Barrieremembranen in der Knochen- regeneration - zwingend ...
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Abb. 1: Das<br />
Lippenprofil<br />
<strong>der</strong> Patient<strong>in</strong><br />
verdeutlicht<br />
e<strong>in</strong>e hohe<br />
Lachl<strong>in</strong>ie.<br />
<strong>Knochen</strong>ersatzmaterialien und Barriere-Membranen<br />
gehören heute zu den Standardtherapien <strong>der</strong><br />
Implantologie bei fehlendem <strong>Knochen</strong>angebot. Die<br />
angespannte Kostensituation im Gesundheitswesen<br />
und bei Patienten haben Fragen nach E<strong>in</strong>sparungsmöglichkeiten<br />
wie z.B. bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong><br />
Membranen aufgeworfen. Die Notwendigkeit <strong>der</strong><br />
Membranen bei <strong>der</strong> <strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong> werden<br />
im Folgenden diskutiert.<br />
92 Dent<br />
Nichtresorbierbare GTR und<br />
GBR-Barrieren<br />
Die Membrantechnologie wurde <strong>in</strong> den<br />
Achtziger Jahren für die Behandlung<br />
parodontologischer Defekte als Gesteuerte<br />
Gewebe<strong>regeneration</strong> (GTR, Guided Tissue<br />
Implantologie<br />
<strong>Barrieremembranen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong><br />
- zw<strong>in</strong>gend notwendig<br />
o<strong>der</strong> ästhetische Spielerei?h<br />
Karl-Ludwig Ackermann und Axel Kirsch<br />
Schlüsselwörter: <strong>Knochen</strong>ersatzmaterial, Gesteuerte<br />
<strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong>, Resorbierbare Membran<br />
Regeneration) entwickelt. Die nicht-resorbierbaren<br />
e-PTFE-Membranen dienten als<br />
Barriere gegen das schnell wachsende<br />
Weichgewebe und das lange Saumepithel<br />
und ermöglichten so e<strong>in</strong>e ungestörte parodontale<br />
Gewebe<strong>regeneration</strong> im Defekt 1,2 .<br />
In den Neunziger Jahren wurde diese Technik<br />
erfolgreich als Gesteuerte <strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong><br />
(Guided Bone Regeneration, GBR)<br />
<strong>in</strong> die Implantologie überführt3,4 .<br />
Während das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> GBR mit <strong>der</strong><br />
e-PTFE-Membran experimentell sehr zuverlässig<br />
funktionierte, gab es im Praxisalltag<br />
e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten zu meistern: Die<br />
hydrophoben Eigenschaften dieses recht<br />
steifen Materials erschwerten das Handl<strong>in</strong>g.<br />
Die Membran mußte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zweiten OP<br />
entfernt werden. Vor allem die häufig auftretenden<br />
Membranexpositionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heilungsphase,<br />
die e<strong>in</strong>e vorzeitige Membranentfernung<br />
nötig machten und das kl<strong>in</strong>ische<br />
Implantol 7, 92 - 98 (2003)
Abb. 2:<br />
Radiologisch<br />
wird <strong>der</strong><br />
Behandlungssitusdargestellt.<br />
Unter den defektfüllenden<br />
und strukturerhaltenden<strong>Knochen</strong>ersatzmaterialien<br />
haben sich<br />
natürliche<br />
<strong>Knochen</strong>m<strong>in</strong>erale<br />
<strong>in</strong> Forschung<br />
und<br />
Praxis bewährt.<br />
Dent Implantol 7, 92 - 98 (2003)<br />
Implantologie<br />
Ergebnis bee<strong>in</strong>trächtigen konnten, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />
den „Siegeszug“ dieses Membrantyps<br />
beim Praktiker. Mit <strong>der</strong> Entwicklung<br />
resorbierbarer Materialien konnten diese<br />
