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TPE-S auf Glas - ISGATEC GmbH

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ISSN: 1863-4699<br />

Im Fokus: Klebstoffe<br />

Dynamische<br />

Entwicklung 14<br />

Automotive Chemie<br />

Langlebigkeit und<br />

Wirtschaftlichkeit 16<br />

Standzeit erhöht,<br />

Problemstellen beseitigt 24<br />

TRIALOG DER DICHTUNGS- UND KLEBETECHNIK 04-2010 | € 8,50


18 | AUTOMOTIVE<br />

<strong>TPE</strong>-S <strong>auf</strong> <strong>Glas</strong><br />

Haftung ohne Haftvermittler<br />

WERKSTOFFE – <strong>Glas</strong>scheiben und beschichtete<br />

Polycarbonatscheiben finden vielerorts<br />

einen großen und wachsenden Einsatzbereich.<br />

Ränder und Verbindungs-<br />

punkte in der jeweiligen Bauteilgruppe<br />

sind besondere Problemstellen hinsichtlich<br />

Abdichtung und Dämpfung und besonders<br />

zu behandeln. Mit einem neu entwickelten<br />

Material können die Scheiben<br />

jetzt ohne Vorbehandlung umspritzt werden.<br />

<strong>Glas</strong>scheiben und beschichtete Polycarbonatscheiben<br />

kommen im Automobilbereich,<br />

der Luftfahrt und Sicherheitstechnik im großen<br />

Umfang zum Einsatz – mit wachsender<br />

Tendenz. Allerdings werden, z.B. im Automobilbereich,<br />

die im normalen Fahrbetrieb<br />

<strong>auf</strong>tretenden Vibrationen, Stöße oder Erschütterungen<br />

zumindest teilweise <strong>auf</strong> diese<br />

Verscheibungen übertragen. Ränder und<br />

Verbindungspunkte, z.B. zur Karosserie in<br />

der jeweiligen Bauteilgruppe, sind daher<br />

besonders kritische Bereiche hinsichtlich<br />

Abdichtung und Dämpfung. Bei Verwendung<br />

von großflächigen <strong>Glas</strong>scheiben übernehmen<br />

meist Gummi-, PVC- oder Polyurethan-Dichtprofile<br />

die Funktion der Ab-<br />

dichtung bzw. Dämpfung. In jüngster Zeit<br />

werden zunehmend auch Werkstoffe aus<br />

der Familie der thermoplastischen Elastomere<br />

(<strong>TPE</strong>) eingesetzt. Bei den meist klein-<br />

»1 Schälkraft von <strong>TPE</strong>-S an Metall in Abhängigkeit von der<br />

Oberflächenbeschichtung<br />

04 | 2010<br />

flächigeren Scheiben aus Polycarbonat (PC)<br />

werden überwiegend <strong>TPE</strong> zur Umspritzung<br />

eingesetzt.<br />

PC muss <strong>auf</strong>grund seiner vergleichsweise<br />

geringen Oberflächenhärte kratzfest beschichtet<br />

werden. Hierfür werden häufig<br />

Beschichtungssysteme verwendet, die silicatische<br />

und damit glasähnliche Strukturen<br />

ausbilden. Die bisher im Einsatz befindlichen<br />

<strong>TPE</strong> sind jedoch nicht imstande, eine<br />

stoffschlüssige Verbindung zu <strong>Glas</strong> oder<br />

glasähnlichen Oberflächen einzugehen. Da -<br />

her muss im Falle von <strong>Glas</strong> ein spezieller<br />

Haftvermittler (Primer) <strong>auf</strong>gebracht werden.<br />

Bei PC wird die kratzfeste Beschichtung abgetragen,<br />

um eine gute Haftung zwischen<br />

<strong>TPE</strong> und Verscheibung zu ermöglichen.<br />

Wünschenswert wäre demnach ein <strong>TPE</strong>,<br />

das ohne weitere Vorbehandlung direkt an<br />

<strong>Glas</strong> oder glasähnlichen Oberflächen haftet.<br />

Es ist bekannt, dass Silane als Haftvermitt-<br />

ler [1–7] z.B. in Gummi-Metall-Verbunden<br />

oder Kunststoff-<strong>Glas</strong>-Verbunden eingesetzt<br />

werden können. In der Regel werden sie<br />

jedoch, wie bereits erwähnt, in einem zusätzlichen<br />

Bearbeitungsschritt in flüssiger<br />

Form <strong>auf</strong> das jeweilige Substrat <strong>auf</strong>gebracht.<br />

