eine echte Herausforderung besteht. Oft<br />

wird zu einfaches Gelände mit geringer<br />

Erlebnisintensität gewählt. Dies gilt übrigens<br />

auch für andere motorische Themen,<br />

wie z.B. „Ski tragen“.<br />

Für das Erlernen der ziemlich komplexen<br />

Technik „Kickkehre“ empfiehlt sich eine<br />

lehrerzentrierte Unterrichtseinheit, in der<br />

die Teilmethode mit Zielformdemonstration<br />

sehr brauchbar ist. Einstieg <strong>und</strong> Mo -<br />

tivation über Kurvenlaufen im Grenzbereich<br />

(ca. 30 Steilheit); Demonstration<br />

einer Kickkehre mit Hinweis auf Bewegungsökonomie.<br />

MÖGLICHE ÜBUNGSREIHE<br />

● In einem relativ flachen Hang (ca. 10°-<br />

15°) werden die unter „<strong>Inhalt</strong>e“ aufgeführten<br />

Technikmerkmale als Teilschritte<br />

erklärt, demonstriert <strong>und</strong> geübt:<br />

a)Drehen des Bergskis mit Gewichtsverlagerung<br />

b)Beiziehen des unbelasteten Skis<br />

(ohne Kick)<br />

c) richtige Positionen des stabilisierenden<br />

Stockeinsatzes (Spitzkehre)<br />

d)Anheben der Skispitzen durch dynamisches<br />

Absenken der Ferse (Kick)<br />

e)„Kick“ <strong>und</strong> anschließendes Beidrehen<br />

des Skis (Kickkehre)<br />

Übertragen der Technik in mittelsteile<br />

(ca. 25°) Hänge; Schwerpunkte: Horizontale<br />

Ausgangsstellung, richtige Stellung<br />

des gedrehten Bergskis, günstige<br />

Stockposition<br />

Integration der Kickkehre in den normalen<br />

Gehrhythmus; Schwerpunkte:<br />

Kickkehren ohne Unterbrechung des<br />

Gehrhythmus, Nutzen geeigneter Geländepunkte.<br />

ÜBUNGS- UND SPIELFORMEN<br />

● „Hol Dir den Kick“: Staffelwettbewerb<br />

(im Hang), bei dem zur Fortbewegung<br />

nur Kickkehren erlaubt sind; Ziel: Automatisierung<br />

des Bewegungsablaufs<br />

● „Einfrieren“ (siehe „Gehen mit Fellen“);<br />

Ziel: Gleichgewichtsschulung<br />

● „Verbalisieren“: „Bergbein, Stöcke <strong>und</strong>


Kick“; Ziel: Bewegungsunterstützung,<br />

Bewegungsfluss<br />

● „Verfolgungsrennen“ (siehe Spuren) mit<br />

Kickkehren <strong>und</strong> Aufgabenstellung: bei<br />

zwei Metern Abstand zwischen den<br />

Teilnehmern soll ein gleichmäßiges<br />

Tempo ohne Stau gehalten werden;<br />

Ziel: Integration in den Gehrhythmus<br />

● „Kickkehre mit einem/ohne Stöcke“;<br />

Ziel: Gleichgewichtsschulung<br />

● „Berühr mich nicht!“: Nahe vor den<br />

Skiern wird ein Skistock als imaginärer<br />

Hang schräg aufgestellt; vor diesem<br />

Skistock wird eine Kickkehre gemacht,<br />

ohne den Stock umzuwerfen. Die<br />

Schwierigkeit kann durch Aufsteilen<br />

<strong>und</strong>/oder Nähersetzen des Stockes<br />

erhöht werden; Ziel: Vorbereitung für<br />

Kickkehren an sehr steilen Hängen<br />

● „Kick-Boulder“: Wer schafft die steilste<br />

Kickkehre? Gelände im Wächtenkeil an<br />

kurzen Böschungen sehr geeignet; Ziel:<br />

Grenzerfahrung, Erweiterung des Bewegungsradius<br />

● „Synchronballet“: Gruppe steht nebeneinander<br />

im Hang <strong>und</strong> kickkehrt gleichzeitig<br />

auf der Stelle - zuerst langsam<br />

<strong>und</strong> dann immer schneller; Ziel: Automatisierung.<br />

<strong>1.</strong>4.2<br />

Doppelte Kickkehre<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

In sehr steilen Hängen <strong>und</strong> tiefer Spur<br />

wird auch das Drehen des Bergskis durch<br />

einen Fersenkick unterstützt. Dadurch<br />

kann auch dieser Ski nahe am Standbein<br />

geführt werden.<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong><br />

● Bergski kurz zurückziehen, Kickbewegung<br />

durchführen <strong>und</strong> dann drehen; es<br />

reicht auch oft das Zurückziehen der<br />

Skispitze des Bergskis bis zur Ferse<br />

des Talschuhs; danach Drehung um die<br />

Ferse mit Vorschieben <strong>und</strong> rückwärts<br />

„Einparken“ des Bergskis<br />

● Der Rest der Kehre verläuft wie bei der<br />

einfachen Kickkehre.<br />

Methode<br />

Gelände: zuerst mittelsteiler Hang, dann<br />

kurzer steiler bis extremsteiler Hang; lehrerzentrierter<br />

Unterricht, der auf das<br />

Beherrschen der einfachen Kickkehre aufbaut.<br />

MÖGLICHE ÜBUNGSREIHE<br />

● Wiederholung der einfachen Kickkehre<br />

● in mittelsteilem Gelände Bergski<br />

zurückziehen <strong>und</strong> mit Fersenkick oder<br />

nur durch Zurückziehen drehen<br />

● in mittelsteilem Gelände komplette<br />

doppelte Kickkehre<br />

● Bewegungsablauf ins steile <strong>und</strong><br />

extremsteile Gelände übertragen.<br />

SPIELFORMEN<br />

● Alle Spiel- <strong>und</strong> Übungsformen aus dem<br />

Abschnitt „einfache Kickkehre“ können<br />

auch hier verwendet werden.<br />

● „Wer kann die steilste Kehre - Doppelkickboulder“:<br />

Jeder Teilnehmer sucht<br />

sich eine möglichst steile Hangstelle<br />

<strong>und</strong> versucht dort mit einer doppelten<br />

Kickkehre zu wenden. Dann probieren<br />

alle Teilnehmer jeweils die Stellen der<br />

anderen aus.<br />

11


12<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong><br />

<strong>1.</strong>5<br />

Tragen der Ski<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

Es gibt unterschiedliche Situationen, in<br />

denen Ski getragen werden müssen: z.B.<br />

aperes oder sehr steiles Gelände, eine<br />

enge Rinne, ein steiler Grat oder vergessene<br />

Harscheisen. Situationsabhängig<br />

bieten sich verschiedene Tragetechniken<br />

an:<br />

● kurze, problemlose Tragepassagen, in<br />

denen die Hände nicht gebraucht werden:<br />

Ski zusammengeb<strong>und</strong>en über der<br />

Schulter<br />

● Kurze, steile Schneepassagen: in jeder<br />

Hand ein Ski; so können die Ski als<br />

<strong>Aufstieg</strong>shilfe eingestochen werden;<br />

Skistöcke hängen mit Schlaufen an den<br />

Handgelenken, dadurch zusätzlich Zug -<br />

unterstützung beim Überwinden von<br />

Wechten etc.<br />

● freies Gelände, wenn kein Hängenbleiben<br />

mit den Ski möglich ist: Ski quer<br />

auf dem Rucksack; Nachteil: Bei Sturz<br />

in Rückenlage kann man sich nicht<br />

mehr auf den Bauch drehen um den<br />

Sturz abzubremsen<br />

● in steilen <strong>und</strong> tief verschneiten Passagen:<br />

Man drückt die Ski quer <strong>und</strong> flach<br />

vor sich in den Schnee als Zughilfe<br />

zum Weiterkommen (brauchen nicht<br />

getragen werden, Schnee wird weggeräumt<br />

<strong>und</strong> verdichtet)<br />

● enge Rinnen, Klettergelände: Ski einzeln<br />

seitlich am Rucksack (möglichst<br />

hoch) oder Ski gebündelt, senkrecht<br />

<strong>und</strong> hinten am Rucksack.


Methode<br />

Gelände: Es sollten unterschiedliche<br />

Geländesituationen vorhanden sein, welche<br />

die verschiedenen Tragetechniken<br />

zwingend machen. Wenn die passenden<br />

Geländeformen vorhanden sind, kann das<br />

Thema sehr gut schülerzentriert vermittelt<br />

werden:<br />

● Aufgaben stellen: Vorgegeben wird<br />

jeweils das Gelände, die Kursteilnehmer<br />

haben die Aufgabe, eine angemessene<br />

Tragetechnik zu finden.<br />

● Lösungen finden <strong>und</strong> optimieren: Die<br />

Teilnehmer stellen ihre Tragetechniken<br />

vor, Vor- <strong>und</strong> Nachteile werden erörtert,<br />

die Tragemethoden werden gegebenenfalls<br />

gemeinsam optimiert.<br />

● Üben <strong>und</strong> Anwenden: Durch Gelände<strong>und</strong><br />

Szenarienwechsel wird der Schwerpunkt<br />

auf die Situationsabhängigkeit<br />

der richtigen Tragetechnik gerichtet.<br />

SPIEL- UND ÜBUNGSFORMEN<br />

● „Tragestaffel“: Bei jedem Staffelwechsel<br />

wird ein Paar Ski übergeben <strong>und</strong><br />

muss mit einer anderen Technik weitergetragen<br />

werden; Ziel: Automatisierung<br />

● „Ski-Trageboulder“: z.B. über Wechtenrand<br />

im Auf- <strong>und</strong> Abstieg; Ziel: Transfer/Anwendung<br />

● „Ultimative Wühlaktion“: im gr<strong>und</strong>losen<br />

Schnee, falls vorhanden; Ziel: Transfer/Anwendung.<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Bewegungstechnik</strong><br />

<strong>1.</strong>6.<br />

Gehen mit Schneeschuhen<br />

Viele Snowboarder nutzen diese <strong>Aufstieg</strong>shilfe!<br />

Jene die sich mit Splitboard<br />

oder Kurzski den <strong>Aufstieg</strong> erleichtern,<br />

seien auf die vorangegangenen Kapitel<br />

verwiesen, denn alle Übungsformen sind<br />

für sie geeignet <strong>und</strong> gut umsetzbar.<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

Situationsabhängig bieten sich verschiedene<br />

<strong>Aufstieg</strong>smöglichkeiten an. Zum<br />

einen ein mehr oder weniger direkter<br />

Anstieg <strong>und</strong> zum anderen der Serpentinenanstieg.<br />

Methode<br />

Es bietet sich ein schülerzentrierter Unterricht<br />

an, da alle Teilnehmer mit unterschiedlichen<br />

motorischen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

verschiedenem Material ausgestattet sind.<br />

Gelände: Hänge mit unterschiedlicher<br />

Steilheit <strong>und</strong> Schneebeschaffenheit sind<br />

ideal.<br />

SPIEL- UND ÜBUNGSFORMEN<br />

„Kontrastlernen“: Schnell <strong>und</strong> langsam<br />

gehen; große <strong>und</strong> kleine Schritte;<br />

schleichen <strong>und</strong> trampeln; Ziel: eine<br />

ökonomische Gehweise festigen<br />

„Wettbewerb“: Wer geht am steilsten<br />

(Direktanstieg <strong>und</strong> Serpentinen)? Ziel:<br />

eigene <strong>und</strong> Materialgrenzen erkennen<br />

„Geschicklichkeit“: Füße voreinander<br />

stellen; Rückwärtsgehen; Bergabgehen;<br />

Ziel: Repertoire erweitern<br />

„Erschwernisse“: ohne Stöcke; mit Rukksack<br />

<strong>und</strong> Board auf dem Rücken; Ziel:<br />

Perfektion.<br />

13


14<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

Ziel<br />

● Die für das Skibergsteigen besonders<br />

relevanten alpinen Gefahren sollen vermittelt<br />

werden.<br />

● Die große Bedeutung einer konsequenten<br />

Tourenplanung <strong>und</strong> Tourenvorbereitung<br />

für ein sicheres <strong>und</strong> erlebnisreiches<br />

Skibergsteigen soll einsichtig werden.<br />

● Das Bewusstsein, dass systematische<br />

Planung Fehler verhindert, soll gestärkt<br />

werden.<br />

● Die Vorgehensweise, die Einstellung<br />

<strong>und</strong> der Umgang mit Informationen<br />

während der Tour sollen vermittelt werden.<br />

● VS-Geräte-Kontrolle <strong>und</strong> Ausrüstungscheck<br />

sollen als feste Bestandteile<br />

einer Skitour verstanden werden.<br />

● Merkmale einer sicheren <strong>und</strong> ökonomischen<br />

<strong>Aufstieg</strong>sspur sollen vermittelt<br />

<strong>und</strong> erfahren werden.<br />

2.1<br />

Relevante alpine Gefahren<br />

Zielgruppe: Einsteiger Skibergsteigen<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

Die Gefahren beim Skibergsteigen reduzieren<br />

sich nicht auf das Lawinenrisiko.<br />

Folgende alpine Gefahren betreffen den<br />

Skibergsteiger:<br />

● Lawinengefahr als Risikofaktor Nr. 1<br />

des Skitourenlaufs (siehe Kapitel Lawinenk<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Bergrettung)<br />

● Absturzgefahr: auf schwierigen Schluss -<br />

anstiegen, auf steilen, verharschten<br />

Hängen ohne Harscheisen, in steilen<br />

harten Abfahrten, als Mitreißunfall<br />

angeseilt in steilen Gletscherflanken<br />

● Wechtenbruch: an überwechteten Gipfelgraten<br />

● Spaltensturz: auf verschneiten Gletschern<br />

(siehe auch Bergrettung <strong>und</strong><br />

Sicherungstechnik)<br />

● Eisschlag/Eislawine: unter Hängegletschern<br />

auf Skihochtouren<br />

● Höhe: gr<strong>und</strong>sätzlich auf Skihochtouren<br />

oberhalb 3000m ü.N.N.<br />

● Wettergefahren, Erfrierungen, schlechte<br />

Sicht etc. (vgl. Wetter, Abschnitt 6,<br />

Alpine Gefahren)<br />

● Viele der genannten Gefahren treten<br />

besonders im winterlichen Gebirge häufig<br />

als Folge von schlechter Sicht auf.<br />

Gefahrenwahrnehmung geschieht auf verschiedene<br />

Weise:<br />

● Auge: Risse in der Schneedecke, frische<br />

Lawinen etc.<br />

● Ohr: Wind, Schneedecke bei Belastung,<br />

Knirschen<br />

● Taktil: Setzungen, Einsinkverhalten,<br />

Kälte<br />

● Auch emotionale Aspekte können explizit<br />

zum Thema gemacht werden; z.B.<br />

ein schlechtes Gefühl im Magen: Was<br />

schwingt mit/steht dahinter?<br />

Methode<br />

Gelände <strong>und</strong> Organisation<br />

● zur Vermittlung des Gr<strong>und</strong>lagenwissens:<br />

Vortrag, Unterrichtsgespräch in<br />

einem Unterrichtsraum; bei kleinen<br />

Gruppen ist auch ein Tischunterricht in<br />

einem ruhigen Gastraum möglich.


