Journal 6 - Hamburg Ballett
Journal 6 - Hamburg Ballett
Journal 6 - Hamburg Ballett
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JOURNAL<br />
JANUAR FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER Ausgabe 6 2007/08<br />
34. HAMBURGER BALLETT-TAGE 29. JUNI – 13. JULI 2008<br />
FRANCESCO CAVALLI<br />
La Calisto<br />
Premiere 3. Juli, Opera stabile<br />
Verklungene Feste Josephs Legende<br />
<strong>Ballett</strong>e von John Neumeier<br />
Premiere 29. Juni<br />
GIACOMO PUCCINI<br />
Turandot<br />
Wiederaufnahme 8. Juni
kiri te kanawa<br />
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schleswig-holstein musik festival
Die wichtigsten Veranstaltungen …<br />
■ Am 29. Juni eröffnen die 34. <strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>-Tage mit »Verklungene<br />
Feste« und »Josephs Legende« von Richard Strauss (Seite 2), dessen<br />
Tanzvisionen auf Werke von François Couperin gekoppelt werden mit John<br />
Neumeiers Neufassung des Einakters. »Joseph lernt fliegen« – für den<br />
<strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>intendanten beginnt erst am Ende die Mission des von<br />
Gott Erwählten. ■ In den Sternenhimmel schauen die Mitglieder des<br />
Internationalen Opernstudios: Francesco Cavallis »La Calisto« erzählt von<br />
den erotischen Verwirrungen zwischen Göttern und Menschen. Jupiter sucht<br />
wieder einmal amouröse Abenteuer, die diesmal mit der Verwandlung der<br />
Nymphe Calisto in ein Sternbild enden. Regisseurin Aldona Farrugia und<br />
02 14<br />
18<br />
IM BLICKPUNKT INHALT<br />
Dirigent Alexander Soddy geben Einblicke in das frühbarocke Juwel (Seite<br />
14). ■ Shooting-Star Andris Nelsons, designierter Chef des Birmingham<br />
Symphony Orchestra, gibt sein Staatsopern-Debüt mit Puccinis »Turandot«.<br />
Der junge lettische Dirigent spricht im »<strong>Journal</strong>« über seine Karriere und<br />
über die Herausforderungen von Puccinis letzter Partitur, die nun in prominenter<br />
Besetzung wiederaufgenommen wird (Seite 18). ■ Die Philharmoniker<br />
<strong>Hamburg</strong> gratulieren zum Geburtstag der Laeiszhalle. Schon vor genau<br />
100 Jahren spielten sie zur Eröffnung. Im Festprogramm musizieren<br />
sie Werke mit engem Bezug zur Geschichte der Musikhalle, die zugleich<br />
die Geschichte von <strong>Hamburg</strong>s ältestem Orchester spiegelt (Seite 26).<br />
hamburger ballett-tage Seite 2 premiere Seite 14 oper repertoire Seite 18 kinderseite Seite 24<br />
philharmoniker Seite 26 opernrätsel Seite 23 spielplan Seite 30 coupon, preise, impressum Seite 31 news Seite 32<br />
26<br />
JUNI, JULI 2008
HAMBURGER BALLETT-TAGE<br />
›DAS PROGRAMM‹<br />
Parzival – Episoden und Echo<br />
A Cinderella Story<br />
Weihnachtsoratorium<br />
2 | <strong>Journal</strong> 6<br />
Verklungene Feste (Probenfoto)<br />
Gastspiel des Stanislawsky Theaters Moskau<br />
Schwanensee<br />
Jewels<br />
foto: Stanislawsky Theater Moskau
34. <strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>-Tage<br />
29. Juni bis 13. Juli 2008<br />
So 29. Juni 18.00 Uhr Verklungene Feste – Premiere A<br />
Josephs Legende<br />
Mo 30. Juni 19.00 Uhr Erste Schritte <strong>Ballett</strong>schule<br />
Di 1. Juli 19.30 Uhr Verklungene Feste – Premiere B<br />
Josephs Legende<br />
Mi 2. Juli 19.30 Uhr Die kleine Meerjungfrau<br />
Do 3. Juli 19.30 Uhr Tod in Venedig<br />
Fr 4. Juli 19.30 Uhr Die Möwe<br />
Sa 5. Juli 19.30 Uhr Jewels<br />
So 6. Juli 19.30 Uhr Parzival – Episoden und Echo<br />
Di 8. Juli 19.30 Uhr Gastspiel<br />
Schwanensee<br />
Mi 9. Juli 19.30 Uhr Gastspiel<br />
Schwanensee<br />
Do 10. Juli 19.30 Uhr A Cinderella Story<br />
Fr 11. Juli 19.30 Uhr Verklungene Feste<br />
Josephs Legende<br />
Sa 12. Juli 20.00 Uhr Weihnachtsoratorium<br />
So 13. Juli 18.00 Uhr Nijinsky-Gala XXXIV<br />
J<br />
Die Möwe<br />
<strong>Ballett</strong>schule des HAMBURG BALLETT<br />
in der »Vierten Sinfonie von Gustav Mahler«<br />
Tod in Venedig<br />
Die kleine Meerjungfrau<br />
fotos: holger badekow<br />
<strong>Journal</strong> 6 | 3
BALLETT PREMIERE<br />
›VERKLUNGENE FESTE‹ ›JOSEPHS LEGENDE‹<br />
Verklungene Feste<br />
Josephs Legende<br />
Zwei <strong>Ballett</strong>e von John Neumeier<br />
Die Geschichte eines Erwählten, der die Sphären wechselt, seine Mission antritt und Potiphars Frau als Verkörperung<br />
menschlicher Sehnsucht zurücklässt – in »Josephs Legende« geht es um mehr als eine biblische Verführungsszene dekaden-<br />
ten Zuschnitts. John Neumeier bringt eine Neufassung seiner Kreation von 1977 heraus und kombiniert Josephs Weg mit<br />
einer Uraufführung des <strong>Ballett</strong>s »Verklungene Feste«, das auf Tanzvisionen von Richard Strauss zurückgreift.<br />
fotos: holger badekow »Springen, Fliegen, Schweben, bald im Tanz, bald im Traum«<br />
John Neumeier probt mit Carsten Jung und Catherine Dumont<br />
4 | <strong>Journal</strong> 6<br />
Musik<br />
Richard Strauss<br />
■ Schillernder kann man es sich nicht vorstellen,<br />
will man der Beschreibung von Harry Graf<br />
Kessler über die Entstehung der »Josephs Legende«<br />
aus dem Jahre 1912 folgen,die in seine gesammelten<br />
Schriften Eingang gefunden hat: »An<br />
einem jener Abende, wo die feinsten Köpfe des<br />
geistigen Paris sich im Restaurant Larue in der<br />
Rue Royale zwischen Mitternacht und drei Uhr<br />
zum Souper mit dem Russischen <strong>Ballett</strong> trafen,<br />
an einem Abend, an dem auch Hofmannsthal<br />
