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Kausalitätsbeurteilung bei Kniebinnenschäden (PDF, 1 MB)

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<strong>Kausalitätsbeurteilung</strong> <strong>bei</strong><br />

<strong>Kniebinnenschäden</strong><br />

Dr. med. Ute Herold<br />

Chirurgie und Unfallchirurgie<br />

Agnes-Heineken-Str.17,<br />

28277 Bremen<br />

Herold.Bremen@t-online.de


Kniebinnenschaden


Kausalitätsanalyse<br />

Nennung typischer Verletzungen am Kniegelenk<br />

Indizien pro Unfallzusammenhang<br />

Indizien für Anlage<br />

Nennung von Spezialuntersuchungen<br />

Welche Vorar<strong>bei</strong>ten der Verwaltung benötigt der<br />

Arzt?


Ziele<br />

• Erkennen des Problemfalles<br />

• Abkürzung des Heilverfahrens (Zuständigkeit)<br />

• Abgrenzung gegenüber anderen Kostenträgern<br />

• Folgekosten durch Fehlanerkennung


Knieverletzungen<br />

Patellaluxation<br />

Kreuzbandläsion<br />

Meniskusläsion


Anatomie des Kniegelenkes<br />

2 Teilgelenke<br />

Tibio-femoral-Gelenk (Kniehauptgelenk)<br />

Patello-femoral-Gelenk<br />

funktionell Dreh-Schanier-Gelenk<br />

für Verletzungsfolgen wie für degenerative<br />

Veränderungen anfällig


Anatomie<br />

Aufsicht auf Kniehauptgelenk,<br />

Kniescheibe weggeklappt


Anatomie<br />

Kniehauptgelenk Menisken, Aufsicht<br />

Kreuzbandansätze


Röntgenbild des Kniegelenkes<br />

von vorn<br />

und<br />

seitlich


MRT des Kniegelenkes<br />

sagittal


MRT des Kniegelenkes<br />

koronar


Bone bruise - Phänomen<br />

Bruise = Quetschung (Kontusion des Knochens)


Bone bruise - Phänomen<br />

•Die Knochenkontusionen beruhen auf<br />

trabekulären Mikrofrakturen mit Oedem<br />

und Blutung in das Knochenmark.<br />

• Im MRT sog. Oedemmuster.<br />

• Signalminderung im T1- und<br />

Signalerhöhung im T2-gewichteten Bild.


Bone bruise - Phänomen<br />

Ursachen<br />

– Direktes stumpfes Trauma<br />

– Komplexe Unfallmechanismen mit<br />

Kapsel-Band-Schäden


Bone bruise - Phänomen<br />

•Bei stumpfen Traumen ist das<br />

Knochenmarksoedem i.B. der<br />

Krafteinwirkung lokalisiert.<br />

•Bei Kapsel-Band-Verletzungen finden<br />

sich typische Verteilungsmuster der<br />

Kontusionsherde.


Lokalisation <strong>bei</strong><br />

Bone bruise - Phänomen<br />

• Vorderer Kreuzbandruptur<br />

– Oedemzone lateraler<br />

Femurkondylus und<br />

dorsolateraler Tibiakopf<br />

• Hinterer Kreuzbandruptur<br />

– Oedemzone vorderer<br />

Anteil des Tibiaplateaus<br />

• Patellaluxation<br />

– Kontusion lateraler<br />

Femurkondylus


Bone bruise - Phänomen<br />

• Nach 6-8 Wochen heilen die<br />

Knochenkontusionen folgenlos aus<br />

• Therapie: keine


Bone bruise - Phänomen<br />

Bei kernspintomographisch fehlendem<br />

Nachweis einer bone bruise ist eine<br />

relevante Verletzung des Kniegelenkes<br />

auszuschließen.


Kniescheibenverrenkung<br />

1. Oberschenkel (Femurkondyle)<br />

2. Kniescheiben-gleitlager (Femoro-Patellar- Gelenk)<br />

3. nach außen verrenkte / luxierte Patella (Kniescheibe)


Kniescheibenverrenkung<br />

nur selten unfallbedingt<br />

nur starke, i.d.R. indirekte Krafteinwirkungen<br />

ursächlich<br />

Kniescheibe luxiert nach außen<br />

Reposition in Narkose<br />

häufiger habituell (Kinder, Jugendliche)<br />

meist Selbstreposition


Disposition zur<br />

Kniescheibenverrenkung<br />

1. Kniescheibe (Patella) mit Lateralisation<br />

2. Kniescheiben-gleitlager (Femoro-Patellar- Gelenk)<br />

3. Oberschenkel (Femurkondyle)


Zur Luxation disponierende<br />

Faktoren<br />

1. Fehlform der Kniescheibe<br />

2. Fehlform des patello-femoralen Gleitlagers<br />

3. X-Fehlstellung im Kniegelenk<br />

4. Hochstand der Patella<br />

5. Muskelinsuffizienz des Vastus medialis


Verrenkungsvorgang


Unfallbedingte Patellaluxation<br />

Valgus-Torsionsstress <strong>bei</strong> maximaler<br />

Muskelanspannung und gleichzeitiger<br />

Fehlbelastung der Extremität


Zusammenhangsbegutachtung der<br />

Patellaluxation<br />

Erfolgte ein physiologischer oder<br />

gewaltsamer Valgus-Torsionsstress<br />

(Verdrehen)?<br />

Lag eine normale oder maximal abrupte<br />

Muskelanspannung vor?<br />

Welche individuellen anatomischen<br />

Gegebenheiten bestanden?


