Seminarfacharbeit Transrapid - Autovermietung AB Auto-Rent GmbH
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Transrapid - revolutionäre Fortbewegungstechnologie eines neuen Zeitalters und seine gegenwärtigen Durchsetzungsschwierigkeiten in Deutschland. Seminarfacharbeit vorgelegt von Marcus Debald, Damaris Nehrdich, Friedrich Schenk Bebra, 06.09.2002
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- Seite 44 und 45: 2.3 Das Fahrzeug Die Transrapid - F
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- Seite 50 und 51: 2.3.4 Innenausstattung der 1. Klass
<strong>Transrapid</strong> -<br />
revolutionäre Fortbewegungstechnologie eines neuen<br />
Zeitalters und seine gegenwärtigen Durchsetzungsschwierigkeiten<br />
in Deutschland.<br />
<strong>Seminarfacharbeit</strong><br />
vorgelegt von<br />
Marcus Debald, Damaris Nehrdich, Friedrich Schenk<br />
Bebra, 06.09.2002
Unser besonderer Dank gilt<br />
Herrn Detlev Schubsky<br />
und<br />
Herrn Jens Schulze,<br />
unseren externen Fachbetreuern.<br />
2
III Vorwort<br />
Wenig spektakulär fiel unser Augenmerk aus einer Themenliste im Internet auf die Magnetschwebetechnik<br />
und den <strong>Transrapid</strong>. War es zunächst die neue Technik, die unsere Neugierde<br />
weckte, ergab die weitere Betrachtung, dass sich dieses Thema vortrefflich eignete, da es einerseits<br />
stark themenübergreifend ist und eine Menge Zündstoff enthält.<br />
Ein flüchtiges Wissen brachten wir bereits mit. Die Existenz einer Teststrecke für Magnetschwebebahnen<br />
war uns ebenfalls bekannt und so unternahmen wir zum Einstieg in das Projekt<br />
eine Probefahrt mit dem <strong>Transrapid</strong>. Ganz unvoreingenommen waren wir in den Zug gestiegen<br />
und vollkommen begeistert von der Fahrt wieder ausgestiegen. Als tägliche Eisenbahnfahrer<br />
erkannten wir sofort, dass die soeben erlebte Zugfahrt etwas ganz anderes war.<br />
Ohne einen Ruck oder unangenehme Geschwindigkeitseinflüsse verspürt zu haben, waren wir<br />
mit über 400 km/h durchs Emsland geschwebt – und das Ganze fast lautlos.<br />
Bei allen Mitarbeitern der <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage, denen wir begegneten, spürte man,<br />
dass sie vollkommen hinter dieser neuen Technologie standen und engagiert und mit Begeisterung<br />
für ihre Einführung warben und keinen Zweifel an der Überlegenheit dieser Magnetschwebetechnologie<br />
gegenüber der hergebrachten Bahntechnik hegten. Diese Begeisterung<br />
war es, die uns ebenfalls ansteckte. Durch die Präsentations- und Informationsveranstaltung<br />
auf dem Testgelände mit einigen Kenntnissen ausgestattet, suchten wir das vertiefende Gespräch<br />
und fanden mit Herrn Schubsky, dem stellvertretenden Pressesprecher der Teststrecke,<br />
den idealen Ansprechpartner, der uns auch weiterhin bei Problemen und Rückfragen stets<br />
hilfreich unterstützte.<br />
Jugendliche Ungeduld und Neugierde warfen dann die Frage auf, warum dieser tolle Zug<br />
nicht schon längst auf irgendeiner Anwendungsstrecke im Einsatz sei.<br />
Klare Antworten vermochte man uns nicht zu geben, doch spürte man die schwere Enttäuschung<br />
darüber, dass die geplante Strecke Berlin – Hamburg nicht gebaut werden würde. Dies<br />
war Anlass genug, dieser Frage weiterhin verstärkt nachzugehen<br />
Auf der Suche nach weiteren Informationsquellen, bei nur spärlich vorhandener Literatur,<br />
stießen wir auf die Homepage des Fachbereiches für elektrische Bahnsysteme der Technischen<br />
Universität Berlin. Hier traten wir mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Jens Schulze<br />
in Kontakt, ebenfalls ein eminent wichtiger Ansprechpartner. Bei einem persönlichen Zusammentreffen<br />
mit ihm in seinem Institut in Berlin war auch wieder diese beeindruckende<br />
Euphorie und das große Engagement für diese Technologie spürbar. Seine wertvollen Hinweise<br />
und der Besuch der Fach- und Hauptbibliothek der Technischen Universität brachten<br />
weitere Informationen.<br />
3
IV Inhalt<br />
III Vorwort ................................................................................. 3<br />
IV Inhalt..................................................................................... 4<br />
V Abbildungsverzeichnis........................................................ 6<br />
VI Abkürzungsverzeichnis...................................................... 9<br />
0 Einleitung ............................................................................ 10<br />
1 Die Geschichte des <strong>Transrapid</strong> (Marcus Debald)............ 13<br />
1.1 Vorwort...........................................................................................................................13<br />
1.2 Von 1912 bis 1974..........................................................................................................13<br />
1.2.1 Erste Ideen ...............................................................................................................13<br />
1.2.2 Die Jahre des Forschens ..........................................................................................15<br />
1.3 Der Systementscheid ......................................................................................................17<br />
1.3.1 Das elektrodynamische Schweben (EDS) ...............................................................17<br />
1.3.2 Das elektromagnetische Schweben (EMS)..............................................................18<br />
1.3.3 Ausgang des Entscheides.........................................................................................18<br />
1.4 Der <strong>Transrapid</strong> auf der Internationalen Verkehrsausstellung.........................................19<br />
1.5 Die <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland (TVE) ...........................................................20<br />
1.6 Die weiteren Entwicklungen rund um den <strong>Transrapid</strong>...................................................23<br />
1.7 Die Strecke Berlin-Hamburg..........................................................................................24<br />
1.8 Das China-Projekt...........................................................................................................25<br />
1.9 Der <strong>Transrapid</strong> für Deutschland .....................................................................................26<br />
1.9.1 Der <strong>Transrapid</strong> für München ...................................................................................26<br />
1.9.2 Der Metrorapid in Nordrhein-Westfalen .................................................................28<br />
1.9.3 Durchsetzungschancen ............................................................................................30<br />
1.9.4 Hinführung zur deutschen Magnetschwebetechnik.................................................31<br />
2 Technik der Magnetschnellbahn (Friedrich Schenk) ...... 32<br />
2.1 Trag- und Führsystem.....................................................................................................32<br />
2.2 Der Antrieb.....................................................................................................................34<br />
2.2.1 Einführung...............................................................................................................34<br />
2.2.2 Der Stator.................................................................................................................36<br />
2.2.3 Der eisenbehaftete synchrone Langstator-Linearmotor ..........................................37<br />
2.2.3.1 Antreiben............. .............................................................................................37<br />
2.2.3.2 Abbremsen........................................................................................................39<br />
2.2.4 Unterteilung des Langstators in Schaltabschnitte....................................................40<br />
2.2.5 Unterwerke: Der elektronisch geregelte Antrieb des <strong>Transrapid</strong> ............................41<br />
2.2.6 Lineargeneratoren – Energieversorgung des Fahrzeuges........................................42<br />
2.2.7 Alternative Energieversorgungen............................................................................43<br />
2.2.7.1 Stromschienen ..................................................................................................43<br />
2.3 Das Fahrzeug ..................................................................................................................44<br />
2.3.1 Das Magnetfahrwerk ...............................................................................................45<br />
2.3.2 Das magnetische Rad/ Magnetregeleinheit .............................................................47<br />
2.3.3 Der Wagenkasten.....................................................................................................48<br />
2.3.4 Innenausstattung der 1. Klasse ................................................................................50<br />
2.3.5 Innenausstattung der 2. Klasse ................................................................................51<br />
2.3.4 Das Cockpit .............................................................................................................52<br />
2.4 Das Betriebsleitsystem ...................................................................................................52<br />
2.5 Der Fahrweg ...................................................................................................................53<br />
4
2.5.1 Bauformen ...............................................................................................................53<br />
2.5.1.1 Aufgeständerter Fahrweg .................................................................................53<br />
2.5.1.2 Ebenerdiger Fahrweg........................................................................................54<br />
2.5.1.3 Einfeld-/Zweifeldträger ....................................................................................54<br />
2.5.2 Komponenten des Fahrweges..................................................................................55<br />
2.5.2.1 Unterbauten ......................................................................................................55<br />
3.5.2.2 Überbauten........................................................................................................55<br />
2.5.3 Trassierung des Fahrwegs .......................................................................................56<br />
2.5.4 Fahrwegarten ..........................................................................................................56<br />
2.5.4.1 Betonfahrweg....................................................................................................56<br />
2.5.4.2 Stahlfahrweg.....................................................................................................58<br />
2.5.4.3 Hybridfahrweg..................................................................................................59<br />
2.5.4.4 Bivalenter Fahrweg...........................................................................................61<br />
2.5.5 Weichen...................................................................................................................61<br />
3 Der <strong>Transrapid</strong> in der Diskussion (Damaris Nehrdich)... 63<br />
3.1 Kosten.............................................................................................................................63<br />
3.1.1 Investitionskosten ....................................................................................................63<br />
3.1.2 Betriebskosten .........................................................................................................64<br />
3.2 Umweltrelevante Auswirkungen ....................................................................................66<br />
3.2.1 Auswirkungen durch den Fahrbetrieb .....................................................................67<br />
3.3 Das Qualitätsangebot des <strong>Transrapid</strong> .............................................................................70<br />
3.3.1 Sicherheit.................................................................................................................70<br />
3.3.2 Geschwindigkeit ......................................................................................................72<br />
3.3.3 Massenleistungsfähigkeit.........................................................................................72<br />
3.3.4 Netzbildungsfähigkeit..............................................................................................73<br />
3.3.5 Bequemlichkeit........................................................................................................75<br />
3.3.6 Berechenbarkeit.......................................................................................................76<br />
3.3.7 Gütertransport..........................................................................................................76<br />
3.4 Beschäftigungs-, Industrie und exportpolitische Perspektiven.......................................77<br />
3.4.1 Beschäftigungspolitische Effekte ............................................................................77<br />
3.4.2 Industriepolitische Effekte.......................................................................................78<br />
3.4.3 Exportpolitische Effekte..........................................................................................78<br />
4 Synthese.............................................................................. 80<br />
5 Anhang ................................................................................ 84<br />
Literaturverzeichnis............................................................... 84<br />
Zeitungsaufsätze ...............................................................................................................87<br />
Internetseiten ....................................................................................................................88<br />
Eidesstattliche Erklärung..................................................................................................90<br />
5
V Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Herman Kemper, Erfinder der Magnetschwebebahn (MVP)......................................13<br />
Abb. 2: Das Reichspatent der Magnetschwebebahn für Hermann Kemper (MVP).................14<br />
Abb. 3: Die im Vakuumtunnel entlanggeführte Magnetschwebebahn nach Kemper (MVP)..14<br />
Abb. 4: Artikel der „Berliner Illustrierten Zeitung“: Die „Rohrbahn“ (MVP) ........................15<br />
Abb. 5: Der <strong>Transrapid</strong> 01 (Krauss-Maffei) ............................................................................15<br />
Abb. 6: Das Prinzipfahrzeug von Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB) .............................16<br />
Abb. 7: Der <strong>Transrapid</strong> 02 von Krauss-Maffei (Kraus-Maffei) ...............................................16<br />
Abb. 8: Der EET 01 (MAN).....................................................................................................16<br />
Abb. 9: Der <strong>Transrapid</strong> 04 (Krauss-Maffei).............................................................................17<br />
Abb. 10: Der unbemannte Komponentenmessträger KOMET (MBB)....................................17<br />
Abb. 11: Der HMB 1 (Thyssen Henschel) ...............................................................................17<br />
Abb. 12: Der japanische MLX mit elektrodynamischen Schwebeprinzip (TU Berlin) ...........18<br />
Abb. 13: Der HMB 2 (Thyssen Henschel) ...............................................................................19<br />
Abb. 14: Der Systementscheid (eigenes Design) ....................................................................19<br />
Abb. 15: Der <strong>Transrapid</strong> auf der IVA in Hamburg (MVP)......................................................20<br />
Abb. 16: Die <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland (TVE) .....................................................21<br />
Abb. 17: Der <strong>Transrapid</strong> 06 (MBB) .........................................................................................22<br />
Abb. 18: Die MVP (eigenes Design)........................................................................................22<br />
Abb. 19: Die TRI (<strong>Transrapid</strong> International)............................................................................23<br />
Abb. 20: Der <strong>Transrapid</strong> 07 (Thyssen Henschel).....................................................................23<br />
Abb. 21: Die Planungsgesellschaft für das Projekt Hamburg-Berlin (TRI).............................24<br />
Abb. 22: Der <strong>Transrapid</strong> als Flughafenzubringer in Shanghai (TRI).......................................25<br />
Abb. 23: Der <strong>Transrapid</strong> in Shanghai (TRI).............................................................................26<br />
Abb. 24: Die möglichen Streckenführungen des <strong>Transrapid</strong> in München (TRI) .....................27<br />
Abb. 25: <strong>Transrapid</strong>studie zur Flughafeneinfahrt (TRI) ..........................................................28<br />
Abb. 26: Der <strong>Transrapid</strong> in einer möglichen Tunneltrasse (2 M Consult)...............................28<br />
Abb. 27: Die Streckenführung des Metrorapid (TRI) ..............................................................29<br />
Abb. 28: Der Metrorapid im Ruhrgebiet (TRI) ........................................................................30<br />
Abb. 29: Vergleich Rad-/Schiene-System – Elektromagnetisches Schweben (TRI)...............32<br />
Abb. 30: Schematischer Aufbau Trag-/Führsystem (TRI) .......................................................33<br />
Abb. 31: Trag- und Führmodul (TRI) ......................................................................................33<br />
Abb. 32: Fahrwegumgreifendes Schwebeprinzip (TRI)...........................................................34<br />
Abb. 33: Bestandteile eines rotierenden Elektromotors (Scienceware) ...................................34<br />
Abb. 34: Beziehung zwischen rotierendem Traktionsantrieb und Linearmotor (TRI) ............34<br />
Abb. 35: Verlegung des „aufgeschnittenen“ Elektromotors am Fahrweg (TRI) .....................35<br />
Abb. 36: Kurz- und Langstatorvariante (TU Berlin)................................................................35<br />
Abb. 37: Antrieb TR 06 (MVP)................................................................................................36<br />
Abb. 38: Schematischer Aufbau des Stators mit Wanderfeldwicklung (Scienceware) ...........36<br />
Abb. 39: Serienfertigung von Statorpaketen bei Thyssen (Thyssen) .......................................37<br />
Abb. 40: Wanderfeldkabel (Thyssen).......................................................................................37<br />
Abb. 41: Stator mit Stromeinspeisung (MVP) .........................................................................37<br />
Abb. 42: Schwebeprinzip des <strong>Transrapid</strong> (TU Berlin) ............................................................38<br />
Abb. 43: Das Antriebswanderfeld (TRI) ..................................................................................38<br />
Abb. 44: Das Fahrprofil (MVP) ...............................................................................................39<br />
Abb. 45: Bremsstellermodul und Bremswiderstand (MVP) ....................................................39<br />
Abb. 46: Außenansicht eines Wirbelstrombremsmagnets (Thyssen).......................................40<br />
Abb. 47: Teilstück der Tragkufe (Thyssen)..............................................................................40<br />
Abb. 48: Unterteilung des Stators in Schaltabschnitte von 1 bis 3 km (TRI) ..........................40<br />
Abb. 49: Schaltschrank mit Einspeisungsstelle (MVP)............................................................41<br />
6
Abb. 50: Energieversorgung Antrieb, Übersichtsschaltbild (Hestra-Verlag)...........................42<br />
Abb. 51: Lineargeneratorwicklungen (Scienceware) ...............................................................43<br />
Abb. 52: Stromschienen am Fahrweg (MVP) ..........................................................................43<br />
Abb. 53: Variationen in der Fahrzeuglänge (TRI) ...................................................................44<br />
Abb. 54: Frachtvariante TR 08 (TRI).......................................................................................44<br />
Abb. 55: Technische Daten (TRI) ............................................................................................45<br />
Abb. 56: Schematischer Aufbau eines <strong>Transrapid</strong> – Fahrzeugs (Scienceware).......................45<br />
Abb. 57: Schematischer Aufbau des Magnetfahrwerks (Scienceware) ...................................45<br />
Abb. 58: Die Schweberahmeneinheit (Thyssen Henschel) ......................................................46<br />
Abb. 59: Schematischer Aufbau der Sekundärfederung (Scienceware)...................................46<br />
Abb. 60: Übersicht Elektromagnetisches Schweben (EMS) (TU Berlin)................................47<br />
Abb. 61: Schwebespaltsensoren (MVP)...................................................................................47<br />
Abb. 62: Aufbaustruktur des TR 07 (Hestra-Verlag)...............................................................48<br />
Abb. 63: Außenansicht TR 08 (MVP)......................................................................................48<br />
Abb. 64: Bugbereich TR 08 (MVP) .........................................................................................49<br />
Abb. 65: Übergang bei TR 08 – Sektion (MVP)......................................................................49<br />
Abb. 66: Bestuhlung der 1. Klasse (MVP)...............................................................................50<br />
Abb. 67: Befestigung der Bestuhlung in der 1. Klasse (MVP) ................................................50<br />
Abb. 68: Sonnenschutz in der 1. Klasse (MVP).......................................................................50<br />
Abb. 69: Komfort der 1. Klasse-Ausstattung (MVP)...............................................................51<br />
Abb. 70: Schnappschüsse aus der 2. Klasse (MVP).................................................................51<br />
Abb. 71: Das Cockpit (MVP)...................................................................................................52<br />
Abb. 72: Die Funkübertragung und Fahrzeugortung (Scienceware)........................................52<br />
Abb. 73: Übersicht des Betriebsleitsystems (TRI) ...................................................................53<br />
Abb. 74: Aufgeständerter Fahrweg (TRI) ................................................................................54<br />
Abb. 75: Ebenerdiger Fahrweg (TRI).......................................................................................54<br />
Abb. 76: Schematischer Aufbau des Ein- und Zweifeldträgers (Scienceware) .......................54<br />
Abb. 77: Unterbauten für den Fahrweg (Scienceware) ............................................................55<br />
Abb. 78: Überbauten für den Fahrweg (Scienceware) .............................................................55<br />
Abb. 79: Vergleich der Steigfähigkeiten <strong>Transrapid</strong> – Eisenbahn (TRI).................................56<br />
Abb. 80: Struktur des Betonhohlkastenträgers (Scienceware) .................................................56<br />
Abb. 81: Betonfahrwegträger an der TVE (MVP) ...................................................................57<br />
Abb. 82: Beton-Plattenfahrweg (MVP)....................................................................................57<br />
Abb. 83: Ausrüstungsvorgänge beim Betonfahrwegträger (Hestra-Verlag) ............................58<br />
Abb. 84: Stahlträger in Querneigung (MVP) ...........................................................................58<br />
Abb. 85: Schematischer Aufbau eines Stahlfahrwegträgers (Scienceware).............................58<br />
Abb. 86: Stahlfahrwegträger (MVP) ........................................................................................59<br />
Abb. 87: Numerisch gesteuerte Montage der Statorpakete (MVP)..........................................59<br />
Abb. 88: Visualisierung des von CPB/ Max Bögl für Shanghai entwickelten Hybridträgers..59<br />
Abb. 89: Hybridträger ohne Funktionsmodule (Siemens)........................................................60<br />
Abb. 90: Hybridträger auf der TVE im Emsland (MVP) .........................................................60<br />
Abb. 91: Der bivalente Fahrweg (Hestra-Verlag) ....................................................................61<br />
Abb. 92: Stahlbiegeweiche in Geradeaus- und Abbiegestellung (TRI) ...................................62<br />
Abb. 93: Stellantriebe der Stahlbiegeweiche (MVP) ...............................................................62<br />
Abb. 94: Instandhaltungskosten pro Sitzplatz-km (TRI)..........................................................65<br />
Abb. 95: Energiebedarf im Vergleich (TRI) ............................................................................65<br />
Abb. 96: Bauarbeiten für den <strong>Transrapid</strong>-Fahrweg (Siemens).................................................66<br />
Abb. 97: Flächenverbrauch im Vergleich (TRI) ......................................................................67<br />
Abb. 98: Vorbeifahrpegel im Abstand von 25m (in dB(A)) (TRI) ..........................................68<br />
Abb. 99: Der tägliche Lärm im Vergleich (TRI)......................................................................68<br />
Abb. 100: Aufgeständerter Fahrweg (MVP) ............................................................................69<br />
7
