Entwässerungsanlagen - IZEG
Entwässerungsanlagen - IZEG
Entwässerungsanlagen - IZEG
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Entwässer<br />
Entwässerungsanla<br />
ungsanlagen en<br />
Planung und Ausführung nach den neuen Regelwerken<br />
Bernd Ishorst*<br />
Die europäische Normenreihe DIN EN 12 056 "Schwerkraftentwässerungsanlagen<br />
innerhalb von Gebäuden, Teil 1-5" wurde im<br />
Januar 2001 veröffentlicht. Im März 2002 folgte die deutsche<br />
Restnorm DIN 1986-100 "<strong>Entwässerungsanlagen</strong> für Gebäude<br />
und Grundstücke Teil 100: Zusätzliche Bestimmungen zu DIN<br />
EN 752 und DIN EN 12 056". Die DIN EN 12 056 ist eine<br />
Grundsatznorm, in welcher sich alle europäischen Länder mit<br />
ihren Anforderungen wiederfinden sollen. Ergebnis ist eine Norm<br />
mit generellen Regelungen für die Planung und Ausführung.<br />
Fehlende detaillierte Angaben sind in Deutschland in der<br />
Restnorm DIN 1986-100 geregelt.<br />
________________<br />
* Geschäftsführer<br />
Informationszentrum<br />
Entwässerungstechnik<br />
Guss e.V., St. Augustin<br />
Geltungsbereiche<br />
DIN EN 12 056 und DIN<br />
1986-100 gelten für Abwasseranlagen<br />
innerhalb von<br />
Gebäuden bis zur Gebäudeperipherie.<br />
Die DIN 1986-<br />
100 ist zusätzlich bis zur<br />
Grundstücksgrenze gültig.<br />
In den europäischen Regelwerken<br />
gilt für die Grundstücksentwässerung<br />
die<br />
Normenreihe DIN EN 752<br />
"Entwässerungssysteme<br />
außerhalb von Gebäuden,<br />
Teil 1-7". Der Geltungsbe-<br />
reich dieser Normenreihe<br />
erstreckt sich von der Gebäudeperipherie<br />
bis zum<br />
Klärwerk und ist überwiegend<br />
auf die kommunale<br />
Entwässerung zugeschnitten.<br />
Systemtypen<br />
In Europa werden viele<br />
Arten von Entwässerungssystemen<br />
installiert, die in<br />
den einzelnen Ländern<br />
aufgrund unterschiedlicher<br />
Arten von Entwässerungs-<br />
gegenständen sowie unterschiedlicher<br />
technischer<br />
Gewohnheiten entstanden<br />
sind.<br />
Die DIN EN 12 056 unterteilt<br />
in vier Systemtypen,<br />
welche sich hauptsächlich<br />
durch den Füllungsgrad der<br />
Anschlussleitungen unterscheiden.<br />
Für Deutschland<br />
ist das System I festgelegt,<br />
dies entspricht Einzelfallleitungsanlagen<br />
mit teilgefüllten<br />
Anschlussleitungen<br />
mit einem Füllungsgrad<br />
von h/di = 0,5.<br />
Misch- und Trennsysteme<br />
Gemäß DIN EN 12 056 dürfen<br />
Schmutz- und Regenwasserleitungen<br />
nur außerhalb<br />
des Gebäudes zusammengeführt<br />
werden. Die<br />
DIN 1986-100 lässt hier in<br />
Ausnahmefällen, zum Beispiel<br />
Grenzbebauung, eine<br />
Zusammenführung von<br />
Schmutz- und Regenwasserleitungen<br />
innerhalb von<br />
Gebäuden unmittelbar an<br />
der Gebäudegrenze zu.<br />
Grundleitungen<br />
Aus Gründen der besseren<br />
Inspizierbarkeit sowie<br />
der einfacheren Sanierungsmöglichkeit<br />
sollen<br />
Grundleitungen innerhalb<br />
von Gebäuden vermieden<br />
und stattdessen als<br />
Sammelleitung verlegt<br />
werden. Dies gilt nicht nur<br />
für Gebäude ohne Keller.<br />
Revisionsöffnungen<br />
In Grund- und Sammelleitungen<br />
sind Reinigungöffnungen<br />
mindestens alle<br />
20 m vorzusehen.
