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<strong><strong>Paten</strong>brief</strong> 3/2011<br />

H<strong>an</strong>dicap International e.V.<br />

G<strong>an</strong>ghoferstr. 19, 80339 München<br />

in diesem <strong><strong>Paten</strong>brief</strong> berichtet<br />

Benjamin Nguyen, Leiter des<br />

Regionalprogrammes Kambodscha<br />

<strong>und</strong> Thail<strong>an</strong>d, von<br />

den Aktivitäten des Teams<br />

vor Ort.<br />

Er informiert sie über den aktuellen<br />

St<strong>an</strong>d der Projekte<br />

<strong>und</strong> er erzählt die Geschichte<br />

der taubstummen Sopheak,<br />

die von H<strong>an</strong>dicap International<br />

betreut wird.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß<br />

bei der Lektüre.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Irmgard Czech<br />

Spenderservice H<strong>an</strong>dicap International e.V.<br />

Liebe Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>e,<br />

seit 14 Monaten habe ich nun<br />

schon die Ehre die Programme<br />

in Kambodscha <strong>und</strong> Thail<strong>an</strong>d<br />

zu leiten. Ich freue mich<br />

sehr, dass ich Ihnen auch<br />

heute wieder einmal von <strong>unsere</strong>n<br />

Projektaktivitäten, die<br />

<strong>Sie</strong> so großzügig unterstützen,<br />

berichten k<strong>an</strong>n.<br />

Seitdem seit einigen Monaten<br />

eine neue parlamentarische<br />

Projektpatenschaft<br />

Kambodscha<br />

Oktober 2011<br />

Mehrheit in Thail<strong>an</strong>d <strong>an</strong> der<br />

Macht ist <strong>und</strong> im Juli 2011<br />

ein neuer Premierminister<br />

gewählt wurde, hat sich die<br />

Beziehung zwischen Kambodscha<br />

<strong>und</strong> Thail<strong>an</strong>d wieder etwas<br />

stabilisiert. Diese war<br />

aufgr<strong>und</strong> von politischen <strong>und</strong><br />

militärischen Konflikten in<br />

der Grenzregion Thail<strong>an</strong>d/<br />

Kambodscha nördlich der<br />

Tempel<strong>an</strong>lage Angkor Wat<br />

dramatisch <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nt.<br />

Ein Junge wird im Rehabilitationszentrum Kompong Cham beh<strong>an</strong>delt.


<strong><strong>Paten</strong>brief</strong> - 3/2011<br />

Nach mehr als zwei Jahrzenten<br />

Krieg erlebt Kambodscha<br />

<strong>einen</strong> W<strong>an</strong>del. Die L<strong>an</strong>dschaft<br />

ändert sich – in der Hauptstadt<br />

Phnom Penh wird viel<br />

gebaut <strong>und</strong> in den Städten<br />

findet m<strong>an</strong> zunehmend mehr<br />

Roller <strong>und</strong> Autos.<br />

Diese neue Entwicklung hat<br />

zur Folge, dass die Anzahl der<br />

Verkehrsunfälle stark zunimmt.<br />

Trotz der Präventionsmaßnahmen<br />

<strong>unsere</strong>r Kollegen<br />

von H<strong>an</strong>dicap International<br />

Belgien ist die Anzahl<br />

der Verunglückten immer<br />

noch sehr hoch: von den<br />

18.287 Menschen, die 2010 in<br />

<strong>einen</strong> Verkehrsunfall verwickelt<br />

waren, starben 1.816.<br />

Das sind fast fünf Todesopfer<br />

jeden Tag! Die Überlebenden<br />

leiden meist unter schweren<br />

Behinderungen.<br />

Obwohl sich die Lebensbedingungen<br />

zumindest <strong>für</strong> einige<br />

Bevölkerungsgruppen deutlich<br />

verbessert haben, lebt die<br />

Mehrheit der Kambodsch<strong>an</strong>er<br />

weiterhin in sehr armen Verhältnissen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

ist es unabdingbar, dass H<strong>an</strong>dicap<br />

International seine Projekte<br />

in Kambodscha auch in<br />

Zukunft fortsetzt.<br />

Aktuelles aus den Projekten<br />

Eine neue Phase <strong>unsere</strong>s Projektes<br />

zur „Förderung Einkommen<br />

schaffender Maßnahmen<br />

<strong>für</strong> Minenopfer <strong>und</strong> <strong>an</strong>dere<br />