● zur Vertiefung: Unterrichtsgespräche<br />

unterwegs auf Tour, wenn man<br />

bestimmte Gefahrenstellen auch wahrnehmen<br />

kann.<br />

Ein erfolgreicher Vortrag zum Thema<br />

„alpine Gefahren“ zeichnet sich wie folgt<br />

aus:<br />

● Lebendig vortragen: Verwendung von<br />

Dias, Bildern, Einbringen eigener Erfahrungen<br />

● überblickhaft bleiben: nicht zu tief in<br />

die einzelnen <strong>Inhalt</strong>e einsteigen (Beispiel<br />

Lawinenk<strong>und</strong>e).<br />

● Publikumsbeiträge, -fragen einfordern:<br />

z.B. Erfahrungen der Teilnehmer mit<br />

bestimmten Risikofaktoren<br />

● Weniger ist oft mehr: 90 Min. ist die<br />

zeitliche Höchstgrenze eines Vortrags<br />

● Struktur schafft Klarheit: Einstieg -<br />

Hauptteil - Schluss, im Einstieg einen<br />

Überblick zum Thema geben.<br />

Noch wichtiger als der gute Einführungsvortrag<br />

ist zu diesem Thema die Lehrtätigkeit<br />

draußen im Gelände, wobei jede<br />

wahrgenommene Gefahrenstelle eine<br />

Lerngelegenheit erster Güte darstellt.<br />

● Wahrnehmungslernen: Unterstützung<br />

der Teilnehmer bei der Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> Interpretation dieser Lerngelegenheiten.<br />

● Wahrnehmung erspart viele Worte: Man<br />

muss keinem Teilnehmer langwierig er -<br />

klären, was eine Wechte ist <strong>und</strong> dass<br />

sie brechen kann, wenn er erst einmal<br />

eine Wechte gesehen hat.<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

ÜBUNGSFORM<br />

● „Gefahren riechen“: Gruppenaufgabe<br />

für einen Tourentag kann sein, die<br />

Augen nach allen erkennbaren Anzeichen<br />

alpiner Gefahren offen zu halten.<br />

Meint ein Teilnehmer, eine Gefahr zu<br />

erkennen, so stellt er seine Wahrnehmung<br />

in der Gruppe zur Diskussion.<br />

● „Gefahrenquiz“: Am Abend eines jeden<br />

Tourentages wird diskutiert, wer eine<br />

„Gefahr“ bemerkt hat, die kein anderer<br />

erkannt hat.<br />

2.2<br />

Tourenplanung<br />

Systematisches Planen sowie das Arbeiten<br />

mit Entscheidungsszenarien <strong>und</strong><br />

Checkpunkten kann helfen, grobe Planungsfehler<br />

zu vermeiden. Deshalb sind<br />

beide Aspekte sowohl wichtiger Lehrstoff<br />

als auch sehr hilfreiche Instrumente für<br />

die Führungstätigkeit. Entscheidende<br />

Bedeutung kommt diesen Instrumenten<br />

bei der Beurteilung der Lawinengefahr zu<br />

(siehe Kapitel „Lawinenk<strong>und</strong>e“).<br />

Wichtig ist, dass sich durch eine detaillierte<br />

Planung kein Tunnelblick auf Tour<br />

einstellt. Permanente Aufmerksamkeit,<br />

auch zwischen Checkpunkten ist angesagt.<br />

Der Kopf ist nie ausgeschaltet, Aufnahmebereitschaft,<br />

Wachheit, Flexibilität<br />

sind Schlüsseleigenschaften der Führungskraft.<br />

Tourenplanung heißt auch: Ein<br />

Bier weniger am Abend erhöht die Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> Entschlusskraft am nächsten<br />

Tag!<br />

15


16<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

2.2.1<br />

Systematisch Planen: Verhältnisse - Gelände - Mensch<br />

Zielgruppe: Fortgeschrittene<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

Mögliche-<br />

Schlüsselfragen<br />

Mögliche<br />

Informati<br />

ons -<br />

quel len<br />

(Fremdinformationen)<br />

VERHÄLTNISSE<br />

(WETTER, SCHNEE, EIS...)<br />

● Großwetterlage?<br />

● Wetterprognose?<br />

● Wie ist die Schnee<strong>und</strong><br />

Lawinensituati -<br />

on?<br />

● Wie hoch liegt die<br />

erste Hütte?<br />

● Zustiegscharakter?<br />

● Welche Informationen<br />

stehen mir noch<br />

nicht zur Verfügung<br />

bzw. sind unsicher?<br />

● Wetterbericht<br />

● Lawinenlagebericht<br />

● Fachleute (manche<br />

Hüttenwirte, Bergführer,Beratungsstellen)<br />

GELÄNDE<br />

● Welche Schwierigkeiten<br />

erwarten uns?<br />

● Welches Gelände<br />

erwartet uns?<br />

● Höhenlage<br />

● Wo sind mögliche<br />

Gefahrenstellen?<br />

Welche sicherheitstechnischeAusrüstung<br />

brauchen wir?<br />

● Welche Tourenmöglichkeiten/Alternativen<br />

gibt es?<br />

● Welche Informationen<br />

stehen mir noch<br />

nicht zur Verfügung<br />

bzw. sind unsicher?<br />

● Führerliteratur<br />

● Gebietskenner<br />

topographische Karten<br />

(1: 25000)<br />

● Routenskizzen<br />

● Gebietsfotos<br />

<br />

Entscheidung für ein bestimmtes Tourenziel<br />

für ein Alternativziel<br />

MENSCH<br />

● Wer <strong>und</strong> wie viele<br />

kommen mit? (Können,<br />

Kondition,<br />

Erfahrung)<br />

● Wer führt?<br />

● Sind in psychologischer<br />

Hinsicht risi ko -<br />

fördernde Situationen<br />

zu erwarten?<br />

● Wer nimmt welche<br />

Ausrüstung mit?<br />

● Welche Informatio -<br />

nen stehen mir noch<br />

nicht zur Verfügung<br />

bzw. sind unsicher?<br />

● Informationsfluss in<br />

der Sektion (z.B.<br />

Austausch zwischen<br />

FÜLs, Datenbank)<br />

● offene Gespräche<br />

untereinander<br />

● leichtere Touren zum<br />

Kennen lernen<br />

für die Absage einer Tour


Methode<br />

Gelände: Unterrichtsraum, Hütte<br />

● einführender Vortrag über den Lehrinhalt<br />

● Planung einer konkreten Tour in Kleingruppen<br />

(Verhältnisse - Gelände -<br />

Mensch): Die Kleingruppen bekommen<br />

den Auftrag, Informationen zu sammeln<br />

<strong>und</strong> möglichst gute Antworten auf die<br />

Schlüsselfragen ihres Planungsbereichs<br />

zu finden.<br />

● Die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit<br />

werden zu einer kompletten Tourenplanung<br />

zusammengefügt <strong>und</strong> auf ihre<br />

Stimmigkeit überprüft.<br />

Zusätzlich oder alternativ<br />

● in Kleingruppen (oder auch Einzelpersonen)<br />

Touren planen <strong>und</strong> Entscheidung<br />

treffen lassen; Gruppen tauschen<br />

die Touren aus, ohne irgendwelche<br />

Informationen zur Planung <strong>und</strong> Entscheidung<br />

weiterzugeben; nachdem die<br />

gleichen Touren zweimal geplant wurden<br />

Austausch der Ergebnisse <strong>und</strong> Diskussion;<br />

Ziel: Vertiefung des Entscheidungsprozesses,<br />

Beseitigung diffuser<br />

Entscheidungsvorgänge („Gruppenbrei“).<br />

Tipps für die Führungspraxis:<br />

● Inwieweit bin ich fremd- oder selbstgesteuert<br />

bei Entscheidungen für Tourenziele<br />

<strong>und</strong> bei den jeweiligen Planungsprozessen?<br />

Es ist wichtig, sich darüber<br />

selbst Rechenschaft abzulegen!<br />

● Bei Tourenausschreibungen ist es wichtig,<br />

möglichst lange für eine Änderung<br />

des Tourengebiets flexibel zu bleiben.<br />

Nur dann ist es möglich, auf in der Planung<br />

gewonnene Antworten adäquat<br />

zu reagieren.<br />

● Viele Fehlerketten, die schließlich in<br />

einem Unfall enden, haben ihren Ur -<br />

sprung bereits in der Planungsphase.<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

● Skitourengruppen sollten keinesfalls<br />

größer als acht Personen sein. Bei anspruchsvollen<br />

Unternehmungen ist eher<br />

eine Obergrenze von sechs Teilnehmern<br />

zu empfehlen, da ansonsten be -<br />

stimmte führungstaktische Maßnahmen<br />

nicht mehr durchführbar sind (siehe<br />

Ab schnitt „<strong>Taktik</strong> der Gruppenführung“).<br />

● Problem bei mehreren Gruppen am<br />

Standort: Kann meine Gruppe entscheidungsautark<br />

bleiben? Konsequenz:<br />

unter Umständen Zielwechsel.<br />

2.2.2<br />

Entscheidungsszenario <strong>und</strong><br />

Checkpunkte<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

Zielgruppe:<br />

Fortgeschrittene Skibergsteiger<br />

Vorab festgelegte Entscheidungsszenarien<br />

<strong>und</strong> Checkpunkte gehören zu einer strategischen<br />

Tourenplanung. Beides hilft uns,<br />

auch bei lückenhafter oder unsicherer<br />

Informationslage zu sinnvollen Planungsergebnissen<br />

zu kommen.<br />

Unsicheres oder lückenhaftes Wissen in<br />

den Planungsbereichen Verhältnisse -<br />

Gelände - Mensch ist die Regel <strong>und</strong> nicht<br />

die Ausnahme. Entscheidend ist, dass wir<br />

unsicheres Wissen <strong>und</strong> Informationslü -<br />

cken auch als solche erkennen <strong>und</strong><br />

akzeptieren.<br />

Entscheidet man sich in der Tourenplanung<br />

für eine bestimmte Skitour, sollte<br />

man sich im Klaren darüber sein, dass<br />

diese Entscheidung lediglich auf der eigenen<br />

Interpretation der gewonnenen In -<br />

formationen über Verhältnisse, Gelände<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer beruht. Diese Interpretation<br />