Abb. 101: CO2-Emissionen (TRI) ............................................................................................69<br />
Abb. 102: Magnetfeldstärken im Vergleich (TRI) ...................................................................70<br />
Abb. 103: Fahrwegumgreifendes Prinzip (MVP).....................................................................71<br />
Abb. 104: Sicherheit durch das automatische Betriebsleitsystem (MVP)................................72<br />
Abb. 105: Beschleunigungsvermögen des <strong>Transrapid</strong> (TRI) ...................................................72<br />
Abb. 106: Einfahrt in schon vorhandene Bahnhöfe (TRI) .......................................................74<br />
Abb. 107: Flughafenanbindung des <strong>Transrapid</strong> (TRI) .............................................................74<br />
Abb. 108: Verbindung zwischen Ballungszentrum und Flughafen (TRI)................................75<br />
Abb. 109: Bequeme Innenausstattung (Siemens).....................................................................75<br />
Abb. 110: Sicherer Winterbetrieb (MVP) ................................................................................76<br />
Abb. 111: Gütertransportvariante (TRI)...................................................................................77<br />
Abb. 112: Mögliche Streckenvarianten in den Niederlanden und den USA (TRI)..................79<br />
8
VI Abkürzungsverzeichnis<br />
dB(A) Dezibel – A<br />
ICE Inter City Express<br />
Ika Investitionskostenanteil<br />
km Kilometer<br />
km/h Kilometer pro Stunde, Stundenkilometer<br />
Lkw Lastkraftwagen<br />
m Meter<br />
MAN Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg<br />
MBB Messerschmitt-Bölkow-Blohm<br />
min. Minuten<br />
Mio. Millionen<br />
Mrd. Milliarden<br />
MSB Magnetschwebebahn<br />
MVP Versuchs- und Planungsgesellschaft für Magnetbahnsysteme mbH<br />
o.g. oben genannt<br />
Pkw Personenkraftwagen<br />
SNCF Société nationale des chemins de fer français – französische Bahngesellschaft<br />
TR <strong>Transrapid</strong><br />
TRI <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co. KG<br />
TVE <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland<br />
u.a. unter anderem<br />
u.E. unseres Erachtens<br />
USA United States of America, Vereinigte Staaten von Amerika<br />
vgl. vergleiche<br />
W+K Wartung und Instandhaltung<br />
z.B. zum Beispiel<br />
9
0 Einleitung<br />
<strong>Transrapid</strong> – revolutionäre Fortbewegungstechnologie eines neuen Zeitalters und seine<br />
gegenwärtigen Durchsetzungsschwierigkeiten in Deutschland.<br />
Wer den <strong>Transrapid</strong> mit anderen vorhandenen Verkehrskonzepten vergleichen will, trifft auf<br />
unerwartete Probleme.<br />
Klar, der <strong>Transrapid</strong> ist eine Bahn, die ebenso wie die althergebrachte Eisenbahn an einen<br />
Fahrweg gebunden ist und elektrische Energie zum Antrieb benötigt. Dennoch fehlen die<br />
charakteristischen Merkmale einer „Eisenbahn“. Der <strong>Transrapid</strong> hat weder Räder, noch Achsen<br />
oder Getriebe. Er hat im Antriebsbereich keinerlei bewegte Teile. Er rollt nicht, nein, wie<br />
scheinbar von Geisterhand getragen, schwebt dieses Fahrzeug wie schwerelos an seinem<br />
Fahrweg entlang. Und dies mit viel größerer Geschwindigkeit und Leichtigkeit, nahezu lautlos,<br />
anders als der rein äußerlich sehr ähnliche sogenannte Hochgeschwindigkeitszug ICE der<br />
Deutschen Bahn AG mit konventioneller Rad-/Schiene-Technik.<br />
Diese Magnetschwebebahn <strong>Transrapid</strong> fliegt gewissermaßen geführt und doch vollkommen<br />
berührungsfrei über ihren Fahrweg. Insoweit ähnelt dieses Fahrzeug doch eher einem Flugzeug.<br />
Aber wer beim <strong>Transrapid</strong> den Fluglärm sucht, der Anwohner in Flughafennähe regelrecht<br />
in den Wahnsinn treibt, wird mit Verblüffung feststellen, dass selbst bei Geschwindigkeiten<br />
von über 300 km/h schon bei wenigen Metern Abstand zum Fahrweg das vorbeihuschende<br />
Gefährt akustisch nicht mehr wahrnehmbar ist.<br />
Man könnte den <strong>Transrapid</strong> von seinen Eigenschaften und dem Aussehen als ein „Flugzeug<br />
ohne Flügel und ein Zug ohne Räder“ 1 bezeichnen.<br />
Schnell gelangt man zu der Erkenntnis, dass die Magnetschwebetechnik eine ganz neue und<br />
einzigartige Technik der Fortbewegung darstellt. Sie hat keine Vorbilder. Dieses elektromagnetische<br />
Schweben und Fortbewegen ist etwas ganz Neues, bisher nie da Gewesenes, eine<br />
„revolutionäre Fortbewegungstechnologie“!<br />
Diese Erkenntnis ist, anders als der <strong>Transrapid</strong>, nicht ganz neu. Schon früh ist erkannt worden,<br />
dass die Magnetschwebetechnologie erhebliche Kapazitäten und Ausbaumöglichkeiten<br />
besitzt.<br />
So stellt sich der <strong>Transrapid</strong> heute bereits in seiner 8. Generation vor. Enorme Optimierungsvorgänge<br />
führten dazu, dass der <strong>Transrapid</strong> 08 die Anwendungsreife schon seit einigen Jahren<br />
besitzt und seine Vorzüge nicht mehr in Frage gestellt werden.<br />
Kurz gesagt: Nach vorliegenden Studien scheint der <strong>Transrapid</strong> schneller, sicherer, umweltfreundlicher<br />
und preiswerter als konkurrierende Verkehrssysteme zu sein.<br />
Erstaunlich ist deshalb, dass es bisher noch keine Anwendungsstrecke in Deutschland gibt.<br />
Erst das plötzliche Interesse der Chinesen an dieser neuen Technologie hat zu ihrem Export<br />
und zum Bau einer Strecke in Schanghai in Rekordzeit geführt, die im Übergang zum Probebetrieb<br />
ist und in Kürze, am 01.01.2003, in den Fahrbetrieb übergehen soll.<br />
In China wurde der Schritt in dieses „neue Zeitalter“ der Fortbewegung in Rekordtempo<br />
gewagt, von dem ersten Interesse am 26.06.2000 an dieser Technologie bis zum Betrieb der<br />
Strecke am 01.01.2003 2 – unglaublich und unvorstellbar für hiesige Verhältnisse.<br />
Diesen Schritt hat man in Deutschland, im Land dieser Erfindung, bisher nicht getan. Lediglich<br />
Planungen dazu wurden seit mehr als siebzehn Jahren unternommen. 3 Vorgesehene Strecken<br />
sind bisher nicht durchsetzbar gewesen. Dass diese „gegenwärtigen Durchsetzungsschwierigkeiten<br />
in Deutschland“ auf fehlenden Finanzmitteln beruhen könnten, ist schlechterdings<br />
nicht vorstellbar, wenn im Gegenzug der Bau in China noch mit Steuermitteln durch<br />
1 Vgl. Weiper, Felix: Fliegen ohne Flügel, fahren ohne Räder. In: Der Wecker v. 24.02.2002.<br />
2 Vgl. Kapitel 1.8.<br />
3 Vgl. Kapitel 1.7.<br />
10
Exportsubventionen, dem Transfer des gesamten „Know-hows“ und Staatsbürgschaften gefördert<br />
wird. 4<br />
Es ist auch nicht vorstellbar, dass die Erfinder dieser Technologie von den Vorzügen ihres<br />
Produktes weniger überzeugt sein könnten als die Käufer, die Chinesen .<br />
Dass der Schritt in Richtung Zukunft häufig ein ganz Mühseliger ist, können wir aus der Geschichte<br />
lernen. Meist wenn es um die Einführung einer bahnbrechenden neuen Technologie<br />
ging, gab es auch erhebliche Widerstände von denen, die darin unliebsame Konkurrenz sahen<br />
oder sich gar in ihrer Existenz bedroht fühlten.<br />
Widerstände standen, genau wie der <strong>Transrapid</strong>technologie, auch der herkömmlichen Eisenbahn<br />
zur Zeit ihrer Einführung gegenüber. Es wurden Bedenken, Risiken und Gefahren aufgezeigt.<br />
Selbst in Dissertationen glaubte man den negativen Einfluss hoher Geschwindigkeiten<br />
auf den Organismus nachgewiesen zu haben.<br />
Über viele dieser Bedenken können wir heute nur noch schmunzeln.<br />
Bei der Einführung der Eisenbahn standen auf der Seite der Gegner vor allem die „Postkutschenindustrie“.<br />
Man sah darin die Existenzbedrohung des Transportkutschengewerbes. Die<br />
Fuhrbetriebe und ihre Angestellten, das zuliefernde Handwerk, die Sattler, Kutschenmacher<br />
und Pferdezüchter befürchteten Einnahmeausfälle.<br />
War die Bahn im 19. Jahrhundert noch selbst Opfer von Angriffen, die ihre Realisierbarkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit in Frage zu stellen versuchten, so befindet sich der <strong>Transrapid</strong> heute in<br />
dieser Rolle.<br />
Die Bahn jedenfalls schaffte den Durchbruch, denn sie war der Postkutsche überlegen. So<br />
existierte bereits 15 Jahre nach der Einführung der ersten Eisenbahnstrecke im Jahre 1835 von<br />
Nürnberg nach Fürth ein Schienensystem von über 5.856 km Länge in Deutschland. 1875<br />
waren es schon 27.474 km und damit das größte Schienennetz in Europa. 5<br />
In gleicher Weise wäre die Entwicklung des <strong>Transrapid</strong> Fahrwegnetzes denkbar. Ein Unterschied<br />
drängt sich jedoch sogleich auf: Während die Einführung der Bahn als eine dringende<br />
Notwendigkeit erschien und keinerlei Vergleichsprodukte existierten, haben wir heute schon<br />
ein vergleichbares Bahnsystem.<br />
Jedenfalls wird das häufig aus Bahnkreisen behauptet und der <strong>Transrapid</strong> als „unrentabel“ 6<br />
und „milliardenschwere Fehlinvestition“ 7 , die „Unsummen an Geld“ 8 verschlingen würde,<br />
bezeichnet.<br />
So wie das Interesse am Erhalt des Transportsystems Postkutsche, den Bau der Eisenbahn von<br />
1835 nicht zu verhindern vermochte, werden unseres Erachtens die Vorzüge und die Überlegenheit<br />
der Magnetschwebetechnik auf längere Sicht die heutigen Widerstände bei der Einführung<br />
überwinden.<br />
Die Ängste in Kreisen der Eisenbahn und ihrer Gewerkschaften sind nachvollziehbar, wenn<br />
sie befürchten, mit Einführung des neuen Magnetschwebesystems von diesem Verkehrssystem<br />
überrumpelt zu werden.<br />
Davon betroffen scheinen natürlich auch die wirtschaftlichen Interessen in der Eisenbahnzulieferindustrie<br />
und bei Bahntechnik-Herstellern, die wohl nicht einfach auf die Produktion von<br />
Komponenten der Magnetschwebetechnologie umzusteigen vermögen. Auch der Luftverkehr<br />
wird auf Kurzstrecken insbesondere den Inlandsflügen davon betroffen werden.<br />
Als Hindernis der besonderen Art scheint sich die Entscheidung auszuwirken, den Betreibern<br />
der althergebrachten Eisenbahn der Deutschen Bahn AG auch das Monopol für den Betrieb<br />
4<br />
Vgl. Magnetbahn. Region hofft auf Projekte im Inland. In: Hessische Niedersächsische Allgemeine (HNA) v.<br />
16.01.2002.<br />
5<br />
Vgl. Schubsky, Detlev: Magnet-Schnellbahn <strong>Transrapid</strong>. Ein Verkehrssystem für das dritte Jahrtausend. Zur<br />
Geschichte der Magnetbahn, Lathen: <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland (TVE), 2002.<br />
6<br />
Bahn: <strong>Transrapid</strong> unrentabel. In: Ems-Zeitung v. 14.01.2000.<br />
7<br />
PRO BAHN Diskussionsplattform. In: http://www.pro-bahn.de/disk/rapid.htm (22.08.02).<br />
8<br />
Aussage von Transnet-Chef Norbert Hansen. In: http://www.heute.tonline.de/ZDFheute/artikel_drucken/0,1381,178735,00.html<br />
(24.08.02).<br />
11
und die Genehmigung der Magnetschwebetechnologie zu übertragen 9 . Darüber hinaus sind<br />
Deutsche Bahn AG und die Lufthansa AG zu gleichen Teilen Betreiber der MVP Versuchs-<br />
und Planungsgesellschaft für Magnetbahnsysteme, die 1981 gegründet wurde. Die lange Entwicklungsdauer<br />
scheint ein Indiz zu sein, dass eigentlich kein brennendes Interesse an der<br />
Einführung dieser Technologie besteht. Deutsche Bahn AG und Lufthansa AG als Betreiber<br />
scheinen auch nichts dagegen zu haben, wenn der <strong>Transrapid</strong> noch möglichst lange seine<br />
Runden im Emsland auf der Versuchsstrecke drehen wird. 10<br />
9 Vgl. Bundesgesetzblatt: Gesetz zur Regelung des Planungsverfahrens für Magnetschwebebahnen (Magnetschwebebahnplanungsgesetz<br />
– MBPIG), Bonn, 23.11.1994, § 1 Abs. 2.<br />
10 Vgl. Strutynski, Peter: Das gescheiterte Milliardenabenteuer. In: Freitag v. 22.10.1999. Internet:<br />
http://www.freitag.de/1999/43/99430402.htm (22.08.02).<br />
12
1 Die Geschichte des <strong>Transrapid</strong><br />
1.1 Vorwort<br />
Der Entwicklungszyklus der Magnetschwebebahn ist bis zum heutigen Tage mit vielfältigsten<br />
Innovationen, historischen Ereignissen sowie Konflikten und persönlichen Schicksalen verbunden.<br />
Da eine solch fortschrittliche Technologie selbst in unserem modernen Zeitalter für<br />
den Schritt vom Reißbrett zur verkehrspolitischen Umsetzung einen immensen Zeitraum in<br />
Anspruch nimmt, scheint es ratsam diese Chronologie von nunmehr nahezu einhundert Jahren<br />
als Überblick über die Evolution dieses modernen Massentransportmittels darzustellen, um<br />
dem Betrachter einen zumindest groben Überblick über diese äußerst interessante Thematik<br />
zu geben.<br />
1.2 Von 1912 bis 1974<br />
1.2.1 Erste Ideen<br />
Die Entwicklung der Magnetschwebetechnik nahm 1912 durch den Franzosen Emile Bachelet<br />
ihren Anfang. Dieser setzte sich mit dem elektromagnetischen Schweben bei Transportsystemen<br />
auseinander. Seine Forschungen und Essenzen wurden noch als Unfug und Utopien abgetan<br />
und erst in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, also ungefähr ein Jahrzehnt<br />
nach Bachelet befassten sich wieder einige Wissenschaftler mit der Magnetschwebetechnik<br />
- nämlich der Amerikaner Edwin Northrup sowie der Deutsche Hermann Kemper.<br />
Letzterer leistete zur Entwicklung der Magnetschwebetechnik einen ausgesprochen wichtigen<br />
Beitrag, daher sollte man das Augenmerk auf ihn richten. 11<br />
Abb. 1: Herman Kemper, Erfinder der Magnetschwebebahn<br />
Hermann Kemper stammte ursprünglich aus der Stadt Nortrup in der Nähe von Osnabrück. Er<br />
studierte Elektrotechnik in Hannover und erörterte seit seiner Jugend Konzepte zum lärm- und<br />
verschleißfreien Transport von Personen oder Gütern durch den Einsatz von Magnetfeldern.<br />
Er orientierte sich bei seinen Ausführungen an vorhergehenden Wissenschaftlern mit ähnlicher<br />
Thematik. So zum Beispiel am eben genannten Bachelet sowie einem gewissen Albertson<br />
aus den Vereinigten Staaten, welcher 1902 bereits ein Patent auf sogenannte Magnetkissen<br />
in Anspruch nahm. Kemper entwickelte 1933 die erste Schaltung zum elektromagnetischen<br />
Schweben 12 . Daraufhin folgte das Patent Nr. 643316 „Schwebebahn mit räderlosen<br />
11 Schubsky, Detlev: Magnet-Schnellbahn <strong>Transrapid</strong>. Ein Verkehrssystem für das dritte Jahrtausend. Zur Geschichte<br />
der Magnetbahn, Lathen: <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland (TVE), 2002.<br />
12 Vgl. Weiper, Felix: Fliegen ohne Flügel, fahren ohne Räder. In: Der Wecker v. 24.02.2002.<br />
13
Fahrzeugen, die an eisernen Fahrschienen mittels magnetischer Felder entlang geführt werden“<br />
13 .<br />
Abb. 2: Das Reichspatent der Magnetschwebebahn für Hermann Kemper<br />
Herman Kemper ist zurecht als „Vater der Magnetschwebebahn“ zu bezeichnen, denn ohne<br />
dessen Forschungen wäre der <strong>Transrapid</strong> heute kaum vorstellbar.<br />
Im folgenden Jahr, also 1935, entwickelte Kemper ein Versuchsmodell zur elektromagnetischen<br />
Tragetechnik, mittels welchem es ihm gelang, einen Körper von 210 Kilogramm Masse<br />
durch ein Magnetfeld zum Schweben zu bringen 14 . Damit bewies er, dass das Tragen schwerer<br />
Lasten durch ein Magnetfeld möglich ist. Dieser Durchbruch war Anlass genug, Utopien<br />
über Züge aufzustellen, welche unterirdisch in luftleeren Röhren eine Geschwindigkeit von<br />
bis zu 3000 Stundenkilometern erreichen sollten. Die Fahrzeuge würden führerlos zu steuern<br />
sein und ein fahrplanloser Bedarfsbetrieb ermöglicht werden.<br />
Abb. 3: Die im Vakuumtunnel entlanggeführte Magnetschwebebahn nach Kemper<br />
Kempers Überlegungen diesbezüglich beruhten auf einem patentierten Prinzip der sogenannten<br />
evakuierten Röhrenbahn von 1903 15 . Seine Gedanken über diese Nachforschungen hielt er<br />
13 Vgl. Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, Frankfurt am Main: Lang, 1996, S. 32.<br />
14 Vgl. Heilmeier, Erhardt: Magnetschwebebahnsysteme für hohe Geschwindigkeiten in Deutschland und Japan.<br />
Vergleich der Entwicklungsverläufe und der technischen und ökonomischen Merkmale. In: 2. International Conference<br />
– Electric Railway Systems/Elektrische Bahnen, Berlin: ETG Fachbericht 74, 1999, S. 331.<br />
15 Vgl. Büllingen, Franz: Die Genese der Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>: soziale Konstruktion und Evolution einer<br />
Schnellbahn, Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag, 1997, S. 69.<br />
14
durch eine Denkschrift fest. 1938 erschien sogar ein Artikel über die „Rohrbahn“ in der dreiunddreißigsten<br />
Ausgabe der „Berliner illustrierten Zeitung“.<br />
Abb. 4: Artikel der „Berliner Illustrierten Zeitung“: Die „Rohrbahn“<br />
Auch eine Teststrecke in der Nähe von Landsberg an der Warthe war geplant, doch diese<br />
wurde nach einiger Zeit wiederum verworfen. Die Magnetbahn blieb demnach noch eine Utopie.<br />
1.2.2 Die Jahre des Forschens<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg herrschte zunächst Schweigen bezüglich einer Magnetschnellbahn.<br />
Außer einigen Mitgliedern akademischer Zirkel setzte sich niemand mehr grundlegend<br />
oder gar innovativ mit dieser Thematik auseinander. Erst in der Mitte der sechziger Jahre<br />
wurde diese wieder von Deutschland und Japan aufgenommen 16 . Nun begann man mit der<br />
eigentlichen, angewandten Forschung mittels erster Modelle. Die Firma Krauss-Maffei zum<br />
Beispiel entwickelte 1969 den „<strong>Transrapid</strong> 01“, das erste funktionsfähige, berührungsfrei fahrende<br />
Elektromagnetschwebemodell..<br />
Abb. 5: Der <strong>Transrapid</strong> 01<br />
Daraufhin erörterte man die Möglichkeiten einer Hochleistungs-Schnellbahnstudie, die durch<br />
das Bundesverkehrsministerium in Angriff zu nehmen sei.<br />
Nahezu gleichzeitig entstand deshalb eine „Ideenkonkurrenz“ 17 zwischen den Forschern und<br />
möglichen umsetzenden Firmen angesichts des Nutzens einer Magnetschwebebahn. 1971<br />
wurde das erste „personentragende Prinzipfahrzeug“ von Messerschmitt-Bölkow-Blohm<br />
(MBB) entwickelt. Dieses Fahrzeug bewegte sich ähnlich wie der <strong>Transrapid</strong> 01 mittels eines<br />
Kurzstator-Linearmotors voran. Es erreichte eine Geschwindigkeit von 100 km/h auf seiner<br />
700 Meter langen Teststrecke in Ottobrunn auf dem MBB-Gelände 18 .<br />
16<br />
Vgl. Hugenberg, Gerd: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>-Chronologie. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-<br />
Verlag, 1989, S. 111f.<br />
17<br />
Vgl. Baur, L., Frenzel, D.: Ziele und Schwerpunkte staatlicher Förderung von Forschung und technologischer<br />
Entwicklung für Bahnsysteme. In: Zeitschrift für Eisenbahntechnik und Verkehrstechnik, Jg.105, Heft<br />
7/8, S. 196.<br />
18<br />
Vgl. Heßler, Horst, Raschbichler, Hans Georg: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>,<br />
Darmstadt: Hestra-Verlag, S. 15.<br />
15
Abb. 6: Das Prinzipfahrzeug von Messerschmidt-Bölkow-Blohm<br />
Fünf Monate später, am sechsten Oktober 1971, fertigte Krauss-Maffei bereits den <strong>Transrapid</strong><br />
02, welcher auf einem Fahrweg von 980 Metern eine Geschwindigkeit von nunmehr 164<br />
km/h erreichte. Dieses Fahrzeug mit Kurzstatortechnik wog immerhin 10,7 Tonnen 19 .<br />
Abb. 7: Der <strong>Transrapid</strong> 02 von Krauss-Maffei<br />
In den Jahren ab 1970 stieg das Verkehrsaufkommen in der Bundesrepublik immens an, so<br />
auch die Luftverschmutzung, darum versuchte man, alternative Massentransportmittel in Erwägung<br />
zu ziehen, welche vor allem den Straßenverkehr entlasteten. Demnach war es nicht<br />
verwunderlich, dass der nächste <strong>Transrapid</strong> von Krauss-Maffei und MAN ein Luftkissenfahrzeug<br />
sein sollte. Dieser wurde 1973 als Modell zwar gebaut, war jedoch nie im Einsatz, da er<br />
sich nicht als wirtschaftlich zweckmäßig erwies und zudem sehr laut war. Infolge der Suche<br />
nach alternativen Technologien schlossen sich einige deutsche Firmen wie AEG-Telefunken,<br />
BBC und Siemens zusammen, um auf dem Gebiet des elektrodynamischen Schwebens zu<br />
forschen. Das Projekt wurde vom Staat mit 60 Millionen DM gefördert und brachte einen<br />
sogenannten Erprobungsträger hervor. Dieses Fahrzeug, welches von der Firma MAN entwickelt<br />
wurde, fuhr auf einer 900m langen Strecke in Erlangen. Es bekam den Namen EET 01<br />
(Erlanger Erprobungsträger).<br />
Abb. 8: Der EET 01<br />
1973 entwickelte Krauss-Maffei anschließend den <strong>Transrapid</strong> 04. Dieses Fahrzeug erreichte<br />
eine Geschwindigkeit von 250 km/h und wurde wiederum durch einen Kurzstator-<br />
Linearmotor angetrieben. Das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT)<br />
unterstützte dessen Realisierung mit 32 Millionen DM.<br />
19 Vgl. Hugenberg, Gerd: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>-Chronologie, a.a.O., S. 111f.<br />
16
Abb. 9: Der <strong>Transrapid</strong> 04<br />
1974 schlossen sich die Firmen Krauss-Maffei und MBB zur sogenannten <strong>Transrapid</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
E.M.S. zusammen, welcher etwas später überdies die Technische Universität<br />
Braunschweig sowie Thyssen beitraten. MBB entwickelte daraufhin den Komponentenmessträger<br />
KOMET, der 400km/h auf einer Strecke bei Manching erreichte 20 .Er fuhr unbemannt<br />
und wurde von einem Schubschlitten angetrieben. Der Fahrweg hatte eine Länge von<br />
1300 Metern.<br />
Abb. 10: Der unbemannte Komponentenmessträger KOMET<br />
Auf dem Werksgelände von Thyssen in Kassel wurde auf einer Versuchsplattform noch im<br />
selben Jahr der sogenannte HMB 1 in Betrieb genommen.<br />
Abb. 11: Der HMB 1<br />
1.3 Der Systementscheid<br />
Bereits im Jahre 1970 gab der Minister für Wissenschaft und Bildung den verkehrspolitischen<br />
„Förderungsschwerpunkt Bahnsysteme“ in Auftrag. Zur Debatte standen zwei voneinander<br />
unterschiedliche Schwebebahnprinzipien, welche um die Gunst des Geldgebers wetteiferten.<br />
1.3.1 Das elektrodynamische Schweben (EDS)<br />
Im Fahrzeug befinden sich sehr starke Magneten, die sich von stromleitfähigen Schienen<br />
durch induzierte Wirbelströme abstoßen. Das Fahrzeug wird dadurch in einem Schwebezustand<br />
gehalten, welcher durch supraleitende heliumgekühlte Magnetspulen sichergestellt wird.<br />
Da die Trag- bzw. Schwebefunktion erst bei höheren Geschwindigkeiten einsetzt, sind Räder<br />
zum Starten und Landen notwendig. 21 Ohne dem Ausgang des Systementscheides vorausgreifen<br />
zu wollen, sei hier einmal erwähnt, das dieses Funktionsprinzip vor allem von japanischen<br />
20 Vgl. Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, Frankfurt am Main: Lang, 1996, S. 35.<br />
21 Vgl. Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, Frankfurt am Main: Lang, 1996, S. 33.<br />
17
Firmen verfolgt und weiterentwickelt wird. Bisher sind durchaus akzeptable Ergebnissen zu<br />
verzeichnen gewesen, bloß ist das Problem des hohen Stromverbrauchs durch die leitenden<br />
Schienen und des starken Magnetfeldes noch nicht zufriedenstellend in den Griff bekommen<br />
worden.<br />
Abb. 12: Der japanische MLX mit elektrodynamischen Schwebeprinzip<br />
1.3.2 Das elektromagnetische Schweben (EMS)<br />
Zum elektromagnetischen Schweben benutzt das Fahrzeug wie zum Beispiel die <strong>Transrapid</strong>-<br />
Versuchsreihe eine bandförmige Aufreihung von Trage- und Führmagneten, welche an dessen<br />
Seiten befestigt sind und den Fahrweg umgreifen. Der Schwebezustand wird durch anziehende<br />
Kräfte gewährleistet, wobei speziell geregelte Elektromagnete ein Anschlagen an den<br />
Fahrweg verhindern und stattdessen das Fahrzeug im Abstand von 10 Millimetern schweben<br />
lassen. 22 Der Zug benötigt überhaupt keine Räder sondern schwebt selbst im Stand 23 . Das<br />
Magnetfeld ist außerdem sehr gering im Vergleich zu einem Zug mit elektrodynamischem<br />
Schwebesystem (EDS). 24<br />
1.3.3 Ausgang des Entscheides<br />
Eine zweite Auseinandersetzung folgte auf dem Fuße, nämlich der Konkurrenzkampf zwischen<br />
dem Kurz- sowie dem Langstatorsystem. Man entwickelte kurz nach dem Erscheinen<br />
des KOMET von MBB die neue Technik des im Fahrweg untergebrachten Langstatormotors,<br />
welcher sich besser für den Fernverkehr eignet. Die bereits erwähnte - 1975 von Thyssen-<br />
Henschel in Kassel entwickelte – Versuchsplattform namens HMB 1 mit dazugehöriger Versuchsanlage<br />
25 basierte erstmalig auf dieser Langstatortechnik und erwies sich als leistungsfähiger<br />
für den Fernverkehr. 26 1976 folgte dann der HMB 2 27 , welcher ebenfalls in Kassel untersucht<br />
und erprobt und erstmals als zum Personentransport geeignet angesehen wurde.<br />
22<br />
Vgl. gesonderten Teil „Technik“.<br />
23<br />
Schulze, Jens: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsystem II. Übung: Linearmaschinen, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme Elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 10.<br />
24<br />
Für detailliertere Informationen vgl. „<strong>Transrapid</strong> in der Diskussion“.<br />
25<br />
Vgl. Hugenberg, Gerd: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>-Chronologie. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-<br />
Verlag, 1989, S. 112.<br />
26<br />
Vgl. Abschnitt Lang- und Kurzstatormotor im Technikteil<br />
27<br />
Vgl. Bechtel, Werner: Magnetschnellbahn <strong>Transrapid</strong>. Vom HMB2 zum <strong>Transrapid</strong> 08. Geschichte und<br />
Entwicklung, Kassel: 2002, S. 2.<br />
18
Abb. 13: Der HMB 2<br />
1977 endlich wurde dann die endgültige Entscheidung zu Gunsten der EMS-Technik gefällt,<br />
und die Forschungsarbeiten an unterschiedlichen Projekten auf Basis der EDS-Technik eingestellt.<br />
Das EDS-System stellte sich als nicht anwendbar für ein mögliches deutsches Alternativ-Verkehrssystem<br />
dar, da es grobe Mängel aufwies. So zum Beispiel die hohen Risiken<br />
durch das starke Magnetfeld für Passagiere aufgrund schlechter Dämmungsmöglichkeiten<br />
andererseits durch den hohen Energieverbrauch sowie die „nicht vorhandene universelle Einsetzbarkeit“<br />
28 . Zur sogenannten Hauptentwicklungslinie wurde demnach das EMS-System in<br />
Verbindung mit der Langstatortechnik, da der Einsatz des <strong>Transrapid</strong> für den Fernverkehr<br />
bestimmt sein sollte 29 . Die Kurzstatortechnik wurde nunmehr nur noch bis 1983 für unterschiedliche,<br />
kleinere Konzeptuntersuchungen angewandt.<br />
Der Systementscheid hatte die Schnellbahnvariante mit dem geringsten technischen Risiko<br />