Um diese Applikation zu umgehen, wurden<br />

erstmals Silane in ein <strong>TPE</strong> <strong>auf</strong> Basis von<br />

Styrolblockcopolymeren (<strong>TPE</strong>-S) eingear-<br />

beitet. Mit diesem neu entwickelten Material<br />

wurden dann <strong>Glas</strong>scheiben direkt überspritzt<br />

und die resultierenden Haftkräfte<br />

ermittelt. Ferner wurde der Einfluss unterschiedlicher<br />

Lagerungsbedingungen <strong>auf</strong><br />

die Verbundfestigkeit untersucht. Da die<br />

Haftungsausbildung des funktionalisierten<br />

<strong>TPE</strong> zum <strong>Glas</strong> mit der Haftung am Metall<br />

im Werkzeug konkurriert, wurden zusätzlich<br />

unterschiedliche Werkzeugbeschichtungen<br />

appliziert und die Haftung des <strong>TPE</strong>-S an<br />

diesen Beschichtungen untersucht.<br />

Versuche<br />

Einarbeitung des Silans in <strong>TPE</strong>-S<br />

Die Umsetzung von Silan mit <strong>TPE</strong>-S erfolgte<br />

<strong>auf</strong> einem Planetwalzenextruder oder <strong>auf</strong><br />

einem gleichläufigen Doppelschneckenextruder.<br />

Die Vollständigkeit der Umsetzung<br />

wurde mittels 1H-NMR-Spektroskopie überprüft<br />

(400-MHz-Spektrometer, Lösungsmittel<br />

CD 2Cl 2/CCl 4 = 15/85).<br />

Herstellung der Schälprüfkörper<br />

»2 Schälkraft von <strong>TPE</strong>-S an <strong>Glas</strong> in<br />

Abhängigkeit verschiedener Lagerungskonditionen<br />

Die Überspritzung der <strong>Glas</strong>scheiben erfolgte<br />

in einem speziellen Werkzeug mit den<br />

Abmessungen (LxBxH) 150x100x4 mm. In<br />

das Werkzeug wurde eine 2 mm dicke <strong>Glas</strong>platte<br />

eingelegt, mit Vakuum fixiert und


FAKTEN FÜR KONSTRUKTEURE<br />

lichen<br />

Oberflächen, ohne die Verwendung zusätzlicher Haftvermittler zu erreichen<br />

FAKTEN FÜR EINKÄUFER<br />

<br />

FAKTEN FÜR QUALITÄTSMANAGER<br />

<br />

Applikation unterschiedlicher Werkzeugbeschichtungen erheblich beeinflusst<br />

werden<br />

anschließend mit funktionalisiertem <strong>TPE</strong>-S<br />

überspritzt. Die Überspritzung der metallischen<br />

Probekörper erfolgte analog an entsprechend<br />

beschichteten Metallplatten.<br />

Haftungsprüfungen<br />

Die Abschälung der <strong>TPE</strong>-Komponente wurde<br />

in Anlehnung an DIN EN 1464 durchgeführt.<br />

Dazu wurde am Probekörper über<br />

die gesamte Länge mittig ein Streifen von<br />

20 mm Breite gestanzt. Der Streifen wurde<br />

dann soweit von der <strong>Glas</strong>platte gelöst, dass<br />

er in die Halterung der Zugprüfmaschine<br />

eingespannt werden konnte. Der Probekörper<br />

wurde während der Prüfung <strong>auf</strong> einem<br />

beweglichen Schlitten fixiert, sodass sich<br />

während des Schälvorgangs ein Abzugswinkel<br />

von ca. 90° einstellte.<br />

Erste Ergebnisse sind vielversprechend<br />

