Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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der Held seine Tiere mit der Krücke, da waren sie auch schon tot und<br />
gleich darauf auch der Held.<br />
<strong>Der</strong> nördliche Bruder kehrte unterdessen zu ihrem Baum zurück, an<br />
dem sie sich verabschiedet hatten, und sah, daß das Messer seines<br />
Bruders zu Boden gefallen war. Er machte sich deshalb sofort auf den<br />
Weg nach Süden und kam in das Königreich, wo der Drachen besiegt<br />
wurde. Dort wies man ihn weiter in das Tal der Menschenfresser, aus<br />
dem der Held nicht mehr zurückgekommen war. Auch er begab sich<br />
also dorthin und schlug in der Schlucht sein Lager auf. Wieder näherte<br />
sich die Menschenfresserin in Bettlergestalt und bat um etwas Tee und<br />
wieder gab die Bettlerin vor, sich vor den Tieren zu fürchten und bat<br />
den nördlichen Bruder, seine Tiere mit ihrer Krücke leicht zu schlagen.<br />
Doch der nördliche Bruder ging auf diesen Gebrauch der Krücke nur<br />
scheinbar ein, so daß die Hexe, als sie ins Lager sprang, sofort von<br />
seinen Tieren überwältigt werden konnte.<br />
Er zwang sie zur Herausgabe des Bruders und seiner Tiere und nahm<br />
ihr das Versprechen ab, nichts Böses mehr zu tun.<br />
Nachdem sich die Brüder erholt hatten, zogen sie gemeinsam zum<br />
König, dessen Reich sie von dem Drachen befreit hatten, um ihren<br />
Lohn einzufordern.<br />
Auf dem Wege erfuhren sie aber, daß die Prinzessin den Minister heiraten<br />
sollte, der versucht hatte, den südlichen Bruder nach dem <strong>Drachenkampf</strong><br />
zu töten.<br />
So stellten sie vor dem Haus des Königs ihr Lager auf und schickten<br />
den Bären, um Tschang zu holen, den Fuchs um Fleisch und schließlich<br />
den Hasen zur Prinzessin, die sich freute, ihren Retter wiederzusehen.<br />
Nachdem die Prinzessin versicherte, nur ihren wahren Retter heiraten<br />
zu wollen, deckten die Brüder den Betrug des Ministers auf und forderten<br />
die Prinzessin zur Frau, welche die beiden Brüder dann auch<br />
heiratete (Polyandrie), während der Minister ins Gefängnis kam.<br />
Diese tibetische Märchenfassung stimmt also in den wesentlichen Zügen<br />
mit den europäischen Versionen des Zwei-Brüder-Märchens überein,<br />
sie variiert allerdings die Form der Ehe und den Zeitpunkt der<br />
Hochzeit, der hier erst nach der zweiten Prüfung des südlichen Bruders<br />
und der ersten Prüfung des nördlichen Bruders festgesetzt wird, so daß<br />
auch für sie die entsprechenden Korrelationen zur kabirischen<br />
Gruppierung gelten. Die genealogische Konstellation des tibetischen<br />
Zwei-Brüder-Märchens bildet das folgende Schema in deskriptiver<br />
Terminologie ab. Die tibetischen Verwandtschaftsnamen unterscheiden