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Nr. 5 - Hamburg Ballett

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Szene aus »Faust«<br />

Wie Rodrigue opfert auch Valentin sein Leben<br />

für die Gesinnung. Mögen Sie solche Charaktere,<br />

die in keinem Fall bereit sind, Kompromisse<br />

einzugehen oder ihre Überzeugung zu<br />

hinterfragen?<br />

Rodion Pogossov: Beide Charaktere sind<br />

nicht bereit, Kompromisse einzugehen,<br />

wenn es um die dunkle Seite der Menschen<br />

geht. Sie kämpfen für das Gute, für das<br />

Menschliche – und das ist sehr viel schwieriger.<br />

Man muss schon sehr tapfer, stark und<br />

geduldig sein, und oft ist man in diesem<br />

Kampf ganz allein. Ich persönlich würde<br />

sehr gerne so mutig sein wie diese Operncharaktere.<br />

Es gibt nicht viele Menschen, die<br />

ihr Leben für einen Freund geben würden<br />

oder die einem Herrscher ins Gesicht sagen<br />

würden, dass er ein Tyrann ist.<br />

Es ist einfach, auf der Bühne ein Held zu<br />

sein, aber es ist etwas ganz anderes, sich im<br />

wirklichen Leben heldenhaft zu verhalten.<br />

Sie sind auf dem internationalen Parkett von<br />

der New Yorker Met bis zur Bayerischen<br />

Staats oper oder dem Teatro Comunale in Bologna<br />

ein gefragter Bariton. Wie konsequent<br />

oder wie kompromissbereit sind Sie, was Rollenangebote<br />

betrifft?<br />

Rodion Pogossov: Ich probiere gerne<br />

Neues aus, und ich mag es, mich selbst in<br />

eine neue Rolle hinein zu fühlen und zu entdecken,<br />

wie ich dann bin. Ich bin immer<br />

neugierig auf neue Figuren und finde es<br />

spannend, diese Charaktere zu verstehen<br />

und ihnen nahe zu kommen. Es ist ein ganz<br />

seltenes, aber sehr besonderes Gefühl, wenn<br />

es einem tatsächlich gelingt, sich in jemand<br />

anderen zu verwandeln, und sei es auch nur<br />

für 30 Sekunden. Ich würde mir nur wünschen,<br />

dass meine Stimme sich für alle Bariton-Partien<br />

des so vielfältigen Repertoires<br />

eignen würde. Ich bin ein lyrischer Bariton,<br />

daher kann ich nicht alle Partien singen, die<br />

mir gefallen. Vielleicht kommen mit der<br />

OPER Repertoire<br />

Zeit und mit der Erfahrung Mög lichkeiten<br />

dazu, später einmal mein Repertoire zu erweitern.<br />

Sie leben seit Jahren in New York. Gewinnt<br />

man da ein Verhältnis zur amerikanischen<br />

Lebensart oder fühlen Sie sich immer noch als<br />

Russe?<br />

Rodion Pogossov: Ich fühle mich auf<br />

eine Art multikulturell – aber meine Identität<br />

ist europäisch. Schon als Kind war ich es<br />

gewöhnt, viel zu reisen, und nun als Opernsänger<br />

bin ich erst recht häufig unterwegs.<br />

Auch von der Abstammung her bin ich in<br />

zwei Kulturen zu Hause: Mein Vater ist Armenier,<br />

meine Mutter Russin. Ich bin sehr<br />

glücklich, dass ich so viel von der Welt sehen<br />

kann und so verschiedene Menschen kennenlerne.<br />

Interview Bettina Bermbach und<br />

Annedore Cordes<br />

5.2012/13 JOURNAL 21

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