25.04.2013 Aufrufe

Diplomarbeit Monika Kögler - HELIOS Kliniken GmbH

Diplomarbeit Monika Kögler - HELIOS Kliniken GmbH

Diplomarbeit Monika Kögler - HELIOS Kliniken GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Fakultät für Psychologie und Pädagogik<br />

Department Psychologie<br />

Spiritualität als Ressource?<br />

Zusammenhang von Spiritualität<br />

mit psychischer Belastung und Therapieerfolg<br />

bei PatientInnen der psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach<br />

<strong>Diplomarbeit</strong><br />

vorgelegt von<br />

<strong>Monika</strong> Kögler<br />

München, im Dezember 2006<br />

_____________________________________________________________<br />

1. Gutachterin: Prof. Dr. Rita Rosner<br />

2. Gutachter: Dr. Christoph Kraiker


Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung (Abstract) 4<br />

1. Einleitung: Spiritualität als Ressource 5<br />

1.1 Begriffsdefinitionen: Spiritualität und Religiosität 6<br />

1.2 Standortbestimmung 7<br />

1.2.1 Religionspsychologie 7<br />

1.2.2 Transpersonale Psychologie 8<br />

1.2.3 Spiritualität/Religiosität in der Evaluationsforschung 9<br />

1.2.4 Standort der vorliegenden Studie 9<br />

1.3 Messung von Spiritualität/Religiosität 10<br />

1.3.1 Statistische Daten zu Spiritualität/Religiosität in Deutschland 10<br />

1.3.2 Maße für Spiritualität/Religiosität 12<br />

1.3.3 Zusammenfassung: Messung von Spiritualität/Religiosität 15<br />

1.4 Stand der Forschung zu Spiritualität/ Religiosität als Ressource für<br />

psychische Gesundheit 17<br />

1.4.1 Überblick über den Forschungsstand in den USA 17<br />

1.4.2 Forschungsergebnisse aus Deutschland und der Schweiz 19<br />

1.4.3 Zusammenfassung des Forschungsstandes 24<br />

1.5 Fragestellungen und Hypothesen 26<br />

2. Methode 28<br />

2.1 TeilnehmerInnen und Versuchsdurchführung 28<br />

2.1.1 Die Institution 28<br />

2.1.2 Datenerhebung 29<br />

2.1.3 Soziodemographische Daten 30<br />

2.2 Instrumente 33<br />

2.2.1 Spiritualitäts-und Religiositätsfragebögen 33<br />

2.2.2 Messung des Therapieerfolgs 44<br />

2.3 Datenaufbereitung und statistische Auswertung 47<br />

2.3.1 Behandlung von fehlenden Werten 47<br />

2.3.2 Statistische Verfahren 49<br />

3. Ergebnisse 51<br />

3.1 Ergebnisse zu den Spiritualitätsfragebögen 51<br />

3.1.1 Zusammenhang von Religionszugehörigkeit und<br />

Spiritualitätsmaßen 51<br />

3.1.2 Zusammenhang der Spiritualitätsmaße untereinander 55<br />

3.1.3 Faktorenstruktur der Spiritualitätsitems 56<br />

3.2 Zusammenhang von Spiritualität/Religiosität und psychischer<br />

Belastung zu Behandlungsbeginn 60<br />

3.2.1 Zusammenhang von Spiritualität/Religiosität und<br />

psychischer Belastung (GSI) 60<br />

3.2.2 Explorative Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen<br />

Spiritualität und psychischer Belastung 60<br />

2


3.3 Spiritualität als Prädiktor für Therapieerfolg 64<br />

3.3.1 Deskriptive Daten 64<br />

3.3.2 Vorhersage von Therapieerfolg aufgrund von TPV,<br />

Geschlecht, Alter und Schulabschluss 65<br />

3.3.3 Explorative Untersuchungen zu Spiritualität als Prädiktor für<br />

Therapieerfolg 67<br />

4. Diskussion 74<br />

4.1 Diskussion der Ergebnisse zu den Spiritualitätsfragebögen 74<br />

4.1.1 Zusammenhang von Religionszugehörigkeit und<br />

Spiritualitätsmaßen 74<br />

4.1.2 Zusammenhang der Spiritualitätsskalen 75<br />

4.2 Diskussion der Ergebnisse bezüglich des Zusammenhangs von<br />

Spiritualität und psychischer Belastung zu Behandlungsbeginn 77<br />

4.3 Diskussion der Ergebnisse bezüglich der Vorhersage von<br />

Therapieerfolg durch Spiritualität 79<br />

4.3.1 Methodische Probleme 79<br />

4.3.2 Berücksichtigung von spezifischen PatientInnengruppen 82<br />

4.4 Perspektiven für Forschung und Praxis 84<br />

Literatur 87<br />

Anhang A: Fragebogen zur Spiritualität 92<br />

Anhang B: Auszug aus der Klinikdokumentation 96<br />

3


Zusammenfassung (Abstract)<br />

Ressourcenaktivierung hat sich als wichtiger Wirkfaktor in der Psychotherapie ge-<br />

zeigt. Spiritualität wird als mögliche Ressource für psychische Gesundheit diskutiert,<br />

konnte aber als solche für den deutschsprachigen Kulturraum bisher kaum nachge-<br />

wiesen werden. In der vorliegenden Studie wird untersucht, ob bei PatientInnen der<br />

Psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach Spiritualität in einem Zusammenhang<br />

mit psychischer Belastung steht, und ob der Therapieerfolg sich durch Spiritualität<br />

der PatientInnen zu Beginn der Behandlung vorhersagen lässt. Außerdem werden<br />

die verwendeten Spiritualitätsfragebögen im Hinblick auf ihren Zusammenhang un-<br />

tereinander sowie zur Religionszugehörigkeit betrachtet. Es wird bei 94 PatientIn-<br />

nen zu Behandlungsbeginn die Korrelation zwischen psychischer Belastung und<br />

unterschiedlichen Spiritualitätsmaßen ermittelt. Bei 131 PatientInnen wird Spirituali-<br />

tät, gemessen mit der Skala Transpersonales Vertrauen (TPV), als möglicher Prä-<br />

diktor für Therapieerfolg überprüft. Es zeigt sich, dass die psychische Belastung zu<br />

Behandlungsbeginn positiv mit negativem religiösen Coping korreliert, das mit ei-<br />

nem Fragebogen zum religiösen Coping gemessen wurde. Dagegen wurde für posi-<br />

tive Spiritualitätsmaße kein Zusammenhang mit psychischer Belastung gefunden.<br />

Regressionsanalytisch gelang keine Vorhersage von Spiritualität zu Behandlungs-<br />

beginn auf Veränderung der psychischen Belastung im Verlauf der Behandlung<br />

oder auf rückblickende Erfolgsbeurteilung. Die Ergebnisse deuten insgesamt auf<br />

negatives religiöses Coping als Vulnerabilitätsfaktor hin, während sie keine Schlüs-<br />

se auf Spiritualität als positive Ressource zulassen. Für die klinische Praxis er-<br />

scheint es sinnvoll, Spiritualität als Ressource bzw. Vulnerabilitätsfaktor zu berück-<br />

sichtigen.<br />

4


Einleitung 5<br />

1. Einleitung: Spiritualität als Ressource<br />

„Dein Glaube hat dich gesund gemacht“ (Mk 5,34), das sind in der Bibel (Luther-<br />

Übersetzung) die Worte Jesu nach der Heilung einer Frau. Im christlichen Kontext<br />

ist von „heilendem Glauben“ die Rede; Anhänger östlicher Wege betonen die ge-<br />

sundheitlich positive Wirkung von Meditation. Auch viele Betroffene sind überzeugt,<br />

dass das Vertrauen in eine höhere Macht ihnen in Lebenskrisen und Krankheiten<br />

geholfen hat.<br />

Auf der anderen Seite wird Religiosität auch als möglicher Vulnerabilitätsfaktor be-<br />

schrieben. Bekannt sind Freuds Urteil über Religion als eine „universelle Zwangs-<br />

neurose“ und Mosers (1976) Schilderung der Gottesvergiftung durch das Bild eines<br />

bedrohlichen, strafenden Gottes. Als ekklesiogenen Neurosen werden nach Hark<br />

(1994) weit gefasst „alle jene psychischen Störungen und seelischen Probleme ver-<br />

standen, die durch Angst machende Gottesbilder und durch neurotisch gestörte<br />

Glaubensvorbilder erzeugt werden“ (S. 152).<br />

Anliegen dieser Studie ist es, einen Beitrag zur Diskussion über Spiritualität als<br />

Ressource für psychische Gesundheit zu leisten. Die Aktivierung von Ressourcen<br />

hat sich als wichtiger Wirkfaktor in der Psychotherapie erwiesen. Nach Grawe und<br />

Grawe-Gerber (1999) ermöglicht eine Aktivierung der Ressourcen der PatientIn-<br />

nen 1 , zu denen auch Überzeugungen und Werthaltungen – also auch Spirituali-<br />

tät/Religiosität – gehören, eine Befriedigung der Grundbedürfnisse etwa nach Orien-<br />

tierung, Bindung und Selbstwerterhöhung. Eine Aktivierung von Spiritualität könnte<br />

zum Behandlungserfolg bei PatientInnen einer psychosomatischen Klinik beitragen,<br />

etwa weil diese Sinn in ihren Problemen erkennen, weniger Kontrollverlust erleben,<br />

ihr Selbstwert gestützt wird oder sie größeres Vertrauen in TherapeutInnen und<br />

Therapie haben.<br />

Als Kehrseite der Medaille ist eine Kenntnis von Spiritualität als potentieller Vulne-<br />

rabilitätsfaktor wesentlich für die Therapie. Möglicherweise kann eine Auseinander-<br />

setzung mit negativen Gottesbildern zur Heilung beitragen.<br />

Einleitend wird der Stand der psychologischen Forschung zu Spiritualität als Res-<br />

source bzw. Vulnerabilitätsfaktor dargestellt (vgl. 1.4). Zuvor sollen allerdings we-<br />

sentliche Begriffe definiert (vgl. 1.1) und eine allgemeine Einführung zur psychologi-<br />

schen Forschung im Bereich Spiritualität/Religiosität (vgl. 1.2) sowie zur Messung<br />

von Spiritualität/Religiosität (vgl. 1.3) gegeben werden.<br />

1 Die Schreibweise mit dem großen „I“ wurde gewählt, da eine ausschließliche Verwendung der<br />

männlichen Form nicht angebracht schien, weil der Großteil der PatientInnen und TherapeutInnen in<br />

der Psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach Frauen sind. Andererseits ist eine ausschließliche<br />

Verwendung der weiblichen Form unüblich.


Einleitung 6<br />

1.1 Begriffsdefinitionen: Spiritualität und Religiosität<br />

Die Begriffe Religiosität und Spiritualität sind nicht eindeutig definiert, teilweise wer-<br />

den sie synonym verwendet, teilweise als polare Gegensätze. Diese Arbeit folgt –<br />

jenseits dieser beiden Extreme - in ihrer Begriffsdefinition einem Konsens in der<br />

einschlägigen Forschung (vgl. Murken, 1998a; Utsch, 1998; Zinnbauer & Parga-<br />

ment, 2005; Zwingmann, 2004).<br />

Religiosität wird verstanden als religiöses Erleben und Verhalten von Menschen,<br />

also als die psychologische Seite von Religion. Religion – ein ebenfalls unscharfer<br />

Begriff – ist geprägt durch eine bestimmte kulturelle Tradition mit Normen und Riten,<br />

die auf eine transzendente, d.h. die Welt übersteigende Wirklichkeit ausgerichtet<br />

sind. Pargament (2002a) etwa sieht Religion als „search for significance in ways<br />

related to the sacred“ (S. 240). Damit verbindet er einen substantiellen Religions-<br />

begriff, der den Bezug auf das Heilige (the sacred) als Spezifikum der Religion be-<br />

schreibt, mit einem funktionalen Religionsbegriff, der nach der Funktion für den<br />

Menschen fragt, hier ausgedrückt als die Suche nach Bedeutsamkeit (significance).<br />

Schon allein der Begriff Religion ist freilich christlich geprägt und so nur mit Vorsicht<br />

auf andere „Religionen“ – etwa Buddhismus oder Hinduismus - anzuwenden.<br />

Spiritualität wird begriffen als eine Lebenshaltung, die auf eine transzendente Wirk-<br />

lichkeit ausgerichtet ist, jedoch ohne Bindung an eine bestimmte Tradition. In der<br />

gegenwärtigen Verwendung des Begriffs vermischt sich die angelsächsisch-<br />

neuplatonische Traditionslinie, die innere Erfahrung jenseits von Dogmen betont,<br />

mit der romanisch-mönchischen Begriffstradition eines Lebens aus dem Geist<br />

(Scharfetter, 1997). Beiden gemeinsam ist, dass es ihnen um eine Lebenshaltung -<br />

nicht um Theorie - geht.<br />

Transpersonales Vertrauen wird in dieser Arbeit synonym mit Spiritualität verstan-<br />

den. Belschner (2006) sieht den Begriff gleichbedeutend mit Gottvertrauen, das<br />

jedoch „in unserer Kultur mit bestimmten, eher christlichen Vorstellungen verbunden<br />

ist“ (S. 6). Es geht um eine Lebenshaltung des Vertrauens auf eine transzendente<br />

Wirklichkeit. Der Begriff transpersonal meint dabei eine Öffnung für einen Bewusst-<br />

seinsbereich, der über das Alltagsbewusstsein hinausgeht (zur Transpersonalen<br />

Psychologie vgl. 1.2.2).<br />

Die Begriffe Religiosität und Spiritualität haben eine gemeinsame Schnittmenge im<br />

Bezug auf eine transzendente Wirklichkeit. In diesem Sinn kann Spiritualität als der<br />

Überbegriff verstanden werden. Es gibt aber auch Forscher, die Religiosität als den


Einleitung 7<br />

weiteren Begriff verstehen, weil sie – anders als Spiritualität – auch auf andere als<br />

auf transzendente Ziele ausgerichtet sein kann, z.B. Gesundheit, Selbstentfaltung,<br />

Gemeinschaft, etwa im Sinne von extrinsischer Religiosität (Koenig et al., 2001;<br />

Zinnbauer & Pargament, 2005; zum Konzept der extrinsischen Religiosität vgl.<br />

1.3.2.1).<br />

Zwingmann (2004) fasst die Abgrenzung der Begriffe Religiosität und Spiritualität,<br />

der auch hier gefolgt werden soll, prägnant zusammen: „Religiosität wird als die<br />

Übernahme von Glaubensüberzeugungen sowie die Teilnahme an Aktivitäten und<br />

Ritualen einer organisierten Religionsgemeinschaft mit einem spezifischen Normen-<br />

und Traditionssystem angesehen. Demgegenüber gilt Spiritualität als subjektiv er-<br />

lebter Sinnhorizont, der sowohl innerhalb als auch außerhalb traditioneller Religiosi-<br />

tät verortet sein kann und damit allen – nicht nur religiösen – Menschen zu Eigen<br />

ist“ (S. 17). Der Begriff Spiritualität ist damit inhaltlich offener und weniger vorbelas-<br />

tet durch Assoziationen mit bestimmten Institutionen.<br />

Die Begriffe sind also im Folgenden so zu verstehen: Religiosität ist an eine be-<br />

stimmte Tradition mit spezifischen Riten, Normen etc. gebunden, während Spirituali-<br />

tät eher individuell und erfahrungsorientiert ist. Von Spiritualität/Religiosität ist die<br />

Rede, wenn nicht entschieden werden kann oder muss, welches der Konzepte an-<br />

gesprochen ist.<br />

1.2 Standortbestimmung<br />

Zum Forschungsbereich „Spiritualität und psychische Gesundheit“ gibt es eine Viel-<br />

falt unterschiedlicher Zugänge, was die verwendete Terminologie und Methodik<br />

betrifft. Die vorliegende Untersuchung hat ihren Standort in der Psychologie und für<br />

sie sind vor allem drei Zugänge wichtig, die sich um eine quantitative Erfassung von<br />

Spiritualität bzw. Religiosität bemühen: Religionspsychologie, Gesundheitsbezoge-<br />

ne Lebensqualitätforschung und Transpersonalen Psychologie.<br />

1.2.1 Religionspsychologie<br />

Die Religionspsychologie, verstanden als eine Disziplin innerhalb der Psychologie,<br />

die sich mit dem religiösen/spirituellen Erleben und Verhalten von Menschen be-<br />

schäftigt, gibt es nicht. Vor allem in den USA wurden und werden zwar im Bereich<br />

der Psychology of Religion zahlreiche Studien durchgeführt, und es gibt eine eigene<br />

Sektion in der American Psychological Association. Allerdings beklagt Utsch (1998)<br />

ein großes Theoriedefizit, was die Fragen betrifft, wie der Gegenstandsbereich ein-<br />

zugrenzen und angemessen zu operationalisieren ist.


Einleitung 8<br />

Im deutschsprachigen Raum ist das Interesse an religionspsychologischen Fragen<br />

erst in den 1990er Jahren neu erwacht und kämpft noch um ihren Platz in der aka-<br />

demischen Landschaft (Moosbrugger & Zwingmann, 2004). Beispielsweise beschäf-<br />

tigt sich eine an die Universität Trier angebundene „Arbeitsgruppe Religionspsycho-<br />

logie“ mit Fragen wie der Messung von Religiosität, der religiösen Bewältigung von<br />

kritischen Ereignissen und der Mitgliedschaft in neuen religiösen Gemeinschaften<br />

(Homepage: http://www.psychology-of-religion.de).<br />

1.2.2 Transpersonale Psychologie<br />

Bei der Transpersonalen Psychologie handelt es sich um eine breite, heterogene<br />

Strömung (Freeman, 2006; Tart, 2006). Der Begriff transpersonal wurde im Titel des<br />

1969 erstmals erschienenen Journal of Transpersonal Psychology gewählt, um die<br />

„Erfahrungen von Menschen zu beschreiben, die von einem weit über die Sphäre<br />

der Individualität und Personalität hinausgehenden Identitätsgefühl berichten“<br />

(Walsh & Vaugham, 1985, S.14). Nach Belschner (2006) „bezieht sich der Begriff<br />

‚transpersonal’ auf eine geistige Haltung und auf ein Gefühl von Einheit und Ver-<br />

bundenheit, welches in vielen mystischen Erlebnisberichten in verschiedenen Epo-<br />

chen und Kulturen beschrieben wird“ (S. 5). Die Transpersonale Psychologie basiert<br />

nicht auf dem Lehrgebäude einer bestimmten Religion, allerdings greift sie vor allem<br />

Gedanken aus asiatischen Weltanschauungen auf. In der Konzeption von transper-<br />

sonalem Bewusstsein als über die Personalität, das menschliche Ego,<br />

hinausgehendem Bewusstsein wird der Einfluss von östlicher Spiritualität deutlich.<br />

Wesentlich ist die Unterscheidung von verschiedenen Bewusstseinszuständen, ins-<br />

besondere die Differenzierung des Außer-Alltagsbewusstseins in Unter-<br />

Bewusstsein und Über-Bewusstsein (Scharfetter, 1997; Wilber, 1988). Das Über-<br />

bewusstsein wird auch als transpersonaler Bewusstseinsraum bezeichnet<br />

(Belschner, 2002). Es kann etwa in der Meditation, aber auch beim Konsum von<br />

bewusstseinserweiternden Drogen erfahren werden.<br />

Ähnlich wie die Religionspsychologie kämpft auch die Transpersonale Psychologie<br />

um einen Platz in der Akademischen Landschaft, ein Grund, sich quantitativ-<br />

empirischer Methoden zu bedienen – trotz aller Probleme, Bewusstseinsphänome-<br />

ne zu operationalisieren (Kohls, 2004; Yeginer, 2000a). In Deutschland setzt sich<br />

etwa das Deutsche Kollegium für Transpersonale Psychologie und Psychotherapie<br />

für „die interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Wissen-<br />

schaftlerInnen und ForscherInnen auf dem Gebiet der Transpersonalen Psychologie


Einleitung 9<br />

und Psychotherapie“ ein und bietet seit kurzem einen Master-Studiengang an, aller-<br />

dings in Northampton (Homepage: http://www.dktp.org).<br />

1.2.3 Spiritualität/Religiosität in der Evaluationsforschung<br />

Ein dritter, sehr praxisorientierter Zugang zum Bereich Spiritualität/Religiosität als<br />

Ressource für psychische Gesundheit kommt aus dem Gesundheitswesen. Dieser<br />

Ansatz ist in den größeren Rahmen der Bemühungen um Qualitätssicherung und<br />

Evaluation im Gesundheitssystem einzuordnen. Spiritualität/Religiosität wird dabei<br />

als mögliche Komponente von gesundheitsbezogener Lebensqualität (Zwingmann,<br />

2004) und als mögliche Ressource für den Therapieerfolg in den Blick genommen.<br />

Die Forschung zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität fragt nach Selbstein-<br />

schätzung von PatientInnen hinsichtlich mehrerer Komponenten ihres Gesundheits-<br />

zustandes. Am häufigsten werden physische, psychische, soziale und funktionale<br />

Aspekte einbezogen. Spiritualität/Religiosität wird dabei als möglicher weiterer Ein-<br />

flussfaktor diskutiert.<br />

Spiritualität/Religiosität wird in Deutschland auf der Basis von unterschiedlichen<br />

weltanschaulichen Hintergründen in die Evaluation von Therapieergebnissen einbe-<br />

zogen: Die DE’IGNIS Fachklinik für christliche Psychiatrie und Psychosomatik in<br />

Egenhausen (Nordschwarzwald) hat in ihre Basisdokumentation Items eingefügt,<br />

„die sich auf die Religiosität der PatientInnen und deren Auswirkung auf Krankheits-<br />

verständnis und allgemeines Wohlbefinden beziehen“ (Senst et al., 2000, S. 308).<br />

Als theoretischer Hintergrund wird dabei unter anderem das Konzept der Ressour-<br />

cenaktivierung (Grawe & Grawe-Gerber, 1998) angeführt.<br />

Die Forschung des Lehrstuhls für Medizintheorie und Komplementärmedizin an der<br />

anthroposophisch geprägten Universität Witten-Herdecke beschäftigt sich mit Spiri-<br />

tualität und Religiosität sowie Coping-Aktivitäten bei krebskranken PatientInnen<br />

(Büssing et al. 2005; 2006a; 2006b). Aus der Sicht der – transpersonal orientierten<br />

– Gesundheitspsychologie integriert Belschner (2000) Spiritualität bzw. Transperso-<br />

nales Vertrauen als alles umfassenden Raum des transpersonalen Bewusstseins in<br />

sein Modell Integraler Gesundheit. Entsprechende Instrumente bezieht beispiels-<br />

weise die Fachklinik Heiligenfeld in ihre Klinikevaluation ein.<br />

1.2.4 Standort der vorliegenden Studie<br />

Die drei Zugänge zum Zusammenhang zwischen Spiritualität/Religiosität und psy-<br />

chischer Gesundheit wurden prototypisch dargestellt. Tatsächlich überschneiden sie<br />

sich in ihren Interessensbereichen, zugrunde liegenden Theorien und verwendeten


Einleitung 10<br />

Messinstrumenten. Die Religionspsychologie beschäftigt sich ebenso wie die<br />

Transpersonale Psychologie mit spirituellen Erfahrungen, die Forschung zur Ge-<br />

sundheitsbezogenen Lebensqualität bedient sich vorhandener Instrumente aus bei-<br />

den Forschungsrichtungen. Ein Anliegen dieser Arbeit ist es auch, die unterschiedli-<br />

chen Konzepte miteinander in Kontakt zu bringen.<br />

Wesentlich ist, dass es der Psychologie nicht darum geht, die Existenz einer trans-<br />

zendenten Macht zu belegen oder zu widerlegen, sondern ihr geht es um Erleben<br />

und Verhalten von Menschen. Allerdings hat das Menschenbild des Forschers sehr<br />

wohl Einfluss auf die Forschung (Utsch, 1996). Von meinem eigenen Standort habe<br />

ich einerseits Erfahrung mit der katholischen Kirche und habe vor dem Psychologie-<br />

studium ein Studium in Katholischer Theologie abgeschlossen. Andererseits habe<br />

ich als bedeutsam für mein Leben vor allem meditative Formen sowohl aus dem<br />

christlichen als auch aus dem buddhistischen Kontext erlebt. Wichtig erscheint mir<br />

sowohl eine theoretische Fundierung der Forschung im Bereich Spirituali-<br />

tät/Religiosität als auch der Bezug zur spirituellen Erfahrung.<br />

1.3 Messung von Spiritualität/Religiosität<br />

Beschäftigt man sich mit der Messung von Spiritualität und Religiosität, ist es we-<br />

sentlich, den kulturellen Kontext zu berücksichtigen. Ein Großteil der religionspsy-<br />

chologischen Forschung wird in den USA durchgeführt. Um beurteilen zu können,<br />

inwieweit religionspsychologische Skalen auch für Deutschland anwendbar sind,<br />

sollen zunächst einige statistische Daten zur Religiosität und Spiritualität in<br />

Deutschland vorangestellt werden. Anschließend werden Konzepte zur Messung<br />

von Spiritualität/Religiosität vorgestellt, die zum Verständnis der in der vorliegenden<br />

Studie verwendeten Instrumente nötig erscheinen.<br />

1.3.1 Statistische Daten zu Spiritualität/Religiosität in Deutschland<br />

Gemäß den Angaben des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informations-<br />

dienstes (REMID, im Internet: www.remid.de) gehörten 2003 rund die Hälfte der<br />

Einwohner Deutschlands (51%) einer der großen Volkskirchen an, 23% waren kon-<br />

fessionslos, das restliche Viertel verteilte sich auf nichtchristliche Religionen, Frei-<br />

kirchen und so genannte neue Religionen. Da die Statistik auf (teilweise geschätz-<br />

ten) Mitgliederzahlen von Organisationen basiert, bildet sie Spiritualität unabhängig<br />

von institutioneller Bindung nicht ab.<br />

Nach der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS,<br />

Homepage: http://www.gesis.org/Dauerbeobachtung/Allbus/) von 2002 ist die Ein-


Einleitung 11<br />

schätzung der persönlichen Wichtigkeit des Lebensbereichs „Religion und Kirche“<br />

und die subjektive Selbsteinschätzung der Religiosität zwischen 1980 und 2000 –<br />

im Unterschied zu den Mitgliederzahlen der Kirchen - nicht zurückgegangen. Aller-<br />

dings liegen die Mittelwerte bei beiden Fragen im Westen nur leicht über dem Mit-<br />

telwert, im Osten weit darunter (Terwey, 2003). Andere Lebensbereiche erscheinen<br />

als bedeutsamer als Religiosität.<br />

Die häufigsten Aussagen zum Gottesglauben in Westdeutschland waren in dersel-<br />

ben Umfrage von 2002 der Glaube an irgendeine höhere Macht (23%), Glaube an<br />

Gott trotz Zweifel (20%) und fester Glaube an Gott (20%). Dagegen bezeichneten<br />

sich in Ostdeutschland 50% als Atheisten und nur 5% als ohne Zweifel an einen<br />

leibhaftigen Gott glaubend (Terwey, 2003). Ein Leben nach dem Tod hielten nach<br />

einer repräsentativen Umfrage von 1998 in Westdeutschland 49% für sicher oder<br />

wahrscheinlich, in Ostdeutschland 13 % (Terwey, 2003). An die Hölle glauben im<br />

Westen 33% sicher oder wahrscheinlich, im Osten 12%. Eine gleichermaßen hohe<br />

Bedeutung hatte in West- und Ostdeutschland der Glaube an paranormale Phäno-<br />

mene, etwa Wunderheiler (40% im Westen bzw. 29% im Osten) oder Glücksbringer<br />

(43% bzw. 31%).<br />

Was die Messung von Spiritualität/Religiosität in Deutschland betrifft, ist also zu<br />

erwarten, dass sich nur in Westdeutschland ein relativ großer Bevölkerungsanteil<br />

(über 40%) in Fragebögen wieder findet, die einen personalen Gott voraussetzen,<br />

während ein breiterer Spiritualitätsbegriff einen deutlich größeren Bevölkerungsan-<br />

teil erreichen könnte. Negative Aspekte des Gottesbildes, etwa der Glaube an die<br />

Hölle, spielen eine geringe, aber doch nicht zu vernachlässigende Rolle.<br />

Anders sieht die religiöse Landschaft in den USA aus, woher die meisten religions-<br />

psychologischen Studien stammen. Die im Folgenden genannten Daten stammen<br />

von der Homepage der Association of Religious Data Archives (http://thearda.com).<br />

Nach Daten des General Social Survey gehörten im Jahr 2004 85.6% der Einwoh-<br />

ner der USA einer Religion an, über die Hälfte davon einer von zahlreichen prote-<br />

stantischen Denominationen. Eine große Bedeutung als wichtigen Teil im Leben<br />

räumten der Religion nach den General Election Studies von 2004 77% der Befrag-<br />

ten ein. Absolut sicher an Gott glaubten in einer Umfrage von 2005 (Baylor Religion<br />

Survey) 75.3%, absolut sicher an die Hölle 52.9%. Abgesehen von der größeren<br />

Bedeutung der Religion in der amerikanischen Gesellschaft scheinen auch die In-<br />

halte, an die die Menschen glauben, sich von deutschen Verhältnissen zu unter-<br />

scheiden. Dies ist zu bedenken, wenn Fragebögen, die in den USA entwickelt wur-<br />

den, in Deutschland angewandt werden sollen.


Einleitung 12<br />

1.3.2 Maße für Spiritualität/Religiosität<br />

Zur empirischen Erfassung von Religiosität und Spiritualität gibt es im deutschspra-<br />

chigen Raum bisher kaum etablierten Maße. Einen Überblick über wichtige Ansätze<br />

der Messung von Spiritualität/Religiosität geben Hill (2005) und Huber (1996) für<br />

die religionspsychologische Forschung, Yeginer (2000a) für die Transpersonale<br />

Psychologie und Zwingmann (2005) aus der Perspektive des Gesundheitswesens.<br />

Umstritten war in der religionspsychologischen Forschung, ob Spiritualität/ Religiosi-<br />

tät eindimensional zu messen ist oder – inzwischen die Mehrheitsmeinung – in meh-<br />

reren Dimensionen. Glock etwa fand die fünf Dimensionen Ideologie, Ritual, Wis-<br />

sen, Erfahrung, Konsequenzen (Wulff, 1991). MacDonald (2000) entwickelte aus<br />

transpersonal-humanistischer Sicht ein Spiritualitätsmodell mit folgenden fünf Fakto-<br />

ren: Kognitive Orientierung, Erfahrung, Existentielles Wohlbefinden, Paranormale<br />

Überzeugungen, Religiosität.<br />

Grundsätzlich lassen sich Maße unterscheiden, die Spiritualität/Religiosität in ihrer<br />

Gesamtheit messen wollen und solche, die auf bestimmte Wirkfaktoren abzielen.<br />

Als Beispiel für die Messung von Religiosität als Ganze ist im Folgenden das Kon-<br />

zept der intrinsischen religiösen Motivation dargestellt. Die Suche nach bestimmten<br />

Wirkfaktoren repräsentiert das Modell des religiösen Coping.<br />

1.3.2.1 Die intrinsische religiöse Motivation (Zentralität)<br />

Für die Geschichte der Operationalisierung von Religiosität bedeutsam war Allports<br />

Unterscheidung zwischen intrinsischer und extrinsischer religiöser Motivation. Der<br />

zweidimensionalen Religious Orientation Scale von Allport und Ross (1967) liegt<br />

folgendes Konzept zugrunde: „The extrinsically motivated person uses his religion,<br />

whereas the intrinsically motivated lives his religion“ (S. 334). Menschen mit einer<br />

extrinsischen religiösen Motivation benutzen also Religiosität als Mittel zum Zweck<br />

für andere Ziele, z.B. Trost, Geselligkeit oder Status. Eine intrinsische religiöse Mo-<br />

tivation dagegen ist verinnerlicht, sie durchdringt die ganze Persönlichkeit, und an-<br />

dere Motive sind ihr untergeordnet.<br />

Kritisiert wird an Allports Ansatz vor allem, dass er seine eigene Glaubensüberzeu-<br />

gung mit psychologischen Konstrukten vermischt hat und entsprechend wertend<br />

zwischen „guter“ intrinsischer und „schlechter“ extrinsischer Religiosität unterschei-<br />

det. Dies führt nach Huber (2003) zu Problemen bei der Operationalisierung der<br />

extrinsischen Orientierung.<br />

Bleibende Bedeutung jedoch hat das Konzept der intrinsischen religiösen Motivation<br />

als einer verinnerlichten Religiosität, die das Erleben und Verhalten stark beein-


Einleitung 13<br />

flusst. Mehrdimensional erhebt beispielsweise das Münchner Motivationspsycholo-<br />

gische Religiositätsinventar (MMRI) intrinsische Religiosität (Grom, Hellmeister &<br />

Zwingmann, 1998; Zwingmann et al., 2004).<br />

Huber (2003) plädiert dafür, Zentralität – etwa im Sinn der intrinsischen religiösen<br />

Motivation Allports – und Inhalt von Spiritualität/Religiosität getrennt zu erfragen:<br />

„Religiöses Erleben und Verhalten ist eine Funktion der Zentralität und des Inhalts<br />

religiöser Konstruktsysteme“ (S.80).<br />

Religiosität wird dabei verstanden als persönliches Konstruktsystem im Sinn Kellys,<br />

also als eines der Deutungsmuster, das die Interpretation der Wirklichkeit bestimmt.<br />

In einem Bild veranschaulicht Huber (2004), was es bedeutet, Religiosität in dieser<br />

Weise zu verstehen: „Es genügt nicht, danach zu fragen, wie oft jemand seine ‚reli-<br />

giöse Brille’ aufsetzt, es ist auch notwendig danach zu fragen, wie diese Brille ge-<br />

nau getönt ist“ (S. 81). Die inhaltliche Tönung kann etwa das Bild eines strafenden<br />

oder eines gütigen Gottes sein.<br />

Die Zentralität von Religiosität, d.h. eine wie zentrale Stellung das religiöse Kon-<br />

struktsystem im Selbst- und Weltbild eines Menschen einnimmt, operationalisiert<br />

Huber (2003) als Intensität von fünf grundlegenden Ausdrucksformen der Religiosi-<br />

tät nach Glock, die er als Gottesdienst, kognitives Interesse, Ideologie, Gebet und<br />

Erfahrung bezeichnet. Der Gesamtwert auf der Zentralitätsskala wird als Indikator<br />

gewertet, dass das religiöse Konstruktsystem eine zentrale Stellung in der Persön-<br />

lichkeit einnimmt. Eine hohe Zentralität wiederum bedeutet, dass es funktionell au-<br />

tonom ist im Sinn der intrinsischen Orientierung nach Allport.<br />

Die von Huber (2003) entwickelte Zentralitätsskala hat den Anspruch, innerhalb<br />

abrahamitisch-religiöser Konstruktsysteme möglichst offen für unterschiedliche in-<br />

haltliche Ausgestaltungen zu sein. Er schlägt vor, Zentralitätsskalen auch für andere<br />

religiöse Kulturen zu entwickeln. Ergänzt werden soll die Zentralitätsskala durch<br />

eine Messung des spezifischen Inhalts von Religiosität, etwa in Anknüpfung an die<br />

Forschung zum religiösen Coping.<br />

1.3.2.2 Religiöses Coping<br />

Die Forschung zum religiösen Coping, die vor allem Pargament (1997) angestoßen<br />

hat, interessiert sich nicht allgemein für Religiosität, sondern vielmehr für situations-<br />

spezifische religiöse Bewältigungsstrategien. Coping wird dabei im Sinn des trans-<br />

aktionalen Stressmodells von Lazarus und Folkman (1984) verstanden.<br />

Religiöse Bewältigungsstrategien werden als Mediatoren zwischen Religiosität und<br />

Anpassung an kritische Lebensereignisse gesehen. Entscheidend ist also nicht,<br />

woran jemand abstrakt glaubt, sondern ob es in konkreten Situationen Auswirkun-


Einleitung 14<br />

gen hat. Es wird vermutet, dass Religiosität nur einen kleinen direkten Effekt auf die<br />

Anpassung an kritische Lebensereignisse hat, dass vielmehr religiöse Bewälti-<br />

gungsstrategien entscheidend sind (vgl. Abbildung 1).<br />

Die Effektivität von religiösem Coping ist nach Pargament situationsabhängig: In<br />

Situationen mit einem hohen Stressniveau wirken religiöse Bewältigungsstrategien<br />

stärker, d.h. religiöses Coping fungiert als Stress-Moderator. Pargament (2002a)<br />

postuliert, dass religiöses Coping einen einzigartigen zusätzlichen Effekt gegenüber<br />

anderen Coping-Mechanismen beiträgt. Der einzigartige Faktor soll in der Einbezie-<br />

hung des Heiligen bestehen und besonders bedeutsam in Grenzsituationen sein, in<br />

denen menschliche Erklärungen und Kontrollmechanismen versagen.<br />

Abbildung 1: Religiöse Copingstrategien als Mediatoren (nach Pargament, 1997)<br />

Pargament hat die religiösen Bewältigungsstrategien auf verschiedene Art systema-<br />

tisiert. Der umfassendste Fragebogen zu religiösem Coping ist derzeit der RCOPE<br />

(Pargament, Koenig & Perez, 2000), der auf älteren Skalen basiert und sowohl posi-<br />

tive als auch negative Formen von religiösem Coping einbezieht. Dort sind die Co-<br />

pingstrategien nach grundlegenden Wirkmechanismen eingeteilt. Als besonders<br />

wichtige Mechanismen sollen Sinnfindung und Kontrolle etwas ausführlicher erläu-<br />

tert werden.<br />

Sinnfindung kann durch eine Weltsicht, die eine transzendente Wirklichkeit ein-<br />

schließt, erleichtert werden (vgl. George, Ellison & Larson, 2002; Henning, 2003).<br />