Probleme entscheidend aufgehoben und die<br />
Gewebereaktionen positiv bee<strong>in</strong>flußt werden.<br />
Weiterentwicklung:<br />
Resorbierbare Membranen<br />
Bei resorbierbaren Membranen werden synthetische<br />
und natürliche Materialien unterschieden.<br />
In <strong>der</strong> Literatur s<strong>in</strong>d natürliche<br />
Kollagenmembranen als geeigneter Materialtyp<br />
beschrieben 5,6 . Diese Barriere-Membranen<br />
wie z.B. die Bio-Gide Membran<br />
(Geistlich Pharma AG) zeigten z. B. <strong>in</strong><br />
Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>Knochen</strong>ersatzmaterial<br />
vergleichbare Ergebnisse bei <strong>der</strong> <strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong><br />
wie die nicht-resorbierbaren<br />
Vertreter. Darüber h<strong>in</strong>aus waren die Wundheilungseigenschaften<br />
als Reaktion auf das<br />
Kollagen deutlich besser. Auch das Handl<strong>in</strong>g<br />
des weichen Materials, das im feuchten<br />
Zustand am <strong>Knochen</strong> haftet und ideal adaptierbar<br />
ist, hat die Operationstechnik vere<strong>in</strong>facht<br />
und die Weichteilanlagerung und -heilung<br />
sicherer gemacht.<br />
In <strong>der</strong> Implantologie werden wegen <strong>der</strong> positiven<br />
Material- bzw. Handl<strong>in</strong>gseigenschaf-<br />
Abb. 3: Nach schonen<strong>der</strong> Zahnextraktion<br />
wird das Operationsgebiet dargestellt.<br />
Abb. 4: E<strong>in</strong> ausgeprägter <strong>Knochen</strong>defekt<br />
ist sichtbar. Das Arbeitsteil des<br />
Bohrers ist im <strong>Knochen</strong> vestibulär erkennbar.<br />
ten resorbierbare Kollagen-Membranen wie<br />
die Bio-Gide Membran pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
mit defektauffüllendem und raumerhaltendem<br />
<strong>Knochen</strong>ersatzmaterial, autogenem<br />
<strong>Knochen</strong> o<strong>der</strong> als Gemisch bei großen<br />
Defekten appliziert. Heute werden diese Behandlungsmodalitäten<br />
mit sehr guter Prognose<br />
zur e<strong>in</strong>zeitigen <strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong><br />
um Implantate o<strong>der</strong> zur zweizeitigen Kammaugmentation<br />
angewendet 5, 6, 7 . Unter den defektfüllenden<br />
und strukturerhaltenden <strong>Knochen</strong>ersatzmaterialien<br />
haben sich natürliche<br />
<strong>Knochen</strong>m<strong>in</strong>erale wie z. B. Bio-Oss (Geistlich<br />
Pharma AG) <strong>in</strong> Forschung und Praxis<br />
bewährt. Die hohe Osteokonduktivität von<br />
Bio-Oss ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur vielfach beschrieben<br />
8, 9, 10 . Da es sehr langsam im natürlichen<br />
Remodell<strong>in</strong>g-Prozeß des <strong>Knochen</strong>s<br />
resorbiert wird 11 , dient es dem neugebildeten<br />
<strong>Knochen</strong>gewebe als langfristige, stabile<br />
Matrix und kann die vorzeitige Volumenreduktion<br />
und Resorption verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n 12 .<br />
93
In e<strong>in</strong>er Studie<br />
an Hunden<br />
wurde e<strong>in</strong><br />
autologes<br />
<strong>Knochen</strong>transplantat<br />
mit bzw. ohne<br />
Membran <strong>in</strong><br />
standardisierten<strong>Knochen</strong>defekten<br />
um<br />
Implantate<br />
appliziert.<br />
94 Dent<br />
Membranen s<strong>in</strong>d nötig<br />
Kann auf die Membran verzichtet werden,<br />
wenn e<strong>in</strong> hoch osteokonduktiver <strong>Knochen</strong>ersatz<br />
verwendet wird?<br />