Kniescheibenverrenkung<br />

Spezialuntersuchung<br />

Rö-Aufnahmen in 30, 60, 90 Grad-Stellung zur<br />

Beurteilung des Gleitvorganges der<br />

Kniescheibe<br />

Ganz<strong>bei</strong>naufnahmen im Stehen (selten)<br />

MRT: bone bruise Phänomen


Kniescheibenverrenkung<br />

Vorar<strong>bei</strong>ten der Verwaltung<br />

Unfallhergang möglichst exakt klären<br />

(schwierig!)<br />

AU-Verzeichnis der Krankenkasse<br />

Krankheitsberichte des Orthopäden (Luxation<br />

auf der Gegenseite?)


Kreuzbandverletzungen<br />

Der typische Verletzungsmechanismus <strong>bei</strong><br />

vorderer Kreuzbandruptur ist das Flexions-<br />

Valgus-Aussenrotationstrauma (Fussball,<br />

Skifahren)<br />

unhappy triad


Akute vordere Kreuzbandruptur<br />

Überwiegend Hämarthros<br />

Lokale Druckschmerzhaftigkeit<br />

Lachmann-Test positiv<br />

MRT zum erkennen wichtiger<br />

Begleitveränderungen (Bone-bruise,<br />

Meniskusverletzungen,<br />

Seitenbandverletzungen)


Vordere Kreuzbandruptur<br />

MRT Bild Knie<br />

1. Quadricepssehne<br />

2. Oberschenkel-knochen<br />

(Femur)<br />

3. gerissenes vorderes<br />

Kreuzband (roter Pfeil<br />

zeigt Rissstelle)<br />

4. Schien<strong>bei</strong>n (Tibia)<br />

5. Kniescheibe (Patella)<br />

6. Hoffa´scher Fettkörper<br />

7. Kniescheibensehne<br />

(Patellarsehne)


Kreuzbandruptur<br />

normal vordere Kreuzbandruptur


Bone bruise (STIR)


Hintere Kreuzbandruptur


Typischer<br />

Verletzungsmechanismus des<br />

hinteren Kreuzbandes<br />

Zur Verletzung kommt es<br />

durch das Einwirken<br />

direkter Gewalt von<br />

ventral <strong>bei</strong> flektiertem<br />

Kniegelenk.


Hintere Kreuzbandruptur<br />

MRT Kniegelenk<br />

1. Oberschelkelknochen<br />

(Femur)<br />

2. Kniescheibe<br />

(Patella)<br />

3. hinterer<br />

Kreuzbandriss<br />

(rot)<br />

4. Schien<strong>bei</strong>n<br />

(Tibia)


Hintere Kreuzbandruptur<br />

Ursache: Hochenergie-Trauma<br />

Dashboard injury<br />

Folge: hintere Subluxation des<br />

Tibiaplateaus<br />

Bei chronischer Instabilität:<br />

Knorpelschaden retropatellar und medial<br />

am Kniehauptgelenk


Kreuzbandruptur<br />

Indizienanalyse<br />

– pro<br />

Hämarthros<br />

Adäquates Trauma<br />

Bone-Bruise-Phänomen<br />

Sofortiger Funktionsverlust<br />

– kontra<br />

Giving-way vor Unfall<br />

Sportanamnese<br />

MRT-Befund (frisch/alt)


Kreuzbandruptur<br />

Spezialuntersuchung<br />

MRT<br />

Arthroskopie


Kreuzbandruptur<br />

Vorar<strong>bei</strong>ten der Verwaltung<br />

Exakte Unfallanamnese<br />

AU-Verzeichnis<br />

Sportanamnese<br />

Bildmaterialien <strong>bei</strong>ziehen (ggf. Befunde<br />

überprüfen lassen)<br />

Operationsberichte (auch alte)


Meniskusverletzungen


Meniskusverletzungen<br />

Arthroskopische Sanierung einer Meniskusläsion


Meniskusverletzungen<br />

Rissformen und Durchblutung der Menisken


Meniskusverletzungen<br />

Geeignete Ereignisabläufe sind folgende:<br />

Fluchtartige Ausweichbewegung unter Drehung des<br />

Oberkörpers <strong>bei</strong> fixiertem Fuß<br />

Sturz <strong>bei</strong> fixiertem Fuß des Stand<strong>bei</strong>nes<br />

Sprungsverletzung, z. B. schwungvolle<br />

Körperdrehung <strong>bei</strong> Hängenbleiben des Stand<strong>bei</strong>nes<br />

im Sport oder Absprung vom fahrenden Zug<br />

Drehsturz!