Dabei ist nach Antonovskys (1997) Konzept der Salutogenese eine Lebenshaltung,<br />

die die Welt als zusammenhängend und sinnvoll erlebt (Kohärenzgefühl), eine wich-<br />

tige Ressource für Gesundheit.<br />

Eng damit verbunden ist das Gefühl der Kontrolle, das durch den Glauben an eine<br />

höhere Macht gesteigert oder in unkontrollierbaren Situationen aufrechterhalten<br />

werden kann. Pargament (1997) unterscheidet dabei mehrere Formen des Coping,<br />

um Kontrolle zu gewinnen, die entsprechend der internalen und externalen Kontroll-<br />

überzeugung nach Rotter (1971) verstanden werden können. Menschen mit passi-<br />

vem religiösen Coping (Unterskalen im RCOPE: Passive Religious Deferral und<br />

Pleading for Direct Intercession) etwa warten passiv auf ein Eingreifen Gottes. Akti-


Einleitung 15<br />

ve Hingabe (Active Religous Surrender) dagegen bedeutet, eine Sache in Gottes<br />

Hände zu legen, nachdem man sein Möglichstes getan hat. Kooperatives Coping<br />

(Collaborative Religous Coping) zielt darauf, Probleme in Zusammenarbeit mit Gott<br />

zu lösen. Aktives Coping (Self-Directing Religious Coping) schließlich bezieht Gott<br />

überhaupt nicht in den Bewältigungsprozess ein.<br />

1.3.2.3 Spiritualität als Erfahrung und Lebenshaltung<br />

Die Forschung der Transpersonalen Psychologie interessiert sich vor allem für die<br />

Erfahrungsdimension von Spiritualität, so etwa die deutschen Messinstrumente<br />

Freiburger Fragebogenstudie zu Außergewöhnlichen Erfahrungen (Kohls, 2004)<br />

oder die Skala Transpersonales Vertrauen von Belschner, die auf „eigene spirituelle<br />

Erfahrung als Erkenntnismodalität (- im Gegensatz zum kognitiven Wissen um reli-<br />

giöse Glaubensinhalte)“ (Yeginer, 2000a, S. 47) abzielt. Nach Belschner (2001b)<br />

erhebt der TPV das „Lebenskonzept des Sich-Einlassens und der inneren Führung,<br />

das aus einer erfahrenen grundsätzlichen Verbundenheit mit allem entstanden ist“<br />

(S. 93).<br />

Dabei geht es – ähnlich wie im Konzept der intrinsischen Motivation/Zentralität – um<br />

eine verinnerlichte Überzeugung. Parallelen zu den unterschiedlichen Möglichkeiten<br />

der Kontrolle im RCOPE bestehen insbesondere bei der Unterskala Hingabe. Aus-<br />

drücklich bezieht auch Belschner (2001b) sich auf das Konzept der Kontrolle von<br />

Rotter.<br />

1.3.3 Zusammenfassung: Messung von Spiritualität/Religiosität<br />

Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass Spiritualität/Religiosität für einen gro-<br />

ßen Prozentsatz der deutschen Bevölkerung nach wie vor eine Bedeutung hat, auch<br />

wenn – vor allem auf dem Gebiet der früheren DDR – der Glaube an paranormale<br />

Phänomene oder eine nicht personal gedachte höhere Macht von mehr Menschen<br />

geteilt wird als der Glaube an einen personalen Gott.<br />

Es stehen unterschiedliche Fragebögen zur Verfügung, um zu untersuchen, inwie-<br />

weit Spiritualität/Religiosität eine Ressource darstellt. Dabei wird einerseits der Ge-<br />

genstandsbereich unterschiedlich gefasst, sei es als Spiritualität ohne Bindung an<br />

eine bestimmte religiöse Gemeinschaft, sei es als Religiosität im Sinn einer der<br />

abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum oder Islam. Andererseits wird<br />

die Bedeutung für das Erleben und Verhalten auf unterschiedliche Aspekte zurück-<br />

geführt. Für bedeutsam wird etwa gehalten, einen wie großen Stellenwert Religiosi-<br />

tät in der Gesamtpersönlichkeit eines Menschen einnimmt und wie sehr sie sich<br />

daher in bestimmten Ausdrucksformen zeigt (Zentralität). Die Forschung zum religi-


Einleitung 16<br />

ösen Coping geht davon aus, dass vor allem die religiösen Einstellungen und Ver-<br />

haltensweisen wirksam sind, die sich in spezifischen Stresssituationen auswirken.<br />

Das Konzept des transpersonalen Vertrauens fragt nach einer Lebenshaltung des<br />

Vertrauens, die sich aus spirituellen Erfahrungen ergibt.<br />

Die beschriebenen Arten, Spiritualität/Religiosität zu operationalisieren, zeigen Ge-<br />

meinsamkeiten aber auch Unterschiede (vgl. Tabelle 1). Zentralitätsskala und<br />

RCOPE sind für die Zielgruppe monotheistisch religiöser Menschen entwickelt, die<br />

Skala TPV ist unabhängig von einer bestimmten religiösen Tradition.<br />

Die Zentralitätsskala zielt vor allem auf die generelle Bedeutung von Religiosität, die<br />

sie weitgehend unabhängig von bestimmten Inhalten erfassen will. Auch die Skala<br />

TPV will eine Lebenshaltung unabhängig von spezifischen Inhalten, sogar unab-<br />

hängig von einem monotheistischen Weltbild, erfragen. Dagegen interessiert sich<br />

der RCOPE für Inhalte der Religiosität in spezifischen Situationen.<br />

Sowohl RCOPE als auch TPV zielen auf Funktionen von Religiosität ab, ein<br />

Schnittpunkt ist beispielsweise Kontrolle durch die Hingabe an eine höhere Macht.<br />

Dabei hat der RCOPE - anders als die beiden anderen Maße - auch mögliche nega-<br />

tive Inhalte und Funktionen von Spiritualität im Blick.<br />

Tabelle 1. Überblick über drei Spiritualitätsmaße<br />

Thema (monotheistische)<br />

Religiosität<br />

Zentralitätsskala Religiöses Coping<br />

(RCOPE)<br />

(monotheistische)<br />

Religiosität<br />

Wirkfaktor Zentralität Situationsspezifisches<br />

religiöses Coping<br />

Negative Aspekte<br />

einbezogen?<br />

Nein Ja Nein<br />

Transpersonales<br />

Vertrauen<br />

Spiritualität<br />

Lebenshaltung


Einleitung 17<br />

1.4 Stand der Forschung zu Spiritualität/ Religiosität als Ressource für<br />

psychische Gesundheit<br />

Die Forschung zu Spiritualität/Religiosität als Ressource für psychische Gesundheit<br />

besteht hauptsächlich aus korrelativen Studien, die keine Aussagen über einen<br />

kausalen Zusammenhang zulassen. Ferner wurde der Großteil der Forschung in<br />

den USA durchgeführt und ist nur bedingt auf den deutschen Kulturraum übertrag-<br />

bar. Im Folgenden sollen die wichtigsten Forschungsergebnisse aus den USA im<br />

Überblick dargestellt werden. Ausführlicher wird auf Studien aus Deutschland und<br />

der Schweiz eingegangen.<br />

Psychische Gesundheit kann dabei als negativ – als Fehlen von Symptomen psy-<br />

chischer Belastung – und positiv – beispielsweise als Lebenszufriedenheit – opera-<br />

tionalisiert werden.<br />

1.4.1 Überblick über den Forschungsstand in den USA<br />

Insgesamt deutet die umfangreiche, vor allem in den USA durchgeführte empirische<br />

Forschung auf einen positiven Zusammenhang von Spiritualität/Religiosität mit psy-<br />

chischer Gesundheit hin (vgl. Miller & Kelley, 2005; Henning, 2003; Grom, 2002;<br />

2004). Nach dem Literaturüberblick von Koenig et al. (2001) zeigte die Mehrzahl der<br />

850 berücksichtigten quantitativen Studien aus dem 20. Jahrhundert einen positi-<br />

ven, wenn auch geringen Zusammenhang - d.h. je religiöser, desto psychisch ge-<br />

sünder waren die Befragten.<br />

Betrachtet man spezifische Diagnosen, so wurde ein Zusammenhang von Religiosi-<br />

tät mit geringerer psychischer Belastung nach Koenig et al. (2001) in den USA ins-<br />

besondere für Substanzmissbrauch und für Suizidalität gefunden, was vor allem auf<br />

Normen der Glaubensgemeinschaften und das soziale Eingebundensein zurückge-<br />

führt wird. Uneindeutig sind die Befunde bei Angststörungen. Nach Koenig und<br />

Larson (2001) berichtet zwar etwas mehr als die Hälfte (insgesamt 35 von 69) Stu-<br />

dien aus den USA weniger Angst bei religiösen Menschen, wobei jedoch immerhin<br />

zehn auch den umgekehrten Zusammenhang fanden.<br />

Was Depressivität betrifft, so deutet nach der Überblicksarbeit von Koenig et al.<br />

(2001) die Mehrzahl der Studien aus den USA (60 von 93) darauf hin, dass religiöse<br />

Menschen weniger unter depressiven Symptome leiden. Insgesamt sind die gefun-<br />

denen Zusammenhänge zwischen Spiritualität/Religiosität und Depression aber<br />

klein. Die Metaanalyse von Smith, McCullough und Poll (2003) etwa fand einen ge-<br />

ringen Zusammenhang (durchschnittliche Effektgröße r = -.096) für den Zusam-


Einleitung 18<br />

menhang zwischen Religiosität und depressiven Symptomen, wobei der mittlere<br />

Effekt für Menschen, die einen Schicksalsschlag erlebt haben, größer ist (r = -.152).<br />

In ihrer Metaanalyse berichten Smith et al. (2003) zudem von unterschiedlichen<br />

Ergebnissen für positive und negative Formen von Spiritualität. Extrinsische religiö-<br />

se Orientierung und negatives religiöses Coping hängen im Unterschied zu allen<br />

anderen eingesetzten Maßen - z.B. intrinsische Orientierung und positives religiöses<br />

Coping - mit höheren Depressivitätswerten zusammen.<br />

Auch die Metaanalyse von Ano und Vasconcelles (2005), in die 49 Arbeiten aus den<br />

USA eingingen, deutet darauf hin, dass positives und negatives Coping unterschied-<br />

lich auf die psychische Belastung wirken. Sie fanden einen kleinen Zusammenhang<br />

zwischen positivem religiösen Coping und geringerer psychischer Belastung (kumu-<br />

lative Effektgröße = .14) und zwischen negativem religiösen Coping und mehr Be-<br />

lastungssymptomen (kumulative Effektgröße = .22). Der Zusammenhang zwischen<br />

negativem Coping und höherer Belastung scheint dabei insgesamt deutlicher zu<br />

sein als der zwischen positivem Coping und geringerer Belastung. Pargament, Koe-<br />

nig, Tarakeshwar und Hahn (2004) fanden beispielsweise in einer Querschnittsstu-<br />

die mit 268 älteren Amerikanern, dass einzelne Skalen zu negativem religiösen Co-<br />

ping zum Zeitpunkt der ersten Messung geringere Lebensqualität und höhere de-<br />

pressive Stimmung zum Zeitpunkt der zweiten Messung (zwei Jahre später) vor-<br />

aussagen. Der umgekehrte Zusammenhang, dass positives religiöses Coping mit<br />

besserer Lebensqualität und geringerer Depressivität korreliert, wurde dagegen<br />

nicht gefunden.<br />

Besonders deutlich ist in der Überblicksarbeit von Ano und Vasconcelles (2005) der<br />

Zusammenhang zwischen positivem Coping und positiver psychischer Anpassung,<br />

die - als positive Seite von psychischer Gesundheit - mit Maßen wie Hoffnung, Le-<br />

benszufriedenheit oder spirituellem Wachstum gemessen wird (kumulative Effekt-<br />

größe .33), während negatives Coping nicht mit geringerer psychischer Anpassung<br />

korreliert.<br />

Insgesamt wird in Überblicksarbeiten und Metaanalysen aus den USA tendenziell<br />

positiver, wenn auch sehr kleiner Zusammenhang sowohl zwischen allgemeinen<br />

Religiositätsmaßen als auch zwischen Maßen einer positiven Religiosität und Ma-<br />

ßen psychischer Gesundheit berichtet. Ein negativer Zusammenhang wird zwischen<br />

einer negativen Spiritualität, beispielsweise religiösem Coping, und psychischer<br />

Gesundheit berichtet.


Einleitung 19<br />

1.4.2 Forschungsergebnisse aus Deutschland und der Schweiz<br />

Bei der Darstellung der Forschungsergebnisse aus Deutschland und der Schweiz<br />

wird zunächst auf den Zusammenhang von Spiritualität/Religiosität und subjektivem<br />

Wohlbefinden, psychischer Belastung und Depressivität eingegangen. Abschlie-<br />

ßend werden die Ergebnisse von Studien referiert, die sich mit Spiritualität unab-<br />

hängig von einer bestimmten Religionszugehörigkeit als Ressource beschäftigen.<br />

1.4.2.1 Zusammenhang mit subjektivem Wohlbefinden<br />

Allemand und Znoj (2005) fanden bei einer Studie mit 112 PatientInnen einer psy-<br />

chosomatischen Klinik in der Schweiz keinen Unterschied zwischen PatientInnen<br />

mit niedrigen und hohen Werten auf Religiositätsskalen, was die Symptombelastung<br />

(SCL-90-R, GSI), den körperlichen Beschwerdedruck und die interpersonalen Prob-<br />

leme betrifft. Allerdings stellten sie einen Zusammenhang zwischen subjektivem<br />

Wohlbefinden und Religiosität fest. Sie berichten, „dass die Berücksichtigung religi-<br />

öser Bedürfnisse von PatientInnen den Heilungsprozess zumindest in subjektiver<br />

Hinsicht unterstützt und erleichtert“ (S. 255).<br />

Zum Entlassungszeitpunkt zeigten sich deutliche Korrelationen zwischen Selbst-<br />

aussagen zu subjektivem Wohlbefinden und Aussagen zur Religiosität. Kleine bis<br />

mittlere Zusammenhänge wurden dabei für die Religiositäts-Skalen Positives<br />

Selbstwertgefühl, Kooperative Kontrolle, Prosoziales Empfinden/Verhalten und Pas-<br />

sive Kontrolle gefunden. Als einziger statistisch signifikanter Prädiktor zur Vorhersa-<br />

ge des subjektiven Wohlbefindens zum Entlassungszeitpunkt erwies sich allerdings<br />

Passive Kontrolle, d.h. eine Haltung, die passiv auf das Eingreifen Gottes wartet.<br />

Das überraschende Ergebnis für diese Art von Kontrolle, die beispielsweise von<br />

Pargament (1997) als eher problematisch eingeschätzt wurde, erklären Allemand<br />

und Znoj (2004) damit, dass die Items auch als Ausdruck von Loslassen und Gott-<br />

vertrauen verstanden werden können. Zu Beginn der Behandlung waren Zusam-<br />

menhänge zwischen Religiositätsskalen und Selbstaussagen zu Wohlbefinden und<br />

Lebenszufriedenheit weniger deutlich festzustellen.<br />

Religiosität wurde in der Studie erhoben mit drei allgemeinen Fragen zur Religiosität<br />

(Ausprägung der Religiosität, Wichtigkeit des religiösen Glaubens, Trost und Kraft<br />

aus dem Glauben) sowie mit einer Kurzform des Münchner Motivationspsychologi-<br />

schen Religiositätsinventars (MMRI), die unter anderem Skalen zur Kontrolle durch<br />

Religiosität enthält (Grom et al., 1999; Zwingmann et al., 2004). Lebenszufrieden-<br />

heit wurde mit einem Fragebogen zur Lebenszufriedenheit in acht verschiedenen<br />

Lebensbereichen erfasst, globales subjektives Wohlbefinden mit drei allgemeinen<br />

Fragen (z.B. „Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig mit Ihrem Leben?“).


Einleitung 20<br />

Ihre Ergebnisse interpretieren Allemand und Znoj (2004) im Sinne der Ressourcen-<br />

aktivierung nach Grawe und Grawe-Gerber (1998) damit, „dass positive Kontroller-<br />

fahrungen und selbstwerterhöhende Erfahrungen mit einem positiven Wohlbefinden<br />

und einer größeren Lebenszufriedenheit einhergehen“ (S. 253). Für eine Aktivierung<br />

der religiösen Ressourcen spricht nach Allemand und Znoj (2004) auch, dass im<br />

Prä-Post-Vergleich die Religiositätsskalen - insbesondere Kooperative und Passive<br />

Kontrolle und Positives Selbstwertgefühl - signifikant während der Behandlung zu-<br />

genommen haben.<br />

Mit dem Zusammenhang zwischen Religiosität und Lebenszufriedenheit beschäftigt<br />

sich auch die explorative Studie von Selinger und Straube (2003). Sie konnten zwar<br />

individuelle Wichtigkeit des Glaubens, nicht aber religiöse Kontrolle als Prädiktor für<br />

Lebenszufriedenheit nachweisen. Allerdings vermuten sie, dass das „Kontrollemp-<br />

finden im Glaubenssystem nicht direkt auf Lebenszufriedenheit wirkt, sondern dies<br />

auf ‚Umwegen’ geschieht, z.B. über Verstärkung/Förderung der Merkmale ‚Selbst-<br />

wert’ (religiös bzw. säkular), ‚seelisches Wohlbefinden’ etc.“ (S. 235, Hervorhebun-<br />

gen im Original).<br />

Um zu überprüfen, inwieweit die Aktivierung von Religiosität in der Behandlung ei-<br />

nen Einfluss auf das Therapieergebnis bzw. die Lebenszufriedenheit hat, müssen<br />

unterschiedliche Behandlungskonzepte verglichen werden. Schowalter et al. (2003)<br />

untersuchen, ob die „Integration spiritueller Elemente in die psychotherapeutische<br />

Behandlung Auswirkungen auf das Therapieergebnis religiöser Patienten hat“ (S.<br />

363). Sie stellen fest, dass sich die PatientInnen einer Klinik mit expliziter religiöser<br />

Orientierung (Die DE’IGNIS Fachklinik, Egenhausen) nicht in der Veränderung der<br />

Symptombelastung (SCL-90-R) von PatientInnen einer Klinik ohne explizite religiöse<br />

Orientierung unterscheiden, wohl aber in der Veränderung des spirituellen Wohlbe-<br />

findens, insbesondere der Nähe zu Gott. Dies trifft auf stark religiöse Personen in<br />

gleicher Weise wie auf moderat religiöse zu. Spirituelles Wohlbefinden wurde von<br />

Schowalter et al. mit dem Fragebogen zum religiösen Erleben (FRE), der deutschen<br />

Übersetzung der Spiritual Outcome Scale (SOS) gemessen.<br />

Interessant an den beschriebenen Studien ist insbesondere, dass sich Religiosität<br />

nach ihren Ergebnissen nicht direkt auf die psychische Belastung auswirkt, sondern<br />

vielmehr auf das subjektive bzw. das religiöse Wohlbefinden, d.h. spirituel-<br />

le/religiöse Menschen sind zwar nicht gesünder, aber sie fühlen sich subjektiv bes-<br />

ser. Dabei wurden Religiositätsmaße verwendet, die ausschließlich positive Aspekte<br />

erheben. Von Interesse ist, ob sich die Ergebnisse, dass kein direkter Zusammen-<br />

hang mit psychischer Belastung feststellbar ist, auch mit anderen Spiritualitäts-


Einleitung 21<br />

/Religiositätsmaßen replizieren lässt, die auch negative Aspekte beinhalten bzw.<br />

nicht an eine bestimmte religiöse Tradition gebunden sind.<br />

Ferner werden von Allemand und Znoj (2004) nur Zusammenhänge zwischen Reli-<br />

giositätsmaßen und Wohlbefinden zu einem Messzeitpunkt (Prä bzw. Post) berich-<br />

tet. Weiterführend könnte untersucht werden, ob aus der Spiritualität/Religiosität zu<br />

Beginn der Therapie eine Veränderung der psychischen Belastung im Verlauf der<br />

Behandlung vorhergesagt werden kann.<br />

1.4.2.2 Religiosität als Vulnerabilitätsfaktor<br />

Murken (1998a) konnte bei einer Studie mit PatientInnen einer psychosomatischen<br />

Fachklinik in Deutschland Religiosität - entgegen der Selbsteinschätzung der Teil-<br />

nehmerInnen, welche Religiosität als hilfreich und unterstützend erlebten, - nicht als<br />

Ressource nachweisen. Er fand weder für allgemeine Religiositätsmaße noch für<br />

Maße einer positiven Religiosität einen Zusammenhang mit Maßen für psychische<br />

Gesundheit. Was den positiven Zusammenhang zwischen Religiosität und persona-<br />

len und sozialen Ressourcen betrifft, so berichtet Murken ausschließlich für die Teil-<br />

stichprobe der Männer eine Korrelation zwischen Wahrgenommener sozialer Unter-<br />

stützung und Positiven Gefühlen gegenüber Gott.<br />

Anders als für die Maße einer positiven Religiosität fand Murken dagegen für Nega-<br />

tive Gefühle zu Gott einen negativen Zusammenhang sowohl mit einem negativen<br />

Selbstkonzept als auch mit Maßen psychischer Gesundheit. Daher kann nach Mur-<br />

ken (1998a) „eine negative Gottesbeziehung als ein Vulnerabilitätsfaktor angesehen<br />

werden, der mit einer Einschränkung personaler Ressourcen und psychischer Ge-<br />

sundheit korreliert“ (S. 159).<br />

In die Überprüfung der geschilderten Hypothesen gingen dabei nur die Daten der<br />

Personen, die sich selbst als religiös bezeichnet hatten ein (N = 321). Allgemeine<br />

Religiosität wurde mit Items zur intrinsischen und extrinsischen Religiosität nach<br />

Zwingmann et al. (1996) sowie mit Skalen zu Spiritualität, Hilfe durch Gebet und<br />

Meditation, Religiöse Gemeinschaft sowie Kirchlichkeit gemessen. Für die spezifi-<br />

sche Qualität der Gottesbeziehung verwendete Murken Skalen von Petersen<br />

(1993), die positive und negative Gefühle gegenüber Gott und unterschiedliche Ein-<br />

schätzungen des Verhaltens Gottes (unterstützend, herrschend/strafend und pas-<br />

siv) differenzieren. Psychische Gesundheit wurde mit der Kurzform des Allgemeinen<br />

Depressionsfragebogens (ADS-K), mit dem der Trait-Version des Angstfragebogens<br />

STAI und einzelnen Skalen aus Persönlichkeitsfragebögen erfasst. Personale Res-<br />

sourcen wurden mit dem Narzissmus-Inventar und einer Skala zum Selbstwertge-<br />

fühl gemessen.


Einleitung 22<br />

Ähnlich berichtet auch Winter (2005) für eine Stichprobe von Schweizer Pfarreimit-<br />

gliedern unterschiedlicher Konfession, dass negatives religiöses Coping ein Vulne-<br />

rabilitätsfaktor sein kann, da es mit geringerem subjektivem Wohlbefinden sowie mit<br />

höherer Ängstlichkeit und Depressivität korreliert. Den umgekehrten Zusammen-<br />

hang für positives Coping, wie ihn etwa die Metaanalyse von Ano und Vasconcelles<br />

(2005) nahe legen, konnte er dagegen nicht bestätigen.<br />

1.4.2.3 Religiosität und Depressivität<br />

Positive Zusammenhänge zwischen Religiosität und geringerer Depressivität berich-<br />

tet Dörr (1987; 2001) immerhin für spezifische PatientInnengruppen. In einer deut-<br />

schen gemischten Stichprobe von jeweils ca. 55 depressiven PatientInnen, kirchli-<br />

chen Gemeindemitgliedern und einer Kontrollgruppe fand Dörr (1987) einen umge-<br />

kehrt u-förmigen Zusammenhang zwischen Religiosität und Depression: „Proban-<br />

den (Pbn) mit einem mittleren Ausmaß religiöser Orientierung sind deutlich depres-<br />

siver als nicht-religiöse Pbn auf der einen und sehr-religiöse Pbn auf der anderen<br />

Seite (S. 109f.)“. Die niedrigste Depressivität zeigten Probanden mit einer sehr ho-<br />

hen intrinsischen Orientierung. Religiosität operationalisierte Dörr mit einer Überset-<br />

zung der Religious Orientation Scale von Allport und Ross (1967) sowie Skalen zur<br />

religiösen Orientierung, zur religiösen Erfahrung und zum Gottesbild. Depressivität<br />

wurde mit der Depressivitätsskala von Zerssen gemessen.<br />

Bei einer Studie mit 203 KlientInnen von christlich geprägten Beratungsstellen und<br />

psychosomatischen <strong>Kliniken</strong> konnte Dörr (2001) in einer Modellprüfung die Annah-<br />

me bestätigen, dass kooperatives religiöses Coping einen negativen Effekt auf De-<br />

pressivität hat. Allerdings fand sie diesen Zusammenhang nur für die PatientInnen-<br />

gruppe, die sich die Bewältigung eine Lebenskrise vergegenwärtigte, nicht für dieje-<br />

nigen, die die Fragebogenversion „Alltagsproblem“ erhielten. Religiöses Coping<br />

erhob Dörr mit einer älteren Skala von Pargament (Religious Problem Solving Sca-<br />

le), die zwischen drei Kontrolldimensionen (kooperativ, passiv, selbstgesteuert)<br />

unterscheidet. Zumindest für Situationen mit einem hohen Stressniveau wurde also<br />

belegt, dass kooperatives Coping mit geringerer Depressivität einhergeht. Die Stu-<br />

dien von Dörr deuten ähnlich wie die Studien aus den USA (Smith et al., 2003) auf<br />

Zusammenhänge zwischen Depressivität und Religiosität hin. Allerdings scheint<br />

eine differenzierte Betrachtung erforderlich, was die Operationalisierung von Religi-<br />

osität und die Wahl der Stichprobe betrifft.


Einleitung 23<br />

1.4.2.4 Spiritualität und Psychische Gesundheit<br />

Bisher wurde auf Studien eingegangen, die sich vorwiegend für den Zusammen-<br />

hang zwischen Religiosität und psychischer Gesundheit interessieren. Abschließend<br />

soll auf Forschungsergebnisse eingegangen werden, die Spiritualität bewusst unab-<br />

hängig von religiösen Traditionen beschreiben. Einige Studien aus der Transperso-<br />

nalen Psychologie legen nahe, dass transpersonale Erfahrungen gesundheitsförder-<br />

lich wirken. Winkler (2001) findet Korrelationen von außergewöhnlichen Erfahrun-<br />

gen während des Therapieaufenthalts von PatientInnen der Fachklinik Heiligenfeld<br />

(Bad Kissingen) und Therapieerfolg. Die außergewöhnlichen Erfahrungen wurden<br />

schriftlich in einer offenen Frage erhoben, die Antworten inhaltsanalytisch ausge-<br />

wertet. Der Therapieerfolg wurde mit einem einmaligen multiplen Ergebniskriterium<br />

(EMEK, vgl. Wittman, Nübling & Schmitt, 2002) erhoben. Insbesondere für außer-<br />

gewöhnliche Erfahrungen ohne visionären und mystischen Charakter - als Beispiel<br />

ist z.B. „das Körpergefühl, in der eigenen Mitte zu sein“, genannt - ergab sich ein<br />

Zusammenhang mit dem Erfolgskriterium. Stabilisierende und destabilisierende<br />

Effekte von außergewöhnlichen Erfahrungen differenziert Kohls (2004).<br />

Nach Belschner (2001b) lassen sich die Therapieeffekte von PatientInnen der psy-<br />

chosomatischen Klinik Heiligenfeld durch Selbstvertrauen und Transpersonales<br />

Vertrauen zusammen besser erklären als durch eine der Variablen allein. Er sieht<br />

darin eine Bestätigung dafür, dass die Lebensformen des Tuns und Lassens kom-<br />

plementär aufeinander angewiesen sind. Selbstvertrauen bzw. die Lebensform Tun<br />

wurde dabei mit der Subskala Internalität aus den Fragebogen zur Erhebung von<br />

Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit (KKG) von Lohaus und<br />

Schmitt (1989) sowie der Skala Generalisierte Selbstwirksamkeit von Schwarzer<br />

und Jerusalem (1997) operationalisiert, Transpersonales Vertrauen bzw. die Le-<br />

bensform Lassen mit der Skala TPV. Therapieerfolg wurde mit Hilfe eines einmali-<br />

gen multiplen Erfolgskriteriums (EMEK) gemessen, in das 17 Kriterien eingingen,<br />

darunter Selbsteinschätzungen von Personen und Ergebnisse psychologischer<br />

Tests. Nach Belschner (2001b) haben die Personen mit den höchsten Werten im<br />

transpersonalen Vertrauen und im Selbstvertrauen die besten Behandlungsergeb-<br />

nisse. Angaben zu den Kriterien, die in die Berechnung des multiplen Erfolgskriteri-<br />

ums einbezogen wurden, sowie zu Mittelwerten und Streuung der Skala TPV für<br />

Gesamtgruppe und Untergruppen liegen mir leider nicht vor.<br />

In der Studie von Kohls (2004) kann die Skala TPV allein allerdings weder für die<br />

Gesamtgruppe von 771 TeilnehmerInnen noch für die Untergruppe von 56 Patien-


Einleitung 24<br />

tInnen einer psychosomatischen Klinik einen Teil der Varianz des Brief Symptom<br />

Inventory (Kurzform der SCL-90-R) erklären.<br />

Albani et al. (2005) untersuchten Transpersonales Vertrauen, gemessen mit dem<br />

TPV, als Moderatorvariable zwischen Körperbeschwerden und Lebenszufriedenheit<br />

bei älteren Menschen (N = 593). Der positive Zusammenhang zwischen Körperbe-<br />

schwerden und geringer Lebenszufriedenheit war bei Personen mit einem hohen<br />

TPV-Gesamtwert etwas geringer als bei Personen mit einem geringen TPV-<br />

Gesamtwert, allerdings ist das Ergebnis nicht statistisch signifikant. Ferner geht<br />

durch die Dichotomisierung der Skala Transpersonales Vertrauen Information verlo-<br />

ren.<br />

Von Interesse ist dabei auch, inwieweit die Skala Transpersonales Vertrauen mit<br />

anderen Spiritualitäts-/Religiositätsmaßen und der Zugehörigkeit zu einer religiösen<br />

Gemeinschaft korreliert. Albani et al. (2005) fanden für eine Stichprobe von älteren<br />

Menschen (N = 593) konfessionelle Zugehörigkeit als den wesentlichen Faktor für<br />

die Zustimmung zu den Items der Skala TPV. Ergebnisse dazu, inwiefern bei jünge-<br />

ren Menschen der TPV ebenfalls mit Religionszugehörigkeit zusammenhängt, lie-<br />

gen nicht vor.<br />

1.4.3 Zusammenfassung des Forschungsstandes<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Forschungsergebnisse aus den USA Kor-<br />

relationen zwischen allgemeiner Religiosität sowie positiven Religiositätsmaßen und<br />

geringerer psychischer Belastung konstatieren, die allerdings klein sind (Koenig et<br />

al., 2001). Andererseits berichten sie Zusammenhänge zwischen negativen Religi-<br />

ositätsmaßen und stärkerer psychischer Belastung (Ano und Vasconcelles, 2005).<br />

Die Forschungsergebnisse aus Deutschland und der Schweiz weisen insgesamt auf<br />

einen deutlichen Zusammenhang zwischen einer negativen Religiosität und größe-<br />

rer psychischer Belastung hin, während umgekehrt im deutschsprachigen Raum<br />

kaum Effekte von positiver Spiritualität gefunden werden (Murken, 1998; Winter,<br />

2005). In der vorliegenden Studie soll überprüft werden, ob sich diese Zusammen-<br />

hänge zwischen psychischer Belastung und Spiritualität/Religiosität replizieren las-<br />

sen.<br />

Als positive Ressource hat sich Spiritualität hinsichtlich des subjektiven Wohlbefin-<br />

dens erwiesen, nicht aber hinsichtlich geringerer psychischer Belastung (Allemand<br />

& Znoj, 2004). PatientInnen einer psychosomatischen Klinik mit einem christlich<br />

geprägten Behandlungsangebot profitierten hinsichtlich ihres spirituellen Wohlbefin-


Einleitung 25<br />

dens, nicht aber hinsichtlich der Veränderung der Symptombelastung stärker als<br />

PatientInnen einer Klinik ohne religiöse Prägung (Schowalter et al., 2003).<br />

Dass sich Spiritualität/Religiosität – anders als in den USA – in Deutschland kaum<br />

als Ressource nachweisen ließ, könnte mit der größeren Bedeutung der sozialen<br />

Unterstützung durch die religiöse Gemeinschaft in den USA zusammenhängen<br />

(Dörr, 2001). Man könnte allerdings auch vermuten, dass Spiritualität bisher kaum in<br />

einer für die deutsche Allgemeinbevölkerung angemessenen Weise operationalisiert<br />

wurde. Für Spiritualität unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer religiösen Ge-<br />

meinschaft gibt es bisher erst wenige Forschungsergebnisse.<br />

Den kulturellen Gegebenheiten Deutschlands entsprechend erscheint ein Spirituali-<br />

tätsmaß als geeignet, das Loslassen und Vertrauen in eine höhere Macht, wie es<br />

sich in der Studie von Allemand & Znoj (2004) als signifikanter Prädiktor von subjek-<br />

tivem Wohlbefinden erwiesen hat, in einer von einer bestimmten religiösen Tradition<br />

unabhängigen Formulierung erfasst. Hier bietet sich die Skala Transpersonales Ver-<br />

trauen an, für die bereits nachgewiesen wurde, dass sie zusammen mit Selbstwirk-<br />

samkeit ein besserer Prädiktor für Therapieerfolg ist als Selbstwirksamkeit allein<br />

(Belschner, 2006).<br />

Nicht untersucht wurde bisher außerdem, ob Spiritualität zu Behandlungsbeginn ein<br />

Prädiktor dafür ist, wie sehr PatientInnen von der Therapie profitieren, ob also Spiri-<br />

tualität zu Behandlungsbeginn zur Vorhersage des Ausmaßes der Veränderung der<br />

psychischen Belastung während der Behandlung bzw. der retrospektiven Erfolgs-<br />

beurteilung am Ende der Behandlung beiträgt.<br />

Zu vermuten wäre ein solcher Zusammenhang aufgrund des Konzepts der Res-<br />

sourcenaktivierung. Spiritualität könnte nämlich als eine Ressource im Sinn von<br />

Grawe und Grawe-Gerber (1998) verstanden werden, die eine Befriedigung der<br />

Grundbedürfnisse etwa nach Orientierung, Bindung und Selbstwerterhöhung er-<br />

möglicht. Man könnte vermuten, dass zwar zu Beginn der Behandlung kein Zu-<br />

sammenhang zwischen Spiritualität und psychischer Belastung besteht, aber spiri-<br />

tuelle Personen aufgrund spezifischer Ressourcen stärker von der Behandlung pro-<br />

fitieren. Auch darauf soll in der vorliegenden Untersuchung eingegangen werden.<br />

Für Deutschland gibt es kaum etablierte Messinstrumente für Spirituali-<br />

tät/Religiosität. Die berichteten Studien verwenden unterschiedliche Maße (vgl.<br />

1.3.2). In der vorliegenden Studie werden daher vor der Untersuchung der Haupt-<br />

hypothesen drei Spiritualitätsmaße auf ihren Zusammenhang mit Religionszugehö-<br />

rigkeit sowie ihren Zusammenhang untereinander verglichen.


Einleitung 26<br />

1.5 Fragestellungen und Hypothesen<br />

Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung ist es, einen Beitrag zu der Frage zu<br />

leisten, inwieweit Spiritualität für PatientInnen einer psychosomatischen Klinik eine<br />

Ressource darstellt. Es werden zunächst einige Hypothesen bezüglich der verwen-<br />

deten Messinstrumente überprüft. Als erste Haupthypothese (Hypothese 2) wird<br />

untersucht, wie positive und negative Spiritualität/Religiosität zu Behandlungsbeginn<br />

mit psychischer Belastung zusammenhängen. Als zweite Haupthypothese (Hypo-<br />

these 3) wird getestet, inwieweit Spiritualität zu Behandlungsbeginn ein Prädiktor für<br />

Therapieerfolg ist.<br />

1. Hypothesen zu den verwendeten Spiritualitätsskalen<br />

Hypothese 1a: Personen, die unterschiedliche Religionszugehörigkeit angeben,<br />

unterscheiden sich in ihren Werten auf den Spiritualitätsskalen.<br />

Hypothese 1b: Personen, die sich als spirituell bezeichnen, aber keine Zugehörig-<br />

keit zu einer Religionsgemeinschaft angeben, haben geringere Werte auf den<br />

Skalen zur Zentralität der Religiosität und zum Positiven und Negativen religiö-<br />

sen Coping als Personen, die eine bestimmte Religionszugehörigkeit angeben.<br />

Hypothese 1c: Hinsichtlich der Skala Transpersonales Vertrauen gibt es keinen Un-<br />

terschied zwischen Personen, die sich als spirituell bezeichnen, und Personen,<br />

die sich einer Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen.<br />

Hypothese 1d: Es gibt einen Zusammenhang zwischen den Maßen für eine positive<br />

Spiritualität (Transpersonales Vertrauen, Zentralität, Positives religiöses Coping).<br />

Hypothese 1e: Die drei Spiritualitätsmaße Transpersonales Vertrauen, Zentralität<br />

und Religiöses Coping erfassen ein mehrfaktorielles Konstrukt.<br />

2. Hypothesen zum Zusammenhang zwischen Spiritualität/Religiosität und<br />

psychischer Belastung zu Behandlungsbeginn<br />

Hypothese 2a: Die psychische Belastung (gemessen mit dem GSI, SCL-90-R) ist<br />

bei Behandlungsbeginn umso größer, je höher die Werte auf der Skala Negatives<br />

religiöses Coping sind.<br />

Hypothese 2b: Es besteht kein Zusammenhang zwischen positiver Spiritualität,<br />

(gemessen mit der Skala TPV, der Zentralitätsskala und der Skala zum Positiven<br />

religiösen Coping) und psychischer Belastung zu Behandlungsbeginn.