<strong>und</strong> die Realität müssen nicht unbedingt<br />

deckungsgleich sein. Die menschliche<br />

Psyche schließt Informations lü cken/<br />

17


18<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

In terpretationsräume gr<strong>und</strong>sätzlich mit<br />

eigenen (zumeist optimistischen) Phan -<br />

tasien <strong>und</strong> Spekulationen.<br />

Deshalb muss man sich bei jeder Entscheidung<br />

bewusst machen, bis zu welchem<br />

Punkt der Tour sie auf Gr<strong>und</strong> der<br />

herrschenden Informationslage gilt. Dort<br />

ist dann der Checkpunkt, bis zu welchem<br />

man fehlende Informationen gesammelt<br />

<strong>und</strong> unsicheres Wissen überprüft hat.<br />

Beispiel (unbekannte Skitourengruppe,<br />

aus der Sicht des Ausbilders):<br />

„Auf Gr<strong>und</strong> der Tourenausschreibung<br />

nehme ich an, dass alle Teilnehmer sehr<br />

gute Skifahrer sind. Für die Gipfelflanke<br />

des ‘Steilhorns’ ist sicheres Skifahren<br />

unbedingt notwendig. Mein Checkpunkt<br />

ist die Hütte, auf der wir vor der geplanten<br />

Tour übernachten werden. Bis dorthin<br />

muss ich mir ein klares Bild über das tatsächliche<br />

skifahrerische Können der Gruppe<br />

gemacht haben. Als Alternativziel lege<br />

ich den problemlosen ‘Flachkogel’ fest.“<br />

Die bei der Tourenplanung definierte<br />

Regel würde also heißen: „Wenn ich bis<br />

zur Hütte sicher weiß, dass die Gruppe<br />

wirklich nur aus sehr guten Skifahrern<br />

besteht, dann können wir das ‘Steilhorn’<br />

angehen.“<br />

Ähnliche Szenarien lassen sich für die<br />

meisten Entscheidungssituationen aufstellen,<br />

welchen man im winterlichen Gebirge<br />

begegnen kann. Wichtig ist, Entscheidungen<br />

<strong>und</strong> Szenarien vor den Teilnehmern<br />

transparent zu machen.<br />

Von herausragender Bedeutung ist die<br />

Planungsstrategie „Entscheidungsszenarien<br />

<strong>und</strong> Checkpunkte“ beim Umgang mit<br />

dem Lawinenrisiko, da hier Unsicherheit<br />

<strong>und</strong> Lückenhaftigkeit des Wissens be son -<br />

ders groß sind (siehe Kapitel „Lawinenk<strong>und</strong>e“).<br />

Methode<br />

● Im Rahmen eines Kurzvortrags oder<br />

Unterrichtsgesprächs die Begriffe Entscheidungsszenario<br />

<strong>und</strong> Checkpunkte<br />

als wichtige Bestandteile der Tourenplanung<br />

einführen<br />

● die theoretischen Begriffe mit Leben<br />

füllen; Risikosituationen des öffentlichen<br />

Lebens nennen, in denen Szenarien<br />

feste Bestandteile von Entscheidungsprozessen<br />

sind; z.B. Börse/Stopp<br />

Los: „Wenn der Kurs einer Aktie auf<br />

den Kurswert X fällt, dann verkaufen!“<br />

z.B. Notfallpläne im Flugverkehr, Szenarien<br />

beim Expeditionsbergsteigen<br />

● eine Verbindung zwischen „Entscheidungsszenarien<br />

<strong>und</strong> Checkpunkten“ mit<br />

der Planungssystematik Verhältnisse -<br />

Gelände - Mensch herstellen: Wenndann-Planungsbeispiele<br />

aus der alpinen<br />

Praxis vorstellen bzw. von den Teilnehmern<br />

finden lassen. Beispiel Umkehrzeit<br />

bei Everestbesteigungen: „Wenn<br />

wir den Gipfel um 14.00 Uhr noch nicht<br />

erreicht haben, dann drehen wir um!“<br />

● Ausblick geben: Szenarien <strong>und</strong> Check -<br />

punkte als hilfreiche Strategie zum<br />

Umgang mit dem Lawinenrisiko.<br />

2.3<br />

VS-Kontrolle <strong>und</strong> Ausrüstungscheck<br />

Beides ist unverzichtbar für die eigene<br />

Führungstätigkeit <strong>und</strong> außerdem wichtiger<br />

Lehrinhalt in einem Einsteigerkurs<br />

Skibergsteigen.<br />

INhalt<br />

VS-Kontrolle <strong>und</strong> Ausrüstungscheck werden<br />

bei jedem Aufbruch zu einer Skitour durch -<br />

geführt. Folgende Ausrüstungsgegen stän -<br />

de sollten zusätzlich unbedingt durch Ab -<br />

fragen gecheckt werden:


PRO TEILNEHMER<br />

● Lawinenschaufel<br />

● Sonde<br />

● Sonnenbrille, Sonnenschutz<br />

● warme Handschuhe, Mütze<br />

● bei entsprechenden Wetterbedingungen:<br />

Skibrille, Sturmhaube, Sonnenhut<br />

● bei entsprechenden Schneebedingungen:<br />

Harscheisen<br />

● falls die Tour mit einer Abfahrt beginnt:<br />

Felle<br />

● bei Skihochtouren: individuelle Gletscherausrüstung<br />

GRUPPENAUSRÜSTUNG<br />

● Biwaksack<br />

● Ersatzbrille<br />

● Apotheke<br />

● Handy/Funk<br />

● Orientierungsmaterial<br />

● Reparaturset<br />

● bei Durchquerungen: Ersatzfelle<br />

● bei Skihochtouren: Seil<br />

● bei Mehrtagesunternehmungen: Ersatz-<br />

VS-Gerät<br />

VS-KONTROLLE<br />

Bei der VS-Kontrolle wird zuerst überprüft,<br />

ob alle Teilnehmergeräte empfangen<br />

<strong>und</strong> das Leitergerät sendet<br />

● Alle Teilnehmer stellen ihr Gerät auf<br />

„Empfangen“, nur der Tourenleiter<br />

bleibt auf „Senden“; empfängt jeder?<br />

● Leiter stellt ebenfalls auf „Empfangen“.<br />

Immer noch Empfang? Dadurch kann<br />

kontrolliert werden, ob zuvor wirklich<br />

alle Geräte auf „Empfang“ gestellt<br />

waren.<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

● Dann schalten alle Teilnehmer auf<br />

„Senden“ <strong>und</strong> es wird überprüft, ob<br />

alle Teilnehmergeräte senden <strong>und</strong> das<br />

Leitergerät empfängt:<br />

● Leiter entfernt sich ca. 20-30m von der<br />

Gruppe, stellt sein Gerät auf kleinsten<br />

Empfangsbereich <strong>und</strong> lässt die Teilnehmer<br />

einzeln vorbeigehen bzw. kontrolliert,<br />

ob bei jedem Teilnehmer in etwa<br />

dieselbe, zutreffende Distanz angezeigt<br />

wird.<br />

VS-Kontrolle<br />

Methode<br />

Am ersten Ausbildungs- bzw. Tourentag<br />

werden Ausrüstungscheck <strong>und</strong> VS-Kontrolle<br />

vom Ausbilder erklärt <strong>und</strong> demonstriert.<br />

An den folgenden Tagen werden<br />

beide Aufgaben jeweils von Teilnehmern<br />

übernommen <strong>und</strong> gegebenenfalls korrigiert.<br />

Bemerkungen zur Führungspraxis:<br />

Die vorgestellte Reihenfolge der VS-Kon-<br />

19


20<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

trolle stellt sicher, dass danach wirklich<br />

alle Teilnehmer mit VS-Geräten unterwegs<br />

sind, die auf „Senden“ gestellt sind.<br />

Eventuell kann man bei Mehrtagesunternehmen<br />

ab dem zweiten Tag auf den<br />

ersten Teil der VS-Kontrolle verzichten<br />

(kleiner VS-Check).<br />

Die verkürzte Empfangskontrolle kann<br />

auch auf kleinem Raum durchgeführt werden<br />

(z.B. im Skiraum, wenn extrem schlech -<br />

tes Wetter vorherrscht). Der Leiter stellt<br />

auf geringste Empfangsentfernung (achtet<br />

auf minimalste Entfernungsangabe) <strong>und</strong><br />

überprüft die Gruppe beim Verlassen des<br />

Skiraumes aus nächster Distanz bzw. am<br />

Körper; vom Letzten lässt er sich selbst<br />

gegenchecken. Für den Fall, dass ein Teilnehmergerät<br />

nicht einwandfrei funktioniert,<br />

sollte der Tourenleiter ein Ersatzgerät<br />

im Gepäck haben.<br />

2.4<br />

Spuranlage im <strong>Aufstieg</strong><br />

Geländeangepasste Spur; aus Sicht der Sicherheit <strong>und</strong> Ökonomie<br />

Die <strong>Aufstieg</strong>sspur wird nicht umsonst als<br />

„Visitenkarte des Skibergsteigers“ be -<br />

zeichnet. Sie sagt viel über seine Erfahrung<br />

<strong>und</strong> sein Können aus. Die Fähigkeit,<br />

eine gute Spur anzulegen, ist daher eine<br />

Schlüsselqualifikation von Tourenleitern<br />

<strong>und</strong> zentraler Lehrinhalt für Kurse im<br />

Fortgeschrittenenbereich.


<strong>Inhalt</strong><br />

Die vier übergeordneten Gesichtspunkte<br />

für eine gute <strong>Aufstieg</strong>sspur sind:<br />

● Sicherheit im Hinblick auf Lawinen<br />

(siehe Kapitel Lawinenk<strong>und</strong>e), Absturz,<br />

Wechtenbruch, Spaltensturz (auf Gletschern)<br />

● Ökonomie<br />

- gleichmäßige, mäßigsteile (ca. 10-15°)<br />

Spur neigung<br />

- für Richtungswechsel Flachstellen<br />

nutzen<br />

- für eine Richtungsänderung muss es<br />

immer einen nachvollziehbaren Gr<strong>und</strong><br />

geben: Routenverlauf, Gefahr, un öko -<br />

nomisches Gehen, außerordentlich<br />

gute Gelegenheit für Kehre, ungünsti-<br />

Gleichmäßig steile <strong>und</strong> geländeangepasste Spur<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

ge Witterungseinflüsse, etc; ansonsten<br />

wird einfach keine Kehre ge macht!<br />

- in kleinräumigem, stark strukturiertem<br />

Gelände mit Hindernissen eine<br />

etwas steilere Spur anlegen<br />

- in großen Hangsystemen etwas flacher<br />

<strong>und</strong> großzügiger<br />

- Spitzkehren flach anlegen<br />

- in Rinnen lieber etwas steiler <strong>und</strong><br />

direkter im Rinnengr<strong>und</strong> gehen als<br />

mit Kehren in den Seitenwänden<br />

● Erfordernisse des Naturschutzes beachten<br />

(vgl. Kap. Umweltbildung)<br />

● Großzügigkeit/Eleganz: Eine <strong>Aufstieg</strong>sspur<br />

in einem weiten, großzügigen<br />

Gelände soll selbst großzügig angelegt<br />

sein.<br />

21


22<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

Methode<br />

Die Ausbildung in der Spuranlage sollte<br />

in drei Phasen ablaufen:<br />

● theoretischer Input: kurze Vorstellung<br />

der Gr<strong>und</strong>merkmale einer guten <strong>Aufstieg</strong>sspur<br />

● praktische Ausbildung im Gelände:<br />

- Beurteilung bestehender <strong>Aufstieg</strong>sspuren<br />

- Anlage eigener <strong>Aufstieg</strong>sspuren;<br />

dabei ist ein noch nicht angespurtes<br />

Tourenziel besonders reizvoll.<br />

Gespurt wird in Wechselführung, Teilabschnitte<br />

können jeweils gemeinsam<br />

vorweg beurteilt <strong>und</strong> geplant<br />

werden. Bei den Wechseln gibt sich<br />

zunächst der Spurende selbst Feedback<br />

<strong>und</strong> bekommt dann von den<br />

anderen Teilnehmern <strong>und</strong> vom Ausbilder<br />

Rückmeldungen.<br />

- Gegebenenfalls kann man dem Spurenden<br />

auch ermöglichen, einen Teilabschnitt<br />

seiner Spur nochmals<br />

selbst nachzugehen, um Rückmeldungen<br />

besser nachzuvollziehen.<br />

- die „Feedback-Kolonne“: Der Spurende<br />

legt die Spurneigung, die er<br />

durchzuhalten beabsichtigt, auf den<br />

ersten Metern seiner Spur fest, der<br />

unmittelbare Hintermann hat die<br />

Erlaubnis, bei jeder Neigungsveränderung<br />

hyperkritisch zu intervenieren.<br />

Der zweite Hintermann beurteilt<br />

ebenso kritisch die Qualität der Kehren,<br />

der dritte Hintermann beurteilt<br />

die Sicherheit, der vierte die Gesamtökonomie,<br />

usw; in geeigneten Intervallen<br />

Rollenwechsel.<br />

● theoretische Nachbereitung: Praxiserfahrungen<br />

werden ausgetauscht, die<br />

Kerninhalte zusammengefasst.<br />

Das Tourenziel sollte für diese Ausbildung<br />

nicht zu groß gewählt sein, da die<br />

zum Erreichen des Lehrziels wichtigen<br />

Besprechungen einige Zeit benötigen. Die<br />

Trauben des Erfolges sollten speziell bei<br />

diesem Thema nicht zu hoch hängen,<br />

entsprechend positiv sollte auch kritisiert<br />

werden. Es geht bei dieser Ausbildung<br />

mehr um erste Impulse <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

einer eigenen Spur als um perfekte<br />

Ergebnisse, die beim Thema Spuranlage<br />

sowieso erst nach einem jahrelangen<br />

Erfahrungsprozess zu erwarten sind.<br />

2.5<br />

<strong>Taktik</strong> der Gruppenführung<br />

Dieser Abschnitt ist mehr für die Führungspraxis<br />

als für die Lehrtätigkeit ge -<br />

dacht. Es soll ein Überblick über führungstaktische<br />

Maßnahmen im <strong>Aufstieg</strong>,<br />

in der Abfahrt <strong>und</strong> auf Gletschern gegeben<br />

werden. Lediglich zum Thema „Ab -<br />

fahren am Seil“ finden sich auch methodische<br />

Tipps.<br />

2.5.1<br />

Checkliste für die Touren -<br />

vorbereitung<br />

● Stimmige Tourenplanung (Verhältnisse,<br />

Gelände, Teilnehmer, Tourenziel)?<br />

● Entscheidungsszenarios mit Checkpunkten<br />

festgelegt (welche Informationen<br />

will ich bis wohin sammeln oder überprüfen)?<br />

● Gibt es Alternativziele?<br />

● informieren (einbinden) der Gruppe<br />

über (in) mögliche Umkehrentscheidungen<br />

<strong>und</strong> antizipierte Szenarien; falls<br />

Zielerreichung relativ unwahrscheinlich<br />

wird, lautet die Schlüsselfrage: „Sollen<br />

wir gleich ein anderes Ziel nehmen, oder<br />

tragt ihr das (Abbruch-)Risiko voll mit?“<br />

● Information der Gruppe über Tourenziel,<br />

Tourencharakter, Tourenlänge,<br />

Ausrüstungsbedarf


Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

● Festlegung von Frühstücks- <strong>und</strong> Aufbruchzeiten.<br />

Erfahrungsgemäß sollte<br />

dazwischen mindestens 1 St<strong>und</strong>e liegen.<br />

● Verteilung der Gruppenausrüstung<br />

● VS-Kontrolle <strong>und</strong> Ausrüstungscheck<br />

(siehe oben).<br />

2.5.2<br />

<strong>Taktik</strong> der Gruppenführung im<br />

<strong>Aufstieg</strong><br />

MAßNAHME SITUATION BEMERKUNGEN<br />

Wahl eines<br />

angemessenen<br />

<strong>Aufstieg</strong> -<br />

tempos<br />

Festlegung der<br />

Gruppen -<br />

reihenfolge<br />

Pausen -<br />

gestaltung<br />

während des gesamten<br />

<strong>Aufstieg</strong>s<br />

Ausgleich von Leistungsunterschieden,Abwechseln<br />

beim Spuren<br />

● spätestens nach zwei<br />

St<strong>und</strong>en Gehzeit<br />

● Pause mit anderen<br />

Maßnahmen (Gurt anlegen,<br />

Harscheisen, etc.)<br />

nach Möglichkeit kombinieren.<br />

Das Tempo orientiert sich immer am<br />

schwächsten Teilnehmer. Außerdem<br />

hängt es von den Geländeschwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> der Tourenphase ab:<br />