und Max Reinhardt zugegen waren, sprach<br />
Diaghilew mit einer Pascha-Geste den Wunsch<br />
Musikalische Leitung<br />
Christoph Eberle<br />
Choreografie, Inszenierung<br />
und Bühnenbild<br />
John Neumeier<br />
Kostüme<br />
Albert Kriemler – Akris<br />
aus, er möchte ein biblisches <strong>Ballett</strong> haben, aber<br />
nicht im biblischen Kostüm, sondern in einem<br />
venezianischen, etwa so wie es Paolo Veronese<br />
gemalt hat. Er wandte sich an Jean Cocteau, der<br />
neben mir saß, und dann auch an Hofmannsthal<br />
und mich, ob wir ihm nicht so etwas machen und<br />
vielleicht durch Richard Strauss komponieren<br />
lassen könnten? Sofort tauchte eine ganze Reihe<br />
von biblischen Stoffen auf, Cocteau schlug David<br />
vor,der vor der Arche tanzt,ein anderer Deborah,<br />
ein dritter Judith und Holofernes; Nijinsky,<br />
Reynaldo Hahn, ich glaube auch Proust, der aus-<br />
Premiere A 29. Juni, 18.00 Uhr<br />
Premiere B 1. Juli, 19.30 Uhr<br />
Weitere Aufführung<br />
11. Juli, 19.30 Uhr<br />
nahmsweise ebenfalls, ganz in dicke Halstücher<br />
eingemummt, zugegen war, mischten sich ins<br />
Gespräch, das bald wie ein verheerender Brand<br />
durch die Bibel raste. Schalen mit riesengroßen<br />
Erdbeeren standen auf dem Tisch, Sektgläser,<br />
Liköre, die in allen Farben glitzerten; der Aga<br />
Khan, der reichste mohammedanische Fürst<br />
Indiens, saß, von einem Maskenball kommend,<br />
in einem ganz mit fabelhaft echten Perlen und<br />
noch größeren Rubinen und Smaragden besäten<br />
orientalischen Kostüm an einem Tischende;<br />
einen Augenblick verursachte er sogar eine klei-
John Neumeier probt mit Arsen Megrabian, Thiago Bordin, Carsten Jung, Carolina Agüero, Yohan Stegli, Hélène Bouchet,<br />
Joëlle Boulogne, Silvia Azzoni und dem Ensemble<br />
ne Panik, weil er seinen Turban, der mit den kostbarsten<br />
Edelsteinen aus seinem Schatz geschmückt<br />
war,in seinem Auto draußen vergessen hatte,und<br />
es plötzlich hieß, der Kopfschmuck sei gestohlen<br />
worden.An der Musik tanzte ein verspätetes Paar<br />
Tango. Aus dieser Atmosphäre ist die erste Szene<br />
des ›Joseph‹ geboren worden.«<br />
Sicherlich, historisch verbürgt ist diese Schilderung<br />
nicht.Aus der Perspektive des Jahres 1928<br />
scheint sie zweifelhaft – und lohnt dennoch, ihr<br />
gern und ausführlich Glauben zu schenken. Entstehungsmythen<br />
dieser Art transportieren ihre<br />
eigenen Botschaften, tauchen ein in den Geist der<br />
Zeit, in die Stimmung einer außergewöhnlichen<br />
Situation und erzählen in ihrer Fiktionalität<br />
manchmal mehr als nüchtern verfasste Berichte.<br />
Immerhin, am 29. Mai 1912 soupierten nach der<br />
Premiere von »L’Apres-midi d’un Faune« tatsächlich<br />
viele der von Kessler genannten Persönlichkeiten<br />
im Larue. Aber erst am Abend des 5.<br />
Juni 1912 sollte Diaghilew ein biblisches Thema<br />
vorschlagen. Man müsse das Publikum überraschen,<br />
indem man »eine Zeit von einer unerwarteten<br />
neuen Seite zeigte, z.B. in der Renaissance<br />
das Asketische oder Mystische«, so der Impresario.<br />
Angeregt durch die Ausführungen des charismatischen<br />
Russen skizzierte Kessler am nächsten<br />
Morgen ein <strong>Ballett</strong>, das die Geschichte von<br />
Joseph und Potiphars Weib zum Gegenstand<br />
nahm und umgehend mit Hofmannsthal<br />
während eines Besuchs in den Tuilerien besprochen<br />
wurde. Schnell war die Zustimmung<br />
Diaghilews und Strauss’ gewonnen mit Vaslaw<br />
Nijinsky als Joseph und ursprünglich gedachter<br />
Choreograf.<br />
Joseph als Tänzer und Träumer<br />
In seiner Vorrede zur »Josephs Legende«<br />
beschreibt Harry Graf Kessler die Welt des Joseph<br />
aus der Sicht eines Hirtenknaben. Er stamme aus<br />
der Wüste, sei Sohn eines Fürsten, in seinem<br />
Wesen anmutig, wild und herb. »Seine Gestalt ist<br />
kindlich und frisch; nichts an ihr darf süß oder<br />
weich wirken: sie schmeckt, wenn man sich so<br />
ausdrücken darf, wie ein nicht ganz reifer Apfel«.<br />
Demgegenüber steht die Frau des Potiphar, über<br />
die Kessler in einem Brief vom 21. Juni 1912 an<br />
Hofmannsthal bemerkt: »Ich sehe sie als eine<br />
kalte, herbe Frau, die bis dahin durchaus rein<br />
geblieben ist, deren Inneres aber gerade durch<br />
eine vollkommen neue, überraschende, nie vorher<br />
auch geahnte Erfahrung von Wärme gänzlich<br />
aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Sie ist<br />
also ganz das Gegenteil von der buhlerischen,<br />
lüsternen, schwülen kleinen Salome; auch darin,<br />
daß die Salome durchaus intellektuell und durch<br />
ihren Intellekt verdorben ist, während Potiphars<br />
Weib nicht durch ihren Intellekt oder ihre<br />
Phantasie, sondern durch ihr Gefühl, ihr Temperament,<br />
das plötzlich durch Joseph und den<br />
Anblick der Heiligkeit aus seinem Eise befreit<br />
wird, fortgerissen wird.« Joseph hingegen sei<br />
fromm, nicht unbedingt in einem christlichen,<br />
asketischen oder intellektuellen Sinne. »Die Sitte,<br />
<strong>Journal</strong> 6 | 5
die in ihm lebendig ist, ist die Hirtensitte«, so<br />
Kessler in seinem Vorwort. »Sie kommt aus der<br />
hellen, freien Wüste und ist nichts als die natürliche<br />
Haltung einer ganz in Sonne getränkten,<br />
vom Wüstenwind in Spannung gehaltenen, vom<br />
weiten Schweifen durch die endlose Ebene sehnig<br />
und stark gewordenen Geistigkeit und Leiblichkeit«,<br />
und setzt hinzu: »das innerste Motiv<br />