Einleitung 27<br />

3. Hypothesen zu Spiritualität als Prädiktor für Therapieerfolg<br />

Hypothese 3a: Spiritualität zu Behandlungsbeginn, gemessen mit der Skala TPV, ist<br />

ein Prädiktor für die Verringerung der psychischen Belastung im Verlauf der Be-<br />

handlung (gemessen als Differenz der GSI-Rohwerte zu Behandlungsbeginn und<br />

am Behandlungsende).<br />

Hypothese 3b: Spiritualität zu Behandlungsbeginn, gemessen mit der Skala TPV, ist<br />

ein Prädiktor für die retrospektive Erfolgsbeurteilung durch die PatientInnen am<br />

Ende der Behandlung (gemessen mit dem VEV-K).


Methode 28<br />

2. Methode<br />

Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine korrelative Studie. Im<br />

Folgenden werden zunächst die TeilnehmerInnen und die Art der Versuchsdurch-<br />

führung beschrieben, anschließend werden die verwendeten Instrumente dargestellt<br />

und es wird auf die statistische Auswertung eingegangen.<br />

2.1 TeilnehmerInnen und Versuchsdurchführung<br />

Die Daten stammen aus zwei unterschiedlichen Erhebungen in der Psychosomati-<br />

schen Klinik Bad Grönenbach. Zunächst soll die Institution dargestellt werden, an-<br />

schließend wird auf die Art der Datenerhebung und die soziodemographischen Da-<br />

ten der TeilnehmerInnen eingegangen.<br />

2.1.1 Die Institution<br />

In der Klinik für psychosomatische Medizin Bad Grönenbach werden Menschen mit<br />

unterschiedlichen psychischen und psychosomatischen Störungen behandelt. Dazu<br />

zählen Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Substanzabhängigkeit, so-<br />

matoforme Störungen, psychosomatische Erkrankungen, Burn-out-Zustände, post-<br />

traumatische Belastungsstörungen, Borderline-Störungen und Persönlichkeitsstö-<br />

rungen.<br />

Zu Beginn der Datenerhebung war die Klinik in vier Stationen mit insgesamt ca. 175<br />

Betten gegliedert, 2006 kam neu eine Akutabteilung dazu. Die PatientInnen kom-<br />

men größtenteils aus den westlichen Bundesländern. Ausführlich sind die PatientIn-<br />

nencharakteristika auf der Homepage der Klinik dargestellt (Klinik für psychosomati-<br />

sche Medizin Bad Grönenbach, 2006).<br />

Gegründet wurde die Klinik 1979 nach dem Bad Herrenalber Modell für Suchtbe-<br />

handlung. Heute ist die Therapie integrativ und verbindet humanistische, psychody-<br />

namische sowie verhaltenstherapeutische Ansätze. Wesentlich für das Behand-<br />

lungskonzept sind die ganzheitliche Sicht des Menschen als bio-psycho-soziale<br />

Einheit und die therapeutische Gemeinschaft, der sowohl PatientInnen als auch<br />

MitarbeiterInnen angehören. Therapie wird verstanden als „eine Form zwischen-<br />

menschlicher Begegnung, in der sowohl Hilfe zur Bewältigung seelischer Probleme<br />

Platz hat als auch die Begleitung einer inneren Suche nach dem Sinn des erlebten<br />

Schicksals“ (Klinik für psychosomatische Medizin Bad Grönenbach, S. 15).<br />

Aufgrund der humanistischen Wurzeln der Klinik und ihrer Verbindung zu den Ano-<br />

nymen Selbsthilfegruppen, die Kapitulation gegenüber einer höheren Macht für ei-<br />

nen wesentlichen Schritt im Heilungsprozess halten, besteht eine grundsätzliche


Methode 29<br />

Offenheit für Spiritualität. Zum freiwilligen Therapieangebot gehören – unabhängig<br />

von der Konfessionszugehörigkeit – Gespräche mit dem Krankenhausseelsorger<br />

und die so genannte Spirituelle Gruppe.<br />

2.1.2 Datenerhebung<br />

Alle 60 TeilnehmerInnen an der ersten Erhebung stammen aus Abteilung 1<br />

(Schwerpunkte Angststörungen, Depressionen, Substanzmissbrauch). Zu Beginn<br />

der Behandlung, in der so genannten „Ankunftsgruppe“ wurde an alle PatientInnen<br />

von den jeweils zuständigen TherapeutInnen die Skala TPV als Papierversion aus-<br />

gegeben. Die Anleitung zum Ausfüllen des Fragebogens ist oben auf dem Fragebo-<br />

gen abgedruckt. Die Skala TPV entspricht der ersten Skala im Fragebogen zur Spi-<br />

ritualität (vgl. Anhang A). Anonymität war beim Rücklauf vermutlich nicht sicher ge-<br />

währleistet. Die Erhebung erstreckte sich von Juni bis Dezember 2005, wobei -<br />

durch Urlaubszeiten der TherapeutInnen bedingt - bei einigen Ankunftskohorten<br />

keine Fragebögen verteilt wurden.<br />

An der zweiten Erhebung haben 96 PatientInnen aller fünf Abteilungen der Klinik<br />

teilgenommen. Von den 94 Fragebögen, die in die Auswertung einbezogen wurden<br />

(vgl. 2.3.1), kamen 31 aus Abteilung 1 (Angststörungen, Depressionen, Substanz-<br />

missbrauch), 30 aus Abteilung 2 (Essstörungen, somatoforme Störungen und psy-<br />

chosomatische Erkrankungen), 24 aus Abteilung 3 (Persönlichkeitsstörungen, unter<br />

anderem Borderline), zwei aus Abteilung 4 (Burn-out) und sieben aus Abteilung 5<br />

(Akutstation). Die unterschiedliche Verteilung auf die Abteilungen erklärt sich aus<br />

der unterschiedlichen Größe der Abteilungen und der unterschiedlichen Aufent-<br />

haltsdauer der PatientInnen.<br />

Bei der zweiten Erhebung wurde in der ersten Aufenthaltswoche der PatientInnen<br />

im Rahmen der üblichen Datenerhebung („Prä-Tests“) ein Fragebogen zur Spiritua-<br />

lität als Papierversion ausgegeben mit der Aufforderung, ihn innerhalb der nächsten<br />

Woche abzugeben. Der vollständige Fragebogen ist in Anhang A abgedruckt. Die<br />

befragten PatientInnen werden im Fragebogen geduzt, weil dies in der Klinik Bad<br />

Grönenbach so üblich ist. Die Anleitungen zum Ausfüllen sind auf dem Fragebogen<br />

abgedruckt. Der Fragebogen besteht aus Angaben zur Religionszugehörigkeit, der<br />

Skala TPV, der Zentralitätsskala von Huber und einem Fragebogen zum Religiösen<br />

Coping.<br />

Die Erhebung erfolgte im April und Mai 2006. Da es sich um fortlaufende Aufnah-<br />

men mit fast vollständigem Rücklauf handelt, ist zu erwarten, dass es sich um eine<br />

für die PatientInnen der Klinik Bad Grönenbach repräsentative Stichprobe handelt.


Methode 30<br />

Die Datenerhebung erfolgte nicht anonym, da die Fragebögen den übrigen Klinikda-<br />

ten zugeordnet werden sollten. Allerdings ist eine Verfälschung der Antworten un-<br />

wahrscheinlich, da die Fragebögen nicht an die TherapeutInnen, sondern an den<br />

Forschungsverantwortlichen zurückgegeben wurden.<br />

Es liegen insgesamt für 60 TeilnehmerInnen die Skala TPV sowie für 96 Teilnehme-<br />

rInnen der Fragebogen zur Spiritualität vor, der unter anderem aus der Skala TPV,<br />

der Zentralitätsskala und einem Fragebogen zum Religiösen Coping besteht. Zu-<br />

sätzlich wurde für die vorliegende Studie die Klinikdokumentation benutzt. Die Pati-<br />

entInnen füllen jeweils zu Beginn und am Ende ihrer Behandlung am Computer um-<br />

fangreiche Fragebögen aus. Dabei werden unter anderem soziodemographische<br />

Daten erfragt (vgl. Anhang B). Außerdem wurden für die vorliegende Untersuchung<br />

die Testergebnisse in der Skala SCL-90-R zu Beginn und am Ende der Behandlung<br />

sowie die Ergebnisse des VEV-K am Ende der Behandlung verwendet.<br />

2.1.3 Soziodemographische Daten<br />

Angaben zu Alter und Geschlecht sowie zu weiteren soziodemographischen Variab-<br />

len wurden der Basisdokumentation der psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach<br />

entnommen (vgl. Anhang B).<br />

In Tabelle 2 und Tabelle 3 sind sowohl die soziodemographischen Daten für die 131<br />

TeilnehmerInnen dargestellt, die die Therapie in der psychosomatischen Klinik Bad<br />

Grönenbach regulär beendet haben, als auch zum Vergleich die soziodemographi-<br />

schen Daten aller TeilnehmerInnen sowie der TeilnehmerInnen an Erhebung 2. So-<br />

weit entsprechende Angaben vorliegen, werden außerdem die durchschnittlichen<br />

PatientInnencharakteristika für die Jahre 1993 bis 2003 angegeben (Klinik für psy-<br />

chosomatische Medizin Bad Grönenbach, 2006).<br />

Tabelle 2. Alter und Geschlecht der TeilnehmerInnen<br />

Daten vollständig alle TeilnehmerInnen Erhebung 2 Klinik gesamt<br />

Alter<br />

bis 30 Jahre 16.8% (22) 18.8% (29) 21.3% (20)<br />

31 bis 40 Jahre 26.0% (32) 27.3% (42) 29.8% (28)<br />

41 bis 50 Jahre 39.7% (52) 38.3% (59) 36.2% (34)<br />

ab 51 Jahre<br />

Geschlecht<br />

17.6% (23 ) 15.6% (24) 12.8% (12)<br />

männlich 31.3% (41) 32.5% (50) 28.7% (27) 26.1%<br />

weiblich 68.7% (90) 67.5% (104) 71.3% (67) 73.9%<br />

TeilnehmerInnen (N) 131 153 94 8209<br />

Anmerkung: Fett gedruckt sind die Daten für die TeilnehmerInnen, die die Therapie regulär beendet<br />

haben („Daten vollständig“). „Klinik gesamt“: Durchschnittswerte aus den Jahre 1993 bis 2003. In<br />

Klammern sind jeweils die absoluten Häufigkeiten angegeben.


Methode 31<br />

Tabelle 3. Weitere Soziodemographische Daten der TeilnehmerInnen<br />

Daten vollständig alle TeilnehmerInnen<br />

Erhebung 2 Klinik gesamt<br />

Familienstand<br />

ledig 41.2% (54) 42.1% (64) 44.7% (42) 57.6%<br />

verheiratet 34.5% (45) 32.9% (50) 36.2% (34) 22.5%<br />

geschieden/getrennt lebend 22.9% (30) 23.7% (36) 18.8% (17) 19.0%<br />

verwitwet<br />

Partnersituation<br />

1.5% (2) 1.3% (2) 1.1% (1) 0.8%<br />

fester Partner 51.9% (68) 53.3% (81) 54.3% (51) 47.2%<br />

kein oder kein fester Partner<br />

Schulabschluss<br />

48.1% (63) 46.7% (71) 45.7% (43) 52.8%<br />

kein/ Sonder-Schulabschluss 0.8% (1) 0.7% (1) 0% (0)<br />

Haupt-/Realschulabschluss 45.8% (60) 47.4% (72) 48.9% (46) 40.8%<br />

Abitur 51.1% (67) 48.7% (74) 47.9% (45) 51.4%<br />

noch in der Schule, Sonstiges<br />

Berufsabschluss<br />

2.3% (3) 3.3% (5) 3.2% (3) 7.8%<br />

ohne Abschluss 3.8% (5) 4.6% (7) 4.3% (4) 10.4%<br />

Lehre 43.5% (57) 45.4% (69) 46.8% (44) 45.9%<br />

Universität, FH, Meister 42.0% (55) 39.5% (60) 36.2% (34) 28.8%<br />

Ausbildung, Sonstiges<br />

Berufstätigkeit<br />

10.7% (14) 10.5% (16) 12.8% (12) 15.0%<br />

Voll- oder Teilzeit 61.1% (80) 58.6% (89) 57.4% (54) 60.9%<br />

gelegentlich/ im Haushalt 6.9% (9) 7.9% (12) 7.4% (7)<br />

arbeitslos 17.6% (23) 20.4% (31) 21.9% (21)<br />

Rente 4.6% (6) 3.9% (6) 3.2% (3)<br />

Ausbildung, Sonstiges 9.9% (13) 9.2% (14) 9.6% (9)<br />

TeilnehmerInnen (N) 131 152 94 8209<br />

Anmerkung: In Klammern sind jeweils die absoluten Häufigkeiten angegeben. „Daten vollständig“<br />

(Werte jeweils fett gedruckt): TeilnehmerInnen mit Daten zu beiden Messzeitpunkten. „Klinik gesamt“:<br />

Durchschnittswerte aus den Jahre 1993 bis 2003.<br />

Das Durchschnittsalter der 131 TeilnehmerInnen, für die zu beiden Messzeitpunkten<br />

Daten vorliegen, beträgt 41.56 Jahre (SD = 10.01). Der oder die Jüngste unter ih-<br />

nen ist 20, der oder die Älteste 70 Jahre. Über zwei Drittel der PatientInnen (68.7%)<br />

sind Frauen.<br />

Was den Familienstand betrifft, sind 34.5% verheiratet oder wieder verheiratet,<br />

41.2% ledig und 22.9% getrennt lebend oder geschieden. Über die Hälfte der Be-<br />

fragten (51.9%) leben in einer festen Beziehung.<br />

Das Bildungsniveau der Befragten ist überdurchschnittlich hoch. Über die Hälfte<br />

(51.1%) haben Abitur. Als höchsten Berufsabschluss haben 42.5% eine Lehre,<br />

42.0% ein Studium oder eine Meisterprüfung. Voll- oder Teilzeit berufstätig waren<br />

61.1% der Befragten, arbeitslos 17.6%.<br />

Vergleicht man die TeilnehmerInnen, für die die Daten vollständig vorliegen, mit den<br />

Klinikdaten aus den Jahren 1993 bis 2003, so sind sie etwa älter als der Klinik-<br />

durchschnitt (M = 41.56; SD = 10.01 gegenüber M = 36.3). Der Anteil der Verheira-<br />

teten ist etwas größer als im Klinikdurchschnitt (34.5% gegenüber 22.5%), ebenso


Methode 32<br />

der Anteil der Personen mit einem hohen Berufsabschluss (Universität, Fachhoch-<br />

schule oder Meister: 42.0% gegenüber 28.8%).<br />

Die TeilnehmerInnen an Erhebung 1 und Erhebung 2 unterscheiden sich nicht signi-<br />

fikant hinsichtlich Geschlecht, GSI-Differenz, VEV-K-Summenwert und TPV-<br />

Gesamtwert (Mittelwertsvergleiche). Da zudem keine systematischen Verzerrungen<br />

aufgrund der Datenerhebung zu erwarten sind, scheint es unproblematisch, die Da-<br />

ten aus beiden Erhebungen gemeinsam auszuwerten.


Methode 33<br />

2.2 Instrumente<br />

Die vorliegende Untersuchung wurde mit Hilfe von Selbstbeurteilungsfragebögen<br />

durchgeführt. Die psychische Belastung wird mit Hilfe die Symptom-Checkliste SCL-<br />

90-R gemessen. Sie wird gleichzeitig auch zur Bestimmung des Therapieerfolgs<br />

verwendet wird und in diesem Zusammenhang dargestellt (vgl. 2.2.2.1). Ausführli-<br />

cher eingegangen wird auf die eingesetzten Spiritualitäts- und Religiositätsfragebö-<br />

gen.<br />

2.2.1 Spiritualitäts-und Religiositätsfragebögen<br />

In der ersten Erhebung wurde nur die Skala Transpersonales Vertrauen (TPV) von<br />

Belschner eingesetzt. In der zweiten Erhebung (N = 94) wurde ein Fragebogen ver-<br />

wendet, der sich aus Angaben zur Religionszugehörigkeit, der Skala TPV, der Zent-<br />

ralitätsskala von Huber (2003) und einer Skala zum Religiösen Coping von Winter<br />

(2005) zusammensetzt (siehe Anhang A).<br />

2.2.1.1 Die Skala Transpersonales Vertrauen (TPV)<br />

Die Skala Transpersonales Vertrauen (TPV), die 1998 von Belschner entwickelt<br />

wurde, ist „ausgerichtet auf die eigene spirituelle Erfahrung als Erkenntnismodalität,<br />

im Gegensatz zum kognitiven Wissen um religiöse Glaubensinhalte“ (Belschner,<br />

2001b, S. 93). Sie erhebt Spiritualität unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer<br />

Religionsgemeinschaft. Nach Belschner (2006) geht die Formulierung der Items auf<br />

Erfahrungen des Autors „in Zen-Meditation, Qigong (Leibarbeit) und die Begleitung<br />

von Menschen in Lebenskrisen sowie langjährige Arbeit in <strong>Kliniken</strong>“ (S. 6) zurück.<br />

Die Skala TPV und ein Überblick über ihre psychometrischen Eigenschaften sind<br />

verfügbar bei Yeginer (2000a). Die Skala besteht aus 11 Items. Auf einer vierstufi-<br />

gen Ratingskala schätzen die Antwortenden ein, wie sehr sie einer Aussage zu-<br />

stimmen. Für die Auswertung werden die Antwortalternativen als Zahlenwerte von 0<br />

(trifft gar nicht zu) bis 3 (trifft vollständig zu) kodiert. Der TPV-Gesamtwert wird aus<br />

der Summe der Werte für alle 11 Items gebildet.<br />

Reliabilität und Validität der Skala wurde an 490 PatientInnen der psychosomati-<br />

schen Klinik Heiligenfeld (Belschner, 2000; 2006) sowie für eine repräsentative Be-<br />

völkerungsstichprobe von 954 Ost- und 1013 Westdeutschen (Albani et al., 2002b)<br />

überprüft.


Methode 34<br />

Kennwerte der Skala TPV<br />

Belschner (2006) berichtet eine internale Konsistenz (Cronbachs Alpha) von .92 für<br />

PatientInnen der psychosomatischen Klinik Heiligenfeld, Albani et al. (2002b) fan-<br />

den in der repräsentativen Bevölkerungsstichprobe Werte für Cronbachs Alpha zwi-<br />

schen .89 und .95 bei unterschiedlichen Teilstichproben. In der vorliegenden Studie<br />

wurde ein Wert von .90 für Cronbachs Alpha (standardisiert) gefunden.<br />

Die Schwierigkeitsindizes liegen nach Belschner (2006) in der Normstichprobe der<br />

PatientInnen aus der psychosomatischen Klinik zwischen .41 und .55, die Trenn-<br />

schärfeindizes zwischen .40 und .84. In der vorliegenden Untersuchung wurden mit<br />

Werten für die Trennschärfe zwischen .48 und .77 ähnlich gute Werte gefunden<br />

(vgl. Tabelle 4). Für keines der Items gilt, dass die interne Konsistenz durch den<br />

Ausschluss des Items noch besser würde. Albani et al. (2002b) berichten eine<br />

schiefe Verteilung insbesondere für die Teilstichproben der konfessionslosen Ost-<br />

und Westdeutschen, woraus sie ableiten, dass die Skala vor allem bei Personen mit<br />

Religionszugehörigkeit differenziert.<br />

Tabelle 4. Trennschärfen, Mittelwerte und Standardabweichungen der Items<br />

der Skala TPV (N=153)<br />

Item rt M SD<br />

1 Ich fühle mich mit einer höheren Wirklichkeit/ einem höheren Wesen/<br />

Gott verbunden. Darauf kann ich auch in schweren Zeiten vertrauen.<br />

2 Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich in meinem Leben aus einer<br />

höheren Einsicht heraus geführt werde.<br />

3 Religiöse Praktiken (z.B. Beten, Mantren sprechen, geistige Lieder<br />

singen, Meditieren) helfen mir in schwierigen Situationen.<br />

.77 1.56 1.01<br />

.71 1.56 1.00<br />

.66 1.40 1.15<br />

4 Meine Seele lebt auch nach meinem Tod weiter. .48 1.96 1.12<br />

5 Ich versuche, mich der Hand Gottes/ eines höheren Wesens/ einer<br />

höheren Wirklichkeit anzuvertrauen.<br />

.74 1.50 1.11<br />

6 Ich bin Teil eines großen Ganzen, in dem ich geborgen bin. .73 1.66 1.10<br />

7 Ich bezeichne mich als religiös, auch wenn ich keiner Glaubensgemeinschaft<br />

angehöre.<br />

8 Ich bin ein Mensch mit Körper und Intellekt. Und ich bin auch untrennbar<br />

mit dem Kosmos verbunden.<br />

9 Es gibt in einem Menschenleben manches Glück oder Unglück, das<br />

meine Möglichkeiten des Erklärens und Verstehens übersteigt.<br />

10 Wir Menschen können nicht alles bestimmen. Es gibt eine höhere<br />

Wirklichkeit/ ein höheres Wesen/ Gott, dem ich mich anvertrauen<br />

kann.<br />

11 Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass ich mich mit der Welt<br />

und dem Kosmos eins fühle.<br />

Anmerkungen: rt=Trennschärfe (korrigierte Item-Gesamt-Korrelation)<br />

.49 1.37 1.11<br />

.55 1.75 1.08<br />

.58 2.39 0.86<br />

.74 1.92 1.09<br />

.51 1.11<br />

1.12


Methode 35<br />

Vergleichswerte der Skala TPV<br />

Für die vorliegende Stichprobe lagen die Itemwerte deutlich höher als der von Alba-<br />

ni et al. (2002b) gefundene Wert der Bevölkerungsnorm für Ostdeutsche. Auch im<br />

Vergleich zur Bevölkerungsnorm für Westdeutsche (M = 15.6, SD = 8.5, N = 1014)<br />

haben die PatientInnen der Klinik Bad Grönenbach einen höheren Wert (M = 18.2,<br />

SD = 8.14, N = 153).<br />

Die für die Skala Transpersonales Vertrauen vorliegenden Vergleichswerte sind in<br />

Tabelle 5 zusammengestellt. Der Mittelwert liegt in dieser Studie (N = 131) unter<br />

dem Wert der Fachklinik Heiligenfeld (d = 0.29), aber über dem Wert, der von Albani<br />

et al. in der repräsentativen Untersuchung für Westdeutsche gefunden wurde<br />

(d = 0.33).<br />

Tabelle 5. Vergleichswerte für die Skala Transpersonales Vertrauen<br />

Stichprobe M SD<br />

Bevölkerungsnorm Westdeutsche (N = 1014) 15.6 8.5<br />

Bevölkerungsnorm Ostdeutsche (N = 959) 8.5 9.1<br />

Stationäre PatientInnen Klinik Heiligenfeld (N = 490) 20.86 8.88<br />

Diese Studie, Daten vollständig (N = 131) 18.35 8.28<br />

Diese Studie, alle TeilnehmerInnen (N = 153) 18.12 8.14<br />

Diese Studie, nur Erhebung 2 (N = 94) 17.90 8.03<br />

Anmerkungen: „Daten vollständig“: TeilnehmerInnen mit Daten zu beiden Messzeitpunkten.<br />

Die Vergleichsdaten stammen aus Albani et al. (2002b) sowie Belschner (2006).<br />

Validität der Skala TPV<br />

Was die konvergente Validität betrifft, zeigen Albani et al. (2002b) Zusammenhänge<br />

der Skala TPV mit einer Frage nach der Existenz Gottes und einer Frage nach der<br />

Bedeutung von Religion im Elternhaus. Einen hohen Zusammenhang (Korrelationen<br />

von r = .80 und r = .82) fand Bantelmann (2005) mit der Skala Spirituelle Grunder-<br />

fahrung aus den Integrativen Verlaufsskalen (IVS-39). Deutliche Korrelation (.60 bis<br />

.69) berichtet Kohls (2004) mit den Faktor Mystik positiv des Freiburger Fragebo-<br />

gens zu außergewöhnlichen Erfahrungen (FFAE), jedoch nicht mit dem Faktor Mys-<br />

tik negativ, woraus er schließt, „dass das Konstrukt Transpersonales Vertrauen, nur<br />

auf die positiven Aspekte von Spiritualität fokussiert ist“ (S. 457).<br />

Die diskriminante Validität der Skala TPV zeigt sich darin, dass sie sich in Faktoren-<br />

analysen von anderen gesundheitspsychologischen Skalen als eigenständiger Fak-<br />

tor absetzt (Belschner, 2006). Eine Ausnahme bildet nur das Item 9 „Es gibt in ei-


Methode 36<br />

nem Menschenleben manches Glück oder Unglück, das meine Möglichkeiten des<br />

Erklärens und Verstehens übersteigt.“<br />

Die postulierte Aufteilung in die zwei Faktoren „Einheitserfahrung“ und „Durchläs-<br />

sigkeit für Spiritualität“ konnte nach Belschner (2006) nicht eindeutig bestätigt wer-<br />

den. Albani et al. (2002b) schlagen für die Teilstichprobe der Ostdeutschen eine<br />

Aufteilung in die Dimensionen Transzendente Führung (Items 1 bis 5) und Trans-<br />

zendente Eingebundenheit (Items 6, 8, 9, 11) vor. Items 7 und 10 zeigten in der<br />

Studie von Albani et al. keine eindeutige Ladung, was sie unter anderem mit der<br />

zweideutigen Formulierung erklären.<br />

Für die vorliegende Studie wurden in einer Faktorenanalyse (Hauptkomponenten-<br />

analyse, Eigenwertkriterium) ebenso zwei Faktoren gefunden (vgl. Tabelle 6). Wie<br />

in der von Belschner (2006) berichteten Studie mit PatientInnen der Klinik Bad Hei-<br />

ligenfeld laden die Items 1 bis 5, 7 und 10 auf dem ersten Faktor. Gemeinsames<br />

Thema der Items, die hoch auf dem ersten Faktor laden, ist Vertrauen. Auf Faktor 2<br />

laden vor allem die Items 8 und 11, die Eingebundenheit in den Kosmos beschrei-<br />

ben. Item 6 lädt - ähnlich wie in der von Belschner berichteten Studie - stärker auf<br />

Faktor zwei, hat aber eine relativ hohe Nebenladung auf dem ersten Faktor. Item 9<br />

ist nicht eindeutig einem Faktor zuzuordnen. Die Zustimmungswerte zu dem Item<br />

sind sehr hoch (M = 2.39, SD = 0.86). Sehr gering sind die Kommunalitäten (h 2 < .50)<br />

der Items 4, 7 und 9, das heißt, diese Items werden nur in geringem Maß durch die<br />

beiden Faktoren aufgeklärt, sie haben also einen geringen Zusammenhang mit dem<br />

Konstrukt Transpersonales Vertrauen. Da die Faktorenstruktur der Skala TPV nicht<br />

eindeutig ist und sich für unterschiedliche Populationen unterscheidet, sollen im<br />

Folgenden, wie auch von Belschner (2006) vorgeschlagen, vorrangig die Gesamt-<br />

werte der Skala betrachtet werden.<br />

Tabelle 6. Faktorenstruktur der Skala Transpersonales Vertrauen (TPV) in der<br />

vorliegenden Studie (N=131)<br />

Item h 2<br />

Faktor 1 Faktor 2<br />

TPV 1 .80 .87<br />

TPV 5 .78 .87<br />

TPV 3 .69 .82<br />

TPV 2 .65 .77<br />

TPV 10 .67 .75 .34<br />

TPV 4 .33 .52<br />

TPV 7 .32 .50<br />

TPV 8 .78 .86<br />

TPV 11 .78 .87<br />

TPV 6 .72 .48 .70<br />

TPV 9 .44 .47 .48<br />

Aufgeklärte Varianz 50.8% 12.5%<br />

Anmerkungen: h 2 = Kommunalität; fett gedruckt sind Ladungen ≥ .50.


Methode 37<br />

2.2.1.2 Zentralitätsskala<br />

Die Zentralitätsskala von Huber (2003) will den „Zentralitätsgrad eines abrahami-<br />

tisch-religiösen Konstruktsystems“ (S. 254) abbilden. Sie erfasst in der hier verwen-<br />

deten Kurzform fünf Dimensionen der Religiosität durch jeweils zwei Items. Die I-<br />

tems werden auf einer fünfstufigen Likertskala (0 bis 4) eingeschätzt, wobei die Fra-<br />

gen zur Häufigkeit des Gebets und des Gottesdienstbesuchs den Angaben von Hu-<br />

ber (2004) entsprechend auf eine fünfstufige Skala umkodiert werden. Es kann ein<br />

Summenwert für jede der fünf Dimensionen der Religiosität gebildet werden sowie<br />

ein Gesamtsummenwert.<br />

Kennwerte der Zentralitätsskala<br />

Cronbachs Alpha der Gesamtskala liegt nach Huber (2004) für unterschiedliche<br />

Stichproben zwischen .90 und .94. Auch für die einzelnen Dimensionen wurden<br />

gute Werte gefunden, z.B. für eine Stichprobe von 695 Studierenden zwischen .72<br />

(kognitives Interesse) und .88 (Gottesdienst). Für die Schwierigkeiten werden Werte<br />

zwischen .38 und .74, für die Trennschärfen zwischen .55 und .79 berichtet.<br />

Tabelle 7. Kennwerte der Items der Zentalitätsskala (N = 94)<br />

Item rt M SD<br />

Dimension des Gottesdienstes r = .74<br />

1 Wie häufig nimmst du in der Regel an Gottesdiensten teil – auch<br />

über Radio oder Fernsehen?<br />

.63 1.11 1.15<br />

5 Wie wichtig ist dir die Teilnahme am Gottesdienst? .64 1.18 1.23<br />

Dimension des Gebetes r = .83<br />

2 Wie häufig betest du in der Regel? .82 1.68 1.44<br />

6 Wie wichtig ist für dich das persönliche Gebet? .83 1.85 1.47<br />

Dimension des kognitiven Interesses r = .69<br />

3 Wie sehr interessierst du dich dafür, mehr über religiöse Fragen zu<br />

erfahren?<br />

.62 1.76 1.12<br />

8 Wie oft denkst du über religiöse Fragen nach? .56 1.87 1.00<br />

Dimension der religiösen Ideologie r = .52<br />

4 Wie hoch ist deiner Ansicht nach die Wahrscheinlichkeit, dass Gott<br />

wirklich existiert und nicht nur eine menschliche Idee ist?<br />

.73 2.18 1.42<br />

7 Wie hoch ist deiner Ansicht nach die Wahrscheinlichkeit, dass es<br />

ein Leben nach dem Tod gibt?<br />

.53 2.52 1.41<br />

Dimension der religiösen Erfahrung r = .79<br />

9 Wie oft erlebst du Situationen, in denen du das Gefühl hast, Gott will<br />

dir etwas sagen?<br />

.73 1.41 1.16<br />

10 Wie oft erlebst du Situationen, in denen du das Gefühl hast, dass<br />

Gott in dein Leben eingreift?<br />

.69 1.46 1.12<br />

Anmerkungen: rt = Trennschärfe (korrigierte Item-Gesamt-Korrelation), r = Korrelation zwischen den<br />

beiden Items, die eine Skala bilden.


Methode 38<br />

In dieser Untersuchung zeigt die Zentralitätsskala eine gute interne Konsistenz<br />

(Cronbachs Alpha) von .91. Die Kennwerte der einzelnen Items sind in Tabelle 7<br />

zusammengefasst. Die Trennschärfen der Items liegen zwischen .53 und .83. Die<br />

Korrelationen zwischen den jeweils zwei Items, die eine Dimension abbilden sollen,<br />

sind mit Werten zwischen .53 und .79 hoch. Wie auch in der Untersuchung von Hu-<br />

ber (2003) hat die Dimension Religiöse Ideologie die höchsten Mittelwerte, also den<br />

geringsten Schwierigkeitsgrad. Insgesamt ist die Verteilung der Summenwerte der<br />

Zentralitätsskala linkssteil.<br />

Vergleichswerte der Zentralitätsskala<br />

Der Mittelwert des Gesamtsummenwertes für die teilnehmenden PatientInnen der<br />

Klinik Bad Grönenbach beträgt 17.4 (SD = 9.3). Diese Werte entsprechen in etwa<br />

den Werten, die Huber (2003) für Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen<br />

berichtet (vgl. Tabelle 8).<br />

Tabelle 8. Vergleichswerte für die Zentralitätsskala nach Huber (2003)<br />

Stichprobe M SD<br />

Theologiestudierende (N = 111) 34.3 5.9<br />

Andere Studierende (N = 697) 17.4 9.3<br />

PatientInnen Bad Grönenbach (N = 94) 17.1 9.3<br />

Anmerkungen: Die Daten für Theologiestudierende und Studierende stammen von Huber (2003).<br />

Nach Huber (2003) kann die Z-Skala auch für eine „kategoriale Messung der funkti-<br />

onellen Autonomie religiöser Konstruktsysteme verwendet werden“ (S. 257). Für<br />

eine autonome Funktionsweise des religiösen Konstruktsystems sprechen nach<br />

Huber (2003) Z-Scores ab 30 (auf der Skala mit 10 Items und einer fünfstufigen<br />

Antwortskala von 0 bis 4), da sie vermutlich „zu einer gleichförmig hohen Ausprä-<br />

gung auf allen oder zumindest fast allen religiösen Ausdrucksformen führt“ (S. 258).<br />

Beim größten Teil der TeilnehmerInnen an Erhebung 2 (60.6%) nimmt das religiöse<br />

Konstruktsystem eine heteronome Stellung im Sinne Hubers ein, nur bei 11.7% eine<br />

autonome (vgl. Tabelle 9).<br />

Tabelle 9. Zuordnung zu den Kategorien der Zentralitätsskala (N = 94)<br />

Funktionsweise des religiösen Konstruktsystems Summenwerte Häufigkeit in % (N)<br />

autonom 30 - 40 11.7% (11)<br />

heteronom 11 - 29 60.6% (57)<br />

marginal 0 - 10 27.7% (26)<br />

Anmerkung: Die Kriterien für die Kategorien stammen aus Huber (2003).


Methode 39<br />

Validität der Zentralitätsskala<br />

Hinsichtlich der konvergenten Validität wurde die Skala von Huber (2003) anhand<br />

der Korrelation mit der Stärke der religiösen Prägung des Selbstbildes (ein Item,<br />

r = .83) und der Stärke der alltäglichen Konsequenzen der Religiosität (neun Items,<br />

r = .78) überprüft. Er erwartet, dass die Validitätskoeffizienten noch höher ausfallen<br />

würden, wenn die Stichprobe auf Antwortende mit einer abrahamitisch geprägten<br />

Religiosität beschränkt würde.<br />

Was die Validität des Konstrukts betrifft, so liegen die Interkorrelationen der Einzel-<br />

skalen in der vorliegenden Studie (vgl. Tabelle 10) - anders als bei Huber (2003) -<br />

für den Zusammenhang zwischen Gebet und Ideologie sowie Erfahrung über .70,<br />

so dass die für die vorliegende Studie fraglich ist, ob diese Skalen tatsächlich relativ<br />

autonom sind.<br />

Tabelle 10. Interkorrelationen (Spearmans Rho) der Dimensionen der Zentralitätsskala<br />

(N = 94)<br />

Gottesdienst Gebet Interesse Ideologie Erfahrung<br />

Gottesdienst 1.00 .60 .56 .44 .50<br />

Gebet .60 1.00 .50 .73 .77<br />

Interesse .56 .50 1.00 .41 .42<br />

Ideologie .44 .73 .41 1.00 .63<br />

Erfahrung .50 .77 .42 .63 1.00<br />

Anmerkungen: Interesse: Dimension des kognitiven Interesses, Ideologie: Dimension der religiösen<br />

Ideologie<br />

2.2.1.3 Religiöses Coping<br />

Die verwendete Skala zum religiösen Coping basiert auf dem Fragebogen RCOPE<br />

(Pargament, Koenig & Perez, 2000), der die Fülle der religiösen Bewältigungsstra-<br />

tegien in seinen positiven und negativen Aspekten zu erfassen sucht. Der RCOPE<br />

besteht aus 21 Skalen mit je 5 (in der Kurzform 3) Items, daneben gibt es eine<br />

komprimierte Fassung mit 14 Items, den Brief RCOPE (Pargament, Smith, Koenig &<br />

Perez, 1998). Zielgruppe der Fragebögen sind nach Pargament, Koenig und Perez<br />

(2000) Amerikaner aus der jüdisch-christlichen Tradition.<br />

Für den deutschsprachigen Raum habe ich nur bei Winter (2005) einen Validie-<br />

rungsversuch des RCOPE gefunden. Da diesem eine Bestätigung der Faktoren-<br />

struktur des RCOPE nicht gelang, ist er dazu übergegangen, „ein alternatives und<br />

vereinfachtes Messinstrument zu entwickeln, welches die wichtigsten Erkenntnisse<br />

von Pargament (1997) aufgreift und zugleich eine Validierung zulässt“ (S. 97).<br />

Dieses Messinstrument besteht aus 15 Items, die auf einer vierstufigen Skala von 0<br />

(gar nicht) bis 3 (sehr) eingeschätzt werden. Die Items stammen aus Winters Über-<br />

setzung des RCOPE in der Kurzform mit 63 Items. Die Übersetzung ist sehr frei.


