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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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105<br />

der Held seine Tiere mit der Krücke, da waren sie auch schon tot und<br />

gleich darauf auch der Held.<br />

<strong>Der</strong> nördliche Bruder kehrte unterdessen zu ihrem Baum zurück, an<br />

dem sie sich verabschiedet hatten, und sah, daß das Messer seines<br />

Bruders zu Boden gefallen war. Er machte sich deshalb sofort auf den<br />

Weg nach Süden und kam in das Königreich, wo der Drachen besiegt<br />

wurde. Dort wies man ihn weiter in das Tal der Menschenfresser, aus<br />

dem der Held nicht mehr zurückgekommen war. Auch er begab sich<br />

also dorthin und schlug in der Schlucht sein Lager auf. Wieder näherte<br />

sich die Menschenfresserin in Bettlergestalt und bat um etwas Tee und<br />

wieder gab die Bettlerin vor, sich vor den Tieren zu fürchten und bat<br />

den nördlichen Bruder, seine Tiere mit ihrer Krücke leicht zu schlagen.<br />

Doch der nördliche Bruder ging auf diesen Gebrauch der Krücke nur<br />

scheinbar ein, so daß die Hexe, als sie ins Lager sprang, sofort von<br />

seinen Tieren überwältigt werden konnte.<br />

Er zwang sie zur Herausgabe des Bruders und seiner Tiere und nahm<br />

ihr das Versprechen ab, nichts Böses mehr zu tun.<br />

Nachdem sich die Brüder erholt hatten, zogen sie gemeinsam zum<br />

König, dessen Reich sie von dem Drachen befreit hatten, um ihren<br />

Lohn einzufordern.<br />

Auf dem Wege erfuhren sie aber, daß die Prinzessin den Minister heiraten<br />

sollte, der versucht hatte, den südlichen Bruder nach dem <strong>Drachenkampf</strong><br />

zu töten.<br />

So stellten sie vor dem Haus des Königs ihr Lager auf und schickten<br />

den Bären, um Tschang zu holen, den Fuchs um Fleisch und schließlich<br />

den Hasen zur Prinzessin, die sich freute, ihren Retter wiederzusehen.<br />

Nachdem die Prinzessin versicherte, nur ihren wahren Retter heiraten<br />

zu wollen, deckten die Brüder den Betrug des Ministers auf und forderten<br />

die Prinzessin zur Frau, welche die beiden Brüder dann auch<br />

heiratete (Polyandrie), während der Minister ins Gefängnis kam.<br />

Diese tibetische Märchenfassung stimmt also in den wesentlichen Zügen<br />

mit den europäischen Versionen des Zwei-Brüder-Märchens überein,<br />

sie variiert allerdings die Form der Ehe und den Zeitpunkt der<br />

Hochzeit, der hier erst nach der zweiten Prüfung des südlichen Bruders<br />

und der ersten Prüfung des nördlichen Bruders festgesetzt wird, so daß<br />

auch für sie die entsprechenden Korrelationen zur kabirischen<br />

Gruppierung gelten. Die genealogische Konstellation des tibetischen<br />

Zwei-Brüder-Märchens bildet das folgende Schema in deskriptiver<br />

Terminologie ab. Die tibetischen Verwandtschaftsnamen unterscheiden

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