dieser Figur ist das Springen, Fliegen, Schweben,<br />
bald im Tanz, bald im Traum, bald in einer intimen<br />
Verquickung von Phantasie und Bewegung.<br />
Joseph ist ein Tänzer und ein Träumer«.<br />
Es verwundert kaum, dass Kessler und<br />
Hofmannsthal den begnadeten Nijinsky in dieser<br />
Figur sahen.Wie groß sollte die Enttäuschung<br />
sein, als bekannt wurde, dass der Tänzer nach<br />
dem tiefen Zerwürfnis mit Diaghilew die Truppe<br />
verlassen hatte. Kessler war entsetzt und zeigte<br />
sich Hofmannsthal gegenüber skeptisch bis<br />
ablehnend: »Erstens weil man ein Genie überhaupt<br />
nicht ›ersetzen‹ kann und dann, weil die<br />
Rolle des Joseph Aufgaben stellt, die nur Nijinsky<br />
lösen kann,ich meine den ganzen zweiten Teil der<br />
Rolle, wo Joseph unbeweglich und trotzdem<br />
Mittelpunkt bleiben muß. Ich hatte diese Starrheit<br />
gerade im Hinblick auf Nijinsky hinzugebracht,<br />
um eine Seite seines Talents auszunützen,<br />
die nie bisher ins richtige Licht gestellt worden<br />
war: seine Gabe, durch kleinste fast unmerkliche<br />
Bewegungen und Mienenspiele die Aufmerksamkeit<br />
aufs stärkste zu fesseln,tiefste Poesie auch<br />
in winzigste Dinge hineinzulegen.«<br />
Josephs »prophetische Funktion«<br />
Als sich für John Neumeier 1977 die Möglichkeit<br />
bot, an der Wiener Staatsoper »Josephs<br />
Legende« zu inszenieren, interessierte den Choreografen<br />
zunächst »die biblische Vorstellung<br />
vom Auserwählten, der zwischen zwei Welten<br />
pendelt, einer menschlichen und einer metaphysischen,<br />
und der die Möglichkeit zur Wahl und<br />
den Zwang zur Entscheidung hat«. Dieser Ansatz<br />
geht in der <strong>Ballett</strong>partitur weitgehend verloren:<br />
»Ungleiche Proportionen verschleiern dort die<br />
dramatische Situation, und es verschieben sich,<br />
indem die dekadente Welt dominant wird, die<br />
Gewichte«, so Neumeier. Entscheidend sei, den<br />
Prozess vorzuführen, den Joseph durchlebt, um<br />
seine eigentliche Aufgabe anzutreten. »Joseph<br />
lernt fliegen«: am Ende erst beginnt sein Weg,<br />
beginnt seine Mission als »Joseph« – versinnbildlicht<br />
in der Figur des Engels. Potiphars Weib<br />
erlebt Josephs »Ende«, eigentlich seinen Anfang,<br />
und wird gewahr, wie ihn der Engel fortträgt,<br />
bestürzt über ihre eigene Unfähigkeit, ihm zu folgen.<br />
Gemeinsam mit dem Modedesigner Albert<br />
Kriemler geht es John Neumeier, der für die<br />
<strong>Hamburg</strong>er Neufassung der »Josephs Legende«<br />
die konzeptionelle Ausrichtung seines <strong>Ballett</strong>s<br />
nicht verändert hat,um ein Eintauchen in die aufgeladene<br />
Atmosphäre jener Anfangsjahre der<br />
Ballets Russes. Inspiriert durch Kesslers Grün-<br />
6 | <strong>Journal</strong> 6<br />
Figurinen zu »Josephs Legende« von Albert Kriemler<br />
dungsmythos, durch seine zur Schau gestellte<br />
Stimmung fieberhafter, fast hektischer Produktivität,<br />
wird der alttestamentarische Stoff über<br />
das Paris der 1910er-Jahre ins Heute transportiert<br />
– eine Reise durch die Geschichte, der auch<br />
Strauss’ Musik der »Verklungenen Feste« folgt,<br />
wenngleich unter anderen Vorzeichen. Im Zuge<br />
des Münchner <strong>Ballett</strong>abends »Verklungene<br />
Feste« komponierte Strauss 1940/41 das Divertimento<br />
op. 86 mit dem Zusatz »Klavierstücke<br />
von François Couperin (1688-1733) für kleines<br />
Orchester bearbeitet«.Allein die Verwendung des<br />
Titels Divertimento, als Tafel- oder Freiluftmusik<br />
an europäischen Höfen bis Ende des 18. Jahrhunderts<br />
verbreitet, verrät eine historisierende<br />
Grundhaltung.Strauss übernahm Couperins alte<br />
Tanzsätze und veredelte sie mit seiner Kunst der<br />
Instrumentierung.Solche Rückversetzung in alte<br />
Epochen mit modernen Mitteln lässt einerseits<br />
eine eskapistische Tendenz vermuten, zeigt aber<br />
auch die zunehmende Ratlosigkeit, mit der<br />
Strauss dem Geist seiner Zeit begegnete. Was ihr<br />
an kreativer Spannung fehlte, die, soweit vorhanden,<br />
durch die Nationalsozialisten regelrecht<br />
ausgelöscht wurde,kompensierte der Komponist<br />
mit einem Rückzug ins Vergangene, nicht ohne<br />
seinen eigenen Anspruch auf Historizität damit<br />
unter Beweis zu stellen. Die Zeit der ausgelassenen<br />
Champagnerrunden war jedenfalls vorbei.<br />
Der Kult um einen »Auserwählten« hatte Deutschland<br />
längst in einem anderen,völlig pervertierten<br />
Sinne erfasst, als Kessler, Hofmannsthal und<br />
Strauss es sich je hätten träumen lassen.<br />
ANDRÉ PODSCHUN
Designer Albert Kriemler vermittelt Akris eine unverkennbare Handschrift, mit Gefühl für<br />
Stoff und Farbe, Understatement und Avantgardismus. Er entwirft moderne, exklusive und<br />
gleichzeitig tragbare Mode, geprägt von einer klaren Architektur. Den Grundstein des heute<br />
nach wie vor familiengeführten Modehauses legte vor mehr als 80 Jahren die Großmutter<br />
von Albert und Peter Kriemler.1945 folgt Sohn Max,der Akris zu einem weltweit anerkannten<br />
Prêt-à-Porter-Unternehmen aufbaut. Albert Kriemler tritt 1980 mit 20 Jahren in das<br />
Unternehmen seiner Eltern ein. Er übernimmt die kreative Verantwortung und prägt die<br />
internationale Entwicklung des Hauses. 1987 übernehmen Albert und Peter Kriemler offiziell<br />
das Unternehmen. Hochwertige Stoffe und natürliche Materialien wie Kaschmir, Seide<br />
oder Leinen und St. Galler Stickerei werden bei Akris in den firmeneigenen Schweizer<br />