Methode 40<br />

Trotzdem habe ich die Formulierungen beibehalten, um wenigstens eine Ver-<br />

gleichsstichprobe für die vorliegende Untersuchung zu haben.<br />

Winter (2005) bestätigt in einer konfirmatorischen Faktorenanalyse sein theoretisch<br />

begründetes Modell, in dem er die Bewältigungsstrategien nach zugrunde liegenden<br />

Coping-Mechanismen einteilt. Im Folgenden werden bei dem Fragebogen vor allem<br />

die beiden Skalen Positives religiöses Coping und Negatives Religiöses Coping<br />

differenziert betrachtet. In Tabelle 11 sind die Items den jeweiligen Skalen zugeord-<br />

net.<br />

Kennwerte der Skalen zum religiösen Coping<br />

Winter (2005) fand für die interne Konsistenz der Skala Positives religiöses Coping<br />

(10 Items) einen Wert von .90 (Cronbachs Alpha), auch die einzelnen Unterskalen<br />

wiesen akzeptable Werte für die interne Konsistenz auf (zwischen .79 und .88), nur<br />

die Skala Positive soziale Unterstützung hatte mit .64 einen niedrigeren Wert. Was<br />

die Skala Negatives religiöses Coping (5 Items) betrifft, so hatte die Gesamtskala in<br />

der Untersuchung von Winter eine relativ geringe interne Konsistenz von .66. Die<br />

beiden Items, die die Skala Negative spirituelle Unterstützung bilden, korrelierten<br />

immerhin mit .77.<br />

In der vorliegenden Untersuchung zeigten sich ähnliche Ergebnisse, was die Relia-<br />

bilitäten betrifft (vgl. Tabelle 11). Die Skala Positives religiöses Coping hat dabei mit<br />

.92 eine gute interne Konsistenz. Noch höher wäre der Wert, wenn man die Items<br />

14 und 15, also die gesamte Dimension Positive soziale Unterstützung, ausschlie-<br />

ßen würde. Diese beiden Items korrelieren auch relativ gering (r = .36) miteinander.<br />

Die Skala Negatives religiöses Coping weist immerhin eine interne Konsistenz von<br />

.80 auf, die noch erhöht würde, wenn man Item 15 (Negative soziale Unterstützung)<br />

weglassen würde.<br />

Insgesamt sind die Mittelwerte der Items sehr gering, das heißt auch die Schwierig-<br />

keiten sind gering, besonders bei den Items zur Sozialen Unterstützung und gene-<br />

rell bei den Items der Skala Negatives religiöses Coping. Die Fragen nach der Un-<br />

terstützung durch Seelsorger oder Mitchristen scheinen zudem missverständlich<br />

gewesen zu sein, was aus einzelnen handschriftlichen Anmerkungen hervorgeht,<br />

denen zufolge die Items uminterpretiert wurden als Unterstützung durch Therapeut-<br />

Innen und Mitmenschen. Dies stellt die Objektivität der Items in Frage, weshalb ü-<br />

berlegt werden kann, ob die drei Items, die sich mit sozialer Unterstützung beschäf-<br />

tigen (13, 14, 15) aus dem Fragebogen herausgenommen werden sollten.


Methode 41<br />

Tabelle 11. Kennwerte der Items der Skalen zum religiösen Coping (N = 94)<br />

Item rt M SD<br />

Positives religiöses Coping α=.92<br />

Positive Sinnfindung<br />

r = .57<br />

1 Ich sah meine Situation als Aufgabe, welche mir Gott gegeben<br />

hatte.<br />

.60 0.74 0.90<br />

8 Ich versuchte, im Ereignis eine Aufgabe Gottes zu erkennen. .69 0.93 1.04<br />

Positive spirituelle Unterstützung<br />

r = .77<br />

3 Ich suchte Gottes Liebe und Gottes Schutz. .87 1.03 1.07<br />

6 Ich bat Gott um Stärke, Hilfe oder Führung. .80 1.53 1.17<br />

Partnerschaftliche Kontrolle<br />

r = .75<br />

2 Ich versuchte, die Situation zusammen mit Gott zu bewältigen. .87 1.01 1.05<br />

9 Ich arbeitete zusammen mit Gott an einer Lösung der Situation .81 0.66 0.94<br />

Demutskontrolle<br />

r = .84<br />

4 Ich versuchte, das Menschenmögliche zur Bewältigung des Ereignisses<br />

beizutragen und vertraute Gott alles andere an.<br />

.82 1.21 1.12<br />

12 Ich tat, was ich konnte, und legte den Rest in Gottes Hände .82 1.21 1.13<br />

Positive soziale Unterstützung r = .36<br />

14 Ich vertraute mich mit den Sorgen meinen Mitchristen an. .43 0.53 0.86<br />

15 Ich wandte mich an eine(n) SeelsorgerIn. .31 0.29 0.78<br />

Negatives religiöses Coping α=.80<br />

Negative Sinnfindung<br />

r = .78<br />

7 Ich dachte, dass Gott mich für meine Sünden bestrafte .55 0.59 0.93<br />

11 Ich fragte mich, ob Gott das Ereignis geschehen ließ, weil ich gesündigt<br />

hatte.<br />

.69 0.61 0.95<br />

Negative spirituelle Unterstützung<br />

r = .57<br />

5 Ich war wütend auf Gott, da er meine Gebete nicht erhörte. .61 0.66 0.94<br />

10 Ich fragte mich, ob Gott mich verlassen habe. .72 0.79 1.09<br />

Negative soziale Unterstützung<br />

13 Ich fühlte mich vom Seelsorger missverstanden. .35 0.45 0.95<br />

Anmerkungen: rt = Trennschärfe (korrigierte Item-Gesamt-Korrelation), r = Korrelation der zwei Items,<br />

die eine Dimension bilden, α = Cronbachs Alpha für die Unterskalen.<br />

Vergleichswerte der Skalen zum religiösen Coping<br />

Der über alle Items gemittelte Wert der Skala Positives religiöses Coping ist für die<br />

Bad Grönenbacher PatientInnen deutlich geringer (d = 2.07) als für die Schweizer<br />

Gemeindemitglieder in der Studie von Winter (2005), dasselbe gilt für das Negative<br />

religiöse Coping (d = 1.13). Die entsprechenden Werte sind zum Vergleich in Tabel-<br />

le 12 zusammengestellt. Auch in der Studie von Winter sind die Werte für Negatives<br />

religiöses Coping geringer als für Positives religiöses Coping.


Methode 42<br />

Tabelle 12. Vergleichswerte für die Skalen zum religiösen Coping<br />

Stichprobe M SD<br />

Schweizer Gemeindemitglieder (N = 328)<br />

Positive religiöse Copingstrategien 2.61 0.77<br />

Negative religiöse Copingstrategien 1.29 0.42<br />

PatientInnen Bad Grönenbach (N = 94)<br />

Positive religiöse Copingstrategien 0.91 0.78<br />

Negative religiöse Copingstrategien 0.62 0.73<br />

Anmerkung: Die Vergleichsdaten stammen aus Winter (2005). Bei den Mittelwerten handelt es sich um<br />

den Summenwert der Items der jeweiligen Skala, der durch die Anzahl der Items geteilt wurde („über<br />

alle Items gemittelter Wert“).<br />

Validität der Skalen zum religiösen Coping<br />

Als Hinweis auf die konvergente Validität der hier verwendeten Skalen zum religiö-<br />

sen Coping kann gesehen werden, dass nach Winter (2005) die Zentralität mit den<br />

positiven religiösen Bewältigungsstrategien signifikant korreliert. Faktorenanalytisch<br />

sind die zwei Faktoren Negatives religiöses Coping und Positives religiöses Coping<br />

nachweisbar. Es wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit orthogonaler Varimax-<br />

Rotation durchgeführt (KMO = .82). Aufgrund eines deutlichen Eigenwertabfalls im<br />

Scree-Plot und aufgrund von theoretischen Überlegungen wurde eine zweifaktorielle<br />

Lösung gewählt. Die Einteilung der Faktoren in positives Coping (Faktor 1) und ne-<br />

gatives Coping (Faktor 2) ist sehr deutlich (vgl. Tabelle 13). Nur Item 8 („Ich ver-<br />

suchte, im Ereignis eine Aufgabe Gottes zu erkennen.“) hat neben der Hauptladung<br />

auf Faktor 1 eine hohe Nebenladung auf Faktor 2.<br />

Kritisch anzumerken ist allerdings, dass die Kommunalitäten insbesondere bei den<br />

Items zur Positiven und Negativen sozialen Unterstützung extrem gering sind und<br />

dass relativ viel Varianz (40.6%) durch die beiden Faktoren unerklärt bleibt.<br />

Tabelle 13. Faktorenstruktur der Skalen zum religiösen Coping<br />

Item h 2<br />

Faktor 1 Faktor 2<br />

Coping 3 .83 .88<br />

Coping 2 .83 .86<br />

Coping 9 .75 .84<br />

Coping 12 .75 .82<br />

Coping 4 .75 .81<br />

Coping 8 .60 .76<br />

Coping 6 .76 .74 .45<br />

Coping 1 .46 .62<br />

Coping 14 .26 .51<br />

Coping 15 .16 .39<br />

Coping 11 .73 .84<br />

Coping 10 .74 .84<br />

Coping 7 .60 .77<br />

Coping 5 .52 .69<br />

Coping 13 .21 .43<br />

Aufgeklärte Varianz 46.7% 12.7%<br />

Anmerkungen: h 2 = Kommunalität, fett gedruckt sind die Items der Skala Negatives religiöses Coping


Methode 43<br />

Offene Frage nach kritischen Situationen<br />

Zu Beginn des Fragenteils zum religiösen Coping im Fragebogen zur Spiritualität<br />

(vgl. Anhang A) wurden die TeilnehmerInnen aufgefordert, die kritische Situation zu<br />

nennen, an die sie konkret dachten. Dies geschah in Anlehnung an den Einleitungs-<br />

text zum Coping-Fragebogen von Dörr (2001) und sollte vor allem sicherstellen,<br />

dass die TeilnehmerInnen sich tatsächlich eine konkrete Krise vergegenwärtigen.<br />

Ansonsten orientiert sich der Einleitungstext am RCOPE (Pargament, Koenig & Pe-<br />

rez, 2000).<br />

Häufige Angaben waren insbesondere der Tod eines nahe stehenden Menschen<br />

(20.2%) und eine eigene psychische oder körperliche Krankheit (20.2%). Die Häu-<br />

figkeiten der Angaben zur offenen Frage nach der kritischen Situation sind in<br />

Tabelle 14 dargestellt.<br />

Tabelle 14. Angaben auf die offene Frage nach einer kritischen Situation (N = 94)<br />

Angabe Häufigkeit in % N<br />

keine Angabe 23.4% (22)<br />

Tod eines nahestehenden Menschen 20.2% (19)<br />

eigene psychische Krankheit 9.6% (9)<br />

eigene körperliche Krankheit 10.6% (10)<br />

Trennung, Beziehungskrise 10.6% (10)<br />

Probleme in Bezug auf Arbeit, Arbeitslosigkeit 7.4% (7)<br />

Sonstiges 18.1% (17)<br />

2.2.1.4 Angaben zur Religionszugehörigkeit<br />

Zu Beginn des Fragebogens zur Spiritualität werden mehrere Antwortmöglichkeiten<br />

zur Auswahl gegeben für die Antwort auf die Frage: „Welcher Religion, Konfession<br />

oder spirituellen Richtung fühlst du dich zugehörig?“ Es wurde also nicht nach der<br />

offiziellen Religionszugehörigkeit, sondern nach dem Zugehörigkeitsgefühl zu einer<br />

Religion, Konfession oder spirituellen Richtung gefragt. Dies ist zu berücksichtigen,<br />

wenn im Folgenden von Angaben zur Religionszugehörigkeit die Rede ist. Eine Ü-<br />

bersicht, welcher Glaubensgemeinschaft sich die Befragten zugehörig fühlen, wird<br />

in Tabelle 15 gegeben. Gut die Hälfte (52.1%) fühlte sich einer der Volkskirchen<br />

zugehörig, was in etwa den statistischen Daten für Deutschland entspricht (vgl.<br />

1.3.1), davon waren zwei Drittel katholisch, was vermutlich auf die Lage der Klinik in<br />

Bayern zurückzuführen ist. Ein Fünftel der TeilnehmerInnen (21.3%) fühlten sich<br />

keiner Religion, Konfession oder spirituellen Richtung zugehörig. Eine größere An-<br />

zahl von Befragten (14.9%) bezeichnete sich als „spirituell, ohne zu einer bestimm-<br />

ten Glaubensgemeinschaft zu gehören“.


Methode 44<br />

Tabelle 15. Zugehörigkeit zu Religionen, Konfessionen, spirituellen Richtungen<br />

(N = 94)<br />

Religionszugehörigkeit Häufigkeit in % N<br />

Katholisch 31.9% (30)<br />

Evangelisch 20.2% (19)<br />

Freikirchlich 0% (0)<br />

Muslimisch 1.1% (1)<br />

Buddhistisch 2.1% (2)<br />

Andere 1.1% (1)<br />

Keine 21.3% (20)<br />

spirituell 14.9% (14)<br />

Doppelankreuzung: evangelisch bzw. katholisch<br />

und buddhistisch bzw. spirituell<br />

4.3% (4)<br />

Keine Angabe 3.2% (3)<br />

2.2.2 Messung des Therapieerfolgs<br />

Nach Michalak et al. (2003) ist es sinnvoll, zwei unterschiedliche Maße für Thera-<br />

pieerfolg zu verwenden. Etabliert haben sich in der Forschung indirekte Verände-<br />

rungsmaße, die auf der Differenz von Statuswerten zu Beginn und am Ende der<br />

Behandlung basieren. Als weitgehend unabhängig davon erwiesen sich Maße zur<br />

retrospektiven Erfolgsbeurteilungen bzw. zur direkten Veränderungsmessung, die<br />

nur zu einem Messzeitpunkt, nämlich am Ende der Behandlung, erhoben werden<br />

(Stieglitz & Baumann, 2001). Nach Michalak et al. (2003) erfasst die retrospektive<br />

Erfolgsbeurteilung „den Postwert im Vergleich zum Therapieziel“ (S. 101) und ist<br />

damit das prognostisch bedeutsamere Maß, denn „je weniger der Patient den er-<br />

hofften Zielzustand erreicht hat, desto eher wird er erneut Behandlung nachfragen“<br />

(S. 101).<br />

Da die Beurteilung des Therapieerfolgs durch TherapeutInnen als sehr wenig valide<br />

erscheint (Meyer & Schulte, 2002), werden nur Selbstbeurteilungsmaße zur Verän-<br />

derungsmessung verwendet. Für die indirekte Veränderungsmessung werden die<br />

Testwerte (Prä und Post) der Symptom-Checkliste (SCL-90-R) herangezogen. Für<br />

die retrospektive Erfolgsbeurteilung die Kurzform des Veränderungsfragebogens<br />

des Erlebens und Verhaltens (VEV-K).<br />

2.2.2.1 Die Symptom-Checkliste (SCL-90-R)<br />

Die Symptom-Checkliste SCL-90-R von L. R. Derogatis (deutsch von Franke, 2002)<br />

ist ein Standardinstrument in der psychologischen Forschung. Sie misst die subjek-<br />

tiv empfundene psychische (und teilweise körperliche) Belastung in den vergange-<br />

nen sieben Tagen.<br />

Die SCL-90-R besteht aus 90 Items, von denen 83 in den neun Skalen Somatisie-


!<br />

Methode 45<br />

rung, Zwanghaftigkeit, Unsicherheit im Sozialkontakt, Depressivität, Ängstlichkeit,<br />

Aggressivität/Feindseligkeit, Phobische Angst, Paranoides Denken und Psychoti-<br />

zismus zusammengefasst sind. Dabei sind diese Kategorien nicht mit den jeweiligen<br />

diagnostischen Kategorien gleichzusetzen.<br />

Die Items werden auf einer fünfstufigen Likert-Skala eingeschätzt. Von den globalen<br />

Kennwerten wurde in dieser Studie insbesondere der Global Severity Index (GSI)<br />

verwendet, der folgendermaßen berechnet wird: Die Summe aller Itemwerte wird<br />

durch die Anzahl der beantworteten Items dividiert. Dieser Wert gilt als „der beste<br />

Indikator für das Ausmaß der insgesamt vorhandenen psychischen Belastung“<br />

(Franke, 2002, S.19).<br />

Die Skala wurde anhand mehrerer Gruppen von Jugendlichen und Erwachsenen<br />

normiert, darunter eine repräsentativen Bevölkerungsstichprobe (N = 2141) und<br />

eine Stichprobe von stationären Psychotherapieklienten (N = 5057). Daher können<br />

die Rohwerte anhand von Normtabellen in T-Werte transformiert werden, die sozio-<br />

demographische Faktoren berücksichtigen.<br />

Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) der gesamten SCL-90-R ist sehr gut<br />

(zwischen .96 und .98). Für die einzelnen Skalen liegen die Werte bei der Stichpro-<br />

be stationärer Psychotherapieklienten zwischen .77 und .88 (Franke, 2002).<br />

Konvergente, divergente und faktorielle Validität der Skala sind nach Franke weit-<br />

gehend bestätigt. Beispielsweise zeigten sich hohe Zusammenhänge der Skala<br />

Depressivität mit dem Beck Depressions Inventar (BDI).<br />

Zur Messung des Therapieerfolgs mit Hilfe der SCL-90-R werden Differenzwerte<br />

zwischen Prä- und Postwerten berechnet. Nach Steyer, Hannöver, Telser und Krie-<br />

bel (1997) sieht man diesen Differenzwerten jedoch nicht an, ob sie auf tatsächli-<br />

chen Veränderungen oder lediglich auf Messfehler beruhen. Daher schlagen sie die<br />

Berechnung einer deskriptiven Veränderungskenngröße vor. Dabei wird die Diffe-<br />

renz zwischen dem unter der Nullhypothese „keine wahre intraindividuelle Verände-<br />

rung“ erwarteten Postwert und dem tatsächlichen Postwert mit folgender Formel<br />

berechnet:<br />

[ Y " E(X) ] " Re l(X) # X " E(X)<br />

Vdeskript =<br />

Std(X)<br />

[ ]<br />

Dabei ist Y der Posttest-Wert, E(X) der Erwartungswert für den Posttest, wenn keine<br />

Veränderung eintritt, also der Mittelwert des Prä-Tests. Rel(X) ist die Reliabilität des<br />

Prä-Tests und Std(X) die Standardabweichung des Prä-Tests.<br />

Da es sich bei der SCL-90-R allerdings um ein sehr reliables Instrument handelt, ist<br />

kaum ein Gewinn durch die Berechnung der deskriptiven Veränderungskenngröße<br />

zu erwarten. Ferner sind auch die Schätzungen der erwarteten Posttestwerte aus


Methode 46<br />

den Mittelwerten der Prä-Tests bei der relativ kleinen Stichprobe fehlerbehaftet.<br />

Daher soll im Folgenden die einfache Differenz zwischen Prä- und Posttestwerten<br />

als Maß für die Veränderung verwendet werden. Der GSI-Differenzwert wurde in der<br />

vorliegenden Studie als Differenz zwischen GSI-Präwert und GSI-Postwert berech-<br />

net, so dass eine starke Verbesserung einem hohen positiven Wert entspricht.<br />

Um zu überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine signifikante Veränderung handelt,<br />

gibt das Manual zur SCL-90-R Interpretationshilfen. Es wird eine kritische Differenz<br />

angegeben, die eine Veränderung überschreiten muss, um als signifikant zu gelten.<br />

Franke (2002) gibt als kritische Differenz für die Gruppe der ambulanten Psychothe-<br />

rapiepatientInnen für den GSI auf der Ebene der Rohwerte einen Wert von ±0.30 für<br />

die kritische Differenz an. Das bedeutet, dass man von einer klinisch signifikanten<br />

Verbesserung sprechen kann, wenn der GSI - betrachtet man Rohwerte - bei einem<br />

Psychotherapiepatienten um .30 gesunken ist.<br />

Als praktikables Kriterium für klinische Signifikanz schlägt Franke einen Rohwert für<br />

den GSI am Ende der Behandlung (Post) von .70 vor. Das heißt, ein Klient kann als<br />

klinisch relevant gebessert gelten, wenn sein GSI-Wert am Ende der Behandlung<br />

weniger als .70 beträgt.<br />

2.2.2.2 Der Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens (VEV-K)<br />

Der Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens (VEV) ist ein Standard-<br />

instrument zur direkten Veränderungsmessung. Die Items erfassen einen bipolaren<br />

Veränderungsfaktor mit Entspannung, Gelassenheit, Optimismus als positivem Pol<br />

und Spannung, Unsicherheit, Pessimismus als negativem Pol (Zielke & Kopf-<br />

Mehnert, 2001).<br />

Die von Kriebel, Paar, Schmitz-Buhl und Raatz (2001) entwickelte Kurzform (VEV-<br />

K) besteht aus 25 Items, die auf einer siebenstufigen bipolaren Schätzskala (von -3<br />

bis +3) beurteilt werden. Anders als die Langform besteht die Kurzform nur aus po-<br />

sitiv gepolten Items.<br />

Aus dem VEV-Gesamtwert kann geschlossen werden, „in welcher Richtung und mit<br />

welcher Stärke sich ein Patient nach einem vorgegebenen Zeitraum, z.B. einer ab-<br />

geschlossenen Therapie, in seinem Verhalten und Erleben verändert hat“ (Kriebel et<br />

al., 2001, S. 21).<br />

Für die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) werden nach Kriebel et al. (2001)<br />

sehr gute Werte von über .90 berichtet, für die Psychosomatische Klinik Bad Grö-<br />

nenbach sogar Werte von .95. Für die Trennschärfen ergaben sich bei fünf Items<br />

Werte von weniger als .32 (Kriebel et al., 2001, S. 23). Die faktorielle und kriteri-<br />

umsbezogene Validität des VEV-K ist nach Kriebel et al. gegeben.


Methode 47<br />

Als kritische Grenze im Gesamtwert des VEV-K für eine signifikante Verbesserung<br />

bei einer einseitigen Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% geben Kriebel et al. (2001)<br />

einen Wert von 115 an. Das heißt, von einer signifikanten Verbesserung kann man<br />

sprechen, wenn eine Person einen Gesamtwert von mindestens 115 erreicht.<br />

2.3 Datenaufbereitung und statistische Auswertung<br />

Im Folgenden werden die zur Überprüfung der Hypothesen angewandten statisti-<br />

schen Verfahren dargestellt. Ausführlicher eingegangen wird dabei zunächst auf<br />

den Umgang mit fehlenden Werten. Anschließend werden die angewandten Verfah-<br />

ren und deren Voraussetzungen dargestellt. Falls nichts anderes angegeben ist,<br />

wurden die statistischen Berechnungen mit SPSS11 für Mac vorgenommen.<br />

2.3.1 Behandlung von fehlenden Werten<br />

Bei der Behandlung von fehlenden Werten ist zu unterscheiden, ob ganze Skalen<br />

oder nur einzelne Items fehlen. Ausgewertet wurden die Fragebögen derjenigen<br />

Personen, für die wenigstens eine Spiritualitätsskala und Testdaten der Klink zu-<br />

mindest zum Messzeitpunkt Behandlungsbeginn (Prä-Daten) vorliegen. Dabei han-<br />

delt es sich um insgesamt 153 Personen.<br />

Die Beurteilung des Therapieerfolgs konnte nur für diejenigen Personen durchge-<br />

führt werden, für die zusätzlich auch die Testdaten der Klinik zum Messzeitpunkt<br />

Behandlungsende (Post-Daten) vorhanden sind, das sind insgesamt 131 Teilneh-<br />

merInnen. In Tabelle 16 ist im Überblick zusammengestellt, welche Daten in den<br />

beiden Erhebungen vorhanden sind und für welche Berechnungen sie verwendet<br />

wurden.<br />

Tabelle 16. Übersicht über Stichprobenzahlen<br />

Vorhandene Daten N1 N2 N gesamt Verwendet für<br />

Spiritualitätsfragebögen 60 96 156 -<br />

Prä-Daten 59 94 153 (bzw.<br />

152)*<br />

Soziodemographische<br />

Angaben, Reliabilitätsanalysen,<br />

Zusammenhang<br />

der Spiritualitätsmaße<br />

untereinander und mit<br />

Maßen psychischer Belastung<br />

Prä-und Post-Daten 54 77 131 Therapieerfolg, Spiritualität<br />

als Prädiktor für Therapieerfolg<br />

Anmerkungen: N1 = Anzahl TeilnehmerInnen Erhebung 1, N2 = Anzahl TeilnehmerInnen Erhebung 2<br />

Fett gedruckt sind Stichproben, die hauptsächlich verwendet wurden. * In einem Fall fehlen die Prä-<br />

Daten nur teilweise.


Methode 48<br />

Tabelle 17. Vergleich der Therapieabbrecher (N = 22) und Therapiebeender (N =<br />

131) hinsichtlich Spiritualität (TPV-Gesamt), Alter und psychischer<br />

Belastung zu Therapiebeginn (GSI-Prä)<br />

Variable M SD t d<br />

TPV Gesamt 18.09 8.54 -1.32 .03<br />

18.35 8.28<br />

Alter 34.68 8.68 -3.36 .73<br />

41.56 10.02<br />

GSI Prä 1.68 0.64 3.31 .78<br />

1.19 0.61<br />

Anmerkungen: t = t-Wert, d = Cohens d<br />

Hauptgrund für das Fehlen der Klinikdaten zum zweiten Messzeitpunkt nach der<br />

Hauptgrund für das Fehlen der Klinikdaten zum zweiten Messzeitpunkt nach der<br />

Behandlung ist ein vorzeitiger Behandlungsabbruch. Die PatientInnen mit fehlenden<br />

Daten zum Behandlungsende unterscheiden sich zwar hinsichtlich psychischer Be-<br />

lastung und Alter, nicht aber hinsichtlich ihrer Spiritualität von den übrigen Patien-<br />

tInnen (vgl. Tabelle 17). Diejenigen, die die Therapie abgebrochen haben, sind im<br />

Schnitt jünger und stärker psychisch belastet, haben aber keinen höheren Gesamt-<br />

wert auf der Skala TPV.<br />

Als eine Methode, die dem „State of the Art“ im Umgang mit einzelnen fehlenden<br />

Werten entspricht, empfehlen Schafer und Graham (2002) Maximum Likelihood<br />

Schätzungen auf der Grundlage von vorhandenen Daten. Dieses Vorgehen setzt<br />

voraus, dass die fehlenden Daten zufällig fehlen, genauer vom Typ Missing at Ran-<br />

dom (MAR) sind, d.h. dass die Wahrscheinlichkeit des Fehlens der Daten nicht von<br />

den fehlenden Daten selbst abhängt, sondern nur von vorhandenen Daten. Weniger<br />

empfehlenswert ist nach Schafer und Graham (2002) der Ausschluss von Fällen<br />

(fallweise oder listenweise) oder die Ersetzung durch Mittelwerte, da sie vorausset-<br />

zen, dass die Daten völlig zufällig fehlen (Missing Completely at Random, MCAR).<br />

Es wurden daher Maximum Likelihood Schätzungen mit Hilfe eines Expectation-<br />

Maximization-Algorithmus (EM) durchgeführt. Verwendet wurde dazu das Zusatz-<br />

modul Missing Value Analysis von SPSS 14 für Windows. Dabei werden, verein-<br />

facht ausgedrückt, in mehreren Durchgängen jeweils Erwartungswerte berechnet<br />

und die Wahrscheinlichkeiten dafür geschätzt, dass die tatsächlichen Werte den<br />

Erwartungswerten entsprechen.<br />

Im Folgenden sollen Items mit mehr als 5% fehlenden Werten genauer analysiert<br />

werden. Einzelne fehlende Werte liegen besonders in Erhebung 2 beim Fragebogen<br />

zur Spiritualität vor, in Erhebung 1 fehlt nur einmal TPV-Item 3. Insbesondere fallen<br />

zahlreiche (11, das entspricht 12%) fehlende Werte für Item 7 auf („Ich bezeichne


Methode 49<br />

mich als religiös, auch wenn ich keiner Glaubensgemeinschaft angehöre.“). Sie sind<br />

vermutlich auf die mehrdeutige Formulierung zurückzuführen. Die Beantwortung der<br />

Frage hängt meiner Ansicht nach mit der Antwort auf andere Spiritualitätsitems zu-<br />

sammen und kann daher aus vorhandenen Daten geschätzt werden.<br />

In neun Fragebögen (9%) ist Item 13 im Fragenteil zum religiösen Coping nicht an-<br />

gekreuzt („Ich fühlte mich vom Seelsorger missverstanden.“). Die handschriftlichen<br />

Anmerkungen auf den Fragebögen weisen darauf hin, dass diese Frage ausgelas-<br />

sen wurde, weil sich die TeilnehmerInnen nicht an einen Seelsorger wandten, was<br />

auch aus der Beantwortung von Item 15 hervorgeht.<br />

Item 3 der Zentralitätsskala fehlt in fünf Fällen (5%). Es erhebt das Interesse, mehr<br />

über religiöse Fragen zu erfahren.<br />

Uneindeutige Ankreuzungen kamen bei den drei Spiritualitätsfragebögen jeweils<br />

einmal vor. Bei der Codierung wurde jeweils der niedrigere Wert gewählt, so dass<br />

das Spiritualitätsmaß den wahren Wert eher unter- als überschätzt.<br />

Die Zentalitätsskala ist bei einem Fragebogen in Erhebung 2 nicht ausgefüllt. Bei<br />

einem anderen Fragebogen ist die Skala zum religiösen Coping nicht beantwortet<br />

und auch die Zentralitätsskala nur sehr spärlich, was vermutlich daran liegt, dass<br />

der Befragte mit den auf Mitglieder einer Religionsgemeinschaft zugeschnittenen<br />

Items nichts anfangen konnte. Auch in diesen beiden Fällen werden die fehlenden<br />

Items aufgrund der übrigen Spiritualitätsitems geschätzt.<br />

2.3.2 Statistische Verfahren<br />

Die vorliegende Studie hat das Design einer korrelativen Studie. Zur Berechnung<br />

von Korrelationen wurde Spearmans Rho (ρ) verwendet, das für ordinalskalierte<br />

oder nicht normalverteilte intervallskalierte Variablen geeignet ist. Spearmans Rho<br />

wird gegenüber dem Pearson-Korrelationskoeffizient (r) bevorzugt, weil es sich bei<br />

den verwendeten Fragebögen um Ratingskalen handelt, für die Intervallskalenni-<br />

veau nicht unbesehen angenommen werden kann. Außerdem muss für Negatives<br />

religiöses Coping (Kolmogorow-Smirnow-Test, p = .001, N = 94) und für die GSI-<br />

Differenzwerte (Kolmogorow-Smirnow-Test, p = .04 für N = 131, p = .05 für N = 77)<br />

die Hypothese verworfen werden, dass es sich um normalverteilte Skalen handelt.<br />

Bei der Skala Negatives religiöses Coping liegen sehr viele (35 von 94) Gesamt-<br />

summenwerte von 0 vor, das heißt, über ein Drittel der TeilnehmerInnen hat bei den<br />

Items, die zu dieser Skala gehören, durchgehend 0 angekreuzt. Insgesamt ist die<br />

Skala deutlich linkssteil (Schiefe = 1.02). Bei den GSI-Differenzwerten zeigt die gra-<br />

phische Ansicht eine zweigipflige Verteilung.


Methode 50<br />

Zur Vorhersage des Therapieerfolgs aufgrund von mehreren Prädiktoren wurden<br />

lineare Regressionsanalysen (Methode: Enter) durchgeführt. Zusätzlich wurden<br />

logistische Regressionen verwendet, mit denen die Abhängigkeit einer dichotomen<br />

Variablen, z.B. das Vorliegen von Therapieerfolg, von unabhängigen Variablen mit<br />

beliebigem Skalenniveau untersucht werden kann (Bühl & Zöfel, 2005). Berechnet<br />

wird dabei die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses in Abhängig-<br />

keit von den Werten der unabhängigen Variablen. Die Güte der Anpassung des<br />

Modells wird mit einer Likelihood- Funktion beurteilt.<br />

Ferner wurde eine Faktorenanalyse (Hauptkomponentenlösung) mit obliquer Rotati-<br />

on (Promax) durchgeführt, in die alle Items des Fragebogens zur Spiritualität ein-<br />

gingen.<br />

Mittelwerte wurden mit Hilfe von t-Tests und einer univariaten Varianzanalyse mit<br />

Scheffé Post-Hoc-Test verglichen. Um die praktische Bedeutsamkeit der Ergebnis-<br />

se zu belegen, werden Effektstärken (Cohens d) berichtet. Dabei gehen in das<br />

Streuungsmaß (s) die Standardabweichungen (s1 und s2) beiden Gruppen nach<br />

folgender Formel ein:<br />

s = s 2 2<br />

1 + s2<br />

2<br />

Die genannten statistischen Analysen wurden mit SPSS (Statistical Package for<br />

Social Sciences) 11 für Mac durchgeführt. Als Signifikanzniveau für die vorliegende<br />

!<br />

Untersuchung wird festgesetzt, dass Ergebnisse mit p < .050 als signifikant gelten,<br />

Werte von p < .010 als hochsignifikant und Werte p < .10 als Tendenz.<br />

Gemäß den Richtwerten von Bortz und Döring (2002, S. 604) gilt beim t-Test für<br />

unabhängige Stichproben eine Effektstärke von d = .2 als klein, von d = .5 als mit-<br />

tel und von d = .8 als groß. Korrelationen, die auch als Effektstärken interpretiert<br />

werden können, werden bei r (bzw. ρ) = .1 als klein, bei r (bzw. ρ) = .3 als mittel und<br />

bei r (bzw. ρ) = .5 als groß betrachtet. Werte für die aufgeklärte Varianz in einer<br />

Regression gelten bei R 2 ≥ .02 als kleiner, bei R 2 ≥ .13 als moderater und bei<br />

R 2 ≥ .26 als starker Effekt.


Ergebnisse 51<br />

3. Ergebnisse<br />

Zunächst werden die Ergebnisse berichtet, die sich auf die verwendeten Spirituali-<br />

tätsfragebögen beziehen. Anschließend wird auf die Ergebnisse zum Zusammen-<br />

hang zwischen Spiritualität/Religiosität und psychischer Belastung zu Behandlungs-<br />

beginn sowie zu Spiritualität als Prädiktor für Therapieerfolg eingegangen.<br />

3.1 Ergebnisse zu den Spiritualitätsfragebögen<br />

Um Aufschluss über die verwendeten Spiritualitätsmaße zu erhalten, wurden sowohl<br />

der Zusammenhang zur Religionszugehörigkeit als auch die Interkorrelationen der<br />

Fragebögen betrachtet. Verwendet wurden dabei die Daten der 94 TeilnehmerInnen<br />

aus Erhebung 2, für die der Fragebogen zur Spiritualität (vgl. Anhang A) vorliegt.<br />

Dieser besteht aus einer Frage zur Selbsteinschätzung der eigenen Zugehörigkeit<br />

zu einer religiösen oder spirituellen Richtung, der Skala Transpersonales Vertrauen,<br />

der Zentralitätsskala und einem Fragebogen zum religiösen Coping, die Skalen Po-<br />

sitives religiöses Coping und Negatives religiöses Coping umfasst.<br />

3.1.1 Zusammenhang von Religionszugehörigkeit und Spiritualitätsmaßen<br />

Um zu untersuchen, wie unterschiedliche Spiritualitätsmaße mit der Zugehörigkeit<br />

zu einer religiösen oder spirituellen Gemeinschaft zusammenhängen, wurden Mit-<br />

telwertsvergleiche mit einer einfaktoriellen Varianzanalyse sowie mit t-Tests durch-<br />

geführt. Die Gruppen wurden entsprechend der häufigsten Antworten auf die Frage<br />

„Welcher Religion, Konfession oder spirituellen Richtung fühlst du dich zugehörig?“<br />

im Fragebogen zur Spiritualität (vgl. Anhang A) gebildet. Als jeweils einzige Katego-<br />

rie haben von den insgesamt 94 TeilnehmerInnen, deren Antworten für die Überprü-<br />

fung dieser Hypothese verwendet wurden, 30 Personen „katholisch“ angekreuzt, 19<br />

Personen „evangelisch“, 14 Personen „spirituell, ohne zu einer bestimmten Glau-<br />

bensgemeinschaft zu gehören“ und 20 Personen „keiner“ (vgl. Tabelle 15). Die übri-<br />

gen Kategorien wurden wegen ihrer geringen Fallzahlen nicht ausgewertet. Diese<br />

vier Gruppen werden im Folgenden mit den Überbegriffen Evangelisch, Katholisch,<br />

Spirituelle, Atheisten bezeichnet, wobei damit keinerlei Wertung ausgedrückt wer-<br />

den soll.


