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Bindungstheorie, klinische Psychologie und Psychotherapie bei ...

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1<br />

<strong>Bindungstheorie</strong>, <strong>klinische</strong> <strong>Psychologie</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Psychotherapie</strong> <strong>bei</strong> Erwachsenen 1<br />

Mestel, R. (2002). <strong>Bindungstheorie</strong>, <strong>klinische</strong> <strong>Psychologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Psychotherapie</strong> <strong>bei</strong><br />

Erwachsenen. In Oppl, M. (Hrsg.): Die <strong>Bindungstheorie</strong> <strong>und</strong> ihre <strong>klinische</strong> Anwendung<br />

(S. 55 – 115). Wiesbaden: Müller Verlag. (Buch vergriffen)<br />

Zusammenfassung:<br />

Ausgehend von einer Zusammenfassung wichtiger Bef<strong>und</strong>e der <strong>Bindungstheorie</strong><br />

<strong>bei</strong> Kindern werden neben den zentralen Annahmen der <strong>Bindungstheorie</strong><br />

über "innere Ar<strong>bei</strong>tsmodelle" die vier einzelnen Bindungsstrategien<br />

<strong>bei</strong> Erwachsenen beschrieben. Es wird die aktuelle empirische<br />

Bef<strong>und</strong>lage zur <strong>Bindungstheorie</strong> in Zusammenhang mit <strong>klinische</strong>n Fragestellungen<br />

<strong>bei</strong> Erwachsenen zusammengefaßt. Da<strong>bei</strong> wird der erkenntnistheoretische<br />

<strong>und</strong> pragmatische Nutzen einer bindungstheoretischen<br />

Betrachtungweise für die <strong>klinische</strong> <strong>Psychologie</strong>, Psychiatrie <strong>und</strong> <strong>Psychotherapie</strong><br />

andiskutiert. Veränderungen von den als stabil angenommenen<br />

Bindungsrepräsentationen <strong>und</strong> die Bedingungen zum Wandel werden<br />

dargestellt. Hier wird die Rolle der <strong>Psychotherapie</strong> <strong>und</strong> möglicher,<br />

aus bindungstheoretischer Sicht idealtypischer, therapeutischer<br />

Haltungenhervorgehoben ("allgemeine" <strong>und</strong> "differentielle"<br />

<strong>Bindungstheorie</strong>). Zuletzt wird noch der Forschungsstand zu den<br />

Bindungen an Liebespartner <strong>und</strong> die möglichen Querverbindungen zu den<br />

Eltern-Kind Bindungen referiert.<br />

In der bisherigen Tradition der Bindungsforschung wurde die Bindungsqualität<br />

zwischen Bindungsfigur <strong>und</strong> Kind mit Hilfe der von Ainsworth<br />

& Wittig (1969) entwickelten "Fremden Situation" klassifiziert. In<br />

dieser standardisierten Situation wird das Verhalten von Kindern,<br />

zumeist zwischen 12 <strong>und</strong> 18 Monaten, <strong>bei</strong> Kontakt zu einer fremden<br />

Person, <strong>bei</strong> zweimaliger kurzer Trennung von einem Elternteil <strong>und</strong><br />

anschließender Wiedervereinigung beobachtet. Das Verhalten der Kinder<br />

wird nach einem bestimmten Beurteilungssystem in drei grobe Bindungsqualitäten<br />

eingeteilt (Ainsworth, Blehar, Waters & Wall, 1978).<br />

Sicher geb<strong>und</strong>ene Kinder (Klasse B) wissen, daß sie sich in jeglicher<br />

Kummersituation an ihre Bindungsfigur wenden können <strong>und</strong> dort Trost<br />

<strong>und</strong> Geborgenheit finden. Unsicher-vermeidend geb<strong>und</strong>ene Kinder (Klasse<br />

A) haben gelernt, sich <strong>bei</strong> Verunsicherung <strong>und</strong> Kummer nicht an ihre<br />

Bindungsfigur zu wenden. Bei schlechter Befindlichkeit haben sie<br />

häufig die Erfahrung gemacht, zurückgewiesen oder mißverstanden zu<br />

werden. Sie entwickeln ein Ar<strong>bei</strong>tsmodell von sich selbst als nicht<br />

liebenswert <strong>und</strong> von der Bindungsfigur als nicht zugänglich. Bei<br />

Kindern mit einer unsicher-ambivalenten Bindung (Klasse C) waren die<br />

Bindungsfiguren kaum berechenbar für das Kind, manchmal feinfühlig<br />

<strong>und</strong> manchmal nicht. Auf diese Unberechenbarkeit reagiert das Kind mit<br />

besonderer Ängstlichkeit <strong>und</strong> übermäßiger Anhänglichkeit. Eine vierte<br />

Klassifikation wurde von Main & Solomon (1986) beschrieben als die<br />

unsicher-desorganisierte Bindung (Klasse D). Das besondere Merkmal<br />

dieser Bindungsqualität ist ein auffallendes Fehlen einer eindeutigen<br />

bindungsbezogenen Verhaltensstrategie. Merkmale unsicherdesorganisiert<br />

geb<strong>und</strong>ener Kinder wurden jedoch auch in den klassischen<br />

drei Bindungsmustern B, A <strong>und</strong> C beobachtet.<br />

Bindungsqualität als Lebenserfahrung ist nach Bowlby (1986/1973) im<br />

Individuum als "Ar<strong>bei</strong>tsmodell" ("inner working model") verinnerlicht<br />

(siehe auch Grossmann, August, Fremmer-Bombik, Friedl, Grossmann,<br />

1 Der Autor dankt Prof. Klaus E. Grossmann für die kritische Durchsicht weiter<br />

Teile dieses Aufsatzes <strong>und</strong> für seine konstruktiven Anregungen.


1<br />

Scheurer-Englisch, Spangler, Stephan & Suess, 1989). Es wirkt sich im<br />

Sinne von Erwartungen auf individuelle Unterschiede der Persönlichkeitsentwicklung<br />

<strong>und</strong> Organisation <strong>und</strong> des Verhaltens vor allem in engen,<br />

persönlichen Beziehungen über den Lebenslauf hinweg aus.<br />

Mary Main <strong>und</strong> ihre Mitar<strong>bei</strong>ter haben sich besonders der Erfassung der<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmodelle von Bindung gewidmet. Zur Erforschung der Bindungsmodelle<br />

Erwachsener wurde das "Adult Attachment Interview" (AAI)<br />

(George, Kaplan & Main, 1985) entwickelt, ein halbstrukturiertes,<br />

hypothesengeleitetes Interview, in dem die Kindheitserinnerungen<br />

heutiger Erwachsener mit ihren wichtigsten Bezugspersonen <strong>und</strong> die<br />

heutige Bewertung dieser Erfahrungen abgefragt werden. Der Interviewleitfaden<br />

besteht aus 13 Fragen, zu denen jeweils nachexploriert<br />

werden kann, z.B falls eine Frage nicht konkret genug beantwortet<br />

wurde. Die Beschreibung der Beziehung zu <strong>bei</strong>den Eltern wird vorallem<br />

mit folgenden zentralen Fragen erfaßt: "Was hast Du getan, wenn Du<br />

Kummer hattest, traurig oder verletzt warst? Haben diese Erfahrungen<br />

einen Einfluß gehabt? Hat sich die Beziehung zu den Eltern verändert?<br />

Hast Du Dich von Deinen Eltern zurückgewiesen gefühlt oder haben sie<br />

Dir gedroht?".<br />

Einer der wichtigsten Auswertungsaspekte des Interviews ist die<br />

Kohärenz bzw. Inkohärenz der Antworten der Befragten. Kohärenz, in<br />

der Diskussion eigener Kindheitserinnerungen an die Eltern,<br />

bezeichnet die Leichtigkeit der Integration von positiven mit<br />

negativen Aspekten von Ausdruck <strong>und</strong> Gefühl. Inkohärenz dagegen<br />

betrifft negative Erinnerungen, die nicht als Teil eines kohärenten<br />

Ganzen gesehen werden, z.B. Idealisierungen, Widersprüche <strong>und</strong><br />

Ungereimtheiten in der Organisation der Erinnerungen zwischen<br />

semantischen <strong>und</strong> episodischen Beschreibungen der Eltern (Main, Kaplan<br />

& Cassidy, 1985).<br />

Mit dem von Main & Goldwyn (1985, 1992) entwickelten Klassifikationssystem<br />

lassen sich vier Bindungsrepräsentationen <strong>bei</strong> den Erwachsenen<br />

unterscheiden:<br />

Personen mit sicher-autonomer Bindungsrepräsentation (F) ("free to evaluate" oder<br />

"secure autonomous") schätzen Bindungsbeziehungen <strong>und</strong> schreiben ihnen einen Einfluß auf<br />

die eigene Entwicklung zu. Sie können offen <strong>und</strong> kohärent über positive wie negative<br />

Erfahrungen, die sie mit den Eltern gemacht haben sprechen.<br />

Bei "distanziert" Geb<strong>und</strong>enen (Ds) ("dismissing") findet man häufig die Neigung, negative<br />

Gefühle oder Erfahrungen in bezug auf Bindungspersonen zu leugnen oder sie werten die<br />

subjektiven Bedeutung von Bindungsbeziehungen ab. Die Interviewten schildern ihre Eltern<br />

positiv ohne dies mit konkreten Erzählepisoden illustrieren zu können (Idealisierung),<br />

oder stellen sich selbst als selbstständig <strong>und</strong> unabhängig dar.<br />

Die Klassifikation als verwickelt in Bindungsbeziehungen (E)("enmeshed, preoccupied")<br />

wird vergeben, wenn die Interviews sehr inkohärent <strong>und</strong> voller unrelevanter Details sind.<br />

Oft zeigen die Interviewten immer noch Ärger über negative Kindheitserlebnisse <strong>und</strong> es<br />

deutet sich keine neue Beurteilung der Beziehung zu den Eltern an.<br />

Das vierte Muster der "desorganisierten Repräsentation" (U) ("disorganized/unresolved<br />

states of mind") ist vor allem durch einen Mangel der Verar<strong>bei</strong>tung eines vorliegenden<br />

früheren oder aktuellen Traumas gekennzeichnet (zusammenfassend: Main & Hesse, 1990).<br />

Konkreter fällt eine desorganisierte Bindungsrepräsentation durch sprachlich ungewöhnliche<br />

Formulierungen <strong>bei</strong> Themen wie Verlust einer nahestehenden Person oder <strong>bei</strong> Mißhandlung<br />

auf. Der Verlust selbst wird bisweilen völlig verleugnet (z.B. "Der Verstorbene ist noch<br />

anwesend") oder der Befragte sieht sich unbegründeterweise als schuldig am Tod des<br />

Betroffenen. Ferner äußert sich das "desorganisierte Muster" durch das Vorliegen<br />

logischer Fehler (bzw. von Widersprüchen) <strong>bei</strong> der Schilderung von Verlusterlebnissen oder<br />

dadurch, daß unnötige Details berichtet werden, so daß kein klares Bild der tatsächlichen<br />

Ereignisse entsteht.<br />

Die <strong>Bindungstheorie</strong> war von ihrem Begründer John Bowlby als <strong>klinische</strong>


1<br />

Theorie konzipiert, wurde jedoch vor allem von den Entwicklungspsychologen<br />

aufgegriffen <strong>und</strong> weiterentwickelt. Während Adolf<br />

Meyer die Rolle der Lebensereignisse heraushebte, betonte Freud die<br />

Bedeutung der Wahrnehmung <strong>und</strong> Konstruierung <strong>bei</strong> der Entstehung<br />

psychischer Störungen. Bowlby (1988a) behauptet nun, daß die Interaktion<br />

von internen <strong>und</strong> externen Faktoren zu psychischen Störungen<br />

führe. Es solle eine Brücke zwischen den prospektiven Studien, die<br />

maßgeblich die externen Faktoren erfassen (z.B. Ainsworth, Grossmann)<br />

<strong>und</strong> den retrospektiven Studien (z.B. Brown & Harris, 1978) geschlagen<br />

werden. Bowlby´s Haupthypothese zur Entstehung psychischer Störungen<br />

lautet, daß die Art der Entwicklung von Bindung <strong>und</strong> ihre Organisation<br />

während der Kindheit <strong>und</strong> Jugend verschiedener Individuen die<br />

Hauptdeterminanten für die Entwicklung psychischer Störungen (bzw.<br />

psychischer Ges<strong>und</strong>heit) sind (Bowlby, 1988a).<br />

Die Bedeutung der Verfügbarkeit einer Bezugsperson in der Kindheit wurde mehrmals als<br />

protektiver Faktor für eine später "gelungene" Entwicklung bestätigt (Rutter, 1990;<br />

Tress, Riester & Gegenheimer, 1989; Werner, 1989). Starke Belege gibt es auch dafür, daß<br />

soziale Unterstützung durch die Familie oder Fre<strong>und</strong>e einen Schutzfaktor <strong>bei</strong> der Entwicklung<br />

von Depressionen darstellt (zusammenfassend: Reis & Meyer-Probst, 1995).<br />

Prospektive Studien zur Abschätzung der Art des Einflußes der Bindungsqualitäten<br />

auf die Entwicklung psychischer Störungen wären das methodisch optimale Vorgehen.<br />

Problematisch hier<strong>bei</strong> sind jedoch die hohen Kosten <strong>und</strong> der generell hohe Aufwand dieser<br />

Forschungsstrategie, die bislang verhindert haben, eine ausreichend große Gruppe klinisch<br />

auffälliger Erwachsener zu untersuchen.<br />

Folgt man der oben erwähnten Argumentation von Bowlby, dann müßten<br />

viele, wenn nicht die meisten behandlungsbedürftigen Erwachsenen mit<br />

psychischen Störungen eine unsichere Bindung aufweisen. Bisherige<br />

empirische Studien belegen diese Hypothese <strong>bei</strong> psychopathologisch<br />

gestörten Erwachsenen <strong>und</strong> Jugendlichen zumeist vor einer Behandlung:<br />

