Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
eitet auf uns gekommen wäre. Diese Spekulationen sind auch durch<br />
die jüngsten Frühmenschenfunde, welche das Alter des Menschen immer<br />
weiter in die Vergangenheit zurück verlegen, noch nicht widerlegt,<br />
aber trotz der sensationellen Funde menschlicher Fußabdrücke neben<br />
den Abdrücken des Brontosaurus aus der Kreidezeit an der Uferbank<br />
des Paluxy-Flusses (Texas) allerdings auch noch nicht zweifelsfrei<br />
bestätigt worden.<br />
Obwohl also diese Hypothesen aus dem Umfeld der Astrophysik, der<br />
Erdgeschichte und der Paläontologie unbedingt anregen, zumal sogar<br />
menschliche Fußabdrücke in der Karbonformation gefunden wurden,<br />
und die Bedeutung ihrer Klärung nicht hoch genug veranschlagt werden<br />
kann, verliert man in ihrem Horizont das mythologische Problem<br />
selbst aus dem Auge, das die Drachenmärchen und speziell die <strong>Drachenkampf</strong>mythen<br />
uns stellen, deren Bearbeitung man aber auch nicht<br />
allein dem modernen Mythos der Psychoanalyse überlassen sollte. Sowohl<br />
die Historisierung der Drachenmythen und Drachenmärchen mit<br />
Hinweis auf die Ergebnisse der genannten Naturwissenschaften als<br />
auch die Übersetzung ihrer Geschichten in die Schemata der Persönlichkeitsentwicklung<br />
verlassen die Ebene von Mythos und Märchen<br />
und reduzieren sie auf die Rolle von Beispielen für moderne Paradigmata,<br />
die auf ganz anderen Wegen der Erkenntnis gefunden worden<br />
sind als auf dem Wege des mythischen Bewußtseins.<br />
Es paßte den Psychoanalytikern gut, daß die offizielle Auffassung der<br />
Paläontologie über das Alter des Menschen eine Begegnung des Menschen<br />
mit den Sauriern ausschloß, so konnten sie schließlich auch das<br />
<strong>Drachenkampf</strong>motiv als ein rein psychogenes Motiv postulieren. Die<br />
Schule von Jung zählt es zu den Archetypen des kollektiven Unbewußtseins.<br />
Tiefenpsychologisch steht der Drache für das Streben und<br />
die Vitalität, die noch nicht von der Vernunft gezähmt worden sind, für<br />
den Kampf mit sich selbst, d.h. mit den eigenen Trieben. Und da der<br />
Drache in uns im Verlaufe der Persönlichkeitsentwicklung meistens<br />
besiegt wird, repräsentiert der <strong>Drachenkampf</strong> dann auch einen Übergangsprozeß<br />
von einer Entwicklungsstufe zur nächsten, der Sieg dann<br />
den erfolgreichen Abschluß einer früheren Entwicklungsstufe und den<br />
Eintritt in eine neue. <strong>Der</strong> Held erscheint als das entwickelte Ich, das<br />
endlich die Führung des Verhaltens der Persönlichkeit übernommen<br />
hat und die Forderungen seiner Antriebe von dieser Realfunktion<br />
(=Ich) her beurteilt, erfüllt, verdrängt oder verweigert. In einer Perspektive,<br />
die sich besonders auf die Prägungen in der seelischen Entwicklung<br />
der Kindheit bis zur Pubertät konzentriert, wird der Kontra-<br />
7