Die Hauptfunktionen <strong>der</strong> Membran liegen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Barrierefunktion gegen E<strong>in</strong>wachsen<br />
von Weichgewebe <strong>in</strong> den Defekt und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schutzfunktion gegen Partikelverlust bzw.<br />
Materialdislokation während <strong>der</strong> Heilungsund<br />
Integrationsphase. Diese Partikelabwan<strong>der</strong>ung<br />
kann, selbst wenn primärer<br />
Wundverschluß erreicht wird, dramatische<br />
Ausmaße annehmen. So wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen<br />
Studie e<strong>in</strong> signifikanter Partikelverlust<br />
<strong>in</strong> 61 % <strong>der</strong> behandelten Fälle beschrieben<br />
13 .<br />
In <strong>der</strong> Literatur f<strong>in</strong>den sich zur Notwendigkeit<br />
von Membranen weitere Publikationen:<br />
Hämmerle et al. 10 testeten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Affenmodell<br />
die <strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong> um Implantate<br />
<strong>in</strong> standardisierten <strong>Knochen</strong>de-<br />
Abb. 5: Der Defekt wird mit Bio-Oss augmentiert und<br />
mit <strong>der</strong> Kollagenmembran Bio-Gide abgedeckt<br />
Abb. 6: Die Membran wurde zur Stabilisierung<br />
mit Resor-P<strong>in</strong>s zusätzlich fixiert<br />
Implantologie<br />
fekten. Während das <strong>Knochen</strong>ersatzmaterial<br />
nur zu e<strong>in</strong>er teilweisen <strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong><br />
führte, wurde mit <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation von<br />
Membran und <strong>Knochen</strong>ersatz e<strong>in</strong>e vollständige<br />
und sehr zuverlässige Defekt<strong>regeneration</strong><br />
(100 % +/- 0 % ) erreicht.<br />
In e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en modellhaft angelegten Studie<br />
an Hunden wurde e<strong>in</strong> autologes <strong>Knochen</strong>transplantat<br />
mit bzw. ohne Membran <strong>in</strong><br />
standardisierten <strong>Knochen</strong>defekten um Implantate<br />
appliziert und 6 Monate später histologisch<br />
evaluiert 14 . Die Barrierefunktion<br />
<strong>der</strong> Membran verbesserte das Augmentatvolumen<br />
und den <strong>Knochen</strong>-Implantat-Kontakt<br />
drastisch: Das Augmentatvolumen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Membrangruppe lag nach 6 Monaten zwischen<br />
75 bis 125 % des Orig<strong>in</strong>alvolumens,<br />
<strong>der</strong> <strong>Knochen</strong>kontakt zum Implantat bei<br />
durchschnittlich 80 %. Bei 3 Tieren ohne<br />
Membran hatte sich h<strong>in</strong>gegen das Augmentatvolumen<br />
auf 20 bis 30 % des Orig<strong>in</strong>alvolumens<br />
reduziert, <strong>der</strong> <strong>Knochen</strong>implantatkontakt<br />
lag bei nur 10 - 30 %<br />
Bei e<strong>in</strong>em Tier dieser Gruppe war sogar e<strong>in</strong>e<br />
extensive Resorption e<strong>in</strong>getreten, so daß das<br />
Augmentatvolumen bei -50 % lag. In e<strong>in</strong>er<br />
kl<strong>in</strong>ischen Studie 15 wurden unter alle<strong>in</strong>iger<br />
Verwendung von <strong>Knochen</strong>ersatz-Ganulat<br />
„Sofort-Implantate“ <strong>in</strong> Extraktionsalveolen<br />
<strong>in</strong>seriert. 6 Monate später waren 10 Defekte<br />
vollständig knöchern gefüllt, bei den restlichen<br />
9 h<strong>in</strong>gegen waren die Defekte nur teilweise<br />
knöchern regeneriert. Vergleichende<br />
kl<strong>in</strong>ische Studien, die Rückschlüsse auf<br />