Dozier (1990) <strong>und</strong> Dozier, Stevenson, Lee & Velligan (1992) fanden signifikant höhere<br />

Korrelationen im Sinne von Bindungsunsicherheit (Dimensionale Q-Sort Auswertung nach R.<br />

Kobak, 1989) <strong>bei</strong> Schizophrenen <strong>und</strong> Depressiven im Vergleich zu Ges<strong>und</strong>en.<br />

Von den N=85 psychiatrischen Patienten (davon 40% mit Borderline Persönlichkeitsstörung),<br />

die Fonagy, Steele, Steele, Leigh, Kennedy & Target (1993) zu Therapiebeginn<br />

untersuchten, waren 75 (90%) unsicher geb<strong>und</strong>en. Bei Patrick, Hobson & Castle (1992) waren<br />

alle 12 Borderline Patienten unsicher-verwickelt geb<strong>und</strong>en. Kobak, Sudler & Gamble (1992)<br />

belegten anhand einer sub<strong>klinische</strong>n Stichprobe, daß Bindungsunsicherheit hoch mit einer<br />

größeren Zahl depressiver Symptome <strong>bei</strong> Jugendlichen zusammenhing. Bei Cole-Detke & Kobak<br />

(1994) hatten von 40 subklinisch auffälligen Studenten mit Depressions- oder Eßstörungssymptomen<br />

31 (77,5%) eine unsichere Bindungsrepräsentation. Adam (1993) gibt für eine<br />

Gruppe von 132 psychiatrisch auffälligen Jugendlichen mit <strong>und</strong> ohne Suizidalität den<br />

Prozentsatz unsicher Geb<strong>und</strong>ener mit 80% an (zusätzlich waren 3% unklassifizierbar). Auch<br />

wenn die Zahl der Studien <strong>und</strong> die Stichprobengrößen eine sichere Aussage bisher noch<br />

nicht zulassen, kann <strong>bei</strong> <strong>klinische</strong>n Populationen (unbehandelt) mit mindestens 80% unsicher<br />

geb<strong>und</strong>ener Personen gerechnet werden, dagegen <strong>bei</strong> nicht Behandlungsbedürftigen mit<br />

etwa nur 35% (durchschnittlicher Wert der Meta-Analyse der "Fremde Situation" <strong>bei</strong> Kindern<br />

nach van Ijzendoorn & Kroonenberg, 1988).<br />

In der <strong>klinische</strong>n <strong>Psychologie</strong> <strong>und</strong> Psychiatrie hat sich sowohl in den<br />

USA als auch in Europa die deskriptive Diagnostik psychischer Störungen<br />

seit der Einführung des DSM-III (1980) durchgesetzt. Das ICD-10<br />

(1992) glich sich dem DSM-III in der Konkretisierung <strong>und</strong><br />

inhaltlichen Formulierung der Diagnosekriterien an (siehe auch die<br />

Forschungskriterien des ICD-10, 1994; ferner: Schneider, Freyberger,<br />

Muhs & Schüßler, 1993). Auch wenn die Beurteilerübereinstimmung stark<br />

verbessert wurde, mehren sich <strong>bei</strong> den verschiedenen theoretischen<br />

<strong>klinische</strong>n Schulen doch die Stimmen, die das a-theoretische Prozedere<br />

des DSM-III/IV bemängeln (z.B. für die interpersonelle Theorie:<br />

Benjamin, 1986; Psychoanalyse: Dahlbender, Frevert & Grande, 1994;<br />

kognitive Verhaltenstherapie: Fiedler, 1994). Die zumeist empirisch


1<br />

nicht wider- bzw. belegbaren <strong>und</strong> schlecht untersuchten hypothetischen<br />

Annahmen der Psychoanalyse (z.B. Triebtheorie, Neurosenkonzept) wurden<br />

aus den neueren DSM Versionen <strong>und</strong> zunehmend auch im ICD-10<br />

ausgegrenzt; die psychoanalytische Theorie scheint als "strukturelles<br />

Rahmenmodell" für die Erklärung der Verbindungen der einzelnen Formen<br />

psychischer Störungen für viele Forscherinnen <strong>und</strong> Kliniker nicht mehr<br />

tragbar oder fruchtbar zu sein. Ohne eine Theorie, die<br />

Operationalisierbarkeit, Falsifizierbarkeit <strong>und</strong> Replizierbarkeit<br />

erlaubt, ist der SChritt von der deskriptiven Diagnostik zu<br />

entwicklungspsychopathologischen Prozessen nicht möglich (siehe<br />

Petzold, H., 1993).<br />

Die <strong>Bindungstheorie</strong> bietet eine Möglichkeit, die zusammen auftretenden<br />

Symptome bestimmter <strong>klinische</strong>r Störungsbilder des DSM-III-<br />

R/IV bzw. ICD-10 besser zu verstehen (z.B. für die Agoraphobie<br />

Liotti, 1991; oder dependente Persönlichkeitsstörung, Livesley et<br />

al., 1990; ferner: Parkes, Stevenson-Hinde & Morris, 1991). Sie könnte<br />

Anhaltspunkte dafür bieten, einige der Schwierigkeiten mit den<br />

Achse II Störungen zu beleuchten: So ist die diagnostische Einteilung<br />

in die vorliegenden 11 (DSM) bzw. 9 (ICD-10) offiziellen spezifischen<br />

Persönlichkeitsstörungen, von Fiedler (1994, S.28) auch maßgeblich<br />

als interpersonelle oder Beziehungsstörungen gekennzeichnet 2<br />

, bisher<br />

noch unbefriedigend gelöst. Zwar lassen sich mit strukturierten<br />

Interviews (z.B. SKID-II; IPDE) oder <strong>klinische</strong>n Checklisten (<strong>und</strong> zwar<br />

nur mit diesen!, siehe Mellsop, 1982; Fydrich & Schmitz, in Vorb.)<br />

Beurteilerübereinstimmungen erreichen, die an die der eher akuten<br />

Symptomdiagnosen der Achse I des DSM heranreichen, jedoch findet sich<br />

in allen bisherigen Ar<strong>bei</strong>ten eine beträchtliche Überlappung der<br />

diagnostizierten Persönlichkeitsstörungen (empirische Komorbidität;<br />

Fiedler, 1994; Mestel, 1994b). Es ist unbekannt, wieviele<br />

Persönlichkeitsstörungen es "wirklich" gibt (Fiedler, 1994), bzw.<br />

wieviele sinnvollerweise anzunehmen sind. Verschiedene Instrumente<br />

zur Erfassung von Persönlichkeitsstörungen bringen kaum vergleichbare<br />

Ergebnisse (Bronisch, 1992). Ferner ließ sich die Clustereinteilung<br />

nach den zuständigen DSM Ausschüssen in "exzentrische" (Cluster A),<br />

"dramatische" (Cluster B) <strong>und</strong> "ängstliche" (Cluster C) Persönlichkeitsstörungen<br />

empirisch meistens nicht replizieren. Auch von psychoanalytischen<br />

Autoren (z.B. Kernberg, 1988) wird diese Gliederung<br />

angegriffen.<br />

Die <strong>Bindungstheorie</strong> könnte ein Rahmenmodell zumindest für die<br />

Beziehungsstörungen (Persönlichkeitsstörungen) des DSM-III/IV darstellen.<br />

Interessanterweise sind die Weiterentwickler der interpersonellen<br />

Theorie (z.B. Benjamin, 1993; Kiesler, 1983) unabhängig von der<br />

<strong>Bindungstheorie</strong> im Rahmen der interpersonellen Zirkumplexmodelle<br />

(Leary, 1957) ebenso auf die Hauptdimension "Interdependence" mit den<br />

<strong>bei</strong>den Polen "Enmeshment" <strong>und</strong> "Differentiation" gestoßen.<br />

Anhaltspunkte für das hier vorgestellte Modell bietet auch eine<br />

empirisch induktiv angelegte Studie von Saß (1995), in der sich nach<br />

einer Clusteranalyse einer größeren Stichprobe von Patienten auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der aller einzelnen 104 DSM-III-R Persönlichkeitsstörungskriterien<br />

eine ähnliche Clustereinteilung der Persönlichkeitsstörungen<br />

ergab, wie sie oben ausgeführt wurde. Zum Beispiel wurde<br />

2<br />

Nach Fiedler (1994, S.135) solle "der Diagnostiker sich strikt darum bemühen,<br />

Persönlichkeitsstörungen als wiederholt beobachtbare Interaktionsbesonderheiten der<br />

Betroffenen zu betrachten". "Die Diagnose "Persönlichkeitsstörungen" kann <strong>und</strong> sollte<br />

[...] also erst dann erwogen <strong>und</strong> gestellt werden, wenn zwischenmenschliche Beziehungskonflikte<br />

in einer Weise so weit extremisieren, daß die private <strong>und</strong> berufliche Leistungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong>/oder die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigt ist<br />

<strong>und</strong>/oder wenn diese Beeinträchtigung <strong>bei</strong> den Beteiligten zu erheblichen subjektiven<br />

Beschwernissen führen" (Kursivdruck im Original).


1<br />

die zwanghafte Persönlichkeitsstörung nicht zum ängstlichen Cluster<br />

zugeordnet (DSM Vorschlag), in welchem sich eher "Verwickelte"<br />

Personen befinden müßten, sondern dem Exzentrischen (hier sind wahrscheinlich<br />

die meisten Personen "dismissings").<br />

Zur Frage, ob <strong>bei</strong> bestimmten <strong>klinische</strong>n Diagnosegruppen Häufungen<br />

spezifischer Bindungsrepräsentationen zu finden sind, liegen bisher<br />

nur sehr wenige empirische Ar<strong>bei</strong>ten, oft mit nur kleinen Stichproben<br />

vor.<br />

Dozier (1990) fand, daß Schizophrene (N=14) im Durchschnitt höhere Werte auf Kobak´s Bindungsunsicherheitsdimension<br />

aufwiesen als Patienten mit affektiven Störungen (N=28;<br />

jeweils diagnostiziert nach DSM-III-R). Beide Gruppen konnten jedoch nicht in der Art der<br />

unsicheren Strategie (distanziert, verwickelt, desorganisiert) unterschieden werden. In<br />

einer späteren Ar<strong>bei</strong>t (Dozier et al., 1992) ließ sich jedoch belegen, daß Schizophrene<br />

(N=21) häufiger zu einer distanzierten Bindungsrepräsentation (Ds) neigen im Vergleich zu<br />

Depressiven (N=19; <strong>bei</strong>de diagnostiziert nach DSM-III-R). Die Patienten mit affektiven<br />

Störungen zeigten durchschnittlich eine Korrelation von .08 mit der Dimension "verwickelt<br />

vs. distanziert", woraus sich schließen läßt, daß es wahrscheinlich keine bevorzugte<br />

unsichere Bindungsstrategie für diese depressive Stichprobe zu geben scheint (die Häufigkeitsverteilungen<br />

der einzelnen depressiven Patienten wurden in der Originalar<strong>bei</strong>t<br />

nicht angegeben). Dagegen korrelierten die Schizophrenen im Durchschnitt mit .34 auf der<br />

"Deactivation-Hyperactivation" Dimension, wo<strong>bei</strong> die Richtung des Zusammenhangs (positiv)<br />

auf mehr Personen mit einer distanzierten Bindungsrepräsentation hindeutet. Die Autorin<br />

dieser Ar<strong>bei</strong>t fand ferner, daß Patienten mit größerer prämorbider Kompetenz ebenso wie<br />

die Frauen der <strong>klinische</strong>n Stichprobe eher bindungssicher waren, <strong>und</strong> Patienten mit einer<br />

eher verwickelten Bindungsrepräsentation mehr psychiatrische Symptome angaben (gemessen<br />

mit dem "Brief Symptom Inventory", Derogatis & Spencer, 1982). Den zuletztgenannten<br />

Zusammenhang fanden auch Kobak & Sceery (1988) an ges<strong>und</strong>en Jugendlichen.<br />

Kobak et al. (1992) erklären ihren Bef<strong>und</strong>, daß diejenigen Jugendlichen, die auf<br />

einem Selbstbeurteilungsfragebogen höhere Depressionswerte angegeben haben, tendenziell<br />

auch eher eine verwickelte Bindungsstrategie aufwiesen damit, daß Depressive häufig von<br />

Hilflosigkeit <strong>und</strong> Frustration berichten, also Symptomen, die "Distanzierte" eher<br />

verleugnen würden, "Verwickelte" jedoch oft im Übermaß offenbaren.<br />

In einer jüngeren Ar<strong>bei</strong>t von Cole-Detke & Kobak (im Druck) wurden die Zusammenhänge<br />

zwischen depressiven Kollege Studentinnen (N=9; gemessen mit dem Beck´s Depressions<br />

Inventar; Beck, Rush, Shaw & Emery, 1979) <strong>und</strong> einem verwickelten Bindungsstil erst offenk<strong>und</strong>ig,<br />

nachdem der Einfluß der Variable "Eßstörung" (die <strong>bei</strong> vielen der Studentinnen<br />

zusätzlich vorlag) kontrolliert worden war. Dagegen war ein höherer Report von Eßstörungen<br />

<strong>bei</strong> den Frauen (N=12; gemessen mit dem "Eating Disorder Inventory", Garner, Olmstead,<br />

& Polivy, 1983) verb<strong>und</strong>en mit einem höheren Auftreten von distanzierten Bindungsrepräsentationen.<br />

Harris & Bifulco (1991) fanden in fünf der sechs Bindungskategorien, die sie in<br />

Anlehnung an Bowlby (1983/1980) entwickelt hatten, einen höheren Anteil depressiver<br />