Albert Kriemler und John Neumeier während der Proben zum Neujahrskonzert 2006<br />
Produktionsateliers, teilweise nach wie vor in Handarbeit, verarbeitet und bieten die Basis<br />
der Kollektionen.Als eines der wenigen nicht-französischen Modehäuser steht Akris seit 2004<br />
auf dem Kalender der offiziellen Prêt-à-Porter-Schauen und präsentiert zweimal im Jahr<br />
sein Défilé in Paris. 2006 kommt es im Rahmen des Wiener Neujahrskonzertes zur ersten<br />
Zusammenarbeit mit John Neumeier. Albert Kriemler entwirft die <strong>Ballett</strong>kleider für den<br />
Walzer »Du & Du« und die »Pizzicato-Polka«.<br />
Christoph Eberle absolvierte sein Studium am Vorarlberger<br />
Landeskonservatorium sowie an der Wiener<br />
Musikhochschule. 1986 erfolgte sein Debüt mit<br />
dem Wiener Kammerorchester. Von 1988-2005 war<br />
Christoph Eberle Chefdirigent des Symphonieorchesters<br />
Vorarlberg, der Camerata Bregenz und des<br />
Vorarlberger Theaters. Zudem arbeitete er von 1998-<br />
2000 eng mit dem Haydn Orchester Bozen zusammen.<br />
An der Wiener Staatsoper gab er 1998 sein Debüt mit<br />
»La Traviata«. 1999 bis 2003 übernahm er die Position<br />
des Chefdirigenten des Wiener Kammerorchesters und war von 2004 bis 2006<br />
Musikdirektor des Salzburger Landestheaters. Christoph Eberle übernahm zahlreiche<br />
Dirigierverpflichtungen, u.a. mit dem Bach Collegium München, dem<br />
Mozarteum-Orchester Salzburg, dem Brucknerorchester Linz, dem SWR<br />
Sinfonieorchester Baden-Baden, dem RSO Wien, den Prager Symphonikern sowie<br />
dem BBC Philharmonic Orchestra und leitete mehrere Aufführungen im Rahmen<br />
renommierter Festivals, wie der Schubertiade Feldkirch, dem Kammermusikfest<br />
Lockenhaus, den Bregenzer Festspielen und dem Rheingau-Festival. 2004 dirigierte<br />
er an der Wiener Staatsoper John Neumeiers <strong>Ballett</strong> »Wie es euch gefällt«, seither<br />
war er häufig am Pult der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper zu erleben, zuletzt im Januar<br />
2007 mit John Neumeiers »Fenster zu MOZART«.<br />
foto: holger badekow<br />
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<strong>Journal</strong> 5 | 7
BALLETT NEWS<br />
INTERVIEW MIT KEVIN HAIGENBALLETTSCHULE<br />
Die Rolle meines Lebens<br />
Kevin Haigen im Gespräch mit André Podschun<br />
Kevin Haigen als Joseph in <strong>Hamburg</strong> am 18. Juli 1979<br />
8 | <strong>Journal</strong> 6<br />
1977 haben Sie an der Wiener Staatsoper die<br />
Titelfigur in John Neumeiers »Josephs Legende«<br />
getanzt. Wenn die Handlung einsetzt, ist der alttestamentarische<br />
Joseph 17 Jahre alt. Sie zählten damals<br />
22 Jahre. Wie waren Ihre Erfahrungen, als Sie diese<br />
Figur tanzten?<br />
Es war wundervoll, John kreierte die erste<br />
Rolle für mich. Ich kam am Ende der Spielzeit<br />
1976/77 für »Schwanensee« zur Compagnie nach<br />
<strong>Hamburg</strong> und wurde gleich Ersatz für den Solisten<br />
Maximo Barra, dessen Fuß gebrochen war.<br />
Nach der Sommerpause fing John an »Josephs<br />
Legende« zu choreografieren, so dass ich immerhin<br />
21 Jahre zählte, als er Joseph für mich schuf.<br />
Es war die Rolle meines Lebens – gleichzeitig<br />
bedeutete sie die erste intensive Arbeit zwischen<br />
uns. Ich hatte bereits im Ballet Theatre in Amerika<br />
mit John zusammengearbeitet, damals tanzte<br />
ich am Anfang meiner Laufbahn im Corps de<br />
ballet, ich kannte ihn, hatte aber noch nie so eng<br />
mit ihm probiert. Es war die aufregendste Zeit<br />
meines Lebens. Für mich als junger Tänzer war<br />
die Wiener Staatsoper überwältigend, eine echte<br />
Herausforderung. Ich begegnete diesem Haus<br />
nicht ohne Scheu, allein durch seine Aura, Größe<br />
und durch seine überreiche Geschichte – vielleicht<br />
nicht das Schlechteste für eine Rolle wie<br />
diese. Die Menschen dort zeigten sich mir gegenüber<br />
sehr aufgeschlossen und nannten mich Pippi.<br />
Pippi oder Peppi ist die Wienerische Entsprechung<br />
für Joseph.<br />
Welche Beziehung existiert zwischen Joseph und<br />
Potiphars Frau?<br />
Ich denke,worum es John in erster Linie geht,<br />
ist Josephs Reinheit. Joseph ist ein Heiliger, ein<br />
Geist im religiösen Sinne, berührt von Gott.<br />
Interessant ist nicht nur seine Jugend, sondern<br />
seine Unschuld, sein fast instinktives Wissen um<br />
etwas, was er selbst nicht erklären kann, was ihm<br />
aber seit seiner Geburt mitgegeben ist. Er bewegt<br />
sich zwischen drei Charakteren: Potiphars Weib,<br />
Potiphar und dem Engel, der sein Zukünftiges<br />
versinnbildlicht.Joseph ist ein Träumer und Tänzer,<br />
er ist ein junger, unschuldiger Knabe, der als<br />
Sklave an den Hof des Potiphar kommt. Ich glaube<br />
nicht, dass er dessen Frau verführt. Allenfalls<br />
wird sie durch ihn, durch seine bloße physische<br />
Erscheinung verführt, ohne es im eigentlichen<br />
Sinne zu begreifen. Seine Schönheit und Unschuld<br />
faszinieren diese frustrierte, in dem Palast<br />
ihres Mannes lebende Frau.Andererseits finde ich<br />
Potiphar nicht unbedingt unsympathisch. Ich<br />
konnte nie erkennen, dass er ein »bad guy« sei.<br />
Seine Frau hingegen tut es,sie ist von ihrem Mann<br />
enttäuscht. Ich sehe den Potiphar eher als eine<br />
Vaterfigur zu Joseph. Der Engel verkörpert seine<br />
spirituelle Seite; die sexuelle, erotische Seite ist<br />
durch Potiphars Weib chiffriert, das von seiner<br />
Klarheit, von seinem Tanz verführt wird. Josephs<br />