Langzeitergebnisse mit bzw. ohne Membran<br />
ermöglichen, gibt es bis heute lei<strong>der</strong> noch<br />
nicht.<br />
Abb. 7: Die Wunde wurde speicheldicht verschlossen<br />
Implantol 7, 92 - 98 (2003)
Abb. 8: Die prothetische Versorgung erfolgte sechs<br />
Monate später.<br />
Abb. 9: Die Weichgewebesituation ist außerordentlich<br />
gut.<br />
Die Falldokumentation<br />
verdeutlicht<br />
die anwendungsspezifischeCharakteristika<br />
zwischen kl<strong>in</strong>ischerAnwendung<br />
und<br />
<strong>der</strong> für den<br />
Erfolg entscheidendenOperationstechnik.<br />
96 Dent<br />
Die vorliegenden Studienergebnisse deuten<br />
aber unmißverständlich darauf h<strong>in</strong>, daß das<br />
Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> GBR mit e<strong>in</strong>er Barriere-Membran<br />
die Behandlungsprognose kl<strong>in</strong>isch relevant<br />
verbessert: Aus <strong>der</strong> Sicht des Behandlers<br />
ist das e<strong>in</strong> entscheidendes Argument.<br />
Denn Vorhersagbarkeit und die Verläßlichkeit<br />
e<strong>in</strong>er Behandlungsmethode ist das<br />
wichtigste Erfolgskriterium <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>ik und<br />
Praxis.<br />
Während bei Membranen früher die re<strong>in</strong>e<br />
Barrierefunktion im Vor<strong>der</strong>grund stand,<br />
können heute natürliche Kollagenmembranen<br />
das Weichgewebsmanagement unterstützen.<br />
Da die extrazelluläre Matrix des<br />
mesenchymalen Gewebes zu e<strong>in</strong>em großen<br />
Teil aus Kollagen (Typ I) besteht, können<br />
Kollagenstrukturen als Matrix für die<br />
Weichgewebeheilung und -bildung dienen.<br />
Dies ist seit längerem im Tissue Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
Implantologie<br />
Abb. 10: Das Röntgenbild bestätigt das<br />
gute Ergebnis <strong>der</strong> regenerativen Behandlung.<br />
Das Augmentat ist nur bed<strong>in</strong>gt<br />
erkennbar, da <strong>der</strong> Strahlengang<br />
bei dieser Röntgenbil<strong>der</strong>stellung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
gleichen Ebene liegt.<br />
bekannt, wo Kollagene als Trägermaterialien<br />
für <strong>in</strong> vitro Zellzüchtung erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden 16 . Dieser entscheidende Vorteil<br />
natürlicher Kollagenmembranen wie<br />
z.B. <strong>der</strong> Bio-Gide Membran wird me<strong>in</strong>es<br />
Erachtens <strong>in</strong> Zukunft vermehrt zur Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Wundheilung und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
als Weichgewebe-Matrix <strong>in</strong> ästhetisch<br />
schwierigen Behandlungsfällen e<strong>in</strong>gesetzt<br />
und positiv genützt werden.<br />
Die nachfolgende Falldokumentation soll<br />
die o. g. anwendungsspezifischen Charakteristika<br />
zwischen kl<strong>in</strong>ischer Anwendung<br />
e<strong>in</strong>er Kollagenmembran verdeutlichen und<br />
die fallspezifische, für den Erfolg entscheidende<br />
Operationstechnik aufzeigen.<br />
Die 58-jährige Patient<strong>in</strong> suchte unsere Praxis<br />
erstmalig am 26.01.1999 zur implantatprothetischen<br />
Beratung und Behandlung<br />
auf. Der Zahn 21 war überkront und wies<br />
e<strong>in</strong>e unzureichende endodontische Versorgung<br />
auf. Die stiftret<strong>in</strong>ierte Krone war<br />
mobil; am Peri-Apex imponierte e<strong>in</strong>e ent-<br />
Implantol 7, 92 - 98 (2003)
Der temporäre<br />
Zahnersatz<br />
sollte im Regelfall<br />
e<strong>in</strong>e<br />
Klebebrücke<br />