Personen. Im Bindungsstil "zwanghafte Fürsorge" 60%, <strong>bei</strong> "ambivalent" 31%, <strong>bei</strong> "abhängigdependent"<br />

24%, <strong>bei</strong> den "poor relaters" 38% <strong>und</strong> <strong>bei</strong> den "unabhängig feindseligen" 27%.<br />

Dagegen war nur ein Depressiver von 31 Personen als "detached" (niedrige Abhängigkeitswerte)<br />

eingeordnet worden. Auch wenn hier nicht mit den üblichen Bindungsstiloperationalisierungen<br />

gear<strong>bei</strong>tet wurde, wird deutlich, daß Depressive häufiger eine verwickelte<br />

als eine distanzierte (ähnlich wie die Definition von "detached") Bindungsrepräsentation<br />

aufweisen. Die "unabhängigen" Frauen der Studie wurden nur dann depressiv,<br />

wenn sie zusätzlich auch eine hohe Feindseligkeit aufwiesen.<br />

In der bisher größten psychiatrischen Stichprobe mit dem AAI von 132 Adoleszenten<br />

fand Adam (1993), daß suizidale Jugendliche unabhängig vom Geschlecht häufiger eine<br />

verwickelte oder auch eine desorganisierte Bindungsrepräsentation hatten (Auswertungsmethode<br />

nach M. Main et al., 1992) im Vergleich zu Nicht-Suizidalen, die häufiger<br />

distanzierte Bindungsstrategien zeigten.<br />

Wie erwähnt scheinen Patienten mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung<br />

überzufällig häufig in die Mainsche Subkategorie E3 zu fallen (Patrick et al., 1992;<br />

Fonagy et al., 1993). Personen in dieser E3 Kategorie (verwickelt <strong>und</strong> ängstlich) waren<br />

häufig beängstigenden Kindheitserlebnissen wie körperlichem <strong>und</strong> sexuellem Mißbrauch<br />

ausgesetzt. Ferner fanden Fonagy et al. (1993) <strong>bei</strong> den Borderline Patienten einen<br />

größeren Mangel an der Verar<strong>bei</strong>tung von Mißbrauchserlebnissen. In Übereinstimmung mit den


1<br />

meisten (retrospektiven) Studien finden die Autoren jedoch kein häufigeres Vorliegen von<br />

tatsächlichen Elternverlusten <strong>bei</strong> Borderline Patienten im Vergleich mit anderen<br />

<strong>klinische</strong>n Gruppen (siehe Links, 1990; Ogatta, Silk & Goodrich, 1988).<br />

Es liegen zahlreiche Hypothesen <strong>und</strong> theoretische Überlegungen von<br />

einigen Autoren vor, die eine Verbindung bestimmter <strong>klinische</strong>r Störungsbilder<br />

mit bestimmten Arten von Bindungsrepräsentationen annehmen.<br />

So vermutet Bowlby (1979, S.169 <strong>und</strong> 1986, S.346ff), daß Personen mit Schulphobien <strong>und</strong><br />

Platzangst früher häufig Erfahrungen mit Angstbindung (Bindungsverhalten wird aus der<br />

Angst heraus, die Eltern zu verlieren, gezeigt) <strong>und</strong> einem Rollentausch mit den Eltern<br />

erlebt haben. Beide Merkmale stehen in Verbindung zur verwickelten Bindungsstrategie. Der<br />

Kernkonflikt bestehe nach Bowlby darin, daß die Personen Angst hätten, das Zuhause (die<br />

sichere Basis) zu verlassen. Ebenso sieht der kognitive Psychotherapeut Liotti (1991;<br />

1992) Panikstörungen <strong>und</strong> Agoraphobien in einer engen Assoziation zum unsicherambivalenten<br />

Bindungsstil, da die genannten <strong>klinische</strong>n Syndrome oft durch Trennungs- oder<br />

Verlustdrohungen, Ehestreitigkeiten oder eine vom Symptomträger wahrgenommene Zurückweisung<br />

von der geliebten Person ausgelöst werden. Eine unsicher-ambivalente Bindungsqualität<br />

<strong>bei</strong>m Kind könnte nach Liotti als ein Startmarker für die Entwicklung einer<br />

späteren Agoraphobie angesehen werden. Ein Zusammenhang zwischen unsicher ambivalenten<br />

Bindungen <strong>und</strong> dem Vorliegen von Angststörungen wird auch durch den Bef<strong>und</strong> belegt, daß in<br />

retrospektiven Befragungen von Patienten mit Angststörungen (Sheehan, Sheehan &<br />

Minichiello, 1981) 33% der Patienten bereits als Kinder unter einer Agoraphobie gelitten<br />

haben (siehe auch Mendel & Klein, 1969, zitiert in Florin & Fiegenbaum, 1990) <strong>und</strong> 22%<br />

unter Schulängsten (Berg, Marks, McGuire & Lipsedge, 1974). Letztere sind als Ausdruck<br />

von Trennungsängsten zu verstehen <strong>und</strong> damit direkt bindungsbezogen. "C-Kinder" (unsicherambivalent<br />

geb<strong>und</strong>en) sind häufig trennungsängstlich. Geht man nun von einer starken Kontinuität<br />

des Vorliegens von Angststörungen von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter aus,<br />

dann könnte dies auf eine Häufung von "E-Bindungen" (verwickelt) auch <strong>bei</strong> Erwachsenen mit<br />

Angststörungen schließen lassen.<br />

Betrachtet man die "klassische" psychoanalytische Typologie nach Riemann (1984), so<br />

könnte man am ehesten die "depressive Persönlichkeit" mit dem verwickelten Bindungsstil<br />

in einen Zusammenhang stellen. Hierfür sprechen die starken Trennungs- <strong>und</strong> Verlustängste<br />

solcher Personen, ihre häufige passive Erwartungshaltung, ihr "enges Anklammern" <strong>und</strong> ihre<br />

manipulativen Suiziddrohungen (S. 67). Nicht charakteristisch für den verwickelten Stil<br />

sind jedoch die Merkmale "starke Idealisierung" <strong>und</strong> "Aggressionsunterdrückung". Die<br />

Impulsivität <strong>und</strong> Aggressivität "hysterischer Persönlichkeiten" nach Riemann legt eher<br />

einen verwickelten Bindungsstil nahe. Während die Beschreibung Riemann's "zwanghafter<br />

Persönlichkeit" kaum bindungsrelevante Merkmale offenbahrt, zeigt sich die deutlichste<br />

Analogie zwischen dem "schizoiden Charakter" <strong>und</strong> dem distanzierten Bindungstyp. Der<br />

Schizoide habe ein hohes Autarkie Ideal, sei kalt, distanziert, isoliert <strong>und</strong> emotional<br />

unterentwickelt. Er habe Angst vor Abhängigkeit <strong>und</strong> bemühe sich um Unverletzlichkeit. Ihn<br />

kennzeichne ein Mangel an Bindung (S. 39), <strong>und</strong> er ironisiere häufig Gefühle. Die<br />

analytische Typologie ist jedoch sehr breit angelegt. Jede der vier Klassen beschreiben<br />

Merkmale mehrerer Persönlichkeitsstörungen. Auch steht eine empirische Abgrenzung der<br />

vier Typen nach Kenntnis des Autors noch aus. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß vor<br />

allem der "schizoide" <strong>und</strong> der "depressive" Typ bindungsbezogen beschrieben wurden.<br />

Personen, die eigentlich wütend auf ihre Eltern seien, diese Wut jedoch nicht<br />

äußern würden, hätten nach Bowlby (1979) ein starkes unbewußtes Verlangen nach Liebe <strong>und</strong><br />

Unterstützung, was vielleicht in irgendeiner anomalen Form Fürsorge auslösenden Verhaltens<br />

zum Ausdruck kommt (z.B. in Form von Hypochondrie, halbherzigen Selbstmordversuchen<br />

oder Konversionsstörungen).<br />

Personen mit "zwanghaften Selbstvertrauen", die alles selbst tun wollten <strong>und</strong> keine<br />

Liebe oder Fürsorge suchen würden, neigen nach Bowlby (1979; siehe auch Bowlby, 1983,<br />

S.273) dazu, psychosomatische Symptome oder Depressionen zu entwikeln. Dieses Verhalten<br />

ist ähnlich wie dasjenige der Personen mit distanzierten Bindungsrepräsentationen <strong>und</strong><br />

könnte mit den Störungsbildern "narzißtische, antisoziale, paranoide <strong>und</strong> schizoide<br />

Persönlichkeitsstörung" assoziiert sein.<br />

Als klinisch auffällig beschreibt Bowlby (1979) noch Personen mit "zwanghaftem<br />

Fürsorgeverhalten", die am ehesten den heutigen Störungsbildern der dependenten Persönlichkeitsstörung<br />

oder der inzwischen weit verbreiteten Störung "Co-Abhängigkeit"


1<br />

zuzuordnen wären. Ferner spricht er von sogenannten "emotional losgelösten Individuen",<br />

die unfähig seien, stabile affektive Bindungen an irgend jemanden aufrechtzuerhalten.<br />

Hier fühlt man sich an das Hauptkriterium der Borderline Persönlichkeitsstörung erinnert.<br />

Die "emotional losgelösten" Personen würden nach Bowlby häufig als "psychopathisch" oder<br />

"hysterisch" beschrieben.<br />

Zur Klärung der Verbindung von der Art des Bindungsstils <strong>und</strong> dem Vorliegen einer<br />

Depression gibt es zahlreiche Ar<strong>bei</strong>ten. Depressivität <strong>bei</strong> den Eltern <strong>und</strong> die damit<br />

einhergehende mangelnde Verfügbarkeit der Eltern gilt als ein Hauptrisikofaktor dafür,<br />

daß das Kind dieser Eltern eine unsichere Bindungsqualität entwickelt (Egeland & Sroufe,<br />

1981; Spieker & Booth, 1988). Aus der Studie von Radke-Yarrow, Cummings, Kuczynski &<br />

Chapman (1985) läßt sich jedoch schließen, daß diese Bef<strong>und</strong>e nur für schwer depressive<br />

Eltern (Major Depression oder Bipolare Störung) gelten, nicht aber für Dysthyme. Radke-<br />

Yarrow (1991) fand nur <strong>bei</strong> bipolar gestörten Müttern eine höhere Anzahl unsicher geb<strong>und</strong>ener<br />

Kinder im Vergleich zu ges<strong>und</strong>en Müttern, nicht jedoch <strong>bei</strong> unipolar Depressiven. Als<br />

Gemeinsamkeiten von Depressionen <strong>und</strong> Bindungsunsicherheit sehen Cummings & Cicchetti<br />

(1990) das negative Selbstkonzept, das Verlustgefühl <strong>und</strong> das Gefühl der Zurückweisung <strong>bei</strong><br />

den betroffenen Personen an. Körperliche Trennung führe nicht nur zu Angst <strong>und</strong> Wut<br />

(ängstlicher Protest als erste Reaktion), sondern auch zu Depressionen (Verzweiflung <strong>und</strong><br />

Trauer als zweite Reaktion). Als dritte Reaktion gilt die Absonderung ("detachment") <strong>und</strong><br />

das Beenden der Trauer. Bei der Wiederkehr der Eltern zeigen die Kinder oft Wut, Ambivalenz<br />

<strong>und</strong> Depressionen.<br />

Die Kriterien für die dependente Persönlichkeitsstörung (DSM-III-R) werden von<br />

Livesley, Schroeder & Jackson (1990) als Merkmale für (a) Abhängigkeit <strong>und</strong> (b) pathologische<br />

Bindung angenommen. Direkt bindungsbezogene Kriterien seien z.B. (Nr.7) "Der<br />

Betroffene ist am Boden zerstört oder hilflos, wenn enge Beziehungen in die Brüche gehen"<br />

oder (Nr.8) "Der Betroffene hat gewöhnlich Angst davor, verlassen zu werden". Die Autoren<br />

belegen die zweifaktorielle Struktur der 9 Kriterien faktorenanalytisch. Auch wenn die<br />

Autoren nicht genauer auf die Art der unsicher geb<strong>und</strong>enen Strategie eingehen, so scheint<br />

die Diagnose einer dependenten Persönlichkeitsstörung eng mit dem Vorliegen einer<br />

verwickelten Bindungsrepräsentation zusammenzuhängen (siehe auch West & Sheldon, 1988).<br />

Die folgenden Diagnosen mit den dazugehörigen Bestimmungskriterien beziehen sich<br />

ausschließlich auf das DSM-III-R.<br />

Patienten mit histrionischer Persönlichkeitsstörung müßten häufiger eine verwickelte<br />

Bindungsrepräsentation aufweisen, da sie sich per definitionem übersteigert<br />

emotional (auch mit rasch wechselnden, oberflächlichen Emotionen; Kriterium 6) zeigen<br />

(Hauptkriterium) <strong>und</strong> oft einen übertrieben impressionistischen Sprachstil haben, der<br />

keine Details kennt (Kriterium 8).<br />

Personen mit narzißtischer Persönlichkeitsstörung entsprechen am ehesten den<br />

Menschen, die Bowlby als "compulsive self-reliant" bezeichnete. Vordergründig zeigen sie<br />

"Großartigkeit" in Phantasie <strong>und</strong> Verhalten (Hauptkriterium <strong>und</strong> Kriterium 3 <strong>und</strong> 5), was<br />

eher mit einer distanzierten Bindungsrepräsentation verb<strong>und</strong>en wäre. Jedoch sind narzißtisch<br />

gestörte Patienten sehr labil, was sich äußert in den heftigen Reaktionen auf<br />

Kritik (Kriterium 1), ihren inneren Neidgefühlen (Kriterium 9) <strong>und</strong> dem Bedürfnis nach<br />

ständiger Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Bew<strong>und</strong>erung (Kriterium 7). Letztere Anzeichen deuten eher<br />

auf eine starke Verwicklung in Beziehungen mit anderen Menschen hin, ein Kennzeichen für<br />