ausgewählt, eine Marktanalyse bezüglich des wirtschaftlichen Risikos einer möglichen Anwendung<br />
wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgenommen, sollte jedoch folgen. Es galt<br />
jedoch zunächst, die Inventionsphase des <strong>Transrapid</strong> fortzuführen.<br />
Antrieb im Fahrweg Antrieb im Fahrzeug Antrieb im Fahrweg<br />
abstoßendes Prinzip anziehendes Prinzip anziehendes Prinzip<br />
EDS Langstator EMS Kurzstator EMS Langstator<br />
Systementscheid 1977<br />
eingestellt 1979 Abschluss 1983 Entwicklungslinie<br />
<strong>Transrapid</strong><br />
Abb. 14: Der Systementscheid<br />
1.4 Der <strong>Transrapid</strong> auf der Internationalen Verkehrsausstellung<br />
Einen enormen Schritt nach vorn ging es im Jahre 1979. In diesem Jahr nämlich sollte die<br />
erstmals zum Personenverkehr zugelassene Magnetschnellbahn <strong>Transrapid</strong> 05 ihrer Aufgabe<br />
in der Anwendung genüge tun. Dies geschah auf der Internationalen Verkehrsausstellung<br />
(IVA) in Hamburg. Der <strong>Transrapid</strong> 05 war zu diesem Zeitpunkt mit 68 Sitzen bestückt. Die<br />
maximale Geschwindigkeit betrug nur 75 km/h, da dem Fahrzeug eine Strecke von lediglich<br />
28 Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, Frankfurt am Main: Lang, 1996, S. 36.<br />
29 Heßler, Horst; Hans Georg Raschbichler: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 11-17.<br />
19
900 Metern Länge zur Verfügung stand. Die Strecke wurde von der <strong>Transrapid</strong>-E.M.S gebaut,<br />
die Betriebsanlagen von Thyssen-Henschel geliefert. Finanziert wurden die Kosten von 31<br />
Millionen DM durch das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT). Während<br />
des sechsmonatigen Einsatzes wurden 50.000 Personen befördert 30 und die Magnetschwebebahn<br />
begeistert angenommen.<br />
Abb. 15: Der <strong>Transrapid</strong> auf der IVA in Hamburg<br />
1.5 Die <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland (TVE)<br />
Das Jahr 1980 wurde ebenfalls ein ganz besonderes in der Entwicklung der Magnetschwebebahn.<br />
Erstmals sollte der <strong>Transrapid</strong> mittels staatlicher Unterstützungen eine größere Versuchsanlage<br />
im Maßstab 1:1 erhalten, welche das Ziel verfolgte, ihn markttechnisch zu erproben<br />
und seine vielseitige Nutzbarkeit eingehend zu untersuchen. Bereits 2 Jahre zuvor wurde<br />
das Konsortium „Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>“ 31 gegründet, welches als Mitglieder große Firmen<br />
aus der Industrie wie die Siemens AG oder die Thyssen-Henschel Industrie AG vorweisen<br />
konnte. 32 Dieses Konsortium wurde durch das Bundesministerium für Forschung und Technologie<br />
mit dem Bau dieser Großversuchsanlage betraut, der mit 700 Millionen DM 33 finanziert<br />
wurde. Die Großversuchsanlage erhielt ihren Standort im Emsland und daher auch den Namen<br />
„<strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland“ (TVE).<br />
30 Vgl. Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, a.a.O., S. 37.<br />
31 Vgl. Hugenberg, Gerd: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>-Chronologie. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-<br />
Verlag, 1989, S. 112.<br />
32 Weitere Mitglieder waren AEG-Telefunken, Brown, Bowerie & Cie AG, Dyckerhoff und Widmann, Krauss-<br />
Maffei und MBB.<br />
33 Vgl. Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, Frankfurt am Main: Lang, 1996, S. 37.<br />
20
Abb. 16: Die <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland (TVE)<br />
Die Aufgabe der TVE bestand darin, unter möglichst alltagsnahen Vorraussetzungen im Betrieb<br />
über eine längere Zeitspanne Funktionalität, Anwenderfreundlichkeit sowie wirtschaftliche<br />
Vorteile nachzuweisen 34 . Diese wurden benötigt um eine Anwendung im täglichen Verkehr<br />
zu rechtfertigen und besser zu ermöglichen. Auch sollten vor allem die möglichen alternativen<br />
Komponenten des Fahrwegs und des jeweiligen <strong>Transrapid</strong> untersucht werden. 35<br />
Aber die TVE besaß und besitzt nicht nur prüfungs- und nachweistechnische Aufgaben. Auch<br />
zur Demonstration wurde und wird sie genutzt, um beispielsweise Politiker, Firmenvorstände<br />
oder mögliche ausländische Interessenten zu Besucherfahrten einzuladen. Prinzipiell dient<br />
demnach die TVE der Vorbereitung zur Markteinführung des <strong>Transrapid</strong> und der Magnetschnellbahn<br />
überhaupt 36 .<br />
Die TVE ist damals in zwei Bauabschnitten errichtet worden.<br />
Länge Baujahr<br />
Abschnitt Eins: 20,5 km 1979-1984<br />
Abschnitt Zwei: 10,7 km seit 1987<br />
Die Herstellung des Fahrweges wurde hauptsächlich von der Firma Thyssen-Henschel durchgeführt<br />
und zwar mittels eines vollautomatisierten wirtschaftlichen Serienfertigungs- und<br />
Ausrüstungsverfahrens. 37 Somit wurde für die nötige Präzision und einen niedrigen Kostenaufwand<br />
gesorgt. Durch die Länge der Strecke von insgesamt 31,5 km sind Geschwindigkeiten<br />
von über 400 km/h möglich 38 , auch Extremfälle bezüglich Notfallsituationen oder Ähnlichem<br />
können durchgeführt werden. Bereits am zwölften Dezember 1985 erreichte der frisch<br />
entwickelte <strong>Transrapid</strong> 06 von MBB eine Geschwindigkeit von 355 km/h. Bei Benutzung<br />
34<br />
Heßler, Horst; Hans Georg Raschbichler: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 11-17.<br />
35<br />
Heinrich, Klaus: Die <strong>Transrapid</strong>-Versuchsanlage im Emsland. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-<br />
Verlag, 1989, S. 103-106.<br />
36<br />
Vgl. Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, Frankfurt am Main: Lang, 1996, S. 39.<br />
37<br />
Ebd., S. 40.<br />
38<br />
MVP: <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland (TVE). Daten und Fakten, Lathen/Ems.: 2001.<br />
21
eider Bauabschnitte stellte er wenig später sogar einen Tempoweltrekord für personentragende<br />
Schienenfahrzeuge mit 412,6 km/h auf 39 .<br />
Abb. 17: Der <strong>Transrapid</strong> 06<br />
1981 erfolgte die Gründung MVP Versuchs- und Planungsgesellschaft für Magnetbahnsysteme<br />
mbH durch die Unternehmen Deutsche Bundesbahn (DB) sowie die Deutsche Lufthansa<br />
und der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (I<strong>AB</strong>G) mit Sitz in München.<br />
Abb. 18: Die MVP<br />
Die Aufgaben der MVP: 1. Betrieb, Weiterentwicklung und Betreuung der TVE.<br />
2. Durchführung technischer Versuche auf der TVE.<br />
3. Durchführung technischer, volks-, sowie betriebswirt-<br />
schaftlicher Studien.<br />
4. Gesamtbewertung aus Betreibersicht.<br />
5. Überwachung und Abwicklung des Rückbaus der TVE<br />
nach Ende der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten 40 .<br />
Zum Ende des Jahres 1988 hatte der <strong>Transrapid</strong> 06 bereits in 1500 Tests 60.000 Kilometer<br />
zurückgelegt und es wurden insgesamt rund 2.500 Betriebsstunden erreicht. 41 Es wurde nun<br />
Zeit für eine neue Generation des <strong>Transrapid</strong>, die weitere Rekorde brechen sollte.<br />
39<br />
Heßler, Horst; Hans Georg Raschbichler: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 11-17.<br />
40<br />
Vgl. Lübke, D.: Rad/Schiene-Technik und neue Technologien. In: Jahrbuch des Eisenbahnwesens, Folge 34,<br />
S. 142f.<br />
41<br />
Heßler, Horst; Hans Georg Raschbichler: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 11-17.<br />
22
1.6 Die weiteren Entwicklungen rund um den <strong>Transrapid</strong>.<br />
1982 schlossen sich auf der Seite der Industriellen wiederum große Unternehmen zur Förderung<br />
des <strong>Transrapid</strong> und seiner Technologie zusammen. Die Unternehmen Thyssen-Henschel,<br />
MBB und Krauss-Maffei bildeten nun die sogenannte Gesellschaft für Magnetbahnsysteme<br />
<strong>Transrapid</strong> International mbH (TRI). Die Aufgabe dieses Konsortiums besteht darin, den<br />
<strong>Transrapid</strong> in ausländische Verkehrsplanungen einzubinden und somit diese herausragende<br />
deutsche Technologie auf dem gesamten Globus realisierbar zu machen 42 .<br />
Abb. 19: Die TRI (<strong>Transrapid</strong> International)<br />
Der 1985 vorgelegte Bundesverkehrswegeplan (BVWP) sah 5 unterschiedliche Projekte zur<br />
Realisierung des <strong>Transrapid</strong> in Deutschland vor, welche wie folgt hießen:<br />
Hamburg – Hannover, Bremen – Hannover, Essen – Bonn, Augsburg – München und Frankfurt<br />
– Köln. Diese jedoch hatten kein ausgewogenes Kosten/Nutzen-Verhältnis aufzuweisen.<br />
1989 dann wurde der alte Geschwindigkeitsweltrekord des <strong>Transrapid</strong> 06 gebrochen. Die<br />
neue Generation, der <strong>Transrapid</strong> 07, erreichte auf der TVE 435km/h, welche er 1993 noch<br />
einmal mit 450 km/h überbieten konnte. Der <strong>Transrapid</strong> 07 ist zu Beginn des Jahres 1989 als<br />
Prototyp erstmals auf der TVE im Einsatz gewesen und von Thyssen-Henschel entwickelt<br />
worden. Die Neuerungen waren ein weiterentwickeltes Trag- und Führsystem sowie eine verbesserte<br />
Sicherheitstechnik vor allem durch die von Krauss-Maffei hergestellten Kabinen,<br />
welche in der sogenannten Profil-Sandwich Leichtbauweise gefertigt waren. 43 Auch das von<br />
MBB produzierte Sekundärfederungssystem lieferte einen Beitrag zum neuen Geschwindigkeitsrekord<br />
44 .<br />
Abb. 20: Der <strong>Transrapid</strong> 07<br />
1991 war schließlich die Funktionsfähigkeit sowie die Wirtschaftlichkeit des Systems <strong>Transrapid</strong><br />
erwiesen und dieses sollte nun endlich mittels des Projektes Hamburg – Berlin angewandt<br />
werden. Einen schlechten Beigeschmack hatte jedoch die Tatsache, dass 1990 die Europäische<br />
Kommission darauf drängte, den Subventionsanteil für den <strong>Transrapid</strong> durch den<br />
Staat zu senken. Diese Forderung wurde letztendlich erfüllt und die Unterstützungen sanken<br />
von 100% erst auf 75% und schließlich auf 35% 45 . Jedoch sei nicht unerwähnt, dass trotz allem<br />
durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ungefähr zwei Milliarden DM<br />
42<br />
Vgl. Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, Frankfurt am Main: Lang, 1996, S. 39.<br />
43<br />
Vgl. 3.3.1 Der Wagenkasten.<br />
44<br />
Heßler, Horst; Raschbichler, Hans Georg: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 11-17.<br />
45<br />
Vgl. Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, Frankfurt am Main: Lang, 1996, S. 40.<br />
23
in die Entwicklung des <strong>Transrapid</strong> geflossen waren 46 . 1991 dann wurde auch durch die Deutsche<br />
Bahn AG die Anwendungsreife bestätigt. Die Fragestellung der tatsächlichen Einsatzreife<br />
schien trotz allem selbst zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig beantwortet. 1992<br />
nämlich fordert der wissenschaftliche Beirat des Bundesverkehrsministers weitere Prüfungen,<br />
da einige Realisierungsfragen des <strong>Transrapid</strong> doch bisher nur theoretisch beantwortet seien 47 .<br />
Etwa Tunnelfahrten oder der Mehrzugbetrieb hätten nicht getestet werden können usw. Die<br />
Inventionsphase sollte demnach noch andauern, obwohl bereits ein spurgeführtes Verkehrssystem<br />
existierte, das allen andern überlegen war.<br />
1.7 Die Strecke Berlin-Hamburg<br />
1993 wurde durch die Firmen AEG und Siemens die „Magnetschnellbahn Berlin – Hamburg<br />
<strong>GmbH</strong>“ gegründet, welche ihren Sitz in München hatte. Diese sollte das Vorhaben Berlin –<br />
Hamburg produktionstechnisch unterstützen und dadurch einen Profitanteil der Strecke erlangen.<br />
48<br />
Im selben Jahr wurde auch ein Finanzierungskonzept für diese Strecke erstellt. Darin war eine<br />
Finanzierung durch Bund, Privatwirtschaft und Banken vorgesehen. Die Kostenaufteilung<br />
sollte in der Art erfolgen, dass der Bund lediglich für den Fahrweg aufzukommen hatte, die<br />
Fahrzeuge dagegen von der Industrie geliefert werden sollten. Diese wäre auch für den Projektkredit<br />
und die zuverlässige Funktion des Betriebssystems verantwortlich. Die Deutsche<br />
Bahn AG sollte Bauherrin des Fahrwegs und Betreiberin der Strecke sein und ihre Kosten aus<br />
den Fahrkartenerlösen decken. 49 Die Gesamtkosten für diese Strecke wurden auf etwa 6,9<br />
Milliarden DM geschätzt. 50<br />
Abb. 21: Die Planungsgesellschaft für das Projekt Hamburg-Berlin<br />
Im Jahr 1994 erfolgte dann der Auftrag zum Bau der Strecke Hamburg-Berlin durch das Bundeskabinett<br />
und das sogenannte Magnetschwebebahnplanungsgesetz trat in Kraft.<br />
Ausschlaggebend für den Bauauftrag waren zunächst die zahlreichen Vorteile, die mit dieser<br />
Streckenführung verbunden gewesen wären. Zum einen entstünden während der Bauphase<br />
10.000 Arbeitsplätze, wie eine Studie des Instituts für Bahntechnik (IFB) erläutert, zum anderen<br />
profitierten gerade die strukturschwachen Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-<br />
Vorpommern und Schleswig-Holstein von 3.000 dauerhaften Arbeitsplätzen durch den Be-<br />
46<br />
Vgl. Heilmeier, Erhardt: Magnetschwebebahnsysteme für hohe Geschwindigkeiten in Deutschland und<br />
Japan, Vergleich der Entwicklungsverläufe und der technischen und ökonomischen Merkmale, Friedrichshafen:<br />
1998, S. 331.<br />
47<br />
Vgl. Göske, Eckhard: Die Eisenbahnindustrie in der Industriepolitik: das Beispiel der Magnetschnellbahn<br />
<strong>Transrapid</strong>, Frankfurt am Main: Lang, 1996, S. 43.<br />
48<br />
Ronellenfitsch, Michael: Die Zulassung des <strong>Transrapid</strong> Hamburg – Berlin, Tübingen: Facharbeit, 1999, S. 10.<br />
49<br />
Produktinformation: <strong>Transrapid</strong>. Reisen in eine neue Ära, Berlin: <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co. KG,<br />
1995.<br />
50<br />
Vgl. Die Chronik des <strong>Transrapid</strong>. Internet: http://www.chinaproject.de/projects/Chronik_<strong>Transrapid</strong>.htm<br />
(15.07.2002).<br />
24
trieb der Strecke. Besonders hoch wurden ebenfalls die sekundären Beschäftigungseffekte<br />
eingestuft, die aus der Ansiedlung neuer Industrien resultierten. 51 Außerdem hätte für diese<br />
Strecke die Option einer Verlängerung über Dresden, Prag und Wien bis nach Budapest oder<br />
von Berlin nach Warschau bestanden.<br />
In der Folge wurden mehrfach Berechnungen angestellt, die zu dem Ergebnis kamen, die<br />
Strecke müsse immer teurer werden. Im Jahre 1999 war man mit solchen Kostenermittlungen<br />
bereits bei veranschlagten 9 Milliarden DM angekommen und das Projekt schien immer stärker<br />
gefährdet. Der Vorschlag stattdessen einspurig zu bauen, minderte nur noch die Gesamtwirtschaftlichkeit.<br />
Der ab 2000 amtierende Bahnchef Mehdorn hatte ohnehin kein wirkliches<br />
Interesse am <strong>Transrapid</strong> und unterbreitete als Absage zur Magnetschwebebahn den Vorschlag,<br />
doch lieber die vorhandene Bahntrasse auszubauen, was wesentlich kostengünstiger wäre.<br />
Am 5. Februar 2000 wurde dann das <strong>Transrapid</strong> Projekt Hamburg-Berlin endgültig zu den<br />
Akten gelegt und andere Projekte in Erwägung gezogen 52 .<br />
1.8 Das China-Projekt.<br />
Für die mehrfach geforderte und betonte erste weltweite Anwendungsstrecke der Magnetschnellbahn<br />
in Deutschland ist mittlerweile im wahrsten Sinne des Wortes „der Zug abgefahren.“<br />
Anfang 2003 wird nämlich bereits der <strong>Transrapid</strong> in China auf einem etwa 30 km langen<br />
Doppelspurfahrweg als Flughafenzubringer seinen Dienst aufnehmen.<br />
Dieser Durchbruch fand seinen Anfang am 26.06 2000, als China sein Interesse an der <strong>Transrapid</strong>-Technologie<br />
anmeldete. Als Reaktion darauf wurde der chinesische Ministerpräsident<br />
zu einer Probefahrt auf die TVE am 02.07.2000 eingeladen. Nachdem sich die Chinesen über<br />
sämtliche andere Hochgeschwindigkeitsbahnsysteme informiert hatten, lautete das überzeugende<br />
Ergebnis, mit dem <strong>Transrapid</strong> und keiner andere Bahntechnologie etwa dem MLX 53 ,<br />
ICE, TGV oder Vergleichsprodukten, das Zentrum Shanghais mit dessen Flughafen verbinden<br />
zu wollen. Selbst eine etwa 1300 km lange Strecke von Shanghai nach Peking wurde gleich<br />
zu Beginn in Erwägung gezogen, die bei Erfolg des Shanghai-Projektes ebenfalls gebaut werden<br />
soll.<br />
Im März 2001 wurde mit dem Bau der Shanghai-Strecke begonnen, die planmäßig Anfang<br />
2003 in Betrieb gehen und einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssituation<br />
zwischen der Shanghaier Mitte und dem Flughafen Pudong International leisten wird.<br />
Abb. 22: Der <strong>Transrapid</strong> als Flughafenzubringer in Shanghai<br />
51<br />
Eppendorfer, Carsten: Die staatliche <strong>Transrapid</strong>-Förderung: ordnungspolitischer Sündenfall oder strategische<br />
Investition in die Zukunft?, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1999, S. 18.<br />
52<br />
Vgl. Die Chronik des <strong>Transrapid</strong>. Internet: http://www.chinaproject.de/projects/Chronik_<strong>Transrapid</strong>.htm<br />
(15.07.2002).<br />
53<br />
MLX ist die japanische Variante einer Magnetschwebebahn auf Basis des EDS-Systems.<br />
25
Mit dem Taxi oder Bus dauert die Fahrt heute noch mehr als 45 Minuten. Die Hochgeschwindigkeits-Magnetschwebebahn<br />
<strong>Transrapid</strong> wird von Shanghai zum 30 Kilometer entfernten<br />
Flughafen nur acht Minuten benötigen – mit Tempo 430. Sicher, bequem und umweltfreundlich<br />
bewältigt die Hochgeschwindigkeits-Magnetschwebebahn das weiter dynamisch wachsende<br />
Verkehrsaufkommen. Im Jahr 2005 werden schon zehn Millionen Passagiere mit dem<br />
<strong>Transrapid</strong> den „Flug in Höhe Null“ erleben. Fünf Jahre später werden es über 20 Millionen<br />
sein – ca. 54.000 Menschen täglich. Und wenn der Airport mit drei weiteren Terminals und<br />
einer zusätzlichen Start- und Landebahn zum größten Luftdrehkreuz in Asien ausgebaut ist,<br />
werden dort jährlich 70 Millionen Passagiere abfliegen und ankommen. Mehr als die Hälfte<br />
von ihnen wird dann die Hochgeschwindigkeits-Magnetschwebebahn <strong>Transrapid</strong> benutzen.<br />
Kein anderes Bahnsystem ist in der Lage, so viele Menschen so schnell zu befördern. 54<br />
Abb. 23: Der <strong>Transrapid</strong> in Shanghai<br />
Die Verkehrswegeplanung Chinas sieht langfristig den Bau neuer Hochgeschwindigkeitstrassen<br />
mit einer Gesamtlänge von 8.000 Kilometern vor. 55<br />
In China sind jedenfalls die Weichen für den <strong>Transrapid</strong> gestellt worden. Mit dem Projekt in<br />
Shanghai hat die Magnetschwebebahn einen ersten Durchbruch geschafft. 56<br />
Für das Projekt in Shanghai liefern die deutschen Unternehmen <strong>Transrapid</strong> International,<br />
Thyssen-Krupp und Siemens das Betriebsleit- und Antriebsystem sowie die Fahrzeuge. Der<br />
Fahrweg hingegen wird direkt in China durch die Shanghai Maglev Transportation Development<br />
Co. Ltd. (SMTDC) produziert. 57<br />
1.9 Der <strong>Transrapid</strong> für Deutschland<br />
1.9.1 Der <strong>Transrapid</strong> für München<br />
Der Münchner Flughafen steht wie kaum eine andere Einrichtung in Bayern für moderne und<br />
leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur. Er gehört europaweit zu den Flughäfen mit den größten<br />
Wachstumsraten. Für das Jahr 2015 sind Fluggastzahlen von 45 Millionen prognostiziert, die<br />
sich allerdings nur mit einem intelligenten Verkehrskonzept erreichen lassen. Besonders die<br />
Magnetschwebetechnologie scheint solchen Anforderungen gerecht zu werden, deshalb wurde<br />
2001 eine Machbarkeitsstudie für eine <strong>Transrapid</strong>verbindung vom Hauptbahnhof zum Flughafen<br />
in Auftrag gegeben. Der <strong>Transrapid</strong> erscheint dabei als die optimale Lösung, da ein<br />
54<br />
<strong>Transrapid</strong> International: Beginn einer neuen Ära im Bahnverkehr. Hochgeschwindigkeits-<br />
Magnetschwebebahn <strong>Transrapid</strong> in Shanghai – das Pilotprojekt für zukünftige Anwendungen, Berlin: TRI, 2001.<br />
55<br />
8000 Kilometer Strecke für Hochgeschwindigkeitszüge. In: HNA v. 30.11.2001<br />
56<br />
ThyssenKrupp: 1. Parlamentarischer Abend. Der <strong>Transrapid</strong> – die Verkehrstechnologie für das 21. Jahrhundert,<br />
Berlin: Thsyssen Krupp AG, 2001, S. 13.<br />
57<br />
Vgl. Die Chronik des <strong>Transrapid</strong>. Internet: http://www.chinaproject.de/projects/Chronik_<strong>Transrapid</strong>.htm<br />
(15.07.2002).<br />
26
„Fernbahnanschluss [...] für München wegen der Lage des Flughafens fernab der überregionalen<br />
Schienenstrecken nicht machbar“ 58 ist.<br />
Von der Münchener City bis zum Flughafen „Franz-Josef Strauß“ benötigt die vorhandene S-<br />
Bahn-Linie heute 45 Minuten. Die Magnetschwebebahn wird die Fahrzeit auf der fast 37 Kilometer<br />
langen Strecke mit einer Spitzengeschwindigkeit von 350 km/h auf nur zehn Minuten<br />
verkürzen können. Pro Jahr sollen etwa 7,86 Millionen Passagiere zwischen München und<br />
dem Flughafen schweben, das Ganze allerdings erst frühestens ab 2006. 59 Die Investitionskosten<br />
für dieses Verkehrsprojekt werden auf etwa 1,6 Milliarden Euro geschätzt. 60<br />
Ursprünglich standen zwei Trassenführungen zur Disposition, die in einer Machbarkeitsstudie<br />
überprüft wurden. Dies waren eine Ost- sowie eine Westtrasse, die beide am Hauptbahnhof<br />
beginnen und am Flughafen enden würden. Die in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie kam<br />
schließlich zu dem Ergebnis, dass die Westtrasse aufgrund günstigerer Investitionskosten,<br />
geringerer Fahrzeit und günstigerer Umweltbeurteilung die bessere Strecke für München<br />
sei. 61<br />
Dabei soll die Trassenführung fast durchgängig mit der <strong>Auto</strong>bahn A 90 gebündelt sein, wodurch<br />
eine Berührung mit Naturschutzgebieten vermieden wird. Im dichtbesiedelten Stadtgebiet<br />
würden durch die weitgehend unterirdische Trassenführung Komplikationen vermieden. 62<br />
Die Verkürzung der Fahrzeit wird zu einem Umsteigen vom <strong>Auto</strong> auf den umweltfreundlichen,<br />
schnellen und geräuscharmen <strong>Transrapid</strong> führen. 49% der Fahrgäste werden von anderen<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln auf das Magnetschwebebahn-Angebot umsteigen. 63 Als<br />
Flughafenanbinder kommen zudem attraktive Check-in-Möglichkeiten inkl. Gepäckbeförderung<br />
am Hauptbahnhof hinzu. 64<br />
Abb. 24: Die möglichen Streckenführungen des <strong>Transrapid</strong> in München<br />
58<br />
Wiesheu, Otto: Maßstäbe setzen. <strong>Transrapid</strong>-Anbindung für Münchner Flughafen. In: Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung, v. 11.06.2002, S. 7.<br />
59<br />
Vgl. <strong>Transrapid</strong> International: Der <strong>Transrapid</strong> in München. Schneller mit dem Zug zum Flug, Berlin: TRI,<br />
2002.<br />
60<br />
<strong>Transrapid</strong> in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Buhlen um deutsche Strecken. In: Hessische-<br />
Niedersächsische Allgemeine (HNA) v. 16.01.2002.<br />
61<br />
Lindlar, Hans-Gerd: Machbarkeitsstudie für Magnetschnellbahnstrecken in Bayern und Nordrhein-Westfalen.<br />
In: EI – Eisenbahningenieur (53), 5/2002, S. 65.<br />
62<br />
Vgl. Planungsgemeinschaft Metrorapid – <strong>Transrapid</strong>: Machbarkeitsstudie für Magnetschnellbahnstrecken in<br />
Bayern und Nordrhein-Westfalen (Kurzfassung), Berlin: Obermeyer/Krebs und Kiefer, Spiekermann/Vössing,<br />
2002, S. 11.<br />
63<br />
Lindlar, Hans-Gerd: Machbarkeitsstudie für Magnetschnellbahnstrecken in Bayern und Nordrhein-Westfalen.<br />
In: EI – Eisenbahningenieur (53), 5/2002, S. 69.<br />
64<br />
Vgl. <strong>Transrapid</strong> International: Der <strong>Transrapid</strong> in München. Schneller mit dem Zug zum Flug, Berlin: TRI,<br />
2002.<br />
27
Abb. 25: <strong>Transrapid</strong>studie zur Flughafeneinfahrt<br />
Neben den oberirdischen Trassenführungen wurde eine vollständige Tunneltrasse in Erwägung<br />
gezogen, die eine Reihe von Vorteilen aufwies, jedoch noch als zu fortschrittlich und für<br />
den <strong>Transrapid</strong> als Erstanwendung in Deutschland zu unsicher einzustufen ist. Jedenfalls ist<br />
das vom Planungsbüro 2M Consult ausgearbeitete Konzept nicht ganz unbeachtet zu lassen<br />
und sollte bei weiteren Streckenplanungen immer wieder eine Option darstellen. 65<br />
Abb. 26: Der <strong>Transrapid</strong> in einer möglichen Tunneltrasse<br />
1.9.2 Der Metrorapid in Nordrhein-Westfalen<br />
Zwischen Rhein und Ruhr, dem bevölkerungsreichsten Ballungsraum Europas, soll die Magnetschwebebahn<br />
eine neue Qualität im öffentlichen Personennahverkehr schaffen. Die Strecke,<br />
die meist über vorhandene Bahntrassen geführt wird, soll zur Fußballweltmeisterschaft<br />
2006 in Betrieb sein und später auch nach Köln verlängert werden. 66<br />
Die nun vorliegende Machbarkeitsstudie, die Nachfrage- und Erlösprognosen aufgestellt,<br />
Betreiberanforderungen und Betriebskonzepte erarbeitet sowie umfangreiche Umweltverträglichkeitsuntersuchungen<br />
durchgeführt hat 67 , stellt fest, dass der Metrorapid eine „schnelle und<br />
leistungsfähige Verbindung zwischen den Haupthaltepunkten Düsseldorf und Dortmund“ 68<br />
herstellen kann.<br />
65<br />
2 M Consult: TRANSRAPID-Verbindung zwischen Innenstadt und Flughafen München. Konzeptstudie zur<br />
Direkten Tunneltrasse. Erstellt im Auftrag der Gemeinde Ismaning, München: 2 M Consult, 2001.<br />
66<br />
<strong>Transrapid</strong> International: Der Metrorapid in NRW. Neue Mobilität für eine Ballungsregion, Berlin: TRI, 2002.<br />
67<br />
Grünes Licht für Metrorapid. Magnet-Schwebebahn für NRW. In: IHK-ZEITUNG (Wirtschaftsnachrichten<br />
der IHK Düsseldorf) v. 01.02.2002.<br />
68<br />
Planungsgemeinschaft Metrorapid – <strong>Transrapid</strong>: Machbarkeitsstudie für Magnetschnellbahnstrecken in Bayern<br />
und Nordrhein-Westfalen (Kurzfassung), Berlin: Obermeyer/Krebs und Kiefer, Spiekermann/Vössing, 2002, S.<br />
11.<br />
28
Über eine Streckenlänge von fast 79 Kilometern ist der Metrorapid ein innovatives, schnelles<br />
und geräuscharmes Verkehrsmittel, das auf engstem Raum durch die Ballungsregion des<br />
Ruhrgebietes fährt und dies in nahezu 95%iger Bündelung zu bestehenden Bahnanlagen, wodurch<br />
Beeinträchtigungen der Umwelt und Eingriffe in Bausubstanz weitgehend vermieden<br />
werden. Bei einer Spitzengeschwindigkeit von 300 km/h benötigt die Magnetschwebebahn<br />
lediglich 37 Minuten um im Zehn-Minuten-Takt jährlich fast 30 Millionen Passagiere zu befördern.<br />
