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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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Rolle, sie selbst bleiben vorerst verschont, denn zu ihrem Glück<br />

forderte Hreidmar als Lösegeld alles, d.h. auch den Ring.<br />

Die Versuchung, den Ring, der immer neue Schätze gab, zu behalten,<br />

war auch bei Odin groß. Diese Eigenschaft des Ringes, immer neue<br />

Reichtümer hervorzubringen, spielt auf das metallurgische Geheimnis<br />

an, auf die Fähigkeit und Kenntnis der Veredlung der Rohstoffe:<br />

Kupfer und Eisen, und auf die Kenntnis der Verarbeitung der Edelmetalle.<br />

Ein metallener Ring ist immer das Werkstück eines Schmiedes. Das<br />

metallurgische Wissen wird vermittelt durch den Hinweis auf das<br />

Werkstück. Erst dieses Wissen, erst der Besitz dieser Kunst bieten die<br />

Grundlage der Macht, die dieser Ring verspricht und erklären das<br />

Ansehen oder die Verachtung der Schmiede. Als Vermittler machtsteigernder<br />

Mittel werden sie verehrt, aber als Erzeuger der todbringenden<br />

Waffen oder als Werker im Schmutz (Unreinheit) werden sie<br />

geächtet oder verflucht. <strong>Der</strong> Hauptverwendungszweck ihrer Produkte<br />

bestimmt den Status der Schmiede in der jeweiligen Kultur und der<br />

durch sie geprägten Gesellschaft.<br />

Obwohl die germanische Sage nicht direkt von der Götterdämmerung<br />

spricht, weist doch alles auf sie hin; den Göttern sind jedenfalls die<br />

Hände gebunden. Hinnehmen müssen sie auch, was sonst noch um des<br />

Ringes willen geschieht, da ihr Schicksal allgemein mit dem der<br />

Menschen verbunden ist.<br />

<strong>Der</strong> menschliche Held verfehlt in dieser Sage seine Mission. Genauso<br />

wie der Ring die Riesen vernichtet, kommt auch der Held um, denn um<br />

seiner eigenen Interessen willen bediente er sich der gleichen listigen<br />

Machenschaften, die das Verhängnis, das er eigentlich abwenden sollte,<br />

erst heraufbeschworen haben.<br />

<strong>Der</strong> Schatz (Ring) und der Held werden von der Heldensage von Anfang<br />

an in jene Korrespondenz gebracht, die das Scheitern des Helden<br />

aus der Verwandlung des Wertes des Schatzes in sein Gegenteil erklärt,<br />

auf dessen Gewinn ja die ganze Genese des Helden aufgebaut ist,<br />

d.h. also auf dessen Untergang. So vermag zwar der Üble den Üblen zu<br />

besiegen, aber aus und von dem Übel kann solange nichts Gutes erstehen,<br />

wie das Üble nicht durch Unschuld und Reinheit geläutert wurde.<br />

Das Metall hat endgültig den alten kosmologischen Gleichklang vernichtet.<br />

Nicht mehr die Gewalten der Natur und der Unsterblichen<br />

beherrschen das menschliche Treiben, sondern jene Gier und Macht,<br />

die das durch Menschenhand verwandelte Metall in der Menschheitsgeschichte<br />

entfesselt hat. Die Schmiede und die Unterirdischen werden<br />

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