Ergebnisse 52<br />

3.1.1.1 Unterschiede zwischen Personen mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit<br />

Es wurde eine einfaktorielle ANOVA durchgeführt, in die als Gruppen die Katholi-<br />

schen (N = 30), die Evangelischen (N = 19), die Spirituellen (N = 14) sowie die A-<br />

theisten (N = 20) einbezogen wurden. Es zeigt sich ein hoch signifikanter Gesamtef-<br />

fekt für alle Spiritualitätsmaße, sowohl für TPV (F3,79 = 19.00, p ≤ .01) und Zentrali-<br />

tätsskala (F3,79 = 23.50, p ≤ .01), als auch hinsichtlich der Skalen Positives religiöses<br />

Coping (F3,79 = 13.31, p ≤ .01) und Negatives religiöses Coping (F3,79 = 6.70, p ≤.01).<br />

Dies bestätigt Hypothese 1a, dass Personen, die unterschiedliche Religionszugehö-<br />

rigkeit angeben, sich in ihren Werten in den Spiritualitätsfragebögen unterscheiden.<br />

Explorativ wurde weiter untersucht, wo genau die Unterschiede liegen. Die Mittel-<br />

werte und Standardabweichungen der vier Gruppen für die vier Spiritualitätsmaße<br />

sind in Tabelle 18 zusammengefasst. Es fällt auf, dass die Mittelwerte durchwegs<br />

für Katholische am größten und für Atheisten am niedrigsten sind. Dazwischen lie-<br />

gen die Werte für Evangelische und Spirituelle.<br />

Es wurden Einzelvergleiche der vier Gruppen in einem Post-Hoc-Test durchgeführt,<br />

der die Anzahl der durchgeführten Vergleiche berücksichtigt (Scheffé) und die Ef-<br />

fektstärken der Mittelwertsunterschiede berechnet (vgl. Tabelle 19). Es zeigt sich,<br />

dass fast alle Mittelwertsunterschiede bedeutsam sind.<br />

Tabelle 18. Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der vier Gruppen<br />

Katholische, Evangelische, Spirituelle und Atheisten für die vier Spiritualitätsmaße<br />

Spiritualitätsfragebogen Gruppe N M SD<br />

TPV Katholische 30 22.71 5.46<br />

Evangelische 19 19.17 9.19<br />

Spirituelle 14 18.00 3.68<br />

Atheisten 20 8.94 5.92<br />

Zentralität Katholische 30 22.22 6.46<br />

Evangelische 19 19.38 9.38<br />

Spirituelle 14 16.08 5.82<br />

Atheisten 20 6.23 4.60<br />

Positives Coping Katholische 30 13.58 7.20<br />

Evangelische 19 10.77 7.99<br />

Spirituelle 14 6.74 6.37<br />

Atheisten 20 2.18 2.97<br />

Negatives Coping Katholische 30 4.90 4.15<br />

Evangelische 19 3.38 3.31<br />

Spirituelle 14 2.72 3.35<br />

Atheisten 20 .63 1.25


Ergebnisse 53<br />

Tabelle 19. Mittelwertsunterschiede hinsichtlich der Spiritualitätsskalen zwischen<br />

Evangelischen (N = 19), Katholischen (N = 30), Spirituellen (N = 14)<br />

und Atheisten (N = 20)<br />

Spiritualitätsfragebogen Gruppe verglichen mit MU SD d<br />

TPV Katholische Evangelische 3.55 1.87 0.47<br />

Atheisten 13.78* 1.85 2.42<br />

Spirituelle 4.71 2.07 1.01<br />

Evangelische Atheisten 10.22* 2.05 1.32<br />

Spirituelle 1.17 2.25 0.17<br />

Spirituelle Atheisten 9.06* 2.20 1.84<br />

Zentralität Katholische Evangelische 2.83 1.99 0.35<br />

Atheisten 15.99** 1.96 2.85<br />

Spirituelle 6.13 2.20 1.00<br />

Evangelische Atheisten 13.15* 2.17 1.78<br />

Spirituelle 3.30 2.39 0.42<br />

Spirituelle Atheisten 9.85* 2.36 1.88<br />

Positives religiöses<br />

Katholische Evangelische 2.81 1.91 0.37<br />

Coping Atheisten 11.40* 1.88 2.07<br />

Spirituelle 6.84* 2.11 1.01<br />

Evangelische Atheisten 8.59* 2.08 1.43<br />

Spirituelle 4.04 2.29 0.56<br />

Spirituelle Atheisten 4.55 2.28 0.92<br />

Negatives religiöses<br />

Katholische Evangelische 1.52 0.97 0.40<br />

Coping Atheisten 4.27* 0.96 1.39<br />

Spirituelle 2.18 1.08 0.58<br />

Evangelische Atheisten 2.75 1.06 1.10<br />

Spirituelle 0.66 1.17 0.18<br />

Spirituelle Atheisten 2.08 1.16 0.68<br />

Anmerkungen: MU = Mittelwertsdifferenz, SF = Standardfehler der Mittelwertsdifferenzen, d = Cohens<br />

d. Fett gedruckt sind große Effekte (d > .8). Signifikanzangaben nach Post-Hoc-Test (Scheffé), *p <<br />

.05, ** p < .01<br />

Besonders gering sind die Unterschiede zwischen Evangelischen und Spirituellen<br />

im TPV (d = 0.17) und im Negativen religiösen Coping (d = 0.18). Dagegen unter-<br />

scheiden sich für alle Spiritualitätsmaße die Katholischen sehr stark von den Spiri-<br />

tuellen. Besonders groß (d > .68) sind in allen verglichenen Maßen die Unterschiede<br />

zwischen den Atheisten und den anderen drei Gruppen. Dabei sind die Unterschie-<br />

de zwischen den Gruppen bei den Fragebögen zum religiösen Coping insgesamt<br />

etwas geringer als beim TPV und der Zentralitätsskala.<br />

Hinsichtlich der Hypothesen 1b und 1c deuten diese explorativen Ergebnisse bereits<br />

darauf hin, dass in allen Spiritualitätsmaßen die Personen, die sich als spirituell be-<br />

zeichnen, niedrigere Werte haben als diejenigen, die eine Religionszugehörigkeit<br />

angeben.


Ergebnisse 54<br />

3.1.1.2 Unterschiede zwischen Spirituellen und Religiösen<br />

Es wurde erwartet, dass die 14 Personen, die sich als spirituell bezeichnen, im Ver-<br />

gleich zu den 49, die sich einer der großen Kirchen zugehörig fühlen (Religiöse),<br />

geringere Werte auf den Skalen Zentralität und Positives sowie Negatives religiöses<br />

Coping haben, die für die Zielgruppe der Angehörigen einer monotheistischen Reli-<br />

gion entwickelt wurden (Hypothese 1b). Tatsächlich haben Angehörige einer der<br />

großen Kirchen in der Zentralitätsskala im Mittel einen Gesamtwert von 21.12 (SD =<br />

7.76), dagegen diejenigen, die sich als spirituell bezeichnen, nur von 16.08 (SD =<br />

5.82). Die Mittelwertsunterschiede wären zwar, wenn man die Anzahl der durchge-<br />

führten Vergleiche berücksichtigte, nicht signifikant, aber sie erweisen sich als prak-<br />

tisch relevant. Die Effektstärken der Mittelwertsunterschiede sind für die Skalen<br />

Zentralitätsskala und Positives religiöses Coping mittel bis groß (d > .73), für die<br />

Skala zum Negativen religiösen Coping ist ein Effekt ebenfalls deutlich (d = 0.44).<br />

Hypothese 1b ist damit bestätigt. Personen, die sich als spirituell bezeichnen, aber<br />

keine Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft angeben, haben geringere<br />

Werte auf den Skalen zur Zentralität und zum Religiösen Coping.<br />

Es wurde angenommen, dass die 49 Personen, die sich einer Religionsgemein-<br />

schaft zugehörig fühlen, und die 14 Personen, die sich als spirituell bezeichnen, sich<br />

dagegen nicht in ihren Werten im TPV unterscheiden, der Spiritualität unabhängig<br />

von der Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft misst (Hypothese 1c). Tat-<br />

sächlich betrug der Mittelwert für die Personen, die „evangelisch“ oder „katholisch“<br />

angekreuzt hatten 21.34 (SD = 7.26), für diejenigen, die „spirituell“ angekreuzt ha-<br />

ben, aber nur 18.00 (SD = 3.68). Die Effektstärke des Mittelwertsunterschiedes ist<br />

immerhin etwas kleiner (d = 0.58) als bei den Skalen zur Zentralität und zum Positi-<br />

ven religiösen Coping. In Tabelle 20 sind die Mittelwerte von Religiösen und Spiritu-<br />

ellen hinsichtlich aller verwendeten Spiritualitätsskalen im Vergleich dargestellt.<br />

Insgesamt muss Hypothese 1c also verworfen werden. Personen, die sich als spiri-<br />

tuell bezeichnen und solche, die sich einer Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen,<br />

unterscheiden sich in ihrem Gesamtwert hinsichtlich aller verwendeten Spirituali-<br />

tätsskalen, auch hinsichtlich der Skala Transpersonales Vertrauen.


Ergebnisse 55<br />

Tabelle 20. Vergleich von Religiösen (N = 49) und Spirituellen (N = 14) hinsichtlich<br />

der Spiritualitätsskalen<br />

M SD t d<br />

Zentralität Religiöse 21.12 7.76<br />

Spirituelle 16.08 5.82 2.25 0.73<br />

Positives Coping Religiöse 12.49 7.55<br />

Spirituelle 6.74 6.37 2.60 0.82<br />

Negatives Coping Religiöse 4.31 3.88<br />

Spirituelle 2.72 3.35 1.36 0.44<br />

TPV Religiöse 21.34 7.26<br />

Spirituelle 18.00 3.68 2.34 0.58<br />

Anmerkungen: Cohens d (d) und t-Wert (t) beziehen sich jeweils auf den Mittelwertsvergleich zwischen<br />

den Gruppen Religiöse und Spirituelle.<br />

3.1.2 Zusammenhang der Spiritualitätsmaße untereinander<br />

Um den Zusammenhang zwischen den Maßen für eine positive Spiritualität (TPV,<br />

Zentralität und Positives religiöses Coping) zu untersuchen, wurden Korrelationen<br />

(Spearmans Rho) berechnet. Es zeigt sich, dass alle drei Maße einer positiven Spi-<br />

ritualität hoch miteinander korrelieren. Besonders hoch sind dabei die Zusammen-<br />

hänge zwischen Zentralität und TPV (ρ = .86).<br />

Hypothese 1d) kann damit als bestätigt angesehen werden: Es gibt einen Zusam-<br />

menhang zwischen Maßen für eine positive Spiritualität.<br />

Explorativ wurden außerdem die Zusammenhänge zwischen der Skala zum Negati-<br />

ven Coping und den positiven Spiritualitätsskalen berechnet, für die keine expliziten<br />

Hypothesen bestanden. Es zeigte sich, dass für TPV und Zentralität jeweils ein mitt-<br />

lerer (ρ ≥ .37) und für Positives religiöses Coping ein großer (ρ ≥ .55) positiver Zu-<br />

sammenhang zum Negativen religiösen Coping bestand. Im Überblick sind die Kor-<br />

relationen zwischen allen Spiritualitätsskalen in Tabelle 21 dargestellt.<br />

Tabelle 21. Korrelationen (Spearmans Rho) zwischen den Spiritualitätsmaßen<br />

(N = 94)<br />

Skala TPV Zentralität Positives Coping Negatives Coping<br />

TPV .86 .78 .37<br />

Zentralität .86 .77 .38<br />

Positives Coping .78 .77<br />

.55<br />

Negatives Coping .37 .38 .55<br />

Anmerkungen: Positives (bzw. Negatives) Coping = Positives (bzw. Negatives) religiöses Coping


Ergebnisse 56<br />

Tabelle 22. Korrelationen (Spearmans Rho) zwischen den Spiritualitätsskalen mit<br />

Berücksichtigung der Unterskalen (N = 94)<br />

Sinn Hilfe Partner Demut Sozial Neg.<br />

Sinn<br />

Neg.<br />

Hilfe<br />

Neg.<br />

Sozial<br />

TPV-<br />

Gesamt<br />

Gottesdienst .24 .55 .43 .38 .51 .31 .30 .15 .63<br />

Gebet .53 .75 .64 .69 .37 .24 .33 .20 .80<br />

Interesse .26 .44 .37 .36 .42 .24 .20 .16 .55<br />

Ideologie .50 .66 .55 .61 .22 .22 .34 .11 .75<br />

Erfahrung .55 .68 .69 .74 .28 .33 .32 .11 .69<br />

TPV-<br />

Gesamt<br />

.54 .79 .66 .74 .47 .31 .38 .21 1.00<br />

Anmerkungen: Fett gedruckt sind Zusammenhänge mit ρ ≥ 50. Die Korrelation mit dem TPV-<br />

Gesamtwert sind sowohl für die Unterskalen von Zentralität als auch von Religiösem Coping angegeben.<br />

Horizontal: Unterskalen zum Religiösen Coping - Sinn: Positive Sinnfindung; Hilfe: Positive spirituelle<br />

Unterstützung; Partner: Partnerschaftliche Kontrolle; Demut: Demutskontrolle; Sozial: Positive soziale<br />

Unterstützung; Neg. Sinn: Negative Sinnfindung; Neg. Hilfe: Negative spirituelle Unterstützung; Neg.<br />

Sozial: Negative soziale Unterstützung<br />

Vertikal: Unterskalen zur Zentralität<br />

Zudem wurden explorativ die Unterskalen des Fragebogens zum Religiösen Coping<br />

und der Zentralitätsskala bei der Berechnung der Zusammenhänge mit den anderen<br />

Spiritualitätsskalen berücksichtigt (vgl. Tabelle 22). Hoch sind dabei die Zusam-<br />

menhänge zwischen TPV und allen Unterskalen der Zentralitätsskala, insbesondere<br />

zu Gebet (ρ = .80). Von den Skalen zum Religiösen Coping korrelieren Positive spi-<br />

rituelle Unterstützung (ρ = .79) und Hingabe (ρ = .74) besonders hoch mit dem TPV.<br />

Die Items der Zentralitätsskala zum kognitiven Interesse an religiösen Inhalten kor-<br />

relieren im Vergleich zu den anderen Unterskalen relativ gering mit den übrigen<br />

Spiritualitätsskalen. Insgesamt bestätigen auch die explorativen Untersuchungen,<br />

die die Unterskalen einbeziehen, Hypothese 1d, die besagt, dass es einen Zusam-<br />

menhang gibt zwischen Maßen für eine positive Spiritualität gibt. Sie geben jedoch<br />

auch Hinweise darauf, dass es sich bei den verwendeten Spiritualitätsitems um ein<br />

mehrfaktorielles Konstrukt handelt.<br />

3.1.3 Faktorenstruktur der Spiritualitätsitems<br />

Mit dem Ziel zu überprüfen, ob es sich bei den vier Spiritualitätsskalen (TPV, Zent-<br />

ralität, Positives religiöses Coping, Negatives religiöses Coping) um ein multifakto-<br />

rielles Konstrukt handelt, wurde für die Daten der TeilnehmerInnen an Erhebung 2<br />

(N = 94) eine Faktorenanalyse mit obliquer Rotation (Hauptachsenanalyse, Promax-<br />

Rotation) über alle 36 Items des Fragebogens zur Spiritualität durchgeführt. Der<br />

KMO-Koeffizient ist gut (.88) und deutet darauf hin, dass die Variablenauswahl für<br />

eine Faktorenanalyse geeignet ist. Die Stichprobengröße ist gerade ausreichend für<br />

eine Faktorenanalyse. Etwas problematisch sind die geringen Kommunalitäten (h 2


Ergebnisse 57<br />

.60) der Items 14 und 15 der Skalen zum Religiösen Coping, der Items 7 und 9 zum<br />

TPV und von Item 8 zur Zentralität.<br />

Es ergeben sich sieben Faktoren mit einem Eigenwert größer als 1, der Scree-Plot<br />

deutet allerdings eher auf eine Lösung mit zwei oder sechs Faktoren hin. Da eine<br />

Extraktion von zu vielen Faktoren weniger problematisch ist als eine Extraktion von<br />

zu wenigen Faktoren, wurden sechs Faktoren zur Extraktion vorgegeben, durch die<br />

insgesamt 70.7% der Varianz erklärt wurden, davon 43.2% durch den ersten, 8.3%<br />

durch den zweiten und 6.0% durch den dritten Faktor. Faktor fünf und sechs erklär-<br />

ten jeweils noch mehr als 4% der Varianz. Es wurde eine Hauptkomponentenanaly-<br />

se mit obliquer Rotation (Promax) gewählt, weil angenommen wurde, dass die Spiri-<br />

tualitätsitems miteinander korrelieren.<br />

Tabelle 23. Hauptkomponentenanalyse der Spiritualitätsskala (unrotiert, N = 94)<br />

Item h<br />

Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Faktor 4 Faktor 5 Faktor 6<br />

2<br />

TPV 1 .79 .82<br />

TPV 2 .67 .79<br />

TPV 3 .70 .73<br />

TPV 4 .72 .59 -.34 .36 .35<br />

TPV 5 .77 .83<br />

TPV 6 .77 .68 -.33 .37<br />

TPV 7 .44 .62<br />

TPV 8 .70 .50 -.39 -.40 .32<br />

TPV 9 .49 .45 -.35 .31<br />

TPV 10 .70 .79<br />

TPV 11 .76 .39 -.39 .43 -.32 .40<br />

Zentralität 1 .73 .61 .39<br />

Zentralität 2 .79 .82<br />

Zentralität 3 .67 .57 -.32 -.30<br />

Zentralität 4 .66 .78<br />

Zentralität 5 .77 .64 -.33 -.35<br />

Zentralität 6 .81 .84<br />

Zentralität 7 .70 .58 -.47<br />

Zentralität 8 .56 .54 -.44<br />

Zentralität 9 .70 .75<br />

Zentralität 10 .71 .78<br />

Coping 1 .68 .54 .46<br />

Coping 2 .82 .80<br />

Coping 3 .82 .85<br />

Coping 4 .74 .82<br />

Coping 5 .75 .36 .60 .31 .32<br />

Coping 6 .80 .86<br />

Coping 7 .82 .37 .48 .45 -.49<br />

Coping 8 .61 .66 -.34<br />

Coping 9 .80 .75 -.31<br />

Coping 10 .77 .46 .48 .46<br />

Coping 11 .78 .39 .52 .49<br />

Coping 12 .79 .81<br />

Coping 13 .77 .33 .67<br />

Coping 14 .52 .51 .36<br />

Coping 15 .39 .32 .31<br />

Anmerkungen: h 2 = Kommunalität; In der Matrix werden Korrelationen mit dem jeweiligen Faktor von<br />

r>.30 angezeigt.


Ergebnisse 58<br />

Eine erste Inspektion der unrotierten Lösung (vgl. Tabelle 23) zeigte, dass fast alle<br />

Items auf dem ersten Faktor laden. Auf dem zweiten Faktor laden die Items zum<br />

Negativen religiösen Coping positiv und einige Items aus den Skalen TPV und Zent-<br />

ralität negativ.<br />

Zur Interpretation der Faktoren der Promax-rotierten Lösung (vgl. Tabelle 24) wer-<br />

den jeweils hohe partielle Regressionsgewichte (> .40) in der Mustermatrix heran-<br />

gezogen. Den ersten Faktor charakterisieren vor allem die acht Items der Skalen<br />

zum Positiven religiösen Coping (Unterskalen: Positive Sinnfindung, Positive spiri-<br />

tuelle Unterstützung, Partnerschaftliche Kontrolle und Demutskontrolle) sowie die<br />

Zentralitäts-Dimension Erfahrung. Außerdem laden auf diesem Faktor die TPV-<br />

Items 2 und 7 („Ich bezeichne mich als religiös, auch wenn ich keiner Glaubensge-<br />

meinschaft angehöre.“) und das Zentralitätsitem 4 („Wie hoch ist deiner Meinung<br />

nach die Wahrscheinlichkeit, dass Gott wirklich existiert und nicht nur eine mensch-<br />

liche Idee ist?“), die so etwas wie die allgemeine Zustimmung zur Existenz einer<br />

höheren Macht aussagen. Dieser erste Faktor wird unter dem Begriff Coping zu-<br />

sammengefasst.<br />

Auf dem zweiten Faktor laden vor allem die sechs Items der Zentralitäts-<br />

Dimensionen Gottesdienst, Gebet und kognitives Interesse, besonders hoch die<br />

Items der Unterskala Gottesdienst. Auf diesem Faktor lädt außerdem auch Item 3<br />

der Skala TPV, das religiöse Praktiken zum Thema hat, Item 14 der Skalen zum<br />

Religiösen Coping, das Mitchristen nennt, und die Häufigkeit des Gebets (Zentralität<br />

2). Faktor zwei wird mit dem Begriff Gottesdienst umschrieben.<br />

Besonders hoch auf dem dritten Faktor laden Items, die sich mit Weiterleben nach<br />

dem Tod beschäftigen (TPV 4 und Zentralität 7), außerdem laden darauf viele Items<br />

aus der Skala Transpersonales Vertrauen, die Vertrauen thematisieren. Auch die<br />

Häufigkeit des Gebets (Zentralität 2) und die Frage nach der Wahrscheinlichkeit der<br />

Existenz Gottes (Zentralität 4) laden auf diesem Faktor, der mit Vertrauen bezeich-<br />

net werden soll.<br />

Der vierte Faktor ist durch TPV-Items charakterisiert, die eine sehr weite, keinen<br />

personalen Gott voraussetzende Spiritualität beschreiben (TPV 6, 8, 9, 11). Sie<br />

werden mit dem Überbegriff Transpersonale Spiritualität zusammengefasst.<br />

Auf dem fünften und dem sechsten Faktor laden die Items zum negativen religiösen<br />

Coping, auf Faktor fünf vor allem diejenigen, die das Bild eines strafenden oder fer-<br />

nen Gottes ausdrücken. Faktor sechs bilden die drei Items zu Negativer spiritueller<br />

und Negativer sozialer Unterstützung. Daher wird Faktor fünf mit Negatives Gottes-<br />

bild zusammengefasst, Faktor sechs mit Verlassenheit.


Ergebnisse 59<br />

Insbesondere das negative religiöse Coping zeigte sich also sowohl in der rotierten<br />

als auch der unrotierten Lösung als relativ unabhängiger Aspekt. Die rotierte Lösung<br />

differenzierte weiter zwischen verschiedenen Aspekten einer positiven Spiritualität.<br />

Hypothese 1e, die besagt, dass es sich bei dem Fragebogen zur Spiritualität um ein<br />

mehrdimensionales Konstrukt handelt, konnte faktorenanalytisch bestätigt werden.<br />

Tabelle 24. Hauptkomponentenanalyse für alle Items des Fragebogens zur Spiritualität,<br />

Promax-rotierte Lösung (Mustermatrix, N = 94)<br />

Item<br />

Faktor 1<br />

Coping<br />

Faktor 2<br />

Gottesdienst<br />

Faktor 3<br />

Vertrauen<br />

Faktor 4<br />

TranspersonaleSpiritualität<br />

Faktor 5<br />

Negatives<br />

Gottesbild<br />

Faktor 6<br />

Verlassenheit<br />

Coping 1 1.02 -.44<br />

Coping 9 .99 -.35<br />

Coping 2 .97<br />

Coping 8 .91<br />

Coping 12 .87<br />

Coping 3 .83<br />

Coping 4 .75<br />

Zentralität 10 .66<br />

Zentralität 9 .57<br />

TPV 7 .56<br />

Coping 6 .47<br />

Zentralität 6 .45 .39 .32<br />

TPV 2 .44 .39<br />

Zentralität 5 .99<br />

Zentralität 1 .95<br />

Zentralität 3 .86<br />

TPV 3 .68<br />

Zentralität 8 .59 .34<br />

Coping 14 .56 -.31<br />

TPV 4 .95<br />

Zentralität 7 .91<br />

Coping 15 .41 .34 -.59<br />

TPV 1 .33 .51<br />

TPV 5 .34 .51<br />

Zentralität 4 .44<br />

Zentralität 2 .41 .41<br />

TPV 10 .31 .39<br />

TPV 11 .95<br />

TPV 8 .82<br />

TPV 6 .67<br />

TPV 9 .58<br />

Coping 7 .90<br />

Coping 11 .85<br />

Coping 10 .73 .35<br />

Coping 13 .89<br />

Coping 5 .33 .70<br />

Anmerkungen: In der Mustermatrix werden partielle standardisierte Regressionsgewichte<br />

> .3 angezeigt. Die Items sind nach der Höhe ihrer Ladungen sortiert.


Ergebnisse 60<br />

3.2 Zusammenhang von Spiritualität/Religiosität und psychischer Belastung<br />

zu Behandlungsbeginn<br />

In Hypothese 2 wird untersucht, ob zu Behandlungsbeginn psychische Belastung<br />

und Spiritualität in einem Zusammenhang stehen. In die Berechnungen gehen die<br />

Daten der 94 TeilnehmerInnen an Erhebung 2 ein, da nur für diese Daten aus meh-<br />

reren Spiritualitätsfragebögen vorliegen.<br />

3.2.1 Zusammenhang von Spiritualität/Religiosität und psychischer Belastung<br />

(GSI)<br />

Der Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Spiritualität wurde be-<br />

rechnet als Korrelationen (Spearmans Rho) zwischen Spiritualitätsmaßen und dem<br />

globalen Kennwert für die psychische Belastung GSI (SCL-90-R) zu Behandlungs-<br />

beginn. Es zeigte sich eine kleine Korrelation (ρ = .26, p = .01) zwischen der Skala<br />

Negatives religiöses Coping und dem GSI-Gesamtwert. Bei einer einseitigen Tes-<br />

tung, wie es der Formulierung von Hypothese 2a entspricht, ist dieser Wert hoch<br />

signifikant.<br />

Die psychische Belastung ist bei Behandlungsbeginn also umso größer, je höher<br />

das negative religiöse Coping ist. Hypothese 2a ist damit bestätigt.<br />

Es zeigt sich dagegen zu Behandlungsbeginn kein Zusammenhang zwischen der<br />

generellen psychischen Belastung (GSI) und den Skalen TPV (ρ = .00, p = .48),<br />

Zentralität (ρ = -.01, p = .48) und Positives religiöses Coping (ρ = .07, p = .25).<br />

Insofern kann auch Hypothese 2b als bestätigt angesehen werden. Es ist kein Zu-<br />

sammenhang zwischen positiver Spiritualität und psychischer Belastung zu Behand-<br />

lungsbeginn feststellbar.<br />

3.2.2 Explorative Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Spiritualität<br />

und psychischer Belastung<br />

Hypothese 2 wurde weiter explorativ untersucht. Dabei wurden zum einen die Un-<br />

terskalen der SCL-90-R berücksichtigt. Zum anderen wurde überprüft, ob bei Per-<br />

sonen, in deren Leben Spiritualität/Religiosität eine größere Rolle spielt, ein Zu-<br />

sammenhang zwischen Spiritualität und psychischer Belastung besteht.


Ergebnisse 61<br />

Tabelle 25. Korrelationen (Spearmans Rho) zwischen Spiritualitätsskalen und<br />

Unterskalen der SCL-90-R (N = 94)<br />

Negatives religi- TPV Zentralität Positives religiööses<br />

Coping<br />

ses Coping<br />

GSI .26 -.00 -.01 .07<br />

Soma .30 .11 .08 .13<br />

Zwang .11 -.03 -.08 .00<br />

Unsicher .11 -.16 -.08 .02<br />

Depressiv .21 .03 .05 .06<br />

Ängstlich .31 -.06 .03 -.00<br />

Aggressiv .18 .01 -.02 .05<br />

Angst .19 -.06 .00 .04<br />

Paranoid .25 -.06 -.02 .12<br />

Psychotisch .22 -.02 .00 .16<br />

Anmerkungen: Fett gedruckt sind Zusammenhänge mit ρ ≥ .10<br />

Soma: Somatisierung, Zwang: Zwanghaftigkeit, Unsicher: Unsicherheit im Sozialkontakt, Depressiv:<br />

Depressivität, Ängstlich: Ängstlichkeit, Aggressiv: Aggressivität/Feindseligkeit, Angst: Phobische<br />

Angst, Paranoid: Paranoides Denken und Psychotisch: Psychotizismus<br />

3.2.2.1 Zusammenhang zwischen Unterskalen der SCL-90-R und Spiritualitätsskalen<br />

Explorativ wurde der Zusammenhang zwischen den Unterskalen der SCL-90-R und<br />

den Spiritualitätsskalen ermittelt. Neben den Korrelationen mit dem GSI (vgl. 3.2.1)<br />

sind in Tabelle 25 auch die Korrelationen mit den Unterskalen dargestellt. Die Ein-<br />

zelskalen der SCL-90-R korrelieren durchweg positiv mit der Skala Negatives reigi-<br />

öses Coping. Bedeutsamer als die Signifikanzangaben sind hier die Korrelations-<br />

werte als Maß der Effektstärke, da bei einer Bonferroni-Korrektur wegen der Viel-<br />

zahl der berechneten Zusammenhänge keiner signifikant würde und es sich nur um<br />

eine explorative Untersuchung handelt. Deutlich (ρ > .20, p


Ergebnisse 62<br />

3.2.2.2 Zusammenhang bei spirituellen/religiösen PatientInnen<br />

Explorativ wurden die Hypothesen 2a und 2b nur für diejenigen TeilnehmerInnen an<br />

der Studie überprüft, die sich als spirituell und/oder einer Religionsgemeinschaft<br />

zugehörig bezeichnet haben (N = 70). Es zeigte sich, dass die Korrelation zwischen<br />

psychischer Belastung (GSI-Summenwert) und Negativem religiösen Coping etwa<br />

genauso groß ist wie für die Gesamtgruppe (ρ = .26, p = .03). Die Zusammenhänge<br />

zwischen positiven Spiritualitätsmaßen und GSI zu Behandlungsbeginn sind nega-<br />

tiv, aber sehr klein. Am größten ist die Korrelation zwischen GSI und TPV-<br />

Gesamtwert (ρ = -.11, p = .36).<br />

Es wurde ferner explorativ untersucht, ob sich die Zusammenhänge zwischen nega-<br />

tivem religiösen Coping und psychischer Belastung je nach der Lebensbedeutung<br />

der Religiosität unterscheiden. Von den 94 Personen aus Erhebung 2 spielt nach<br />

den Kategorien von Huber (vgl. 2.2.1.2) für 11.7% Religiosität eine marginale Rolle,<br />

nur für 27.7% ist sie sehr zentral (autonome Funktionsweise des religiösen Kon-<br />

struktsystems), der Großteil der Befragten (61%) bewegt sich dazwischen. In der<br />

Terminologie von Huber (2003) bedeutet eine heteronome Funktionsweise des reli-<br />

giösen Konstruktsystems, dass es nicht für alle Lebensbereiche in gleicher Weise<br />

bedeutsam ist.<br />

Es wurde mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse mit Post-Hoc-Tests (Scheffé)<br />

überprüft, ob die drei Gruppen, die der Einfachheit halber als Zentralität hoch, mittel<br />

bzw. niedrig bezeichnet wurden, sich in ihren Mittelwerten hinsichtlich der psychi-<br />

schen Belastung (GSI) zu Behandlungsbeginn unterscheiden. Die ANOVA zeigte<br />

keinen signifikanten Gesamteffekt (F2,91 = .12, p = .89).<br />

In der Gruppe der Hochreligiösen (N = 26) korreliert das negative religiöse Coping<br />

zu ρ = .21 (p = .32) mit der psychischen Belastung (GSI), dieser Wert ist sogar et-<br />

was geringer als der Wert für die Gesamtgruppe. Höher ist dagegen die Korrelation<br />

zwischen negativem religiösen Coping und psychischer Belastung für die Gruppe,<br />

für die Religiosität mittelmäßige Lebensbedeutung hat (ρ = .36, p = .01). Nur in der<br />

Gruppe der Hochreligiösen ist die psychische Belastung umso höher, je höher die<br />

Werte auf den Skalen TPV (ρ = .23, p = .27) und Zentralität (ρ = .18, p = .38) sind.<br />

In Tabelle 26 sind die Zusammenhänge zwischen GSI und Spiritualitätsskalen für<br />

die Gruppen mit hoher und mittlerer Zentralität der Religiosität im Überblick aufge-<br />

führt. Zu beachten ist, dass sich die drei Gruppen in der Höhe des negativen religiö-<br />

sen Copings unterscheiden (ANOVA, F2,91 = 7.89, p = .00).


Ergebnisse 63<br />

Tabelle 26. Korrelationen (Spearmans Rho) zwischen psychischer Belastung<br />

(GSI) und Spiritualitätsskalen für Gruppen mit unterschiedlicher Zentralität<br />

des religiösen Konstruktsystems<br />

N TPV Zentralität Positives rel.<br />

Coping<br />

Negatives<br />

rel. Coping<br />

Gruppen:<br />

Zentralität<br />

hoch 26 .23 .18 .04 .21<br />

mittel 57 -.06 .02 .07 .36<br />

Der Post-Hoc-Test (Scheffé) zeigt, dass insbesondere die Werte für die Gruppe mit<br />

hoher Zentralität deutlich geringer sind als für die anderen beiden Gruppen.<br />

Schließlich wurde noch explorativ untersucht, ob bei Menschen mit hohem negati-<br />

ven religiösen Coping die Zusammenhänge zwischen negativem religiösen Coping<br />

und psychischer Belastung höher sind als für die Gesamtgruppe. Dazu wurde die<br />

Gruppe mit Hilfe eines Mediansplits in 46 Personen mit geringem und 48 Personen<br />

mit hohem negativem religiösen Coping geteilt. Aufgrund der schiefen Verteilung<br />

sind Personen, die mehr als zweimal bei einer Frage zum negativen Coping zumin-<br />

dest wenig angekreuzt haben, bereits in der Gruppe mit hohem negativen religiösen<br />

Coping. Für die Gruppe mit geringem negativen Coping beträgt die Korrelation zur<br />

psychischen Belastung (GSI) ρ = .07 (p = .62), für die Gruppe mit hohem negativen<br />

Coping ρ = .32 (p = .03).<br />

Betrachtet man die Häufigkeitsverteilung der Fragen zum negativen religiösen Co-<br />

ping, so fällt auf, dass im nur 14 Personen (von Insgesamt 94) den Fragen im Mittel<br />

„ziemlich“ oder „sehr“ zustimmten (Mittelwert der Summe aller Itemwerte ≥ 1.5). Den<br />

Fragen zur Negativen Sinnfindung stimmten im Mittel 20 (von 94) Personen im Mit-<br />

tel „ziemlich“ oder „sehr“ zu (Mittelwert der beiden Items ≥ 1.5). Von den Personen,<br />

für die Testergebnisse auch zu Behandlungsende vorliegen (N = 77) stimmten 14<br />

den Aussagen mit einem strafenden Gottesbild (Skala Negative Sinnfindung) zu-<br />

mindest in gewisser Weise zu. Diese unterscheiden sich nicht bedeutsam von den<br />

übrigen TeilnehmerInnen hinsichtlich GSI (d = 0.16, wobei die TeilnehmerInnen mit<br />

einem strafenden Gottesbild mit M = 0.57, SD = 0.58 gegenüber M = 0.48,<br />

SD = 0.52 die größere Veränderung aufweisen), etwas größer ist der Effekt für den<br />

VEV-K (d = 0.29, wobei die TeilnehmerInnen mit einem strafenden Gottesbild mit<br />

M = 122.86, SD = 26.55 gegenüber M = 130.37, SD = 24.75) rückblickend den klei-<br />

neren Erfolg berichten). Die Effekte sind allerdings angesichts der kleinen und zu-<br />

dem sehr ungleichen Stichprobengrößen nicht aussagekräftig.