Dabei werden 20% der Mitreisenden ehemals autofahrende Pendler sein. Mit der Magnetschwebebahntechnologie<br />
wäre eine optimale Vernetzung der im Ruhrgebiet vorhandenen<br />
Verkehrsknotenpunkte und somit auch eine Entlastung des dortigen PKW-Verkehrs möglich,<br />
wodurch 5.4 Millionen <strong>Auto</strong>fahrten jährlich gespart werden könnten. 69 Die Magnetschwebebahnverbindung<br />
soll darüber hinaus integraler Bestandteil des Schienenpersonennah- und<br />
Regionalverkehrs werden und in die Fahrpläne des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr eingebunden<br />
sein. 70<br />
Abb. 27: Die Streckenführung des Metrorapid<br />
Die Kernaussage der Machbarkeitsstudie lautet, dass der Metrorapid wirtschaftlich betrieben<br />
werden kann. Das Betriebskonzept des Metrorapid sieht vor, dass die Züge in der Zeit zwischen<br />
5 und 20 Uhr und in der Nebenverkehrszeit zwischen 20 und 1 Uhr im 20-Minuten-<br />
Takt verkehren sollen. Damit fahren täglich zwischen Düsseldorf und Dortmund 106 Züge je<br />
Richtung. Pro Stunde und Richtung werden gut 3.200 Plätze angeboten werden. 71<br />
Der Betrieb soll nach Fertigstellung der Strecke von der DB AG allein oder in Kombination<br />
mit mehreren Gesellschaften erfolgen. 72<br />
Bis zum Jahr 2005 soll die Strecke Düsseldorf-Duisburg-Essen-Bochum-Dortmund fertiggestellt<br />
sein und mit insgesamt 11 Stationen rund 3,65 Mrd. Euro kosten. 73<br />
69<br />
Projekt Ruhr <strong>GmbH</strong>: Der METRORAPID in Nordrhein-Westfalen. Fragen und Antworten zum schnellen<br />
Regionalverkehr an Rhein und Ruhr, Essen: Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen, 2001.<br />
70<br />
Grünes Licht für Metrorapid. Magnet-Schwebebahn für NRW. In: IHK-ZEITUNG (Wirtschaftsnachrichten<br />
der IHK Düsseldorf) v. 01.02.2002.<br />
71<br />
Vgl. Planungsgemeinschaft Metrorapid – <strong>Transrapid</strong>: Machbarkeitsstudie für Magnetschnellbahnstrecken in<br />
Bayern und Nordrhein-Westfalen (Kurzfassung), Berlin: Obermeyer/Krebs und Kiefer, Spiekermann/Vössing,<br />
2002, S. 11.<br />
72<br />
Projekt Ruhr <strong>GmbH</strong>: In Zukunft schweben. Der METRORAPID in Nordrhein-Westfalen, Essen: Ministerium<br />
für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, 2001.<br />
73<br />
Projekt Ruhr <strong>GmbH</strong>: Der METRORAPID in Nordrhein-Westfalen. Fragen und Antworten zum schnellen<br />
Regionalverkehr an Rhein und Ruhr, Essen: Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen, 2001.<br />
29
Abb. 28: Der Metrorapid im Ruhrgebiet<br />
1.9.3 Durchsetzungschancen<br />
Die endgültige Entscheidung für eine erste deutsche Anwendungsstrecke ist noch nicht gefallen.<br />
Mittlerweile wird jedoch im <strong>Transrapid</strong>-Konsortium aus ThyssenKrupp und Siemens und<br />
auf politischer Ebene davon ausgegangen, dass beide Strecken realisiert werden können. Im<br />
Bundeshaushalt stehen noch rund 2,3 Mrd. Euro von dem verworfenen Hamburg-Berlin Projekt<br />
zur Verfügung. Davon sollen 76% also 1,75 Mrd. nach NRW, der restliche Anteil von<br />
24% - umgerechnet 0,55 Mrd. € - nach München fließen, wie im Februar 2002 beschlossen<br />
wurde. Während Regierungschef Wolfgang Clement in NRW die Aufteilung der <strong>Transrapid</strong>-<br />
Mittel als „sachlich angemessen und fair“ begrüßte, kündigte man in München Widerstand an<br />
und wollte die Entscheidung durch den Bundesrechnungshof überprüfen lassen. CDU Fraktionschef<br />
Jürgen Rütgers betonte, die Ankündigung von Bundesverkehrsminister Bodewig sei<br />
nur eine „unverbindliche Absichtserklärung und keine verlässliche Finanzgrundlage.“ 74<br />
Mit der Verteilung der <strong>Transrapid</strong>-Hilfen durch den Bund erklärten sich die Grünen ebenfalls<br />
– wenn auch aus anderen Gründen – nicht einverstanden. Die nordrhein-westfälische Umweltministerin<br />
Bärbel Höhn stellte wiederum in Frage, ob der <strong>Transrapid</strong> überhaupt Realität<br />
wird. Ihrer Ansicht nach ist vor allem die Frage zu klären, ob der <strong>Transrapid</strong> eine wirkliche<br />
Verbesserung darstelle. Auch müsse die Frage geklärt werden, zu wessen Lasten der <strong>Transrapid</strong>bau<br />
gehen werde und ob dafür an anderer Stelle des öffentlichen Personen-Nahverkehrs<br />
gespart werden müsse. 75<br />
Auch wenn ab dem Jahre 2006 die ersten Züge fahren sollen, lassen sich wiederum viele Widerstände<br />
bei der Etablierung der Magnetschwebebahn in Deutschland feststellen. Neben den<br />
Grünen, die den <strong>Transrapid</strong> mit der Befürchtung ablehnen, Mittel für dieses System würden<br />
an anderer Stelle im Nahverkehr gekürzt, lässt sich auch die Eisenbahner-Gewerkschaft<br />
Transnet auf der Liste der <strong>Transrapid</strong>gegner aufführen. In Bezug auf die Streckenvorschläge<br />
im Ruhrgebiet und in München argumentiert sie mit geringen Fahrzeitgewinnen und hohen<br />
Baukosten. Der Transnet-Vorsitzende Norbert Hansen forderte erst kürzlich, die vorgesehen<br />
Bundeszuschüsse für den <strong>Transrapid</strong> für die Verbesserung der bestehenden Schieneninfrastruktur<br />
zu verwenden. Ganz aktuell dagegen ist die Forderung die <strong>Transrapid</strong>mittel zum<br />
Wiederaufbau der in Folge des Hochwassers beschädigten Eisenbahnlinien zu verwenden. 76<br />
74 Entscheidung über <strong>Transrapid</strong>-Zuschüsse. Internetadresse:<br />
http://www.wdr.de/themen/verkehr/schiene/metrorapid/entscheidung_gelder.jhtml (24.07.2002).<br />
75 <strong>Transrapid</strong>projekte: Der Streit geht weiter. Internetadresse:<br />
http://www.vistaverde.de/news/Wirtschaft/0202/25_transrapid.htm (24.07.2002).<br />
76 Vgl. Metrorapid-Zuschuss nicht für Flutschäden. In: Neue Ruhr Zeitung v. 22.08.2002.<br />
30
Auch wenn Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) solche Forderungen ablehnte und<br />
als „taktisch motiviert“ bezeichnete, ist wiederum nicht auszuschließen, dass die beiden<br />
<strong>Transrapid</strong>projekte an den Widerständen von Grünen, sog. Umweltschützern und Bahngewerkschaften<br />
u.a. scheitern werden.<br />
1.9.4 Hinführung zur deutschen Magnetschwebetechnik<br />
Die Technik der Magnetschwebebahn ist jedenfalls nicht zum Scheitern verurteilt. Sie ist Beispiel<br />
einer innovativen Neuerung im Bahnbereich.<br />
Auch wenn viele Komponenten nicht neu erfunden werden mussten, sondern als elektrische<br />
Bauteile schon vorhanden und massenhaft erprobt waren, ist das Endprodukt die Magnetschwebebahn<br />
in ihrem technischen Aufbau eine vollkommen neue Entwicklung.<br />
31
2 Technik der Magnetschnellbahn<br />
2.1 Trag- und Führsystem<br />
Die Magnetschnellbahn hat weder Räder, Achsen, Getriebe oder Oberleitungen. Sie rollt<br />
nicht, sie schwebt. An die Stelle von Rad und Schiene wie bei der Eisenbahn tritt ein berührungsfreies<br />
elektromagnetisches Trag-, Führ- und Antriebssystem. 77<br />
Abb. 29: Vergleich Rad-/Schiene-System – Elektromagnetisches Schweben<br />
Das berührungsfreie Trag- und Führsystem arbeitet nach dem Prinzip des elektromagnetischen<br />
Schwebens (EMS). Es beruht auf den anziehenden Kräften der im Fahrzeug angeordneten,<br />
einzeln geregelten Elektromagnete und den am Fahrweg angebrachten ferromagnetischen<br />
Fahrwegschienen, den sogenannten „Statorpaketen“. 78 Dabei ziehen die Tragmagnete das<br />
Fahrzeug von unten an den Fahrweg heran, die Führmagnete halten es seitlich in der Spur.<br />
77 Vgl. <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001, S. 4.<br />
78 Heilmeier, Erhardt; Rogg, Dieter: Magnetschwebebahnsysteme für hohe Geschwindigkeiten in Deutschland<br />
und Japan, Vergleich der Entwicklungsverläufe und der technischen und ökonomischen Merkmale. In: 2. International<br />
Conference – Electric Railway Systems/Elektrische Bahnen, Berlin: ETG Fachbericht 74, 1999, S. 331-<br />
336.<br />
32
Die Trag- und Führmagnete sind beidseitig über die gesamte Fahrzeuglänge angeordnet. Ein<br />
hochzuverlässig redundant ausgelegtes elektronisches Regelsystem stellt sicher, dass das<br />
Fahrzeug stets in einem gleichbleibenden Abstand von 10 Millimetern an seinen Fahrwegschienen<br />
schwebt. 79 Der Abstand zwischen dem Fahrwegtisch und der Unterseite des Fahrzeuges<br />
beträgt im Schwebezustand 15 cm, so dass die Magnetschnellbahn z.B. auch über Gegenstände<br />
oder eine Schneedecke auf dem Fahrweg hinwegschweben kann. 80<br />
Abb. 30: Schematischer Aufbau Trag-/Führsystem<br />
15 cm Spalt zwischen Fahrwegtisch und<br />
Fahrzeugunterseite<br />
10 mm Luftspalt zwischen Tragmagneten<br />
des Fahrzeugs und Stator des Fahrwegs<br />
Das Trag-, Führ- und Antriebssystem der Magnetschnellbahn ist „modular aufgebaut, ausfalltolerant<br />
strukturiert und mit automatischen Diagnosesystemen ausgerüstet.“ 81 Dadurch ist<br />
sichergestellt, dass Ausfälle einzelner Komponenten nicht zu Störungen des Betriebes führen.<br />
Abb. 31: Trag- und Führmodul<br />
Obwohl die Magnetschnellbahn für Geschwindigkeiten bis 550 km/h ausgelegt ist, kann sie<br />
unter keinen Umständen „entgleisen“, da das Fahrzeugzeug seinen Fahrweg umgreift. 82<br />
79<br />
Vgl. Heßler, Horst; Raschbichler, Hans Georg: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>,<br />
Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S. 11-17.<br />
80<br />
Vgl. <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001, S. 4.<br />
81<br />
Ebd.<br />
82<br />
Vgl. Heßler, Horst; Raschbichler, Hans Georg: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>,<br />
Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S. 11-17.<br />
33
Schweberahmen umgreift den Fahrweg<br />
Abb. 32: Fahrwegumgreifendes Schwebeprinzip<br />
2.2 Der Antrieb<br />
2.2.1 Einführung<br />
Während konventionelle Elektromotoren rotierende Antriebskräfte erzeugen, die erst durch<br />
Abrollen der Räder mittels Reibung in lineare Kräfte umgewandelt werden, erzeugen elektrische<br />
Linearmotoren direkt linear gerichtete Kräfte.<br />
Bei beiden Motoren bezeichnet man den aktiven stromdurchflossenen Teil als Stator. Dessen<br />
dynamisches Magnetfeld stößt das statische Magnetfeld eines Reaktionsteils ab. Da dieses<br />
Reaktionsteil beim konventionellen Elektromotor auf einer Achse drehbar angeordnet ist, bezeichnet<br />
man es als Rotor. In Analogie dazu bezeichnet man auch beim Linearmotor den passiven<br />
Teil mit dem statischen Magnetfeld als Rotor. 83<br />
Stator<br />
Antriebswelle<br />
Rotor<br />
Abb. 33: Bestandteile eines rotierenden Elektromotors<br />
Um einen nach dem gleichen Prinzip wie der rotierende Elektromotor arbeitenden Linearmotor<br />
zu erhalten, müssen wir uns den konventionellen Elektromotor „aufgeschnitten“ vorstellen,<br />
wobei Stator und Rotor in die Länge gestreckt werden. 84<br />
Abb. 34: Beziehung zwischen rotierendem Traktionsantrieb und Linearmotor<br />
Im Ganzen muss man sich die Anordnung des Antriebs wie folgt vorstellen:<br />
83 Vgl. Henning, Uwe; Kamp, Peter G.; Hochleitner, Josef: Langstator-Synchronantrieb des <strong>Transrapid</strong>. In: Elektrische<br />
Bahnen 7/95, Erlangen: Siemens AG, S. 230-235.<br />
84 Vgl. Schulze, Jens: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsystem II. Übung: Linearmaschinen, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme Elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 20.<br />
34
Abb. 35: Verlegung des „aufgeschnittenen“ Elektromotors am Fahrweg<br />
Die ringförmige Anordnung von Stator und Rotor führt zur kompakten Bauform konventioneller<br />
Elektromotoren. Beim Einsatz in Fahrzeugen stehen der kompakten Bauform ein Reihe<br />
von Nachteilen gegenüber. Aufgrund der im Fahrzeug mitgeführten Antriebsenergie ist das<br />
Fahrzeug schwerer, was zu Energieverlusten führt. Außerdem muss die Kraft vom Motor auf<br />
die Antriebsräder übertragen werden, wie gesagt rotierende in lineare Kraft umgewandelt<br />
werden, was zusätzliche Maschinenelemente erfordert und den Gesamtwirkungsgrad herabsetzt.<br />
85<br />
Bei elektrischen Linearmotoren unterscheidet man zwischen zwei Varianten. Befindet sich<br />
der Stator im Fahrzeug, so ist er im Vergleich zum Fahrweg relativ kurz und man spricht von<br />
einem fahrzeugseitigen Antrieb durch einen Kurzstatormotor. In diesem Fall muss zusätzlich<br />
noch eine Antriebsenergieübertragung ins Fahrzeug mittels Schleifkontakten erfolgen, was<br />
diese Variante komplizierter und defektanfälliger macht. Befindet sich der Rotor dagegen im<br />
Fahrzeug, so erstreckt sich der Stator über die gesamte Länge des Fahrwegs; man spricht dann<br />
von einem fahrwegseitigen Antrieb durch einen Langstatorlinearmotor (wie im Falle des<br />
<strong>Transrapid</strong>). 86<br />
Stator<br />
Abb. 36: Kurz- und Langstatorvariante<br />
Rotor<br />
Wie bei den rotierenden Elektromotoren unterscheidet man ebenfalls zwischen synchronen<br />
und asynchronen Motoren. Beim ersteren bewegen sich Rotor und Wanderfeld im selben<br />
85 Vgl. Schulze, Jens: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsystem II. Übung: Linearmaschinen, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme Elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 20.<br />
86 Ebd.<br />
35
Takt, also ohne Verzögerung, während beim asynchronen Motor der Rotor je nach Belastung<br />
dem Wanderfeld mehr oder weniger hinterhereilt. 87<br />
Abb. 37: Antrieb TR 06<br />
Stator<br />
Wanderfeldwicklung<br />
Erregermagnet des Fahrzeugs (Rotor)<br />
2.2.2 Der Stator<br />
Der Stator besteht aus einzelnen circa 1m langen Blechpaketen, die durch Verkleben von<br />
jeweils 360 Lamellen aus Trafoblech entstehen. Die Statorpakete werden von unten an den<br />
Fahrwegtisch befestigt, wodurch sie besonders geschützt sind. Die dreiphasige Wicklung des<br />
Langstator-Linearmotors ist in den Nuten des Stators befestigt und für den Antrieb des Fahrzeugs<br />
verantwortlich. Die Erregermagnete sind fahrzeugseitig angebracht und dienen gleichzeitig<br />
als Tragmagnete. 88<br />
Gehäuseoberteil moderner<br />
Gehäuseverschlussteil Stator mit<br />
Einstecknut-<br />
Statorpaket aus Trafo- befestigung<br />
blechen<br />
Wanderfeld-<br />
oder Statorwicklung<br />
Abb. 38: Schematischer Aufbau des Stators mit Wanderfeldwicklung<br />
Die Fertigung der Statorpakete erfolgt in automatisierten Produktionsanlagen und ist aufgrund<br />
von Massenherstellung besonders günstig zu realisieren. 89<br />
87 Vgl. Schulze, Jens: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsystem II. Übung: Linearmaschinen, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme Elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 2.<br />
88 Breitenbach, Otto; Stöckl, Robert; Wcislo, Manfred: Die Fahrwegausrüstung. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>,<br />
Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S. 40-44.<br />
89 Ebd.<br />
36
Abb. 39: Serienfertigung von Statorpaketen bei Thyssen<br />
Die Wanderfeldwicklung besteht aus 3 miteinander verflochtenen Kabelsträngen aus Kupfer<br />
oder Aluminium in Mäanderform. Diese vieladrigen Kabel sind zusätzlich von einer leitenden<br />
Hülle und einer Isolierschicht umgeben. 90<br />
Abb. 40: Wanderfeldkabel<br />
Isolierschicht<br />
leitende Hülle<br />
vieladriges Kupfer oder Aluminium<br />
Steckkupplungen dienen zum Verbinden der einzelnen Wicklungselemente miteinander und<br />
zum Anschluss an die Einspeisekabel am Fahrweg. 91<br />
Abb. 41: Stator mit Stromeinspeisung<br />
Stromeinspeisung<br />
an den Enden zweier Statorabschnitte<br />
2.2.3 Der eisenbehaftete synchrone Langstator-Linearmotor<br />
2.2.3.1 Antreiben<br />
Mit dem Einschalten des Erregerstroms, d.h. der Elektromagnete im Fahrzeug, beginnt der<br />
<strong>Transrapid</strong> zu schweben. Das geschieht im Grunde genommen über tausendfaches Ein- und<br />
Ausschalten der Magnetströme pro Sekunde über eine Regelelektronik, die das Herzstück der<br />
„Kemperschen Erfindung“ darstellt. Die Trägheit der Masse führt dazu, dass das Fahrzeug<br />
anstatt zu vibrieren sich exakt in der Schwebe hält.<br />
90 Vgl. Cießow, Günter; Friedrich, Reinhard; Hochbruck, Hubert; Holzinger, Gerhard: Der Linearmotor und<br />
seine Energieversorgung. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989.<br />
91 Vgl. Breitenbach, Otto; Stöckl, Robert; Wcislo, Manfred: Die Fahrwegausrüstung. In: Magnetbahn Transra-<br />
pid, Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989.<br />
37
Abb. 42: Schwebeprinzip des <strong>Transrapid</strong><br />
Die Fortbewegung des Fahrzeuges wird nun durch die Einspeisung von Wechselstrom in die<br />
Wanderfeldwicklungen bewirkt. Ein elektromagnetisches Wanderfeld bewegt sich nun durch<br />
die Statorpakete entlang des Fahrweges. Nach den Gesetzen der Elektrodynamik bildet sich<br />
eine Wechselwirkung zwischen dem Statorstrom und dem Magnetfeld der Elektromagnete<br />
aus, so dass eine resultierende Kraft das Erregermagnetfeld des Tragmagneten vom Statorstrom<br />
wegdrückt. Da der Stator am Fahrweg fest montiert, das Fahrzeug dagegen beweglich<br />
ist, treibt die Kraft das Fahrzeug synchron zum Wanderfeld entland des Fahrweges voran.<br />
Das Wanderfeld nimmt die Tragmagnete und damit das Fahrzeug synchron mit. 92<br />
Abb. 43: Das Antriebswanderfeld<br />
Der Linearmotor des <strong>Transrapid</strong> weist folgende Besonderheiten auf. Die Erregung des Linearmotors<br />
wird durch die Stromstärke im Trag-/Erregermagneten bestimmt. Diese ergibt sich<br />
wiederum allein aus dem zu hebenden Gewicht des Fahrzeuges.<br />
Durch das Prinzip des Elektromagnetischen Schwebens (EMS) ist der <strong>Transrapid</strong> in der Lage,<br />
auch im Stand bei v=0 zu schweben. 93<br />
Der Schub des Fahrzeugs wird dagegen alleinig durch die Stärke und die Frequenz des Statorwechselstroms<br />
beeinflusst. 94<br />
92 Vgl. Cießow, Günter; Friedrich, Reinhard; Hochbruck, Hubert; Holzinger, Gerhard: Der Linearmotor und<br />
seine Energieversorgung. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S. 50-59.<br />
93 Vgl. Schulze, Jens: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsystem II. Übung: Linearmaschinen, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme Elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 10.<br />
94 Vgl. Heßler, Horst; Raschbichler, Hans Georg: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>,<br />
Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S. 11-17.<br />
38
2.2.3.2 Abbremsen<br />
Zum Abbremsen des Fahrzeuges wird der Wechselstrom relativ zum Feld des Tragmagneten<br />
in der Phase versetzt, so dass sich die Wechselwirkung von Wanderfeld und Tragmagnet<br />
(Motorkraft) in der Richtung umkehrt. Das Fahrzeug wird also berührungsfrei verzögert, wobei<br />
ein Anhalten an einem vorbestimmten Zielhalt über einen externen Leitstand möglich ist.<br />
Das vom Betriebsleitsystem vorgegebene Soll-Fahrprofil enthält dazu eine Zielbremskurve,<br />
die sowohl das Bremsvermögen des Antriebs für die betroffenen Fahrwegabschnitte als auch<br />
Komfortkriterien berücksichtigt. 95<br />
km/h<br />
Zeit Fahrprofil<br />
Abb. 44: Das Fahrprofil<br />
400<br />
200<br />
Beim Bremsen wird der Linearmotor zu einem Generator, der die abgebaute kinetische Energie<br />
(Bewegungsenergie) induziert und somit Strom gewinnt.<br />
Bremsstellermodule des Antriebs leiten diesen Strom nun auf Bremswiderstände um, die ihn<br />
in Wärme umwandeln. Alternativ lässt sich der Induktionsstrom aber auch in das Versorgungsnetz<br />
zurückspeisen. 96<br />
GTO-Bremssteller-<br />
modul<br />
Bremswiderstand<br />
Abb. 45: Bremsstellermodul und Bremswiderstand<br />
Bei einem überaus unwahrscheinlichen Ausfall (vgl. mehrfache Redundanz des Antriebskonzeptes)<br />
des Langstators lässt sich das Fahrzeug nicht mehr antriebsseitig bremsen. Es erhält<br />
den Schwebezustand aber auch in diesem Falle aufrecht und es erfolgt fahrzeugseitig eine<br />
Zwangsbremsung unter Einsatz von Wirbelstrombremsmagneten und Magnetschienenbremsen,<br />
die sich etwa in der Mitte jeder Fahrzeugsektion anstelle der Führmagneten befinden.<br />
Solch ein Bremsvorgang ist - wie der reguläre - ebenfalls witterungsunabhängig und verzögert<br />
das Fahrzeug von seiner aktuellen Geschwindigkeit auf 10 km/h, wo es dann auf Gleitkufen<br />
aufsetzt und zum Stehen kommt. 97 Dieses autonome lebensdauersichere Bremssystem arbeitet<br />
unabhängig von externen Komponenten (Langstatormotor oder Betriebsleittechnik) unter<br />
Kontrolle der redundanten Sicherungsrechner im Fahrzeug. Diese verfügen stets über aktuelle<br />
Informationen um eigenständig eine Zielbremsung zum nächsten vordefinierten Halteplatz<br />
durchführen zu können. 98<br />
95<br />
Vgl. Henning, Uwe; Kamp, Peter G.; Hochleitner, Josef: Langstator-Synchronantrieb des <strong>Transrapid</strong>. In: eb-<br />
Elektrische Bahnen 7/95, S. 230-235.<br />
96<br />
Ebd.<br />
97<br />
Vgl. Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme II, Vorlesungsverzeichnis, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 54.<br />
98<br />
Schnieder, Eckehard: Die Betriebsleittechnik. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S.<br />
60-64.<br />
39
Die massiven Wirbelstrombremsmagnete bestehen auf einer Länge von etwa 2 Metern aus<br />
Längsflussmagneten, die im Gegensatz zu den Führmagneten ein möglichst inhomogenes<br />
Magnetfeld erzeugen, welches Wirbelströme in den Führschienen seitlich am Fahrweg hervorruft<br />
und somit das Fahrzeug abbremst. Zustande kommen diese induzierten Wirbelströme<br />
durch das Speisen aufeinanderfolgender Magnetpole mit Strom wechselnder Frequenz, Amplitude<br />
(Auslenkung) und Polarität aus dem 440V Bordnetz. Mit sinkender Fahrgeschwindigkeit<br />
nimmt die Induktions- und Bremswirkung ab und die anziehenden Kräfte steigen. Um<br />
eine Beschädigung der Führschienen durch die anziehenden Kräfte zu vermeiden, legen sich<br />
beim TR 08 (neuste Fahrzeugentwicklung) die Bremsmagnete unterhalb von 50km/h an die<br />
Führschienen an, was zu einer zusätzlichen Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit führt. So<br />
kann die Wirbelstrombremse bis zum Stillstand wirksam bleiben.<br />
Wirbelstrombremsmagnet beim TR 08<br />
Abb. 46: Außenansicht eines Wirbelstrombremsmagnets<br />
Sowohl bei regulärer antriebsseitiger Bremsung als auch bei fahrzeugseitiger Zwangsbremsung<br />
mit der Wirbelstrombremse und der Magnetschienenbremse setzt das Fahrzeug schließlich<br />
bei einer Geschwindigkeit von 10km/h mit den Tragkufen auf Gleitleisten des Fahrwegtisches<br />
auf. Die Tragkufen wirken somit als mechanische Not- und Feststellbremsen und garantieren<br />
trotz ihrer Reibwertabhängigkeit einen präzisen Zielhalt. 99<br />
Abb. 47: Teilstück der Tragkufe<br />
2.2.4 Unterteilung des Langstators in Schaltabschnitte<br />
Zur Vermeidung unnötiger Energieverluste und zum Erreichen der gewünschten fahrdynamischen<br />
Eigenschaften ist der Langstator in einzelne Speiseabschnitte unterteilt. 100 Nur der oder<br />
die für die Fahrt benötigten Abschnitte stehen dann unter Strom, also die Bereiche in denen<br />
sich das Fahrzeug gerade befindet.<br />
Abb. 48: Unterteilung des Stators in Schaltabschnitte von 1 bis 3 km<br />
99 Vgl. Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme II, Vorlesungsverzeichnis,<br />
Sommersemester, Berlin: Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 69-79.<br />
100 Vgl. Cießow, Günter; Friedrich, Reinhard; Hochbruck, Hubert; Holzinger, Gerhard: Der Linearmotor und<br />
seine Energieversorgung. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S. 50-59.<br />
40
Abb. 49: Schaltschrank mit Einspeisungsstelle<br />
Schaltschränke zum Einspeisen<br />
des Motorstroms aus dem Streckenkabel<br />
in den jeweiligen Schaltabschnitt<br />
Zum Fortschalten der Statorabschnitte stehen mehrere Verfahren zur Verfügung. Diese unterscheiden<br />
sich alle hinsichtlich Schubkraftwerten und Energieverbrauch. Dabei gilt der Grundsatz,<br />
an Beschleunigungs- und Bremsstellen ein Schaltverfahren einzusetzen, welches ohne<br />
Schubeinbruch auskommt, dabei aber auch relativ energiesparend ist. Dies lässt sich erreichen,<br />
indem der unter Strom gesetzte Teil des Fahrweges entsprechend eng dem Fahrzeug<br />
angepasst wird. Für Streckenabschnitte mit Beharrungsfahrt dagegen ist ein Schaltverfahren<br />
einsetzbar, bei dem sich leichte Schubeinbrüche durch einen erheblich verringerten Energieverbrauch<br />
rechtfertigen.<br />
Die vier einzelnen Schaltabschnittsverfahren heißen „Kurzschluss-, Bocksprung-, Wechselschritt-<br />
und Dreischrittverfahren.“ 101<br />
2.2.5 Unterwerke: Der elektronisch geregelte Antrieb des <strong>Transrapid</strong><br />
Die Antriebsenergie des <strong>Transrapid</strong> stellen Unterwerke genannte stationäre Einrichtungen in<br />
Form eines präzise gesteuerten Drehstroms bereit. Unterwerke befinden sich etwa alle 25 km<br />
entlang des <strong>Transrapid</strong>-Fahrwegs, wobei dieser genaue Abstand von der Leistungsfähigkeit<br />
der Strecke abhängt.<br />
An der TVE-Versuchsanlage erfolgt, wie auch bei späteren Anwendungsstrecken die Energieversorgung<br />
aus einem 110-kV-System des öffentlichen Netzes. Dieser 50 Hz Drehstrom<br />
wird zunächst in der Spannung herabgesetzt und gleichgerichtet. Anschließend speist der<br />
Strom einen Gleichspannungszwischenkreis. Die konstante Zwischenkreisspannung wird mit<br />
zwei Pulswechselrichtersystemen in ein Drehspannungssystem mit einer Ausgangsspannung<br />
von 0 bis 2.027 V bei einer variablen Frequenz von 0 bis 270 Hz umgewandelt. Da die Frequenz<br />
die Fahrgeschwindigkeit des <strong>Transrapid</strong> steuert, ist der Höchstwert von der gewünschten<br />
Fahrgeschwindigkeit abhängig. Auf der TVE sind das 270 Hz 102 , wobei die Maximalfrequenz<br />
bei einer Anwendungsstrecke höher wäre, um größere Geschwindigkeiten zu erzielen.<br />
Bei Motorfrequenzen von 0 bis 55 Hz wird dieses Drehspannungssystem direkt auf den<br />
Langstatormotor geschaltet. Bei höheren Motorfrequenzen dienen Transformatoren zur Erhöhung<br />
der verketteten Motorspannung auf maximal 7.800 V. Der maximale Motorstrom, der<br />
die Schubkraft ausmacht, beträgt 1200 A. 103<br />
101 Schulze, Jens: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsystem II. Übung: Linearmaschinen, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme Elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 26-29.<br />
102 Vgl. Auslegung der TVE für Geschwindigkeiten bis 450 km/h.<br />