„je schwieriger desto langsamer“<br />

(Sicherheit)<br />

„langsam auf Touren kommen“<br />

Nicht immer notwendig! Bei guter Spur<br />

geht der Schwächste direkt hinter dem<br />

Führenden. Lediglich bei viel Spurarbeit<br />

rutscht er ein paar Positionen zurück,<br />

damit die Spur vor ihm noch verbessert<br />

werden kann. Bei homogenen Gruppen<br />

<strong>und</strong> tiefer Spurarbeit lässt sich der Spurende<br />

immer wieder - ähnlich der Radverfolgung<br />

- ans Ende zurückfallen. Reihenfolge<br />

<strong>und</strong> Tempo sollen aber nicht<br />

zu dogmatisch verstanden werden, über<br />

weite Passagen kann zuweilen unterschiedliches<br />

Tempo <strong>und</strong> Rhythmus<br />

gegangen werden, dann Treffpunkt vereinbaren<br />

<strong>und</strong> einhalten, später gemeinsam<br />

weiter gehen.<br />

Der Pausenplatz muss lawinensicher<br />

<strong>und</strong> soll nach Möglichkeit windgeschützt<br />

sein. Eine lohnende Pause beträgt ca.<br />

30 Min.; am Anfang ankündigen, wann<br />

weitergegangen wird.<br />

23


24<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

MAßNAHME SITUATION BEMERKUNGEN<br />

normaler<br />

Gruppenabstand:<br />

2 bis<br />

3 Meter zwischen<br />

den Ski<br />

der Mitglieder<br />

Entlastungsabstand:<br />

10-20 Meter<br />

zwischen den<br />

Mitgliedern<br />

Hang einzeln<br />

gehen<br />

Der Führende<br />

legt die Spur<br />

einzeln an,<br />

die Gruppe<br />

folgt im<br />

Entlastungs -<br />

abstand.<br />

Entscheidung:<br />

alte statt<br />

neue Spur<br />

Entscheidung:<br />

steile statt<br />

flache Spur<br />

Sammelpunkt<br />

am Hangausstieg<br />

- nicht<br />

alle auf einem<br />

Fleck, solange<br />

sich noch je -<br />

mand im<br />

Hang befindet!<br />

<strong>Aufstieg</strong>ssituationen mit<br />

sehr geringem Lawinen -<br />

risiko (grüner Bereich der<br />

SnowCard)<br />

<strong>Aufstieg</strong>ssituationen mit<br />

erhöhtem Lawinen risiko<br />

(ab orangem Bereich der<br />

SnowCard)<br />

kurze Passagen mit er -<br />

höhtem Risiko (Querung<br />

von Rinnen, kurze Steilstufen)<br />

Kombinationseffekte<br />

Minimierung des Lawinenrisikos:<br />

Aus Sicherheitsgründen<br />

ist abzuwägen,<br />

ob eine etwas schlechtere<br />

alte Spur (da „getestet“)<br />

einer neuen, nur geringfügig<br />

besseren vorzuziehen<br />

ist.<br />

Minimierung des Lawinenrisikos<br />

Minimierung des Lawinenrisikos,<br />

speziell des Risikos<br />

eines Strukturbruchs<br />

(siehe Kapitel „Lawinengefahr“)<br />

Gleichmäfliger Gehrhythmus ist somit<br />

auch im hinteren Drittel der Gruppe<br />

möglich.<br />

Reduzierung der Auslösewahrscheinlichkeit<br />

von Schneebrettern (siehe Kapitel<br />

Lawinen)<br />

Verringerung des möglichen Schadensausmaßes<br />

im Falle eines Lawinenabgangs<br />

Das Kriterium „getestet“ trifft nur zu,<br />

wenn die alte Spur mit Entlastungsabständen<br />

begangen wird.<br />

Aus Sicherheitsgründen ist eine steile,<br />

da kürzere Spur, der flachen vorzuziehen,<br />

weniger Hangabschnitte werden<br />

betreten.


MAßNAHME SITUATION BEMERKUNGEN<br />

gute Spuranlage<br />

frühzeitiges<br />

Anlegen von<br />

Harscheisen<br />

Ausbau von<br />

Wende -<br />

punkten<br />

frühzeitiges<br />

Ausziehen der<br />

Ski <strong>und</strong> evtl.<br />

Anlegen der<br />

Steigeisen<br />

Einrichten<br />

eines Ski -<br />

depots<br />

sicherungstechnische<br />

Maßnahmen<br />

immer<br />

harschige Hänge über ca.<br />

25° Steilheit (situationsabhängig)<br />

harschige Hänge über 30°<br />

Steilheit<br />

Steilhänge, je nach Könnensstand<br />

35° - 40° Steilheit<br />

Letzter Gipfelanstieg<br />

muss zu Fuß bewältigt<br />

werden.<br />

Gipfelanstieg, Passage<br />

mit erheblicher Absturzgefahr<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

siehe Abschnitt „Spuranlage“; Kriterien:<br />

Sicherheit, Ökonomie, Umweltschutz.<br />

Bei harschigen, steilen Hängen ist es<br />

wichtig, möglichst absturzsichere Plätze<br />

für Spitzkehren zu wählen (Hangverflachung,<br />

oberhalb von Latschen, La winen -<br />

bollen, etc.). Achtung vor gefrorenen<br />

Gleitbahnen von Nassschneerutschen!<br />

Lieber die Harscheisen etwas zu früh als<br />

zu spät anlegen lassen; die Zeit rechnet<br />

sich gegenüber der Gefahr von Materialverlust<br />

oder Absturz.<br />

● Spitzkehren flach anlegen<br />

● waagerechtes Podest für Talski<br />

stampfen<br />

● wenn vorhanden, kann man bei<br />

schwachen TN dabei auch mit dem<br />

Pickel nachhelfen<br />

Hier gilt der gleiche Gr<strong>und</strong>satz wie beim<br />

Gebrauch der Harscheisen.<br />

● Auf sicheres Fixieren der Ski achten<br />

● flache, lawinensichere Depotstelle-<br />

Achtung, Skier nicht im Auslauf, falls<br />

Gruppe darüber steil ansteigt!<br />

Fixseil, Geländerseil (siehe Kapitel „Führung“)<br />

25


26<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

Gruppe mit Entlastungsabständen<br />

2.5.3<br />

<strong>Taktik</strong> der Gruppenführung in<br />

der Abfahrt<br />

Gruppen während einer Abfahrt erscheinen<br />

oftmals wie eine führerlose Meute,<br />

die sich wildentschlossen ins Tal stürzt.<br />

Das ist auch kein W<strong>und</strong>er. Der Tiefschneerausch,<br />

die Euphorie der Teilnehmer<br />

macht es dem Tourenleiter oft nicht<br />

leicht, seiner verantwortungsvollen Rolle<br />

auch während der Abfahrt gerecht zu<br />

werden. Es gibt jedoch einige Maßnah-<br />

men <strong>und</strong> Organisationsformen, die ihm<br />

hierbei helfen <strong>und</strong> zur Sicherheit sowie<br />

zum gesteigerten Erlebnis der Gruppe<br />

beitragen.<br />

ALLGEMEINE MAßNAHMEN<br />

● Wahl der Abfahrtsroute nach denselben<br />

Kriterien wie bei der <strong>Aufstieg</strong>sspur;<br />

zusätzlich kommen noch die Kriterien<br />

Schneequalität <strong>und</strong> skifahrerisches<br />

Gruppenniveau hinzu.<br />

● Wichtig ist es, der Gruppe, wo immer<br />

möglich, den Freiraum für skifahreri-


sches Vergnügen zu geben. Dann ist<br />

die Bereitschaft, auch unbequeme Führungsmaßnahmen<br />

zu befolgen, deutlich<br />

höher. Die Disziplin wird im Ernstfall<br />

aufrecht erhalten. Gruppen, die sehr<br />

wenig Freiraum haben, brechen (oft) in<br />

ungünstigen (gefährlichen) Situationen<br />

aus!<br />

● Einteilung eines Schlussmannes (mit<br />

Apotheke), der ein guter Skifahrer sein<br />

sollte<br />

● klare Anweisungen geben <strong>und</strong> mit<br />

Nachdruck auf ihre Einhaltung achten;<br />

z.B. Organisationsform, nächster Sammelpunkt<br />

● Der Tourenleiter fährt gewöhnlich voraus<br />

<strong>und</strong> wird von niemandem überholt.<br />

● Fährt die Gruppe gleichzeitig, stimmt<br />

der Führende das Fahrtempo <strong>und</strong> die<br />

Fahrweise auf das schwächste Gruppenmitglied<br />

ab.<br />

ORGANISATIONSFORMEN<br />

Die Lawinensituation, die Sichtverhältnisse,<br />

die Gruppengröße, das skifahrerische<br />

Können der Gruppe sind die wich-<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

● Bei langen Schussstrecken mit klar<br />

definierbarem Wegverlauf <strong>und</strong> Sammelpunkten<br />

fährt der Führende als „Lumpensammler“<br />

hinterher. Stürze in flachen<br />

Schusspassagen sind verletzungsträchtig,<br />

der Führende wäre im Ernstfall<br />

meilenweit voraus.<br />

● Bei allen Organisationsformen, außer<br />

beim Spurfahren, soll jeder Teilnehmer<br />

seine Spur parallel an die Spur des<br />

Vordermannes legen.<br />

● Teilstreckenlänge dem skifahrerischen<br />

Niveau angemessen wählen<br />

● Gerade schlechte Skifahrer lassen sich<br />

gerne nach hinten fallen: „ja niemanden<br />

behindern“; dem muss der Führende<br />

bewusst entgegensteuern: Schwache<br />

Skifahrer sind vorne!<br />

● an den Sammelpunkten genügend<br />

lange Pausen einhalten, damit sich<br />

auch der Schlussmann erholen kann.<br />

tigsten Faktoren, welche bestimmen, in<br />

welcher Organisationsform abgefahren<br />

wird.<br />

ORGANISATIONSFORM SITUATION BEMERKUNG<br />

Formationsfahren:<br />

● Die Gruppe fährt gleichzeitig.<br />

● Der Führende fährt voraus,<br />

die Teilnehmer folgen<br />

leicht zur Seite <strong>und</strong><br />

nach hinten versetzt.<br />

Begrenzungsspur: Der<br />

Führende grenzt mit seiner<br />

Spur den zu befahrenden<br />

Hang bereich gegen -<br />

Ist in Hängen unter 30°<br />

Steilheit die Regel, insbesondere<br />

bei guten Schnee -<br />

bedingungen <strong>und</strong> übersichtlichem<br />

Gelände; in<br />

steileren Hängen nur bei<br />

sehr sicheren Lawinenverhältnissen<br />

ratsam.<br />

Hangbereiche mit unterschiedlichemGefahrenpotential<br />

Vorteile dieser Form:<br />

Gruppe kann geschlossen<br />

geführt werden;<br />

zeitsparende Organisationsform;<br />

Hänge werden nicht wahllos<br />

zerfahren;<br />

Nachteil: Im Falle eines<br />

Lawinenabgangs ist die<br />

gesamte Gruppe betroffen.<br />

Gruppe fährt einzeln/in<br />

Formation im definierten<br />

Korridor<br />

27


28<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

ORGANISATIONSFORM SITUATION BEMERKUNG<br />

über ge fährlichen Hangbzw.<br />

Einzugsbereichen ab.<br />

Abstand- bzw. Einzel -<br />

fahren: Der Führende<br />

grenzt den zu befahrenden<br />

Hangbereich ein <strong>und</strong><br />

fährt voraus; er wählt<br />

einen sicheren Sammelpunkt,<br />

von dem aus<br />

Sichtkontakt zur Gruppe<br />

besteht. Auf sein Zeichen<br />

fahren die Gruppenmitglieder<br />

jeweils hinterher.<br />

Spurfahren:<br />

● Führender fährt langsam<br />

voraus, nach<br />

jedem Schwung<br />

(Stemmschwung, im<br />

Extremfall Spitzkehre)<br />

folgt eine Schrägfahrt.<br />

● Schrägfahrten sehr flach<br />

anlegen, da sonst die<br />

Spur für die letzten<br />

sehr schnell wird.<br />

● Sammelplatz der Grup -<br />

pe nicht unmittelbar<br />

nach dem Schwung, sondern<br />

nach einer Schrägfahrt.<br />

● bei Hängen, die steiler<br />

als 35° sind<br />

● in schmalen Rinnen <strong>und</strong><br />

Couloirs<br />

● in schwierigem <strong>und</strong> von<br />

oben schlecht einsehbarem<br />

Gelände<br />

● in jedem Gelände mit<br />

gefährlichen Passagen<br />

(z.B. Spalten, Abbrüche,<br />

Steine)<br />

● bei schlechtem Schnee<br />

für schwache Fahrer<br />

● bei schlechter Sicht<br />

● Diese Organisationsform<br />

sollte wirklich für Ausnahmesituationenreserviert<br />

bleiben!<br />

Vorteile:<br />

● Im Falle eines Lawinenunfalls<br />

wird nur eine<br />

Person erfasst;<br />

● Skifahrer behindern sich<br />

nicht gegenseitig;<br />

Nachteil: Sehr zeitintensive<br />

Organisationsform,<br />

Abfahrt dauert bei größeren<br />

Gruppen ziemlich<br />

lang (siehe Anmerkung<br />

zur Gruppengröße im<br />

Ab schnitt „Tourenplanung“)<br />

Vorteile:<br />

● Führender kann<br />

Abfahrtsroute ganz<br />

genau festlegen.<br />

● Bei schlechter Sicht gibt<br />

die Spur den nachfolgenden<br />

Skifahrern eine<br />

gute Orientierung <strong>und</strong><br />

erleichtert ihnen die<br />

Abfahrt erheblich.<br />

● Bei schlechtem Schnee<br />

ermöglicht eine gute<br />

Spur auch schwachen<br />

Skifahrern, mit wenig<br />

Stürzen abzufahren. In<br />

diesem Fall bringt das<br />

Spurfahren einen erheblichen<br />

Zeitvorteil.<br />

Nachteil:<br />

● Durch das Einschränken<br />

aller individuellen Freiheiten<br />

bleibt der skifahrerische<br />

Genuss vollkommen<br />

auf der Strecke.