se<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>e<br />
belastungsfreieE<strong>in</strong>heilphasegarantiert.<br />
Abb. 11: Die<br />
Lippenprofilaufnahme<br />
verdeutlicht<br />
das funktionell<br />
und<br />
ästhetisch<br />
optimale Resultat.<br />
Dent Implantol 7, 92 - 98 (2003)<br />
Implantologie<br />
zündliche Verän<strong>der</strong>ung und es zeigte sich<br />
e<strong>in</strong>e Fistel im Vestibulum. Die Erhaltungswürdigkeit<br />
des Zahnes war nicht mehr gegeben.<br />
Zur Vermeidung <strong>der</strong> Überkronung <strong>der</strong><br />
kariesfreien lückenbegrenzenden Nachbarzähne<br />
wurde e<strong>in</strong>e implantat-prothetische<br />
Versorgung angedacht.<br />
Abbildung 1 zeigt das Lippenprofil <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>.<br />
Deutlich ist die hohe Lachl<strong>in</strong>ie mit <strong>der</strong><br />
schwierigen Weichteil-Ästhetik vor implantat-prothetischer<br />
Versorgung erkennbar.<br />
Abbildung 2 verdeutlicht radiologisch den<br />
Behandlungs-Situs: Apikale Aufhellung, Inkongruenz<br />
<strong>der</strong> Passung des Stiftes und vermutbare<br />
Fraktur des Wurzelstumpfes.<br />
Abbildung 3 zeigt den Zustand nach schonungsvoller<br />
Zahnextraktion und des Erhaltes<br />
<strong>der</strong> crestalen Weichteile (Papillen) und<br />
e<strong>in</strong>es Brückenlappens im Niveau des angewachsenen<br />
Zahnfleisches (G<strong>in</strong>giva Propria).<br />
Die Inzision entspricht <strong>der</strong> von uns <strong>in</strong><br />
diesen Indikationen geübten Vorgehensweise:<br />
semi-lunarer Schnitt hoch im Vestibulum<br />
zur Vermeidung negativer Folgen ästhetischer<br />
Natur durch Narbenbildung bei hoher<br />
Lachl<strong>in</strong>ie.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tra-operative Implantatbett-Gestaltung<br />
von crestal zeigt <strong>in</strong> Abbildung 4 die<br />
durch die Wurzelresektionen bed<strong>in</strong>gten alveolär-ossären<br />
Defekte. Nach Implantat-Insertion,<br />
bei <strong>der</strong> die Primärstabilisation garantiert<br />
se<strong>in</strong> muß, wurde <strong>der</strong> peri-implantäre<br />
<strong>Knochen</strong>defekt ausschließlich mit Bio-Oss<br />
ausgefüllt und zur Lagesicherung <strong>der</strong> Granula<br />
und zur optimalen ossären Regeneration<br />
mit e<strong>in</strong>er Bio-Gide-Membran abgedeckt<br />
(Abbildung 5).<br />
In Abbildung 6 ist <strong>der</strong> Zustand nach vollständiger<br />
Lagestabilisation des Augmentats<br />
durch die Bio-Gide Membran, fixiert mit<br />
vier Resor-P<strong>in</strong>s (Geistlich Pharma AG), erkennbar.<br />
Im Bereich des Alveolar-Fortsatzes<br />
erfolgte e<strong>in</strong>e Nahtstabilisation <strong>der</strong> Weichteile.<br />
Das Ausmaß des Augmentats sowie die absolut<br />
speicheldichte Naht zur Sicherung<br />
e<strong>in</strong>es ungestörten Heilungsverlaufes und -<br />
ergebnisses, d.h. zur Vermeidung e<strong>in</strong>er<br />
Nahtdehiszenz werden <strong>in</strong> Abbildung 7 gezeigt.<br />
Implantate e<strong>in</strong>gesetzt <strong>in</strong> diesen Indikationen<br />
sollten offen unbelastet e<strong>in</strong>heilen.<br />
Der temporäre Zahnersatz sollte deshalb im<br />
Regelfall e<strong>in</strong>e Klebebrücke se<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>e<br />
belastungsfreie E<strong>in</strong>heilphase am ehesten garantiert.<br />
Die def<strong>in</strong>itiv-prothetische Versorgung erfolgte<br />
6 Monate später. In Abbildung 8 erkennt<br />
man das stabile Weichteiltegument<br />