"Enmeshment" (als Bindungsstrategie).<br />

Bei der zwanghaften Persönlichkeitsstörung werden Ar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong> Leistung über<br />

Beziehungen gestellt, <strong>und</strong> diesen Personen fällt der Ausdruck von Gefühlen schwer. Auch<br />

das Hauptkriterium des Strebens nach Perfektion <strong>und</strong> eine gewisse Starrheit lassen<br />

deutlich einen Zusammenhang mit der distanzierten Bindungsrepräsentation erkennen.<br />

Das Mißtrauen <strong>und</strong> die vorsichtige Art von Personen mit paranoider Persönlichkeitsstörung<br />

deuten eher auf eine häufigeres Vorliegen distanzierter Bindungsstrategien hin.<br />

Ebenso dürften die anderen zwei "exzentrischen" Persönlichkeitsstörungen (schizoid <strong>und</strong><br />

schizotypisch) mit ihren Merkmalen des sozialen Rückzugs <strong>und</strong> der eingeschränkten<br />

emotionalen Ausdrucksfähigkeit (schizoid) eher in Assoziation mit dem distanzierten<br />

Bindungsstil stehen.<br />

Auch wenn die Ar<strong>bei</strong>t von Cole-Detke & Kobak (im Druck) mit einer sub<strong>klinische</strong>n<br />

Stichprobe zu anderen Ergebnissen kam: Patienten mit Störungen der Impulskontrolle (DSM-<br />

III-R: 312.*; z.B. Kleptomanie, pathologisches Spielen), worunter man im weiteren Sinne<br />

auch Personen mit bulimischen Eßanfällen mit oder ohne Erbrechen rechnen kann, müßten<br />

eher eine verwickelte Bindungsrepräsentation aufweisen.<br />

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß nach den vorliegenden


1<br />

theoretischen <strong>und</strong> empirischen Ar<strong>bei</strong>ten behandlungsbedürftige Erwachsene<br />

deutlich häufiger als "Ges<strong>und</strong>e" eine unsichere Bindungsrepräsentation<br />

aufweisen.<br />

Folgende Störungsbilder gehen dagegen eher mit einer verwikelten Bindungsrepräsentation<br />

einher: Depressionen (uni- <strong>und</strong> bipolar), alle<br />

Angststörungen (außer Zwangsstörungen), Personen mit Borderline,<br />

dependenter <strong>und</strong> histrionischer Persönlichkeitsstörung.<br />

Eine distanzierte Repräsentation ist eher zu erwarten <strong>bei</strong>: Schizophrenen,<br />

Eßgestörten (mit Einschränkung), Personen mit antisozialer,<br />

narzißtischer (mit Einschränkung) schizoider, schizotypischer,<br />

zwanghafter <strong>und</strong> paranoider Persönlichkeitsstörung.<br />

Desorientiert oder desorganisiert Geb<strong>und</strong>ene sind überzufällig<br />

häufig unter den Borderline Patientinnen <strong>und</strong> Patientinnen mit posttraumatischen<br />

Belastungsreaktionen zu erwarten (z.B. nach einem sexuellen<br />

Mißbrauch; siehe Fonagy et al., 1993). Ebenso dürften<br />

desorganisierte Bindungsmuster häufiger sein <strong>bei</strong> Patienten mit<br />

schweren Symptomen wie Suizidalität (erste empirische Bef<strong>und</strong>e hierzu:<br />

Adam, 1993).<br />

In Kliniken oder Ambulanzen, in denen die Behandlung (Beratung) freiwillig<br />

begonnen wurde (vs. Zwangsaufnahmen in Psychiatrien etc.),<br />

dürfte der Anteil distanziert geb<strong>und</strong>ener Patienten eher<br />

unterrepräsentiert sein, da diese sich per definitionem erst gar<br />

nicht ihre Probleme eingestehen, oder auch nicht bereit sind, sich<br />

einer Therapeutin zu öffnen (vergleiche hierzu auch Köhler, 1992).<br />

Veränderungen von Bindungsrepräsentationen<br />

Die meisten Ar<strong>bei</strong>ten, die auf der Bindungtheorie basieren, wurden<br />

zunächst mit Säuglingen <strong>und</strong> Kindern durchgeführt (z.B. Ainsworth,<br />

1978). Als <strong>klinische</strong> Theorie geht die <strong>Bindungstheorie</strong> allerdings<br />

davon aus, daß sozial-emotionale Erfahrungen mit besonderen Bindungspersonen<br />

sich in Ar<strong>bei</strong>tsmodellen ("inner working models") niederschlagen,<br />

die vor allem das Fühlen, Denken <strong>und</strong> unmittelbar auch das<br />

Verhalten von Kindern <strong>und</strong> Erwachsenen beeinflussen. Diese Modelle<br />

steuern zeitlich überdauernd sowohl das Verhalten, die Erwartungen<br />

<strong>und</strong> Reaktionen im Umgang mit anderen Personen, als auch den Zugang zu<br />

eigenen Gefühlen <strong>und</strong> Erinnerungen (Grossmann & Grossmann, 1994, 1995;<br />

Main et al., 1985; Sroufe & Fleeson,1986).<br />

Stabilität wäre demnach nicht nur aufgr<strong>und</strong> äußerer Stabilität<br />

der Umwelt einer Person zu erwarten, sondern auch deshalb, weil diese<br />

Person die Umwelt aufgr<strong>und</strong> der gebildeten internalen Ar<strong>bei</strong>tsmodelle<br />

interpretiert <strong>und</strong> danach handelt (Zimmermann, 1994, S.102).<br />

Veränderungen der inneren Ar<strong>bei</strong>tsmodelle (bzw. Bindungsrepräsentationen)<br />

sind aus bindungstheoretischer Sicht nur durch solche<br />

Umwelteinflüsse zu erwarten, die die innere Organisation der Gefühle<br />

verändern. Bei Kindern kann dies erreicht werden durch veränderte<br />

Interaktionsstile zwischen Eltern <strong>und</strong> Kind (Egeland & Faber, 1984;<br />

van den Boom, 1988) oder durch eine Veränderung der Wahrnehmung von<br />

der Verfügbarkeit <strong>und</strong> Responsivität der Bindungsperson auf seiten des<br />

Kindes (Ainsworth, 1990). Bei Erwachsenen können entsprechende Veränderungen<br />

der Bindungsrepräsentationen vor allem durch die neuen<br />

Interaktionsformen bzw. Erfahrungen mit einem (neuen) Liebes- oder<br />

Ehepartner geschehen, oder im besonderen Fall, durch eine <strong>Psychotherapie</strong>.<br />

Unter kognitionspsychologischer Perspektive sind biographische Erzählungen<br />

aktive Konstruktionsleistungen (siehe Wiedemann, 1987) <strong>und</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> dieser Prämisse auch veränderlich <strong>und</strong> veränderbar.


1<br />

Henderson (1978) fand in Analogiestudien mit Ratten, daß frühe Erfahrungen mit mangelnder<br />

Verfügbarkeit von Anderen (nach wiederholter mehrwöchiger Darbietung eines aversiven<br />

Stimulus) trotz späterer "unterstützender" Einflüsse persistent <strong>und</strong> kaum zu überwinden<br />

waren.<br />

So sind z.T. hohe Stabilitäten der Bindungsqualität eines Kindes<br />

gemessen im Alter von 18 Monaten, 6 <strong>und</strong> 10 Jahren zu verzeichnen. Mit<br />

16 Jahren sind allerdings die unmittelbaren Kontinuitäten nicht mehr<br />

gegeben (Zimmermann, 1994). Jedoch liegt hierzu bisher nur diese<br />

Untersuchung vor (eine zweite europäische Ar<strong>bei</strong>t ist in Vorbereitung:<br />

Soares, Fremmer-Bombik, Grossmann & Silva) <strong>und</strong> es ist unklar, ob die<br />

wichtige Eigenschaft, über die eigene Kindheit im Zusammenspiel mit<br />

den Eltern nachzudenken, <strong>bei</strong> 16jährigen schon ausreichend entwikelt<br />

ist. Der Zusammenhang zwischen der Bindungsrepräsentation der 16 Jährigen<br />

<strong>und</strong> der ihrer Mütter war jedoch statistisch hochsignifikant.<br />

Risikofaktoren, wie Trennung der Eltern oder Verluste hingen mit<br />

einer unsicheren Bindungsrepräsentation der Jugendlichen zusammen.<br />

In zahlreichen Studien (zusammenfassend: van Ijzendoorn, 1992)<br />

ließ sich auch eine hohe Korrelation zwischen der Bindungsqualität<br />

der Kinder in der Fremden Situation <strong>und</strong> der Bindungsrepräsentation<br />

ihrer Mütter feststellen (Main, Kaplan & Cassidy, 1985; Ricks, 1985;<br />

Fremmer-Bombik, 1987; Grossmann, Fremmer-Bombik, Rudolph & Grossmann,<br />

1988). Diese Bef<strong>und</strong>e sprechen deutlich für eine generationenübergreifende<br />

Tradierung der Bindungsstrategien.<br />

Inzwischen konnte Bowlby´s bereits früh formuliertes Postulat<br />

der Stabilität der Bindungsmuster über die Zeit unter der Bedingung,<br />

daß die Umweltverhältnisse stabil bleiben (Bowlby 1988a), empirisch<br />

mehrfach bestätigt werden.<br />

In den letzten Jahren wurden die bindungstheoretischen Bef<strong>und</strong>e in<br />

zunehmenden Maße auch von <strong>klinische</strong>r Seite her rezipiert (z.B.<br />

Sammelbände von Parkes, Stevenson-Hinde & Marris, 1991 oder Belsky &<br />

Nezworski, 1988). Die überwältigende Mehrheit der Studien wurde<br />

jedoch an "ges<strong>und</strong>en Populationen" durchgeführt. Inzwischen liegen<br />

einige Ansätze zur therapeutischen Behandlung von Müttern mit ihren<br />

unsicher geb<strong>und</strong>enen Kindern vor (z.B. Byng-Hall & Stevenson-Hinde,<br />

1991; Greenspan & Lieberman, 1988; Lieberman & Pawl, 1988; Nezworski,<br />

Tolan & Belsky, 1988).<br />

Neben den bereits erwähnten Bindungsstudien mit klinisch auffälligen<br />

Personen wurde nur in einer Ar<strong>bei</strong>t die Veränderung der Bindungsrepräsentationen<br />

durch eine psychotherapeutische Intervention <strong>bei</strong><br />

Erwachsenen gemessen.<br />

Von den 45 Patienten, die Fonagy et al. (1993) im Prae-Post Vergleich<br />

mit dem AAI (Mainsche Auswertungsmethode) untersuchten, wiesen<br />

immerhin 40% der zu Beginn der Therapie unsicher Geb<strong>und</strong>enen am Ende<br />

der Therapie eine sichere Bindungsrepräsentation auf. Diese Veränderung<br />

war statistisch hochsignifikant (X²=11,8; df=2, p


1<br />

die Verbesserung durch die Behandlung als auch der vorzeitige<br />

Therapieabbruch vorhergesagt werden. Am stärksten profitierten danach<br />

von der Intervention Patienten mit anfänglich distanzierten Bindungsrepräsentationen.<br />

Alle Behandlungsabbrecher waren dagegen aus<br />

der verwickelten Bindungskategorie (genauer: aus Subkategorie E1,<br />

verwickelt <strong>und</strong> passiv).<br />

Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Studie von Fonagy et al.<br />

(1993) waren stärker distanzierte Bindungsstrategien (dimensionaler<br />

Ansatz nach der Auswertungsmethode nach Kobak, 1989) <strong>bei</strong> Dozier<br />

(1990) verb<strong>und</strong>en mit einer größeren Zurückweisung der therapeutischen<br />

Behandlungsangebote, einer geringeren Selbstöffnung in der Therapie<br />

<strong>und</strong> im allgemeinen sprachen distanziert Geb<strong>und</strong>ene schlechter auf die<br />

Behandlung an. Je höher die Bereitschaft zur Mitar<strong>bei</strong>t (Compliance)<br />

in der Therapie war, desto eher waren die Patienten sicher geb<strong>und</strong>en<br />

(vs. ängstliche Bindung auf Kobak´s Dimension).<br />

Erste empirische Belege sprechen zudem für einen Zusammenhang<br />

von der Art der inneren Bindungsrepräsentanz von Patienten mit der<br />

vom Therapeuten wahrgenommenen Qualität der therapeutischen Allianz<br />

(Dolan, Arnkoff & Glass, 1993 zitiert nach Seidler, 1994).<br />

Wesentlich interessanter als die Frage, ob sich die inneren Ar<strong>bei</strong>tsmodelle<br />

durch (psychotherapeutische) Interventionen überhaupt verändern<br />

lassen, ist die Frage nach den qualitativen <strong>und</strong> quantitativen<br />

Aspekten der wie auch immer bedingten Veränderungsprozesse von unsicheren<br />

hin zu sicheren Bindungsrepräsentationen. Verändern sich die<br />

Schilderungen (narrative Aspekte der Bindungsrepräsentationen) der<br />

Elternbeziehungen per se oder "nur" die emotionalen Bewertungen<br />

dieser Beziehungen? Verändert sich die Kohärenz des Mitgeteilten <strong>und</strong><br />

nimmt die Reflexionsfähigkeit zu, <strong>und</strong> welchen Einfluß hat das auf das<br />

Verhalten gegenüber Lebensaufgaben, die bislang unrealistisch<br />

verar<strong>bei</strong>tet wurden? Verändert sich die Anzahl gesprochener Wörter<br />

oder die Zahl der Worte mit bestimmter semantischer Bedeutung 3<br />

?<br />

Woran liegt es, daß sich Bindungsrepräsentationen in Richtung<br />

angemessenerem Umgang mit "Wirk"-lichkeiten verändern? Die schwierige<br />

Suche nach einer Begründung kann man aus der <strong>Bindungstheorie</strong><br />

ableiten: Geht man davon aus, daß die unsicher an ihre Eltern geb<strong>und</strong>enen<br />