Wenn zwischen den Reinigungsöffnungen<br />
keine<br />
Richtungsänderungen vorliegen,<br />
kann der Abstand<br />
zwischen den Reinigungsöffnungen<br />
in Grundleitungen<br />
auf 40 m bis DN 150<br />
und in Grundleitungen ><br />
DN 200 bei Schächten mit<br />
offenem Durchfluss auf<br />
60 m erhöht werden.<br />
Bei Richtungsänderungen<br />
von Grundleitungen ><br />
30° (ausgenommen ein Axialversprung<br />
mit zwei 30°-<br />
Bogen) sollten Inspektionsöffnungen<br />
zwischen den<br />
Reinigungsöffnungen möglichst<br />
nahe der Richtungsänderung<br />
vorgesehen werden<br />
(siehe auch DIN EN<br />
752-3: 1996-09, 8.8).<br />
Belüftungsventile<br />
Grundsätzlich gilt in<br />
Deutschland, dass jede<br />
Fallleitung bis über Dach<br />
geführt werden muss.<br />
Belüftungsventile können<br />
in Verbindung mit dem<br />
Hauptlüftungssystem als<br />
Ersatz für Umlüftungen<br />
oder indirekte Nebenlüftungen<br />
eingebaut werden.<br />
In Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
können Belüftungsventile<br />
für Fallleitungen<br />
eingesetzt werden,<br />
wenn mindestens eine<br />
Fallleitung im Hauptlüftungssystem<br />
über Dach<br />
geführt wird.<br />
Wassersparende<br />
Klosettanlagen mit<br />
4,0/4,5 l<br />
Spülwasservolumen<br />
Mit Anbieten von spülmengenreduziertenKlosettanlagen<br />
durch die<br />
Keramikhersteller von<br />
weniger als 6 Liter Spülvolumen<br />
ergibt sich die Not-<br />
Einbau des Belüftungsventils im Entwässerungssystem eines Ein- und<br />
Zweifamilienhauses.<br />
wendigkeit von kleineren<br />
WC-Leitungen als DN 100<br />
sowohl für die Anschluss-,<br />
Fall- als auch die nachfolgenden<br />
Sammelleitungen.<br />
Nach Versuchen an der<br />
Fachhochschule Münster<br />
ergeben sich zwei Nennweiten:<br />
- DN 80 mit 75 mm<br />
Innendurchmesser<br />
- DN 90 mit 79 mm<br />
Innendurchmesser,<br />
die für wassersparende Klosettanlagen<br />
geeignet sind.<br />
Mit diesen beiden Nennweiten<br />
lassen sich 4-6 l<br />
Klosetts problemlos entwässern<br />
und sind gemäß<br />
DIN 1986-100 erlaubt.<br />
Bemessung von Schmutzwasserleitungen<br />
Die Bemessungsgrundlagen<br />
wurden im Wesentlichen<br />
beibehalten.<br />
Geändert haben sich die<br />
Formelzeichen (zum Beispiel<br />
Vs ersetzt durch Qww)<br />
sowie die Kürzel für die<br />
Anschlusswerte von AWs<br />
in DU (Design Unit).<br />
Anschlusswerte (DU) und<br />
Nennweiten für Einzelanschlussleitungen<br />
sind
in Tabelle 4 der DIN 1986-<br />
100 enthalten. Die Anwendungsgrenzen<br />
für unbelüfteteEinzelanschlussleitungen<br />
befinden sich in<br />
DIN EN 12 506-2, Tabelle 5<br />
(System I). Belüftete Einzelanschlussleitungen<br />
werden<br />
gemäß DIN EN 12 056-2,<br />
Tabelle 7 und 8 (System I)<br />
bemessen.<br />
Da die DIN EN 12 056 bei<br />
Anschlussleitungen nicht<br />
zwischen Einzel- und<br />
Sammelanschlussleitungen<br />
unterscheidet, wurde in<br />
der DIN 1986-100 unter<br />
8.3.2.2 die Tabelle 5 zur<br />
Bemessung von unbelüftetenSammelanschlussleitungen<br />
einschließlich der<br />
Anwendungsgrenzen aufgenommen.<br />
Belüftete Sammelanschlussleitungen<br />
müssen gemäß DIN 1986-<br />
100 wie Sammelleitungen<br />
bemessen werden.<br />
Die Dimensionierung von<br />
Fallleitungen erfolgt nach<br />
Tabelle 11 und 12 der DIN<br />
EN 12 056-2.<br />
Besonders erwähnenswert<br />
ist, dass bei Verwendung<br />
von Abzweigen mit Innenradius<br />
die Fallleitungen<br />
wesentlich höher bela-<br />
stet werden können.<br />
Gemäß DIN 1986-100 gilt<br />
dies ebenfalls für Abzweige<br />
88° mit 45° Einlaufwinkel<br />
(zum Beispiel SML-<br />
Abzweige 88°).<br />
Ergänzend zu DIN EN<br />
12 506-2, Tabelle 11 und 12<br />
kann nach DIN 1986-100<br />
die Nennweite für Fallleitungen<br />
im System I bei<br />
Verwendung von Klosettanlagen<br />
mit 4-6 Liter<br />
Spülwasservolumen mindestens<br />
DN 80 betragen.<br />
Bezüglich der Verlegung<br />
und Bemessung von<br />