103 Vgl. Cießow, Günter; Friedrich, Reinhard; Hochbruck, Hubert; Holzinger, Gerhard: Der Linearmotor und<br />
seine Energieversorgung. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989.<br />
41
Abb. 50: Energieversorgung Antrieb, Übersichtsschaltbild<br />
2.2.6 Lineargeneratoren – Energieversorgung des Fahrzeuges<br />
Um den <strong>Transrapid</strong> zum Schweben zu bringen, müssen die in ihrer Kraft geregelten Trag-<br />
/Erregermagnete aktiviert werden, die dann das Fahrzeug von unten an den Fahrweg heben.<br />
Im Gegensatz zum Antrieb, der über den Fahrweg mit Strom versorgt wird, muss die für den<br />
Schwebezustand benötigte Energie aus dem Fahrzeug kommen. Dies geschieht über Bordbatterien,<br />
die verständlicherweise nur einen relativ kleinen Energievorrat bergen können. Der<br />
Strom aus den Batterien wird aber ohnehin nur beim Stand und Geschwindigkeiten bis 80<br />
km/h verwendet. Bei höherem Tempo erzeugt das Fahrzeug seinen Energiebedarf berührungsfrei<br />
mittels Lineargeneratoren in den Tragmagneten selbst. Dabei wird die kinetische Energie<br />
des bewegten Fahrzeugs in elektrische Energie umgewandelt. Der Großteil der von den Lineargeneratoren<br />
erzeugten Energie wird unmittelbar zur Versorgung der Trag- und Führmagnete<br />
benötigt. Daneben ist ständig dafür gesorgt, dass die Batterien den größten Ladungsstand<br />
aufweisen, der schließlich für die Schwebephase und die Bordeinrichtungen, u.a. die Klimaanlage<br />
benötigt wird. 104<br />
Die Energieerzeugung der Lineargeneratoren erfolgt durch elektromagnetische Induktion.<br />
Dazu sind in den Polschuhen der Tragmagnete Lineargeneratorwicklungen (Drehstromwicklungen)<br />
integriert. 105 Diese werden mit den Tragmagneten und deren Magnetfeld in geringem<br />
Abstand an den Eisenpaketen des Langstators entlang geführt.<br />
Die Nutung des Stators bewirkt, dass sich die räumliche Dichte des Tragmagnetfeldes um die<br />
Lineargeneratorwicklungen während der Fahrt ständig ändert.<br />
Innerhalb der Statornuten ist der Abstand zwischen Tragmagnet und Eisenpaket (Stator) größer<br />
und die magnetische Feldstärke dort erheblich geringer. Die zeitliche Änderung des Magnetfeldes<br />
während der Fahrt induziert nun nach den Gesetzen der Elektrodynamik in den Lineargeneratorwicklungen<br />
eine Spannung. Die induzierte Spannung und ihre Frequenz sind um<br />
so höher, je schneller sich das Magnetfeld ändert, d.h. je schneller das Fahrzeug fährt.<br />
104 Vgl. Cießow, Günter; Friedrich, Reinhard; Hochbruck, Hubert; Holzinger, Gerhard: Der Linearmotor und<br />
seine Energieversorgung. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989.<br />
105 Ebd.<br />
42
Stärke des Tragmagnetfeldes<br />
Stator-<br />
nuten<br />
Tragmagnet<br />
Lineargenerator-<br />
wicklungen<br />
Abb. 51: Lineargeneratorwicklungen<br />
Die Lineargeneratoren erzeugen bereits ab 40 km/h Strom. Etwa ab einer Geschwindigkeit<br />
von 80 km/h (beim TR 08) decken sie den Energiebedarf des Bordnetzes vollständig. Bei<br />
niedrigeren Geschwindigkeiten liefern die Bufferbatterien an Bord die fehlende Energie.<br />
Das Praktische an dieser Form der Energieerzeugung ist, dass sie auch noch funktioniert,<br />
selbst wenn der fahrwegseitige Antrieb ausgefallen ist, so dass das Fahrzeug allein durch seine<br />
Bewegung den Schwebezustand bis zum Stillstand aufrecht erhalten kann. Das heißt solange<br />
das Fahrzeug in Bewegung ist, schwebt es auch automatisch, denn die Energie wird<br />
alleinig durch die Bewegung des Fahrzeugs gewonnen. Diese Eigenschaft hat sich als das<br />
Prinzip des „Sicheren Schwebens“ einen Namen gemacht. 106<br />
2.2.7 Alternative Energieversorgungen<br />
2.2.7.1 Stromschienen<br />
Im Bereich von Betriebseinrichtungen (Halte- und Servicebereiche) wird das TVE-<br />
Anwendungsvorserienfahrzeug <strong>Transrapid</strong> 08 über Stromschienen am Fahrweg und fahrzeugseitige<br />
Schleifkontakte mit Gleichstrom versorgt. Die drei Stromschienen ersetzen so die Batterieversorgung<br />
beim Standschweben und im unteren Geschwindigkeitsbereich. Dadurch<br />
kann auf 35% der Batteriekapazität (verglichen mit dem TR 07) verzichtet und leichtere und<br />
billigere Batterien können verwendet werden, die aufgrund nicht mehr so häufiger Auf- und<br />
Entladeprozesse eine höhere Lebensdauer besitzen. Überdies erhöht die Masseeinsparung die<br />
Nutzlast um 550 kg pro Fahrzeugeinheit.<br />
Abb. 52: Stromschienen am Fahrweg<br />
Stromschienen<br />
106 Vgl. Meins, Jürgen; Ruoss, Werner: Das Trag- und Führsystem. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 76-79.<br />
43
2.3 Das Fahrzeug<br />
Die <strong>Transrapid</strong> – Fahrzeuge werden jeweils nach Anforderungsprofil für die verschiedensten<br />
Einsatzfälle flexibel konfiguriert. Da im Gegensatz zu konventionellen Fahrzeugen die Gewicht<br />
und Kräfte beanspruchenden Komponenten Motor, Bremsen, Fahrwerk und Energievorrat<br />
nicht im Fahrzeug transportiert werden müssen, lässt sich die Karosserie in Leichtbauweise<br />
erstellen. Je nach Einsatzfall und Verkehrsaufkommen können die Fahrzeuge in einer<br />
Länge von 2 bis zu 10 Sektionen betrieben werden. 107 In der Langstreckenvariante mit 10<br />
Sektionen finden bis zu 1.192 Menschen Platz.<br />
Abb. 53: Variationen in der Fahrzeuglänge<br />
Die Systemanwendung des <strong>Transrapid</strong> ist in erster Linie für den schnellen Personenverkehr<br />
vorgesehen. Daneben lässt sich der <strong>Transrapid</strong> aber auch für den Transport hochwertiger<br />
Leichschnellgüter einsetzen. Modifizierte Personenfahrzeuge mit vergrößerten Türöffnungen<br />
sowie ohne Fenster und Bestuhlung kommen zum Transport eilbedürftiger Güter zum Einsatz.<br />
Die Güter lassen sich in standardisierten Luftfrachtcontainern zwischen dem <strong>Transrapid</strong> und<br />
dem Flugzeug umladen. 108<br />
Abb. 54: Frachtvariante TR 08<br />
Unabhängig von ihrem Einsatzzweck als Personen- oder Frachtverkehrsmittel haben alle<br />
<strong>Transrapid</strong> – Sektionen die gleichen Maße.<br />
107 Vgl. <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001.<br />
108 Vgl. Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme II, Vorlesungsverzeichnis, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 53.<br />
44
Abb. 55: Technische Daten<br />
<strong>Transrapid</strong> – Fahrzeuge bestehen aus zwei Hauptbaugruppen, die von unterschiedlichen Firmen<br />
gefertigt werden. Die Herstellung des Magnetfahrwerks übernimmt der Technikkonzern<br />
Thyssen-Krupp <strong>Transrapid</strong> System <strong>GmbH</strong>, während der Wagenkasten beim Fahrzeugspezialisten<br />
Alusuisse Road and Rail (ARR) auf dem Programm steht. 109 Beide Teile werden fertig<br />
ausgerüstet zu vollständigen Fahrzeugsektionen zusammengesetzt.<br />
Wagenkasten<br />
Magnetfahrwerk<br />
Abb. 56: Schematischer Aufbau eines <strong>Transrapid</strong> - Fahrzeugs<br />
2.3.1 Das Magnetfahrwerk<br />
Die Schweberahmen und die mit ihnen verbundenen Magnete und Regelkreise bilden über die<br />
Fahrzeugsektion hinweg eine redundante Kette von Trag- und Führmodulen. Diese Modulkette<br />
bleibt auch bei Ausfall einzelner Komponenten sicher und funktionsfähig. 110<br />
Tragmagnet Führmagnet Bremsmagnet Schweberahmen<br />
Abb. 57: Schematischer Aufbau des Magnetfahrwerks<br />
Die Schweberahmen sind lenkergeführt und über eine Luftfederung mit dem Wagenkasten<br />
verbunden. Jede Fahrzeugsektion besteht aus acht fahrwegumgreifenden Schweberahmen, die<br />
paarweise jeweils mit einem Gelenkpunkt versehen sind. Eine Sektion hat somit auf jeder<br />
Seite 8 Gelenkpunkte. Die Verkleidung der Schweberahmen besteht aus Kunststoffabdeckun-<br />
109 Vgl. Thomas Edelmann: In der Schwebe (<strong>Transrapid</strong>). In: Design Report, 10/2000, S. 46.<br />
110 Vgl. <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001,<br />
S. 12.<br />
45
gen, die mit Sicherheitsschnellverschlüssen befestigt sind. 111 In den Schweberahmen sind alle<br />
Elemente zur Anlenkung der Magnete und des Wagenkastens sowie die Tragkufen untergebracht.<br />
In Magnetkraftrichtung werden die Tragmagnete starr, die Führmagnete zur Überbrückung<br />
von Fahrwegbreitentoleranzen über progressiv wirkende Federn angelenkt.<br />
Abb. 58: Die Schweberahmeneinheit<br />
Die vertikale Abfederung des Wagenkastens erfolgt über niveaugeregelte Luftfedern, die zwischen<br />
den Quertraversen benachbarter Schweberahmen untergebracht sind. Zur Sicherung der<br />
freien Seitenbeweglichkeit ohne Beeinträchtigung der Luftfederfunktion ist der Wagenkasten<br />
pendelnd über Hebel und Vertikallenker aufgehängt. 112<br />
Wagenkasten<br />
Luftfeder<br />
Abb. 59: Schematischer Aufbau der Sekundärfederung<br />
Vertikallenker<br />
Hebel<br />
Tragkufe<br />
111 Vgl. Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme II, Vorlesungsverzeichnis, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 53.<br />
112 Ebd., S. 54.<br />
46
2.3.2 Das magnetische Rad/ Magnetregeleinheit<br />
Unter dieser Bezeichnung verbirgt sich die kleinste autonome Funktionseinheit des Trag- und<br />
Führsystems. Sie besteht aus dem Magnetregler mit den dazugehörigen Sensoren, dem<br />
Stromsteller und den entsprechenden Magneten.<br />
Die Aufgabe der Magnetregelung ist es, unter allen Betriebsbedingungen und über den gesamten<br />
Geschwindigkeitsbereich hinweg Berührungsfreiheit zwischen Fahrzeug und Fahrweg<br />
zu gewährleisten. Dabei beträgt der mittlere Abstand der Tragmagnete etwa 10 mm, der der<br />
Führmagnete um die 7 mm zum Fahrweg. Die in ausreichendem Abstand zueinander angeordneten<br />
und mehrfach abgesicherten Spaltsensoren überprüfen stets die vorgegebene Spaltgröße.<br />
Das periodische Umschalten vom Messbetrieb in den Prüfmodus mit der Überwachung<br />
vorgegebener Toleranzen ermöglicht die fehlersichere Funktion der Sensoren.<br />
Sobald die Sensoren einen Fehler erkennen (zu großer oder kleiner Luftspalt), erfolgt eine<br />
Meldung an den Regler. Dieser wertet die Signale aus und übermittelt einen Schätzwert für<br />
den erforderlichen Magnetstrom an den Magnetstromsteller. Der mit einer Taktfrequenz von<br />
100 kHz arbeitende Magnetstromsteller vergleicht dann den momentanen Magnetstrom mit<br />
dem von der Regelelektronik angeforderten Sollstrom und stellt Strom in der erforderlichen<br />
Stärke ein. Eine Beobachtungseinrichtung vergleicht diesen eingestellten Strom anschließend<br />
mit einem Grenzwert und verhindert somit Überströme, die zu einem Kontakt von Magnet<br />
und Stator bzw. Seitenführschiene führen könnten. 113<br />
Abb. 60: Übersicht Elektromagnetisches Schweben (EMS)<br />
Abb. 61: Schwebespaltsensoren<br />
Führspaltsensor<br />
Tragspaltsensor<br />
113 Vgl. Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme II, Vorlesungsverzeichnis, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 69-79.<br />
47
2.3.3 Der Wagenkasten<br />
Der Wagenkasten ist generell in Fahrgastzelle und Unterflurraum aufgeteilt. Im Unterflurraum<br />
ist u. a. die gesamte Energieversorgungsausrüstung des Fahrzeugs in seitlich einzeln<br />
ausziehbaren Einheiten untergebracht, was einfache Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten<br />
ermöglicht. 114<br />
Die Fahrzeuge sind in Leitbauweise ausgeführt.<br />
Abb. 62: Aufbaustruktur des TR 07 115<br />
Wichtigste Konstruktionselemente sind Aluminiumhohlprofile und Sandwichpaneele mit<br />
Deckschichten und umlaufenden Profilen aus Aluminium. Paneele und Hohlprofile sind miteinander<br />
vernietet. Der Wagenkasten besteht - abgesehen vom Bugbereich – je Sektion aus<br />
drei durchgängigen, lasergeschweißten Großbauteilen in Sandwich/Profiltechnik: Dem vollständigen<br />
Dach sowie aus rechter und linker Seitenwand mit zugehörigem halben Kabinenboden.<br />
Diese Bauweise bietet hohe Steifigkeit bei geringem Gewicht und ermöglicht eine Montage<br />
aller weiteren Ausrüstungsmodule des Wagenkastens. Die verwendeten Materialen erfüllen<br />
dabei die Anforderungen an den Feuerschutz hinsichtlich Entflammbarkeit, Giftigkeit und<br />
Rauchentwicklung. 116<br />
Abb. 63: Außenansicht TR 08<br />
114<br />
Vgl. Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme II, Vorlesungsverzeichnis, Sommersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2001, S. 53.<br />
115<br />
Meins, Jürgen; Ruoss, Werner: Das Trag- und Führsystem. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-<br />
Verlag, 1989, S. 76-79.<br />
116<br />
Vgl. Gaede, Peter-Jürgen; Kunz, Siegbert: Der Wagenkasten. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-<br />
Verlag, 1989, S. 80-83.<br />
48
Der sphärische Bugbereich der TR 08-Endsektion setzt sich aus mehreren Teilen zusammen.<br />
Die Teile sind selbsttragend und bestehen aus einem Schaumkern mit Deckschichten aus Polyesterharz<br />
und Kevlar, der stärksten Faser der Welt.<br />
Zusammensetzung<br />
aus einzelnen<br />
Teilen<br />
Abb. 64: Bugbereich TR 08<br />
In Fahrtrichtung sind in die Bugschalen zwei hochstabile Frontscheiben eingeklebt. Bugschale<br />
und Fenster sind so stabil ausgelegt, dass sie den Aufprall eines 1kg Standardprojektils<br />
auch bei 600 km/h überstehen würden.<br />
Der Wagenkasten ist komplett druckdicht ausgelegt, um einen maximalen Fahrkomfort auch<br />
bei starken Druckeinwirkungen, wie Tunneleinfahrten oder Begegnungsverkehr, zu gewährleisten.<br />
Ein weiterer wesentlicher Aspekt des Sicherheitskonzeptes für <strong>Transrapid</strong>fahrzeuge<br />
ist der Schutz von Fahrgästen, Fahrzeug und Betriebseinrichtung vor den Auswirkungen eines<br />
Blitzeinschlages. Der Fahrgastraum ist daher als Faradayscher Käfig optimal geschützt.<br />
Mechanische Kupplungen unterhalb des Wagenbodens verbinden die Sektionen miteinander.<br />
Einen druckdichten und geschützten Übergang zwischen den Sektionen gewähren Schiebetüren<br />
und geschlossene Schleusen mit elastischen Wülsten. Der Übergang ist zugleich Teil des<br />
Brandschutzsystems, das ein Übergreifen des Feuers hemmt und einen Schutz vor Rauchgasen<br />
bietet. 117<br />
Abb. 65: Übergang bei TR 08 – Sektion<br />
Schleuse mit<br />
Schiebetür<br />
mechanische<br />
Kupplung<br />
elektrische und<br />
elektronische<br />
Kopplung<br />
117 Vgl. Ellmann, S.; Kunz, S.; Wegerer, K.: Vorserienfahrzeug TR 08. In: eb – Elektrische Bahnen, 3/99, S.<br />
108-113.<br />
49
2.3.4 Innenausstattung der 1. Klasse<br />
Die hier gezeigten Photos stammen von dem Vorserienfahrzeug TR 08. Beim Metrorapid oder<br />
auch beim <strong>Transrapid</strong> in China ist die Innenraumgestaltung abgewandelt und auf das jeweilige<br />
Einsatzgebiet hin ausgerichtet.<br />
In der ersten Klasse bietet der <strong>Transrapid</strong> komfortable, verstellbare Sitze mit Armlehnen und<br />
Nackenkissen in zweireihiger Bestuhlung.<br />
Abb. 66: Bestuhlung der 1. Klasse<br />
Die Montage der Sitze an Bodenschienen erlaubt eine schnelle Änderung der Bestuhlung, was<br />
das Fahrzeug allen Gegebenheiten angepasst macht.<br />
Abb. 67: Befestigung der Bestuhlung in der 1. Klasse<br />
Bodenschienen zur einfachen Anpassung<br />
der Sitzreihen<br />
Halbtransparente Blenden verkleiden die Fensterpfosten, Teile der Seitenwände und der Fahrzeugdecke.<br />
Zahlreiche kleine Öffnungen in den Blenden dienen der Raumklimatisierung<br />
durch verdeckte Luftkanäle in der Wand- und Deckenverkleidung. Zum Schutz vor starkem<br />
Sonneneinfall können transparente Sonnenrollos an den Fenstern heruntergezogen werden. 118<br />
Abb. 68: Sonnenschutz in der 1. Klasse<br />
Transparente Sonnenrollos<br />
118 Vgl. Edelmann, Thomas: In der Schwebe (<strong>Transrapid</strong>). In: Design Report, 10/2000, S. 44-47.<br />
50
Den Fahrkomfort vervollkommnen herabklappbare Tischplatten und Fußstützen unter den<br />
Sitzen – alles Accessoires zum entspannenden Reiseerlebnis.<br />
Abb. 69: Komfort der 1. Klasse-Ausstattung<br />
Tische zum Herabklappen<br />
Fußstützen zum Entspannen<br />
2.3.5 Innenausstattung der 2. Klasse<br />
In der 2. Klasse wird man trotz der Abstufung im Vergleich zur 1. Klasse nicht schlecht befördert.<br />
Hier sind dreigeteilte Sitzbänke mit hoher Rückenlehne, Nackenstützen und seitlicher<br />
Führung montiert. (Die Ausstattungsrechte sowohl der 1. als auch der 2. Klasse wurden über<br />
einen Designwettbewerb vergeben und stellten die für die Jury überzeugendste Variante<br />
dar 119 ). Auf Komfort muss in der 2. Klasse auf keinen Fall verzichtet werden. So dient eine<br />
Kofferablage im Eingangsbereich der Verstauung größerer Gepäckstücke, während Handgepäck<br />
über den Sitzreihen in einer Ablage Platz findet. Jeder Sitzplatz erhält dazu ebenfalls<br />
eine herunterklappbare Tischplatte, die am Vordersitz angebracht ist.<br />
Abb. 70: Schnappschüsse aus der 2. Klasse<br />
119 Vgl. http://www.mvp.de<br />
51
2.3.4 Das Cockpit<br />
Der Cockpitbereich mit den Steuer- und Beobachtungseinrichtungen ist im TR 08 vom Fahrgastbereich<br />
durch eine Zwischenwand abgetrennt. Entlang beider Seitenwände stehen die<br />
Schaltschränke mit der Fahrzeugelektronik, so dass seitliche Cockpitfenster – wie beim Vorgängermodell<br />
TR 07 – entfallen. Das Bild zeigt zwar eine Sitzmöglichkeit im Font, jedoch ist<br />
dieser Platz nicht von einem etwaigen Zugführer zu besetzen, da der <strong>Transrapid</strong> vollautomatisch<br />
gesteuert wird (vgl. Betriebsleitsystem im nächsten Abschnitt). Für den Testbetrieb auf<br />
der TVE ist dieser Posten lediglich zu Kontrollzwecken eingerichtet.<br />
moderne Flachbildschirme im TR 08<br />
Abb. 71: Das Cockpit<br />
2.4 Das Betriebsleitsystem<br />
Die systembedingte hohe Sicherheit der Magnetschnellbahn wird durch das automatische Betriebsleitsystem<br />
ergänzt.<br />
Dieses Leitsystem ist gekennzeichnet durch eine zentrale automatische Steuerung der Betriebsabläufe,<br />
verbunden mit einer dezentralen Überwachung und Sicherung aller Fahrstraßen<br />
und Fahrzeugbewegungen. 120 „Die klassischen Aufgaben eines Zugführers – das zeitgerechte<br />
und ortsabhängige Steuern von Antriebs- und Bremsvorgängen- werden vollständig vom Betriebsleitsystem<br />
wahrgenommen.“ 121 Die Betriebssicherung enthält Einrichtungen in den<br />
Fahrzeugen und in stationären Anlagen, die über eine hochverfügbare Richtfunk-<br />
Datenübertragung kommunizieren. Entlang der Strecke sind dafür Funkmasten aufgestellt,<br />
wobei sich die beiden Antennen eines Fahrzeuges stets im Sichtfeld zweier Masten befinden.<br />
Die Ortung der Fahrzeuge erfolgt mittels digital kodierter Ortsmarken am Fahrweg. Ebenso<br />
ist eine kontinuierliche Überwachung der Fahrzeuggeschwindigkeit die Regel. 122<br />
Abb. 72: Die Funkübertragung und Fahrzeugortung<br />
120 <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001, S. 13.<br />
121 Ebd.<br />
122 Vgl. Ebd.<br />
52
Abb. 73: Übersicht des Betriebsleitsystems<br />
2.5 Der Fahrweg<br />
Beim <strong>Transrapid</strong> wird zwischen Trägerfahrwegen und Plattenfahrwegen unterschieden. Je<br />
nach Höhenlage über Gelände oder bei Sonderbauwerken kommen die verschiedenen Fahrwegbauarten<br />
zur Anwendung. 123<br />
Während für Fundamente und Stützen weitgehend einheitlicher Ortbeton zum Einsatz kommt,<br />
stehen für die Fahrwegträger (aufgeständerter F.) oder Fahrwegplatten (ebenerdig) wahlweise<br />
Beton, Stahl oder eine Kombination beider Materialien zur Verfügung. 124 Die Konzeption der<br />
<strong>Transrapid</strong>fahrwegträger ergibt sich aus folgenden Anforderungen. Zum einen soll die Geländenutzung<br />
geringst möglich eingeschränkt werden, zum anderen eine gute Anpassung an die<br />
Landschaft sowie geringe Geräuschentwicklung vorliegen. Darüber hinaus ist eine lange<br />
Haltbarkeit von Relevanz, sowie einfache Wartbarkeit und hohe Verfügbarkeit. Der Schutz<br />
von Fahrzeug und Fahrwegausrüstung vor Umwelteinflüssen und vor Vandalismus ist ebenfalls<br />
eine an der Fahrweg gestellte Anforderung.<br />
2.5.1 Bauformen<br />
2.5.1.1 Aufgeständerter Fahrweg<br />
Der auf schlanken Stützen getragene Fahrweg eignet sich vor allem für Anwendungsbereiche,<br />
in denen eine Trennung ökologisch oder landwirtschaftlich zusammenhängender Flächen<br />
vermieden werden soll oder bestehende Verkehrswege durch eine Neutrassierung nicht beeinträchtigt<br />
werden sollen. 125 Durch variable Stützhöhen von bis zu 20 m und Regelspannweiten<br />
von 31 m kann der Fahrweg flexibel der Topographie angepasst werden.<br />
123<br />
Vgl. Grossert, Eberhard: Überblick über TRANSRAPID-Fahrwege für die Anwendungsstrecke Berlin –<br />
Hamburg. In: 2. International Conference – Electric Railway Systems/Elektrische Bahnen, Berlin: ETG Fachbericht<br />
74, 1999, S. 349-355.<br />
124<br />
Vgl. Heßler, Horst; Raschbichler, Hans Georg: Die Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>,<br />
Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S. 11-17.<br />
125<br />
Vgl. <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001.<br />
53
Abb. 74: Aufgeständerter Fahrweg<br />
2.5.1.2 Ebenerdiger Fahrweg<br />
Ebenerdig wird der Fahrweg in erster Linie bei der Parallelführung der <strong>Transrapid</strong>-Trasse mit<br />
vorhandenen Verkehrswegen (Straße, Bahn) sowie generell in Einschnitten, im Tunnel und<br />
auf Primärtragwerken wie Brücken oder Stationsbauwerken geführt. 126 Hinter Böschungen ist<br />
diese Fahrwegform am unauffälligsten sowie bei Stadteinfahrten, in denen Geräuschschutzwände<br />
zudem eine tiefe Führung des Fahrweges erfordern. Den ebenerdigen Fahrweg bilden<br />
Fahrwegplatten aus Beton oder Stahl von zirka 6 m Länge und 20 cm Stärke. Sie werden von<br />
einer zentralen Stütze und zwei schlanken Stützscheiben an den Enden getragen. Die Stützen<br />
haben eine Höhe von 1 Meter und bestehen aus Beton oder Stahl.<br />
Abb. 75: Ebenerdiger Fahrweg<br />
2.5.1.3 Einfeld-/Zweifeldträger<br />
Aufgrund starker Sonneneinstrahlung entsteht eine erhebliche Temperaturdifferenz zwischen<br />
Trägerunter- und Oberseite, was zu einer Ausdehnung der Letzteren führt. Dadurch wölbt sich<br />
der Träger in der Mitte um bis zu 10 mm. Um diese Temperaturerscheinung zu reduzieren,<br />
verbindet man zwei Träger starr an den Stirnseiten miteinander. Dieser verlängerte, sog.<br />
Zweifeldträger, ruht dann auf drei Stützen mit einem Festlager in der Mitte und Loslagern an<br />
den Enden, wodurch sich eine Verminderung der Wölbung um etwa 40% ergibt. Als Einfeldträger<br />
bezeichnet man entsprechend den auf zwei Stützen gelagerten Einzelträger. 127<br />
Zweifeldträger<br />
Loslager Festlager Loslager<br />
Einfeldträger<br />
Loslager Festlager<br />
Abb. 76: Schematischer Aufbau des Ein- und Zweifeldträgers<br />
126 Vgl. <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001.<br />
127 Vgl. Grossert, Eberhard: Überblick über TRANSRAPID-Fahrwege für die Anwendungsstrecke Berlin –<br />
Hamburg. In: 2. International Conference – Electric Railway Systems/Elektrische Bahnen, Berlin: ETG Fachbericht<br />
74, 1999, S. 349-355.<br />
54
2.5.2 Komponenten des Fahrweges<br />
2.5.2.1 Unterbauten<br />
Die Unterbauten des <strong>Transrapid</strong>-Fahrwegs fixieren dessen Lage und leiten die statischen und<br />
dynamischen Kräfte in den Untergrund weiter. Sie bauen auf Einzelfundamenten aus Ortbeton<br />
auf, die bei weichem Untergrund noch durch eine Gründung stabilisiert werden können. Die<br />
eigentlichen Fahrwegträger werden von mit den Fundamenten verbundenen Einzel- oder<br />
Doppelstützen aus Ortbeton (ggf. Stahl) getragen. Der Fahrwegträger an sich liegt auf<br />
Lagerflächen am Stützkopf.<br />
Stützenkopf<br />
aufgeständert<br />
ebenerdig<br />
Fundamente und Gründung<br />
Abb. 77: Unterbauten für den Fahrweg<br />
Einzelstütze<br />
kontinuierliche Lagerung<br />
55<br />
Doppelstütze<br />
3.5.2.2 Überbauten<br />
Die Überbauten des <strong>Transrapid</strong>-Fahrwegs bestehen aus der Fahrwegplatte und ihrem Tragwerk.<br />
Dabei liegen die Träger mit gespreizten Auflagerfüßen auf den Auflagebereichen der<br />
Stützenköpfe auf.<br />
ebenerdiger Plattenfahrweg<br />
Stahl oder Beton<br />
Abb. 78: Überbauten für den Fahrweg<br />
Betonträger<br />
Fahrwegplatte<br />
Auflagerfuß<br />
Stahlträger
2.5.3 Trassierung des Fahrwegs<br />
Im Vergleich zu Straßen oder Eisenbahntrassen müssen an den Fahrweg für Magnetschnellbahnen<br />
erheblich höhere Anforderungen bezüglich der Maßgenauigkeit und der Langzeitstabilität<br />
gestellt werden. Das liegt wesentlich daran, dass der Fahrweg als Träger des Langstator-Linearmotors<br />
aktiver Bestandteil des Antriebes ist. Für einen sicheren, komfortablen und<br />
ökonomischen Fahrbetrieb bei hohen Geschwindigkeiten müssen enge Toleranzen eingehalten<br />
werden. 128<br />
Im Gegenzug dazu bereitet die Einpassung des Fahrweges in die Landschaft keine größeren<br />
Probleme, da die Trassierungsparameter für die Magnetschnellbahn überaus günstig sind.<br />
Bedingt durch die fahrwegumgreifende Struktur des Magnetfahrwerks und die gleichförmig<br />
über die gesamte Fahrzeuglänge angeordneten Trag- und Führmagnete lassen sich große<br />
Querneigungen, kleine Kurvenradien und starke Anstiegs- und Gefällestücke realisieren. Somit<br />
kann der Fahrweg optimal dem Gelände angepasst werden und eine Vielzahl von Zusatzbauten<br />
wie Tunnels oder Brücken entfallen. An Steigungen sind zudem die Schaltabschnitte<br />
kürzer, was zu mehr Leistung führt und Schubeinbrüche verhindert.<br />
Abb. 79: Vergleich der Steigfähigkeiten <strong>Transrapid</strong> – Eisenbahn<br />
2.5.4 Fahrwegarten<br />
2.5.4.1 Betonfahrweg<br />
Der Querschnitt des aufgeständerten Betonfahrwegträgers besteht aus einem einzelligen<br />
Hohlkasten.<br />
Hohlkastenform<br />
Abb. 80: Struktur des Betonhohlkastenträgers<br />
Über die Feldweite hat der Träger eine konstante Bauhöhe von ca. 2,0 m. 129 Wesentliches<br />
Merkmal der Spannbeton-Fahrwegträger ist ihre formtreue Vorspannung, die dafür sorgt, dass<br />
während der Dauer des Betriebes praktisch keine plastischen Durchbiegungen auftreten und<br />
damit dauerhaft die hohe geforderte Lagegenauigkeit erhalten bleibt. Das wird dadurch er-<br />
128<br />
Vgl. Marx, Hans-Jürgen; Stöckl, Robert: Die Trassierung und Vermessung. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>,<br />
Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989.<br />
129<br />
Vgl. Grossert, Eberhard: Überblick über TRANSRAPID-Fahrwege für die Anwendungsstrecke Berlin –<br />