Personen eine Bindungsrepräsentation von den Eltern als<br />

"emotional nicht verfügar" haben, daß also die Eltern von diesen<br />

Personen nicht als "sichere Basis" für ihre Erk<strong>und</strong>ungen in der<br />

wirklichen Welt (Weiss, 1989) wahrgenommen wurden bzw. werden, dann<br />

kann eine zuverlässige Therapeutin als neue "sichere Basis" für diese<br />

Person dienen, <strong>und</strong> per se versuchen, deren Ar<strong>bei</strong>tmodelle zu korrigieren<br />

oder zu modifizieren. Die Repräsentationen der ehemals<br />

unsicher geb<strong>und</strong>enen Person könnten sich folglich ändern, da ihre Erwartungen<br />

an die Umwelt (zunächst maßgeblich an den behandelnden<br />

Therapeuten), daß ihre Bedürfnisse nach Zuwendung <strong>und</strong> Schutz<br />

zurückgewiesen werden, konstant <strong>und</strong> häufig nicht bestätigt werden.<br />

Ebenso werden ihre Erwartungen, die sie selbst betreffen, also, daß<br />

sie z.B. kein Recht darauf haben, (Bindungs)-Bedürfnisse zu äußern<br />

oder sich liebenswert zu fühlen, empirisch 4 durch das Verhalten, die<br />

Interventionen <strong>und</strong> die Person der Therapeutin widerlegt. Auf dieser<br />

Basis kann die Einsicht befördert werden, daß die alten "inneren<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmodelle" für die eigene Existenz unangemessen sind, <strong>und</strong> durch<br />

brauchbarere zu ersetzen sind.<br />

3 Zur Beantwortung dieser Fragestellungen müssen mehrere Auswertungsmethoden des<br />

Bindungsinterviews, wie z.B. die von Fremmer-Bombik (1987/1992) herangezogen werden.<br />

4 "Empirisch" ist hier im Sinne von "erfahrungs- <strong>und</strong> erlebnisbezogen" gemeint.


Bindungsrepräsentationen <strong>und</strong> ihre Bedeutung für die <strong>Psychotherapie</strong><br />

1<br />

In der <strong>klinische</strong>n <strong>Psychologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Psychotherapie</strong> wurden zahlreiche<br />

Modellvorstellungen zur "Erklärung" <strong>und</strong> Abbildung intrapsychischer<br />

Vorgänge entwickelt. Die Objektbeziehungstheorie spricht von "internalisierten<br />

Selbst- <strong>und</strong> Objektrepräsentanzen" oder "Verinnerlichungseinheiten"<br />

(Kernberg, 1988), die interpersonelle Theorie von "internalisierten<br />

Beziehungen" (Benjamin, 1995: IPIRS: "important people<br />

and their internalized representation"), die Neopsychoanalyse von<br />

"Introjekten" (Sullivan, 1953/1980), die Transaktionsanalyse vom<br />

"(Lebens-) Skript" (Schlegel, 1989), kognitive <strong>und</strong> verhaltenstherapeutisch<br />

orientierte Autoren von "kognitiven Schemata" (Beck et<br />

al., 1993; Grawe, 1994; Horowitz, 1989) oder "Plänen" (Caspar, 1988)<br />

<strong>und</strong> die moderne Säuglingsforschung von "generalisierten<br />

Interaktionsrepräsentanzen" (RIGs; Stern, 1985).<br />

Auch wenn die genannten Autoren unterschiedliche Aspekte der<br />

Kognitionen <strong>und</strong> "inneren Welten" betonen, so deutet die häufige Beschäftigung<br />

mit diesem Bereich ein Interesse an derselben Materie an:<br />

den internalen kognitiven Modellen oder Repräsentanzen. Zelnick &<br />

Buchholz (1991) schlagen den Begriff der "unbewußten interaktionalen<br />

Organisationsstrukturen" als Synthese der bisherigen Konzeptualisierungen<br />

verschiedener Autoren vor. Das innere Ar<strong>bei</strong>tsmodell wird als<br />

immer komplexer werdende Konstruktion aufgefaßt, als Konstruktion der<br />

jeweiligen Transaktionen mit der Welt <strong>und</strong> der wichtigen Personen<br />

darin, zu denen auch das Selbst gehört (Zelnick et al., 1991). Für<br />

die <strong>Bindungstheorie</strong> liegt hier<strong>bei</strong> der Schwerpunkt ausschließlich auf<br />

den Beziehungen zu den Bindungsfiguren.<br />

*Wie kaum eine Theorie im <strong>klinische</strong>n Bereich wird die <strong>Bindungstheorie</strong>,<br />

die sich explizit mit diesen inneren Modellen aus prospektiver<br />

<strong>und</strong> längsschnittlicher Perspektive beschäftigt, durch<br />

zahlreiche empirische entwicklungspsychologische Längsschnittuntersuchungen<br />

unterstützt.<br />

Etwa seit Mitte der achziger Jahre gibt es Versuche, aus der<br />

<strong>Bindungstheorie</strong> Schlußfolgerungen in Form von konkreten therapeutischen<br />

Handlungsanweisungen zu ziehen (siehe die Sammelbände von Parkes,<br />

Stevenson-Hinde & Marris, 1991 oder Belsky & Nezworski, 1988).<br />

Aus der Sicht der <strong>Bindungstheorie</strong>, bzw. John Bowlby's, können sich<br />

Veränderungen der als stabil angenommenen Bindungsorganisationen oder<br />

Repräsentationen <strong>bei</strong> der Verwirklichung folgender fünf<br />

therapeutischen Aufgaben ergeben (nach Bowlby, 1988b, S.138):<br />

Erstens solle der Therapeut sich dem Patienten als sichere Basis<br />

zum Erk<strong>und</strong>en seiner Gefühle, Gedanken <strong>und</strong> im allgemeinen seiner<br />

Umwelt zur Verfügung stellen. Diese sichere Basis zum Erk<strong>und</strong>en von<br />

Leid in Gegenwart <strong>und</strong> Vergangenheit ist eine Möglichkeit, um über<br />

momentane <strong>und</strong> vergangene Beziehungen nachzudenken. In seiner letzten<br />

Veröffentlichung betont Bowlby (1991) auch die gr<strong>und</strong>legende Rolle des<br />

Vertrauens des Patienten zu seiner Therapeutin, die eine Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Exploration <strong>und</strong> Einsichtsgewinnung darstellt. Ein dem Konzept<br />

der "secure base" verwandtes Konzept wurde früh von Bion (1962, 1970)<br />

entwickelt. Die Mutter reinigt als "Container" die "bösen Teile" des<br />

Kindes <strong>und</strong> setzt diese neu zusammen, damit das Kind diesen Teil<br />

seiner Persönlichkeit nicht aufgeben muß, sondern modifiziert<br />

zurückerhält (Lohmer, 1988, S.44). Die Mutter oder in Analogie der<br />

Therapeut als "Container" vermitteln dem Kind bzw. Patienten das<br />

Gefühl der Sicherheit <strong>und</strong> der "haltenden Grenzen". Ähnlichkeit<br />

besteht hier auch zum Konzept des "holding environment" bzw. dem der<br />

fördernden ("Facilitating") Umgebung von Winnicott (1974/1965).<br />

Zweitens solle der Therapeut den Patienten nicht nur zum<br />

Nachdenken ermutigen, sondern auch dazu, seine gegenwärtigen Wahr-


1<br />

nehmungen <strong>und</strong> Erwartungen als eine Konsequenz der wirklichen elterlichen<br />

Verhaltensweisen <strong>und</strong> Äußerungen zu sehen (z.B. Zurückweisungserlebnisse,<br />

Kritik oder Beleidigungen durch die Eltern).<br />

Der Therapeut kann drittens die Beziehung zum Patienten als das<br />

Abbild der früheren Eltern-Kind Beziehung analysieren. Der Patient<br />

wird wahrscheinlich den Therapeuten in die Rolle eines oder <strong>bei</strong>der<br />

Elternteile drängen. Diese "Übertragung" des Patienten gilt es zu bear<strong>bei</strong>ten.<br />

Der Patient soll viertens lernen, daß die gegenwärtigen Wahrnehmungen,<br />

Erwartungen, Gefühle <strong>und</strong> Gedanken die Folge der Kindheitserlebnisse<br />

mit den Eltern oder dessen sind, was die Eltern ihm<br />

dauernd erzählt ("eingeredet") haben. Der Therapeut soll den<br />

Patienten da<strong>bei</strong> auch das "nicht-denkbare" sich vorstellen oder denken<br />

lassen.<br />

Fünftens soll er in die Lage versetzt werden zu erkennen, daß<br />

sein Bild von sich <strong>und</strong> anderen (z.B. vom Therapeuten), das er durch<br />

schmerzliche Erfahrungen oder durch irreführende Botschaften seiner<br />

Eltern aufgebaut hat, unangemessen für die Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft ist<br />

<strong>und</strong> vielleicht niemals gerechtfertigt war. Die Ziele der Therapie<br />

bestehen damit in der Rekonstruktion eines Bildes von sich selbst als<br />

liebenswert <strong>und</strong> zum anderen in der Kohärenz <strong>und</strong> Integration von Erinnerungen<br />

<strong>und</strong> Gefühlen im Zusammenhang mit den Bindungspersonen.<br />

Bowlby betont ferner, daß der Therapeut dem Patienten keine psychopathologisch<br />

fixierende Deutung "überstülpen" solle, da dieses Vorgehen<br />

respektlos, kalt <strong>und</strong> unempathisch sei, <strong>und</strong> in die gleiche Kerbe<br />

schlage, wie der Patient von den Eltern behandelt wurde, oder häufig<br />

mit sich selbst umgeht (siehe auch Grossmann & Grossmann, 1994;<br />

1995).<br />

Überträgt man das in der <strong>Bindungstheorie</strong> zentrale Konzept der mütterlichen<br />

Feinfühligkeit (Ainsworth et al. 1978; Grossmann et al., 1989)<br />

auf die <strong>Psychotherapie</strong>, dann wäre ein "feinfühliger" Therapeut durch<br />

folgende vier Merkmale gekennzeichnet:<br />

1.er muß die Verhaltensweisen des Patienten aufmerksam wahrnehmen <strong>und</strong><br />

"im Blick" haben (die Wahrnehmungsschwelle darf nicht zu hoch<br />

sein)<br />

2.er sollte die Äußerungen des Patienten aus dessen Lage (<strong>und</strong> nicht<br />

nach seinen eigenen Bedürfnissen) richtig interpretieren.<br />

3.er solle auf die Kommunikation des Patienten prompt reagieren,<br />

damit der Patient eine Verbindung zwischen seinem Verhalten <strong>und</strong><br />

der Reaktion, die er <strong>bei</strong> anderen (dem Therapeuten) auslöst 5<br />

,<br />

knüpfen kann. Letzteres vermittelt dem Patienten das Gefühl der<br />

Effektivität im Gegensatz zu dem der Hilflosigkeit.<br />

4.Die Reaktionen des Therapeuten sollten angemessen sein, also nicht<br />

mehr <strong>bei</strong>nhalten, als das, was vom Patienten verlangt wurde. Die<br />

therapeutischen Reaktionen sollten im Einklang mit den "Entwicklungsprozessen"<br />

des Patienten stehen.<br />

Anzumerken bleibt, daß die von Bowlby geforderten fünf Punkte sich<br />

5 In der Sprache der <strong>Bindungstheorie</strong> solle <strong>bei</strong>m Säugling durch die prompte Reaktion<br />

der Mutter ein "spannungsmildernder" Effekt (Grossmann et al., 1989, S.40) erreicht<br />

werden. Ob dieses Konzept auf die <strong>Psychotherapie</strong> übertragbar bzw. für diese fruchtbar<br />

ist, bleibt zu untersuchen. Gerade für Patienten mit Impulskontrollproblemen (z.B.<br />

Suchtpatienten) scheint ein wichtiger Lernschritt zu sein, daß sie eben nicht alle<br />

Wünsche "jetzt <strong>und</strong> sofort" erfüllt bekommen. Sie sollen mehr Kompetenzen <strong>bei</strong>m "Belohnungsaufschub"<br />

bzw. der Selbstkontrolle erwerben.