Ergebnisse 64<br />

3.3 Spiritualität als Prädiktor für Therapieerfolg<br />

Die Hypothese, ob Spiritualität ein Prädiktor für Therapieerfolg ist, wurde für die 131<br />

TeilnehmerInnen an der Untersuchung, für die sowohl Prä- als auch Posttestwerte<br />

vorliegen, mit Hilfe von Regressionsanalysen überprüft. Die Daten der Teilnehmer-<br />

Innen von Erhebung 1 und Erhebung 2 wurden also zusammengefasst. Es wurden<br />

multiple lineare Regressionen mit der Differenz zwischen Prä- und Postwert des<br />

GSI (Hypothese 3a) und Summenwert des VEV-K (Hypothese 3b) als Kriterien<br />

durchgeführt. Es wurden multiple lineare Regressionen gewählt, weil sie das Kriteri-<br />

um auf Intervallskalenniveau erfassen und so möglichst viel Information beibehal-<br />

ten.<br />

Als Prädiktoren wurden neben dem Summenwert der Skala Transpersonales Ver-<br />

trauen die soziodemographischen Faktoren Alter, Geschlecht und Bildung aufge-<br />

nommen. Bildung wurde mit einem Item zur Schulbildung aus der Klinikdokumenta-<br />

tion erfasst (vgl. Anhang B, Item v016), dessen Ausprägungen zusammengefasst<br />

wurden in Abitur (N = 67) und kein Abitur (N = 64).<br />

Die soziodemographischen Daten Alter, Geschlecht und Bildung wurden in die Re-<br />

gressionsanalyse einbezogen, weil bei ihnen ein Zusammenhang sowohl mit Spiri-<br />

tualität als auch mit Therapieerfolg vermutet werden könnte. Eine – wenn auch sehr<br />

geringe – Vorhersagemöglichkeit auf Therapieerfolg aufgrund von soziodemogra-<br />

phischen Faktoren für die Psychosomatische Klinik Bad Grönenbach hat Eggert<br />

(1998) nachgewiesen. Für die Skala TPV berichtet Belschner (2006) einen ebenfalls<br />

geringen Effekt der Faktoren Alter und Geschlecht.<br />

3.3.1 Deskriptive Daten<br />

Als deskriptive Daten werden die Ergebnisse hinsichtlich der Maße für Therapieer-<br />

folg sowie bivariate Interkorrelationen aller in die Regressionen einbezogenen Vari-<br />

ablen berichtet. Sowohl die mittlere Veränderung im GSI (M = 0.46, SD = 0.51) als<br />

auch der mittlere Summenwert im VEV-K (M = 128.62, SD = 26.14) liegen für die<br />

131 Personen über den Grenzwerten für eine statistisch signifikante Veränderung,<br />

wie sie in Abschnitt 2.2.2 angegeben wurden (0.30 für die GSI-Differenz und 115 für<br />

den VEV-K-Gesamtwert). Eine statistisch signifikante Veränderung gemäß diesen<br />

Kriterien berichten hinsichtlich VEV 95 Personen (72%), hinsichtlich GSI-Differenz<br />

nur 72 Personen (55%).<br />

Die Korrelationen (Spearmans Rho) zwischen den Prädiktoren untereinander und<br />

zwischen Prädiktoren und den Kriterien GSI-Differenz sowie VEV-K-Summenwert<br />

sind insgesamt nur gering. Die deutlichsten Zusammenhänge sind zwischen TPV-


Ergebnisse 65<br />

Gesamtwert und Alter sowie TPV-Gesamtwert und Schulbildung festzustellen (je-<br />

weils ρ = .16, p = -.07, N = 131). Die TeilnehmerInnen waren also umso spiritueller,<br />

je älter sie waren. Außerdem waren diejenigen mit Abitur etwas spiritueller als die-<br />

jenigen ohne Abitur. Die Werte der Frauen auf der Skala TPV sind etwas höher als<br />

die der Männer (M = 18.98, SD = 8.28, N = 90 gegenüber M = 16.98, SD = 8.21,<br />

N = 41; d = .24).<br />

Sehr gering sind die Zusammenhänge zwischen TPV und den Kriterien GSI-<br />

Differenzwert (ρ = .07, p = .44, N = 131) und VEV-K-Summenwert (ρ = .09, p = .28,<br />

N = 131). Mittelgroß dagegen ist die Korrelation zwischen den beiden Prädiktoren<br />

GSI-Differenzwert und VEV-Summenwert (ρ = .41, p = .00, N = 131).<br />

3.3.2 Vorhersage von Therapieerfolg aufgrund von TPV, Geschlecht, Alter<br />

und Schulabschluss<br />

Mit Hilfe von multiplen linearen Regressionsanalysen wurde überprüft, ob Transper-<br />

sonales Vertrauen einen Beitrag zur Vorhersage des Therapieerfolgs leistet. Als<br />

weitere Prädiktoren wurden Alter, Geschlecht und Schulabschluss einbezogen, da<br />

vermutet werden könnte, dass ein Effekt von Spiritualität auf Therapieerfolg in Wirk-<br />

lichkeit auf eine dieser Variablen zurückzuführen ist.<br />

Die Voraussetzungen hinsichtlich multipler linearer Regressionen wurden überprüft.<br />

Nach der grafischen Überprüfung scheinen sowohl die Normalverteilung der Resi-<br />

duen als auch die Homoskedastizität für beide Regressionsberechnungen zumin-<br />

dest annähernd gegeben zu sein. Überrepräsentiert sind die Residuen beim GSI-<br />

Differenzwert im Bereich leicht unterhalb des Mittelwerts, beim VEV-K-Summenwert<br />

leicht über dem Mittelwert. In partiellen Regressionsplots konnte kein Zusammen-<br />

hang zwischen den Prädiktoren und dem Kriterium erkannt werden, auch kein ge-<br />

gebenenfalls vorliegender nicht-linearer Zusammenhang. Auch Kollinearität liegt<br />

den entsprechenden Kennwerten nach (Toleranz, VIF) nicht vor. In der Gesamt-<br />

gruppe fallen zwei Ausreißer auf, was die Residuen für die retrospektive Erfolgsbe-<br />

urteilung mit dem VEV-K betrifft. Bei beiden handelt es sich um Männer, die eine<br />

deutlich geringere Veränderung als erwartet berichten.<br />

Die multiple lineare Regressionsanalyse deutet darauf hin, dass Transpersonales<br />

Vertrauen, Geschlecht, Schulabschluss und Alter zusammen keinen nennenswerten<br />

Anteil an der Varianz (0 %) der GSI-Differenz aufklären. Keine der Variablen trägt<br />

wesentlich zur Vorhersage des Therapieerfolgs bei, die standardisierten Beta-<br />

Gewichte sind sehr gering (vgl. Tabelle 27).


Ergebnisse 66<br />

Tabelle 27. Multiple lineare Regression (Methode: Enter) mit GSI-Differenz als<br />

Kriterium (N = 131)<br />

Variable B SE B β<br />

Konstante .69 .20<br />

TPV Gesamtwert .00 .01 .06 (n.s.)<br />

Geschlecht -.08 .10 -.08 (n.s.)<br />

Schulabschluss .01 .09 .01 (n.s.)<br />

Alter -.01 .00 -.13 (n.s.)<br />

R 2 (adjustiert entsprechend der Anzahl der Prädiktoren) = .00<br />

Anmerkungen: R 2 = multipler Determinationskoeffizient, B = unstandardisiertes Beta, SE B = Standardabweichung<br />

von B, β = standardisiertes Beta, n.s. = nicht signifikant. Die Signifikanz von β wurde<br />

mit einem t-Test überprüft.<br />

Hypothese 3a muss somit verworfen werden. Spiritualität zu Behandlungsbeginn,<br />

gemessen mit der Skala TPV, ließ sich nicht als Prädiktor für die Verringerung der<br />

psychischen Belastung im Verlauf der Behandlung nachweisen.<br />

Auch zur Vorhersage der Varianz der retrospektiven Erfolgsbeurteilung mit dem<br />

VEV-K tragen die Skala TPV und die drei soziodemographischen Prädiktoren Ge-<br />

schlecht, Schulabschluss und Alter nicht nennenswert (nur 2%) bei, die standardi-<br />

sierten Beta-Gewichte der einzelnen Variablen sind sehr gering und nicht signifi-<br />

kant (vgl. Tabelle 28).<br />

Auch Hypothese 3b muss verworfen werden. Transpersonales Vertrauen zu Be-<br />

handlungsbeginn ließ sich nicht als Prädiktor für die rückblickende Erfolgsbeurtei-<br />

lung durch die PatientInnen nachweisen.<br />

Tabelle 28. Multiple Regression (Methode: Enter) mit VEV-K-Summenwert als<br />

Kriterium (N = 131)<br />

Variable B SE B β<br />

Konstante 113.83 10.58<br />

TPV Gesamtwert .20 .29 .06 (n.s.)<br />

Geschlecht .19 5.10 .00 (n.s.)<br />

Schulabschluss .39 4.66 .01 (n.s.)<br />

Alter .26 .24 .10 (n.s.)<br />

R 2 (adjustiert entsprechend der Anzahl der Prädiktoren) = -.02<br />

Anmerkungen: R 2 = multipler Determinationskoeffizient, B = unstandardisiertes Beta, SE B = Standardabweichung<br />

von B, β = standardisiertes Beta, n.s. = nicht signifikant. Die Signifikanz von β wurde<br />

mit einem t-Test überprüft.


Ergebnisse 67<br />

3.3.3 Explorative Untersuchungen zu Spiritualität als Prädiktor für Therapierfolg<br />

Die Möglichkeit der Vorhersage von Therapieerfolg durch Spiritualität wurde explo-<br />

rativ weiter untersucht. Dabei wurde überprüft, ob das dichotome Kriterium „signifi-<br />

kanter Therapieerfolg ja/nein“ durch Spiritualität vorhergesagt werden kann. Außer-<br />

dem wurde untersucht, ob es Hinweise gibt, dass andere Spiritualitätsmaße sich<br />

besser als Prädiktoren eignen als der TPV. Schließlich wurde Hypothese 3 für un-<br />

terschiedliche Untergruppen getestet.<br />

3.3.3.1 Vorhersage des dichotomen Kriteriums Therapieerfolg „ja/nein“<br />

Eine binäre logistische Regression mit dem dichotomen Kriterium „signifikanter The-<br />

rapieerfolg ja/nein“ bietet einen anderen Blickwinkel auf die Frage nach Spiritualität<br />

als Prädiktor für Therapieerfolg. Außerdem wird damit das Problem umgangen,<br />

dass einige Voraussetzungen von linearen Regressionen nicht sicher erfüllt sind.<br />

Problematisch ist beispielsweise, dass für die GSI-Differenz keine Normalverteilung<br />

nachgewiesen werden konnte und dass bei Fragebogendaten das bei einer linearen<br />

Regression geforderte Intervallskalenniveau nicht sicher gegeben ist.<br />

Als Kriterium, ob ein signifikanter Therapieerfolg vorliegt, wurde für den VEV-K ein<br />

Summenwert von mindestens 115, für die GSI-Differenz auf der Ebene der Rohwer-<br />

te ein Wert von mindestens .30 verwendet (vgl. Abschnitt 2.2.2). Als Prädiktoren<br />

wurden wie in der multiplen linearen Regression die Skala Transpersonales Ver-<br />

trauen sowie die soziodemographischen Faktoren Alter, Schulabschluss und Ge-<br />

schlecht verwendet. Insgesamt wird auch hier nur ein verschwindend geringer Anteil<br />

der Varianz der Kriterien durch alle Prädiktoren zusammen vorhergesagt sowohl für<br />

die durch die GSI-Differenz (Nagelkerkes R 2 = 0.01) als auch für die Vorhersage<br />

durch den VEV-K (Nagelkerkes R 2 = 0.01%). Der Omnibus-Test der Modellkoeffi-<br />

zienten ist nicht signifikant (Χ 2 = .42; df = 4; p = .98 bzw. Χ 2 = .93; df = 4; p = .92).<br />

Keiner der Prädiktoren leistet einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage des The-<br />

rapieerfolgs, wenn man die Chi-Quadrat-verteilte Wald-Statistik betrachtet. Trans-<br />

personales Vertrauen erwies sich also auch nicht als geeigneter Prädiktor für die<br />

Vorhersage des dichotomen Merkmals „signifikanter Therapieerfolg ja/nein“.


Ergebnisse 68<br />

3.3.3.2 Zusammenhang von Zentralität und Religiösem Coping mit Therapieerfolg<br />

Es wurde überprüft, ob andere Spiritualitätsmaße sich besser als Prädiktoren für<br />

Therapieerfolg eignen könnten. Da nur von insgesamt 77 PatientInnen Daten so-<br />

wohl zu unterschiedlichen Spiritualitätsmaßen als auch zu Maßen des Therapieer-<br />

folgs vorliegen, und die weiteren verwendeten Prädiktoren sich in den vorhergehen-<br />

den Berechnungen als nicht bedeutsam erwiesen hatten, wurden nur bivariate Kor-<br />

relationen und Mittelwertsvergleiche (t-Tests bei unabhängigen Stichproben) statt<br />

multipler Regressionen durchgeführt.<br />

Es wurden Korrelationen (Spearmans Rho) für Zentralität sowie die Skalen zum<br />

Religiösen Coping mit GSI-Differenzwert und VEV-K-Summenwert berechnet, wo-<br />

bei auch die Unterskalen der Fragebögen einbezogen wurden. Außerdem wurden<br />

Effektstärken für die Mittelwertsunterschiede in den Spiritualitätsmaße berechnet<br />

zwischen PatientInnen, die einen statistisch signifikanten Therapieerfolg erzielt ha-<br />

ben (Kriterien siehe 2.2.2), und solchen, die keinen statistisch signifikanten<br />

Therapieerfolg berichten.<br />

Zum Vergleich werden auch die Werte für die Skala TPV angegeben, da es sich um<br />

eine kleinere Stichprobe als in den Ergebnissen von 0 handelt, nämlich alle Teil-<br />

nehmerInnen an Erhebung 2 (nur hier wurde der Fragebogen mit den drei Spirituali-<br />

tätsmaßen ausgegeben), für die Prä- und Posttestwerte vorliegen (N = 77).<br />

Betrachtet man die Korrelationen zwischen den vier Spiritualitätsmaßen und den<br />

beiden Maßen für Therapieerfolg, so korreliert keines der positiven Spiritualitätsma-<br />

ße erkennbar mit den Maßen für Therapieerfolg GSI-Differenzwert und VEV-K-<br />

Summenwert (vgl. Tabelle 29).<br />

Negatives religiöses Coping zeigt dagegen einen kleinen negativen Zusammenhang<br />

(ρ = -.24, p = .02) mit der rückblickenden Erfolgsbeurteilung (VEV-K). Mit der Ver-<br />

änderung in der psychischen Belastung (GSI-Differenz) besteht ein noch geringerer<br />

negativer Zusammenhang (ρ = -.09, p = .22). Je höher also das negative religiöse<br />

Coping zu Therapiebeginn ist, desto schlechter ist die rückblickende Erfolgsbeurtei-<br />

lung am Ende der Behandlung.<br />

Tabelle 29. Korrelationen (Spearmans Rho) zwischen Spiritualitätsmaßen und<br />

Maßen für Therapieerfolg (N=77)<br />

Zentralität Transpersonales<br />

Vertrauen<br />

Positives Coping<br />

Negatives Coping<br />

VEV-K -.00 .04 -.06 -.24<br />

GSI Differenz .06 -.01 .07 -.09<br />

Anmerkungen: Fett gedruckt sind Korrelationen mit ρ > .10.


Ergebnisse 69<br />

Tabelle 30. Korrelationen (Spearmans Rho) zwischen Einzelskalen zur Zentralität<br />

von Religiosität und Maßen für Therapieerfolg (N=77)<br />

Gottesdienst Gebet Kognitiv Ideologie Erfahrung<br />

VEV Summe .05 .09 -.22 .00 .08<br />

GSI Differenz -.03 -.03 .07 .10 .10<br />

Anmerkungen: Fett gedruckt sind Korrelationen mit ρ > .10.<br />

Kognitiv: Kognitives Interesse; Erfahrung: Religiöse Erfahrung<br />

Tabelle 31. Korrelationen (Spearmans Rho) zwischen Einzelskalen zum religiösen<br />

Coping und Maßen für Therapieerfolg (N=77)<br />

VEV<br />

Summe<br />

Sinn Hilfe Partner Demut Sozial Negativ Negativ Negativ<br />

Sinn Sozial Hilfe<br />

-.04 -.02 .02 .06 -.01 -.21 -.21 -.20<br />

GSI .08 .04 .04 .12 .06 -.04 -.05 -.15<br />

Differenz<br />

Anmerkungen: Fett gedruckt sind Korrelationen mit ρ > .10.<br />

Sinn: Positive Sinnfindung; Hilfe: Positive spirituelle Unterstützung; Partner: Partnerschaftliche Kontrolle;<br />

Demut: Demutskontrolle; Sozial: Positive soziale Unterstützung; Negativ Sinn: Negative Sinnfindung;<br />

Negativ Hilfe: Negative spirituelle Unterstützung; Negativ Sozial: Negative soziale Unterstützung<br />

Auch wenn man die jeweils fünf Unterskalen der Zentralitätsskala (vgl. Tabelle 30)<br />

und des Positiven religiösen Copings (vgl. Tabelle 31) betrachtet, sind kaum positi-<br />

ve Zusammenhänge mit den Maßen für Therapieerfolg zu erkennen.<br />

Nur Demutskontrolle, Unterskala des Positiven religiösen Copings, hängt erkennbar<br />

(ρ = .12, p = .16) mit einer positiveren rückblickenden Erfolgsbeurteilung zusam-<br />

men. Negativ korreliert erstaunlicherweise Kognitives Interesse, eine Unterskala aus<br />

der Zentralitätsskala, mit dem VEV-K-Summenwert (ρ = -.22, p = .03). Je höher also<br />

das kognitive Interesse an Religion, desto geringer ist die rückblickende Erfolgsbe-<br />

wertung. Angesichts der Vielzahl der durchgeführten Korrelationen können diese<br />

Einzelergebnisse aber auch zufällig zustande gekommen sein. Betrachtet man die<br />

Einzelskalen zum Negativen religiösen Coping (vgl. Tabelle 31), so fällt auf, dass<br />

alle drei negativ mit der rückblickenden Erfolgsbeurteilung korrelieren (ρ > .20,<br />

p < .05).<br />

Nimmt man statistisch signifikanten Therapieerfolg als Kriterium und vergleicht die<br />

Personen, die hinsichtlich VEV-K bzw. GSI einen statistisch signifikanten Therapie-<br />

erfolg erzielt haben, mit denen, bei denen keine Veränderung oder eine Verschlech-<br />

terung festzustellen ist, so unterscheiden sich die Mittelwerte für die positiven Spiri-<br />

tualitätsmaße TPV, Zentralität und Positives religiöses Coping nicht so stark, dass<br />

die Unterschiede praktische Relevanz haben, die Effektstärken sind gering (vgl.<br />

Tabelle 32 und Tabelle 33).


Ergebnisse 70<br />

Tabelle 32. Mittelwertsvergleiche zwischen Personen mit einem statistisch signifikanten<br />

(N = 57) bzw. einem statistisch nicht signifikanten (N = 20)<br />

Therapieerfolg hinsichtlich VEV-K<br />

Spiritualitätsskala signifikant M SD d<br />

TPV ja 17.97 8.51 -.11<br />

nein 18.90 7.64<br />

Zentralität ja 16.91 9.34 -.10<br />

nein 17.83 9.51<br />

Positives religiöses Coping ja 8.49 7.96 -.07<br />

nein 9.00 6.92<br />

Negatives religiöses Coping ja 2.58 3.38 -.29<br />

nein 3.56 3.46<br />

Anmerkungen: M = Mittelwert der Gesamtwerte einer Skala; d = Cohens d<br />

Tabelle 33. Mittelwertsvergleiche zwischen Personen mit einem statistisch signifikanten<br />

(N = 48) bzw. einem statistisch nicht signifikanten (N = 29)<br />

Therapieerfolg hinsichtlich GSI<br />

Spiritualitätsskala signifikant M SD d<br />

TPV ja 18.42 8.32 .07<br />

nein 17.87 8.27<br />

Zentralität ja 17.21 9.26 .02<br />

nein 17.05 9.61<br />

Positives religiöses Coping ja 8.81 7.82 .07<br />

nein 8.31 7.53<br />

Negatives religiöses Coping ja 3.32 3.70 .39<br />

nein 2.03 2.73<br />

Anmerkungen: M = Mittelwert der Gesamtwerte einer Skala; d = Cohens d<br />

Personen mit einem signifikanten Therapieerfolg hinsichtlich der rückblickenden<br />

Beurteilung (VEV-K) haben einen geringeren Gesamtwert bei den Items zum Nega-<br />

tiven religiösen Coping als die übrigen. Dagegen haben Personen mit einer signifi-<br />

kanten Verbesserung hinsichtlich GSI einen höheren Gesamtwert bei den Items<br />

zum Negativen religiösen Coping als diejenigen, für die keine signifikante Verbesse-<br />

rung festgestellt werden konnte. Allerdings sind die Effektstärken hinsichtlich beider<br />

Veränderungsmaße wenig aussagekräftig, da die Streuungen der Mittelwerte sehr<br />

groß sind (Konfidenzintervall für Cohens d beim VEV-K zwischen -.80 und .22, beim<br />

GSI zwischen -.07 und .86).<br />

3.3.3.3 Spiritualität als Prädiktor bei spirituellen/religiösen Personen<br />

Explorativ wurde untersucht, ob sich bei PatientInnen, in deren Leben Spiritualität<br />

eine hohe Bedeutung hat, Spiritualität als Prädiktor für Therapieerfolg nachweisen<br />

lässt. Mit Hilfe von Mediansplit wurde die Stichprobe aller TeilnehmerInnen, für die<br />

TPV und Testwerte zu beiden Messzeitpunkten vorliegen (N = 131), entsprechend<br />

der Höhe des Gesamtwertes auf der Skala TPV in zwei Gruppen eingeteilt. Für die


Ergebnisse 71<br />

Gruppe mit hohem TPV-Gesamtwert (TPV > 18, N = 65) wurden Korrelationen<br />

(Spearmans Rho) zwischen TPV und den beiden Erfolgsmaßen berechnet. Weder<br />

mit VEV-K-Gesamtwert (ρ = .01, p = .93) noch mit GSI-Differenzwert (ρ = -.06,<br />

p = .65) zeigten sich nennenswerte Zusammenhänge. Für das Quartil mit den<br />

höchsten TPV-Werten (TPV>25, N = 32) deutet sich zumindest ein kleiner Zusam-<br />

menhang sowohl mit GSI-Differenzwert (ρ = .16, p = .37) als auch mit VEV-K-<br />

Gesamtwert (ρ = .16, p = .39) an.<br />

Betrachtet man allerdings eine Kreuztabelle für die vier Quartile des TPV und die<br />

Signifikanz des Therapieerfolgs hinsichtlich GSI-Differenz und VEV-K, so lassen<br />

sich keine signifikanten Unterschiede in den relativen Häufigkeiten feststellen, mit<br />

denen Personen mit unterschiedlich hohen TPV-Werten eine signifikante oder nicht<br />

signifikante Veränderung berichten. Dies trifft sowohl auf die GSI-Differenz (Θ = .08,<br />

X 2 (3) = .93, p = .82) als auch auf den VEV-K-Gesamtwert zu (Θ = .09, X 2 (3) = 0.94,<br />

p = .82). Die vier Gruppen unterscheiden sich auch nicht in den Mittelwerten der<br />

GSI-Differenz (F3,127 = 0.32, p = .81) und des VEV-K-Gesamtwertes (F3,127 = 0.80,<br />

p = .50).<br />

Ähnliches gilt für Gruppen mit unterschiedlicher Zentralität von Religiosität. In<br />

Tabelle 34 ist beispielhaft eine Kreuztabelle für die drei Kategorien der Zentralität<br />

der Spiritualität (autonom, heteronom, marginal) und die Signifikanz des Therapieer-<br />

folgs hinsichtlich GSI dargestellt.<br />

Es ergaben sich auch hier keine signifikanten Unterschiede in den relativen Häufig-<br />

keiten, mit denen Personen mit unterschiedlicher Zentralität der Religiosität eine<br />

signifikante oder nicht signifikante Veränderung berichten, weder beim GSI (Θ = .07,<br />

X 2 (2) = .36, p = .84) noch beim VEV-K (Θ = .05, X 2 (2) = .19, p = .91).<br />

Tabelle 34. Relative Häufigkeiten der signifikanten und nicht signifikanten Veränderung<br />

im GSI in Abhängigkeit von der Zentralität der Religiosität<br />

signifikant nicht signifikant N<br />

autonom 57.1% 42.9% 21<br />

heteronom 63.8% 36.2% 47<br />

marginal 66.7% 33.3% 9<br />

N 48 29 77


Ergebnisse 72<br />

3.3.3.4 Überprüfung von Hypothese 3 für die PatientInnen aus Abteilung 1<br />

Explorativ wurde überprüft, ob die Hypothese für die PatientInnen aus Abteilung 1<br />

bestätigt werden kann, die vorwiegend unter Angst, Depression oder Sucht als<br />

Hauptdiagnosen leiden. PatientInnen in Abteilung 1 waren alle TeilnehmerInnen an<br />

Erhebung 1 sowie 31 TeilnehmerInnen aus Erhebung 2. Insgesamt liegen also 90<br />

Fragebögen vor, von denen bei 79 Daten zu beiden Messzeitpunkten vorhanden<br />

sind. Es zeigten sich immerhin kleine Korrelationen von TPV-Gesamtwert sowohl<br />

mit dem VEV-K-Summenwert (ρ = .14, N = 79, p = .23) als auch mit dem GSI-<br />

Differenzwert (ρ = .22, N = 79, p = .06). Mit der psychischen Belastung (GSI) zu<br />

Beginn der Behandlung zeigte der TPV-Gesamtwert allerdings keinen Zusammen-<br />

hang (ρ = .07, N = 90, p = .54). Es besteht aber kein statistisch signifikanter Mittel-<br />

wertsunterschied zwischen den PatientInnen aus Abteilung 1 und den PatientInnen<br />

aus den übrigen Abteilungen in TPV-Gesamtwert, VEV-K und GSI-Differenz.<br />

Eine multiple lineare Regression mit Alter, Geschlecht, Berufstätigkeit und TPV-<br />

Gesamtwert als Prädiktoren und GSI-Differenzwert als Kriterium (vgl. Tabelle 35)<br />

zeigt, dass die Verwendeten Prädiktoren insgesamt nur 1% der Varianz des Prädik-<br />

toren aufklären, dass aber der TPV-Gesamtwert im Vergleich mit den anderen ver-<br />

wendeten Prädiktoren der noch beste Prädiktor ist (β = .25, p = .04).<br />

Bei der rückblickenden Erfolgsbeurteilung (VEV-K) sagen die gewählten Prädiktoren<br />

für die PatientInnen aus Abteilung 1 immerhin 5% der Varianz vorher (vgl. Tabelle<br />

36) . Auch hier ist der TPV-Gesamtwert als Prädiktor erkennbar (β = .21, p = .07).<br />

Vergleicht man allerdings die TPV-Gesamtwerte der PatientInnen mit einem statis-<br />

tisch signifikanten Therapieerfolg im VEV-K (M = 18.43, SD = 7.8, N = 54) und ei-<br />

nem statistisch nicht signifikanten Therapieerfolg im VEV-K (M = 17.71, SD = 9.24,<br />

N = 25), so ist der Mittelwertsunterschied nicht statistisch signifikant.<br />

Tabelle 35. Multiple lineare Regression mit GSI-Differenzwert als Kriterium<br />

(N=79)<br />

Variable B SE B β<br />

Konstante .04 .28<br />

TPV Gesamtwert .15 .01 .25<br />

Geschlecht .08 .12 .09<br />

Schulabschluss .08 .13 .09<br />

Alter .00 .01 .02<br />

R 2 (adjustiert entsprechend der Anzahl der Prädiktoren) = .01<br />

Anmerkungen: R 2 = multipler Determinationskoeffizient, B = unstandardisiertes Beta, SE B = Standardabweichung<br />

von B, β=standardisiertes Beta, n.s.=nicht signifikant. Die Signifikanz von β wurde mit<br />

einem t-Test überprüft.


Ergebnisse 73<br />

Tabelle 36. Multiple lineare Regression mit VEV-K-Gesamtwert als Kriterium<br />

(N=79)<br />

Variable B SE B β<br />

Konstante 89.7 14.89<br />

TPV Gesamtwert 0.67 .37 .21<br />

Geschlecht 6.04 6.05 .12<br />

Schulabschluss 14.33 6.98 .24<br />

Alter 0.47 .30 .18<br />

R 2 (adjustiert entsprechend der Anzahl der Prädiktoren) = .05<br />

Anmerkungen: R 2 = multipler Determinationskoeffizient, B = unstandardisiertes Beta, SE B = Standardabweichung<br />

von B, β = standardisiertes Beta, n.s. = nicht signifikant. Die Signifikanz von β wurde<br />

mit einem t-Test überprüft.<br />

Hinsichtlich der mittleren GSI-Differenzwerte unterscheiden sich die beiden Grup-<br />

pen ebenfalls nicht signifikant. Die 37 Personen mit einer statistisch signifikanten<br />

Veränderung haben im Mittel einen etwas höheren Wert (M = 19.37, SD = 7.36) als<br />

die Personen mit einer statistisch nicht signifikanten Veränderung (M = 17.16,<br />

SD = 8.90).


Diskussion 74<br />

4. Diskussion<br />

Die Diskussion folgt in ihrem Aufbau der Darstellung der Ergebnisse. Es wird zu-<br />

nächst auf die Ergebnisse zu den Spiritualitätsfragebögen eingegangen, anschlie-<br />

ßend werden die beiden Haupthypothesen diskutiert.<br />

4.1 Diskussion der Ergebnisse zu den Spiritualitätsfragebögen<br />

Bei der Diskussion der Ergebnisse zu den Spiritualitätsfragebögen werden insbe-<br />

sondere mögliche Probleme der verwendeten Skalen sowie des daraus zusammen-<br />

gestellten Fragebogens zur Spiritualität (vgl. Anhang A) thematisiert. Ferner soll<br />

überlegt werden, welche der verwendeten für PatientInnen einer psychosomati-<br />

schen Klinik in Deutschland geeignet ist.<br />

4.1.1 Zusammenhang von Religionszugehörigkeit und Spiritualitätsmaßen<br />

Wie erwartet zeigte sich, dass Personen, die eine unterschiedliche Religionszuge-<br />

hörigkeit angeben, sich in ihren Werten auf den Religiositäts- und Spiritualitätsska-<br />

len unterscheiden (vgl. 3.1.1.1). Am geringsten sind erwartungsgemäß durchgängig<br />

die Werte für diejenigen, die sich keiner Religion, Konfession oder spirituellen Rich-<br />

tung zugehörig fühlen. Für den TPV entspricht dies den Ergebnissen von Albani et<br />

al. (2002b), die allerdings nur zwischen konfessionslos und konfessionszugehörig<br />

differenzierten.<br />

Am höchsten sind bei allen Spiritualitätsskalen die Werte von Personen, die sich<br />

selbst als katholisch bezeichnen. Dieses Ergebnis leuchtet bei der Zentralitätsskala<br />

ein, die unter anderem die Häufigkeit des Gottesdienstbesuchs und des Gebets<br />

erfasst. Weniger selbstverständlich ist es für die Skala TPV, die Spiritualität unab-<br />

hängig von der Religionszugehörigkeit erfasst.<br />

Geringere Werte als die Katholischen hatten bei allen Spiritualitätsskalen die Evan-<br />

gelischen und wiederum geringere diejenigen, die „spirituell, ohne zu einer bestimm-<br />

ten Glaubensgemeinschaft zu gehören“ als für sich zutreffende Alternative ankreuz-<br />

ten. Dies stimmt mit dem unerwarteten Ergebnis überein, dass die Spirituellen nicht<br />

nur auf den Skalen Zentralität und Religiöses Coping, die für Angehörige einer mo-<br />

notheistischen Religionsgemeinschaft formuliert sind, geringere Werte angekreuzt<br />

haben als die Angehörigen einer der Volkskirchen, sondern auch auf der Skala TPV<br />

(vgl. 3.1.1.2).<br />

Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die verwendeten Spiritualitätsskalen alle für<br />

Gruppen mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit ein ähnliches Muster zeigen.<br />

Dass die Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen mit unterschiedlicher Reli-


Diskussion 75<br />

gionszugehörigkeit bei den Skalen zum Religiösen Coping insgesamt geringer sind,<br />

könnte daran liegen, dass auf diesen Skalen von allen TeilnehmerInnen durchge-<br />

hend geringere Werte angekreuzt wurden.<br />

Bei den Skalen zum Religiösen Coping ist ein deutlicher Bodeneffekt festzustellen,<br />

stimmten den Fragen nur in sehr geringem Ausmaß (im Durchschnitt zwischen „gar<br />

nicht“ und „wenig“) zu. Daher differenzieren die Skalen zum Religiösen Coping Ska-<br />

len insgesamt weniger.<br />

Die Ergebnisse bezüglich des Zusammenhangs zwischen Religionszugehörigkeit<br />

und Antworten auf die Spiritualitätsfragebögen könnte auch dadurch verfälscht sein,<br />

dass alle Maße mit einem gemeinsamen Fragebogen (vgl. Anhang A) erhoben wur-<br />

den, in dessen Einleitungstext die Anweisung steht, bei allen folgenden Fragen je-<br />

weils von der persönlichen Vorstellung von Gott auszugehen. Dies könnte dazu<br />

geführt haben, dass Unterschiede zwischen den Fragebögen verwischt wurden, weil<br />

die TeilnehmerInnen die Items einheitlich entsprechend ihrem Weltbild uminterpre-<br />

tieren. Problematisch könnte es ferner sein, dass die Frage zur Religionszugehörig-<br />

keit zu Beginn des „Fragebogens zur Spiritualität“ steht. Dies könnte zur Folge ha-<br />

ben, dass die Antworten auf die folgenden Fragen von den Normen der jeweils an-<br />

gegebenen Religion oder spirituellen Richtung beeinflusst werden.<br />

4.1.2 Zusammenhang der Spiritualitätsskalen<br />

Wie erwartet korrelieren die positiven Spiritualitätsskalen miteinander (vgl. 3.1.2).<br />

Auffällig ist die Höhe der Korrelationen (ρ > .77), die darauf hinweist, dass die Maße<br />

sehr ähnliche Konstrukte messen. Der besonders hohe Zusammenhang zwischen<br />

Zentralität und TPV könnte daraus zu erklären sein, dass beide Skalen auf die all-<br />

gemeine Lebensbedeutung von Spiritualität abzielen. Überraschend ist der hohe<br />

Zusammenhang aufgrund des unterschiedlichen weltanschaulichen Hintergrundes,<br />

aus dem heraus die beiden Skalen formuliert sind. Dieser scheint – vielleicht auf-<br />

grund des gemeinsamen Kontextes, in dem die Skalen im Fragebogen stehen –<br />

kaum eine Rolle zu spielen.<br />

Eine Faktorenanalyse über alle Items des verwendeten Fragebogens zur Spirituali-<br />

tät (vgl. Anhang A) ergab sechs interpretierbare Faktoren (vgl. 3.1.3). Die Aspekte,<br />

die dabei differenziert werden, decken sich nur zum Teil mit den in den Spirituali-<br />

tätsskalen und ihren Unterskalen abgebildeten Dimensionen. Eigene Faktoren bil-<br />

den in der rotierten Lösung (vgl. Tabelle 24) Items zum positiven religiösen Coping<br />

(Faktor 1 Coping) sowie Items, die mit religiösen Praktiken zu tun haben (Faktor 2<br />

Gottesdienst). Davon relativ unabhängig zeigen sich Items zum negativen Coping,


Diskussion 76<br />

die noch einmal differenziert erscheinen in solche, die ein negatives Gottesbild the-<br />

matisieren (Faktor 5), und solche, die Verlassenheit durch Gott oder Menschen zum<br />

Thema haben (Faktor 6). Weitere in den verwendeten Spiritualitätsskalen enthalte-<br />

ne Aspekte sind eine nicht an einen personalen Gott gebundene Spiritualität (Faktor<br />

4) und Vertrauen (Faktor 3), das besonders charakterisiert wird durch Items, die ein<br />

Weiterleben nach dem Tod thematisieren.<br />

Die Faktorenanalyse spricht eindeutig für eine multifaktorielle Struktur von Spirituali-<br />

tät, die etwa auch Huber (2003) und Murken (1998a) für Deutschland belegen.<br />

Insbesondere negatives religiöses Coping wird als relativ unabhängiger Aspekt be-<br />

stätigt. Es könnte sein, dass die Items zum negativen religiösen Coping aufgrund<br />

ihrer im Vergleich zu allen anderen Items geringeren Schwierigkeit einen eigenen<br />

Faktor bilden. Dieser Argumentation widerspricht, dass die Fragen zum positiven<br />

religiösen Coping ähnlich schief verteilt sind.<br />

Problematisch hinsichtlich der Kommunalitäten in der Faktorenanalyse wie auch<br />

hinsichtlich ihrer Testkennwerte (vgl. Tabelle 11) sind insbesondere diejenigen<br />

Items zum religiösen Coping, die den Bezug zu einer religiöse Gemeinschaft oder<br />

einem Seelsorger thematisieren. Eine linksschiefe Verteilung von Items, die Unter-<br />

stützung durch eine religiöse Gemeinschaft abbilden, berichtet auch Murken<br />

(1998a). Der Bezug zu einer religiösen Gemeinschaft scheint für die meisten Be-<br />

fragten kein Thema zu sein. Daher sollten diese Items eventuell weggelassen wer-<br />

den, wenn man das Konstrukt Spiritualität in Deutschland erfassen will. Ähnlich ge-<br />

ring sind die Kommunalitäten der Items 7 und 9 der Skala TPV, die als doppeldeutig<br />

bzw. ohne direkten Bezug zu einer transzendenten Wirklichkeit erscheinen und<br />

vermutlich deshalb in einem nur geringen Zusammenhang mit den übrigen Items<br />

stehen.<br />

Inwiefern die verwendeten Spiritualitätsskalen das Konstrukt Spiritualität angemes-<br />

sen und umfassend abbilden, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Wei-<br />

ter zu erforschen wäre außerdem, welche der gefunden Faktoren sich besonders<br />

als Ressource bzw. Vulnerabilitätsfaktor erweisen.<br />

Aufgrund der vorliegenden Studie gibt es auch keine eindeutigen Hinweise, welcher<br />

der Spiritualitätsfragebögen sich für PatientInnen einer psychosomatischen Klinik in<br />

Deutschland besonders gut eignet. Die positiven Spiritualitätsskalen korrelieren<br />

hoch untereinander und stehen in einem ähnlichen Zusammenhang zur Religions-<br />

zugehörigkeit, so dass sie – zumindest in einem gemeinsamen Fragebogen zu-<br />

sammengestellt – ein sehr ähnliches Konstrukt zu messen scheinen. Problematisch<br />

an den verwendeten Skalen zum religiösen Coping ist die insgesamt geringe Zu-<br />

stimmung zu den Fragen, so dass der Fragebogen eventuell nicht ausreichend dif-


Diskussion 77<br />

ferenziert. Sinnvoll erscheint es allerdings, auch negative Aspekte der Spirituali-<br />

tät/Religiosität einzubeziehen. Es wäre dabei günstig, die Fragen aus dem RCOPE<br />

auf den deutschen Kulturraum anzupassen oder eine hier entwickelte Skala zu ver-<br />

wenden, die negative Aspekte der Spiritualität/Religiosität erfragt.<br />

4.2 Diskussion der Ergebnisse bezüglich des Zusammenhangs von<br />

Spiritualität und psychischer Belastung zu Behandlungsbeginn<br />

Es wurde überprüft, ob sich zum Messzeitpunkt des Behandlungsbeginns ein Zu-<br />

sammenhang zwischen psychischer Belastung und Spiritualität nachweisen lässt.<br />

Dabei zeigte sich, dass zwar eine positive Spiritualität zu Behandlungsbeginn nicht<br />

in Zusammenhang mit einer geringeren psychischen Belastung steht, sehr wohl<br />

aber negatives religiöses Coping mit einer höheren psychischen Belastung korreliert<br />