Menschen mit Behinderung"<br />

geht <strong>an</strong> den Start.<br />

Durch das Projekt sollen vor<br />

allem die Kapazitäten der lokalen<br />

Behörden <strong>und</strong> der nicht<br />

-staatlichen Akteure in den<br />

Bereichen „Einkommenserzielung“<br />

<strong>und</strong> Berufsausbildung<br />

gestärkt werden.<br />

Ziele des Projekts:<br />

1) Die Kapazitäten der lokalen<br />

Akteure sollen gestärkt<br />

werden, damit sie Menschen<br />

mit Behinderung schneller<br />

identifizieren <strong>und</strong> Ressourcen<br />

Der neunjährige Chin Ch<strong>an</strong> leidet <strong>an</strong> Polio.<br />

Trotzdem geht er mit den nicht behinderten Kindern zur Schule.<br />

Seite 2<br />

zu ihrer Unterstützung mobilisieren<br />

können.<br />

2) Die Akteure sollen ermutigt<br />

werden, Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> „Einkommenserzielung“<br />

auch als inklusive<br />

Leistungen <strong>für</strong> Menschen mit<br />

Behinderung in ausgewählten<br />

Gemeinden <strong>an</strong>zubieten.<br />

3) Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />

von Menschen<br />

mit Behinderung <strong>und</strong> ihrer<br />

Familien soll verbessert werden.<br />

Die Übertragung der Verwaltung<br />

des Rehabilitationszentrums<br />

in Kompong Cham auf<br />

die kambodsch<strong>an</strong>ische Regierung<br />

bereitet uns leider einige<br />

Schwierigkeiten.<br />

Der Fokus <strong>unsere</strong>r Arbeit<br />

liegt indes auf <strong>unsere</strong>n Rehabilitationsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong><br />

dem Aufbau einer Struktur<br />

zur bedürfnisgerechten Versorgung<br />

<strong>unsere</strong>r Patienten<br />

durch qualifiziertes Fachpersonal<br />

sowie mit qualitativen<br />

<strong>und</strong> zertifizierten Produkten.<br />

Das Zentrum soll auch nach<br />

der vollständigen Übertragung<br />

<strong>an</strong> die Regierung so wie<br />

bisher fortbestehen.<br />

Nachdem am 30. September<br />

hier in Kambodscha die Schule<br />

wieder <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen hat,<br />

k<strong>an</strong>n ich Ihnen heute von den<br />

neusten Entwicklungen <strong>unsere</strong>s<br />

Projekts zur Inklusiven Bildung<br />

berichten. Dieses Pilotprojekt<br />

zur Integration von<br />

Kindern mit Behinderung in<br />

Regelschulen wurde in der<br />

Region Battamb<strong>an</strong>g eingeführt.


<strong><strong>Paten</strong>brief</strong> - 3/2011<br />

Während der Sommermonate<br />

wurde alles <strong>für</strong> die Ausbildung<br />

von Kindern mit Behinderung<br />

vorbereitet – Lehrer,<br />

Betreuer <strong>und</strong> der Schulleiter<br />

wurden im Hinblick auf das<br />

Thema Inklusive Bildung geschult.<br />

Darüber hinaus wurden weitere<br />

Schulungen zu den Themen<br />

„Entwicklung von Kindern“,<br />

„Menschenrechte“,<br />

„Barrierefreie Schulen“ <strong>und</strong><br />

„Hindernisse <strong>für</strong> Kinder mit<br />

Behinderung in Schulen“ <strong>an</strong>geboten.<br />

In den Provinzen Battamb<strong>an</strong>g<br />

<strong>und</strong> Kompong Cham startete<br />

vor einiger Zeit unser HIV/<br />

AIDS-Projekt. Dieses ist inzwischen<br />

in weiten Kreisen<br />

als Pionier im Bereich der<br />

Aufklärung von taubstummen<br />

Frauen über HIV <strong>und</strong> AIDS<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Eines dieser taubstummen<br />

