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Bindungstheorie, klinische Psychologie und Psychotherapie bei ...

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Instruments aufgelistet.<br />

Tabelle 1 hier einfügen!<br />

1<br />

Ein äußerst differenziertes, bisher maßgeblich in der Forschung angewendetes<br />

Instrument zur Erfassung interpersonaler Beziehungen ist die<br />

"Strukturale Analyse sozialer Beziehungen" (Benjamin, 1974; 1993).<br />

Mit Hilfe dieses Instruments kann nicht nur die therapeutische Beziehung<br />

durch den Patienten detailliert eingeschätzt werden, sondern man<br />

kann mit demselben Verfahren auch die Beziehung des Patienten zu<br />

seinen Eltern oder Partnern (heute oder früher) einstufen lassen.<br />

Dadurch wird ein direkter Vergleich der Einschätzung der Eltern <strong>und</strong><br />

des Therapeuten möglich. Im Sinne der Psychoanalyse müßte der Patient<br />

den Therapeuten anfangs ähnlich einschätzen wie einen oder <strong>bei</strong>de<br />

Elternteile (Übertragung), oder ähnlich auf ihn reagieren wie auf die<br />

Eltern. Am Ende der Therapie müßte der Patient dann durch die neue<br />

Erfahrung, daß der Therapeut ein beständiger, zuverlässiger Begleiter<br />

war bzw. ist, <strong>und</strong> eben nicht in der gleichen negativen Weise mit<br />

ihnen interagiert wie es die Eltern getan haben (idealtypische<br />

"korrektive Erfahrung"), ein anderes Modell von sich <strong>und</strong> den "signifikanten<br />

Anderen" entwikeln.<br />

Psychotherapeutinnen könnten aus der <strong>Bindungstheorie</strong> wichtige theoretisch<br />

abgeleitete <strong>und</strong> empirisch f<strong>und</strong>ierte Konzepte übernehmen: Wird<br />

in der Differentialdiagnose auch die voraussichtliche 6 Bindungsrepräsentation<br />

erfragt, kann dies für die Therapie handlungsanleitend<br />

sein. Ein "distanzierter" Patient wird andere Beziehungsangebote an<br />

den Therapeuten unternehmen, als ein Verwikelter", da seine inneren<br />

Erwartungen <strong>und</strong> auch seine realen Erfahrunbgen andere sind. Therapeuten<br />

mit bindungstheoretischer Gr<strong>und</strong>lage können sich besser in die<br />

Regelhaftigkeit des Verhaltens <strong>und</strong> Erlebens der Patientin einfühlen<br />

<strong>und</strong> angemessener <strong>und</strong> "therapeutischer" 7<br />

damit umgehen. Die in der<br />

Therapeut-Klient Interaktion zu Tage tretenden Schwierigkeiten <strong>und</strong><br />

Symptome erscheinen auf dem Hintergr<strong>und</strong> früherer realer<br />

Bindungserfahrungen "sinn-voller". Auch können die Therapeuten die<br />

Ängste, Wünsche <strong>und</strong> Erwartungen der Patienten besser verstehen <strong>und</strong><br />

antizipieren. Ferner dürfte die Therapieplanung <strong>und</strong> die zu planenden<br />

konkreten Interventionen für Patienten mit unterschiedlichen<br />

Bindungsorganisationen differieren.<br />

"Allgemeine Bindungstherapie" 8<br />

6 Die "definitive" Bindungsrepräsentation kann nur mit dem AAI gewonnen werden. Der<br />

Erhebungs- <strong>und</strong> Auswertungsaufwand ist für klinisch ar<strong>bei</strong>tende Therapeutinnen jedoch viel<br />

zu hoch: Pro auszuwertender Person dauert die Durchführung des Bindungsinterviews etwa<br />

eine St<strong>und</strong>e, die Transkribierung 8-10 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die eigentliche Auswertung je nach<br />

Methode nochmals 3-9 St<strong>und</strong>en. Das vorausgesetzte Beurteilertraining zur Erreichung der<br />

benötigten Reliabilität dauert etwa 100 St<strong>und</strong>en.<br />

7 "Therapeutischer" ist hier in dem Sinne gemeint, daß sich die Therapeutin mit<br />

ihrem Verhalten oder ihren Interventionen nicht genauso verhält (z.B. zurückweisend), wie<br />

die damaligen Bezugspersonen gegenüber dem Patienten, sondern reflexiver oder auch<br />

"antithetischer" (zum Prinzip des antithetischen therapeutischen Verhaltens oder zum<br />

"Shaurette Prinzip": siehe Benjamin, 1993).<br />

8 Anzumerken ist hier, daß die <strong>Bindungstheorie</strong> keine eigene Form der Therapie ist<br />

oder auch sein sollte, sondern eher einen Rahmen des Verständnisses für das Wirken<br />

psychischer Störungen bilden kann. Sie ist jedoch auch eine Theorie über die Bedingungen,<br />

mit Hilfe derer der Therapeut Veränderungen bewirken <strong>und</strong> bewerten kann (Grossmann &<br />

Grossmann, 1995).

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