Wie in »1 gezeigt, kann die Haftung an der<br />

metallischen Oberfläche des Spritzgusswerkzeugs<br />

durch Applikation unterschiedlicher<br />

Werkzeugbeschichtungen erheblich<br />

beeinflusst werden. Die erzielten Haftwerte<br />

lagen spritzfrisch zwischen 0 und 15 N.<br />

Nach einer Lagerung von 7 d im Normklima<br />

(23 °C/50% r. F.) wurden sogar Haftwerte<br />

von > 50 N gemessen. Die Werkzeugbeschichtung<br />

muss daher in der Praxis für<br />

den jeweiligen Anwendungsfall optimiert<br />

werden.<br />

Zusätzlich wurden unterschiedlichste Lagerungsbedingungen<br />

und ihre Einflüsse <strong>auf</strong><br />

die Haftung im Verbundkörper untersucht<br />

»2. Für die Versuche wurden drei verschiedene<br />

<strong>TPE</strong>-S mit unterschiedlicher Härte<br />

hergestellt (VGL04070601: 42 Shore A,<br />

VGL04070602: 55 Shore A, VGL04070603:<br />

51 Shore A). Eine deutliche Erhöhung der<br />

Schälwerte konnte durch Lagerung der<br />

Prüfkörper bei erhöhten Temperaturen erzielt<br />

werden. So konnten durch Einlagerung<br />

bei 80 °C nach zwölf Stunden Haftwerte<br />

ermittelt werden, die bei Raumtemperatur<br />

erst nach sieben Tagen erreicht wurden.<br />

Durch längere Lagerung bei erhöhter Temperatur<br />

mit zusätzlicher Einwirkung von<br />

Feuchtigkeit, wie sie z.B. beim Schwitzwassertest<br />

nach DIN EN 6270-2 <strong>auf</strong>tritt, konnten<br />

so hohe Verbundkräfte erreicht werden,<br />

dass beim Versuch der Abschälung das<br />

Substrat aus Fensterglas zerbrach.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Mit dem vorgestellten <strong>TPE</strong>-S ist es möglich,<br />

eine stoffschlüssige Verbindung zu <strong>Glas</strong><br />

oder glasähnlichen Oberflächen ohne die<br />

Verwendung zusätzlicher Haftvermittler zu<br />

erreichen. Erste Versuche mit dem neuen<br />

Verfahren im Markt finden derzeit statt.<br />

Eines der Ziele zukünftiger Arbeiten <strong>auf</strong> diesem<br />

Gebiet wird es sein, die Anfangshaftung<br />

des <strong>TPE</strong>-S <strong>auf</strong> der <strong>Glas</strong>oberfläche<br />

deutlich zu erhöhen. Ferner ist die Entwicklung<br />

weiterer <strong>TPE</strong>-S in anderen Härtebereichen<br />

und mit verbesserten Druckverformungsrestwerten<br />

geplant.<br />

Die Arbeiten wurden aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Technologie (BMWi)<br />

im Rahmen des Förderprogramms „ProInno II“ gefördert.<br />

Literatur<br />

[1] R. Hornig GAK 2007, 03, 150.<br />

[2] R. Hornig GAK 2007, 04, 214.<br />

[3] R. Hornig GAK 2007, 05, 289.<br />

[4] R. Hornig GAK 2007, 06, 348.<br />

[5] R. Hornig GAK 2008, 05, 289.<br />

[6] Offenlegungsschrift DE102004063516A1<br />

[7] G. L. Witucki J. Coat. Techn. 1993, 65 (822), 57.<br />

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AUTOMOTIVE | 19<br />

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