Hamburg. In: 2. International Conference – Electric Railway Systems/Elektrische Bahnen, Berlin: ETG Fachbericht<br />
74, 1999, S. 349-355.<br />
56
eicht, dass das Stahlgerippe des Trägers bogenförmig ausgebildet ist und so der Belastung<br />
aus Eigengewicht entgegenwirkt. 130 Die Schwingungsabsorption wird durch den verwendeten<br />
Beton der Klasse B 45 (hoher Zementanteil) begünstigt. 131<br />
Abb. 81: Betonfahrwegträger an der TVE<br />
Für eine ebenerdige Trassenführung werden Beton-Plattenfahrwege verwendet. Diese bestehen<br />
aus 6,20 m langen Fahrwegplatten, die im Abstand von ca. 3,0 m von schlanken quer zur<br />
Fahrbahn angeordneten Wandscheiben unterstützt werden. Die niedrigste Bauhöhe von 1,35<br />
m ergibt sich durch das erforderliche Umgreifen des Fahrwegs durch das Fahrzeug. 132<br />
Abb. 82: Beton-Plattenfahrweg<br />
Für den späteren Einbau der Träger werden diese zunächst ohne Funktionskomponenten (Statorpakete,<br />
Seitenführschiene, Gleitschiene), jedoch mit Stahleinbauteilen und Aussparungen<br />
zur späteren Anbringung der Funktionskomponenten betoniert. 133 Damit können sich Verformungseinflüsse<br />
des jungen Betons und des Vorspannens nicht auf die Lage der Funktionskomponenten<br />
auswirken. Wenn die Träger ein Alter von wenigstens 50 Tagen erreicht haben,<br />
erfolgt die Anbringung der Funktionskomponenten unter Verwendung der gemeinsamen Ausrüstungsmaschine<br />
für Stahl- und Betonträger. Zunächst erstellt die Ausrüstungsmaschine präzise<br />
Bohrungen zur Schraubbefestigung der Statorpakete und führt anschließend die Montage<br />
durch. 134<br />
Die folgende Führschienen-Ausrüstungsmaschine orientiert sich an den bereits angebrachten<br />
Statorpaketen und an Orientierungspunkten, die im ersten Arbeitsgang angebracht wurden.<br />
Sie verbindet nun die über die Trägerlänge durchgehenden Führschienen starr mit dem Betonträger.<br />
130<br />
Vgl. Hilliges, Dieter; Schambeck, Herbert: Der Betonfahrweg. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 21-24.<br />
131<br />
Ebd.<br />
132<br />
Vgl. Grossert, Eberhard: Überblick über TRANSRAPID-Fahrwege für die Anwendungsstrecke Berlin –<br />
Hamburg. In: 2. International Conference – Electric Railway Systems/Elektrische Bahnen, Berlin: ETG Fachbericht<br />
74, 1999, S. 349-355.<br />
133<br />
Vgl. Hilliges, Dieter; Schambeck, Herbert: Der Betonfahrweg. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 21-24.<br />
134 Ebd.<br />
57
Bereits bei der Trägerfertigung erhielt die Fahrwegplatte zwei 5 cm hohe Gleitleisten. In einem<br />
dreistufigen Schneid- und Schleifvorgang mit diamantbestückten Werkzeugen werden<br />
die Gleitleisten, auf denen die Tragkufen aufsetzen auf die Sollhöhe heruntergeschnitten. 135<br />
Die Ausrüstung des ebenerdigen Fahrwegs erfolgt gleichermaßen.<br />
Abb. 83: Ausrüstungsvorgänge beim Betonfahrwegträger<br />
2.5.4.2 Stahlfahrweg<br />
Der weiterentwickelte Stahlfahrweg zeichnet sich durch einen vollständig geschweißten Aufbau<br />
aus. Dabei werden die Seitenführschienen sowie die Gleitleisten direkt mit dem Träger<br />
verschweißt. Ein trapezförmiger Hohlkastenquerschnitt, der durch einen runden Untergurt<br />
verstärkt wird, sorgt für die nötige Torsionssteifigkeit. 136 Die konstante Bauhöhe beträgt wie<br />
beim Betonfahrweg 2 m, was die Nutzung von Stützen gleicher Höhe erlaubt. Für Kurvenstücke<br />
wird einfach der gesamte Träger bis zu 12° in der Raumkurve 137 gedreht. So ergibt sich<br />
aus den Komfortkriterien bei 12° Querneigung ein horizontaler Kurvenradius von ca. 6200 m.<br />
Abb. 84: Stahlträger in Querneigung<br />
Auf den Stützköpfen liegt der Träger auf Auflagerfüßen auf, die seitlich aus dem Trägerquerschnitt<br />
herausgezogen sind. 138<br />
Statorpakete<br />
Hohlkastenträger<br />
Auflagerfüße<br />
Stützenkopf<br />
Untergurt<br />
Abb. 85: Schematischer Aufbau eines Stahlfahrwegträgers<br />
135<br />
Ebd.<br />
136<br />
Vgl. Schwindt, Gert; Kindmann, Rolf: Der Stahlfahrweg. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-<br />
Verlag, 1989, S. 25-29.<br />
137<br />
Die Raumkurve ist der räumliche Verlauf der Achslinie des Fahrwegs.<br />
138<br />
Vgl. Grossert, Eberhard: Überblick über TRANSRAPID-Fahrwege für die Anwendungsstrecke Berlin –<br />
Hamburg. In: 2. International Conference – Electric Railway Systems/Elektrische Bahnen, Berlin: ETG Fachbericht<br />
74, 1999, S. 349-355.<br />
58
Abb. 86: Stahlfahrwegträger<br />
Die abschließende Bestückung des Trägers mit Statorpaketen übernimmt eine Ausrüstmaschine<br />
unter Berücksichtigung der Raumkurve des Fahrwegs und vorbestimmter Einbaupositionen.<br />
Abb. 87: Numerisch gesteuerte Montage der Statorpakete<br />
2.5.4.3 Hybridfahrweg<br />
Die neuste und optimierteste Fahrwegvariante ist der Hybridfahrweg, eine Kombination der<br />
Materialien Stahl und Beton. Er soll die guten Eigenschaften des Beton- und des Stahlträgers<br />
vereinen und gleichzeitig deren gemeinsame Schwachstellen vermeiden. So hat der Hybridträger<br />
– gleich dem Betonträger – weniger Wartungsaufwand, da nicht wie beim Stahlfahrweg<br />
alle zwei bis drei Jahre Korrosionsschutz aufgetragen werden muss. 139 Ursprünglich wurde<br />
dieser Fahrweg für den Einsatz beim Bau der Strecke Hamburg-Berlin von einer Gemeinschaft<br />
mittelständischer Unternehmen entwickelt. 140 Nach dem Entscheid gegen diese Strecke<br />
kommt der Hybridträger nun in modifizierter Form für den Flughafenzubringer in Shanghai<br />
zum Einsatz.<br />
Abb. 88: Visualisierung des von CPB/ Max Bögl für Shanghai entwickelten Hybridträgers<br />
139 Vgl. Zeitungsbericht von DIE WELT: Neuer „Hoffnungsträger“ für die <strong>Transrapid</strong>-Trasse, 11.08.1999. Internet:<br />
www.welt.de/daten/1999/08/11/0811hw125059.htx (10.07.2002)<br />
140 Ebd.<br />
59
Die Vorteile des Hybridträgers sind eine gute Tragfunktion bei geringer Geräuschentwicklung,<br />
die durch den Trägerbalken aus Spannbeton ermöglicht wird. Das hohe Eigengewicht<br />
und breite Trägerfüße verhindern ein Abheben des Trägers bei Überfahrt eines Fahrzeuges.<br />
Die Vorspannung des Trägers (vgl. Betonträger) sorgt dafür, dass keine Verformung durch<br />
das Eigengewicht auftritt.<br />
Die Bauteile der Motor-, Trag- und Führfunktion werden aufgrund der hohen Genauigkeitsanforderung<br />
in Stahl ausgeführt. Diese standardisierten Module in der Länge von etwa 3 m werden<br />
an seitlich aus dem Beton ragenden Metallstiften austauschbar befestigt.<br />
Abb. 89: Hybridträger ohne Funktionsmodule<br />
Metallstifte<br />
Aufgrund der „Trennung von Hauptträger und Funktionsebenenträger ist es möglich, den einzelligen<br />
Hohlkastenträger mit den im Fertigteilbau üblichen Toleranzen auszuführen“. 141<br />
Folglich muss dann nur der Funktionsebenenträger die systemspezifischen engen Toleranzanforderungen<br />
erfüllen.<br />
Abb. 90: Hybridträger auf der TVE im Emsland<br />
141 Vgl. Grossert, Eberhard: Überblick über TRANSRAPID-Fahrwege für die Anwendungsstrecke Berlin –<br />
Hamburg. In: 2. International Conference – Electric Railway Systems/Elektrische Bahnen, Berlin: ETG Fachbericht<br />
74, 1999, S. 349-355.<br />
60
2.5.4.4 Bivalenter Fahrweg<br />
Der Erfolg der Magnetschwebebahn ist unter anderen von der Integrationsfähigkeit in das<br />
bestehende Verkehrsnetz abhängig. Aus diesem Grunde ist eine Fahrwegvariante entwickelt<br />
worden, die für den „dualen Rad-/Schiene und Magnetschnellbahnverkehr“ 142 geeignet ist.<br />
Auf 12 m langen Stahlbetonträgern sind sowohl die Schienen als auch der Stahl-Fahrwegrost<br />
für die Komponenten des Magnetbahnfahrwegs befestigt. 143 Somit benutzen der <strong>Transrapid</strong><br />
und die konventionelle Bahn in Bahnhofsbereichen den selben Fahrweg, wodurch sich die<br />
Installation einer neu verlegten Trasse erübrigt.<br />
Abb. 91: Der bivalente Fahrweg<br />
Schiene für konventionelle Bahn<br />
2.5.5 Weichen<br />
Wie andere spurgeführte Verkehrsmittel benötigt auch der <strong>Transrapid</strong> Weichen, um von einem<br />
Fahrweg auf den anderen zu wechseln. Die Weichen bestehen dabei aus einem durchlaufenden<br />
Hohlkastenträger aus Stahl, 144 da dieser Baustoff die günstige Eigenschaft besitzt, bis<br />
zu einem gewissen Grade elastisch zu sein. Der Hohlkastenträger einer Weiche wird an mehreren<br />
Stellorten durch elektromechanische oder hydraulische Antriebe aus der spannungslosen<br />
Geradeausform elastisch gebogen 145 und in den Endlagen sicher verriegelt. 146 Die Überfahrgeschwindigkeit<br />
in Geradeausstellung ist unbegrenzt, während in Abbiegestellung eine Geschwindigkeit<br />
von bis zu 200 km/h auf einer Schnellfahrweiche mit 150 m Länge vorgesehen<br />
ist. 147<br />
142<br />
Schaffer, Gottfried; Schwindt, Gert: Der bivalente Fahrweg. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-<br />
Verlag, 1989, S. 30-31.<br />
143<br />
Vgl. Ebd.<br />
144<br />
Vgl. Grossert, Eberhard: Überblick über TRANSRAPID-Fahrwege für die Anwendungsstrecke Berlin –<br />
Hamburg. In: 2. International Conference – Electric Railway Systems/Elektrische Bahnen, Berlin: ETG Fachbericht<br />
74, 1999, S. 349-355.<br />
145<br />
Vgl. Schaffer, Gottfried; Schwindt, Gert: Der bivalente Fahrweg. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 30-31.<br />
146<br />
Vgl. <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001.<br />
147<br />
Vgl. Schwindt, Gert; Gaede, Peter-Jürgen: Die Schnellfahrweiche. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 32-35.<br />
61
Abb. 92: Stahlbiegeweiche in Geradeaus- und Abbiegestellung<br />
Neben elektromechanischem bzw. hydraulischem Antrieb wird eine weitere Unterscheidung<br />
hinsichtlich Schnell- bzw. Langsamfahrweichen getroffen. Schnellfahrweichen werden<br />
grundsätzlich schwächer gebogen, sind dafür aber länger und gewähren eine höhere Überfahrgeschwindigkeit<br />
auch in Abbiegestellung. 148<br />
hydraulischer Stellantrieb<br />
Abb. 93: Stellantriebe der Stahlbiegeweiche<br />
elektromechanischer Stellantrieb<br />
Neben Biegeweichen kann der Spurwechsel beim <strong>Transrapid</strong> im Bereich von Abstell- und<br />
Instandhaltungsanlagen auch über Schiebebühnen „durch Parallelverschiebung eines Fahrwegelements<br />
erfolgen.“ 149<br />
148<br />
Vgl. Schwindt, Gert; Gaede, Peter-Jürgen: Die Schnellfahrweiche. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt:<br />
Hestra-Verlag, 1989, S. 32-35.<br />
149<br />
<strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001.<br />
62
3 Der <strong>Transrapid</strong> in der Diskussion<br />
Seit den ersten Ideen einer elektromagnetischen Schwebebahn, die von dem Diplom-<br />
Ingenieur Hermann Kemper stammen, sind nun mehr als 80 Jahre vergangen. Es scheint verwunderlich,<br />
dass in dieser großen Zeitspanne noch keine erste Einsatzstrecke in Deutschland<br />
gebaut wurde, sondern die MSB <strong>Transrapid</strong> erstmalig in ihrer Geschichte im Jahre 2003 in<br />
China in Betrieb genommen werden soll. Daraus ist zu schließen, dass jenes spurgeführte<br />
Verkehrssystem in Deutschland auf große Skepsis und Kritik stößt. Obwohl die Schwebebahn<br />
die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich lenkt, 150 und die Daten und Fakten über den<br />
<strong>Transrapid</strong> schon mehr als 10 Jahre bekannt sind, besteht über dieses technische System große<br />
Unwissenheit und Unsicherheit. 151 Daraus ist zu schließen, dass die kontroverse Beurteilung<br />
aus verschiedenen und teilweise schwerverständlichen Einzelheiten resultiert. 152 Zielsetzung<br />
des vorliegenden Abschnittes ist es, von einem neutralen Standpunkt aus Positionen, die dem<br />
<strong>Transrapid</strong> positiv aber auch negativ gegenüberstehen, zu beschreiben, um eine reale Diskussionsgrundlage<br />
zu schaffen.<br />
3.1 Kosten<br />
Ein sehr strittiges Thema in Bezug auf den <strong>Transrapid</strong> ist die Analyse der Kostenstrukturen<br />
eines Magnetbahnsystems. Da bis zum heutigen Zeitpunkt noch keine erste Anwendungsstrecke<br />
in Deutschland vorhanden ist und die bereits ermittelten Bau- und Betriebskosten der<br />
<strong>Transrapid</strong>-Versuchsanlage im Emsland „keinen direkten Vergleich mit einem tatsächlichen<br />
Anwendungsfall“ 153 darstellen, kann sich die Kostenanalyse nur auf Einschätzungen und Berechnungen<br />
berufen, wobei diese Prognosen oft großen Unsicherheiten und Fehleinschätzungen<br />
unterliegen. 154<br />
3.1.1 Investitionskosten<br />
Die Investitionskostenschätzungen für die stationären Anlagen beinhalten folgende Komponenten:<br />
- Baukosten (Trassen, Rohbau, Kunstbauwerke, Grundstücke); Ika ca. 65 %<br />
- Ausrüstung;<br />
- Energieanlagen (Unterwerke, Stromversorgung); Ika ca. 21-25 %<br />
- Wartungsanlagen;<br />
- Terminals;<br />
- Fahrzeuge; Ika ca. 10 %<br />
- Informatik.<br />
Die Baukosten für den Fahrweg-Rohbau liegen bei etwa zwei Drittel und hängen von verschiedenen<br />
Faktoren ab.<br />
Als erste Komponente ist die maximale Höchstgeschwindigkeit zu nennen, da die Trassierungsparameter<br />
sowie die Tragwerkauslegung von dieser Größe abhängen. Je höher die Geschwindigkeit<br />
sein soll, desto gerader muss der Streckenverlauf gebaut werden, und die<br />
Tragwerke müssen stabiler konzipiert sein. Eine weitere Abhängigkeit stellen die topographi-<br />
150<br />
Vgl. Rade, Andreas; Rosenberg, Werner (Hrsg.): <strong>Transrapid</strong> in der Diskussion, Berlin: Technische Universität<br />
Berlin, 1995, S. 7.<br />
151<br />
Vgl. Faulhaber, Eckart: <strong>Transrapid</strong> – Das grüne Trauerspiel gegen grüne Technologie. (www.csu–<br />
taufkirchen.de/transrapid.htm). 12.Juni 2001, S. 1.<br />
152<br />
Vgl. Rade, Andreas; Rosenberg, Werner (Hrsg.): <strong>Transrapid</strong> in der Diskussion; Berlin: Technische Universität<br />
Berlin; 1995, S.7.<br />
153<br />
Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien dargestellt am<br />
Beispiel des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993.<br />
154<br />
Ebd.<br />
63
schen Bedingungen dar, da Sonderbauten wie z. B. Tunnel oder eine aufgeständerte Magnetbahntrasse<br />
immer eine Erhöhung der Fahrwegkosten herbeiführen. Ebenfalls beeinflusst die<br />
Siedlungsdichte die Investitionen, da bestimmte Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden<br />
müssen und die Grundstückspreise von der vorherrschenden Dichte abhängen.<br />
„Die Kosten einer aufgeständerten Magnetbahntrasse liegen um etwa 2 Mio. DM [ca.1 Mio.<br />
Euro] höher als ein ebenerdiger Fahrweg“ 155 . Diese Gelder können jedoch durch die Grundstückskosten<br />
teilweise wieder ausgeglichen werden, da der Bodenverbrauch bei einer Aufständerung<br />
wesentlich geringer ist.<br />
Der Anteil an der Ausrüstung des Fahrweges und der Energieversorgung beträgt zwischen<br />
21 und 25 %. Ein Energieversorgungskonzept, welches die Unterwerksleistungen wesentlich<br />
günstiger gestaltet und als Leitermaterial des Langstatormotors kein teures Kupfer sondern<br />
Aluminium verwendet, könnte somit erhebliche Einsparungen bewirken. 156<br />
Allgemein ist zu sagen, dass im Gelände mit Mittelgebirgstopographie die Investitionskosten<br />
des <strong>Transrapid</strong> durchaus günstiger ausfallen können als die des ICE. Das liegt an der Tatsache,<br />
dass auf aufwendige Bauwerke, wie z.B. Tunnel, Brücken o.ä. weitgehend verzichtet<br />
werden kann. Der <strong>Transrapid</strong> bewältigt nämlich steilere Anstiege, fahrt engere Kurvenradien<br />
und passt sich somit besser dem Gelände an als eine konventionelle Eisenbahn.<br />
Im ebenerdigen Gelände unterscheiden sich die Investitionen beider Bahnsysteme jedoch nur<br />
gering. 157<br />
3.1.2 Betriebskosten<br />
Die Betriebskosten setzen sich zusammen aus:<br />
- Kapitalkosten<br />
- Wartungs- und Instandhaltungskosten<br />
- Personalkosten und<br />
- Energiekosten.<br />
Die Kapitalkosten bestehen aus den Zinsen, Tilgungen und Abschreibungen und bilden den<br />
größten Teil der Betriebskosten.<br />
Obwohl auch bei den Wartungs- und Instandhaltungskosten keine Erfahrungswerte existieren,<br />
geht man von einem niedrigeren W + I-Faktor aus mit folgender Begründung: Die<br />
Nutzungsdauer des <strong>Transrapid</strong> ist im Vergleich zum Rad-Schiene System sehr hoch. Diese<br />
Tatsache liegt in der Technik begründet, da der berührungsfreie Aufbau sowie die Belastung<br />
des Fahrweges als Streckenlast über die gesamte Fahrzeuglänge verteilt, einen geringen Verschleiß<br />
und Belastung bewirken. So besitzt der Fahrweg-Rohbau z.B. eine wirtschaftliche<br />
Nutzungsdauer von 70-100 Jahren. „Verschleißbehaftete mechanische Baugruppen sind weitgehend<br />
durch verschleißfrei arbeitende elektronische und elektromagnetische Komponenten<br />
ersetzt.“ Ein wichtiger Aspekt für die Wartung und Instandhaltung ist die Tatsache, Systembauteile<br />
durch einen modularen Aufbau schnell auswechseln zu können. Aufgrund des geringen<br />
Verschleißest, reduziert sich die Instandhaltung folglich in erster Linie auf die konventionellen<br />
Bauwerke (Bahnhöfe, Betriebshalteplätze, Wartungsanlagen...) und Schäden, die durch<br />
äußere nicht planbare Einwirkungen entstehen. Der ICE jedoch weist wesentlich höhere W + I<br />
155 Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien dargestellt am<br />
Beispiel des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S. 84.<br />
156 Ebd. S. 86.<br />
157 Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme I, Vorlesungsverzeichnis, Wintersemester, Berlin:<br />
Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2000.<br />
64
Kosten auf, da bei diesem Bahnsystem eine Belastung des gesamten Fahrweges vorliegt und<br />
ein hoher Verschleiß auch durch das Aufeinandertreffen von Rad und Schiene gegeben ist.<br />
Für eine ICE-Trasse sind bis zu 4,5% an Instandhaltungskosten für den Fahrweg erforderlich<br />
gemessen an den ursprünglichen Investitionskosten. Der <strong>Transrapid</strong> dagegen hat lediglich<br />
einen Instandhaltungskostenanteil von 0,6%. 158<br />
Abb. 94: Instandhaltungskosten pro Sitzplatz-km<br />
Es wird davon ausgegangen, dass auch der Personalbedarf im Vergleich zum Rad/Schiene<br />
System geringer ausfallen wird. Aufgrund des vollautomatischen Betriebes ist weniger Personal<br />
nötig, wobei diese Einsparung selbst den Zugführer betrifft. Möglich ist zudem auch, Güterzüge<br />
fernzusteuern und somit auf eine personelle Besatzung ganz zu verzichten. Zumal der<br />
<strong>Transrapid</strong> historisch noch nicht vorbelastet ist, sondern ein völlig neues System darstellt,<br />
kann man den Personalbestand von Anfang an gering halten. 159<br />
Der Energieverbrauch erhält nicht nur aus Kostengründen, sondern auch aus ökologischer<br />
Sicht eine immer größere Bedeutung. Der Energiebedarf des <strong>Transrapid</strong> weist aufgrund der<br />
günstigen Aerodynamik, des geringen Fahrzeuggewichtes und der reibungsfreien Fortbewegung<br />
positive Werte auf. Da nur der Streckenabschnitt mit Energie versorgt wird, auf dem<br />
sich der <strong>Transrapid</strong> momentan befindet, geht keine überflüssige Energie verloren. Günstig ist<br />
zudem, dass die Bremsenergie ins Stromnetz zurückgespeist werden kann. 160<br />
Abb. 95: Energiebedarf im Vergleich<br />
158 Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme I, Vorlesungsverzeichnis, Wintersemester, Berlin:<br />
Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2000, S. 31.<br />
159 Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien dargestellt am<br />
Beispiel des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S. 96.<br />
160 Vgl. Faulhaber, Eckart: <strong>Transrapid</strong> – Das grüne Trauerspiel gegen grüne Technologie (www.Csu–<br />
taufKirchen.de/transrapid.htm) 12. Juni 2001.<br />
65
Assoziiert wird mit dem <strong>Transrapid</strong> oftmals ein viel zu teures System. 161 Der Bund sieht u.a.<br />
in den immer wieder nach oben korrigierten Kostenzahlen „ein ständig wachsendes Risiko“.<br />
162<br />
Ein aktuelles Thema der Nachrichten in den letzten Wochen stellt die neue ICE-Strecke Köln-<br />
Frankfurt dar, die Fahrgäste mit bis zu 300 km/h befördert. Auf den ersten Blick scheint dieses<br />
Projekt laut Mehdorn eine „neue Zeitrechnung“ 163 einzuleiten und wird als „Exportschlager“<br />
164 von Bundeskanzler Schröder gepriesen.<br />
Vergleicht man jedoch die alte und neue Strecke Köln-Frankfurt, so mussten mehr finanzielle<br />
Mittel bereitgestellt werden, als ursprünglich erwartet. Durch den Bau von 18 Brücken und 30<br />
Tunnels konnte die Streckenlänge von 222 km auf 177 km reduziert werden. Resultat ist ein<br />
Zeitgewinn von ca. 60 min. Für diese Verkürzung wurden rund 33,89 Mio. Euro pro Kilometer<br />
investiert. 165 Dieses Beispiel zeigt, dass auch die Kosten des Rad-Schiene Systems oft<br />
Fehleinschätzungen unterliegen. Während man ursprünglich von rund 4 Mrd. Euro ausging,<br />
stiegen die Baukosten auf ca.5,5 Mrd. Euro an. 166 Die selbe Strecke wäre mit dem <strong>Transrapid</strong><br />
wesentlich billiger zu realisieren gewesen.<br />
3.2 Umweltrelevante Auswirkungen<br />
Die Bundesrepublik Deutschland ist eines der wenigen Länder, welches ihre Verantwortung<br />
im Umgang mit der Natur offensichtlich ernstnimmt. Widerspiegeln tut sich diese engagierte<br />
Umweltpolitik in sehr spezifischen und strengen Umweltgesetzen. Entscheidend ist daher, ein<br />
neues Verkehrssystem nicht nur nach technischer und ökonomischer Effizienz zu beurteilen,<br />
sondern auch jene, die Umwelt betreffenden Faktoren, genau zu analysieren. Entscheidend bei<br />
dieser Untersuchung sind die „konkreten Auswirkungen auf den Menschen, auf seine Umweltnutzungen<br />
(Land-, Forst- und Wasserwirtschaft sowie Erholungs- und Wohnnutzung) und<br />
auf die natürlichen Ressourcen (Tiere, Pflanzen, Boden, Klima und Landschaft)“. 167<br />
Der Bau einer Magnetbahntrasse ist wie bei allen Landverkehrsmitteln mit Landschaftseinwirkungen<br />
verbunden, da nicht nur Bodenflächen für die eigentliche Fahrbahn, sondern auch<br />
während der Bauzeit Straßen benötigt werden, um notwendiges Baumaterial zu befördern.<br />
Abb. 96: Bauarbeiten für den <strong>Transrapid</strong>-Fahrweg<br />
161<br />
Ebd.<br />
162<br />
http://www.Umwelt-verkehr.de/verkehrsseite/texte/bund-widerstand-gegen-transrapid.html, BUND kündigt<br />
verstärkten Widerstand gegen <strong>Transrapid</strong> an. Verkehrsminister Versagen vorgeworfen, 12 Juni 2001.<br />
163<br />
MVP Besucherzentrum. Erstmals Tempo 300. In: EMS-Zeitung v. 26.06.2002.<br />
164<br />
Ebd.<br />
165<br />
Ebd.<br />
166<br />
Rieting, Thomas: Ist Fliegen wirklich schöner? In: Meppener Tagespost v. 12.04.2002.<br />
167<br />
Konopka, Hans-Jürgen: Der <strong>Transrapid</strong> zwischen Hamburg und Berlin: Die Referenzstrecke in ihrer wirtschaftlichen<br />
Bedeutung für die Region Schwerin, Münster: LIT, 1997, S. 17.<br />
66
Allgemein schneidet der <strong>Transrapid</strong> in Bezug auf den Flächenverbrauch mit sehr guten Werten<br />
ab, da für einen ebenerdigen Doppelspurfahrweg ein 11,80 m breiter Trassenstreifen benötigt<br />
wird, wobei dieser sich beim ICE auf 13,70 m beläuft. 168 Besonders die aufgeständerte<br />
Trassenführung wirkt sich auf den Landverbrauch positiv aus, da hierbei nur Flächen für die<br />
Stützfundamente berücksichtigt werden müssen.<br />
Abb. 97: Flächenverbrauch im Vergleich<br />
Doch die hohen Investitionskosten einer solchen Fahrbahn, sowie die durchaus gegebene visuelle<br />
Beeinträchtigung der 5-7 m hohen Trasse, sind ebenfalls nicht außer Acht zulassen. 169<br />
Ebenfalls sollte beim Landverbrauch das Argument der Gegner angeführt werden, dass großflächige<br />
Infrastruktur wie Bahnhöfe, Parkplätze oder Wartungsanlagen neu angelegt werden<br />
müssen, jedoch sind diese bei der Bahn schon vorhanden. Besonders an Hauptbahnhöfen von<br />
Großstädten wie Frankfurt oder München ist aber festzustellen, dass die Infrastruktur schon<br />
heute aufgrund der wachsenden Fahrgastzahlen nicht mehr ausreicht und selbst die Bahn erhebliche<br />
Investitionen tätigen muss.<br />
Die Magnetbahn kann durchaus auch in bereits existierende Bahnhöfe integriert werden. 170<br />
3.2.1 Auswirkungen durch den Fahrbetrieb<br />
Die Lärmemissionen werden in der Maßeinheit dB(A) angegeben und reichen von dem Wert<br />
0 dB(A) bis zu 130 dB(A), wobei der letzte Wert die Schmerzgrenze darstellt. Dabei werden<br />
Erhöhungen der Lautstärke um 10 Dezibel als eine Verdopplung des Lärms wahrgenommen.<br />
Vergleicht man den <strong>Transrapid</strong> mit dem ICE unter Berücksichtigung gleicher Geschwindigkeiten,<br />
so ist der <strong>Transrapid</strong> wesentlich leiser. Grund dafür ist die berührungsfreie Schwebe-<br />
und Antriebstechnik. Aufgrund dieser werden Roll- und Antriebsgeräusche vermieden. 171<br />
Auch die geringen Bremsgeräusche einer Magnetschwebebahn tragen hierzu bei, während der<br />
Lärmpegel bei einfahrenden Rad-Schiene Zügen wesentlich höher ist. Der Hauptanteil der<br />
<strong>Transrapid</strong>geräusche sind aerodynamische Geräusche, die aber erst ab 250 km/h wahrnehmbar<br />
sind. Sie werden durch Luftströmungen an dem Fahrweg und Fahrzeugen verursacht und<br />
sind von der Geschwindigkeit abhängig. Elektromagnetische Wechselkräfte des Trag- und<br />
168 Vgl. Konopka, Hans-Jürgen: Der <strong>Transrapid</strong> zwischen Hamburg und Berlin: Die Referenzstrecke in ihrer<br />
wirtschaftlichen Bedeutung für die Region Schwerin, Münster: LIT, 1997, S.21.<br />
169 Vgl. Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien dargestellt<br />
am Beispiel des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S.129 ff..<br />
170 Vgl. Eppendorfer, Carsten: Die staatliche <strong>Transrapid</strong>förderung: ordnungspolitischer Sündenfall oder strategische<br />
Investition in die Zukunft?, Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 1999, S.15.<br />
171 Vgl. MVP Besucherzentrum, Das Projekt Magnet-Schnellbahn, Systemvorteile des <strong>Transrapid</strong> im Überblick.<br />
67
Führsystems sowie Aggregate wie Klimaanlage oder Lüfter erzeugen zudem noch einen ge-<br />
172 173<br />
wissen Grundspiegel.<br />
Abb. 98: Vorbeifahrpegel im Abstand von 25m (in dB(A))<br />
Gegner des <strong>Transrapid</strong> argumentieren jedoch, dass Vergleiche der Geräuschabgabe unter Berücksichtigung<br />
der jeweiligen Betriebsgeschwindigkeit erfolgen sollten. Ein <strong>Transrapid</strong> mit<br />