Meniskusverletzungen<br />

Beispiele für ungeeignete Ereignisabläufe:<br />

– Isolierte Beugung oder Streckung des Kniegelenkes sowie<br />

Krafteinwirkung auf das Kniegelenk in Streckstellung<br />

– Stoß des Kniegelenkes an einer Kante im Sinne einer Knieprellung<br />

– Hochkommen aus der Hocke<br />

– Axiale Stauchung des Gelenkes, z. B. <strong>bei</strong> einem Absprung mit Aufkommen<br />

auf den Füßen<br />

– Wegrutschen des Fußes mit Krafteinwirkung auf das Kniegelenk im Xoder<br />

O-Sinne ohne gleichzeitiges Verdrehen des Gelenkes unter Fixierung<br />

des Ober- bzw. Unterschenkels<br />

– Plötzliche Drehbewegungen, z. B. <strong>bei</strong>m Öffnen einer Tür, wenn sich das<br />

Gelenk da<strong>bei</strong> in Streckstellung befindet<br />

– Sturz auf das nach vorn gebeugte Knie<br />

– Einfaches Stolpern oder Ausrutschen<br />

– Vertreten<br />

– Treppensteigen<br />

– Hängen bleiben mit dem Fuß und Einknicken im Kniegelenk


Meniskusverletzungen-MRT<br />

Diagnostische Treffsicherheit über 90%


Meniskusverletzung<br />

Diagnostische Sicherheit durch klinische<br />

Befunderhebung 75 %<br />

Diagnostische Sicherheit durch MRT >90 %<br />

Diagnostische Sicherheit durch<br />

Arthroskopie 70-98 %


Meniskusverletzung<br />

Durch Anamnese, exakte Unfallanalyse<br />

und MRT lässt sich die Diagnose sichern.<br />

Die Arthroskopie ist in der Regel nicht<br />

erforderlich zur Entscheidung, ob die BG<br />

der Kostenträger ist!


Meniskopathie<br />

Normalbefund hochgradigeMeniskopathie


Meniskopathie<br />

Zum Krankheitsbild gehören degenerative<br />

Veränderungen mit Zerstörung der<br />

Grundsubstanz, Spaltbildung, reparative<br />

Narbenbildung.


Meniskopathie<br />

Zwischen den Lebensjahren,<br />

• 20 und 39 keine, geringe his höchstens ganz<br />

leichte degenerative Veränderungen,<br />

• 40 und 50 bis leichtgradige degenerative<br />

Veränderungen,<br />

• 51 und 60 bis gut leichtgradige degenerative<br />

Veränderungen,<br />

• 61 und 80 gelegentlich bis knapp mittelgradige<br />

degenerative Veränderungen.


Meniskopathie/MRT-Diagnostik<br />

Die Meniskopathie ist im MRT gut zu<br />

erkennen<br />

Signalerhöhungen innerhalb der Menisken<br />

Weitgehende Übereinstimmung<br />

MRT/Histopathologie


Meniskusverletzung<br />

Indizienanalyse<br />

Pro<br />

Unfallhergang<br />

Funktionsverlust im zeitlichen Verlauf<br />

Begleitverletzungen<br />

Histopathologie<br />

Rissform<br />

Kontra<br />

Unfallmechanismus (kein Drehsturz)<br />

Zeitlicher Verlauf<br />

Fehlende Begleitverletzung<br />

Vorbestehende Meniskopathie


Meniskusverletzung<br />

Spezialdiagnostik<br />

In den meisten Fällen genügen MRT, Klinik<br />

und Unfallhergang, um die Zuständigkeit zu<br />

klären.


Meniskusverletzung<br />

Vorar<strong>bei</strong>ten der Verwaltung<br />

Unfallhergang<br />

AU-Verzeichnis<br />

Bildmaterialien<br />

Operationsberichte<br />

Sportanamnese


Gonarthrose


Gonarthrose<br />

• Bis zum Alter von 50 Jahren ist die<br />

Häufigkeit <strong>bei</strong> Frauen und Männern gleich.<br />

• Danach steigt die Inzidenz <strong>bei</strong> Frauen<br />

deutlich an.<br />

• Mit 50 Jahren hat jede 7. Frau eine<br />

wesentliche Gonarthrose.


Ursachen der Gonarthrose<br />

• Achsabweichung (X- oder O-Bein)<br />

• Verletzungen des Kniegelenkes<br />

(Frakturen, Bandverletzungen)<br />

• Systemerkrankung (z.B. Bluterkrankheit,<br />

rheumatoide Arthritis)<br />

• Osteochondrosis dissecans<br />

• Stoffwechselerkrankungen (z.B. Gicht)


Genu varum<br />

Genu valgum<br />

Gonarthrose


Zusammenfassung<br />

Bei Patellaluxationen sind Unfallhergang und<br />

dispositionelle Faktoren abzuwägen.<br />

Bei Kreuzbandschäden sprechen ein Bone-<br />

Bruise-Phänomen und ein Hämarthros für einen<br />

frischen Kniebinnenschaden.<br />

Bei Meniskusverletzung sind<br />

Begleitverletzungen zu fordern, Unfallhergang<br />

muss adäquat sein.


Herzliche Grüße aus Bremen

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