Beziehung zu Potiphar ist auf einer anderen Ebene<br />
wichtig. In der Mitte seines schwierigen Solos<br />
teilt Joseph seinem Dienstherrn mit, was eintre-<br />
ten wird: er sieht eine Trockenzeit voraus mit<br />
allen Folgen für das Land. Joseph ist ein Prophet.<br />
Diese Eigenschaft ist entscheidend in seiner Beziehung<br />
zu Potiphar. Bedenken Sie, ein Kind,ein<br />
Knabe prophezeit seinem Herrn, was kommen<br />
wird. Und dennoch, selbst in dem Pas de deux<br />
bemerkt Joseph nicht, dass Potiphars Weib von<br />
ihm erregt ist. In seiner Unschuld ist er nicht in<br />
der Lage zu erkennen, was sie von ihm will. Natürlich<br />
geht von Joseph eine Sinnlichkeit aus, die<br />
ihm bewusst ist – auch der Tänzer muss Sinnlichkeit<br />
ausstrahlen –, aber nicht in einem sexuellen<br />
Sinne, sondern in einem überhöhten, geradezu<br />
gereinigten Anspruch.Das ist ja gerade auch<br />
das, was Potiphars Frau an Joseph anziehend findet,<br />
was sie an ihm reizt. Am Hofe ihres Mannes<br />
hat sie alles, was sie im vordergründigen Sinne<br />
braucht – was sie von ihm will, ist seine Spiritualität,<br />
sie will teilhaben an seinem Weg, an seiner<br />
Mission, um für sich wieder eine offene Zukunft<br />
zu gewinnen.<br />
Nach »Josephs Legende« schuf John Neumeier<br />
die »Vierte Sinfonie von Gustav Mahler«, die er für<br />
das Royal Ballet in London kreiert hat. Sie haben für<br />
die <strong>Hamburg</strong>er Uraufführung in der »Vierten Sinfonie«<br />
getanzt. Sehen Sie Verbindungen zwischen<br />
beiden <strong>Ballett</strong>en? Immerhin geht es hier wie dort<br />
um den Aufbruch aus der Kindheit, um das Finden<br />
einer Bestimmung.<br />
Ich liebe die »Vierte Sinfonie von Gustav<br />
Mahler«.Sie gehört neben der »Josephs Legende«<br />
zu meinen absoluten Favoriten. Im Gegensatz zu<br />
Joseph handelt sie von der Unschuld eines ›normalen‹<br />
Knaben. In diesem Jungen steckt mehr<br />
von mir, mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten,<br />
die nun einmal dazugehören. Er ist bei<br />
Weitem nicht so perfekt wie der prophetische<br />
Joseph. Ich fand in der »Vierten Sinfonie von<br />
Gustav Mahler« vieles von mir wieder, vielleicht<br />
auch, weil hier das Leben einer Familie thematisiert<br />
wird. Nun hatte ich nicht den leichtesten<br />
familiären Background. Dieses <strong>Ballett</strong> impliziert<br />
die Auseinandersetzung mit der Mutter, gleichzeitig<br />
behandelt es die ersten Erfahrungen des<br />
Alleinseins, der Einsamkeit, dann wieder das<br />
Zurückkommen zur Mutter. Damals berührte<br />
mich das alles sehr. Dieser heutige Knabe ist für<br />
einen jungen Tänzer eine fabelhafte Rolle. Sicher,<br />
Joseph ist auch ein Mensch und seine Spiritualität<br />
ist uns zumindest vom Ansatz her nicht fremd,<br />
weil ein gewisses Maß an Transzendenz auch in<br />
uns steckt. Demgegenüber ist der Knabe in<br />
Mahlers Vierter mehr ein »Kevin-Dancer«.<br />
Pointiert gefragt: Sind die beiden <strong>Ballett</strong>e<br />
»Josephs Legende« und »Vierte Sinfonie von Gustav<br />
Mahler« so etwas wie Education-Projekte für junge<br />
Tänzer – zumindest wenn man neben der motorischen
Bewältigung die darin geforderte geistige Aktivität<br />
in Rechnung stellt?<br />
Ganz sicher. Das Wunderbare an diesen beiden<br />
Rollen ist, dass man in ihnen die eigene<br />
Jugend durchleben kann.Johns Größe ist es,nicht<br />
nur auf die technischen und physischen Anforderungen<br />
der Tänzer zu achten, sondern ihre<br />
emotionale wie auch sinnliche Anlage zu berücksichtigen.<br />
Er fordert alle Bereiche menschlichen<br />
Seins. Dahinter steht das Modell einer umfassenden<br />
Erziehung,der es nicht nur um das Beibringen<br />
von Schritten geht. Das wäre frustrierend,<br />
und ich kann nur sagen, dass wir in <strong>Hamburg</strong><br />
hoffentlich weit davon entfernt sind, unse-<br />
Kevin Haigen in »Vierte Sinfonie« am 11. Dezember 1977<br />
ren Schülern einzig diese Seite zu vermitteln. Ich<br />
glaube nicht an Wettbewerbe, nicht an vollendet<br />
technische, sich selbst genügende Schritte der<br />
Tänzer. Man braucht dazu eine Geschichte. So<br />
wie man sagt, die Vierte Mahler in der Choreografie<br />
von John sei abstraktes <strong>Ballett</strong> – für mich<br />
steckt auch hier ein großartiger Plot. John ist ein<br />
Choreograf, der nicht nur die Schritte nach der<br />
Musik vorgibt und dann sagt, so, das war es. Das<br />
ist nicht seine Intention. Ich kann mich erinnern,<br />
Der <strong>Ballett</strong>pädagoge Kevin Haigen mit Alexandre Riabko<br />
als ich zu ihm stieß, war ich fasziniert davon, dass<br />
eines seiner <strong>Ballett</strong>e »Romeo und Julia« hieß.Alle<br />
Rollen in diesem <strong>Ballett</strong> tragen Namen, jede<br />
Zeichnung einer Bühnenfigur korrespondiert<br />
mit der Persönlichkeit des Tänzers.<br />
Sie lehren seit 1991 als <strong>Ballett</strong>pädagoge an der<br />
<strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>schule und geben Ihre Erfahrungen<br />
als Tänzer und Choreograf an die nachwachsenden<br />
Generationen weiter. Wie beobachten Sie es, wenn<br />
jeder Schüler seinen eigenen Weg geht? Was ist für Sie<br />
wichtig, wenn Sie mit jungen Tänzern zusammenarbeiten?<br />
Ich muss sie dazu bringen, ihren eigenen Weg<br />
zu finden. Meine Herausforderung als Pädagoge<br />
besteht darin, jedem Schüler das ihm entsprechende<br />
Rüstzeug für sein Leben mitzugeben –<br />
und das in meiner Eigenschaft als Ausbilder des<br />