(vgl. 3.2.1). Dieser Zusammenhang ist zwar gering, aber statistisch signifikant. Dies<br />

deutet auf eine negative Spiritualität als Vulnerabilitätsfaktor hin.<br />

Die Tatsache, dass negatives religiöses Coping mit höherer psychischer Belastung<br />

korreliert, deckt sich mit Ergebnissen der Forschung zum Religiösen Coping aus<br />

den USA (Ano & Vasconcelles, 2005; Smith et al., 2002). Für Deutschland fand<br />

Murken (1998a) einen Zusammenhang zwischen negativen Gefühlen gegenüber<br />

Gott und höherer psychischer Belastung. Dass der umgekehrte Zusammenhang für<br />

positive Spiritualitätsmaße nicht gefunden wird, stimmt ebenfalls mit Ergebnissen<br />

anderer deutschsprachigen Studien überein (Allemand & Znoj, 2005; Murken,<br />

1998a; Winter, 2005).<br />

Studien aus den USA berichten dagegen Zusammenhänge zwischen Religiosität<br />

und geringerer psychischer Belastung (Koenig et al., 2001; Smith et al. 2003). Diese<br />

Differenz könnte zum einen aus dem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund zu<br />

erklären sein. Anders als in den USA scheint etwa die soziale Unterstützung durch<br />

eine religiöse Gemeinschaft in Deutschland nur eine sehr geringe Rolle zu spielen.<br />

Das bestätigen die Antworten auf die entsprechenden Items im Fragebogen zum<br />

Religiösen Coping. Es könnte sein, dass die Funktion von Religiosität als Ressource<br />

in den USA zum Teil auf der sozialen Unterstützung beruht.<br />

Zum anderen ist zu berücksichtigen, wie psychische Gesundheit gemessen wird.<br />

Die Zusammenhänge, die Ano & Vasconcelles (2005) berichten, sind besonders<br />

groß für positive Maße wie Lebenszufriedenheit, aber nur gering für negative Maße,<br />

wie sie in der vorliegenden Studie ausschließlich berücksichtigt werden.<br />

Schließlich ist zu beachten, dass es sich bei den TeilnehmerInnen an der vorliegen-<br />

den Studie um PatientInnen einer psychosomatischen Klinik handelt. Es ist zu er-<br />

warten, dass Spiritualität/Religiosität durch die Symptome einer akuten psychischen


Diskussion 78<br />

Krise gefärbt ist. Grom (1992) spricht etwa davon, dass in einer schweren Depres-<br />

sion auch die Fähigkeit beeinträchtigt ist, religiöse Gefühle zu erleben. Dies könnte<br />

erklären, dass sich bei den PatientInnen einer psychosomatischen Klinik kein Zu-<br />

sammenhang zwischen Spiritualität und geringerer psychischer Belastung nachwei-<br />

sen lässt. Das Konzept des religiösen Copings geht zwar davon aus, dass Spirituali-<br />

tät sich gerade in Belastungssituationen als wirksam erweist, fraglich ist allerdings,<br />

ob dies auf psychische Symptome mit Krankheitswert zutrifft oder ob nicht vielmehr<br />

in einer psychischen Krise das Vertrauen in eine höhere Macht und fundamental<br />

erschüttert ist.<br />

Beim gefundenen Zusammenhang zwischen negativem religiösen Coping und psy-<br />

chischer Belastung ist die Kausalität unklar. Es könnte sein, dass negatives religiö-<br />

ses Coping ein Vulnerabilitätsfaktor ist, umgekehrt beeinflusst aber möglicherweise<br />

auch die psychische Belastung das Gottesbild negativ. Kritisch zu sehen ist die Gü-<br />

te des verwendeten Messinstruments, mit dem der negative Aspekt der Spiritualität<br />

erhoben wurde. Die Skala Negatives religiöses Coping ist nicht normalverteilt. Die<br />

Schwierigkeiten der Items sind sehr gering, so dass es zu einem Bodeneffekt<br />

kommt (vgl. 2.2.1.3). Nur so wenige TeilnehmerInnen stimmten den Fragen zum<br />

negativen religiösen Coping zumindest in gewisser Weise zu, dass kaum repräsen-<br />

tative Aussagen über den Zusammenhang zur psychischen Belastung bei dieser<br />

Personengruppe möglich sind (vgl. 3.2.2.2). Es wäre lohnend, bei einer größeren<br />

Stichprobe den Zusammenhang zwischen negativem religiösem Coping und psy-<br />

chischer Belastung zu untersuchen.<br />

Die zusätzlichen, explorativ durchgeführten Berechnungen könnten Hinweise für<br />

Fragestellungen geben, die für die zukünftige Forschung lohnend wären. Interes-<br />

sant erscheint es vor allem, Zusammenhänge zwischen psychischer Belastung und<br />

Spiritualität für unterschiedliche Personengruppen zu überprüfen. Die explorativen<br />

Untersuchungen deuten nämlich darauf hin, dass unterschiedliche Lebensbedeu-<br />

tung von Spiritualität berücksichtigt werden sollte. Ähnlich wie in der Studie von Dörr<br />

(1987), die den höchsten Zusammenhang zwischen Religiosität und Depressivität<br />

für Personen mit einer mittleren intrinsischen Religiosität fand, waren die Zusam-<br />

menhänge zwischen negativem Coping und psychischer Belastung in der vorlie-<br />

genden Studie für die Personen mit einer mittleren Zentralität nach den Kriterien von<br />

Huber (2003) höher als für die Personen mit einer hohen Zentralität.<br />

Außerdem könnten weitere multivariate Analysen durchgeführt werden, in die als<br />

Variablen etwa Alter, Diagnose oder Geschlecht einbezogen werden. Dies wurde in<br />

der vorliegenden Studie aufgrund der geringen Fallzahlen in den einzelnen Gruppen


Diskussion 79<br />

nicht getan. Einbezogen wurden diese Variablen allerdings in die Überpüfung der<br />

Vorhersage von Therapieerfolg durch Spiritualität.<br />

4.3 Diskussion der Ergebnisse bezüglich der Vorhersage von Therapieerfolg<br />

durch Spiritualität<br />

Die Hypothese, dass Spiritualität ein Prädiktor für Therapieerfolg ist, konnte für die<br />

Gesamtgruppe (N = 131) der TeilnehmerInnen weder, was die Veränderung der<br />

psychischen Belastung betrifft (GSI-Differenz), noch für die rückblickende Erfolgs-<br />

beurteilung (VEV-K) angenommen werden (vgl. 0). Dieses Ergebnis reiht sich in die<br />

bisherige Forschung im deutschsprachigen Raum ein: Bisher gelang es nicht, Spiri-<br />

tualität eindeutig als Ressource zu belegen (Murken, 1998a; Dörr, 2001). In der<br />

Studie von Albani et al. (2005) etwa deutete sich Spiritualität von älteren Menschen<br />

- gemessen mit dem TPV - zwar als Moderator zwischen körperlicher Belastung und<br />

Lebenszufriedenheit an, konnte allerdings nicht statistisch signifikant nachgewiesen<br />

werden. Allemand und Znoj (2004) Spiritualität nur als Prädiktor für subjektives<br />

Wohlbefinden, nicht aber für psychische Belastung.<br />

Die vorliegende Studie setzte als Kriterium nicht Lebenszufriedenheit oder psychi-<br />

sche Belastung am Ende der Therapie an, sondern eine Veränderung der psychi-<br />

schen Belastung bzw. die rückblickende Erfolgsbeurteilung nach der Behandlung.<br />

Es wurde angenommen, dass Spiritualität sich im Verlauf der Behandlung als Res-<br />

source erweist. Hypothesen zur genauen Wirkungsweise wurden nicht aufgestellt<br />

und überprüft. Denkbar wäre etwa, dass Spiritualität sich insofern als Ressource im<br />

Sinne Grawes (1998) zeigt, als sie positives Selbstwertgefühl, Sinn- und Kontroller-<br />

leben oder Vertrauen unterstützt. Ein komplexeres Modell, das mögliche Moderato-<br />

ren und Mediatoren des Zusammenhangs zwischen Spiritualität und psychischer<br />

Belastung bzw. Therapieerfolg berücksichtigt, wurde allerdings nicht überprüft.<br />

Das vorliegende Ergebnis kann so interpretiert werden, dass Spiritualität für die<br />

TeilnehmerInnen an der Untersuchung tatsächlich gar keine Ressource darstellt.<br />

Alternativ kann überlegt werden, inwieweit die verwendeten Methoden ungenügend<br />

sind, um Spiritualität als Ressource nachzuweisen.<br />

4.3.1 Methodische Probleme<br />

Gründe dafür, dass eine Vorhersage von Therapieerfolg aufgrund der Spiritualität<br />

von PatientInnen nicht gelang, kann man in methodischen Problemen suchen, etwa<br />

im Untersuchungsdesign, in der Größe der Stichprobe, der Qualität der Instrumente<br />

oder in den durchgeführten statistischen Verfahren. Vielfach wird an den bisherigen


Diskussion 80<br />

Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Spiritualität und psychischer Ge-<br />

sundheit kritisiert, dass sie eine kausale Interpretation nicht zulassen, andere Vari-<br />

ablen nicht kontrolliert wurden und die Operationalisierung sowohl von psychischer<br />

Gesundheit als auch von Religiosität schwierig ist (George, Ellison & Larson, 2002;<br />

Grom, 2004; Murken, 1998). Auch der vorliegende Studie könnte man diese Mängel<br />

ankreiden.<br />

Was das Untersuchungsdesign betrifft, so kann kritisiert werden, dass Spiritualität<br />

nur zu Behandlungsbeginn, nicht aber am Behandlungsende gemessen wurde, je-<br />

doch unklar ist, inwieweit Spiritualität sich im Behandlungsverlauf ändert. Die Skala<br />

TPV erwies sich zumindest bei PatientInnen der Klinik Heiligenfeld als änderungs-<br />

sensitiv (Belschner, 2006). Möglicherweise ist Spiritualität bei den PatientInnen ei-<br />

ner psychosomatischen Klinik zu Behandlungsbeginn sehr stark beeinflusst von den<br />

Symptomen psychischer Belastung (vgl. 4.2). Sinnvoll könnte es daher sein, zu<br />

überprüfen, ob Spiritualität, gemessen in einer weniger belasten Lebensphase, ei-<br />

nen Prädiktor für die Bewältigung von psychischen Krisen darstellt. Eine solche<br />

Längsschnittstudie wäre allerdings sehr aufwändig.<br />

Die Stichprobengröße ist mit 131 TeilnehmerInnen gering, wenn man einen erwar-<br />

tungsgemäß eher kleinen Zusammenhang zwischen Spiritualität und Behandlungs-<br />

erfolg nachweisen will. Sowohl Studien zur Prädiktion von Therapieerfolg aufgrund<br />

von soziodemographischen und krankheitsbezogenen Faktoren (Eggert, 1998) als<br />

auch Studien zum Zusammenhang von Religiosität und psychischer Belastung<br />

(Koenig, McCullough & Larson, 2001), die ähnliche Fragebogenverfahren wie die in<br />

der vorliegenden Studie verwendeten einsetzten, berichten nur geringe Effekte.<br />

Nach Eggert (1998) reduzierte eine Gruppe von soziodemographischen Prädiktoren<br />

beispielsweise die Unsicherheit bei der Prognose des Therapieerfolgs bei PatientIn-<br />

nen der Psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach, gemessen mit dem VEV, nur<br />

um 2.23%. Entsprechend liegt es nahe zu erwarten, dass auch der Beitrag von Spi-<br />

ritualität zur Vorhersage des Therapieerfolgs eher gering ist.<br />

Nach Bortz und Döring (2002, S. 613) ist bei einem erwarteten kleinen Effekt ein<br />

optimaler Stichprobenumfang für bivariate Korrelationen N = 614, wenn sie mit<br />

α = .05 abgesichert werden sollen. Eine ähnliche Stichprobengröße wird auch bei<br />

einer multiplen Korrelation mit vier Prädiktoren empfohlen. Die vorhandene Teil-<br />

nehmerInnenzahl wäre geeignet gewesen, um eine Hypothese zu untersuchen, für<br />

die ein mittlerer Effekt erwartet wird.<br />

Angesichts der bisher gefundenen sehr kleinen Effekte stellt sich die Frage, ob die<br />

bisher zur Messung von Spiritualität/Religiosität verwendeten Instrumente geeignet<br />

sind, diejenigen Aspekte von Spiritualität zu erfassen, die tatsächlich eine Ressour-


Diskussion 81<br />

ce für Personen in Krisensituationen darstellen bzw. ob dies für Menschen aus un-<br />

terschiedlichen religiösen Kontexten mit denselben Fragebögen möglich ist.<br />

In der vorliegenden Studie wurde die Skala TPV zur Operationalisierung von Spiri-<br />

tualität als Prädiktor für Therapieerfolg verwendet. Sie erhebt spirituelle Erfahrung<br />

unabhängig von einer bestimmten Religionszugehörigkeit. Loslassen und Vertrauen<br />

in eine höhere Macht könnte als gemeinsamer Nenner unterschiedlicher spiritueller<br />

Richtungen gesehen werden (Utsch, 2003). Insgesamt hat die Skala TPV eine gute<br />

interne Konsistenz, und es existieren Vergleichsdaten aus einer repräsentativen<br />

Bevölkerungsstichprobe (vgl. 2.2.1.1). Etwas unscharf ist allerdings das gemesse-<br />

ne Konstrukt. Unklar ist, ob die Skala TPV eine ein- oder zweifaktorielle Struktur hat<br />

(Albani et al. 2002b; Belschner, 2006). Die in der vorliegenden Untersuchung<br />

durchgeführten Faktorenanalysen (vgl. 2.2.1.1 und 3.1.3) deuten darauf hin, dass<br />

für die TeilnehmerInnen an der Studie insbesondere die Items, die eine Einheit mit<br />

dem Kosmos ausdrücken (Items 6, 8 und 11) einen zweiten Faktor bilden, während<br />

auf dem ersten Faktor Items laden, die mit dem christlichen Weltbild in Einklang<br />

stehen. Einige Fragen (Items 7 und 9) scheinen in einem geringen Zusammenhang<br />

mit anderen Spiritualitätsitems zu stehen; Item 7 wurde zudem häufig nicht beant-<br />

wortet, vermutlich, weil es zwei Aussagen enthält.<br />

Es drücken sich in den gefundenen Faktoren möglicherweise unterschiedliche spiri-<br />

tuelle Grundkonzepte aus. Itemformulierungen sind zwangsläufig mit einer bestimm-<br />

ten Weltanschauung verbunden. Dies zeigt sich sehr subtil beispielsweise in Item 4<br />

(„Meine Seele lebt auch nach meinem Tod weiter.“), das im Unterschied zur christli-<br />

chen Vorstellung der leiblichen Auferstehung nur vom Weiterleben der Seele<br />

spricht, wie sie etwa der Platonismus vertritt. Die Zustimmung zu den Items des<br />

TPV ist verglichen mit den beiden anderen verwendeten Religiositätsskalen relativ<br />

hoch. Weiter zu untersuchen wäre, inwieweit die Skala TPV diejenigen Aspekte von<br />

Spiritualität misst, die eine Ressource darstellen.<br />

Was die verwendeten statistischen Verfahren betrifft, so könnte die Berechnung der<br />

Veränderung der psychischen Belastung als einfacher Differenzwert zwischen Prä-<br />

und Postwert kritisiert werden, bei welcher der Einfluss von Messfehlern nicht kon-<br />

trolliert wurde (vgl. 2.2.2.1). Das exaktere Verfahren von Steyer (1997) würde aller-<br />

dings vermutlich keine grundlegend anderen Ergebnisse liefern, da die Reliabilitäten<br />

der verwendeten Messinstrumente sehr gut sind. Problematisch für die Berechnung<br />

von multiplen linearen Regressionen ist insbesondere, dass für die GSI-<br />

Differenzwerte keine Normalverteilung nachgewiesen werden konnte.<br />

Da sich allerdings überhaupt keine Hinweise auf den erwarteten Zusammenhang<br />

zwischen Spiritualität und Therapieerfolg zeigen, ist es unwahrscheinlich, dass al-


Diskussion 82<br />

lein mit besseren Methoden ein Effekt nachweisbar wäre. Darauf deuten ebenso die<br />

explorativen Ergebnisse hin. Therapieerfolg konnte auch dann nicht durch Spirituali-<br />

tät vorhergesagt werden, wenn er mit einem dichotomen Kriterium gemessen wur-<br />

de, und es ergaben sich auch für die anderen positiven Spiritualitätsskalen keine<br />

Zusammenhänge. Nur für die Skala Negatives religiöses Coping zeigten sich Zu-<br />

sammenhänge mit Therapieerfolg, was mit den Ergebnissen zu Korrelationen zwi-<br />

schen psychischer Belastung und negativem religiösen Coping zu Behandlungsbe-<br />

ginn (Hypothese 2) in Einklang steht.<br />

4.3.2 Berücksichtigung von spezifischen PatientInnengruppen<br />

Der Grund dafür, dass Spiritualität nicht als Ressource nachgewiesen werden konn-<br />

te, könnte auch darin liegen, dass Spiritualität im Leben der PatientInnen keine be-<br />

deutsame Rolle spielt. Spiritualität könnte ein Lebensbereich von vielen sein, eine<br />

mögliche Ressource, die durch andere mögliche Ressourcen kompensiert werden<br />

kann, wenn sie nicht vorhanden ist. Murken (1998a) spricht in diesem Sinn von<br />

funktionaler Äquivalenz, Huber (2003) von Konstruktsystemen mit unterschiedlicher<br />

Zentralität.<br />

Die statistischen Daten für Deutschland zeigen, dass Religiosität/ Spiritualität für die<br />

Menschen nur eine durchschnittliche Wichtigkeit hat (vgl. 1.3.1). Die für einen Teil<br />

der TeilnehmerInnen (N = 94) vorliegenden Werte für die Zentralitätsskala weisen<br />

darauf hin, dass die Lebensbedeutung von Religiosität tatsächlich auch bei ihnen<br />

gering ist: Hohe Zentralität besitzt Religiosität nach den Kriterien von Huber (2003)<br />

nur für 11.7% der Antwortenden. Andererseits sind die Werte der TeilnehmerInnen<br />

(N = 153) auf der Skala Transpersonales Vertrauen, die Spiritualität unabhängig von<br />

einer spirituellen Richtung misst, im Vergleich zur repräsentativen Bevölkerungsum-<br />

frage deutlich überdurchschnittlich (vgl. 2.2.1.1). Allerdings macht der TPV-<br />

Gesamtwert keine Aussage über die tatsächliche Lebensbedeutung von Spirituali-<br />

tät. Entsprechende Normwerte liegen nicht vor. Für die Skala zum Religiösen Co-<br />

ping, die die praktische Relevanz von Religiosität in Krisensituationen misst (vgl.<br />

1.3.2.2), liegen ebenfalls keine Normwerte für eine hohe Relevanz vor. Im Vergleich<br />

zu einer Studie mit Schweizer Gemeindemitgliedern (Winter, 2005) ist bei den Teil-<br />

nehmerInnen an der vorliegenden Studie aber sowohl das positive als auch das<br />

negative religiöse Coping deutlich geringer ausgeprägt.<br />

Man könnte vermuten, dass sich Spiritualität bei den Gruppen von Personen mit<br />

einer hohen Zentralität des religiösen Konstruktsystems nach den Kategorien von<br />

Huber bzw. einem hohen Transpersonalen Vertrauen (Mediansplit) eher als Prädik-


Diskussion 83<br />

tor für Therapieerfolg erweist. Die explorativen Untersuchungen (vgl. 3.3.3.3) bestä-<br />

tigten dies allerdings nicht. Möglicherweise erfassen die gewählten Kriterien nicht<br />

die für die Lebensbedeutung von Spiritualität bedeutsamen Aspekte. Hierzu wären<br />

eigene Studien durchzuführen. Sinnvoll wäre es dabei außerdem, weitere mögliche<br />

Ressourcen als Kontrollvariablen zu erheben und dazu beispielsweise ein allgemei-<br />

nes Coping-Maß einzusetzen.<br />

Eine zweite Möglichkeit, Spiritualität als Ressource für unterschiedliche PatientIn-<br />

nengruppen zu untersuchen, ist die Unterscheidung nach Diagnosen. In der vorlie-<br />

genden Studie wurde nicht zwischen Störungsbildern differenziert, da die entspre-<br />

chenden Daten für Erhebung 2 in der Klinikdokumentation zum Zeitpunkt der Aus-<br />

wertung noch nicht vorlagen. Die explorative Untersuchung deutet jedoch darauf<br />

hin, dass es lohnend sein könnte, Spiritualität als Ressource bei depressiven und<br />

SuchtpatientInnen zu untersuchen. International und in Deutschland gibt es bereits<br />

zahlreiche Untersuchungen, die sich speziell mit dem Zusammenhang zwischen<br />

Spiritualität und Depression auseinandersetzen (Dörr, 1987; Koenig, McCullough &<br />

Larson, 2001; Smith, McCullough & Poll, 2003).<br />

Die explorativen Ergebnisse der vorliegenden Studie deuten an, dass Spiritualität<br />

als Prädiktor bei PatientInnen der Abteilung 1 (Depression, Angst und Sucht) nach-<br />

weisen lässt (vgl. 0). Dieses Ergebnis müsste allerdings durch weitere Untersu-<br />

chungen abgesichert werden, bei denen darauf geachtet werden, dass soziale Er-<br />

wünschtheit bei der Datenerhebung keine Rolle spielt – dies kann in der vorliegen-<br />

den Studie bei den Daten aus Erhebung 1 nicht ausgeschlossen werden. Außerdem<br />

könnte überprüft werden, ob das spezifische Behandlungsangebot in Abteilung 1<br />

dafür verantwortlich ist, dass Spiritualität gegebenenfalls als Ressource wirken<br />

kann.<br />

Eingehender untersucht werden könnten ferner Geschlechtsunterschiede, was Spi-<br />

ritualität als Ressource betrifft. Darauf deuten die Ergebnisse von Murken (1998)<br />

und Petersen (1993) hin. In der vorliegenden Studie wurde Geschlecht zwar in die<br />

Regressionsanalysen als Prädiktor für Therapieerfolg einbezogen. Es wurde aber<br />

nicht überprüft, ob sich für Männer und Frauen unterschiedliche Zusammenhänge<br />

zwischen Spiritualität und Therapieerfolg zeigen. Darauf wurde auch aufgrund der<br />

geringen Anzahl von männlichen Teilnehmern verzichtet.


Diskussion 84<br />

4.4 Perspektiven für Forschung und Praxis<br />

Die vorliegende Studie hat in Übereinstimmung mit früheren Arbeiten (Murken,<br />

1998a; Winter, 2005) gezeigt, dass es schwierig ist, Spiritualität als positive Res-<br />

source nachzuweisen, während negative Spiritualität sich deutlich als Vulnerabili-<br />

tätsfaktor zeigt.<br />

Ein Desiderat in der Forschung sind gut überprüfte Messinstrumente, die Aspekte<br />

von Spiritualität erfassen, die für Menschen in Deutschland eine Ressource darstel-<br />

len. Dabei erscheint es wichtig, auch die dunkle Seite der Religiosität/Spiritualität<br />

einzubeziehen. Ein negatives Gottesbild hat sich vielfach Vulnerabilitätsfaktor er-<br />

wiesen (Murken, 1998a), scheint aber gegenwärtig in Deutschland keine sehr große<br />

Rolle zu spielen. Möglicherweise gibt es weitere negative Aspekte von Spiritualität,<br />

etwa Realitätsflucht oder ein ungesunde Selbstverleugnung, die bisher noch kaum<br />

berücksichtigt wurden. Eine deutsche Übersetzung des RCOPE sowie eine Über-<br />

prüfung, inwieweit er auf den deutschsprachigen Kulturraum anwendbar ist, existie-<br />

ren bisher nicht. Negative Aspekte der Religiosität erhebt allerdings auch der neu<br />

entwickelte, noch nicht veröffentlichte Religiositäts-Struktur-Test der Arbeitsgruppe<br />

Religionspsychologie in Trier.<br />

Sinnvoll wäre es möglicherweise, zunächst qualitative Forschungsarbeiten durchzu-<br />

führen, um wesentliche Faktoren für die Bedeutung von Spiritualität als Ressource<br />

zu erfassen. Dabei ist es fraglich, ob sich quantitative Messmethoden überhaupt<br />

geeignet sind für etwas so Individuelles wie Spiritualität und ihre Bedeutung als po-<br />

sitive Ressource bzw. Vulnerabilitätsfaktor.<br />

Interessant könnte in diesem Zusammenhang die Forschung zu impliziter Religiosi-<br />

tät (Schnell, 2004) sein, die sich für ein sehr breites Konzept individueller Sinnstif-<br />

tung interessiert. Der aus qualitativen Interviews entwickelte Fragebogen zur Le-<br />

bensbedeutungen (LeBe) erfasst neben Aspekten mit Transzendenzbezug bei-<br />

spielsweise positive sinnstiftende Aspekte wie Kreativität und Coping sowie auch<br />

einige negative Aspekte wie Opfererleben. Allerdings fand Schnell (2004) ebenfalls<br />

nur einen sehr kleinen negativen Zusammenhang zwischen Neurotizismus und dem<br />

breiten Konzept von Sinnerfüllung.<br />

Vielfach gefordert wurde bereits, komplexere theoretisch begründete Modelle zum<br />

Zusammenhang zwischen Spiritualität und psychischer Gesundheit zu überprüfen,<br />

da einfache Korrelationen nicht ausreichend sind. Erste Modelle wurden im<br />

deutschsprachigen Raum etwa von Murken (1998a), Dörr (2000), Selinger & Strau-<br />

be (2002) und Winter (2005) aufgestellt und getestet. Insgesamt bleibt in der bishe-<br />

rigen Forschung allerdings der Widerspruch, dass PatientInnen und Praktiker Spiri-


Diskussion 85<br />

tualität als Ressource benennen (Murken, 1998a; Demling, Wörthmüller &<br />

O´Connolly, 2001), sich dies aber kaum in empirischen Ergebnissen niederschlägt.<br />

Viel versprechend für die künftige Forschung erscheint es, stärker die Bedeutung<br />

von Spiritualität für positive statt für negative Indikatoren psychischer Gesundheit<br />

herauszuarbeiten (Allemand und Znoj, 2004). Belschner (2000) weist etwa darauf<br />

hin, dass Gesundheit als zweifaktorielles Konstrukt mit Gesundheit und Krankheit<br />

als weitgehend unabhängigen Dimensionen verstanden werden kann. Es ist denk-<br />

bar, dass das subjektive Wohlbefinden von spirituellen PatientInnen höher ist, dass<br />

sich dies aber nicht direkt auf die psychische Belastung niederschlägt.<br />

Sinnvoll könnte es ferner sein zu untersuchen, wie sehr PatientInnen von spezifi-<br />

schen spirituellen Angeboten profitieren. Denkbar wäre, dass Spiritualität nur dann<br />

als Ressource wirkt, wenn sie durch ein spezifisches Behandlungsangebot aktiviert<br />

wird. Man könnte etwa – in Weiterführung der Studie von Schowalter et al. (2003),<br />

die PatientInnen von zwei <strong>Kliniken</strong> mit unterschiedlichem Behandlungskonzept un-<br />

tersucht haben, – PatientInnen derselben Klinik untersuchen, von denen nur eine<br />

Gruppe spezifische religiöse Interventionen erhält.<br />

Für die Praxis sollte aus der vorliegenden Arbeit nicht gefolgert werden, dass Spiri-<br />

tualität für den Behandlungserfolg bei PatientInnen einer psychosomatischen Klinik<br />

in Deutschland eine unbedeutende Rolle spielt und von daher nicht weiter berück-<br />

sichtigt werden sollte. Vielmehr kann es an den unzureichenden Methoden zur<br />

Messung von Spiritualität und Therapieerfolg liegen, dass sich keine Effekte zeig-<br />

ten. Insbesondere das Ergebnis zum Zusammenhang zwischen Spirituali-<br />

tät/Religiosität und psychischer Belastung weist darauf hin, dass ein negatives Got-<br />

tesbild möglicherweise einen Vulnerabilitätsfaktor darstellt, auf den in der Therapie<br />

geachtet werden sollte.<br />

Bezüglich der Funktion von Spiritualität als positive Ressource macht die vorliegen-<br />

de Studie deutlich, dass nicht selbstverständlich von heilsamem Glauben gespro-<br />

chen werden kann, wie ich es in der Praxis häufig gehört habe und wie es For-<br />

schungsarbeiten aus den USA suggerieren. Glaube scheint sich zudem nicht – wie<br />

ein Medikament – auf eine einfache Weise als Mittel zum Zweck gebrauchen zu<br />

lassen.<br />

Eine Spiritualitätsskala als Testverfahren in einer psychosomatischen Klinik zu ver-<br />

wenden, kann sinnvoll sein, um spezifisch auf PatientInnen zugeschnittene Behand-<br />

lungsangebote auszuwählen. Möglicherweise profitieren PatientInnen mit einer ho-<br />

hen Offenheit für Spiritualität von spirituellen Gesprächs- und Gruppenangeboten.<br />

Bei der Auswahl eines Testverfahrens sollte darauf geachtet werden, dass es auch


Diskussion 86<br />

den Aspekt eines negativen Gottesbildes berücksichtigt, da dieser sich deutlicher<br />

Vulnerabilitätsfaktor erwiesen hat.<br />

Wichtiger als einen Fragebogen zur Spiritualität in die Diagnostik und Evaluation<br />

einzubeziehen dürfte allerdings eine Sensibilität von TherapeutInnen für das Thema<br />

Spiritualität sein. Denn die im Vergleich zur repräsentativen Bevölkerungsstichprobe<br />

hohen Werte auf der Skala Transpersonales Vertrauen weisen darauf hin, dass Spi-<br />

ritualität für die TeilnehmerInnen an der Studie ein bedeutsames Thema ist.


Literatur 87<br />

Literatur<br />

Albani, C., Bailer, H., Blaser, G., Geyer, M., Brähler, E. & Grulke, N. (2002a). Erfassung religiöser und<br />

spiritueller Einstellungen – Psychometrische Überprüfung der deutschen Version des „Systems<br />

of Belief Inventory“ (SBI-15R-D) von Holland et al. in einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe.<br />

Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 52(7), 306-313.<br />

Albani, C., Bailer, H., Blaser, G., Geyer, M., Brähler, E. & Grulke, N. (2002b). Psychometrische Überprüfung<br />

der Skala "Transpersonales Vertrauen" (TPV) in einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe.<br />

Transpersonale Psychologie und Psychotherapie, 2002(2), 86-98.<br />

Albani, C., Gunzelmann, T., Bailer, H., Grulke, N. & Brähler, N. (2005). Religiosität und transpersonales<br />

Vertrauen als Ressource im Alter. In P. Bäurle, H. Förstl, D. Hell, H. Radebold, I. Riedel & K.<br />

Studer (Hrsg.), Spiritualität und Kreativität in der Psychotherapie mit älteren Menschen. Bern:<br />

Hans Huber.<br />

Allemand, M., Znoj, H. (2004). Religiosität – Eine wohlbefindensfördernde Ressource? In Ch. Zwingmann<br />

& H. Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren und Studien zu Gesundheit und<br />

Lebensbewältigung (S. 239-260). Münster: Waxmann.<br />

Allport, G. W. & Ross, J. M. (1976). Personal religious orientation and prejudice. Journal of Personality<br />

and Social Psychology, 5 (4), 432-443.<br />

Ano, G. & Vasconcelles, E. B. (2005). Religious Coping and Psychological Adjustment to Stress: A<br />

Meta-Analysis. Journal of Clinical Psychology, 61 (4), 461-480.<br />

Antonovsky, A. (1997). Salutogenese – zur Entmystifizierung der Gesundheit (Forum für Verhaltenstherapie<br />

und psychosoziale Praxis 36). Tübingen: Dgvt.<br />

Bantelmann, J. (2005). Die Integrativen Verlaufsskalen (IVS-39) - Ein Instrument zur Veränderungsmessung<br />

und Diagnostik tiefenpsychologisch und integrativ orientierter Psychotherapie (Psychologie<br />

des Bewusstseins - Tests, Bd. 1). Münster: LIT.<br />

Belschner, W. (2000). Integrale Gesundheit. Zur Integration einer Transpersonalen Psychologie in die<br />

Akademische Psychologie. In W. Belschner & P. Gottwald (Hrsg.), Gesundheit und Spiritualität<br />

(Transpersonale Studien 1, S. 71-117). Oldenburg: BIS.<br />

Belschner, W. (2001a). Integrale Forschungsmethodik – Die Entwicklung von angemessenen Methoden<br />

für den transpersonalen Forschungsgegenstand (1). In W. Belschner (Hrsg.), Perspektiven<br />

transpersonaler Forschung. Oldenburg: BIS.<br />

Belschner, W. (2001b). Tun und Lassen - Ein komplementäres Konzept der Lebenskunst. Transpersonale<br />

Psychologie und Psychotherapie, 7(2), 85-102. Im Internet verfügbar unter: http://www.unioldenburg.de/tps/Publikationen/Tun_und_Lassen/tunundlassen01.pdf<br />

[07.07.2006].<br />

Belschner, W. (2002). Die vergessene Dimension in Grawes Allgemeiner Psychotherapie. In W.<br />

Belschner, J. Galuska, H. Walach & E. Zundel (Hrsg.), Transpersonale Forschung im Kontext<br />

(Transpersonale Studien 5, S. 167-216). Oldenburg: BIS.<br />

Belschner, W. (2006). Transpersonales Vertrauen – Manual zum TPV. Unveröffentlichtes Manuskript.<br />

Belschner, W. & Bantelmann, J. (2005). Der Fragebogen Integrale Gesundheit (FIG-50) – Manual zu<br />

Konzept, Konstruktion, psychometrischen Kennwerten und Validität. Münster: LIT Verlag. (Publikation<br />

in Vorbereitung in der Reihe Psychologie des Bewusstseins, TESTS)<br />

Belschner, W., Bantelmann, J. & Galuska, J. (2000). Die transpersonale Dimension von Gesundheit.<br />

Fachvortrag in der Klinik Heiligenfeld. Im Internet verfügbar unter: http://www.heiligenfeld.de/<br />

Deutsch/Archiv/Fachvortraege/die_transpers_Gesundheit.pdf [07.07.2006].<br />

Belschner, W., Galuska, J., Walach, H. & Zundel, E. (Hrsg.). (2001). Perspektiven transpersonaler<br />

Forschung (Transpersonale Studien 3). Oldenburg: BIS.<br />

Benson, H., Dusek, J. A., Sherwood, J. B., Lam, P., Bethea, Ch. F., Carpenter, W., Levitsky, S., Hill, P.<br />

C., Clem, D. W., Jain, M. K., Drumel, D., Kopecky, S. L., Mueller, P. S., Marek, D., Rollins, S. &<br />

Hibberd, P. L. (2006). Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer (STEP) in cardiac<br />

bypass patients: A multicenter randomized trial of uncertainty and certainty of receiving intercessory<br />

prayer. American Heart Journal, 151(4), 934-942.<br />

Belschner, W. & Koch-Göppert, G. (2003). Transpersonale Psychologie – Ein besonderes Kapitel<br />

Hochschulpolitik. In W. Belschner (Hrsg.), Auf dem Weg zu einer Psychologie des Bewusstseins<br />

(Transpersonale Studien 8, S.167-211). Oldenburg: BIS.<br />

Bischof, M. (2003). Vom integralen Weltbild zu einer neuen Wissenschaft. Der Wandel der Gesellschaft<br />

und die neue Religiosität. In M. Utsch & J. Fischer (Hrsg.) Im Dialog über die Seele.<br />

Transpersonale Psychologie und christlicher Glaube (S. 3-51). Münster: LIT.<br />

Bortz, J. (2004). Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler (6. Auflage). Heidelberg: Springer.<br />

Bortz, J. & Döring, N. (2002). Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler<br />

(3. überarbeitete Auflage). Berlin: Springer.<br />

Bühl, A., Zöfel, P. (2005). SPSS 12. Einführung in die moderne Datenanalyse unter Windows (9.,<br />

überarbeitete und erweiterte Auflage). München: Pearson.<br />

Bühner, M. (2006). Einführung in die Test- und Fragebogenkonstruktion (2. Auflage). München: Pearson.