Mädchen ist<br />

Sopheak. Einige von Ihnen<br />

werden bereits im Juli 2009<br />

die Geschichte von Sopheak<br />

gelesen haben, doch heute<br />

möchte ich Ihnen berichten,<br />

wie sich das Mädchen in den<br />

letzten zwei Jahren entwickelt<br />

hat.<br />

Ich bed<strong>an</strong>ke mich <strong>für</strong> Ihre<br />

großzügige Unterstützung.<br />

Die Programme Kambodscha<br />

<strong>und</strong> Thail<strong>an</strong>d sind auch die<br />

Ihren.<br />

Benjamin Nguyen<br />

Programmdirektor von H<strong>an</strong>dicap International<br />

in Kambodscha <strong>und</strong> Thail<strong>an</strong>d<br />

Die Geschichte von<br />

Sopheak<br />

Sopheak ist seit ihrer Geburt<br />

taubstumm. Heute ist sie 21<br />

Jahre alt <strong>und</strong> wohnt bei ihrer<br />

Großmutter. Einer sehr bescheidenen<br />

Frau, die in einem<br />

kl<strong>einen</strong> Dorf in der Region<br />

Kompong Cham lebt. Im Alter<br />

von drei Jahren hat Sopheak<br />

ihren Vater verloren. Als sie<br />

16 Jahre alt war, starb ihre<br />

Mutter.<br />

Mit sechs Jahren wollte sie,<br />

wie die <strong>an</strong>deren Kinder aus<br />

dem Dorf, zur Schule gehen.<br />

Ihre Mutter brachte sie damals<br />

zur Schule, aber sie<br />

wurden wegen Sopheaks Behinderung<br />

sofort fortgeschickt.<br />

<strong>Sie</strong> k<strong>an</strong>n deshalb weder<br />

lesen noch schreiben <strong>und</strong><br />

hat auch heute noch große<br />

Sopheak mit ihrer Großmutter.<br />

Seite 3<br />

Schwierigkeiten sich zu verständigen.<br />

Als Sopheak 15 war, wurde<br />

sie von einem Nachbarsjungen<br />

vergewaltigt. Er nutzte<br />

ihre Behinderung schamlos<br />

aus. Da sie nichts von ihren<br />

Rechten wusste <strong>und</strong> nicht in<br />

der Lage war, das Erlebte in<br />

Worte zu fassen, hat sie ihren<br />

Vergewaltiger nie <strong>an</strong>gezeigt.<br />

Doch die Vergewaltigung hatte<br />

schwerwiegende Konsequenzen<br />

<strong>für</strong> Sopheak – sie<br />

wurde schw<strong>an</strong>ger <strong>und</strong> lies das<br />

Kind abtreiben.<br />

Mit 18 Jahren lief das Mädchen<br />

von Zuhause fort <strong>und</strong><br />

f<strong>an</strong>d sich h<strong>und</strong>ert Kilometer<br />

weit weg in der kambodsch<strong>an</strong>ischen<br />

Hauptstadt Phnom<br />

Penh wieder. Verletzlich <strong>und</strong><br />

allein in dieser großen Stadt,


<strong><strong>Paten</strong>brief</strong> - 3/2011<br />

wurde sie erneut Opfer einer<br />

Vergewaltigung. Wieder folgte<br />

das gleiche schreckliche<br />

Szenario – eine Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

gefolgt von einer Abtreibung.<br />

Glücklicherweise<br />

wurde sie von einer Hilfsorg<strong>an</strong>isation<br />

entdeckt <strong>und</strong> wieder<br />

zu ihrer Großmutter zurückgebracht.<br />

Anf<strong>an</strong>g 2008 hat H<strong>an</strong>dicap<br />