<strong>Ballett</strong>s. Es ist tatsächlich nicht einfach, den passenden<br />
Schlüssel zu finden,der es dem Schüler ermöglicht,sich<br />
zu entfalten und in seiner Entwicklung<br />
weiter voranzukommen. Das begreife ich als<br />
meine größte Herausforderung.<br />
Am 10. und 30. Juni wird die <strong>Ballett</strong>schule auf der<br />
Bühne der Staatsoper ihre alljährlichen »Ersten Schritte«<br />
präsentieren. Sie haben das <strong>Ballett</strong> »Jeux d’enfants«<br />
kreiert – worum geht es?<br />
Ich schuf dieses Werk vor Jahren für den kleinen<br />
Sascha Trusch, der jetzt als Knabe in der<br />
»Vierten Sinfonie von Gustav Mahler« zu sehen<br />
sein wird. »Jeux d’enfants« ist ein <strong>Ballett</strong> für die<br />
jüngeren Ausbildungsklassen, um zu zeigen, was<br />
sie gelernt haben, sei es ein Jeté oder Echappé. Ich<br />
versuchte, daraus eine kleine Story zu machen:<br />
es ist ein Tag im Leben eines Jungen. Er kommt<br />
in den Garten und erblickt die Rosen, dann ist er<br />
im Zirkus und trifft auf einen Clown, später verschlägt<br />
es ihn an den Strand, dort betrachtet er<br />
einige Pas de deux und staunt über junge Liebende.<br />
Irgendwann fällt er in den Schlaf und<br />
träumt,bis ein neuer Tag anbricht.Die Handlung<br />
ist sehr einfach. Unsere Ausbildungs- und Theaterklassen<br />
sollen auf der Bühne präsentieren, was<br />
sie gelernt haben.<br />
fl agship-store<br />
abc-strasse 1, hamburg<br />
www.uli-schneider.de
BALLETT NEWS<br />
BALLETTSCHULE<br />
Das neue Buch von John Neumeier<br />
Erstmalige Einblicke in die persönlichen Aufzeichnungen der Arbeits- und Skizzenbücher<br />
Die bisher unveröffentlichten Notizen und Aufsätze des <strong>Hamburg</strong>er Chefchoreografen und<br />
<strong>Ballett</strong>intendanten sind über die Stiftung John Neumeier (www.johnneumeier.org) sowie über<br />
das HAMBURG BALLETT (www.hamburgballett.de) käuflich zu erwerben. »In Bewegung«<br />
erscheint Anfang Juli 2008 im Collection-Rolf-Heyne-Verlag und ist für 135,–EUR erhältlich.<br />
JOHN NEUMEIER »In Bewegung«<br />
Gestaltung: Peter Schmidt<br />
ca. 608 Seiten, über 580 Abbildungen, gebunden, Format 24 x 33 cm<br />
10 | <strong>Journal</strong> 6<br />
■ Warum will ich jetzt ein Buch mit<br />
meinen Texten veröffentlichen?<br />
Normalerweise ist Choreografie<br />
meine Ausdrucksform. Aber nach<br />
34 Jahren in <strong>Hamburg</strong> habe ich<br />
auch eine Menge aufgeschrieben:<br />
Artikel für Programmhefte,Notizen<br />
zu entstehenden Werken und für<br />
<strong>Ballett</strong>-Werkstätten, Briefe und<br />
Tagebuch-Aufzeichnungen während<br />
meiner choreografischen<br />
Arbeit.<br />
Bei den meisten Texten handelt es<br />
sich um spezifische <strong>Ballett</strong>e, und so<br />
habe ich diese unterschiedlichen<br />
Texte geordnet: nach Spielzeiten<br />
und nach Werken, wie sie in<br />
<strong>Hamburg</strong> kreiert oder aufgeführt<br />
worden sind. Vor jedem Kapitel<br />
steht eine Rückblende, in der die für<br />
mich wichtigsten Ereignisse der<br />
Spielzeit kurz notiert sind.<br />
Vor allem die unveröffentlichten,<br />
eher privaten,unfertigen und sicher<br />
nicht literarischen Schriften zeigen<br />
andere Aspekte meiner Arbeit und<br />
meines Denkens – fast eine fragmentarische<br />
Autobiografie. Das<br />
Schreiben über die <strong>Ballett</strong>e und der<br />
Blick »hinter« die rein physische<br />
Arbeit lassen vielleicht ein tieferes<br />
Verständnis für die künstlerische<br />
Entwicklung des <strong>Hamburg</strong> <strong>Ballett</strong><br />
und meiner selbst zu. Ich habe festgestellt,<br />
dass gewisse Prinzipien,<br />
wenn auch in Variationen, gleich<br />
geblieben sind – obwohl sich meine<br />
Sprache mit den Jahren sehr verändert<br />
hat.<br />
Mosaikartig entstehen durch die<br />
Veröffentlichung der Texte Zusammenhänge,<br />
Erkenntnisse und hierdurch<br />
neue Erfahrungen, die eine<br />
vielschichtige Sicht auf mein Werk<br />
ermöglichen und auch die dunkleren<br />
Aspekte der Arbeit nicht verleugnen.
BALLETT NEWS<br />
BALLETTSCHULE<br />
Wer strebend sich bemüht<br />
Am 1. März erhielt John Neumeier den Deutschen Jubiläums-Tanzpreis 2008<br />
Die Laudatorin Marcia Haydée Der Preisträger John Neumeier Ulrich Roehm gratuliert<br />
■ Die alljährlich stattfindende Verleihung des Deutschen Tanzpreises in<br />
Essen feierte am 1. März ihr 25-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass vergab<br />
der Vorstand des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik,Ulrich<br />
Roehm, einen Sonderpreis für eine außergewöhnliche Persönlichkeit der<br />
Tanzwelt. John Neumeier, der den Deutschen Tanzpreis bereits 1988 erhalten<br />
hatte, wurde 20 Jahre später für sein umfangreiches Lebenswerk ausgezeichnet.<br />
In ihrer sehr persönlich gehaltenen Laudatio, die Marcia Haydée<br />
sitzend auf der Bühnenrampe des Aalto-Theaters hielt,schloss die langjährige<br />
Weggefährtin und Tanzlegende mit den bewegenden Worten: »John,<br />
danke, dass Du existierst. Danke für alles, was Du für das <strong>Ballett</strong> gemacht<br />
hast und noch machen wirst. Danke für alles, was Du für mich gemacht<br />
hast. Und nicht vergessen: Zwei Phänomene sind schon weg: Cranko und<br />
Béjart – Du bist da! Du musst weiter machen! Und ich bin sicher, Béjart<br />
und Cranko, die sind mit Dir – immer, wenn Du es willst. Du solltest nie<br />
aufhören, denn Phänomene gibt es nicht so viele in unserem Leben. Und<br />