Begrenzungsspur<br />

Einzeln fahren<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

29


30<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

Spurfahren<br />

2.5.4<br />

Anseilen <strong>und</strong> Sicherheitsmaßnahmen<br />

auf Gletschern<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzliche Frage, die sich auf<br />

Gletschern sowohl im <strong>Aufstieg</strong> wie auch<br />

in der Abfahrt immer wieder stellt, lautet:<br />

anseilen oder nicht anseilen? (siehe Kapitel<br />

„Sicherung“ <strong>und</strong> „Führen“)<br />

Eine allgemein gültige Antwort lässt sich<br />

auf diese Frage nicht geben, jedoch gibt<br />

es bestimmte Situationen, die eindeutige<br />

Antworten zulassen.<br />

ANSEILEN<br />

● in Gletscherbrüchen oder in Spaltenzonen<br />

● bei Neuschnee, vor allem unter Windeinwirkung<br />

● bei dünner Schneeauflage (z.B. im<br />

Frühwinter)<br />

● bei schlechter Sicht<br />

● im Frühjahr bei durchfeuchtetem Firn<br />

am Nachmittag.<br />

AUF DAS SEIL KANN VERZICHTET WERDEN<br />

● auf vom Sommer bekannten, weitgehend<br />

spaltenfreien Gletschern<br />

● im Spätwinter <strong>und</strong> Frühjahr bei dicker,<br />

gefrorener Firnauflage (vormittags)<br />

● in sehr schneereichen Wintern bei dicker,<br />

gut gesetzter Schneeauflage.<br />

AUF DAS SEIL MUSS VERZICHTET WERDEN<br />

● wenn die Lawinengefahr größer als die<br />

Spaltensturzgefahr eingeschätzt wird<br />

● wenn die Absturz- <strong>und</strong> damit die Mitreißgefahr<br />

größer sind als die Spaltensturzgefahr<br />

(z.B. in hartgefrorenen Gletscherhängen<br />

über 35° Steilheit, in be -<br />

sonderen Situationen sogar flacher)


● Sind alle drei Gefahren in Kombination<br />

vorhanden, muss auf andere Sicherungsmethoden<br />

umgestiegen werden<br />

(z.B. Fixseil, siehe Kapitel „Führung“).<br />

ALLGEMEINE MAßNAHMEN<br />

● Alle Gruppenmitglieder sollten generell,<br />

auch wenn nicht angeseilt aufgestiegen<br />

bzw. abgefahren wird, den Klettergurt<br />

angelegt haben. Das Seil ist griffbereit<br />

<strong>und</strong> vorbereitet. So ist ein kurzfristiges<br />

Anseilen schnell möglich. Außerdem<br />

wird die Bergung erheblich erleichtert,<br />

falls es unangeseilt zu einem Spaltensturz<br />

kommt.<br />

● Die Spur wird in Spaltenzonen nach<br />

Möglichkeit so angelegt, dass sie rechtwinklig<br />

zur Spaltenrichtung verläuft.<br />

Dafür muss man unter Umständen<br />

Abstriche in der Ökonomie <strong>und</strong> „Eleganz“<br />

der <strong>Aufstieg</strong>sspur machen.<br />

● Ist eine zur Spaltenrichtung parallele<br />

Spuranlage nicht zu vermeiden, sollten<br />

Versetztes Gehen bei spaltenparallelem <strong>Aufstieg</strong><br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

die Seilschaftsmitglieder seitlich versetzt<br />

zueinander aufsteigen.<br />

● Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte man konsequent<br />

sein: Entscheidet man sich, eine Gletscherpassage<br />

angeseilt aufzusteigen,<br />

sollte man in der Abfahrt nicht leichtfertig<br />

auf das Seil verzichten! Skifahren<br />

am Seil muss nicht unbedingt als Zu -<br />

mutung, sondern kann auch als Herausforderung<br />

verstanden werden!<br />

Zumindest sollte sich die ohne Seil<br />

abfahrende Gruppe des erhöhten Risikos<br />

bewusst sein.<br />

● Wird unangeseilt abgefahren, muss der<br />

Führende den zu befahrenden Hangbereich<br />

besonders genau eingrenzen. Bisweilen<br />

kann die Organisationsform<br />

„Spur fahren“ ratsam sein. Sammelpunkte<br />

dürfen nur auf garantiert spaltenfrei -<br />

em Gr<strong>und</strong> gewählt werden. Ist dies nicht<br />

sichergestellt, wählt man einen Sammelpunkt<br />

lieber großräumig, um auszuschließen,<br />

dass sich die ge samte Gruppe<br />

auf einer Spaltenbrücke versammelt.<br />

31


32<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

2.5.5<br />

Abfahren am Seil<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

● Situationen, in welchen angeseiltes<br />

Abfahren angebracht ist, sollen deutlich<br />

werden (siehe oben).<br />

● Die Seilschaft bleibt in gleicher Weise<br />

angeseilt wie beim <strong>Aufstieg</strong>; ideale<br />

Seilschaftsgröße: drei bis vier Personen.<br />

● Das Seil bleibt während des Fahrens<br />

relativ gespannt. Lediglich der Schlussmann<br />

kann zum Längenausgleich eine<br />

Schlinge in der Hand halten. Dazu kann<br />

er seine Stöcke auf den Rucksack<br />

schnallen.<br />

● Alle nehmen ihre vom Gurt weglaufenden<br />

Seilstränge mit einem kleinen Seilbauch<br />

gemeinsam mit den Stöcken in<br />

die Hand; so können Spannungen im<br />

Seil ausgeglichen werden.<br />

Abfahren am Seil<br />

● Reihenfolge: Der Führende fährt voraus,<br />

die schwächeren Skifahrer folgen<br />

nach ihm, starke Skifahrer fahren am<br />

Schluss der Gruppe.<br />

● Bei erkennbar dünnen Spaltenbrücken<br />

muss wie im <strong>Aufstieg</strong> einzeln über die<br />

Gefahrenstelle gesichert werden.<br />

● Gleichzeitiges, seitlich leicht versetztes<br />

Schwingen (Formationsfahren) ist möglich<br />

bei:<br />

- guter Sicht<br />

- sehr guten Skifahrern<br />

- guter Schneequalität<br />

- gleichmäßigen flachen Hängen (Mitreißgefahr).<br />

● Der vorderste Fahrer gibt den Rhythmus<br />

an <strong>und</strong> kündigt Fahrpausen deutlich<br />

an.


● Spurfahren (mit Stemmbögen) ist ratsam<br />

bei:<br />

- schlechter Sicht<br />

- schlechtem Schnee<br />

- weniger geübten Skifahrern.<br />

● Stürzt ein Hintermann, versucht er<br />

sofort, seine Vorderleute auf seinen<br />

Sturz aufmerksam zu machen. Diese<br />

müssen dann schnellstmöglich anhalten.<br />

● Kommt es zu einem Spaltensturz, versuchen<br />

die Hinterleute den Sturz durch<br />

Querstellen der Ski zu halten (auf den<br />

Boden werfen, Ski quer zur Spalte).<br />

Methode<br />

Zum Erlernen eignen sich unvergletscherte,<br />

gleichmäßige <strong>und</strong> mäßig steile Hänge<br />

einer Übungstour (möglichst gut schwingbarer<br />

Schnee). Danach wird die erlernte<br />

Technik auf den Gletscher übertragen.<br />

Bei diesem Thema bietet sich eine lehrerzentrierte<br />

Unterrichtseinheit mit folgender<br />

Übungsreihe an:<br />

● Spurfahren der angeseilten Teilnehmer<br />

bei langsamem Tempo <strong>und</strong> langen<br />

Schrägfahrten (Wechsel der Reihenfolge<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

2. <strong>Taktik</strong> <strong>und</strong> Wissen<br />

bei homogenem skifahrerischem Können<br />

möglich, sonst wird die Reihenfolge<br />

dem Können entsprechend gewählt<br />

<strong>und</strong> belassen)<br />

● Spurfahren mit realistischem, nicht zu<br />

hohem Tempo <strong>und</strong> vorgegebenen Richtungsänderungen<br />

(mit Skistöcken<br />

gesteckter Riesenslalom)<br />

● gleichzeitiges, rhythmisches Schwingen<br />

der Seilschaft; der Seilschaftserste gibt<br />

den Rhythmus vor <strong>und</strong> unterstützt die<br />

Nachfolgenden durch Zuruf.<br />

● Verhalten bei Stürzen<br />

● Bremsverhalten bei simulierten Spaltenstürzen;<br />

ideal ist hierfür ein kleiner<br />

Windkolk<br />

● Ein nebliger Trainingstag bringt ein realistisches<br />

Szenario <strong>und</strong> verursacht<br />

„Gleichgewichtsprobleme“ (für viele<br />

ungewohnt).<br />

SPIEL- UND WETTKAMPFFORMEN<br />

● bei größeren Gruppen Wettbewerb<br />

„Riesentorlauf“ mit Kriterien „die<br />

wenigsten Stürze“, „vollständige Bewältigung<br />

des Parcours“<br />

● Prämierung des schönsten Spurbilds<br />

beim simultanen Schwingen.<br />

33


34<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

3. Kursdesigns<br />

3. Kursdesigns<br />

Entscheidend für die Gestaltung eines<br />

jeden Kurses ist, dass die Eckpfeiler<br />

● äußerer Rahmen (z.B. Dauer, Kursgebiet,<br />

Gelände, Logistik, Unterkunft),<br />

● Teilnehmer (z.B. Vorkenntnisse, Können,<br />

Erwartungen, Kondition) <strong>und</strong><br />

● Kursinhalt (Praxis, Theorie, Touren,<br />

Gewichtung)<br />

stimmig zueinander passen.<br />

Da Skibergsteigen eine Outdoor-Sportart<br />

ist, sollte der Schwerpunkt der Veranstaltung<br />

auch immer draußen liegen. Die<br />

Teilnehmer eines Kurses wollen nicht nur<br />

lernen, sondern auch Spaß haben, weshalb<br />

die Ausbildung möglichst immer auf<br />

Tour stattfinden sollte. Beispielhaft sollen<br />

Designs für drei konkrete Kursszenarien<br />

vorgestellt werden. Je nach Gebietsverhältnissen<br />

können <strong>Inhalt</strong>e gekürzt oder<br />

vertauscht werden.


