24.04.2013 Aufrufe

Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

chthonischen Mächte versichert. Im Kontext matri-patrilokaler Residenzregeln<br />

(Sonderform der virilokalen Residenzregel) erscheint sowohl<br />

der Brauch des Brautdienstes als auch der Schwiegersohnprüfung,<br />

als deren gesteigerte Alternative auch der <strong>Drachenkampf</strong> oder die<br />

Prüfung der Sphinx (Rätsel) gelten dürfen, dann allerdings auch ohne<br />

Wechsel der Deszendenzregeln und angestammter Traditionen als<br />

Prüfungsmythos.<br />

Die germanische Heldensage beurteilt die Bedeutung der Metallzeit<br />

und seine Eroberungskriege dagegen in seiner dämonischen und unheilvollen<br />

Wirkung, der auch der Held nicht mehr gewachsen ist, sie<br />

verarbeitet die "Heldendämmerung" als Zeitsignatur. Sie schaut die<br />

Beschleunigung der Kontakte und Verbindungen zwischen den Kulturen<br />

der Völkerwanderungszeit, die das Metall provoziert hatte, sie<br />

schaut die früher unvorstellbar gewesene Ausdehnung der Reisewege,<br />

der Raub- und Expeditionszüge, die stets auch immer wieder durch die<br />

nackte Gier und Raublust veranlaßt worden ist, wenngleich die Not die<br />

Völker auf die Wanderung schickte. Die germanische Heldensage beurteilte<br />

einen historischen Prozeß, der mit der Bronzezeit erkennbare<br />

Züge angenommen hat und bis heute andauert; sie schaute im Schatz<br />

und Ring das Gegenbild zur beschützten oder bewachten Jungfrau,<br />

eine ungezügeltes Verlangen stimulierende oder weckende Lockung,<br />

den Aufreiz zu Übermüt und Wagnis, aber auch zum unmäßigen Genuß<br />

animalischer Lüste.<br />

Dem göttlichen Kosmos droht hier keine Gefahr mehr von den alten<br />

Drachen, die immer auch die Repräsentanten des nun dämonisierten<br />

Dunklen waren, keine Gefahr von den vorweltlichen Katastrophen und<br />

Herausforderungen, die Gefahr erscheint vielmehr innerhalb der neuen<br />

Ordnung selbst, die mit der Metallzeit die Kosmologie verwandelte<br />

und alle Sitten immer schneller preisgab an den Fortschritt und schließlich<br />

auch die Götter.<br />

Auch der Argonautenfahrt geht eine fluchbeladene Geschichte voraus,<br />

die in den gleichen Kontext verweist. Phrixus opferte den Widder, dem<br />

er sein Leben verdankte, dem laphytischen Zeus, und schenkte das goldene<br />

Vließ dem Vater seiner Frau, dem König von Kolchis, als diese<br />

ihm einen Sohn gebar. <strong>Der</strong> König der Kolchier nagelte das Vließ an eine<br />

Eiche (!), die von einem schlaflosen Drachen im heiligen Hain des<br />

Ares gehütet wurde. Auch der Raub dieses Vließes ist mit dem Sieg<br />

über den Wächter-Drachen und dem Gewinn einer königlichen Jungfrau<br />

verbunden, die aber hier gleichfalls nur als ein Motiv der Begierde<br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!