Du bist einer der letzten.« John Neumeier ging in seiner Dankesrede darauf<br />
ein,indem er bekannte,dass Tanz für ihn,seit er denken könne,in erster<br />
Linie Kreativität bedeute: »Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten<br />
konnte, inspirierten mich erneut zu meiner wirklichen Berufung,<br />
Meerjungfrau im Glück<br />
Dieses Jahr ging der »Prix Benois de la Danse« an Silvia Azzoni<br />
■ Die Erste Solistin des HAMBURG<br />
BALLETT, Silvia Azzoni, ist am 6. Mai<br />
2008 im Moskauer Bolschoi-Theater<br />
mit dem internationalen »Prix Benois<br />
de la Danse« ausgezeichnet worden.<br />
Silvia Azzoni erhielt den Preis in der<br />
Kategorie Beste Tänzerin für ihre<br />
Interpretation der Titelrolle in John<br />
Neumeiers Choreografie »Die kleine<br />
Meerjungfrau«, die im Juli 2007 in<br />
der <strong>Hamburg</strong>er Neufassung ihre Premiere<br />
feierte. Die in Turin geborene<br />
Tänzerin erhielt bereits den Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis,<br />
den »Danza &<br />
Danza Preis 2004« als beste italienische<br />
Tänzerin im Ausland sowie den<br />
Rolf-Mares-Preis der <strong>Hamburg</strong>er<br />
Theater 2006/2007, ebenfalls für ihre<br />
außergewöhnlichen Leistungen als<br />
kleine Meerjungfrau. Der von der<br />
International Dance Association aus-<br />
12 | <strong>Journal</strong> 6<br />
Choreograf zu sein: Marcia, Crankos wirkliche Muse, vor allem, aber auch<br />
die Tänzer, die an meine eigene schöpferische Vision geglaubt und mit mir<br />
daran gearbeitet haben.« Am Ende seiner Rede blickte der <strong>Hamburg</strong>er<br />
<strong>Ballett</strong>chef zurück: »Meine zufällige Zeit, mein zufälliger Aufenthalt in<br />
Deutschland bedeutet die Realisierung einer ernsten Berufung, die durch<br />
Akzeptanz,Verständnis,Aufgabe,Inspiration,Kritik,Enttäuschung,Freude,<br />
Herausforderung und Verantwortung und immer wieder Neugier zum<br />
wirklichen Inhalt meines aus polnisch-deutscher Herkunft stammenden<br />
amerikanisch-deutschen (or whatever) Lebens geworden ist.« Eine Gala,<br />
die verschiedene Aspekte des Œuvres von John Neumeier präsentierte,<br />
umrahmte die Preisverleihung und gab Raum, dem Geehrten die tänzerische<br />
Reverenz zu erweisen: mit dabei natürlich sein <strong>Hamburg</strong> <strong>Ballett</strong> und<br />
seine <strong>Ballett</strong>schule, das Stuttgarter <strong>Ballett</strong>, das Royal Danish Ballet, das<br />
Bayerische Staatsballett, das Ballet de l’Opéra de Paris, das <strong>Ballett</strong> der<br />
Mailänder Scala sowie das Moskauer Stanislawsky-<strong>Ballett</strong>.<br />
Aus Anlass der Verleihung des Deutschen Tanzpreises an John Neumeier<br />
überreichten die <strong>Ballett</strong>freunde <strong>Hamburg</strong> e.V. ein Gabe von 3.000 EUR für<br />
seine Stiftung als Beitrag zur Finanzierung der Nijinsky-Bilder im Rahmen<br />
des Nijinsky-Projektes.<br />
foto: holger badekow<br />
gelobte »Prix Benois de la Danse«<br />
wird seit 1991 von einer jährlich wechselnden<br />
Jury verliehen. Der Preis, der<br />
als höchste internationale Ehrung im<br />
Bereich des klassischen Tanzes gilt,<br />
ging bereits 2002 an ein Ensemblemitglied<br />
des HAMBURG BALLETT.<br />
Damals erhielt Jirí Bubeníček die<br />
Auszeichnung für seine Rolle als<br />
Armand Duval in »Die Kameliendame«.<br />
Zwei Jahre später wurde Lloyd<br />
Riggins für seine Interpretation des<br />
Gustav von Aschenbach in John<br />
Neumeiers <strong>Ballett</strong> »Tod in Venedig«<br />
gewürdigt. In der Vergangenheit waren<br />
immer wieder zahlreiche Solisten<br />
des HAMBURG BALLETT für diesen<br />
bedeutenden Tanz-Preis nominiert.<br />
Silvia Azzoni in ihrer Preisträgerrolle<br />
als kleine Meerjungfrau
Schwanensee<br />
Gastspiel des Stanislawsky <strong>Ballett</strong> Moskau<br />
Vladimir Burmeisters legendäre Version des <strong>Ballett</strong>klassikers »Schwanensee«<br />
ist während der 34. <strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>-Tage an der Staatsoper zu erleben.<br />
Burmeisters Neuinterpretation des Werkes bildet den Höhepunkt im<br />
Schaffen des Choreografen und führte nicht nur in Russland zu einem revolutionären<br />
Umdenken von Tschaikowskys klassischem Œuvre. Das<br />
Stanislawsky <strong>Ballett</strong>, das seit März 2007 John Neumeiers »Die Möwe« im<br />
Repertoire hat, besitzt als einzige Compagnie die Rechte von Burmeisters<br />
Choreografie, mit der das Ensemble bei weltweiten Gastspielen das<br />
Publikum begeistert.<br />
Das Stanislawsky <strong>Ballett</strong> Moskau in der gezeigten<br />
»Schwanensee«-Produktion von Vladimir Burmeister<br />
<strong>Journal</strong> 6 | 13
OPER PREMIERE<br />
›LA CALISTO‹<br />
14 | <strong>Journal</strong> 61<br />
Musikalische Leitung<br />
Alexander Soddy<br />
Inszenierung<br />
Aldona Farrugia<br />
Bühnenbild<br />
Anja Hertkorn<br />
Kostüme<br />
Gisa Kuhn<br />
Calisto/Eternità<br />
Christiane Karg<br />
Diana/Natura<br />
Ann-Beth Solvang<br />
Giove<br />
Frederick Jackson<br />
Mercurio<br />
Dominik Köninger<br />
Endimione<br />
Michal Wajda-Chlopicki<br />
Linfea<br />
Ladislav Elgr<br />
Giunone/Destino<br />
Trine W. Lund<br />
Satirino<br />
Ingrid Frøseth<br />
Pane<br />
Jun-Sang Han<br />
Sylvano<br />
Hee-Saup Yoon<br />
Premiere<br />
3. Juli, 19 Uhr<br />
Aufführungen<br />
5., 7., 9., 11., 13. Juli,<br />
19 Uhr<br />
Opera stabile<br />
© Rosa-Frank.com Hubble-Gallery mon.