3.1<br />

Wochenkurs: „Skitouren - Einsteiger“<br />

5 KURSTAGE<br />

Voraussetzungen:<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

3. Kursdesigns<br />

● keine Vorerfahrungen im Skibergsteigen<br />

● sicheres <strong>und</strong> zügiges Skifahren auch auf schwierigen präparierten Pisten<br />

● Kondition für zwei bis drei St<strong>und</strong>en <strong>Aufstieg</strong>.<br />

TAG PRAXIS TOUR THEORIE<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

● elementare Gehtechnik<br />

mit Fellen<br />

● Tipps zur Abfahrtstechnik<br />

im Tiefschnee<br />

● Verschüttetensuche:<br />

oberflächennahe Einfachverschüttung<br />

● Wahrnehmungsübungen<br />

zur Lawinensituation<br />

ohne tieferschürfende<br />

Erklärungen<br />

● Spitzkehre, evtl. Gehen<br />

mit Harscheisen<br />

● Verbesserung der<br />

Abfahrtstechnik<br />

● Verschüttetensuche mit<br />

Mehrfachverschüttung<br />

● Spuren/Spuranlage<br />

● praktische Lawinenk<strong>und</strong>e:<br />

Beurteilung auf<br />

Basis niveau<br />

● Schätzen <strong>und</strong> Messen<br />

von Hangneigungen<br />

● Spuranlage<br />

● Verbesserung der<br />

Abfahrtstechnik<br />

● Orientierung im Gelände<br />

● komplexe Lawinenübung<br />

kurze, leichte Eingehtour(<strong>Aufstieg</strong>szeit<br />

1-2 St<strong>und</strong>en)<br />

leichte Halbtagestour<br />

mittellange Tour,<br />

welche eine eigene<br />

Spuranlage möglich<br />

macht<br />

konditionell wenig<br />

fordernde Halbtagestour<br />

längere Abschlusstour<br />

(keine Überforderung)<br />

Ausrüstungsk<strong>und</strong>e<br />

Was ist wichtig <strong>und</strong><br />

besonders an dem Kursgebiet<br />

(Witterung, Gelände, Orientierung<br />

etc.)?<br />

● alpine Gefahren<br />

● Einführung in die Lawinenk<strong>und</strong>e<br />

● Orientierung mit der Karte<br />

● bestimmen von Hang -<br />

steilheiten aus der Karte<br />

● Tourenplanung (Vortrag)<br />

● Praktische Tourenplanung<br />

● Fähigkeit zur Lawinenbeurteilung:<br />

was können wir,<br />

was brauchen wir noch?<br />

● Welche Tour ist für mein<br />

Können passend? Entscheidungstraining<br />

anhand anderer<br />

Gebietskarten<br />

Kursabschluss<br />

35


36<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

3. Kursdesigns<br />

3.2<br />

Ausbildungswochenende: „Skitouren - Fortgeschrittene“<br />

2,5 KURSTAGE<br />

Voraussetzungen:<br />

● Kenntnisstand entsprechend einem Einsteigerkurs Skitourenlauf<br />

● sicheres Skifahren in gut schwingbaren Schneearten <strong>und</strong> in Hängen bis zu 35° Steilheit<br />

● Kondition für <strong>Aufstieg</strong>e bis zu vier St<strong>und</strong>en.<br />

TAG PRAXIS TOUR THEORIE<br />

1<br />

2<br />

3<br />

je nach Schwerpunkt<br />

ein bis zwei Themen aus:<br />

● Verschüttetensuche mit<br />

Mehrfachverschüttung<br />

u. Tiefverschüttung<br />

● Entscheidungsstrategien<br />

in der Praxis<br />

● Verbesserung Spuranlage<br />

● behelfsmäßige Bergrettung:<br />

- Verletztentransport im<br />

Schnee<br />

- Biwakbau<br />

Klärung offener Fragen<br />

aus den vorangegangenen<br />

Tagen<br />

gegebenenfalls<br />

Hüttenaufstieg<br />

Halbtagestour je<br />

nach Ausbildungsschwerpunkt<br />

längere<br />

Abschlussskitour<br />

je nach Schwerpunkt ein bis<br />

zwei Themen aus:<br />

● Tourenplanung (Vortrag)-<br />

● praktische Tourenplanung<br />

● Entscheidungsstrategien<br />

Lawinenbeurteilung (Überblick)<br />

je nach Schwerpunkt ein bis<br />

zwei Themen aus:<br />

● praktische Tourenplanung-<br />

Spezialthema aus dem Themenbereich<br />

Lawinenk<strong>und</strong>e,<br />

skitourenspezifische Erste<br />

Hilfe (z.B. Erstversorgung<br />

von Lawinenopfern)<br />

Kursabschluss


3.3<br />

Wochenkurs: „Skihochtouren“<br />

5 KURSTAGE<br />

Voraussetzungen:<br />

● Können <strong>und</strong> Wissensstand fortgeschrittener Skibergsteiger<br />

● sicheres Skifahren in allen Schneearten <strong>und</strong> in Hängen bis zu 35° Steilheit<br />

● Kondition für <strong>Aufstieg</strong>e von vier bis fünf St<strong>und</strong>en.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

● Verschüttetensuche<br />

● Mehrfachverschüttung<br />

● Tiefverschüttung<br />

● Anseilen auf Gletschern<br />

● Abfahren am Seil<br />

● Prinzipien der Spaltenbergung<br />

● Gefährtenrettung<br />

● Selbstrettung<br />

● Spuranlage auf dem<br />

Gletscher<br />

Spaltenbergung an realer<br />

Gletscherspalte<br />

● Begehen eines Fixseils<br />

● elementare Steigeisentechnik<br />

Skibergsteigen, <strong>Aufstieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong><br />

3. Kursdesigns<br />

TAG PRAXIS TOUR THEORIE<br />

kürzere Eingehtour<br />

mittellange Tour<br />

kurze Tour zum<br />

Übungsgelände<br />

mittellange Tour<br />

lange Abschlusstour<br />

spezifische Ausrüstungsk<strong>und</strong>e<br />

Skihochtouren<br />

● <strong>Taktik</strong> Skihochtouren<br />

● spezielle alpine Gefahren<br />

Tourenplanung Skihochtouren<br />

freies Thema: z.B. Schwerpunkt<br />

aus der Lawinenk<strong>und</strong>e<br />

37


38<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

<strong>1.</strong> Gr<strong>und</strong>legende Gedanken<br />

Abfahrtstechniken<br />

<strong>1.</strong> Gr<strong>und</strong>legende Gedanken<br />

Das Skifahren im Tiefschnee, egal ob mit<br />

Touren- oder Pistenausrüstung, ist eine<br />

sehr komplexe Angelegenheit. Noch mehr<br />

als beim Pistenfahren müssen Technik<br />

<strong>und</strong> <strong>Taktik</strong> an die sehr unterschiedlichen<br />

Schnee- <strong>und</strong> Geländesituationen angepasst<br />

werden. So kann man Bruchharsch,<br />

aber auch schweren Frühjahrsschnee bis<br />

hin zum lockeren Pulverschnee antreffen.<br />

Für den Unterricht ergibt sich daraus die<br />

Schwierigkeit (aber auch Chance), nicht<br />

eine exakt definierte Technik schulen zu<br />

können, sondern Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

für eine variable Situationsbewältigung<br />

in den Mittelpunkt stellen zu müssen.<br />

Für den Lehrer ist es unbedingt erforderlich,<br />

eine Vorstellung von seinen Unterrichtszielen<br />

<strong>und</strong> den Erwartungen <strong>und</strong><br />

Voraussetzungen seiner Schülern zu ha -<br />

ben, um die Übungen sinnvoll auswählen<br />

zu können.<br />

Damit er eine sinnvolle Übungsauswahl<br />

treffen kann, muss der Lehrer eine ge -<br />

naue Vorstellungen dafür entwickeln, wie<br />

Tiefschneefahren „funktioniert“ <strong>und</strong> welche<br />

Probleme für die Schüler entstehen<br />

(können). Dazu einige gr<strong>und</strong>sätzliche Ge -<br />

danken zum Verständnis für das „Wie“<br />

des Tiefschneefahrens.<br />

Die Ski sinken im Tiefschnee ein <strong>und</strong><br />

sind dadurch schwerer zu drehen als auf<br />

der Piste. Ziel muss es also sein, entweder<br />

die Ski nicht tief einsinken zu lassen<br />

oder zumindest kurzfristig an die Oberfläche<br />

zu bringen, um sie mit wenig Widerstand<br />

drehen zu können.<br />

Drei <strong>Taktik</strong>en, damit die Ski nicht im<br />

Schnee versinken:<br />

● Mit den Ski eine möglichst große,<br />

gleichmäßige Fläche bilden - je größer<br />

die Auflagefläche, desto weniger sinkt<br />

man ein. Dies bedeutet, dass beide Ski<br />

möglichst gleichmäßig belastet werden<br />

sollten. Auch die Länge <strong>und</strong> Breite der<br />

Ski beeinflussen die Auflagefläche.<br />

Spezielle Tiefschnee- bzw. Freerideski<br />

nützen diesen Effekt aus, indem sie<br />

deutlich breiter sind als normale Ski.<br />

● Über hohes Tempo ein „Aufschwimmen“<br />

der Ski erreichen; dieser Effekt<br />

wird am deutlichsten, wenn man sich<br />

vor Augen führt, dass bei entsprechend<br />

ho hem Tempo ein Mensch sogar barfuss<br />

(ganz ohne Ski) Wasserski fahren<br />

kann. Für viele Tiefschneeanfänger<br />

stellt aber gerade das angemessene<br />

Tempo ein großes Problem dar.<br />

Bei höherem Tempo führt schon eine<br />

„mittlere“ Position zum „Aufschwimmen“<br />

der Ski


● Die Ski zur Kurveneinleitung kurzfristig<br />

an die Schneeoberfläche oder sogar<br />

ganz aus dem Schnee herausbringen<br />

<strong>und</strong> diesen Moment zum Andrehen der<br />

Ski nützen; dieses Herausbringen der<br />

Ski kann je nach Situation aktiv oder<br />

eher passiv erfolgen.<br />

In der Praxis wird man die drei geschilderten<br />

<strong>Taktik</strong>en miteinander verbinden<br />

<strong>und</strong> je nach Schneebeschaffenheit unterschiedlich<br />

stark gewichten.<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

<strong>1.</strong> Gr<strong>und</strong>legende Gedanken<br />

39


40<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

2. Wie „funktioniert“ Tiefschneefahren?<br />

2. Wie „funktioniert“ Tiefschneefahren?<br />

Es gibt nicht die eine Tiefschneetechnik.<br />

Vielmehr ist ein vielseitiges Bewegungsrepertoire<br />

erforderlich, um der jeweiligen<br />

Situation entsprechend - unterschiedlicher<br />

Schnee, unterschiedliche Steilheit, verschiedene<br />

Ski (kurz oder lang, Tourenski<br />

oder Pistenski) usw. - reagieren zu können.<br />

Wie auch beim Fahren auf der Piste müssen<br />

die Ski belastet, gekantet <strong>und</strong> ge -<br />

dreht werden, wobei das Kanten hier<br />

eher von untergeordneter Bedeutung ist.<br />

Die entscheidende Rolle spielt sicher die<br />

richtige Be- <strong>und</strong> Entlastung der Ski <strong>und</strong><br />

wie sie am besten (leichtesten) zu drehen<br />

sind.<br />

2.1<br />

Wie werden die Ski im Tiefschnee<br />

be- <strong>und</strong> entlastet?<br />

2.<strong>1.</strong>1<br />

Belastung<br />

Um mit den Ski eine möglichst große,<br />

gleichmäßig belastete Fläche bilden zu<br />

können, sollten sie eng geführt werden.<br />

So bilden beide Beine einen Block <strong>und</strong><br />

arbeiten völlig synchron. Führt man die<br />

Ski etwas breiter, fällt die Blockbildung<br />

der Beine deutlich schwerer, wodurch es<br />

oft zu unterschiedlichen Belastungen<br />

(„Umsteigen“) zwischen Außen- <strong>und</strong><br />

Innenski <strong>und</strong> damit zu einem tieferen Einsinken<br />

des jeweils stärker belasteten Skis<br />

kommt.<br />

Neben der seitlichen Belastungsverteilung<br />

fällt der Belastung in Längsrichtung im<br />

Tiefschnee eine fast entscheidende Be -<br />

deutung zu. Zuviel Druck in Richtung Skispitze<br />

lässt den Ski abtauchen <strong>und</strong> führt<br />

fast unweigerlich zum „Salto“. Zuviel<br />

Rücklage kostet enorm viel Kraft (vor<br />

allem mit Rucksack) <strong>und</strong> erschwert kontrolliertes<br />

Kurvenfahren.<br />

Es gilt daher, ständig <strong>und</strong> sehr feinfühlig<br />

die Lage anzupassen. Insgesamt sollten<br />

jedoch die Fersen etwas stärker belastet<br />

werden als die Ballen, um das Aufschwim -<br />

men der Ski zu erleichtern. Doch bitte<br />

nicht übertreiben! Die modernen Ski er -<br />

zeugen mit ihren breiten Schaufeln ohnehin<br />

schon viel Auftrieb. Die stärkere Be -<br />

lastung der Ferse wird meist schon er -<br />

reicht, indem man den Oberkörper aufrichtet.<br />

Allgemein gilt: Wenn der Schnee<br />

schwer <strong>und</strong> tief ist, sollte die Ferse stärker<br />

belastet werden.<br />

2.<strong>1.</strong>2<br />

Entlastung<br />

Natürlich spielt auch die Entlastung der<br />

Ski eine zentrale Rolle, um sie zum leichteren<br />

Drehen möglichst an die Oberfläche<br />

zu bringen. Die wohl eleganteste Variante<br />

ist vergleichbar mit dem Fahren in einer<br />

Buckelpiste oder Wellenbahn: Beim Auffahren<br />

auf die Welle werden die Beine<br />

(passiv) gebeugt <strong>und</strong> nach dem Überfahren<br />

der Welle wieder gestreckt. In leichtem,<br />

lockeren Pulverschnee kann man<br />

ähnlich fahren: Unter den Ski wird der<br />

Schnee im Kurvenverlauf komprimiert <strong>und</strong><br />

bildet eine mehr oder weniger feste Un -<br />

terlage. Wenn nun die Beine dem entstandenen<br />

Druck nachgeben <strong>und</strong> sich<br />

beugen kommen die Ski von allein aus<br />

dem Schnee. Jetzt sind sie leicht anzudre-


hen <strong>und</strong> können mit dem anschließenden<br />

Strecken der Beine weitergedreht werden.<br />

Je schwerer der Schnee ist, desto aktiver<br />

muss das Entlasten der Ski durchgeführt<br />

werden. Dies kann dadurch geschehen,<br />

dass<br />

● die Oberschenkel <strong>und</strong> Knie ruckartig<br />

hochgezogen werden (Anhocken),<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