Literatur 88<br />

Büssing, A., Keller, N., Michalsen, A., Moebus, S., Dobos, G., Ostermann, Th. & Matthiessen, P. F.<br />

(2006). Spirituality and adaptive coping styles in German patients with chronic diseases in a<br />

CAM health care setting. Journal of Complementary and Integrative Medicine, 3(1). Im Internet<br />

verfügbar unter: http://www.bepress.com/jcim/vol3/iss1/4/ [30.08.2006].<br />

Büssing, A., Matthiessen, P. F. & Osterman, Th. (2005). Engagement of patients in religious an spiritual<br />

practices: Confirmatory results with the SpREUK-P 1.1 questionnaire as a tool of quality of life<br />

research. Health and Quality of life outcomes 3:53. Im Internet verfügbar unter:<br />

http://www.hqlo.com/content/3/1/53, doi: 10.1186/1477-7525-3-53.<br />

Büssing, A., Ostermann, Th. & Matthiessen, P. F. (2005). Role of religion and spirituality in medical<br />

patients: Confirmatory results with the SpREUK questionnaire. Health and Quality of Life Outcomes,<br />

3:10. Im Internet verfügbar: http://www.hqlo.com/content/3/1/10, doi:10.1186/1477-<br />

7525-3-10.<br />

Demling, J. H., Wörthmüller, M. & O’Conolly, T. A. (2001). Psychotherapie und Religion. Eine repräsentative<br />

Umfrage unter fränkischen Psychotherapeuten. Psychotherapie Psychosomatik medizinische<br />

Psychologie, 51, 76-86.<br />

Dörr, A., (1987). Religiosität und Depression. Eine empirisch-psychologische Untersuchung. Weinheim:<br />

Deutscher Studien Verlag.<br />

Dörr, A. (2000). Religiosität und psychische Gesundheit. Zur Zusammenhangsstruktur spezifischer<br />

religiöser Konzepte. Hamburg: Kovač.<br />

Dörr, A. (2004). Religiöses Coping als Ressource bei der Bewältigung von Life Events. In Ch. Zwingmann<br />

& H. Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren und Studien zu Gesundheit und<br />

Lebensbewältigung (S. 261-275). Münster: Waxmann.<br />

Franke, G. H. (2002). SCL-90-R. Symptom-Checkliste von L. R. Derogatis – Deutsche Version. Manual<br />

(2., vollständig überarbeitete und neu normierte Auflage). Göttingen: Beltz Test.<br />

Freeman, A. (2006). A Daniel come to judgement? Dennett and the revisioning of transpersonal theory.<br />

Journal of Consciousness Studies, 13 (3), 95–109.<br />

Galuska, J. (2000). Ziele stationärer Psychotherapie aus ganzheitlicher Sicht. In W. Belschner & P.<br />

Gottwald (Hrsg.) Gesundheit und Spiritualität (Transpersonale Studien 1, S. 149-157). Oldenburg:<br />

BIS.<br />

Geiss, G., Belschner, W. & Oldenbourg, R. (2005). Ohne meinen Glauben könnte ich diese Arbeit hier<br />

nicht tun. Transpersonale Psychologie und Psychotherapie, 11(2), 42-55.<br />

George, L. K., Ellison, Ch. G. & Larson, D. B. (2002). Explaining the relationships between religious<br />

involvement and health. Psychological Inquiry, 13(3), 190-200.<br />

Grom, B. (1992). Religionspsychologie. München: Kösel.<br />

Grom, B. (2002). Wie froh macht die Frohbotschaft? Religiosität, subjektives Wohlbefinden und psychische<br />

Gesundheit. Wege zum Menschen, 54(4),196-204.<br />

Grom, B. (2004). Religiosität – psychische Gesundheit – subjektives Wohlbefinden: Ein Forschungsüberblick.<br />

In Ch. Zwingmann & H. Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren und Studien<br />

zu Gesundheit und Lebensbewältigung (S. 187-214).<br />

Grom, B., Hellmeister, G. & Zwingmann, Ch. (1998). Münchner Motivationspsychologisches Religiositäts-Inventar<br />

(MMRI) - Entwicklung eines neuen Meßinstruments für die religionspsychologische<br />

Forschung, In Ch. Henning & E. Nestler (Hrsg.)., Religion und Religiosität zwischen Theologie<br />

und Psychologie: Bad Boller Beiträge zur Religionspsychologie (S. 181-203). Frankfurt am<br />

Main: Peter Lang.<br />

Grawe, K. (2000). Psychologische Therapie (2. Auflage). Göttingen: Hogrefe.<br />

Grawe, K. & Grawe - Gerber, M. (1999). Ressourcenaktivierung. Ein primäres Wirkprinzip der Psychotherapie.<br />

Psychotherapeut, 44, 63-73.<br />

Hark, H. (1984). Religiöse Neurosen – Ursachen und Heilung. Stuttgart: Kreuz. Im Internet verfügbar:<br />

http://www.opus-magnum.de/hark/neurose/index.html [20.12.2006].<br />

Hark, H. (1994). Religiöse Neurosen - Neurotisierung durch angstmachende Gottesbilder. In G. Klosinski,<br />

(Hrsg.), Religion als Chance oder Risiko - entwicklungsfördernde und entwicklungshemmende<br />

Aspekte religiöser Erziehung. Bern: Huber.<br />

Hautzinger, M. Bailer, M., Worall, H. & Keller, F. (1994). Beck-Depressions-Inventar (BDI). Testhandbuch.<br />

Bern: Hans Huber.<br />

Hemminger, H. (2003). Grundwissen Religionspsychologie: Ein Handbuch für Studium und Praxis.<br />

Freiburg im Breisgau: Herder.<br />

Henning, Ch., Murken, S. & Nestler, E. (Hrsg.). (2003). Einführung in die Religionspsychologie. Paderborn:<br />

Schöningh.<br />

Henning, Ch. & Nestler, E. (Hrsg.). (1998). Religion und Religiosität zwischen Theologie und Psychologie:<br />

Bad Boller Beiträge zur Religionspsychologie (Einblicke; Bd. 1). Frankfurt am Main: Peter<br />

Lang.<br />

Heymann, F. v., Zaudig, M., Tritt, K. (2003). Die diagnosebezogene Behandlungsdauer in der Psychosomatischen<br />

und Psychotherapeutischen Medizin: Eine homogene Größe? Erste Ergebnisse<br />

der Multicenter-Basisdokumentation (Psy-BaDo-PTM) als Grundlage qualitätssicherender Maßnahmen<br />

in der stationären Psychosomatik. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation,<br />

62, 209 – 221.


Literatur 89<br />

Hill, P. C. (2005). Measurement in the psychology of religion and spirituality. In R. F. Paloutzian & C. L.<br />

Park (Hrsg.), Handbook of the psychology of religion and spirituality (S. 43-61). New York: Guilford.<br />

Huber, S. (1996). Dimensionen der Religiosität: Skalen, Messmodelle und Ergebnisse einer empirisch<br />

orientierten Religionspsychologie. Freiburg (Schweiz): Universitätsverlag.<br />

Huber, S. (2003). Zentralität und Inhalt. Ein neues multidimensionales Messmodell der Religiosität<br />

(Veröffentlichungen der Sektion „Religionssoziologie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie,<br />

Bd. 9). Opladen: Leske und Budrich.<br />

Huber, S. (2004). Zentralität und multidimensionale Struktur der Religiosität: Eine Synthese der theoretischen<br />

Ansätze von Allport und Glock zur Messung der Religiosität. In Ch. Zwingmann & H.<br />

Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren und Studien zu Gesundheit und Lebensbewältigung<br />

(S. 79-105), Münster: Waxmann.<br />

Koenig, H. G. & Larson, D. B. (2001). Religion and mental health: evidence for an association. International<br />

Review of Psychiatry, 13, 67-78.<br />

Koenig, H. G., McCullough, M. E. & Larson, D. B. (2001). Handbook of religion and health: a century<br />

of research reviewed, New York: Oxford University Press.<br />

Kohls, N. B. (2004). Außergewöhnliche Erfahrungen - Blinder Fleck der Psychologie? Eine Auseinandersetzung<br />

mit außergewöhnlichen Erfahrungen und ihrem Zusammenhang mit geistiger Gesundheit<br />

(Psychologie des Bewusstseins, Bd. 2). Münster: LIT.<br />

Koller, M. (2005). Religiosität und Emotionen. Die Rolle von Zentralität und Inhalten des religiösen<br />

Konstruktsystems bei Situationseinschätzungen und Emotionen in alltäglichen Belastungssituationen.<br />

Unveröffentlichte Lizentiatsarbeit, Universität Freiburg (CH).<br />

Klinik für Psychosomatische Medizin Bad Grönenbach/Allgäu. (2004). Jubiläumsband 25 Jahre Psychosomatische<br />

Klinik Bad Grönenbach. Veröffentlichung der Klinik.<br />

Klinik für Psychosomatische Medizin Bad Grönenbach/Allgäu. (2006). PatientInnencharakteristika. Im<br />

Internet verfügbar: http://www.wka.de/ecomaXL/index.php?site=rpsy_wir_qm_ PatientInnen<br />

[16.11.06].<br />

Kriebel, R., Paar, G., Schmitz-Buhl, S. & Raatz, U. (2001). Veränderungsmessung mit dem Veränderungsfragebogen<br />

(VEV): Entwicklung einer Kurzform und deren Anwendung in der Psychosomatischen<br />

Rehabilitation. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 53, 20-32.<br />

Lazarus, R. S. & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. New York: Springer.<br />

Lemke, D. (2002). Macht Glaube krank? Zum Zusammenhang von religiösem und irrationalem Denken.<br />

Unveröffentlichte <strong>Diplomarbeit</strong>, LMU München.<br />

MacDonald, D. (2000). Spirituality: description, measurement and relation to the five factor model of<br />

personality. Journal of Personality, 68 (1), 153-197.<br />

Mestel, R. (2006). Veränderungsmessung im qstests-Programm. Im Internet verfügbar:<br />

http://www.qstests.de/info/change.pdf [23.10.2006].<br />

Meyer, F. & Schulte, D. (2002). Zur Validität der Beurteilung des Therapieerfolgs durch Therapeuten.<br />

Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 31 (1), 53-61.<br />

Michalak, J., Kosfelder, J., Meyer, F. & Schulte, D. (2003). Messung des Therapieerfolgs. Veränderungsmaße<br />

oder retrospektive Erfolgsbeurteilung. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie,<br />

32 (2), 94-103.<br />

Miller, L. & Kelley, B. S. (2005). Relationships of religiosity and spirituality with mental health and psychopathology.<br />

In R. F. Paloutzian & C. L. Park (Hrsg.), Handbook of the psychology of religion<br />

and spirituality (S. 460-478). New York: Guilford.<br />

Moosbrugger, H. & Zwingmann, Ch. (2004). Deutschsprachige Religionspsychologie heute: Einführung<br />

und Überblick. In Ch. Zwingmann & H. Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren und<br />

Studien zu Gesundheit und Lebensbewältigung (S. 9-22). Münster: Waxmann.<br />

Moser, T. (1976). Gottesvergiftung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.<br />

Murken, S. (1998a). Gottesbeziehung und psychische Gesundheit. Die Entwicklung eines Modells und<br />

seine empirische Überprüfung (Internationale Hochschulschriften 262). Münster: Waxmann.<br />

Murken, S. (1998b). Hilft die Gottesbeziehung bei der Lebensbewältigung? Eine beziehungstheoretische<br />

Analyse. In Ch. Henning & E. Nestler (Hrsg.), Religion und Religiosität zwischen Theologie<br />

und Psychologie: Bad Boller Beiträge zur Religionspsychologie (S. 205-236). Frankfurt am<br />

Main: Peter Lang.<br />

Oman, D. & Thosesen, C. E. (2005). Do religion and spirituality influence health? In R. F. Paloutzian &<br />

C. L. Park (Hrsg.), Handbook of the psychology of religion and spirituality (S. 435-459). New<br />

York: Guilford.<br />

Pargament, K. I. (1996). Religious contributions to the process of coping with stress. In H. Grzymała-<br />

Moszczynska & B. Beit-Hallahmi (Hrs.), Religion, psychopathology and coping (S. 177-191).<br />

Amsterdam: Rodopi.<br />

Pargament, K. I. (1997). The psychology of religion and coping: Theory, research and pracitce. New<br />

York: Guilford Press.<br />

Pargament, K. I. (1999). Religious/Spiritual Coping. In John E. Fetzer Institute (Hrsg.), Multidimensional<br />

Measurement of Religiousness/ Spirituality for Use in Health Research: A Report of the<br />

Fetzer Institute/ National Institute on Aging Working Group. Kalamanzoo: Fetzer Institute. Im<br />

Internet verfügbar unter: www.fetzer.org/PDF/Total_Fetzer_Book.pdf [25.08.2006].


Literatur 90<br />

Pargament, K. I. (2002a). Is religion nothing but...? Explaining religion versus explaining religion away.<br />

Psychological Inquiry, 13(3), 239-244.<br />

Pargament, K. I. (2002b). The bitter and the sweet: An evaluation of the costs and benefits of religiousness.<br />

Psychological Inquiry, 13(3), 168-181.<br />

Pargament, K. I., Ano, G. G. & Wachholtz A. B. (2005). The religious dimensions of coping. Advances<br />

in theory, research, and practice. In R. F. Paloutzian & C. L. Park (Hrsg.), Handbook of the psychology<br />

of religion and spirituality (S. 479-495). New York: Guilford.<br />

Pargament, K. I., Koenig, H. G. & Perez, L. M. (2000). The Many Methods of Religious Coping: Development<br />

and Initial Validitation of the RCOPE. Journal of Clinical Psychology, 56, 519-543.<br />

Pargament, K. I., Koenig, G. H., Tarakeshwar, N., Hahn, J. (2004). Religious coping methods as predictors<br />

of psychological, physical and spiritual outcomes among medically ill ederly patients: A<br />

two-year longitudinal study. Journal of Health Psychology, 9 (6), 713-730.<br />

Pargament, K. I., Smith, B. W., Koenig, H. G. & Perez, L. (1998). Patterns of positive and negative<br />

religious coping with major life stressors. Journal fort he Scientific Study of religion, 37 (4), 710-<br />

724.<br />

Petersen, K. (1993). Persönliche Gottesvorstellungen. Empirische Untersuchungen - Entwicklung eines<br />

Klärungsverfahrens. Ammersbeck: Verlag an der Lotterbeck.<br />

Richard, M. (2004). Religiosität als psychische Bindung – Die Struktur „innerer Arbeitsmodelle“ von<br />

Gottesbeziehungen. In Ch. Zwingmann & H. Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren<br />

und Studien zu Gesundheit und Lebensbewältigung (S. 131-155). Münster: Waxmann.<br />

Ross, Th. (2004). Bindung, Selbstregulation und Religion. Wege zum Menschen, 56 (1), 74-85.<br />

Rotter, J. B. (1971). External control and internal control. Psychology today, 5 (1), 37-42.<br />

Senst, R., Kloß, R., Oberbillig, R., Schowalter, M., Kielmann, S., Heuft, G. (2000). Erfahrungen mit der<br />

Basisdokumentation Psy-BaDo. Psychotherapeut, 45, 308-314.<br />

Schafer, J. L. & Graham, J. W. (2002). Missing data: our view of the state of the art. Psychological<br />

Methods, 7(2), 147-177.<br />

Scharfetter, Ch. (1997). Der spirituelle Weg und seine Gefahren. Eine Übersicht für Berater und TherapeutInnen<br />

(4. Auflage). Stuttgart: Enke.<br />

Schauenburg, H. & Strack, M. (1998). Die Symptom Checklist-90-R (SCL-90-R) zur Darstellung von<br />

statistich und klinisch signifikanten Psychotherapieergebnissen. Psychotherapie, Psychosomatik<br />

und medizinische Psychologie, 48, 257-264.<br />

Schnell, T. (2004). Implizite Religiosität – Zur Psychologie des Lebenssinns. Lengerich: Pabst. Im<br />

Internet verfügbar: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=973940158 [13.12.2006].<br />

Schowalter, M., Richard, M., Murken, S., Senst, R. & Rüdel, H. (2003). Die Integration von Religiosität<br />

in die psychotherapeutische Behandlung bei religiösen Patienten – ein Klinikvergleich. Zeitschrift<br />

für Klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 51, 361-374.<br />

Schwarz, B. G. (2006). Erfahrung und Spiritualität. Zutaten zu einem Bestseller. Zu Angeboten und<br />

Inhalten auf dem Markt des gelingenden Lebens. (Im Druck).<br />

Selinger, K., Straube, E. R. (2003). Coping-Funktion religiöser Glaubenssysteme. Bericht aus der Jenenser<br />

„Arbeitsgruppe Religionspsychologie“. In Ch. Henning & Ch. Nestler (Hrsg.) Konversion.<br />

Zur Aktualität eines Jahrhundertthemas (S. 213-243). Frankfurt a. M.: Lang.<br />

Shafranske, E. P. (2005). The psychology of religion in clinical and counseling psychology. In R. F.<br />

Paloutzian & C. L. Park (Hrsg.), Handbook of the psychology of religion and spirituality (S. 496-<br />

514). New York: Guilford.<br />

Smith, T. B., Mc Cullough, M. E., Poll, J. (2003). Religiousness and Depression: Evidence for a Main<br />

Effect and the Moderation Influence of Stressful Life Events. Psychological Bulletin, 129 (4),<br />

614-636.<br />

Steyer, R., Hannöver, W., Telser, C. & Kriebel, R. (1997). Zur Evaluation intraindividueller Veränderung.<br />

Zeitschrift für Klinische Psychologie, 26, 291-299.<br />

Stieglitz, R.-D. & Baumann, U. (2001): Veränderungsmessung. In R.-D.Stieglitz, U. Baumann & H. J.<br />

Freyberger (Hrsg.): Psychodiagnostik in Klinischer Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie<br />

(2., überarbeitete und erweiterte Auflage), S. 21-38. Stuttgart: Thieme.<br />

Tart, Ch. T. (2006). Current status of transpersonal psychology. Journal of Consciousness Studies,<br />

13(4), 83–87<br />

Terwey, M. (2003). Kirchen weiter auf der Verliererstraße – Inferno und Aberglauben im Aufwind?<br />

ZA-Information, 52, 93-119. Im Internet verfügbar unter: http://isysweb.za.uni-koeln.de/<br />

[06.07.2006].<br />

Utsch, M. (1996). Grundmerkmale wissenschaftlicher Religionspsycholgie und Entwurf einer Synopse.<br />

Dissertation, Universität Bonn.<br />

Utsch, M. (1998). Religionspsychologie. Voraussetzungen, Grundlagen, Forschungsüberblick. Stuttgart:<br />

Kohlhammer.<br />

Utsch, M. (2003). Transpersonale Psychologie und Christlicher Glaube: Gemeinsames und Trennendes.<br />

In M. Utsch & J. Fischer (Hrsg.) Im Dialog über die Seele. Transpersonale Psychologie und<br />

christlicher Glaube (S. 153-164). Münster: LIT.<br />

Walach, H. (2003). Transpersonale Psychologie: Chancen und Probleme. In M. Utsch & J. Fischer<br />

(Hrsg.) Im Dialog über die Seele. Transpersonale Psychologie und christlicher Glaube (S. 53-<br />

74). Münster: LIT.


Literatur 91<br />

Walach, H. (2005). Spiritualität als Ressource. Ein neues Forschungsfeld und seine Chancen und<br />

Probleme. Deutsche Zeitschrift für Onkologie, 37(1), 4-12.<br />

Walsh, R. & Vaughan, F. (Hrsg.) (1985). Psychologie in der Wende. Grundlagen, Methoden und Ziele<br />

der Transpersonalen Psychologie – eine Einfühung in die Psychologie des Neuen Bewußtseins.<br />

Bern: Scherz.<br />

Weinreich, U. M. (2005). Integrale Psychotherapie – Ein umfassendes Therapiemodell auf der Grundlage<br />

der Integralen Philosophie nach Ken Wilber. Leipzig: Araki. Gekürzte Version im Internet<br />

verfügbar unter: http://www.integrale-psychotherapie.de [20.07.2006].<br />

Wilber, K., Engler, J., Brown D. P. (1988). Psychologie der Befreiung. Perspektiven einer neuen Entwicklungspsychologie<br />

– die östliche und die westliche Sicht des menschlichen Reifungsprozesses<br />

(Mit ergänzenden Beiträgen von John Chirban, Mark Epstein und Jonathan Lieff). Bern:<br />

Scherz.<br />

Winkler, N. (2001) Das Heilpotential transpersonaler Erfahrungen – eine Reanalyse der Daten der<br />

Fachklinik Heiligenfeld (FKH). In W. Belschner (Hrsg.), Perspektiven transpersonaler Forschung<br />

(Transpersonale Studien 3, S.117-133). Oldenburg: BIS.<br />

Winter, U. (2005). Der liebe Gott hat es so gewollt. Die Rolle der Religiosität bei der Bewältigung kritischer<br />

Lebensereignisse sowie Impulse für eine pastorale Krisenintervention – eine pastoralpsychologische<br />

Studie (Dissertation, Universität Freiburg (CH). Im Internet verfügbar unter:<br />

http://ethesis.unifr.ch/theses/downloads.php?file=WinterUC.pdf [07.07.2006].<br />

Wittmann, W. W., Nübling, R. & Schmidt, J. (2002). Evaluationsforschung und Programmevaluation im<br />

Gesundheitswesen. Zeitschrift für Evaluation, (1), 39-60. Im Internet verfügbar:<br />

http://www.zfev.de/ fruehereAusgabe/ausgabe2002-1/download/wittmann_nuebling_schmidt.pdf<br />

[04.10.2006].<br />

Wulff, D. M. (1991). Psychology of religion. Classic and contemporary views. New York: John Wiley &<br />

Sons.<br />

Yeginer, A. (2000a). Forschungsinstrumente der Transpersonalen Psychologie (Transpersonale Studien<br />

2). Oldenburg: BIS.<br />

Yeginer, A. (2000b). Spirituelle Praxis als Hilfe zur Bewältigung einer Krebserkrankung. In W.<br />

Belschner & P. Gottwald (Hrsg.) Gesundheit und Spiritualität (Transpersonale Studien 1, S.<br />

119-148). Oldenburg: BIS.<br />

Yeginer, A. (2001). Psychometrische Messung in der Transpersonalen Psychologie. In W. Belschner<br />

(Hrsg.), Perspektiven transpersonaler Forschung. Oldenburg: BIS.<br />

Zielke, M. & Kopf-Mehnert, C. (1978). Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens (VEV).<br />

Manual. Weinheim: Beltz.<br />

Zielke, M. & Kopf-Mehnert, C. (2001a) 22 Jahre wissenschaftliche und klinische Erfahrungen mit dem<br />

Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens VEV. Praxis Klinische Verhaltensmedizin<br />

und Rehabilitation, 53, 3-6.<br />

Zielke, M. & Kopf-Mehnert, C. (2001b). Der VEV-R-2001: Entwicklung und testtheoretische Reanalyse<br />

der revidierten Form des Veränderungsfragebogens des Erlebens und Verhaltens (VEV). Praxis<br />

Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 53, 7-19.<br />

Zinnbauer, B. J. & Pargament, K. I. (2005). Religiousness and Spirituality. In R. F. Paloutzian & C. L.<br />

Park (Hrsg.), Handbook of the psychology of religion and spirituality (S. 21-42). New York: Guilford.<br />

Znoj, H., Morgenthaler, Ch., Zwingmann, Ch. (2004). Mehr als nur Bewältigen? Religiosität, Stressreaktion<br />

und Coping bei elterlicher Depressivität nach dem Verlust eines Kindes. In Ch. Zwingmann<br />

& H. Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren und Studien zu Gesundheit und<br />

Lebensbewältigung (S. 278-297). Münster: Waxmann.<br />

Zwingmann, Ch. (2004). Spiritualität/ Religiosität und das Konzept der gesundheitsbezogenen Lebensqualität:<br />

Definitionsansätze, empirische Evidenz, Operationalisierungen. In Ch. Zwingmann<br />

& H. Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren und Studien zu Gesundheit und Lebensbewältigung<br />

(S. 215-237). Münster: Waxmann.<br />

Zwingmann, Ch. (2005, März). Religiosität/Spiritualität als Komponente der gesundheitsbezogenen<br />

Lebensqualität? Perspektiven für Rehabilitation und Psychotherapie. Vortrag auf der 10. Arbeitstagung<br />

„Empirische Forschung in Psychotherapie und Seelsorge“, Egenhausen. Im Internet<br />

verfügbar unter: www.akademieps.de/download/5375-AT-Zwingmann.ppt [11.09.2006].<br />

Zwingmann, Ch., Grom, B., Schermelleh-Engel, K., Madsen, R., Schmitz, E. & Moosbrugger, H.<br />

(2004). Das Münchner Motivationspsychologische Religiositäts-Inventar: Dimensionsanalytische<br />

Prüfung und Revision. In Ch. Zwingmann & H. Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren<br />

und Studien zu Gesundheit und Lebensbewältigung (S. 57-77), Münster: Waxmann.<br />

Zwingmann, Ch., Rumpf, M., Moosbrugger, H. & Frank, D., (1996). Das I-E-Konzept: Wege aus der<br />

Krise? Religiöse Orientierungen und Glaubensinhalte. In H. Moosbrugger, Ch. Zwingmann & D.<br />

Frank (Hrsg.), Religiosität, Persönlichkeit und Verhalten. Beiträge zur Religionspsychologie (S.<br />

97-114). Münster: Waxmann.


Anhang 92<br />

Anhang A: Fragebogen zur Spiritualität<br />

Fragebogen zur Spiritualität<br />

Auf den folgenden Seiten findest du 2 drei kurze Fragebögen zum Thema Spiritualität.<br />

Bitte fülle die Fragebögen innerhalb der nächsten Woche aus und bringe sie zum zweiten<br />

Teil des Prä-Tests mit oder lasse sie von den Sekretärinnen an der Rezeption ins Fach<br />

„Tests“ legen.<br />

Geh bei den folgenden Fragen bitte jeweils von deinen persönlichen Vorstellungen von<br />

„Gott“ aus. Wähle im Zweifelsfall die Antwortalternative, die noch am ehesten auf dich zutrifft.<br />

Antworte zügig und achte bitte darauf, alle Fragen zu beantworten, auch wenn sie ähnlich<br />

lauten.<br />

Vielen Dank!<br />

Dr. Robert Mestel<br />

Leiter Abt. Forschung & Qualitätssicherung<br />

Welcher Religion, Konfession oder spirituellen Richtung fühlst du dich zugehörig?<br />

katholisch<br />

evangelisch<br />

freikirchlich<br />

muslimisch<br />

buddhistisch<br />

andere, nämlich: _________________________<br />

keiner<br />

spirituell, ohne zu einer bestimmten Glaubensgemeinschaft zu gehören<br />

2 In der Psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach duzen TherapeutInnen und PatientInnen einan-<br />

der.


Anhang 93<br />

1. Ich fühle mich mit einer höheren Wirklichkeit/ einem höheren<br />

Wesen/ Gott verbunden. Darauf kann ich auch in<br />

schweren Zeiten vertrauen.<br />

2. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich in meinem Leben<br />

aus einer höheren Einsicht heraus geführt werde.<br />

3. Religiöse Praktiken (z.B. Beten, Mantren sprechen, geistige<br />

Lieder singen, Meditieren) helfen mir in schwierigen Situationen.<br />

4. Meine Seele lebt auch nach meinem Tod weiter.<br />

5. Ich versuche, mich der Hand Gottes/ eines höheren Wesens/<br />

einer höheren Wirklichkeit anzuvertrauen.<br />

6. Ich bin Teil eines großen Ganzen, in dem ich geborgen bin.<br />

7. Ich bezeichne mich als religiös, auch wenn ich keiner Glaubensgemeinschaft<br />

angehöre.<br />

8. Ich bin ein Mensch mit Körper und Intellekt. Und ich bin<br />

auch untrennbar mit dem Kosmos verbunden.<br />

9. Es gibt in einem Menschenleben manches Glück oder Unglück,<br />

das meine Möglichkeiten des Erklärens und Verstehens<br />

übersteigt.<br />

10. Wir Menschen können nicht alles bestimmen. Es gibt eine<br />

höhere Wirklichkeit/ ein höheres Wesen/ Gott, dem ich<br />

mich anvertrauen kann.<br />

11. Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass ich mich mit<br />

der Welt und dem Kosmos eins fühle.<br />

trifft<br />

voll-<br />

ständig<br />

zu<br />

trifft<br />

teil-<br />

weise/<br />

etwas<br />

zu<br />

trifft<br />

eher/<br />

teil-<br />

weise<br />

nicht zu<br />

trifft<br />

gar<br />

nicht zu


Anhang 94<br />

Geh bei den folgenden Fragen bitte wieder von deiner persönlichen Spiritualität aus:<br />

1. Wie häufig nimmst du in der Regel an Gottesdiensten teil – auch über Radio oder Fernsehen?<br />

<br />

nie<br />

<br />

höchstens<br />

einmal im<br />

Jahr<br />

<br />

ein paar<br />

Mal im Jahr<br />

2. Wie häufig betest du in der Regel?<br />

<br />

nie<br />

<br />

höchsten<br />

seinmal<br />

im Jahr<br />

<br />

ein paar<br />

Mal im<br />

Jahr<br />

<br />

etwa<br />

einmal im<br />

Monat<br />

<br />

etwa einmal<br />

im Monat<br />

<br />

mehrmals<br />

im Monat<br />

<br />

alle 14 Tage<br />

<br />

etwa<br />

einmal in<br />

der Woche<br />

<br />

mehrmals<br />

in der<br />

Woche<br />

<br />

etwa einmal<br />

in der Woche<br />

<br />

etwa<br />

einmal<br />

am Tag<br />

3. Wie interessant, wichtig oder wahrscheinlich sind für dich die folgenden Inhalte?<br />

Wie sehr interessierst du dich dafür, mehr über<br />

religiöse Fragen zu erfahren?<br />

Wie hoch ist deiner Ansicht nach die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass Gott wirklich existiert und nicht nur<br />

eine menschliche Idee ist?<br />

Wie wichtig ist dir die Teilnahme am Gottesdienst?<br />

gar<br />

nicht<br />

wenig<br />

mittel ziemlich<br />

<br />

mehrmals<br />

in der Woche<br />

<br />

mehrmals<br />

am Tag<br />

<br />

<br />

<br />

Wie wichtig ist für dich das persönliche Gebet? <br />

Wie hoch ist deiner Ansicht nach die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es ein Leben nach dem Tod gibt? <br />

4. Wie oft kommen die folgenden Ereignisse und Situationen bei dir vor?<br />

Wie oft... nie selten gelegentlich<br />

sehr<br />

oft Sehr<br />

oft<br />

... denkst du über religiöse Fragen nach? <br />

... erlebst du Situationen, in denen du das Gefühl<br />

hast, Gott will dir etwas sagen.<br />

... erlebst du Situationen, in denen du das Gefühl<br />

hast, dass Gott in dein Leben eingreift?


Anhang 95<br />

Bei den Fragen im nächsten Abschnitt geht es darum, wie du mit negativen Ereignissen in<br />

deinem Leben umgehst.<br />

Stelle dir eine Krisensituation in deinem Leben vor, die dich besonders belastet hat.<br />

Trage bitte hier ein, an welche Situation du denkst:<br />

<br />

______________________________<br />

Erinnere dich daran, was du in der Situation getan hast. Wichtig ist nicht, ob es funktioniert<br />

hat, sondern nur, was du unternommen hast.<br />

1. Ich sah meine Situation als Aufgabe, welche mir<br />

Gott gegeben hatte.<br />

2. Ich versuchte, die Situation zusammen mit Gott zu<br />

bewältigen.<br />

gar<br />

nicht<br />

wenig ziemlich<br />

sehr<br />

<br />

<br />

3. Ich suchte Gottes Liebe und Gottes Schutz. <br />

4. Ich versuchte, das Menschenmögliche zur Bewältigung<br />

des Ereignisses beizutragen und vertraute<br />

Gott alles andere an.<br />

5. Ich war wütend auf Gott, da er meine Gebete nicht<br />

erhörte.<br />

<br />

<br />

6. Ich bat Gott um Stärke, Hilfe oder Führung. <br />

7. Ich dachte, dass Gott mich für meine Sünden bestrafte.<br />

8. Ich versuchte, im Ereignis eine Aufgabe Gottes zu<br />

erkennen.<br />

9. Ich arbeitete zusammen mit Gott an einer Lösung<br />

der Situation.<br />

<br />

<br />

<br />

10. Ich fragte mich, ob Gott mich verlassen habe. <br />

11. Ich fragte mich, ob Gott das Ereignis geschehen<br />

ließ, weil ich gesündigt hatte.<br />

12. Ich tat, was ich konnte, und legte den Rest in Gottes<br />

Hände.<br />

<br />

<br />

13. Ich fühlte mich vom Seelsorger missverstanden. <br />

14. Ich vertraute mich mit den Sorgen meinen Mitchristen<br />

an.<br />

<br />

15. Ich wandte mich an eine(n) SeelsorgerIn.


Anhang 96<br />

Anhang B: Auszug aus der Klinikdokumentation<br />

Soziodemographische Variablen, die im Rahmen der Basisdokumentation zu Beginn der<br />

Behandlung in der Psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach erhoben wurden (Psy-BaDo-<br />

PTM, vgl. Heymann, Zaudig & Tritt, 2003).<br />

v009 Bitte geben Sie hier Ihren aktuellen Familienstand<br />

an.<br />

Gemeint ist der zeitlich zuletzt eingetretene Famili-<br />

enstand.<br />

Nur eine Angabe ist möglich.<br />

v010 Wie ist Ihre aktuelle Partnersituation? Nur eine An-<br />

gabe ist möglich.<br />

v016 Was ist Ihr höchster Schulabschluss?<br />

Nur eine Angabe ist möglich.<br />

v017 Was ist Ihr höchster Berufsabschluss?<br />

Nur eine Angabe ist möglich.<br />

v020 Wie ist Ihre jetzige berufliche Situation bezogen auf<br />

Ihre Erwerbstätigkeit?<br />

Entscheiden Sie sich bei mehreren Tätigkeiten für<br />

die zeitlich überwiegende.<br />

Sind Sie in mehreren Bereichen berufstätig (erste<br />

drei Antwortkategorien). dann summieren sie die<br />

Arbeitszeiten.<br />

Nur eine Angabe ist möglich.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

9<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

9<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

ledig (hierunter fallen alleinstehende Personen ebenso wie<br />

Paare in nicht-ehelicher Lebensgemeinschaft)<br />

verheiratet<br />

getrennt lebend (Verheiratete. die nicht mehr als Paar zusam-<br />

menleben; dies ist nicht im räumlichen. sondern im sozialen<br />

Sinne gemeint)<br />

geschieden<br />

verwitwet<br />

wieder verheiratet<br />

kurzfristig kein Partner (bis zu drei Jahre)<br />

langfristig. dauerhaft kein Partner (über drei Jahre)<br />

wechselnde Partner (unverbindliche Beziehungen. die keinen<br />

echten sozialen Rückhalt bieten)<br />

fester Ehe-Partner<br />

fester Nicht-Ehe-Partner<br />

gehe noch zur Schule<br />

kein Schulabschluss (Abbruch der Schullaufbahn)<br />

Sonderschulabschluss<br />

Haupt-/ Volksschulabschluss<br />

Realschulabschluss/ Mittlere Reife/ polytechnische Oberschule<br />

Abitur oder Fachabitur<br />

sonstiger Abschluss (z. B. ausländischer Abschluss. der sich<br />

nicht klar einem deutschen Abschluss zuordnen lässt)<br />

befinde mich noch in Berufsausbildung. bin Student/in<br />

habe Lehre oder Fachschule abgeschlossen<br />

bin Meister<br />

abgeschlossene Fachhochschule oder Universität<br />

ohne Abschluss einer Berufsausbildung<br />

sonstiger Abschluss (z. B. unklar. ob es sich um einen Berufs-<br />

abschluss handelt)<br />

berufstätig. Vollzeit (ca. 40 Wochenstunden)<br />

berufstätig. Teilzeit (regelmäßige. aber nicht vollschichtige<br />

Arbeit)<br />

berufstätig. gelegentlich (unregelmäßige Arbeit)<br />

mithelfender Familienangehöriger. nicht berufstätig<br />

(in keinem rechtlich gesicherten Arbeitsverhältnis)<br />

Hausfrau oder Hausmann. nicht berufstätig<br />

Ausbildung oder Umschulung (z. B. Studium. Lehre)<br />

Wehr-/ Zivildienst. freiwilliges soziales Jahr<br />

beschützt beschäftigt (z. B. betreute Wohngruppe)<br />

arbeitslos gemeldet<br />

L: Erwerbs-/ Berufsunfähigkeitsrente auf Dauer bewilligt<br />

L: Erwerbs-/ Berufsunfähigkeitsrente auf Zeit bewilligt<br />

Frührente oder Altersrente oder Pension<br />

Witwen-/ Witwer-Rente<br />

anderweitig ohne berufliche Beschäftigung<br />

unbekannt/ unklar


Anhang 97<br />

Die soziodemographischen Angaben wurden folgendermaßen in Kategorien zusammenge-<br />

fasst:<br />

Familienstand<br />

ledig 1 ledig<br />

verheiratet 2 verheiratet, 6 wieder verheiratet<br />

geschieden/getrennt lebend 3 getrennt lebend, 4 geschieden<br />

verwitwet 5 verwitwet<br />

Partnersituation<br />

fester Partner 4 fester Ehe-Partner, 5 fester Nicht-Ehe-Partner<br />

kein oder kein fester Partner 1 kurzfristig kein Partner, 2 langfristig kein Partner, 3<br />

wechselnde Partner<br />

Schulabschluss<br />

keiner/ Sonderschulabschluss 2 kein Schulabschluss, 3 Sonderschulabschluss<br />

Haupt-/ Realschulabschluss 4 Hauptschule, 5 Realschule<br />

Abitur 6 Abitur<br />

noch in der Schule, Sonstiges 1 noch Schule, 9 sonstiger Abschluss<br />

Berufsabschluss<br />

ohne Abschluss 5 ohne Abschluss<br />

Lehre 2 Lehre<br />

Universität, FH, Meister 4 Fachhochschule/Universität, 3 Meister<br />

Ausbildung, Sonstiges 1 noch in der Ausbildung, 9 sonstiger Abschluss<br />

Berufstätigkeit<br />

berufstätig 1 Vollzeit, 2 Teilzeit<br />

gelegentlich/ im Haushalt 3 gelegentlich, 4 Angehöriger, 5 Hausfrau<br />

arbeitslos 9 arbeitslos, 15 ohne berufl., Beschäftigung<br />

Rente 11, 12, 13, 14 verschiedene Arten der Rente<br />

Ausbildung, Sonstiges 6 Ausbildung, 16 unbekannt


Erklärung<br />

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende <strong>Diplomarbeit</strong> selbständig verfasst und keine an-<br />

deren als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe.<br />

_________________________ _____________________________<br />

Ort, Datum <strong>Monika</strong> Kögler

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!