International in Kambodscha<br />

Menschen mit Behinderung<br />

zum Thema HIV/ AIDS befragt,<br />

um ihren Wissensst<strong>an</strong>d<br />

zu diesem Thema zu ermitteln.<br />

Im Rahmen dieser Umfrage<br />

hat ein Mitarbeiter von<br />

H<strong>an</strong>dicap International auch<br />

die taubstumme Sopheak getroffen.<br />

Zu dieser Zeit war die<br />

junge Frau verzweifelt, komplett<br />

isoliert <strong>und</strong> bef<strong>an</strong>d sich<br />

körperlich <strong>und</strong> psychisch in<br />

einem beunruhigenden Zust<strong>an</strong>d.<br />

Die Mitarbeiter von H<strong>an</strong>dicap<br />

International haben sie erst<br />

einmal von einem Arzt untersuchen<br />

lassen. Der Arzt<br />

machte <strong>einen</strong> AIDS-Test <strong>und</strong><br />

Sopheak erfuhr, dass sie HIVpositiv<br />

ist.<br />

Durch die Unterstützung von<br />

H<strong>an</strong>dicap International fasste<br />

sie den Mut <strong>an</strong> den verschiedenen<br />

Integrationsprojekten<br />

einer lokalen Selbsthilfegruppe<br />

teilzunehmen. Die junge<br />

Frau wurde auch <strong>an</strong> eine spezialisierte<br />

medizinische Einrichtung<br />

zur <strong>an</strong>tiretroviralen<br />

Therapie überwiesen.<br />

Mittlerweile hat Sopheak Gebärdensprache<br />

gelernt <strong>und</strong><br />

wurde von <strong>unsere</strong>n Mitarbeitern<br />

über die Themen reproduktive<br />

Ges<strong>und</strong>heit, sexuelle<br />

Gewalt, Vorsorge <strong>und</strong> die<br />

Übertragung von AIDS aufgeklärt.<br />

Seit April 2011 ist Sopheak<br />

Mitglied in einer Selbsthilfegruppe<br />

<strong>für</strong> taubstumme Menschen.<br />

Die Teilnahme ermöglicht<br />

es ihr, ihre Kenntnisse<br />

der Gebärdensprache weiter<br />

zu verbessern <strong>und</strong> somit eine<br />

Bildung zu erhalten, die es<br />

ihr später ermöglichen wird,<br />

Fotos:<br />

S. 1 oben © H<strong>an</strong>dicap International<br />

S. 1 unten © Nicolas Axelrod / H<strong>an</strong>dicap International<br />

S. 2 © Gaspard Durosselle / H<strong>an</strong>dicap International<br />

S. 3 <strong>und</strong> 4 © H<strong>an</strong>dicap International<br />

Sopheak lernt die Gebärdensprache.<br />

Seite 4<br />

eigenes Geld zu verdienen.<br />

Mit Hilfe von H<strong>an</strong>dicap International<br />

können sich diese<br />

Gruppen jeden Monat treffen,<br />

um Erfahrungen auszutauschen<br />

<strong>und</strong> ihre Probleme gemeinsam<br />

zu lösen.<br />

Heute ist Sopheak Mutter eines<br />

vier Monate alten Kindes<br />

– diesmal eine gewollte<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaft aus einer<br />

Liebesbeziehung. <strong>Sie</strong> hat<br />

Selbstvertrauen gewonnen<br />

<strong>und</strong> stellt sich den Herausforderungen<br />

des Lebens – trotz<br />

ihrer HIV-Infektion.

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