Nr. 5 - Hamburg Ballett
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BALLETT Wiederaufnahme<br />
»Romeo und Julia«<br />
Romeo und Julia<br />
<strong>Ballett</strong> von John Neumeier<br />
nach William Shakespeare<br />
Die Geschichte zweier Herzen<br />
Mit John Neumeiers »Romeo und Julia« kehrt eines der beliebtesten Handlungsballette<br />
der <strong>Hamburg</strong>er Compagnie an die Alster zurück. Zuletzt stand John Neumeiers Tanzdrama<br />
im Juli 2006 während der 32. <strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>-Tage auf dem Spielplan.<br />
12 JOURNAL 4.2012/13<br />
5.2012/13<br />
U<br />
Musik<br />
Sergej Prokofjew<br />
Choreografie und<br />
Inszenierung<br />
John Neumeier<br />
nsternbedroht seien die Liebenden, so August<br />
Wilhelm Schlegel in seiner Übersetzung<br />
des Prologs aus Shakespeares »Romeo<br />
und Julia«. Dem Tode bereits im Entstehen<br />
ihrer Liebe verfallen. Und dabei die große<br />
und unschuldige Liebe lebend, die gern die einzige genannt<br />
wird. Die Zeichen stehen nicht gut, sie deuten auf<br />
das Ende. Doch ist der Weg dahin in seiner Unvermeidbarkeit<br />
so kostbar, dass er gegangen sein will. Fassbar<br />
wird die Präsenz, der körpererfüllte Raum – was einst<br />
vergangen sein wird, ist noch nicht da und schwebt dennoch<br />
schon über allem.<br />
Die Unbedingtheit der Liebe zerstört sich selbst.<br />
Shakespeare spricht von »star-crossed lovers«, deren<br />
Verhängnis mit der selbstverantwortlichen Wahl eines<br />
weltverachtenden Gefühls sich verschlingt. Die Rasanz<br />
des Geschehens, bei Shakespeare innerhalb von nur vier<br />
Tagen und Nächten, weckt den Eindruck tragischer Unaufhaltsamkeit.<br />
Immer mehr wird die Isolierung der<br />
Liebenden vor dem Hintergrund einer lastenden Fatalität<br />
deutlich, deren dunkel aufziehende Wolken das mediterrane<br />
Licht trüben. Noch aber ist es nicht soweit. Im<br />
Schatten der Familienfehde der Montagues und Capulets<br />
wächst eine Generation heran, die ihr eigenes Recht<br />
auf Leben fordert. Julia, Capulets Tochter, ist fast noch<br />
ein Kind. Ihre Liebe zu Romeo besitzt einen Grad der<br />
Lloyd Riggins, Hélène Bouchet, Thiago Bordin<br />
Bühnenbild und Kostüme<br />
Jürgen Rose<br />
Musikalische Leitung<br />
Markus Lehtinen<br />
Philharmoniker <strong>Hamburg</strong><br />
Wiederaufnahme<br />
11. April 2013 | 19.00 Uhr<br />
Weitere Aufführungen<br />
12., 13., 17., 18., 19. April 2013<br />
19.00 Uhr<br />
Reinheit, der alles weitere vergessen lässt. Romeo hat die<br />
Ausschläge der Liebe durch Rosalinde bereits erfahren,<br />
was seine Leidenschaft zu Julia nur noch verstärkt. »Julia<br />
ist am Anfang naiv, unschuldig«, erläutert John Neumeier<br />
und ergänzt: »Romeo dagegen erfahren. Als Liebende<br />
tauschen sie sich aus, und jeder von ihnen wird<br />
gleichsam der andere: Romeo wird durch die Liebe ›entwaffnet‹,<br />
Julia findet durch Aktivität aus sich heraus. Am<br />
Anfang scheint es, als könne Julia nicht tanzen. Romeo<br />
beweist sich dagegen in seinem ersten Auftritt bereits als<br />
gewandter Tänzer. Am Grabe Julias aber kann er nicht<br />
mehr tanzen, und am Ende, wenn Romeo nicht mehr<br />
lebt, tanzt auch Julia nicht mehr. So habe ich versucht,<br />
für jede Situation den reichen menschlichen Inhalt von<br />
Shakespeares Stück in Bewegung umzusetzen.«<br />
In den Liebenden erkennt der Choreograf den Gegensatz<br />
von Aktivität und Passivität, von Unschuld und<br />
Erfahrung, aus dem heraus er die Essenz der Geschichte<br />
filtert: »›Romeo und Julia‹ ist mein erster Versuch, eine<br />
neue Dramaturgie durch die Regeln des psychologischrealistischen<br />
Theaters zu entwickeln.« Ausgehend von<br />
den unterschiedlichen psychologischen Ebenen entwirft<br />
John Neumeier in seinem ersten Handlungsballett – die<br />
<strong>Hamburg</strong>er Fassung des bereits in Frankfurt entstandenen<br />
<strong>Ballett</strong>s wurde 1974 uraufgeführt – eine breit angelegte<br />
Skala von Bewegungen: »Jede Bewegungsart sollte