2. Wie „funktioniert“ Tiefschneefahren?<br />

● man sich von der Unterlage abdrückt<br />

<strong>und</strong> dann die Beine zusätzlich anhockt<br />

● dass man durch eine reine Streckbewegung<br />

abspringt (z. B. im Stand<br />

umspringt).<br />

In vielen Situationen reicht das Anhocken<br />

aus. Wird der Schnee schwerer, verbindet<br />

man ein kurzes Abdrücken <strong>und</strong> die damit<br />

Ausgleichen des „Tiefschneebuckels“ durch Hochziehen der Oberschenkel<br />

41


42<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

2. Wie „funktioniert“ Tiefschneefahren?<br />

begonnene Hochbewegung zusätzlich mit<br />

dem Anhocken. Damit bekommt man<br />

selbst im schwersten <strong>und</strong> tiefsten Schnee<br />

die Ski gut an die Oberfläche.<br />

2.2<br />

Wie dreht man die Ski?<br />

Die Taillierung der Ski erleichtert das Kurvenfahren<br />

auch im Tiefschnee - allerdings<br />

nicht so ausgeprägt wie auf der Piste.<br />

Darüber hinaus werden die Ski durch das<br />

Drehen der Beine oder des gesamten<br />

Körpers in die neue Richtung gebracht.<br />

Welcher Drehmechanismus sinnvoll ist,<br />

hängt von der Situation ab: In lockerem,<br />

nicht allzu tiefem Schnee ist weniger aktives<br />

Drehen nötig als in schwerem, tiefem<br />

Schnee. Je schwerer der Schnee ist, desto<br />

kräftiger muss gedreht <strong>und</strong> desto mehr<br />

müssen die Ski entlastet werden (siehe<br />

oben). Die extremste Form ist das Um -<br />

springen, bei dem die Ski in der Luft<br />

schnell um nahezu 180° gedreht werden.<br />

Bei kurzen Radien (klassisches Tiefschneemuster)<br />

wird eher das Drehen<br />

durch die Beine im Vordergr<strong>und</strong> stehen,<br />

während bei langgezogenen Kurven eher<br />

das dosierte Drehen mit dem Körper (an -<br />

gepasst an den Kurvenradius) angewandt<br />

wird.<br />

2.3<br />

Gr<strong>und</strong>technik für das<br />

Tiefschneefahren<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

● Eine aufrechte Position des Rumpfes<br />

einhalten; je schwerer ein Rucksack ist,<br />

desto eher muss der Oberkörper etwas<br />

nach vorne geneigt werden.<br />

● Die Beine bewegungsbereit beugen, um<br />

sie anhocken oder strecken zu können<br />

● beide Ski gleichmäßig belasten, was<br />

durch eine enge Skiführung erleichtert<br />

wird<br />

● die Ferse stärker belasten als die Ballen<br />

● ein gewisses Tempo fahren, so dass<br />

die Ski aufschwimmen<br />

● im Übergang von Kurve zu Kurve die<br />

Ski möglichst an die Schneeoberfläche<br />

oder ganz herausbringen, um sie leichter<br />

drehen zu können<br />

● je schwerer der Schnee, desto kräftiger<br />

durch Abstoßen <strong>und</strong>/oder Anhocken<br />

entlasten <strong>und</strong> mit Körper <strong>und</strong> Beinen<br />

drehen<br />

● je langsamer gefahren wird, umso<br />

wichtiger ist eine rhythmische Fahrweise.


3. Tipps zum Unterrichten<br />

Moderner Unterricht orientiert sich am<br />

ganzheitlichen Vorgehen. Es werden<br />

wenige (oder gar keine) Einzelübungen<br />

durchgeführt, statt dessen wird viel ge -<br />

fahren - mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen.<br />

Die Aufgaben müssen so ge -<br />

wählt werden, dass die Schüler ein eigenes<br />

Empfinden für die Bewegungen <strong>und</strong><br />

die jeweilige Situation entwickeln können.<br />

Das Abfahren im Tiefschnee sollte<br />

auf der Piste vorbereitet werden. Dabei<br />

stehen fünf Lernziele im Vordergr<strong>und</strong>:<br />

● Erhöhung des Fahrtempos<br />

● betont rhythmische Fahrweise in unterschiedlichen<br />

Hangneigungen<br />

● Erlernen der annähernd gleichmäßigen<br />

Belastung von Außen- <strong>und</strong> Innenski<br />

(synchrones Arbeiten beider Beine,<br />

Blockbildung)<br />

● bewusstes Regulieren der frontalen<br />

Gewichtsverlagerung zwischen Ballen<strong>und</strong><br />

Fersenbelastung<br />

Erlernen der situativ angepassten Entlastung<br />

durch Abstoßen <strong>und</strong>/oder<br />

Anhocken (Vertikalbewegung).<br />

3.1<br />

Methodische Hinweise<br />

Bei den folgenden Aufgabenstellungen<br />

sollte immer nach dem Gr<strong>und</strong>satz „vom<br />

Leichten zum Schweren“ vorgegangen<br />

werden. Dies bedeutet zum Beispiel:<br />

● Vom flachen zum steilen Gelände<br />

● vom langsamen zum schnelleren<br />

Fahren<br />

● von geringer zu ausgeprägter Richtungsänderung<br />

● von Schnee mit wenig Drehwiderstand<br />

(Piste) zu schwerer schwingbarem<br />

Schnee (Tiefschnee).<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

3. Tipps zum Unterrichten<br />

Das Bewusstmachen von Bewegungen<br />

gelingt oft besser, wenn man unterschiedliche<br />

Ausführungen direkt gegenüber<br />

stellt (Kontrastlernen). So kann man<br />

z.B. mehrere Kurven hintereinander im<br />

Wechsel zwischen Außenski- <strong>und</strong> Innenskibelastung<br />

oder Ballen- <strong>und</strong> Fersenbelastung<br />

fahren.<br />

Wenn möglich sollten die Aufgabenstellungen<br />

zunächst ohne Rucksack gefahren<br />

werden. Mit zunehmender Sicherheit<br />

kann dann aber auch zusätzliches Ge -<br />

wicht (vor allem wichtig bei der Belastungsregulation)<br />

eingesetzt werden. Dies<br />

stellt ein ideales Beispiel für den Gr<strong>und</strong>satz<br />

„von der leichten Aufgabenstellung<br />

zur schweren Aufgabenstellung“ dar.<br />

3.2<br />

Vorbereitung auf der Piste<br />

3.2.1<br />

Gleichbleibendes Tempo, rhythmische<br />

Schwünge<br />

Ziel<br />

Lernen, ein gleichbleibendes Tempo bei<br />

betont rhythmischen kurzen <strong>und</strong>/oder<br />

mittleren Radien zu fahren.<br />

Methode<br />

● In mäßig geneigtem Gelände mittlere,<br />

gleichmäßige Radien fahren; dabei von<br />

Fahrt zu Fahrt das Tempo steigern<br />

● gleiche Aufgabenstellung in kupiertem<br />

Gelände (unterschiedliche Hangneigung)<br />

● allmählich steileres Gelände wählen<br />

<strong>und</strong> dabei die Radien zunehmend verkürzen<br />

43


44<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

3. Tipps zum Unterrichten<br />

● gleichmäßiges Tempo bei kurzen, rhythmischen<br />

Radien im steilen Gelände<br />

● in Zweier-Formationen hintereinander<br />

oder nebeneinander kurze Radien in<br />

gleichem Rhythmus fahren (Anpassung<br />

an den Partner).<br />

3.2.2<br />

Unterschiedliche seitliche<br />

Belastung<br />

Ziel<br />

Erlernen <strong>und</strong> Üben der unterschiedlichen<br />

seitlichen Belastung (mittlere Radien <strong>und</strong><br />

mäßig geneigtes Gelände).<br />

Methode<br />

● Fahren mit reiner Außenskibelastung<br />

(zur Eigenkontrolle den Innenski anheben)<br />

● Fahren mit mehr Innenski- als Außenskibelastung<br />

● Fahren mit Wechsel zwischen Innenski<strong>und</strong><br />

Außenskibelastung<br />

● Fahren mit nahezu gleicher Belastung<br />

beider Ski (Spur beider Ski im Schnee)<br />

● Fahren mit unterschiedlich breiten Skistellungen,<br />

um die seitlichen Belastungsverhältnisse<br />

deutlicher zu spüren<br />

<strong>und</strong> um die Blockbildung der Beine zu<br />

verstärken<br />

● durchgehend auf beidbeinige Belastung<br />

im Kurvenfahren bei unterschiedlichen<br />

Radien achten (an der Spur im Schnee<br />

gut zu erkennen!).<br />

3.2.3<br />

Unterschiedliche frontale<br />

Belastung<br />

Ziel<br />

Erlernen <strong>und</strong> Üben der unterschiedlichen<br />

frontalen Belastung.<br />

Methode<br />

● Fahren mit Vorlage (Ballenbelastung,<br />

Druck am Schienbein)<br />

● Fahren mit mehr Rücklage (Fersenbelastung,<br />

Druck an der Wade)<br />

● Fahren mit Wechsel zwischen Vor- <strong>und</strong><br />

Rücklage, um ein Gefühl für die Neutrallage<br />

zu entwickeln<br />

● Wechsel zwischen Ballenbelastung am<br />

Schwunganfang (Einfahren in die Fall -<br />

linie) <strong>und</strong> Fersenbelastung zum Schwung -<br />

ende (Ausfahren aus der Fall linie)<br />

● Befahren von leichten Buckeln oder<br />

Wellen.<br />

3.2.4<br />

Angepasste Vertikalbewegung<br />

Ziel<br />

Erlernen <strong>und</strong> Üben der angepassten Vertikalbewegung.<br />

Aktive Hochbewegung mit Abstoßen <strong>und</strong><br />

Anhocken:<br />

Methode<br />

● Mittlere Radien mit deutlichem beidbeinigen<br />

Abstoß (durch eine Streckbewegung)<br />

mit Abheben beider Ski


● wie oben bei kurzen Radien in steilerem<br />

Gelände<br />

● bei kurzen, rhythmischen Radien versuchen,<br />

kurz beidbeinig abzustoßen <strong>und</strong><br />

zusätzlich die Oberschenkel hochzuziehen<br />

(Anhocken)<br />

● mittlere Radien mit Abstoßen <strong>und</strong><br />

deutlichem Mitdrehen des Rumpfes in<br />

der Kurveneinleitung.<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

3. Tipps zum Unterrichten<br />

AUSGLEICHSBEWEGUNG PASSIV UND AKTIV<br />

● Befahren einer Wellenbahn oder mäßigen<br />

Buckelpiste mit der Aufgabe, den<br />

Kopf auf einer Ebene zu belassen <strong>und</strong><br />

mit den Beinen die Wellen auszugleichen,<br />

indem die Beine von der Welle<br />

hochgeschoben werden<br />

● Fahrtempo langsam steigern <strong>und</strong><br />

zunehmend die Beine aktiv anziehen<br />

(beim Auffahren auf die Welle/den<br />

Buckel) <strong>und</strong> aktiv strecken nach dem<br />

Überfahren des Wellenkammes<br />

Schnelles Abstoßen <strong>und</strong> Hochziehen der Oberschenkel bringen die Ski aus dem Schnee<br />

45


46<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

3. Tipps zum Unterrichten<br />

● rhythmisches Kurvenfahren in einer<br />

Wellenbahn oder gleichmäßigen Buckelpiste<br />

mit Ausgleichsbewegung.<br />

3.3<br />

Lernen im Tiefschnee<br />

Wenn man von dem methodischen<br />

Gr<strong>und</strong>satz „vom Leichten zum Schweren“<br />

spricht, dann ist im Tiefschnee dabei vor<br />

allem gemeint:<br />

● von der kleinen Richtungsänderung zur<br />

großen (also vom Fahren nahe an der<br />

Falllinie zum Fahren mit deutlicher<br />

Abweichung von der Falllinie)<br />

● vom leicht schwingbaren Schnee<br />

(wenig Tiefschnee, lockerer Tiefschnee,<br />

frische Walzenspur) zum schwer<br />

schwingbaren Schnee (tiefer Neuschnee,<br />

Sulz, Bruchharsch).<br />

Wenn sich ideale Bedingungen bieten,<br />

kann man viele der oben angeführten<br />

Übungen so durchführen, dass der Drehwiderstand<br />

des Schnees langsam gesteigert<br />

wird <strong>und</strong> sich zunehmend das richtige<br />

Gefühl für das Fahren im Tiefschnee<br />

entwickelt. Diese „Laborbedingungen“<br />

sind aber leider selten anzutreffen. Häufig<br />

findet sich aber am Pistenrand oder im<br />

Rahmen einer Tourenabfahrt eine Strecke,<br />

die nicht allzu steil ist <strong>und</strong> nur mäßigen<br />

Tiefschnee aufweist. Hier lassen sich einige<br />

Übungen durchführen, um langsam<br />

<strong>und</strong> angstfrei an die Eigenheiten des Tiefschneefahrens<br />

heranzuführen:<br />

Methode<br />

● In nicht zu tiefem Schnee im Geradeausfahren<br />

die Ski jeweils wechselseitig<br />

rechts/links <strong>und</strong> vorne/hinten belasten,<br />

um die Reaktion (Einsinken, Aufschwimmen)<br />

der Ski kennen zu lernen<br />

● Fahren mit unterschiedlich breiten Skistellungen,<br />

um ein Gefühl für die<br />

gleichmäßig beidbeinige Belastung zu<br />

bekommen<br />

● im Geradeausfahren die unterschiedlichen<br />

Formen des Entlastens erproben<br />

(Strecken, Abspringen, Anhocken <strong>und</strong><br />

Kombinationen)<br />

● den Schwerpunkt auf die synchrone<br />

Beinarbeit (Blockbildung, gleichmäßige<br />

Belastung) legen<br />

● die gleichen Aufgaben mit leichten<br />

Richtungsänderungen<br />

● dabei sowohl aus den Beinen drehen<br />

als auch bewusst mit dem Rumpf<br />

andrehen<br />

● Tempo <strong>und</strong> Geländesteilheit langsam<br />

steigern<br />

● mit kurzen Radien beginnen <strong>und</strong> stets<br />

auf einen gleichmäßigen Rhythmus achten<br />

● übergehen zu mittleren Radien <strong>und</strong><br />

dabei mit dem gesamten Körper mitdrehen.


