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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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Dem Goslaer Bilde, das in dieser Gegend häufiger vorkommt, entsprechen<br />

z.B. eine Abbildung auf einem nigerianischen Kultgefäß 5 und das<br />

Ritual des Tschöd Lama in der Jonangpa-Tradition, bei dem zwei<br />

Schlangen aus dem Mund oder den Nasenlöchern des praktizierenden<br />

Lama austreten, sowie die dazugehörigen tibetischen und nepalesischen<br />

Abbildungen. Dieses Ritual gehört unmittelbar zum Seelen- und<br />

Totenglauben des nichtreformierten Lamaismus.<br />

Über die weite Verbreitung eines vergleichbaren Glaubens auch im<br />

ältesten Deutschland erfahren wir aus kunstgeschichtlichen Quellen. 6<br />

Auch diese in die Mysterien gehende Wendung des <strong>Drachenkampf</strong>es<br />

als einem Kampf des Heroen (auch als fortwirkende Seele begriffen)<br />

gegen seine niederen Instinkte oder<br />

gegen das Böse, gegen seine Schwäche<br />

und Hinfälligkeit (Initiationsmythe)<br />

muß hier also berücksichtigt werden,<br />

denn der Seelendrachenglauben<br />

ist, wenn er noch mit dem lebendigen<br />

Mythos verbunden ist, nur eine mikrokosmische<br />

Version des kosmologischen<br />

<strong>Drachenkampf</strong>es. In dieser Welt<br />

oder Kultur heißt es noch: „Unten so<br />

wie Oben“.<br />

Entsprechend fällt die Begründung der<br />

Situation aus, in welche die Mythe die<br />

Handlung versetzt: einmal ist es der<br />

Kampf um die Vormacht im Pantheon<br />

(mesopotamisch, ägyptisch, griechisch,<br />

germanisch, chinesisch, japanisch etc.), dann ist die Mythe<br />

theogonisch-kosmologisch. Diese Fassung löst das Bild vom kosmologischen<br />

Gleichklang des Werdens und Vergehens, des Lebens und<br />

Sterbens oder von yin und yang ab. <strong>Der</strong> geschlossene Drachenring löst<br />

sich auf in seine zwei Pole, die sich nun dramatisch bekämpfen. Aus<br />

jener Konsonanz ist diese Dissonanz zwischen Leben und Sterben<br />

hervorgegangen.<br />

<strong>Der</strong> Vorgang der Polarisierung aus dem Ring der Einheit läßt sich nach<br />

drei symbolischen Schemata unterscheiden: 1) <strong>Der</strong> Schlangenring aus<br />

5 Ritualgefäß von Koiwo Layout, Ife Nationalmuseum Lagos, Inv. Nr. 79 R 13<br />

6 H.Karlinger, Die romanische Steinplastik in Altbayern und Salzburg, Augsburg<br />

1924; E.Jung, Götter und Helden in christlicher Zeit, München 1922

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