Tempo 400 also mit einem ICE und Tempo 250 verglichen werden sollte. Da in diesem Bereich<br />
die Lärmwerte für einen <strong>Transrapid</strong> höher angesetzt werden müssen (ca. 89dB(A)), wird<br />
die Lärmemission hier als ein störender Faktor für die Umwelt angesehen. 174 Vergleicht man<br />
jedoch die Standgeräusche von einem Personenkraftwagen (86 dB (A)), einem LKW (87 dB<br />
(A)) und eines Kraftrades (96 dB (A)) 175 mit der o.g. Lärmemission, ist festzustellen, dass die<br />
Lärmpegel der Straßenfahrzeuge im Bereich eines 400 km schnellen <strong>Transrapid</strong>zuges liegen,<br />
dessen dB-Werte sogar noch überschreiten.<br />
Abb. 99: Der tägliche Lärm im Vergleich<br />
Die Zerschneidung einer Landschaft kann soziale Bindungen lockern, sogar zerstören, die<br />
land- und forstwirtschaftliche Nutzung beeinträchtigen, sowie natürlich gewachsene Lebens-<br />
172 Vgl. Konopka, Hans-Jürgen: Der <strong>Transrapid</strong> zwischen Hamburg und Berlin: Die Referenzstrecke in ihrer<br />
wirtschaftlichen Bedeutung für die Region Schwerin, Münster: LIT, 1997, S.18.<br />
173 Vgl. Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien dargestellt<br />
am Beispiel des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S.135 ff..<br />
174 Vgl. Eppendorfer, Carsten: Die staatliche <strong>Transrapid</strong>-Förderung: ordnungspolitischer Sündenfall oder strategische<br />
Investition in die Zukunft?, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1999, S. 15.<br />
175 Fahrzeugscheine von PKW, LKW, Kraftrad Motorrad.<br />
68
äume von Pflanzen und Tieren zerschneiden, wobei daraus ein Artenverlust resultieren kann.<br />
Einerseits wird es durch einen aufgeständerten Fahrweg möglich, Lebewesen das ungehinderte<br />
Passieren mittels Unterquerung zu ermöglichen 176 und die untere Fläche weiterhin landwirtschaftlich<br />
zu nutzen.<br />
Abb. 100: Aufgeständerter Fahrweg<br />
Die Schadstoffemission ist beim <strong>Transrapid</strong> im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln (bei<br />
gleicher Geschwindigkeit) sehr gering, 177 da aufgrund des elektrisch angetriebenen Fahrzeugs<br />
keine Abgase freigesetzt werden. Doch die Umwelt wird durch die notwendige Stromerzeugung<br />
in den Kraftwerken belastet. Da es aber sehr schwierig ist, diese hergestellte Energie<br />
bestimmten Verkehrstrassen zuzuordnen, wird diese im Bewertungsverfahren des Bundesverkehrswegeplans<br />
nicht mitberücksichtigt.<br />
Abb. 101: CO2-Emissionen<br />
Die Benutzung von Taumitteln ist bei einer Magnetbahn nicht erforderlich und die damit verbundenen<br />
Umweltschädigungen durch solche (96 – 99 %iges Natriumchlorid) müssen nicht<br />
berücksichtigt werden.<br />
Der Anfall von Tropf- oder Altöl ist durch den berührungsfreien Fahrbetrieb ebenfalls nicht<br />
gegeben. 178<br />
Auch der Wasserhaushalt ist bei den umweltrelevanten Auswirkungen zu beachten. Da das<br />
Grundwasser bei einer Aufständerung der Trasse nicht abgesenkt werden muss und auch die<br />
Flächenversiegelung bei der o.g. Bauweise sehr gering gehalten wird, interveniert folglich die<br />
Magnetbahn in Bezug auf den Wasserhaushalt kaum. 179<br />
„Bei der Vorbeifahrt des <strong>Transrapid</strong> werden über die Fundamente Schwingungen in den Boden<br />
eingeleitet“. 180 Diese Schwingungen werden allgemein als Erschütterung bezeichnet.<br />
Durch den berührungsfreien Fahrbetrieb sind die Schwingungen jedoch nur sehr gering, da<br />
176 Vgl. Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien dargestellt<br />
am Beispiel des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S. 140 ff..<br />
177 Vgl. Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme I, Vorlesungsverzeichnis, Wintersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2000, S.31.<br />
178 Vgl. Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien am Beispiel<br />
des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S. 142/143.<br />
179 Ebd. S. 138/139.<br />
180 <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001.<br />
69
eine wesentliche Ursache für die Entstehung von Vibrationen und Erschütterungen, der Rollvorgang<br />
zwischen Rädern und Schiene, nicht gegeben ist. 181<br />
„Messungen auf der <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland (TVE) haben ergeben, dass z.B. die<br />
Schwingungen im Abstand von 25 m bei Geschwindigkeiten von 250 km/h, die bei Stadteinfahrten<br />
vorgesehen sind, unterhalb der „Fühlschwelle“ des Menschen liegen. Im Abstand von<br />
50 m sind im gesamten Geschwindigkeitsbereich keine Erschütterungen wahrnehmbar.“ 182<br />
„Die Intensität der magnetischen Feldwirkung des <strong>Transrapid</strong>-Systems auf Fahrgäste und<br />
Umwelt ist gering.“ 183 Sie entspricht etwa dem „natürlichen Erdmagnetfeld.“ 184 Die Feldstärke<br />
von Haushaltsgeräten ist somit wesentlich höher als die eines <strong>Transrapid</strong>. Negative Einflüsse<br />
werden ausgeschlossen. 185<br />
Abb. 102: Magnetfeldstärken im Vergleich<br />
Vor allem anhand der Umweltauswirkungen wird deutlich, dass die Magnetschwebebahn der<br />
konventionellen Rad/Schiene-Technik deutlich überlegen ist und wesentlich umweltfreundlicher<br />
zu errichten und zu betreiben ist.<br />
3.3 Das Qualitätsangebot des <strong>Transrapid</strong><br />
Ein weiterer Gesichtspunkt, der zur Bewertung des <strong>Transrapid</strong> beiträgt, sind die qualitativen<br />
Eigenschaften der Magnetschwebebahn. Hierbei soll nicht nur die Sicherheit und der Komfort<br />
näher untersucht werden, sondern z.B. auch die benötigten Reisegeschwindigkeiten oder<br />
die Netzfähigkeit. Im folgenden Abschnitt wird nun diesen und weiteren Punkten Aufmerksamkeit<br />
gewidmet.<br />
3.3.1 Sicherheit<br />
Da der <strong>Transrapid</strong> im zukünftigen Verkehr mit Geschwindigkeiten von bis zu 550 km/h<br />
„schweben“ soll, gewinnt die Sicherheit aufgrund dieser Schnelligkeit eine sehr große Bedeutung.<br />
Das Risiko, vor allem in Kurven durch die erhöhte Seitenbeschleunigung zu entgleisen,<br />
ist bei der Magnetbahn ausgeschlossen, da die fahrwegumgreifende Konstruktion ein Entgleisen<br />
verhindert. 186<br />
181<br />
Vgl. Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien am Beispiel<br />
des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S. 138.<br />
182<br />
<strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001.<br />
183<br />
Ebd.<br />
184<br />
MVP Besucherzentrum, Das Projekt Magnetschnellbahn. Systemvorteile des <strong>Transrapid</strong> im Überblick.<br />
185 Ebd.<br />
186 Vgl. Kapitel 2.1 Trag- und Führsystem.<br />
70
Abb. 103: Fahrwegumgreifendes Prinzip<br />
Ein weiterer Unfallfaktor, das Zusammenstoßen mit anderen <strong>Transrapid</strong>-Fahrzeugen, kann<br />
aufgrund der abschnittsweisen Schaltung des „Fahrwegmotors“ ausgeschlossen werden. 187<br />
Das Wanderfeld des Antriebsmotors sowie das Fahrzeug selbst bewegen sich mit gleicher<br />
Geschwindigkeit und in gleicher Richtung. Weil immer nur der Abschnitt des Langstatormotors<br />
eingeschaltet ist, auf dem sich das Fahrzeug befindet und nicht gleichzeitig zwei Fahrzeuge<br />
in einem aktiv geschalteten Motorabschnitt in Betrieb sein können, wird ein Zusammenstoß<br />
mit zwei Fahrzeugen automatisch verhindert.<br />
Im Bezug auf den Brandschutz besitzt die Schwebebahn ebenfalls günstige Eigenschaften, da<br />
die Innenausstattung aus schwerentflammbaren, schlecht wärmeleitenden, sowie durchbrand-<br />
und temperaturbeständigem Material besteht. Zusätzlich ist die Möglichkeit vorhanden, einzelne<br />
Fahrzeugsektionen brandschutzwirksam abzuschotten. An Bord sind keine Treibstoffe<br />
oder brennbare Kühlmittel vorhanden. 188<br />
Im Falle eines Stromausfalles wird das „Abstürzen“ des Fahrzeuges durch die autonome<br />
Schwebefunktion verhindert (vgl. Prinzip des sicheren Schwebens). 189 Wird die Stromversorgung<br />
unterbrochen, ist lediglich mit einem Ausfallen der Antriebsfunktion zu rechnen, da die<br />
Energie des Trag- und Führsystems von den Lineargeneratoren bereitgestellt wird und die<br />
Bordeinrichtungen durch die Bordbatterien versorgt werden. Ist in diesem Fall die Entfernung<br />
zur nächsten Station zu hoch, so sind sogenannte Hilfshaltepunkte während des gesamten<br />
Streckenverlaufs verfügbar. An solch einem Betriebshalteplatz wird der <strong>Transrapid</strong> mit Hilfe<br />
der Wirbelstrombremse und der Magnetschienenbremse abgebremst. Diese werden durch<br />
Bordbatterien mit Energie versorgt und bremsen das Fahrzeug auf eine Geschwindigkeit von<br />
10 km/h ab. Das Fahrzeug kommt zum Stillstand, nachdem es auf Kufen abgesetzt wurde. 190<br />
Einen weiteren Sicherheitsvorteil bildet das Betriebsleitsystem, das die Betriebsabläufe zentral<br />
nach gespeicherten Fahrplanvorgaben von außen steuert und außerdem die Fahrstraßen<br />
und Fahrzeugbewegungen dezentral überwacht. Somit erfüllt dieses mehrere Sicherheitsfunktionen:<br />
Treten größere Abweichungen vom vorgesehenen Verkehrsablauf auf, so ist das Überwachungs-<br />
und Bedienungspersonal in der Lage entsprechende Betriebsführungsstrategien<br />
einzuleiten und wenn nötig, auch einzugreifen. Die Geschwindigkeit wird ständig überwacht,<br />
wobei bei einer Überschreitung der zulässigen Geschwindigkeit eine Reduzierung dieser eingeleitet<br />
wird. Des weiteren ist dem Personal des Betriebsleitsystems nicht nur die genaue<br />
Position des Fahrzeuges bekannt, sondern es überwacht auch permanent die vollautomatische<br />
Weichenstellung. 191<br />
187 Ebd.<br />
188 Vgl. Kapitel 2.3.3 Der Wagenkasten.<br />
189 Vgl. Kapitel 2.2.6 Lineargeneratoren – Energieversorgung des Fahrzeugs.<br />
190 Vgl. Kapitel 2.2.3.2 Abbremsen.<br />
191 Vgl. Kapitel 2.4 Das Betriebsleitsystem.<br />
71
Abb. 104: Sicherheit durch das automatische Betriebsleitsystem 192<br />
Insgesamt ist ein extrem hoher Sicherheitsstandard festzustellen, der dem 20-fachen des Luftverkehrs,<br />
dem 250-fachen der Eisenbahn und etwa dem 700-fachen des Straßenverkehrs ent-<br />
193 194<br />
spricht.<br />
3.3.2 Geschwindigkeit<br />
Die Reisegeschwindigkeit ist ein bestimmender Faktor der Verkehrsmittelwahl im Personenfernverkehr.<br />
Vor allem in der heutigen Zeit, in der jede Minute kostbar ist, wird die Gesamtnachfrage<br />
entscheidend von der Geschwindigkeit beeinflusst.<br />
Die Magnetbahn besitzt durch ihre Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 550 km/h einen entscheidenden<br />
Vorteil in Bezug zu anderen Verkehrssystemen. Doch auch die Anfahr- und<br />
Bremsbeschleunigungszeit muss innerhalb dieses Themas mitberücksichtigt werden.<br />
Der <strong>Transrapid</strong> kann eine Geschwindigkeit von 300 km/h nach einer Strecke von fünf Kilometern<br />
erreichen. Das höhere Beschleunigungsvermögen wird durch die nichtvorhandene<br />
Reibung zwischen Fahrzeug und Fahrweg bewirkt. Durch sein hohes Beschleunigungsvermögen<br />
ist der <strong>Transrapid</strong> auch im Regionalverkehr einsetzbar. Ein ICE z.B. nicht.<br />
Abb. 105: Beschleunigungsvermögen des <strong>Transrapid</strong><br />
3.3.3 Massenleistungsfähigkeit<br />
Auch die Fähigkeit eines Verkehrsmittels eine bestimmte Anzahl von Personen bzw. Gütern<br />
innerhalb einer kurzen Zeitperiode zu transportieren, ist eine wichtige qualitative Eigenschaft.<br />
Sie hängt ab von fahrzeugspezifischen Faktoren, von fahrbahnspezifischen Komponenten,<br />
aber auch betriebsorganisatorischen Fakten. 195<br />
192 <strong>Transrapid</strong> International (TRI), http://www.transrapid.de, 08.08.02<br />
193 Magnetschnellbahn Berlin-Hamburg <strong>GmbH</strong> (Hrsg.): Fragen zum <strong>Transrapid</strong>. Die Magnetschnellbahn steht<br />
Rede und Antwort, München: Produktinformation, 1998, S. 13.<br />
194 MVP Besucherzentrum, Das Projekt Magnet-Schnellbahn. Systemvorteile des <strong>Transrapid</strong> im Überblick.<br />
195 Vgl. Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien dargestellt<br />
am Beispiel des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S. 57.<br />
72
Unter den fahrzeugspezifischen Faktoren versteht man die Zahl der Fahrzeugsektionen sowie<br />
die Sitzplätze pro Sektion. Da es möglich ist, 2-10 Fahrzeugsektionen mit jeweils maximal<br />
100 Sitzplätzen zu einer Zugeinheit zu kombinieren, können 200-800 Sitzplätze pro Zugeinheit<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
Die Zahl der Zugeinheiten, die gleichzeitig auf einer Strecke operieren können, werden unter<br />
den fahrbahnspezifischen Faktoren zusammengefasst. Diese Zugfolgezeit hängt nicht nur von<br />
der Auslegungsgeschwindigkeit und der Betriebsführung ab, sondern wird auch von der Länge<br />
der Unterwerksabschnitte und deren Verschaltung (Kurzschluss-, Bocksprung-, Wechselschritt-,<br />
Dreischrittverfahren) bestimmt.<br />
Die minimale Zugfolgezeit von zwei Zügen beträgt 5 Minuten, wenn man von Unterwerksabschnittslängen<br />
von 10 km, einer zweispurigen Streckenführung sowie von einer Auslegungsgeschwindigkeit<br />
von 400 km/h ausgeht. Die Haltezeiten umfassen etwa eine Zeitspanne von<br />
1,5 Min./Station. 196<br />
Mit zusätzlichen Magnetbahnspuren ist es möglich, die Maximalkapazität zu steigern, wobei<br />
auch erwähnt werden muss, dass einspurige Strecken, aufgrund einer erheblich niedrigen<br />
Streckendurchlassfähigkeit die Massenleistungsfähigkeit erheblich reduzieren. 197<br />
Insgesamt ist zu sagen, dass der <strong>Transrapid</strong> eine hohe Massenleistungsfähigkeit verzeichnen<br />
kann.<br />
3.3.4 Netzbildungsfähigkeit<br />
Dass der Individualverkehr auf der Straße die größte Nachfrage der zur Verfügung stehenden<br />
Verkehrsmittel besitzt, liegt wohl hauptsächlich daran, dass es dem Benutzer möglich ist, aufgrund<br />
eines weitverzweigten und engmaschigen Netzes und die Ungebundenheit an bestimmte<br />
Haltepunkte, seinen Zielort ohne Umsteigen zu erreichen. Ein Verkehrssystem wird desto<br />
unrentabler, je geringer die Netzbildungsfähigkeit ist und je mehr Zeit man demnach in unnötiges<br />
Umsteigen und Warten investieren muss. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dem<br />
Verbraucher ein möglichst großes, feines Netz anzubieten, welches teilweise nur mit der Verknüpfung<br />
anderer Verkehrssysteme geschehen kann. Bleibt solch eine Verbindung aus,<br />
spricht man von der sogenannten „verkehrspolitischen Insellösung“ 198 , auf die Gegner des<br />
<strong>Transrapid</strong> verweisen. In diesem Abschnitt soll die Fähigkeit, die Magnetschwebebahn auch<br />
mit anderen Verkehrssystemen zu integrieren, genauer untersucht werden.<br />
Allgemein ist als Vorteil einer guten Netzbildungsfähigkeit zu sagen, dass die Effektivität für<br />
kürzere Haltepunktabstände aufgrund der relativ kurzen Beschleunigungszeit beim <strong>Transrapid</strong><br />
eher gegeben ist als beim Rad/Schiene-System. Auch die systembedingten Eigenschaften, wie<br />
aufgeständerter Fahrweg, hohe Steigfähigkeit, geringe Kurvenradien, geringere Lärmemissions-<br />
und Erschütterungswerte, machen eine Netzbildung in schwierigem Terrain (Gebirge)<br />
und großen Ballungszentren (Ruhrgebiet) möglich.<br />
Als Nachteil ist der Fakt zu nennen, dass für ein neues Verkehrssystem - so auch für den<br />
<strong>Transrapid</strong> - ein eigener Fahrweg benötigt wird. Doch trotz der Notwendigkeit einer neuen<br />
Strecke könnte eine Verknüpfung mit anderen Verkehrssystemen erreicht werden, um möglichst<br />
gute, zeitsparende Anschlussmöglichkeiten zu gewährleisten.<br />
Es werden drei Konzepte für die räumliche Anlage der Magnetbahn-Terminals diskutiert.<br />
Zum einen gibt es die Möglichkeit der Einfahrt in bestehende Eisenbahn-Bahnhöfe. Auch der<br />
Bau eines Terminals am Rand eines Ballungszentrums wäre denkbar und bestimmte Vorteile<br />
würden sich auch für eine Anlage in unmittelbarer Flughafennähe ergeben. Aus diesen unter-<br />
196 Ebd. S. 58 ff..<br />
197 Ebd. S. 59.<br />
198 Eppendorfer, Carsten: Die staatliche <strong>Transrapid</strong>-Förderung: ordnungspolirischer Sündenfall oder strategische<br />
Investition in die Zukunft?, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1999, S. 14.<br />
73
schiedlichen Standpunkten der <strong>Transrapid</strong>-Haltestellen resultieren ebenfalls diverse Verknüpfungsmöglichkeiten.<br />
Eine kontroverse Diskussion besteht über die Einfahrt der Schwebebahn in die gleichen<br />
Stadtzentren zu den schon vorhandenen Hauptbahnhöfen.<br />
Abb. 106: Einfahrt in schon vorhandene Bahnhöfe<br />
Hier existieren drei Lösungsvorschläge. Zum einen ist es machbar, die Magnetbahntrasse oberhalb<br />
eines schon vorhandenen Verkehrsweges durch Überbauung zu führen. Es besteht<br />
aber auch die Möglichkeit des bivalenten Fahrweges, wobei dieser sowohl von der Magnetbahn<br />
als auch von dem Rad/Schiene- System genutzt werden kann. 199 Ebenfalls ist es umsetzbar,<br />
den <strong>Transrapid</strong> innerhalb eines Tunnels zu führen. Alle drei Lösungsalternativen begünstigen<br />
eine optimale Anbindung an das bestehende Rad/Schiene-System. Auch würde die gegebene<br />
zentrale Lage aufgrund der innerstädtischen Magnetbahn-Bahnhöfe positive Auswirkungen<br />
auf die Netzbildung haben.<br />
Es wird jedoch die Errichtung von <strong>Transrapid</strong>-Terminals an Großstadträndern diskutiert, da<br />
die nötigen Parkhäuser für den Individualverkehr sehr kostenintensiv und städtebaulich bedenklich<br />
in einer Innenstadt sind.<br />
Der Nachteil einer Randgebietslage ist, dass zusätzliche kostenintensive Infrastruktureinrichtungen<br />
nötig sind, um Anschlussverbindungen zu gewährleisten und mit höheren Nebenzeiten<br />
zu rechnen ist.<br />
Bei dem Bau eines Magnetbahnviertels in Flughafennähe könnte jedoch auf vorhandene Verkehrsinfrastruktur<br />
zurückgegriffen werden und ebenso wäre eine gute Anbindung an das<br />
Fernverkehrsnetz möglich.<br />
Abb. 107: Flughafenanbindung des <strong>Transrapid</strong><br />
199 Vgl. Kapitel 2.5.4.4 Bivalenter Fahrweg.<br />
74
Die Symbiose zwischen Magnetbahn und Luftverkehr hätte mehrere Vorteile zur Konsequenz:<br />
Verknüpft der <strong>Transrapid</strong> Ballungszentren und Flughäfen miteinander, kann eine<br />
schnelle Verbindung sichergestellt und ein Teil des hohen Passagieraufkommen auf sich gezogen<br />
werden.<br />
Abb. 108: Verbindung zwischen Ballungszentrum und Flughafen<br />
Wird die Schwebebahn zwischen zwei Flughäfen eingesetzt, so ermöglicht diese einen Austausch<br />
des Kurzstrecken-Linienluftverkehrs und erhöht die Kapazitäten im Fern-Luftverkehr,<br />
da die ungleichgewichtige Auslastung der Flughafenkapazitäten reduziert werden kann. Ebenfalls<br />
eignet sich der <strong>Transrapid</strong> zum Transport von Luftfrachtcontainern. 200<br />
3.3.5 Bequemlichkeit<br />
Der Grad der Bequemlichkeit wird zum einen bestimmt durch den Fahrkomfort und die Fahrzeugausstattung,<br />
aber auch die Ausstattung der Terminals und deren Erreichbarkeit spielen<br />
eine wesentliche Rolle.<br />
Ein bequemes Reisen und ein optimaler Fahrkomfort sind durch verschiedene Eigenschaften<br />
gewährleistet: Wie schon erwähnt sind die Erschütterungs- und Ruckwerte bei der Magnetbahn<br />
aufgrund des Dahingleitens sehr niedrig. Eine wachsende Geschwindigkeit bewirkt eine<br />
Abnahme von Vibrationen und Erschütterungen. 201<br />
Die Seitenbeschleunigung kann wegen der größeren Fahrwegüberhöhung von bis zu 12° stark<br />
gemindert werden, sodass nur noch bei Schnellfahr- bzw. Langsamfahrweichen geringfügig<br />
höhere Seitenbeschleunigungskräfte und Rucke auftreten können.<br />
Um eine gute Unterhaltung zu gewährleisten, sind Innengeräusche von ca. 60 dB/A vorgesehen.<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Fahrzeuginnenausstattung dem Standard moderner Passagierflugzeuge,<br />
Personenzüge und Reisebussen entspricht. Je nach angebotener Tariflage wird<br />
dementsprechend der Service ausfallen. 202<br />
Abb. 109: Bequeme Innenausstattung<br />
200 Vgl. Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien am Beispiel<br />
des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S. 68 ff..<br />
201 Ebd., S. 73.<br />
202 Vgl. Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien am Beispiel<br />
des Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S. 73.<br />
75
3.3.6 Berechenbarkeit<br />
Je besser ein Verkehrsmittel die festgelegten Abfahrts-, Fahrt- und Ankunftszeiten genau<br />
einhalten kann, desto positiver wirkt sich dies auf die Nachfrage aus, da Pünktlichkeit sehr<br />
wichtig ist. Solch eine Fähigkeit, die vorgeschriebenen Fahrpläne exakt einzuhalten, bezeichnet<br />
man als Berechenbarkeit.<br />
Die Berechenbarkeit hängt stark von äußerlichen Einflüssen, wie Witterungsbedingungen,<br />
Wechselwirkungen mit anderen Verkehrssystemen und dem Verkehrsaufkommen ab.<br />
Vor allem im Winter wird deutlich, dass die bestehenden Witterungsverhältnisse wie Schnee<br />
oder Glätte z.B. im Luftverkehr zu erheblichen Fahrplanverzögerungen führen können. Spurgebundene<br />
Verkehrsmittel besitzen eine geringere aber doch gegebene Abhängigkeit gegenüber<br />
diesen Witterungsbedingungen. Vergleicht man den ICE mit der Magnetbahn im Hinblick<br />
auf die Wetterempfindlichkeit, schneidet die Schwebebahn hierbei besser ab. „Die aufgeständerte<br />
Magnetbahntrasse mit einer Regelstützhöhe von 5 m bietet einen hohen Schutz<br />
vor Schneeverwehungen und schließt gleichzeitig Wechselwirkungen mit dem übrigen Verkehrssystem<br />
aus“. 203 Der Wagenkasten stellt eine geschlossene Form da, um Schnee- und<br />
Eisablagerungen am Trag- und Führsystem zu unterbinden. Auf der Versuchsanlage im Emsland<br />
konnte ein relativ störungsfreies Fahren auch bei extremen Witterungsbedingungen verzeichnet<br />
werden, da die <strong>Transrapid</strong>-Weichen anders als bei der Eisenbahn nicht beheizt werden<br />
müssen, um funktionsfähig zu bleiben.<br />
Abb. 110: Sicherer Winterbetrieb<br />
Da der <strong>Transrapid</strong> durch ein computergesteuertes Betriebsleitsystem geführt wird, kann eine<br />
Fahrgastinformation über diese Zentrale gewährleistet werden. Ebenfalls ist das Betriebsleitungssystem<br />
in der Lage, zentrale Steuerungsfunktionen auch bei Fahrplanabweichungen zu<br />
geben, die Geschwindigkeit und Position der Fahrzeuge zu regeln sowie eine betriebliche Dokumentation,<br />
Prognose und Planung durchzuführen. 204<br />
3.3.7 Gütertransport<br />
Ist ein neues Verkehrssystem in der Lage, nicht nur Personen zu befördern sondern auch Güter<br />
zu transportieren, so würde sich die gesamtwirtschaftliche Perspektive durch einen schnellen,<br />
sicheren und berechenbaren Güterverkehr verbessern. Auch die anderen Verkehrsmittel,<br />
wie die Eisenbahn und der Lkw könnten Entlastung finden.<br />
Grundsätzlich ist es möglich, den <strong>Transrapid</strong> für den Güterverkehr zu nutzen. Mit den Maßen<br />
normaler Personenfahrzeuge lassen sich bereits Flugcontainer transportieren. Um das Befördern<br />
von ISO-Containern zu ermöglichen, wäre eine etwas größere Fahrzeughöhe nötig oder<br />
schlichtweg Schweberahmen, auf die direkt Container gesetzt werden würden.<br />
203 Ebd.<br />
204 Vgl. <strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin, 03/2001, S.<br />
13.<br />
76
Über die Wirtschaftlichkeit eines solchen Gütertransportes existieren jedoch unterschiedliche<br />
Meinungen. Der wohl größte Vorteil der Magnetschwebebahn ist die hohe Geschwindigkeit.<br />
Besonders wenn es darum geht, hochempfindliche, wertvolle oder leicht verderbliche Güter<br />
über größere Distanzen zu transportieren, gewinnt die hohe Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Auch die Exportchancen steigen bei einer weit gespannten Einsatzmöglichkeit eines Verkehrssystems.<br />
Bei der Verbindung von Flughäfen könnten durch den Güterverkehr Einsparungen von<br />
Transport- und Umladevorgängen bewirkt werden. Auch eine Minimierung der Transportzeiten<br />
und eine Koordinierung von Frachtflügen würden positive Ziele bei einer Verknüpfung<br />
bestehender Flughäfen darstellen.<br />
Es stellte sich jedoch die Frage, ob sich die Magnetschnellbahn wirklich zum Güterverkehr<br />
mit schweren Lasten eignet. Bei kurzen oder mittleren Entfernungen kann die hohe Geschwindigkeit<br />
des <strong>Transrapid</strong> beim Transport mit schweren Gütern kaum zur Geltung gebracht<br />
werden, da durch den Zeitverlust beim Umladen der Güter kaum Zeitersparnis zu verzeichnen<br />
ist.<br />
1977 wurde der Transport mit schweren Gütern ausgeschlossen. „Da Züge mit schweren Gütern<br />
nur eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h erreichen, würde die Transportleistung der<br />
Strecken wesentlich herabgesetzt und der Gütertransport keine Entlastung des Straßenverkehrs<br />
bedeuten.“ 205<br />
Abb. 111: Gütertransportvariante<br />
Bei leichten bis mittelschweren Waren kann der <strong>Transrapid</strong> aber zu einer Entlastung des<br />
Rad-/Schiene-Netzes beitragen. Da DB-Güterzüge nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 19-20 km/h aufweisen, kann diese durch die MSB verbessert werden. Auch eine langwierige<br />
Zusammenstellung von Güterwaggons ist beim <strong>Transrapid</strong> nicht erforderlich, da diese<br />
automatische Versendung von Gütern auf vollautomatisch geführten „Cargo Schweberahmen“<br />
abgewickelt werden könnte.<br />
3.4 Beschäftigungs-, Industrie und exportpolitische Perspektiven<br />
3.4.1 Beschäftigungspolitische Effekte<br />
Am 23.Juli 2001 stellte der damalig amtierende Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard<br />
Jagoda, fest, „es mangele den Deutschen am Willen und am Mut zur Durchsetzung technischer<br />
Innovationen, und deshalb lasse sich die hohe Arbeitslosigkeit auch nicht sichtbar<br />
abbauen.“ 206<br />
205 Rath, Alexander: Möglichkeiten und Grenzen der Durchsetzung neuer Verkehrstechnologien am Beispiel des<br />
Magnetbahnsystems <strong>Transrapid</strong>, Berlin: Duncker und Humblot, 1993, S. 114.<br />
206 Rainer Ape: <strong>Transrapid</strong> gegen Arbeitslosigkeit. In: Neue Solidarität v. 01.08.2001.<br />
77
Auch über die arbeitsmarktpolitischen Auswirkungen bestehen geteilte Meinungen, die bis<br />
hin zu gegensätzlichen Ansichten reichen. Tatsache ist, wie auch schon von Jagoda festgestellt,<br />
dass der Neu- und Ausbau von Verkehrswegen Arbeitsplätze schafft. Jedoch ist dies<br />
eine positive Auswirkung bei allen Verkehrssystemen und nicht nur beim <strong>Transrapid</strong>.<br />