4. Tipps für spezielle Situationen<br />

Die wohl unangenehmste Situation im<br />

Tiefschnee ist der berüchtigte Bruchharsch<br />

oder windgepresster Schnee.<br />

Wenn die oberste Schicht gerade noch<br />

trägt, dann empfiehlt sich folgende <strong>Taktik</strong>:<br />

● wenig oder nur eine sehr langsame<br />

Hoch-Tief-Bewegung, um keine ruckartige<br />

Belastung (Gefahr des Einbrechens)<br />

zu erzeugen<br />

● nur so stark aufkanten wie unbedingt<br />

nötig<br />

● eventuell den Bergski zur Kurveneinleitung<br />

ausstemmen <strong>und</strong> ganz vorsichtig,<br />

tastend aufsetzen<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

4. Tipps für spezielle Situationen<br />

● gleichmäßige, nicht zu kurze Radien in<br />

mäßigem Tempo fahren.<br />

Wenn die oberste Schicht nicht trägt <strong>und</strong><br />

immer wieder bricht, dann empfiehlt sich:<br />

● nicht abwarten, bis die Ski einbrechen,<br />

sondern selbst entschlossen (erfordert<br />

etwas Mut) die Schicht durchbrechen<br />

● mit deutlichem Be- <strong>und</strong> Entlasten durch<br />

Abstoßen <strong>und</strong> Anhocken die Ski aus<br />

dem Schnee bringen <strong>und</strong> mit dem<br />

Strecken der Beine die Harschschicht<br />

durchstoßen<br />

● kurze Radien <strong>und</strong> rhythmische Kurven<br />

helfen hier, den hohen Kraftaufwand<br />

erträglich zu halten.<br />

47


48<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

5. Tipps zur Skiwahl<br />

5. Tipps zur Skiwahl<br />

● Modern taillierte Ski (Carving-Ski)<br />

erleichtern durch ihre breiten Schaufeln<br />

das Aufschwimmen der Ski. Die Taillierung<br />

hilft beim Kurvenfahren. Eine starke<br />

Taillierung erschwert allerdings den<br />

<strong>Aufstieg</strong> im steilen Gelände.<br />

● Je kürzer der Ski, desto schwieriger ist<br />

die Lageregulation (Vor-Rück).<br />

● Ein etwas längerer Ski erleichtert auch<br />

das nötige höhere Tempo.<br />

● Eine exakte Längenempfehlung hängt<br />

natürlich vom Können, den eigenen<br />

Zielen <strong>und</strong> der Körpergröße ab. Durchschnittlich<br />

sind aber Längen zwischen<br />

170 <strong>und</strong> 185 Zentimetern zu empfehlen.


6. Snowboardfahren<br />

Generell gilt natürlich für den Snowboarder<br />

beim Tiefschneefahren dasselbe wie<br />

für den Skifahrer. Darum gelten auch fast<br />

alle Tipps für ihn. Vor allem beim Boarden<br />

genügt nicht allein das Beherrschen<br />

der Kernfunktionen (Kanten, Be- <strong>und</strong> Entlasten,<br />

Drehen), um sicher das Tal zu<br />

erreichen. Neben diesen Funktionen,<br />

muss eine ganze Palette weiterer Aufgaben<br />

erfüllt werden, für die koordinative<br />

Gr<strong>und</strong>fähigkeiten vorhanden sein müssen.<br />

6.1<br />

Koordinative Gr<strong>und</strong>fähigkeiten<br />

Zur Steuerung einer sportlicher Bewegungen<br />

verfügt der Körper über die Sinnes -<br />

organe, das zentrale Nervensystem <strong>und</strong><br />

angepasste Regelkreise. Als Bestandteile<br />

für dieses Zusammenwirken lassen sich<br />

folgende Fähigkeiten nennen:<br />

KOPPLUNGSFÄHIGKEIT<br />

Teilkörperbewegungen werden untereinander<br />

<strong>und</strong> auf ein bestimmtes Handlungsziel<br />

gerichtet koordiniert, so dass<br />

sie möglichst störungsfrei zu einer<br />

Gesamtbewegung gekoppelt werden.<br />

Übungen:<br />

● Fahren von Schwüngen mit Vorlage zur<br />

Schwungeinleitung, Mittellage bzw.<br />

Rücklage zur Schwungsteuerung<br />

● Fahren von Schwüngen mit erst Tiefbewegung,<br />

dann Rumpfrotation zur <strong>Einleitung</strong>,<br />

Streckbewegung zur Steuerung<br />

● Fahren von Schwüngen mit erst Rumpf -<br />

rotation, dann Tiefbewegung zur <strong>Einleitung</strong>,<br />

Streckbewegung zur Steuerung<br />

● Fahren von Schwüngen mit gleichzeitiger<br />

Tiefbewegung <strong>und</strong> Rumpfrotation<br />

zur <strong>Einleitung</strong>, Streckbewegung zur<br />

Steuerung<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

6. Snowboardfahren<br />

● Walzertanzen (Kreiseln) entweder alleine<br />

oder als Partnerübung<br />

● Jumpturns in steilem <strong>und</strong> engem Gelände.<br />

GLEICHGEWICHTSFÄHIGKEIT<br />

Fähigkeit, den ganzen Körper im Gleichgewicht<br />

zu halten; beim Boarden ständig<br />

das labile Gleichgewicht zu erhalten oder<br />

wieder herzustellen.<br />

Übung: Nosewheelie <strong>und</strong> Tailwheelie fahren<br />

als Partnerübung (zur Hilfestellung)<br />

oder alleine.<br />

DIFFERENZIERUNGSFÄHIGKEIT<br />

Zum Erreichen einer hohen Feinabstimmung<br />

von Teilkörperbewegungen, oft<br />

auch mit „Schneegefühl, Kantengefühl,<br />

usw.“ umschrieben.<br />

Übung: Schwingen mit gleichbleibend<br />

schneller <strong>und</strong> starker Rotation; schneller<br />

<strong>und</strong> schwacher Rotation; langsamer <strong>und</strong><br />

starker Rotation; langsamer <strong>und</strong> schwacher<br />

Rotation.<br />

ORIENTIERUNGSFÄHIGKEIT<br />

Zur Bestimmung <strong>und</strong> Veränderung der<br />

Lage <strong>und</strong> Bewegungen des Körpers in<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit bezogen auf ein definiertes<br />

Aktionsfeld.<br />

Übungen:<br />

● Schwingen mit geschlossenen Augen:<br />

während des ganzen Schwungverlaufes;<br />

nur bei der Schwungeinleitung<br />

● Basisschwingen: während des Frontturns<br />

mit der vorderen Hand (Schulter)<br />

auf die Zehenkante der Nose <strong>und</strong> beim<br />

Backturn auf die Fersenkante der Nose<br />

zeigen.<br />

49


50<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

6. Snowboardfahren<br />

RHYTHMISIERUNGSFÄHIGKEIT<br />

Erfassen eines vorgegebenen Rhythmus<br />

<strong>und</strong> synchronisieren sowie einen eigenen,<br />

selbst gef<strong>und</strong>enen Rhythmus realisieren.<br />

Übungen:<br />

● Schwingen mit gleichbleibenden<br />

Radien: kurze Radien (Kommando 1-2-<br />

3-usw.); mittlere Radien (Kommando<br />

21-22-23-usw.); große Radien (Kommando<br />

101-102-103-usw.)<br />

● Schwingen mit wechselnden Radien:<br />

von klein nach groß; von groß nach<br />

klein; Mix in vorgegebener Kombination<br />

● Schwingen mit konstanten Schwung -<br />

radien: klein; mittel; groß<br />

● Schwingen mit konstanten Schwungwinkeln:<br />

klein; mittel; groß<br />

● Schwingen mit wechselnden Schwungwinkeln:<br />

von klein nach groß; von groß<br />

nach klein; Winkel in vorgegebener<br />

Kombination.<br />

REAKTIONSFÄHIGKEIT<br />

Zur schnellen <strong>Einleitung</strong> <strong>und</strong> Durchführung<br />

zweckmäßiger, kurzzeitiger motorischer<br />

Aktionen auf ein Signal hin.<br />

Übungen:<br />

● Partnerweise hintereinanderfahren.<br />

Hintermann muss genau den Vordermann<br />

nachmachen.<br />

● Befahren eines Hanges mit zerwühltem<br />

Schnee.<br />

UMSTELLUNGSFÄHIGKEIT<br />

Anpassung des Verhaltens während des<br />

Handlungsverlaufs auf Gr<strong>und</strong> wahrgenommener<br />

Situationsveränderungen.<br />

Übungen:<br />

● Schwingen mit unterschiedlicher vertikaler<br />

Position auf dem Board: Fahren<br />

von Schwüngen in tiefer (hoher; mittlerer)<br />

Position im gesamten Schwungverlauf;<br />

Fahrer mit Hochentlastung bzw.<br />

Tiefentlastung<br />

● Befahren von Gelände mit Geländeübergängen<br />

von flach-steil-flach bzw.<br />

kupiertes Gelände<br />

● zwei Regular- oder zwei Goofyfahrer<br />

fahren Gesicht an Gesicht an den Händen<br />

haltend. Richtungswechsel nicht<br />

vergessen, so dass beide mal rück -<br />

wärts fahren: Schrägfahrt; Schwünge<br />

● Rückwärts fahren: in planem, flachen<br />

bis mittelsteilen Gelände; in unebenem,<br />

buckeligem, steilerem Gelände<br />

● Befahren eines Hanges mit unterschiedlichem<br />

Schnee.<br />

In der Praxis greifen diese Fähigkeiten<br />

stets ineinander <strong>und</strong> wirken zusammen.<br />

Die meisten Steuerungsprozesse werden<br />

von uns unbewusst geleistet. Durch entsprechende<br />

Übungen <strong>und</strong> Anweisungen<br />

(siehe oben) können die koordinativen<br />

Fähigkeiten gezielt geschult werden.<br />

6.2<br />

Ausrüstung<br />

FREERIDE-BOARD<br />

Um genügend Auftrieb im Tiefschnee zu<br />

haben <strong>und</strong> auf Pisten auch bei etwas<br />

höheren Geschwindigkeiten noch einigermaßen<br />

laufruhig zu sein, sollten Freeride-<br />

Boards ihren Fahrern mindestens bis zur<br />

Nasenspitze reichen.<br />

SNOWBOARDSCHUHE UND BINDUNGEN<br />

Für den Tourenbereich haben sich Soft-<br />

Step-In-Systeme bewährt. Von manchen<br />

Herstellern werden sogar Schneeschuhe<br />

<strong>und</strong> Kurzski für <strong>Aufstieg</strong> sowie Steigeisen<br />

step-in-tauglich angeboten.


BINDUNGSMONTAGE<br />

Ein zu breiter Fußabstand führt zu Unbeweglichkeit,<br />

ein zu enger zu Instabilität.<br />

Die goldene Mitte ist am besten. Je länger<br />

das Board ist, desto weiter der Fußabstand,<br />

damit die Nose nicht zu lang<br />

<strong>und</strong> damit schwer zu kontrollieren wird.<br />

Je nach Körpergröße zwischen 50 cm <strong>und</strong><br />

60 cm.<br />

Ferner muss die Bindung so montiert<br />

sein, das das Board mindestens 45° aufgekantet<br />

werden kann, bevor der Schuh<br />

den Boden berührt.<br />

Als allgemeine Empfehlung für den Bindungswinkel<br />

kann für den Freeride-<br />

Bereich 30°/9° (vorne/hinten) gelten. Die<br />

letzte Einstellung ist der so genannte<br />

Skibergsteigen, Abfahrtstechniken<br />

6. Snowboardfahren<br />

Setback, der angibt, wie weit hinter der<br />

Board-Mitte die Mitte zwischen den Bindungen<br />

montiert ist. Ein großer Setback<br />

(4 cm) ist gut für tiefen Schnee, da eine<br />

lange Nose für viel Auftrieb sorgt. Ein<br />

mittlerer Setback (2 cm) empfiehlt sich<br />

für Freerider mit einer Hauptfahrrichtung.<br />

Denn wer hinter der Mitte steht kann bei<br />

der Schwungsteuerung in der angepass -<br />

ten, neutralen Position den Druck auf<br />

den hinteren Kantenbereich leicht<br />

umsetzten.<br />

RIDE ON!!!<br />

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52<br />

Skibergsteigen<br />

Literatur<br />

Literatur<br />

● Engler, M.: Lawinen - Erfahrung, Strategie, Entscheidung, Sulzberg 2001<br />

● Elsner, D./Haase, J.: Skibergsteigen - Technik <strong>Taktik</strong> Risikomanagement, Köngen<br />

2002<br />

● Geyer, P./Pohl, W.: Skibergsteigen, Variantenfahren, Alpin-Lehrplan Band 4, München<br />

1998<br />

● Hoffmann, M.: Lawinengefahr, München 2000<br />

● Munter, W.: 3x3 Lawinen, Garmisch-Partenkirchen 1997<br />

● Deutscher Verband für das Skilehrerwesen/Interski Deutschland, Skilehrplan Basic,<br />

BLV-Verlag, 2. Auflage 2003<br />

● Deutscher Verband für das Skilehrerwesen/Interski Deutschland, Skilehrplan Perfect,<br />

BLV-Verlag 2002<br />

● Deutscher Verband für das Skilehrerwesen/Interski Deutschland, Snowboard Lehrplan,<br />

BLV-Verlag 2003

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