1<br />

zum Teil mit den Bef<strong>und</strong>en der modernen Therapieforschung decken<br />

(Orlinsky, Grawe & Parks, 1994, S. 353f).<br />

Eine gute Therapiebeziehung <strong>und</strong> in etwas schwächerem Maße die<br />

Empathie des Therapeuten sind die am häufigsten im positiven Sinne<br />

bewerteten Prozeßindikatoren, die zu einem guten Ergebnis führen. Es<br />

ist wirksamer, wenn der Patient auf Lebens- <strong>und</strong> Beziehungsprobleme<br />

alleine zu sprechen kommt, als wenn ihn der Therapeut darauf stößt.<br />

Auf die Übertragung zu fokussieren kann als weniger hilfreich angesehen<br />

werden, als es in den Postulaten von Bowlby zum Ausdruck kommt.<br />

Dagegen ist es u.U. hilfreicher, die kognitiven <strong>und</strong> verhaltensbezogenen<br />

Prozesse des Patienten zu sehen, während er von sich redet.<br />

Ein Vergleich von Bowlby´s Empfehlungen mit den "harten Fakten"<br />

h<strong>und</strong>erter Prozess-Outcome Therapiestudien, wie er in der Ar<strong>bei</strong>t von<br />

Orlinsky et al. (1994) vorliegt ist jedoch nur mit Einschränkungen<br />

sinnvoll, da als Ergebniskriterium bislang sicherlich nie eine Veränderung<br />

der Bindungsrepräsentationen oder eine Modifikation des<br />

internen Ar<strong>bei</strong>tsmodells (im Sinne Bowlby´s) herangezogen wurde, die<br />

zudem im Lichte einer Neubewertung eigenen Handelns untersucht wurde.<br />

Werden nun diese fünf Prinzipien vom behandelnden Therapeuten im ausreichenden<br />

Maße verwirklicht, so kann man theoretisch davon ausgehen,<br />

daß diese Vorgehensweisen bzw. Haltungen direkt oder indirekt eine<br />

positive Wirkung auf die vorhandenen Bindungsrepräsentationen der<br />

Patienten haben müßten.<br />

Aus der Therapieforschung ist bekannt, daß es in erster Linie<br />

die "Klientenvariable" ist, die den Forschritt in der <strong>Psychotherapie</strong><br />

voranbringt (Bergin & Garfield, 1994, S. 825; Sloane et al., 1975;<br />

Tscheulin, 1992, S.8 ff).<br />

Rogers (1957) sah die Wahrnehmung des Therapeuten durch den Patienten<br />

als entscheidende Variable für den Therapieerfolg an, wo<strong>bei</strong> ihm die<br />

empirische <strong>Psychotherapie</strong>forschung in der Folge jedoch nur zum Teil<br />

recht gab. Während sich die Empathie des Therapeuten aus der Sicht<br />

des Patienten als ein robuster Wirkfaktor erwies, gilt dies kaum für<br />

die Haltung der "Kongruenz" (zusammenfassend <strong>bei</strong> Schindler, 1991).<br />

Hilfreich sei der Therapeut ferner, wenn er vom Patienten als glaubwürdig,<br />

wirklich interessiert, aktiv <strong>und</strong> beteiligt geschildert werde<br />

(Gurmann, 1977; Huf, 1992; Orlinsky & Howard, 1986). Eine prozessorientierte<br />

Empirie, wie sie sowohl für die Bindungsforschung, als<br />

auch für die Entwicklungspsychopathologie kennzeichnend ist, steht<br />

da<strong>bei</strong> allerdings noch weitgehend aus.<br />

Im vorliegenden Fall bedeutet dies, daß es maßgeblich darauf ankommt,<br />

wie der Patient den Therapeuten oder die therapeutische Beziehung<br />

zwischen <strong>bei</strong>den wahrnimmt <strong>und</strong> bewertet, <strong>und</strong> nicht, in welchem Ausmaß<br />

der Therapeut denkt, daß er die oben genannten Prinzipien einer "bindungsorientierten<br />

Therapie" verwirklicht (für die <strong>Psychotherapie</strong> im<br />

allgemeinen: Gurman, 1977). Deshalb sollte in künftigen <strong>klinische</strong>n<br />

Studien, die sich an der <strong>Bindungstheorie</strong> orientieren, der Patient am<br />

Ende der Therapie oder im Prozeßverlauf angehalten werden, direkt<br />

seine Wahrnehmungen des Therapeuten oder der Beziehung zu ihm festzuhalten.<br />

In der Therapieforschung liegen Instrumente zur Einschätzung<br />

der therapeutischen Beziehung vor wie der "Helping Alliance Questionaire"<br />

(Luborsky, Crits-Christoph, Alexander, Margolis & Cohen, 1983)<br />

oder der St<strong>und</strong>enbogen (Grawe & Braun, 1994). Aber es fehlt bisher ein<br />

spezifisches Instrument zur Erfassung der "Bindung" des Patienten an<br />

seinen Therapeuten im Sinne von Bowlby's <strong>Bindungstheorie</strong>. Der Autor<br />

der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t entwickelte zu diesem Zweck einen<br />

"Therapeuten Q-Sort", dessen Ziel es ist, die Bindung des Patienten<br />

an die Therapeutin aus Sicht des Patienten abzubilden. In Tabelle 1<br />

sind <strong>bei</strong>spielhaft einzelne ausgewählte Beurteilungskriterien dieses


Instruments aufgelistet.<br />

Tabelle 1 hier einfügen!<br />

1<br />

Ein äußerst differenziertes, bisher maßgeblich in der Forschung angewendetes<br />

Instrument zur Erfassung interpersonaler Beziehungen ist die<br />

"Strukturale Analyse sozialer Beziehungen" (Benjamin, 1974; 1993).<br />

Mit Hilfe dieses Instruments kann nicht nur die therapeutische Beziehung<br />

durch den Patienten detailliert eingeschätzt werden, sondern man<br />

kann mit demselben Verfahren auch die Beziehung des Patienten zu<br />

seinen Eltern oder Partnern (heute oder früher) einstufen lassen.<br />

Dadurch wird ein direkter Vergleich der Einschätzung der Eltern <strong>und</strong><br />

des Therapeuten möglich. Im Sinne der Psychoanalyse müßte der Patient<br />

den Therapeuten anfangs ähnlich einschätzen wie einen oder <strong>bei</strong>de<br />

Elternteile (Übertragung), oder ähnlich auf ihn reagieren wie auf die<br />

Eltern. Am Ende der Therapie müßte der Patient dann durch die neue<br />

Erfahrung, daß der Therapeut ein beständiger, zuverlässiger Begleiter<br />

war bzw. ist, <strong>und</strong> eben nicht in der gleichen negativen Weise mit<br />

ihnen interagiert wie es die Eltern getan haben (idealtypische<br />

"korrektive Erfahrung"), ein anderes Modell von sich <strong>und</strong> den "signifikanten<br />

Anderen" entwikeln.<br />

Psychotherapeutinnen könnten aus der <strong>Bindungstheorie</strong> wichtige theoretisch<br />

abgeleitete <strong>und</strong> empirisch f<strong>und</strong>ierte Konzepte übernehmen: Wird<br />

in der Differentialdiagnose auch die voraussichtliche 6 Bindungsrepräsentation<br />

erfragt, kann dies für die Therapie handlungsanleitend<br />

sein. Ein "distanzierter" Patient wird andere Beziehungsangebote an<br />

den Therapeuten unternehmen, als ein Verwikelter", da seine inneren<br />

Erwartungen <strong>und</strong> auch seine realen Erfahrunbgen andere sind. Therapeuten<br />

mit bindungstheoretischer Gr<strong>und</strong>lage können sich besser in die<br />

Regelhaftigkeit des Verhaltens <strong>und</strong> Erlebens der Patientin einfühlen<br />

<strong>und</strong> angemessener <strong>und</strong> "therapeutischer" 7<br />

damit umgehen. Die in der<br />

Therapeut-Klient Interaktion zu Tage tretenden Schwierigkeiten <strong>und</strong><br />

Symptome erscheinen auf dem Hintergr<strong>und</strong> früherer realer<br />

Bindungserfahrungen "sinn-voller". Auch können die Therapeuten die<br />

Ängste, Wünsche <strong>und</strong> Erwartungen der Patienten besser verstehen <strong>und</strong><br />

antizipieren. Ferner dürfte die Therapieplanung <strong>und</strong> die zu planenden<br />

konkreten Interventionen für Patienten mit unterschiedlichen<br />

Bindungsorganisationen differieren.<br />

"Allgemeine Bindungstherapie" 8<br />

6 Die "definitive" Bindungsrepräsentation kann nur mit dem AAI gewonnen werden. Der<br />

Erhebungs- <strong>und</strong> Auswertungsaufwand ist für klinisch ar<strong>bei</strong>tende Therapeutinnen jedoch viel<br />

zu hoch: Pro auszuwertender Person dauert die Durchführung des Bindungsinterviews etwa<br />

eine St<strong>und</strong>e, die Transkribierung 8-10 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die eigentliche Auswertung je nach<br />

Methode nochmals 3-9 St<strong>und</strong>en. Das vorausgesetzte Beurteilertraining zur Erreichung der<br />

benötigten Reliabilität dauert etwa 100 St<strong>und</strong>en.<br />

7 "Therapeutischer" ist hier in dem Sinne gemeint, daß sich die Therapeutin mit<br />

ihrem Verhalten oder ihren Interventionen nicht genauso verhält (z.B. zurückweisend), wie<br />

die damaligen Bezugspersonen gegenüber dem Patienten, sondern reflexiver oder auch<br />

"antithetischer" (zum Prinzip des antithetischen therapeutischen Verhaltens oder zum<br />

"Shaurette Prinzip": siehe Benjamin, 1993).<br />

8 Anzumerken ist hier, daß die <strong>Bindungstheorie</strong> keine eigene Form der Therapie ist<br />

oder auch sein sollte, sondern eher einen Rahmen des Verständnisses für das Wirken<br />

psychischer Störungen bilden kann. Sie ist jedoch auch eine Theorie über die Bedingungen,<br />

mit Hilfe derer der Therapeut Veränderungen bewirken <strong>und</strong> bewerten kann (Grossmann &<br />

Grossmann, 1995).


1<br />

Eine Therapeutin, die nach den Prinzipien der <strong>Bindungstheorie</strong> ar<strong>bei</strong>tet,<br />

müßte die bereits angeführten "allgemeinen" Prinzipien (im Sinne<br />

von "für alle Arten von Bindungsstörungen geltenden Prinzipien") in<br />

Anlehnung an Bowlby verwirklichen:<br />

Sie sollte als Sicherheitsbasis für die Patienten dienen, sie<br />

sollte aufrichtig <strong>und</strong> kongruent sein, <strong>bei</strong> unrealistischen Erwartungen<br />

Grenzen setzen, die Patienten zur Autonomie ermutigen (bzw. zu ihren<br />

eigenen Entscheidungen) <strong>und</strong> ihnen die Reflexion bindungsbezogener<br />

Interaktionen ermöglichen. Die Therapeutin sollte auf diese Interaktionsmuster<br />

der Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart aktiv fokusieren <strong>und</strong> im<br />

gleichen Zuge auch die Qualität der Therapeutin-Patient Beziehung<br />

ansprechen <strong>und</strong> beachten (Übertragungsaspekte). Ferner sollte sie den<br />

Patienten <strong>bei</strong> einer Neustrukturierung seiner Modellvorstellungen von<br />

sich <strong>und</strong> anderen unterstützen bzw. <strong>bei</strong> einer Rekonstruktion eines<br />

positiven Bildes von sich selbst <strong>und</strong> seinen Bindungsfiguren. Zu betonen<br />

sei, daß die Erfahrungen mit den Eltern tatsächlich passierten,<br />

<strong>und</strong> nicht nur als ein Produkt des Vorstellungsvermögens zu bewerten<br />

seien. Trennungsphasen in der <strong>Psychotherapie</strong>, als Auslöser bindungsbezogener<br />

Erinnerungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen, sind von der Therapeutin<br />

frühzeitig zu antizipieren <strong>und</strong> aufzuar<strong>bei</strong>ten.<br />

Diether Höger, ein gesprächspsychotherapeutisch orierientierter<br />

Autor schließt aus den Bef<strong>und</strong>en der <strong>Bindungstheorie</strong>, daß der <strong>Psychotherapie</strong><br />

zwei Funktionen zukämen (1990, S. 50): "... einmal die Korrektur<br />

der verwirrenden Desorientierung nach innen durch Selbstexploration,<br />

zum anderen die Korrektur ungünstiger <strong>und</strong> irreführender Bindungserfahrungen<br />

durch neue Erfahrungen in der Beziehung zum<br />

Therapeuten".<br />

Die Prinzipien einer "allgemeinen" Bindungstherapie dürften <strong>bei</strong> praktizierenden<br />

Therapeuten verschiedener Schulrichtungen auf breite<br />

Akzeptanz oder zumindest Toleranz stoßen, verwirklichen sie diese<br />

Haltungen doch wahrscheinlich auch häufig, ohne je von der <strong>Bindungstheorie</strong><br />

Kenntnis genommen zu haben.<br />

"Differentielle Bindungstherapie"<br />

Im Sinne einer differentiellen <strong>Psychotherapie</strong>indikation dürften<br />

jedoch Personen mit unterschiedlichen Bindungsrepräsentationen von<br />

verschiedenen therapeutischen Haltungen oder Interventionen<br />

profitieren. Der Autor versucht <strong>bei</strong> den folgenden Ausführungen<br />

bewußt, sich den propagierten maßgeblichen Therapiezielen <strong>und</strong> die<br />

daraus abzuleitenden "Interventionen" bzw. Haltungen für die zwei<br />

unsicheren Bindungsrepräsentationen aus einer schulenübergreifenden<br />

Perspektive anzunähern. Der desorganisierte Bindungsstil wurde<br />

ausgeklammert, da zu diesem zuwenige empirisch gesicherte Fakten<br />

vorliegen (z.B. dazu, wie diese Bindungsqualität sich entwickelt).<br />

Vielleicht stellt eine solche Bindungsorganisation auch keine in sich<br />

geschlossene Entität dar, sondern "kompliziert" <strong>bei</strong> gleichzeitigem<br />

Vorliegen eines anderen unsicheren Bindungsstils nur den<br />

Behandlungsverlauf (ähnlich wie z.B. eine posttraumatische Belastungsreaktion<br />

als Zusatzdiagnose die Behandlung einer Agoraphobie<br />

"komplizieren" kann).<br />

Natürlich sollten <strong>bei</strong> diesem Entwurf die bisher eher spärlichen robusten<br />

Indikationshinweise aus etwa sieben Jahrzehnten<br />

Therapieforschung mitberücksichtigt werden. So zum Beispiel der<br />

häufig replizierte Bef<strong>und</strong>, daß submissive Patienten eher von einer<br />

direktiven Therapie mit viel Lenkung durch den Therapeuten<br />

profitieren (siehe Grawe, 1992). Jedoch wurde die Art der


1<br />

Bindungsrepräsentation so gut wie nie als "unabhängige Variable" in<br />

einer Studie berücksichtigt. Es gibt keine Kenntnisse darüber, ob<br />

"distanziert Geb<strong>und</strong>ene" häufiger submissiv sind als "Verwickelte".<br />