Während die Befürworter der Magnetschwebebahn von einer sehr hohen Anzahl an Arbeitsplätzen<br />
während der Bau- und Betriebsphase ausgehen, verweisen die Kritiker hierbei auf zu<br />
großen Optimismus und korrigieren die Werte nach unten. Ebenfalls argumentieren die Gegner<br />
mit fehlenden Folgeaufträgen und den Arbeitsplatzausfällen der DB AG. Auch der Punkt,<br />
dass die Magnetschwebebahn nur einen geringen Personalbedarf benötigt und davon auszugehen<br />
ist, dass aufgrund des geringen Verschleißes die zukünftigen Arbeitsplätze in den Wartungs-<br />
und Instandhaltungskosten ebenfalls nicht sehr hoch ausfallen werden, sollte hier Erwähnung<br />
finden.<br />
Zusammenfassend ist zu sagen, dass „Investitionen in neue Bahntechnologien (...) bekanntlich<br />
nicht nur vorhandene Arbeitsplätze (sichern), sondern (...) zusätzlich neue, innovative und<br />
qualifizierte Arbeitsplätze für die Zukunft (schaffen).“ 207 Inwieweit aber eine genaue Anzahl<br />
an neuen Arbeitsplätzen zu verzeichnen ist, kann aufgrund fehlender Referenzstrecken nicht<br />
genau gesagt werden. Auch ein direkter Vergleich zum Rad/Schiene-System ist somit nicht<br />
gegeben.<br />
3.4.2 Industriepolitische Effekte<br />
Von dem Bau eines neuen Verkehrssystems kann nicht nur der Arbeitsmarkt profitieren, sondern<br />
auch die Industrie. Da Deutschland ein rohstoffarmes Land ist, und „46 Prozent aller<br />
Exportgüter der Bundesrepublik technologieintensiv“ 208 sind, ist es durchaus möglich, dass<br />
der <strong>Transrapid</strong> positive Auswirkungen auf die Industrie haben könnte.<br />
Es ist bekannt, dass Deutschland in Bezug auf die Forschung gegenüber anderen Ländern, wie<br />
z.B. der USA weit zurückliegt. Ein neues System, wie der <strong>Transrapid</strong> ist ein „Symbol der<br />
Leistungsfähigkeit“ und könnte bei einer guten <strong>Rent</strong>abilität auch der Industrie zu neuem Aufschwung<br />
verhelfen.<br />
Die Gegner verweisen wiederum auf die Rad/Schiene-Technik. Ein solches optimiertes System<br />
entspreche international einem höheren Bedarf. „Industriepolitisch bietet sich ein um<br />
mehrere Größenklassen breiterer Markt, so dass es folglich für die deutsche Wirtschaft wesentlich<br />
interessanter sein dürfte, hier Wettbewerbsfähigkeit zu entwickeln.“ 209<br />
3.4.3 Exportpolitische Effekte<br />
Obwohl in der Bundesrepublik Deutschland noch keine erste Einsatzstrecke zu verzeichnen<br />
ist, wurde die Magnetschwebebahn bereits ein erstes Mal ins Ausland, nach China, exportiert.<br />
Die Erschließung von Exportmärkten ist für die Wirtschaft eines Landes von großer Bedeutung,<br />
da „bei einer erfolgreichen Vermarktung (...) sich positive Effekte auch für andere Branchen<br />
ergeben (werden).“ 210<br />
Oft ist es jedoch so, dass die interessierten Länder erst testen wollen, ob die neue Ware auch<br />
wirklich funktionsfähig und betriebssicher ist. Die Marktreife des <strong>Transrapid</strong> kann jedoch nur<br />
207 Mnich, Peter, Marschollek, Matthias: Qualitätssprünge in der Bahntechnik durch das Magnetbahnsystem<br />
<strong>Transrapid</strong>. In: Rade, Andreas; Rosenberg, Werner (Hrsg.) : <strong>Transrapid</strong> in der Diskussion, Berlin: Technische<br />
Universität Berlin, 1995, S. 96.<br />
208 Rade, Andreas: Der <strong>Transrapid</strong>: Konfliktfelder – Konfliktlinien – Positionen In: Rade, Andreas; Rosenberg,<br />
Werner (Hrsg) : <strong>Transrapid</strong> in der Diskussion, Berlin: Technische Universität Berlin, 1995, S.37.<br />
209 Spitzner, Meike: Der <strong>Transrapid</strong>: Kostspielige Verkehrserzeugung statt notwendige Verkehrsvermeidung. In:<br />
Rade, Andreas; Rosenberg, Werner (Hrsg.): <strong>Transrapid</strong> in der Diskussion, Berlin: Technische Universität Berlin,<br />
1995, S. 126.<br />
210 Hopf, Rainer: Der <strong>Transrapid</strong> – auf wackeligen Stelzen in eine ungewisse Zukunft. In: <strong>Transrapid</strong> in der Diskussion,<br />
Berlin: Technische Universität Berlin, 1995, S. 108.<br />
78
mit einer ersten Anwendungsstrecke nachgewiesen werden, die momentan in Deutschland<br />
noch nicht absehbar ist.<br />
Des weiteren verweisen Kritiker auf schlechte Absatzchancen. So scheiden dritte Welt Länder<br />
als potentielle Käufer von Vornherein mangels finanzieller Mittel aus. Hierbei ist jedoch zu<br />
erwähnen, dass solche Gebiete wohl auch kaum für den Export des ICE in Frage kommen.<br />
Ebenfalls müssten den Gegnern zufolge solche Länder vom Export ausgeschlossen werden,<br />
die eine eigene Magnetbahntechnologie entwickeln oder eine eigene „Hochgeschwindigkeits-<br />
Eisenbahn-Industrie“ verzeichnen können.<br />
„Reduziert man den Weltmarkt um diese Regionen, dann bleiben – eingeschränkt – Nordamerika<br />
sowie einige asiatische Staaten, bei denen der <strong>Transrapid</strong> erfolgreich vermarktet werden<br />
könnte.“ 211<br />
Die geringen Absatzchancen widersprechen aber den Planungen einer möglichen Magnetbahnstrecke<br />
in Australien, den USA, den Niederlanden und natürlich auch in China. Dass<br />
Interesse in diesen Ländern besteht, ist nicht zu bezweifeln.<br />
Abb. 112: Mögliche Streckenvarianten in den Niederlanden und den USA<br />
211 Ebd. S. 111<br />
79
4 Synthese<br />
Wir sind der festen Überzeugung am Beginn zur Einführung dieses neuartigen Massenverkehrssystems<br />
zu stehen. Wir blicken auf den Anfang das Jahr Null einer völlig neuen Fortbewegungstechnologie,<br />
die den Menschen in einigen Jahren ebenso vertraut sein wird wie es<br />
heute Eisenbahn, Flugzeug und <strong>Auto</strong> sind. Die Magnetschwebetechnologie wird u.E. schon in<br />
wenigen Jahrzehnten die alles bestimmende Transporttechnologie darstellen, sie wird die<br />
Fortbewegungstechnologie des dritten Jahrtausends schlechthin. Die herkömmliche Rad-/<br />
Schiene-Technik wird dann vermutlich nur noch Nischen bedienen. Neben dem hier abgehandelten<br />
<strong>Transrapid</strong> wird es wahrscheinlich eine Vielzahl weiterer Einsatzgebiete geben, nämlich<br />
dort wo heute die Radtechnik vorherrscht. Mit der Massenverbreitung dieser Technologie<br />
wird erst nach und nach das Feld der möglichen weiteren Einsatzgebiete erkennbar werden.<br />
Man möge sich nur in die Zeit der Einführung der ersten Eisenbahn, des ersten <strong>Auto</strong>s, des<br />
ersten Flugzeuges oder auch des ersten Computers zurückversetzen und dann deren heutigen<br />
Entwicklungstand betrachten, um zu erkennen, welch unvorstellbares Entwicklungspotential<br />
in epochalen Neuerungen steckt. Alle Lebensverhältnisse werden davon geprägt und völlig<br />
verändert. Entfernungen schrumpfen, die Mobilität erscheint unbegrenzt.<br />
Ausgangspunkt dieser rasanten Entwicklung wird aller Wahrscheinlichkeit nach China sein.<br />
Bedenkt man, dass China erst am 26.06.2000 ernsthaftes Interesse an dieser Technologie bekundete<br />
und schon kurz darauf am 02.07.2000 der Ministerpräsident Chinas, Zhu Rongji, die<br />
Probefahrt im Emsland unternahm, mit dem Ergebnis, dass er am 01.01.2003 die Jungfernfahrt<br />
in China machen will, ist deutlich, welch unbedingter Wille und welche enorme Energie<br />
dahinter stehen muss. Mit dem Bau der Strecke in Schanghai sind nicht nur deutsche Ingenieure<br />
befasst, sondern es findet ein umfassender Technologietransfer statt. Eine unglaubliche<br />
Vielzahl „chinesische(r) Universitäten und Institute“ 212 befasst sich mit dieser Magnetschwebetechnologie<br />
und saugt begierig alle verfügbaren Informationen auf, wie ein Manager von<br />
Thyssen berichtete. 213 Bevor Thyssen und Siemens die Trasse in Shanghai fertig stellen können,<br />
präsentierten chinesische Ingenieure in allen Tageszeitungen Chinas stolz die Entwicklung<br />
einer eigenen Magnetschwebebahn, die im Geheimen auf einem Militärgelände in Zentralchina<br />
getestet wurde. 214 Es ist zu vermuten, dass sie damit in die Position der Erfinder dieser<br />
Technologie rücken wollen.<br />
Beim Bau der Stützen und Fahrwegtrassen halten die Chinesen ihre Methoden bereits für überlegen<br />
und verweigern jegliche Einsicht. "Die Tore zu ihrer Fabrik halten sie dicht", sagte<br />
<strong>Transrapid</strong>-Cheftechniker Hans Georg Raschbichler, "wir dürfen nicht rein." 215<br />
Man ist sicherlich kein Prophet, wenn man davon ausgeht, dass die Chinesen diese ausgereifte<br />
und erprobte Technik landesweit einsetzen werden und bei ihrem Tempo die zunächst vorgesehenen<br />
8000 km Streckennetz schon bald gebaut haben werden. 216<br />
Deutschland sicherte China jedenfalls vorbehaltlose Unterstützung beim Bau der <strong>Transrapid</strong>strecke<br />
in Shanghai zu und stellte zusätzlich 200 Millionen D-Mark zur Verfügung. 217 Tatsächlich<br />
wurde hier nicht nur ein „Exportgeschäft“ getätigt, vielmehr ist durch diesen umfassenden<br />
Technologietransfer eine weitere Schlüsseltechnologie vermutlich vollständig ausgewandert.<br />
Mit der Praxiseinführung erlangen die Chinesen hierin sehr schnell einen enormen<br />
212<br />
Verblasste Träume. Internet: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,170627,00.html.<br />
213<br />
Vgl. Verblasste Träume. Internet: http://www.managermagazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,170627,00.html.<br />
214<br />
Erling, Johnny: Schneller als Siemens und Thyssen. In: Die Welt v. 08.04.2002<br />
215<br />
Ebd.<br />
216<br />
Vgl. 8000 Kilometer Strecke für Hochgeschwindigkeitszüge. In: Hessische Niedersächsische Allgemeine<br />
(HNA) v. 30.11.2001.<br />
217<br />
Deutschland sichert China vorbehaltlose Unterstützung beim Bau des <strong>Transrapid</strong> zu. In: Berliner Morgenpost<br />
v. 21.05.2001.<br />
80
Technologievorsprung. Dies beginnt mit der großtechnischen Produktion der einzelnen Komponenten<br />
durch Entwicklung völlig neuer Produktionsverfahren und dem Gewinn neuer Erkenntnisse<br />
im Anwendungsbereich. 218<br />
Einem Irrglauben unterliegt wohl auch derjenige, der meint, die Chinesen würden die Fertigung<br />
der einzelnen Komponenten weiterhin der deutschen Industrie überlassen und damit<br />
Arbeitsplätze in Deutschland schaffen. „Sie werden die Fahrzeuge produzieren, ebenso die so<br />
genannten Stator-Pakete, also die Antriebsmagnete, die derzeit noch am <strong>Transrapid</strong>-<br />
Heimatstandort Kassel gefertigt werden.“ 219 Sie werden eine eigenständige völlig unabhängige<br />
Magnetschnellbahnindustrie entwickeln, die in scharfer Konkurrenz zur deutschen stehen<br />
wird. 220<br />
Aus deutscher Sicht bleibt nur ernüchtert festzustellen, dass die Entscheidung, der Deutschen<br />
Bahn AG unter Beteiligung der Lufthansa AG, die Erprobung, die Genehmigung und den<br />
Betrieb der Magnetschwebetechnologie zu übertragen als fataler politischer Fehler anzusehen<br />
ist. Die Interessenkonflikte waren offenkundig. Dass die Eisenbahn nicht von „Eisenbahnern“<br />
erfunden wurde, ist bekannt, warum sollten sie dennoch eine Magnetschwebebahn entwickeln.<br />
221 Der Webfehler im System liegt u.E. in der Verhinderung von Wettbewerb um das<br />
beste Verkehrssystem.<br />
Schon 1979, als der TR 05 auf der IVA in Hamburg 50.000 Passagiere beförderte, war der<br />
Zeitpunkt gekommen, an dem kurze Anwendungsstrecken zur weiteren Erprobung hätten gebaut<br />
werden müssen. Stattdessen haben die alten Industrien die Entscheidung für den Bau der<br />
ICE Strecken durchgesetzt. Man schaffte dadurch Fakten. Der <strong>Transrapid</strong> wurde zur weiteren<br />
Erprobung ins Emsland verbannt. Die enormen technischen Fortschritte, die er dort dennoch<br />
erzielte, führten nicht zu einem Umdenken. Auch die Katastrophe von Eschede am<br />
03.06.1998 des ICE „Wilhelm Conrad Röntgen“ hat keinerlei Diskussion um Alternativen<br />
ausgelöst, um die scheinbar an ihre Grenzen gestoßene Rad-/Schiene-Technik. Nirgends wird<br />
erwähnt, dass ein solcher Unfall mit der Magnetschwebetechnik ausgeschlossen wäre. 222 Es<br />
hat den Anschein, dass hier eine offene Diskussion regelrecht unterdrückt worden ist.<br />
Auch europaweit ergriff die Deutsche Bahn AG die Initiative für den Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes,<br />
indem sie am 18. Dezember 1999 mit der französischen Eisenbahngesellschaft<br />
SNCF, die Entwicklung eines in ganz Europa einsetzbaren Hochgeschwindigkeitszuges<br />
in Rad-/Schiene-Technik bis 2010 vereinbarte. 223<br />
Im Gegenzug verkündete Bundesverkehrsminister Klimmt am 05.02.2000 das entgültige Aus<br />
für die durchgeplante, baureife und weitgehend finanzierte Anwendungsstrecke Hamburg –<br />
Berlin, 224 da sie nach Auffassung der Deutschen Bahn AG nicht wirtschaftlich zu betreiben<br />
sei. 225 Mit Enttäuschung reagierte der Thyssen-Betriebsrat auf diese Entscheidung und bezeichnete<br />
den Bahnchef Mehdorn als den „Totengräber dieser Technologie“ 226 Thyssen hat<br />
Hunderte von Stellen abgebaut und langjährige Mitarbeiter abfinden müssen. Mit dem plötzli-<br />
218 <strong>Transrapid</strong> in China. Organisierter Geheimnisverrat, Spiegel Online. Internet:<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,212146,00.html (02.09.2002).<br />
219 Verblasste Träume. Internet: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,170627,00.html.<br />
220 Vgl. <strong>Transrapid</strong> in China. Organisierter Geheimnisverrat, Spiegel Online. Internet:<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,212146,00.html (02.09.2002).<br />
221 Wackermann, Gabriel: Hat die Zukunft noch Räder? In: FAZ v. 25.07.1998.<br />
222 Vgl. Kapitel 2.1 Fahrwegumgreifendes Schwebeprinzip.<br />
223 Schubsky, Detlev: Magnet-Schnellbahn <strong>Transrapid</strong>. Ein Verkehrssystem für das dritte Jahrtausend. Zur Geschichte<br />
der Magnetbahn, Lathen: <strong>Transrapid</strong> Versuchsanlage Emsland (TVE), 2002.<br />
224 Ebd.<br />
225 Vgl. http://www.transrapid.de, Historie der Magnetschwebebahn.<br />
226 „Mehdorn ist der Totengräber dieser Technologie“. In: Spiegel Online,<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,63067,00.html, v. 05.02.2000 (02.09.2002).<br />
81
chen und unerwarteten Auftrag aus China wurden ehemalige und neue Mitarbeiter händeringend<br />
gesucht und Mehrschichtbetrieb eingeführt. 227<br />
Bei allen aufgezeigten Befürchtungen, die aus der Übernahme der Magnetschwebetechnologie<br />
durch die Chinesen erwachsen, schockt die Geschwindigkeit und gebietet die Zielstrebigkeit<br />
und der Mut, mit dem dies alles geschieht, höchste Anerkennung. Die Chinesen machen<br />
vor, wie man ein derartiges Projekt aus dem Nichts heraus verwirklicht. Alle Diskussionen<br />
um das Für und Wider, die hier um diese Technologie geführt wurden, sind nunmehr Schnee<br />
von Gestern. Die Einführung dieser Technologie konnte zwar verzögert werden, aufzuhalten<br />
war sie dennoch nicht. Es scheint geradezu so zu sein, dass die unter Verschluss gehaltene<br />
Magnetschwebetechnik sich nunmehr mit um so größerer Macht ausbreiten wird.<br />
Man wird später womöglich wieder einmal feststellen, dass eine gute Idee und ein marktfähiges<br />
Produkt in Deutschland entwickelt wurde, im Ausland gebaut wird und teuer wieder importiert<br />
werden muss. Beispiele dafür bieten eine ganze Reihe von Basis-Innovationen wie<br />
Fernsehen, Computer, Telefax oder Bildplatte. 228 Diese Liste lässt sich noch verlängern.<br />
Man mag nicht daran denken, wie viele Chancen dadurch vergeben wurden, wie viele Arbeitsplätze<br />
nicht entstanden und welche volkswirtschaftlichen Schäden damit angerichtet<br />
wurden.<br />
Der Ausblick auf verschiedene Projektstudien zeigt, welch ungeheueres Entwicklungspotential<br />
diese geniale Magnetschwebetechnologie eröffnet.<br />
Ein interessantes Projekt dieser Art ist der SWISSMETRO. Der Schweizer Ingenieur Rudolphe<br />
Nieth rief die Idee eines solchen unterirdischen <strong>Transrapid</strong> ins Leben, der die Verknüpfung<br />
wichtiger Ballungszentren und Gebiete der Schweiz sicherstellen soll. 229 Das gebirgige<br />
Terrain, die hohe Bevölkerungsdichte und die Entwicklung beim Umweltschutz bewirken<br />
Schwierigkeiten bei dem Bau neuer oberirdischer Verkehrswege. Eine ideale Möglichkeit<br />
diese Schwierigkeiten zu umgehen, stellt ein unterirdisches Transportsystem dar. 230<br />
Auf den ersten Blick scheint der Gedanke eines Verkehrssystems tief unter der Erde kaum<br />
vorstellbar. Doch die Idee zu einer solchen unterirdischen Magnetschwebebahn stammt schon<br />
von Hermann Kemper. Für schnelles Reisen bei geringem Energieaufwand sollte die Magnetschwebebahn<br />
in einer Vakuumröhre verkehren.<br />
Bei der SWISSMETRO soll ein Teilvakuum für die Reduzierung des Luftwiderstandes in<br />
dem Tunnel sorgen. Im Fahrzeuginneren wird der Druck genau wie in einem Flugzeug ausgeglichen.<br />
Mit bis zu Tempo 500 km/h soll dabei die Strecke Genf - Zürich in nur 57 min zurückgelegt<br />
werden. Heute werden noch 3 Stunden benötigt.<br />
Die Ausweitung des SWISSMETRO-Netzes auf ganz Europa wird ebenfalls diskutiert. 231<br />
Amerikanische und japanische Forscher arbeiten an einem weltweiten Vakuumröhrennetz mit<br />
Magnetschwebebahnen. 232 Sie halten es durchaus für möglich, Passagiere in nur zwei Stunden<br />
von Bristol in Großbritannien nach Boston USA zu befördern. Der amerikanische Wissenschaftler<br />
Frank Davidson hatte die Idee für einen derartigen „transatlantischen Tunnel“. 233<br />
227<br />
China Projekt sichert rund 1000 Stellen. In: HNA v. 05.04.2002.<br />
228<br />
Vgl. Gürtler, Detlef; Lotter, Wolf: <strong>Transrapid</strong> oder Die Unfähigkeit zu träumen. In: Brand Eins v. 01/99.<br />
229<br />
Vgl. SWISSMETRO A.G.: Swissmetro – die Zukunft beginnt heute, Genf, 2002.<br />
230<br />
Ebd.<br />
231<br />
Ebd.<br />
232<br />
Weiper, Felix: Fliegen ohne Flügel, fahren ohne Räder. In: Der Wecker v. 24.02.2002.<br />
233 Ebd.<br />
82
Wer Davidsons Traum für eine Utopie hält, der sollte allerdings bedenken, dass sein letztes<br />
Projekt zunächst ebenso undurchführbar erschien: ein Tunnel unter dem Ärmelkanal.<br />
Auch für einen möglichen Eurorapid, der in der Zukunft eine schnelle Verbindung in ganz<br />
Europa sicherstellen soll, existieren bereits Machbarkeitsstudien. 234<br />
Die Vorstellungen von NASA-Raumfahrtforschern gehen sogar noch einen Schritt weiter,<br />
indem davon ausgegangen wird, in Zukunft mittels magnetischen Antriebssystemen Raketen<br />
in den Weltraum zu schießen. 235<br />
234 Vgl. Deutsche Magnetbahn Initiative Aktiengesellschaft: Eurorapid, Essen, 2001.<br />
235 Vgl. NASA propagiert baldige Besiedlung anderer Planeten. Internet: http://www.pmmagazin.de/de/wissensnews/wn_id83.htm.<br />
(31.08.2002).<br />
83
5 Anhang<br />
Literaturverzeichnis<br />
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2 M Consult, 2001.<br />
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(Magnetschwebebahnplanungsgesetz – MBPIG), Bonn, 23.11.1994.<br />
Cießow, Günter; Friedrich, Reinhard; Hochbruck, Hubert; Holzinger, Gerhard: Der Linearmotor<br />
und seine Energieversorgung. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>, Darmstadt: Hestra-Verlag,<br />
1989, S. 50-59.<br />
Deutsche Magnetbahn Initiative Aktiengesellschaft: Eurorapid, Essen, 2001.<br />
Deutsche Magnetbahn Initiative Aktiengesellschaft: Eurorapid, Essen.<br />
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Gürtler, Detlef; Lotter, Wolf: <strong>Transrapid</strong> oder Die Unfähigkeit zu träumen. In: Brand Eins v.<br />
01/99.<br />
Heilmeier, Erhardt; Rogg, Dieter: Magnetschwebebahnsysteme für hohe Geschwindigkeiten<br />
in Deutschland und Japan, Vergleich der Entwicklungsverläufe und der technischen und ökonomischen<br />
Merkmale. In: 2. International Conference – Electric Railway Systems/Elektrische<br />
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Henning, Uwe; Hellinger, Rolf; Nothhaft, Jürgen: Antriebstechnik für die Magnetbahnstrecke<br />
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Lindlar, Hans-Gerd: Machbarkeitsstudie für Magnetschnellbahnstrecken in Bayern und Nordrhein-Westfalen.<br />
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Magnetschnellbahn Berlin-Hamburg <strong>GmbH</strong> (Hrsg.): Fragen zum <strong>Transrapid</strong>. Die Magnetschnellbahn<br />
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Marx, Hans-Jürgen; Stöckl, Robert: Die Trassierung und Vermessung. In: Magnetbahn <strong>Transrapid</strong>,<br />
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Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme I, Vorlesungsverzeichnis, Wintersemester,<br />
Berlin: Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2000.<br />
Mnich, Peter: Neuartige und weiterentwickelte Bahnsysteme II, Vorlesungsverzeichnis,<br />
Sommersemester, Berlin: Betriebssysteme elektrischer Bahnen (TU), 2001.<br />
MVP Besucherzentrum: Das Projekt Magnet-Schnellbahn, Systemvorteile des <strong>Transrapid</strong> im<br />
Überblick, 2001.<br />
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Projekt Ruhr <strong>GmbH</strong>: In Zukunft schweben. Der METRORAPID in Nordrhein-Westfalen,<br />
Essen: Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
2001.<br />
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Rosenberg, Werner (Hrsg.): <strong>Transrapid</strong> in der Diskussion, Berlin: Technische Universität<br />
Berlin, 1995.<br />
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Universität Berlin, 1995.<br />
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Ronellenfitsch, Michael: Die Zulassung des <strong>Transrapid</strong> Hamburg – Berlin, Tübingen: Facharbeit,<br />
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Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S. 30-31.<br />
86
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(TVE), 2002.<br />
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Sommersemester, Berlin: Betriebssysteme Elektrischer Bahnen (TU), 2001.<br />
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Darmstadt: Hestra-Verlag, 1989, S. 32-35.<br />
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Hestra-Verlag, 1989, S. 25-29.<br />
Spitzner, Meike: Der <strong>Transrapid</strong>: Kostspielige Verkehrserzeugung statt notwendige Verkehrsvermeidung.<br />
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Berlin: Technische Universität Berlin, 1995.<br />
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<strong>Transrapid</strong> International <strong>GmbH</strong> & Co: Hochtechnologie für den „Flug in Höhe 0“, Berlin,<br />
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Berlin: TRI, 2001.<br />
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China Projekt sichert rund 1000 Stellen. In: HNA v. 05.04.2002.<br />
Deutschland sichert China vorbehaltlose Unterstützung beim Bau des <strong>Transrapid</strong> zu. In: Berliner<br />
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Erling, Johnny: Schneller als Siemens und Thyssen. In: Die Welt v. 08.04.2002.<br />
Grünes Licht für Metrorapid. Magnet-Schwebebahn für NRW. In: IHK-ZEITUNG (Wirtschaftsnachrichten<br />
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87
Klohn, André: Justitia und der defekte Radreifen. In: EMS-Zeitung v. 20.08.2002.<br />
Magnetbahn. Region hofft auf Projekte im Inland. In: Hessische Niedersächsische Allgemeine<br />
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Metrorapid-Zuschuss nicht für Flutschäden. In: Neue Ruhr Zeitung v. 22.08.2002.<br />
MVP Besucherzentrum. Erstmals Tempo 300. In: EMS-Zeitung v. 26.06.2002.<br />
Ape, Rainer: <strong>Transrapid</strong> gegen Arbeitslosigkeit. In: Neue Solidarität v. 01.08.2001.<br />
Rieting, Thomas: Ist Fliegen wirklich schöner? In: Meppener Tagespost v. 12.04.2002.<br />
Strutynski, Peter: Das gescheiterte Milliardenabenteuer. In: Freitag v. 22.10.1999. Internet:<br />
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<strong>Transrapid</strong> in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Buhlen um deutsche Strecken. In: Hessische-<br />
Niedersächsische Allgemeine (HNA) v. 16.01.2002.<br />
Wackermann, Gabriel: Hat die Zukunft noch Räder? In: FAZ v. 25.07.1998.<br />
Weiper, Felix: Fliegen ohne Flügel, fahren ohne Räder. In: Der Wecker v. 24.02.2002.<br />
Wiesheu, Otto: Maßstäbe setzen. <strong>Transrapid</strong>-Anbindung für Münchner Flughafen. In: Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung v. 11.06.2002.<br />
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(24.08.02).<br />
BUND kündigt verstärkten Widerstand gegen <strong>Transrapid</strong> an. Verkehrsminister Versagen vorgeworfen.<br />
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Die Chronik des <strong>Transrapid</strong>. Internet:<br />
http://www.chinaproject.de/projects/Chronik_<strong>Transrapid</strong>.htm (15.07.2002).<br />
DIE WELT: Neuer „Hoffnungsträger“ für die <strong>Transrapid</strong>-Trasse, 11.08.1999. Internet:<br />
http://www.welt.de/daten/1999/08/11/0811hw125059.htx (10.07.2002).<br />
Entscheidung über <strong>Transrapid</strong>-Zuschüsse. Internetadresse:<br />
http://www.wdr.de/themen/verkehr/schiene/metrorapid/entscheidung_gelder.jhtml<br />
(24.07.2002).<br />
Magnetschwebebahn Versuchs- und Planungsgesellschaft: http://www.mvp.de.<br />
„Mehdorn ist der Totengräber dieser Technologie“. In: Spiegel Online,<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,63067,00.html, v. 05.02.2000 (02.09.2002).<br />
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NASA propagiert baldige Besiedlung anderer Planeten. Internet: http://www.pmmagazin.de/de/wissensnews/wn_id83.htm.<br />
(31.08.2002).<br />
PRO BAHN Diskussionsplattform. In: http://www.pro-bahn.de/disk/rapid.htm (22.08.02).<br />
<strong>Transrapid</strong> in China. Organisierter Geheimnisverrat, Spiegel Online. Internet:<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,212146,00.html (02.09.2002).<br />
<strong>Transrapid</strong> International (TRI), http://www.transrapid.de, 08.08.02.<br />
<strong>Transrapid</strong>projekte: Der Streit geht weiter. Internetadresse:<br />
http://www.vistaverde.de/news/Wirtschaft/0202/25_transrapid.htm, 24.07.2002.<br />
Verblasste Träume. Internet: http://www.managermagazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,170627,00.html.<br />
89
Eidesstattliche Erklärung<br />
Hiermit versichern wir, die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter Verwendung der<br />
angegebenen Hilfsmittel verfasst zu haben.<br />
90
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