Sammel- und Grundleitungen<br />
sind in der DIN EN<br />
12 056 keine detaillierten<br />
Angaben enthalten, lediglich<br />
die Anweisung, dass in<br />
Streitfällen die Prandt-<br />
Colebrook-Gleichung angewendet<br />
werden muss.<br />
Im Anhang B befinden sich<br />
zwei Bemessungstabellen<br />
für Grund- und Sammelleitungen<br />
mit einem Füllungsgrad<br />
h/d i von 0,5 bzw.<br />
0,7. Diese Tabellen beruhen<br />
auf dem Mindestinnendurchmesser<br />
(d i min ) gemäß<br />
Tabelle 1 der DIN EN<br />
12 056-2. Für hydraulische<br />
Berechnungen kann aber<br />
auch der tatsächliche Innendurchmesserverwendet<br />
werden. Je nach Rohrmaterial<br />
sind erhebliche<br />
Leistungsdifferenzen möglich.<br />
Der folgende Vergleich<br />
für eine liegende<br />
Leitung DN 100 mit einem<br />
Gefälle von 1,0 cm/m und<br />
einem Füllungsgrad von<br />
h/d i = 0,5 soll das verdeutlichen:<br />
d imin (DIN EN 12 056) =><br />
96,0 mm => Q = 2,5 l/s<br />
d itats (z.B. SML) =><br />
103,0 mm => Q = 3,0 l/s<br />
Gemäß DIN 1986-100 sind<br />
Sammel- und Grundleitungen<br />
innerhalb von Gebäuden<br />
mit einem Füllungsgrad<br />
von h/d i = 0,5 unter<br />
Berücksichtigung eines Mindestgefälles<br />
von 0,5 cm/m<br />
und einer Mindestfließgeschwindigkeit<br />
von 0,5 m/s<br />
zu bemessen.<br />
Bei der Bemessung von<br />
Grundleitungen für<br />
Schmutz- bzw. Mischwasser<br />
außerhalb des Gebäudes<br />
ist eine Mindestfließgeschwindigkeit<br />
von<br />
0,7 m/s und eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von<br />
2,5 m/s zu berücksichtigen.<br />
Der zulässige Füllungsgrad<br />
beträgt hier<br />
h/d i = 0,7 und das Mindestgefälle<br />
J = 1 : DN.<br />
Dachentwässerung<br />
Die DIN EN 12 056-Teil<br />
3 "Dachentwässerung, Planung<br />
und Bemessung" befasst<br />
sich größtenteils mit<br />
Berechnungsmethoden zur<br />
Auslegung von vorgehängten<br />
und innenliegenden<br />
Rinnen. In der DIN 1986-<br />
100 sind alle wichtigen<br />
Grundsätze bezüglich der<br />
Verlegung und Bemessung<br />
von Regenentwässerungsanlagen<br />
enthalten.<br />
Die Mindestregenspende<br />
von 300 l/(s x ha) ist durch<br />
den Zweijahres-Fünfminutenregen<br />
(r5,2) ersetzt worden.<br />
Grundsätzlich kann<br />
gesagt werden, dass in<br />
südlichen Gebieten im Stau<br />
der Gebirge der Zweijahres-Fünfminutenregen<br />
höher als 300 l/s x ha) sein<br />
kann, in nördlichen Gebieten<br />
häufig geringer ist<br />
als 300 l /(s x ha).<br />
In der DIN 1986-100 findet<br />
man eine Übersicht für die<br />
gängigen Großstädte und<br />
die dazugehörigen Regenereignisse.<br />
Diese Werte<br />
dienen auch als Grundlage<br />
für die Bemessung von<br />
Notüberläufen sowie die<br />
Überflutungs- und Überlastungsprüfungen<br />
(DIN<br />
1986-100, 9.3.8 und 9.3.9).<br />
Fallleitungen werden nach<br />
Tabelle 8 der DIN EN<br />
12 056-Teil 3 ausgelegt.<br />
Gemäß DIN 1986-100 können<br />
Fallleitungen bis zu<br />
einem Füllungsgrad f = 0,33<br />
bemessen werden, d.h. sie<br />
sind zukünftig höher<br />
belastbar.<br />
Sammel- und Grundleitungen<br />
sind nach DIN<br />
1986-100 innerhalb des Gebäudes<br />
für einen Füllungsgrad<br />
von 0,7 unter Berücksichtigung<br />
eines Mindestgefälles<br />
von 0,5 cm/m zu<br />
bemessen.<br />
Außerhalb des Gebäudes<br />
darf bei Grundleitungen<br />
eine Geschwindigkeit von<br />
2,5 m/s nicht überschritten<br />
werden, wobei der zulässige<br />
Füllungsgrad 0,7 beträgt.<br />
Hinter einem Schacht<br />
mit offenem Durchfluss<br />
dürfen Grundleitungen auf<br />
Vollfüllung bemessen werden.<br />
Bei Leitungen bis<br />
DN 200 beträgt das<br />
Mindestgefälle 0,5 cm/m;<br />
ab DN 250 = 1: DN.<br />
Bezüglich der Dachentwässerung<br />
mit Druckströmung<br />
verweist die DIN<br />
1986-100 auf die VDI-<br />
Richtlinie 3806, in der alle<br />
wichtigen Planungskriterien<br />
für planmäßig vollgefüllteRegenwasserleitungen<br />
enthalten sind.