peri-implantär. Das Vestibulum ist stabil<br />
auskonturiert, die Weichteile an den Nachbarzähnen<br />
und am Implantat korrespondieren<br />
<strong>in</strong> Struktur, Aussehen und <strong>in</strong> Volumen.<br />
En face ist <strong>in</strong> zentrischer Okklusion <strong>in</strong> Abbildung<br />
9 die nahezu perfekte Restauration<br />
des fehlenden Zahnes auf dem Implantat erkennbar.<br />
Form, Verlauf und Struktur <strong>der</strong><br />
umgebenden Weichteile unterscheiden sich<br />
nicht von den Nachbarzähnen.<br />
97
Das Lippenprofil<br />
<strong>der</strong> Patient<strong>in</strong><br />
kann<br />
jetzt als harmonisch<br />
und<br />
unbee<strong>in</strong>flußt<br />
von den<br />
Therapiemaßnahmenangesehen<br />
werden.<br />
Früher wurdenMembranen<br />
als re<strong>in</strong>e<br />
Barriere<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
98 Dent<br />
Auch im Röntgenbild (Abbildung 10) ist die<br />
unkritische Hartgewebsbasis nachvollziehbar.<br />
Die perfekte Passung <strong>der</strong> Implantatteile<br />
(Camlog ® -Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>implantat, Altatec Biotechnologies)<br />
und e<strong>in</strong>e parodontal prophylaktische<br />
Gestaltung <strong>der</strong> Krone garantieren<br />
e<strong>in</strong>e ungestörte Interaktion <strong>der</strong> „Hardware“<br />
mit dem umgebenden Gewebe. Abbildung<br />
11 macht abschließend das Lippenprofil <strong>der</strong><br />
Patient<strong>in</strong> deutlich. Hier muß die wirklich<br />
kritische Papillen-Ästhetik als enorme Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
für die implantat-prothetische<br />
Restauration mit dem Ziel e<strong>in</strong>es restitutio ad<br />
<strong>in</strong>tegrum angesehen werden.<br />
Der E<strong>in</strong>griff als Sofortimplantation mit sofortiger<br />
Augmentation und offener E<strong>in</strong>heilung<br />
und die spätere prothetische Versorgung<br />
haben zum Strukturerhalt, zur<br />
Strukturergänzung und vor allem zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> kritischen Papillen-Ästhetik beigetragen,<br />
so daß das Lippenprofil <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong><br />
jetzt als harmonisch und unbee<strong>in</strong>flußt von<br />
den Therapiemaßnahmen angesehen werden<br />
darf.<br />
Zusammenfassung<br />
Während Membranen <strong>in</strong> früheren Jahren als<br />
re<strong>in</strong>e Barriere e<strong>in</strong>gesetzt wurden, können<br />
heute natürliche Kollagenmembranen ergänzend<br />
die Wundheilung unterstützen und<br />
als Matrix für die Weichgewebe<strong>regeneration</strong><br />
dienen. Auch bei Verwendung hoch<br />
osteokonduktiver <strong>Knochen</strong>ersatzmaterialien<br />
müssen Membranen zur Sicherstellung<br />
<strong>der</strong> Behandlungsprognose appliziert werden.<br />
Die Funktion <strong>der</strong> Membranen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong> s<strong>in</strong>d vor allem<br />
• Barriere gegen Weichgewebe, dadurch<br />
Optimierung <strong>der</strong> <strong>Knochen</strong><strong>regeneration</strong><br />
• Schutz vor Verlust <strong>der</strong> <strong>Knochen</strong>ersatz-<br />
Partikel und<br />
• Unterstützung <strong>der</strong> Wundheilung sowie<br />
Erleichterung des Weichgewebsmanagements<br />
Kontaktadresse:<br />
Dr. Karl-Ludwig Ackermann und<br />
Dr. Axel Kirsch<br />
Talstraße 23<br />
70794 Fil<strong>der</strong>stadt<br />
Implantologie<br />
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