Es handelt sich <strong>bei</strong> der Darstellung der differentiellen Vorgehensweisen<br />

um einen vorübergehenden offenen Entwurf, der bisher empirisch<br />

in keiner Weise abgesichert ist. Hier eröffnen sich spannende Fragestellungen.<br />

A) Vorgehen <strong>bei</strong> distanzierten Patienten (Ds)<br />

a) Ziel: Abbau des negativen Bildes von anderen.<br />

Das Mißtrauen der Ds gegenüber Anderen <strong>und</strong> ihre Erwartung des zurück<br />

gewiesen werdens (vor allem <strong>bei</strong> Bindungsbedürfnissen <strong>und</strong> Gefühlen der<br />

Trauer <strong>und</strong> Angst) sollte abgebaut werden.<br />

mögliche "Interventionen":<br />

-Verwirklichung therapeutischer Basisfertigkeiten im hohen Maße (Beständigkeit,<br />

Verläßlichkeit des Therapeuten);<br />

-Anregen von Realitätsüberprüfungen <strong>und</strong> Ermöglichung neuer Erfahrungen.<br />

-Kognitive Umstrukturierung nach Beck (siehe Depressionstherapie)<br />

z.B. von Gedanken wie "ich werde dir nie vertrauen" zu "ich kann<br />

dir vertrauen". Oder transaktionsanalytische Einstellungsar<strong>bei</strong>t<br />

mit den Sätzen "ich brauche Dich, ich bin bedürftig etc.".<br />

b) Ziel: Selbst- <strong>und</strong> Fremdwahrnehmung verbessern <strong>und</strong> vertiefen.<br />

Verbesserung der Wahrnehmung der eigenen Gefühle, v.a. Trauer <strong>und</strong><br />

Angst; Andere sensibler betrachten <strong>und</strong> sich besser in sie einfühlen<br />

lernen.<br />

mögliche Interventionen:<br />

-Gestalt Techniken zur Wahrnehmungsvertiefung,<br />

-Selbstexploration ermöglichen (GT),<br />

-Focusing,<br />

-Rollentauschübungen (Rollenspiel);<br />

-Empathietraining;<br />

-zeitlich begrenzte "freie Assoziation" von Gedanken, Phantasien <strong>und</strong><br />

Empfindungen.<br />

c) Ausdruck von Emotionen <strong>und</strong> Bedürfnissen lernen.<br />

Vor allem der Ausdruck von Angst <strong>und</strong> Trauer sollte vertieft werden.<br />

Ebenso die Bedürfnisse nach echter Begegnung <strong>und</strong> des "dazu gehören<br />

Wollens", oder "teilnehmen wollens". Der Ausdruck pauschaler Wut auf<br />

sich oder andere sollte nicht verstärkt werden, sondern die Wut<br />

sollte konkret auf bestimmte Verhaltensweisen Anderer (oder früheres<br />

Elternverhalten) fokussiert werden, so daß der Patient mit sich <strong>und</strong><br />

dem Anderen direkt in Kontakt bleibt <strong>und</strong> auch die Folgen seines<br />

Wutausbruchs wahrnehmen kann ("Was richte ich <strong>bei</strong> anderen an?").<br />

Ferner sollte der Patient lernen, daß eine Selbstöffnung <strong>und</strong> das sich<br />

verlassen auf andere erleichternd <strong>und</strong> befreiend sein kann <strong>und</strong> zu<br />

einer Verbesserung der Lebensqualität <strong>und</strong> einer besseren Verbindung<br />

zu anderen Menschen <strong>bei</strong>tragen kann. Durch letzteres werden auch<br />

indirekt die häufig <strong>bei</strong> abweisend-distanzierten Patienten zu


findenden Einsamkeitsgefühle <strong>und</strong> Einsamkeitsgedanken bear<strong>bei</strong>tet.<br />

mögliche Interventionen:<br />

1<br />

-Therapeut soll den Patienten laufend, auch <strong>bei</strong> kleinsten Anzeichen,<br />

die bisher nicht wahrgenommenen, oder nicht ausgedrückten<br />

Gefühle (v.a. Angst <strong>und</strong> Trauer) verstärken bzw. spiegeln <strong>und</strong> zu<br />

fördern versuchen z.B. mittels Gestalt Techniken, Körperar<strong>bei</strong>t<br />

oder kurzfristigen in den Kontext eingeb<strong>und</strong>enen emotional<br />

kathartischen Übungen.<br />

d) Ziel: Erlernen sozial angemessenen Verhaltens.<br />

Dies gilt vor allem für stark ausagierende narzißtische Patienten,<br />

Schizophrene <strong>und</strong> Patienten mit starker schizoider Persönlichkeitsstörung.<br />

Es sollten Bewältigungsstrategien für soziale Alltagssituationen<br />

eingeübt werden.<br />

mögliche Interventionen:<br />

-Selbstsicherheitstraining.<br />

B) Vorgehen <strong>bei</strong> verwickelten Patienten (E)<br />

Voraussetzung ist stets die Verwirklichung des Prinzips der Sicherheitsbasis<br />

(siehe oben).<br />

a) Primäres Ziel: Aufbau eines besseren Selbstwertgefühls.<br />

Modifikation des negativen Selbstkonzepts; Unterbindung<br />

autodestruktiver Verhaltensweisen <strong>und</strong> Bear<strong>bei</strong>tung autoaggressiver<br />

Einstellungen.<br />

Interventionen:<br />

-soziales Kompetenztraining;<br />

-positive Feedbacks <strong>und</strong> Feedbackr<strong>und</strong>en;<br />

-Schreiben positiver Tagebücher;<br />

-Betonung der Stärken; resourcenorientiertes Ar<strong>bei</strong>ten (Hypnotherapeutische<br />

Ansätze, NLP etc.),<br />

-kognitive Umstrukturierung (Beck),<br />

-Selbstverbalisationstraining nach Meichenbaum,<br />

-Einstellungsar<strong>bei</strong>t nach der Transaktionsanalyse ("Ich bin allein <strong>und</strong><br />

fühle mich wohl mit mir"; "ich bin stark, hole mir aber auch<br />

Hilfe"; "ich darf mich auf Dich verlassen <strong>und</strong> bin auch eine selbstständige<br />

Frau" ...).<br />

b) Ziel: Erlernen von selbstständiger Lebensführung <strong>und</strong> Lebensgestaltung.<br />

Stärkung des Autonomiebedürfnisses <strong>und</strong> Bestrebungen der<br />

Selbstständigkeit. Einschränkung "regressiver" Verhaltensweisen.<br />

Interventionen:<br />

-Aktivitätenaufbau (Levinsohn),<br />

-Vergabe von konkreten Hausaufgaben.<br />

-Gegebenenfalls: Selbstsicherheitstraining zur Bewältigung aktueller<br />

Konflikte.<br />

c) Ziel: Abbau manipulativen <strong>und</strong> unoffenen Verhaltens.


1<br />

z.B. manipulative Suiziddrohungen, unterschwellige Aggressivität;<br />

passive Verweigerungshaltung, dramatisierende Gefühlsausbrüche etc.<br />

Interventionen:<br />

-Verträge erstellen (mit Belohnungen, Sanktionen);<br />

-Konfrontationen mit Regelverstößen <strong>und</strong> unterschwelligen Manipulationen;<br />

-Erar<strong>bei</strong>tung des hinter der manipulativen Handlung stehenden Bedürfnisses<br />

<strong>und</strong> Wunsches <strong>und</strong> Ausdruck desselben in einer offenen<br />

<strong>und</strong> klaren Weise.<br />

Es liegen bereits erste Versuche vor, die verschiedenen Bindungsstile<br />

in die <strong>Psychotherapie</strong>planung einzubeziehen. In der psychosomatischen<br />

Klinik Grönenbach (Haus 1; siehe Stauss, 1995) erar<strong>bei</strong>ten die Patienten<br />

mit den Therapeuten ihren "Bindungsstil" <strong>und</strong> ordnen ihn dem in<br />

den ersten drei Wochen der stationären Therapie zu erstellenden<br />

"dynamischen Fokus" zu.<br />

Bindungen an erwachsene Liebespartner<br />

Nach Bowlby (1977) besteht Bindungsverhalten über die ganze Lebensspanne<br />

<strong>und</strong> die Eltern-Kind Bindungsmuster strukturieren die Qualität<br />

späterer erwachsener Beziehungen. Eltern-Kind Bindungsmuster können<br />

sich in erwachsenen Bindungsstilen wiederspiegeln, aber die erwachsenen<br />

Liebesbeziehungen können auch eine therapeutische Rolle spielen,<br />

dadurch, daß sie die Auswirkungen früher schwieriger Beziehungsmuster<br />

abmildern oder verändern.<br />

Dafür spricht z.B. der Bef<strong>und</strong> von Brown et al. (1978), daß das Vorhandensein zuverlässiger<br />

Liebespartner bzw. einer guten Ehe einen gegebenen Verlust einer wichtigen<br />

Person abmildern kann, <strong>und</strong> dadurch als Schutzfaktor vor später eintretenden Depressionen<br />

wirkt.<br />

Neben den bisher behandelten Bindungen vom Kind an die Eltern sind<br />

für Erwachsene noch zwei andere Bindungsarten relevant: Bindungen von<br />

Eltern an ihre Kinder <strong>und</strong> Bindungen an Gleichaltrige (Peers) oder<br />

Liebespartner. Läßt man die Bindung der Eltern an ihre eigenen<br />

Kinder, die bereits in den genannten Studien zu den generationsübergreifenden<br />

Tradierungen der Bindungsmuster (z.B. Fremmer-<br />

Bombik, 1987) untersucht wurde, außer acht, so können nach Hazan <strong>und</strong><br />

Shaver (1988) folgende gr<strong>und</strong>legenden idealtypischen Unterschiede<br />

zwischen Eltern-Kind (Bindung der Kinder an die Eltern) <strong>und</strong> Liebespartnerbindungen<br />

aufgezeigt werden:<br />

Erstens sind Erwachsenen Bindungen zumeist gleichberechtigt, es herrscht kein Machtgefälle<br />

<strong>und</strong> ein wechselseitiger Rollentausch ist möglich. Zweitens spielt die sexuelle<br />

Anziehung eine wichtige Rolle <strong>bei</strong> Liebespartnerbindungen. Drittens haben Erwachsene mehr<br />

Kontrolle über den Partner als dies die Kinder über ihre Eltern haben.<br />

Erwachsenen Liebesbeziehungen können die folgenden Bindungskomponenten<br />

aufweisen: Es besteht wie <strong>bei</strong> den Eltern-Kind Bindungen ein<br />

Wunsch nach Nähe zur Bindungsfigur, vor allem in belastenden<br />

Situationen. Auch der Erwachsene erlangt in Liebesbeziehungen durch<br />

den Kontakt mit der Bindungsfigur ein Gefühl der Sicherheit. Auf<br />

drohenden Verlust der Bindungsperson oder einer Trennung kann der<br />

Erwachsene ebenso wie das Kind mit Unwohlsein <strong>und</strong> Protest reagieren.<br />

Als erste konzeptionalisierten Hazan & Shaver (1987) erwachsene Liebesbeziehungen als


1<br />

Bindungsprozeß <strong>und</strong> operationalisierten sie in Analogie zu den Bindungsqualitäten nach<br />

Ainsworth et al. (1978) mit drei Kategorien ("secure, avoidant, anxious-ambivalent"). Im<br />

Gegensatz zum AAI von M. Main, welches zu messen versucht, wie die Personen Informationen<br />

über Kindheitserfahrungen organisiert haben <strong>und</strong> wie diese Informationen gewohnheitsmäßig<br />

ablaufen, mißt der Hazan & Shaver Fragebogen die bewußten Inhalte der Muster erwachsener<br />

Liebesbeziehungen. Ferner richten sich die Fragebogenmaße an signifikante Andere als<br />

potentielle Bindungspersonen, während im AAI nur die Eltern Kind Bindungen analysiert<br />

werden. Die Konzeptionalisierungen von Hazan et al. (1987) wurden mehrfach überar<strong>bei</strong>tet<br />

<strong>und</strong> verbessert (Collins & Read, 1990) <strong>und</strong> entfachten starke Forschungsaktivitäten (Feeney<br />

& Noller, 1990; Feeney & Noller, 1991; Kirkpatrick & Davis, 1994; Kobak & Hazan, 1991;<br />

Levy & Davis, 1988; Mikulincer, Florian & Weller, 1993; Shaver & Hazan, 1988).<br />

Bartholomew (1990, 1993) modifizierte Hazan & Shaver´s drei kategoriales Modell<br />

durch Zuhilfenahme von Bowlby´s Konzeption der "internen Ar<strong>bei</strong>tsmodelle". Bowlby (1986;<br />

Original: 1973) nahm an, daß Kinder im Laufe der Entwicklung bestimmte Bindungserfahrungen<br />

internalisieren <strong>und</strong> diese Internalisierungen nutzen, um zu beurteilen, ob "(a) eine<br />

Bindungsperson eine Person ist, die auf die Bitte um Unterstützung <strong>und</strong> Schutz reagiert<br />

oder nicht, <strong>und</strong> (b) ob die eigene Person <strong>bei</strong> anderen Menschen Unterstützung hervorrufen<br />

kann" (S.204 im Original, 1973). Die erste Beurteilung bezieht sich auf das Bild eines<br />

Kindes vom anderen Menschen, die zweite bezieht sich auf das Selbstbild des Kindes. Durch<br />

eine Dichotomisierung <strong>bei</strong>der Variablen würde man ein Vierfelder-Schema mit vier<br />

prototypischen Bindungsformen erhalten (siehe Abb.1).<br />

Abbildung 1 hier einfügen!<br />

Menschen mit einem positiven Selbstmodell hätten ein internalisiertes Gefühl des<br />

Selbstwerts, daß nicht von dauernder externer Validierung abhängig sei. Personen mit<br />

einem positiven Modell vom Anderen halten die Anderen für verfügbar <strong>und</strong> unterstützend,<br />

weshalb sie aktiv deren Nähe <strong>und</strong> Unterstützung suchen.<br />

Bartholomew (1990) versucht ferner mit ihrem Modell eine Brücke zwischen Main´s <strong>und</strong><br />

Hazan <strong>und</strong> Shaver´s "Vermeidungskonzeptionen" (avoidant bzw. dismissing) zu schlagen.<br />

Main´s distanziert Geb<strong>und</strong>ene (Ds) seien sich selbst genug <strong>und</strong> bräuchten keine äußere<br />

Hilfe, sie ähneln Bowlby´s Konstrukt der "zwanghaft Selbstbewußten". Diese Personen<br />

würden in den ursprünglichen Fragebogenmaßen von Hazan et al. (1987) häufig irrtümlicherweise<br />

als sicher geb<strong>und</strong>en klassifiziert (Selbstbeurteilung). Dagegen seien Hazan´s<br />

"Vermeider" mit viel Selbstzweifel <strong>und</strong> wenig Selbstvertrauen ausgestattet. Sie fühlen<br />

sich von anderen nicht akzeptiert. Bartholomew argumentiert nun, daß <strong>bei</strong>de "Vermeidungskonzepte"<br />

ihre Berechtigung hätten <strong>und</strong> daraus resultierten, daß irrtümlicherweise die<br />

"Dreier Klassifikationslösung" einfach von den Kinderbindungen (sieht man von der D<br />

(distanziert) bzw. U (desorganisiert) Bindung einmal ab) einfach auf Erwachsenenbindungen<br />

übertragen worden seien. Dadurch sei nicht die ganze Variationsbreite der Erwachsenenbindungsmuster<br />

ausgeschöpft worden. Main´s "dismissing" ("D") Klasse wird <strong>bei</strong><br />

Bartholomew dem abweisenden ("dismissing") Prototyp zugeteilt (positives Modell von sich<br />

<strong>und</strong> negatives von Anderen), während Hazan <strong>und</strong> Shaver´s "vermeidender Bindungsstil" zum<br />

"ängstlich-vermeidenden" Prototyp ("fearful") im Modell von Bartholomew wird. Main´s verwickelte<br />

Bindungsrepräsentation ("enmeshed") <strong>und</strong> Hazan et al.´s "anxious-ambivalent" Stil<br />

gehen etwa im Prototyp "preoccupied" (anklammernd, beziehungsfixiert) im Bartholomew<br />

Modell auf. Im einzelnen werden die Prototypen (nach dem Bindungsinterview aus<br />

Bartholomew et al., 1991) wie folgt beschrieben:<br />

Sicherer Prototyp: Intime Fre<strong>und</strong>schaften werden hoch eingeschätzt. Es<br />

besteht die Fähigkeit, nahe Beziehungen aufrechtzuerhalten, ohne die<br />

persönliche Autonomie zu verlieren. Gespräche über Beziehungen <strong>und</strong><br />

darauf bezogene Themen sind gekennzeichnet durch Kohärenz <strong>und</strong> Aufmerksamkeit<br />

(Nachdenklichkeit).<br />

Abweisender Prototyp: Die Wichtigkeit naher (enger) Beziehungen wird<br />

heruntergespielt. Die Emotionalität ist eingeschränkt <strong>und</strong> betont<br />

werden Unabhängigkeit <strong>und</strong> Selbstvertrauen. Es besteht ein Mangel an<br />

Klarheit <strong>und</strong> Glaubwürdigkeit, wenn über Beziehungen gesprochen wird.<br />

Anklammernder Prototyp: Diese Personen engagieren sich übermäßig in<br />

nahen (engen) Beziehungen. Das persönliche Wohlgefühl hängt davon ab,<br />

ob andere Personen diese Person akzeptieren. Es besteht eine Tendenz


1<br />

zur Idealisierung anderer Personen <strong>und</strong> wenn sie über Beziehungen<br />

sprechen sind sie inkohärent <strong>und</strong> äußerst emotional.<br />

Ängstlich-vermeidender Prototyp: Nahe Beziehungen werden aus Angst<br />

vor Zurückweisung, aus persönlicher Unsicherheit <strong>und</strong> aus einem<br />

Mißtrauen gegenüber anderen vermieden.<br />

Die Selbstbeurteilungsfragebögen mit der Vier-Felder Klassifikation wurden ebenso wie die<br />

Familieninterviews (ähnlich dem AAI, nur mit der erwähnten vierkategorialen Auswertung)<br />

<strong>und</strong> Peerinterviews hinsichtlich der Stabilität, Reliabilität <strong>und</strong> Validität untersucht<br />

(Griffin & Bartholomew, 1994; Griffin & Bartholomew, im Druck; Scharfe & Bartholomew,<br />

1994). Konstruktvalidierungen führten Brennan, Shaver & Tobey (1991) mit Hazan & Shaver´s<br />

erstem Maß von 1987 durch.<br />

Horowitz, Rosenberg & Bartholomew (1993) zeigten, daß Personen mit<br />

abweisendem Bindungsstil (nach Bartholomew) vor allem Probleme mit<br />

zuviel "Abweisung/Kälte" gemessen mit dem Fragebogen für interpersonale<br />

Probleme (II-P) hatten, die Gruppe mit "anklammerndem"<br />

Bindungsstil hatte eher Schwierigkeiten mit ihrer übermäßigen<br />

"Expressivität", während die "ängstlich vermeidenden" vornehmlich von<br />

Konflikten mit Unsicherheit <strong>und</strong> sozialer Gehemmtheit ("Introversion")<br />

berichteten. Die genauen Ergebnisse auf dem Zirkumplexmodell sind<br />

Abbildung 2 zu entnehmen.<br />

Abb. 2 hier einfügen<br />

Inzwischen scheint sich <strong>bei</strong> den "Liebesbindungsforschern" das Vierkategoriale<br />

Modell durchgesetzt zu haben, wo<strong>bei</strong> der Schwerpunkt auf<br />

eine kontinuierliche, also dimensionale Erfassung gesetzt wird (Kim<br />

Bartholomew, 30.5.1994, persönliche Mitteilung).<br />

Die zu erwartende hypothetische Zuteilung einzelner <strong>klinische</strong>r<br />

Störungsbilder zu den vier Bindungskategorien nach Bartholomew kann<br />

entsprechend differenzierter erfolgen. Gerade die klinisch häufig<br />

komorbid auftretenden selbstunsicheren (SPS) <strong>und</strong> dependenten (DPS)<br />

Persönlichkeitsstörungen müßten sich hypothetisch klar den <strong>bei</strong>den<br />

Bindungsstilen "ängstlich-vermeidend" (SPS) <strong>und</strong> "anklammernd" (DPS)<br />

zuordnen lassen.<br />

Wichtig für die Betrachtung <strong>klinische</strong>r Fälle <strong>und</strong> die zu bear<strong>bei</strong>tenden<br />

Fragestellungen ist nun, daß man kein Wissen darüber besitzt, ob in<br />

<strong>Psychotherapie</strong>n eher die Bindung der Kinder (Patienten) an die Eltern<br />

(z.B. gemessen mit AAI), an wichtige Liebespartner (z.B. Peer Interview<br />

von Bartholomew, 1991), an signifikante Andere (z.B. Eltern <strong>und</strong><br />

Liebespartner) oder, je nach Situation, an verschiedene Personen<br />

aktualisiert wird. Da nach Kenntnis des Autors noch keine Studien<br />

über die Zusammenhänge <strong>und</strong> Vernetzungen der verschiedenen<br />

Bindungsarten vorliegen, sollten in künftigen Studien sowohl das AAI<br />

als auch der "Relationship Questionaire" (RQ; diskrete Erfassung der<br />

Bindungsprototypen) <strong>und</strong> der "Relationship Scales Questionaire" (RSQ;<br />

kontinuierliche Erhebung, nach Griffin & Bartholomew, 1994) zur Anwendung<br />

kommen. Übersetzungen der Fragebogen durch den Autor liegen<br />

vor <strong>und</strong> wurden in einer Pilotstudie bereits erprobt (Mestel 1994a).


Literatur<br />

1<br />

Adam, K.S. (1993). Attachment interview patterns in suicidal adolescents. Paper for<br />

presentation at Conference John Bowlby´s Attachment: Theory, historical, clinical<br />

and social significance. October, 20-23, 1993.<br />

Ainsworth, M.D.S. (1990). Some considerations regarding theory and assessment relevant to<br />

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Modell<br />

des<br />

Anderen<br />

Modell des Selbst<br />

positiv negativ<br />

positiv: SICHER ANKLAMMERND<br />

negativ: ABWEISEND ÄNGSTLICH/<br />

VERMEIDEND<br />

Abb.1:Die vier theoretischen prototypischen Bindungsstile nach Bartholomew (1990).<br />

Tabelle 1: Ausgewählte Items des Therapeuten Q-Sorts, Version 4.0<br />

2.Meine Therapeutin betonte Leistung <strong>und</strong> Erfolg auf Kosten der emotionalen Unterstützung<br />

(Leistungserwartungen hatten <strong>bei</strong> meiner Therapeutin nie Vorrang<br />

vor emotionaler Unterstützung).<br />

3.Die Beziehung zu meinem Therapeuten war entspannt (die Beziehung war<br />

angespannt).<br />

4.Meine Therapeutin flößte mir Angst ein (ich fühlte mich <strong>bei</strong> meiner Therapeutin<br />

geschützt).<br />

5.Die Beziehung zu ihm war von Zugänglichkeit geprägt (die Beziehung zu meinem<br />

Therapeuten war eher distanziert).<br />

6.Mein Therapeut war ein gutes Modell für mich für einen fairen, offenen Umgang<br />

mit den Bedürfnissen anderer Menschen (mein Therapeut war ein denkbar<br />

schlechtes Modell für einen fairen, offenen Umgang mit anderen Menschen).<br />

7.Meine Therapeutin verlangte <strong>und</strong> brauchte Zuwendung <strong>und</strong> Unterstützung von mir<br />

(Meine Therapeutin war eine fähige <strong>und</strong> unterstützende Vertrauensperson mir<br />

gegenüber).<br />

9.Ich konnte mich mit Hilfe meines Therapeuten an bestimmte leid- <strong>und</strong> kummervolle<br />

Kindheitsereignisse erinnern (für meinen Therapeuten zählte nur das "Hier<br />

<strong>und</strong> Jetzt").<br />

10.Mein Therapeut lenkte die Aufmerksamkeit auf seine eigenen Bedürfnisse,<br />

Anliegen <strong>und</strong> Sorgen (Mein Therapeut ging auf die Bedürfnisse, Anliegen <strong>und</strong><br />

Sorgen von mir ein).<br />

11.Meine Therapeutin ermunterte mich aktiv zur Entwicklung meiner Fähigkeiten<br />

(Meine Therapeutin war überbehütend oder eingreifend).<br />

12.Mein Therapeut hat mich schikaniert (Ich konnte mich auf meinen Therapeuten<br />

verlassen).


53.Meine Therapeutin ging feinfühlig mit mir um (meine Therapeutin ging grob mit<br />

mir um).<br />

54.Mein Therapeut beschwerte sich oft, oder war überlastet durch seine<br />

Therapeutenrolle (mein Therapeut war sehr locker, seine Ar<strong>bei</strong>t machte ihm<br />

sichtlich Spaß).<br />

55.Mein Therapeut bevorzugte andere Patienten/Innen (Ich fühlte mich von meinem<br />

Therapeuten verstanden).<br />

56.Ich mache mir Sorgen darüber zu versagen oder meinen Therapeuten zu enttäuschen<br />

(ich fühle mich unabhängig von den Erwartungen meines Therapeuten).<br />

57.Mein Therapeut blieb ein Fremder für mich (Bei meinem Therapeuten fühlte ich<br />

mich geborgen).<br />

59.Ich habe eine sichere Beziehung zu meinem Therapeuten gehabt (die Beziehung zu<br />

meinem Therapeuten war sehr labil <strong>und</strong> unsicher).<br />

60.Mein Therapeut ermöglichte es mir, neue Erfahrungen im emotionalen Bereich zu<br />

machen (durch meinen Therapeuten machte ich emotional keine neuen<br />

Erfahrungen).<br />

61.Ich fühlte mich durch meine Therapeutin ermutigt (meine Therapeutin raubte mir<br />

jede Hoffnung).<br />

62.Ich fühlte mich von meinem Therapeuten beurteilt <strong>und</strong> festgeschrieben (mein<br />

Therapeut ließ <strong>bei</strong> mir alles durchgehen).<br />

63.Meinem Therapeuten war ich wahrscheinlich recht gleichgültig (mein Therapeut<br />

hat sich für mich <strong>und</strong> meine Geschichte interessiert).<br />

64.Mein Therapeut war einfühlsam (wenig einfühlsam).<br />

65.Mein Therapeut war fähig <strong>und</strong> bereit dazu, wichtige Signale von mir wahrzunehmen<br />

(er nahm wichtige Signale von mir nicht wahr).<br />

66.Meine Therapeutin interpretierte meine an ihn gerichteten Signale richtig (sie<br />

interpretierte sie falsch).<br />

Abb. 2: Durchschnittliche Einschätzungen (durch die eigene Person<br />

<strong>und</strong> durch einen engen Fre<strong>und</strong>) in den Subskalen des IIP, getrennt<br />

nach den vier Bindungsstilen (Abbildung entnommen aus Horowitz,<br />

Rosenberg & Bartholomew, 1993, S. 187).

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