Tizian, Diana und Kallisto (1556-1559)<br />
■ Ungeübte Sternengucker freuen sich, wenn sie wenigstens<br />
ein Objekt identifizieren: den Großen Wagen. Als strahlende<br />
»Schwanzspitze« gehört er zum Großen Bären, dem bekanntesten<br />
Sternbild des Nordhimmels. Kein Wunder, dass sich<br />
schon die alten Griechen gefragt haben, wie dieses auffällige<br />
nächtliche Funkeln zustande gekommen ist. Für sie war natürlich<br />
wieder Zeus schuld: In seinem unersättlichen Liebesdrang<br />
stellte er der Nymphe Kallisto nach.Seine eifersüchtige Göttergattin<br />
räumte die Rivalin aus dem Weg und verwandelte<br />
Kallisto in einen Bären. Zeus verschaffte seiner Geliebten eine<br />
vermeintlich erhabene Position: Er versetzte die Bärengestalt<br />
Kallistos als leuchtendes Sternbild in den Himmel – A star was<br />
born.<br />
Die bunte Welt der antiken Mythologie war bekanntlich<br />
die erste Inspirationsquelle der Gattung Oper.Auch Francesco<br />
Cavalli bediente sich hier für seine frühbarocken Prachtexemplare,<br />
die nach jahrhundertelangem Dornröschenschlaf<br />
in den letzten Jahren den Weg auf zahlreiche Bühnen wiedergefunden<br />
haben. In Claudio Monteverdi hatte Cavalli den<br />
besten Lehrmeister, um das noch blutjunge Drama des singenden<br />
Menschen mit Leidenschaft, Anmut und Vitalität zu<br />
füllen. Cavalli war ein gelehriger Schüler und schrieb für das<br />
venezianische Opernhaus kommerziell wie künstlerisch<br />
außerordentlich erfolgreiche Werke.In <strong>Hamburg</strong> stand zuletzt<br />
1985 »L’Ormindo« auf dem Spielplan – die diesjährige Produktion<br />
des Internationalen Opernstudios zeigt »La Calisto«<br />
wohl als <strong>Hamburg</strong>er Erstaufführung.<br />
Regisseurin Aldona Farrugia inszeniert nun ihr Wunschstück.Der<br />
<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper ist sie seit 2005 als Spielleiterin<br />
verbunden. Hier in <strong>Hamburg</strong> studierte sie Musiktheaterregie<br />
und war nach eigenen Arbeiten u.a. in Weimar<br />
zuerst an der Oper Köln engagiert. Am Rhein inszenierte sie<br />
Monteverdis »Combattimento di Tancredi e Clorinda« – ihr<br />
erster Ausflug in die Alte Musik. »Dabei habe ich Blut geleckt«,<br />
erinnert sich Aldona Farrugia, die sich nach diesem Schlüssel-<br />
La Calisto<br />
Francesco Cavalli<br />
Jahrmarkt der Gefühle<br />
Francesco Cavallis »La Calisto« als Opernstudio-Premiere<br />
Eine Produktion des Internationalen Opernstudios der<br />
<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />
erlebnis ausgiebig mit Barockopern beschäftigt hat. »Heute«,<br />
so die junge Regisseurin, »werden diese Stücke ja sehr gerne<br />
entweder streng historisch oder schrill und trashig inszeniert.<br />
Letzteres ist vielleicht dem unglaublichen Witz der frühbarocken<br />
Libretti geschuldet, aber für mich ist das kein Grund,<br />
die Story nicht ernst zu nehmen. Auch das Museale interessiert<br />
mich nicht: Ich will Kraft und Leben auf der Bühne«.<br />
Vor dem Regiekonzept steht bei Opern des 17. Jahrhunderts<br />
aber erst einmal die Frage nach der Fassung. Wie auch<br />
bei den Opern Monteverdis, existiert von »La Calisto« keine<br />
Partitur im modernen Sinne. Cavalli hat nur den Gesangspart<br />
und die Basslinie notiert – alle übrigen Stimmen müssen nachempfunden<br />
werden.»Mit dem überlieferten Notentext kommt<br />
man bei dieser Musik nicht weiter; das ist wie ein Skelett, das<br />
mit Fleisch gefüllt werden muss«, weiß Alexander Soddy,der<br />
sich als Musikalischer Leiter der Neuproduktion erst einmal<br />
eine Partitur einrichten musste. »Die Musiker haben damals<br />
auf der Basis von bekannten Codes viel improvisiert. Dieses<br />
Wissen müssen wir uns heute erst wieder aneignen«. Doch<br />
zum Glück ist erst vor kurzem eine neue wissenschaftliche<br />
Ausgabe dieses Stücks herausgekommen. »Das war eine gute<br />
Basis«, so Soddy, der seit 2005 an der Staatsoper als Korrepetitor<br />
und Assistent von Simone Young beschäftigt ist. »La<br />
Calisto« ist nun die erste eigene Einstudierung des Engländers.<br />
»Als Mitglied im Knabenchor von Oxford bin ich mit der Kirchenmusik<br />
der Renaissance und des Barock ja praktisch aufgewachsen.<br />
Es ist fantastisch, jetzt auch eine Barockoper zu<br />
dirigieren.« Dafür traf sich Soddy eigens mit dem Alte-Musik-<br />
Experten Ivor Bolton: »Er hat mir tolle Tipps gegeben.Ich glaube,<br />
wir haben eine sehr farbige Instrumentation zusammengestellt,<br />
darunter Barockharfe und Lirone, ein ausgefallenes<br />
barockes Streichinstrument.«<br />
Die Orchesterbesetzung in der Opera stabile spiegelt dabei<br />
durchaus die originale Größe wider – denn »La Calisto« wurde<br />
1551 im kleinsten Theater Venedigs uraufgeführt, und für ein<br />
Alexander Soddy<br />
Aldona Farrugia<br />
Gisa Kuhn<br />
<strong>Journal</strong> 6 | 15
›LA CALISTO‹<br />
Ingrid Frøseth<br />
Frederick Jackson<br />
Michal Wajda-Chlopicki<br />
Das Internationale<br />
Opernstudio wird unterstützt<br />
von der Körber-<br />
Stiftung, der Stiftung<br />
zur Förderung der<br />
<strong>Hamburg</strong>ischen<br />
Staatsoper, der Airbus<br />
Deutschland GmbH und<br />
Herrn Jochen<br />
Kauffmann.<br />
16 | <strong>Journal</strong> 6<br />
Mitglieder des Internationalen<br />
Opernstudios; von links nach<br />
rechts: Trine W. Lund, Ladislav Elgr,<br />
Dominik Köninger, Ann-Beth<br />
Solvang, Hee-Saup Yoon,<br />
Christiane Karg, Jun-Sang Han<br />
üppiges Orchester gab es weder<br />
Platz noch Geld. Bühnenbildnerin<br />
Anja Hertkorn hat die<br />
Musiker mitten in die Szenerie<br />
zwischen Göttern, Halbwesen<br />
und Menschen platziert. Sie alle agieren miteinander auf einer<br />
Ebene, was sich auch in den Kostümen von Gisa Kuhn äußert.<br />
»Die Trennung von Göttern und Menschen ist hier nur theoretisch.<br />
Das Verhältnis ist ja geradezu umgekehrt: Die Götter<br />
kämpfen mit mindestens genauso banalen Problemen wie die<br />
Menschen«, meint Aldona Farrugia. »Und dann gibt es noch<br />
eine dritte Instanz, die allegorischen Figuren im Prolog: Natur,<br />
Schicksal und Ewigkeit. Sie sind die überzeitlichen Klammern<br />
für das individuelle Schicksal der Calisto.«<br />
Ein Schicksal, das auf der Bühne von Christiane Karg verkörpert<br />
wird. Die bayerische Sopranistin hat mit ihren Auftritten<br />
an der Staatsoper bereits viel Aufmerksamkeit auf sich<br />
gezogen und jüngst an der Komischen Oper Berlin als Musetta<br />
debütiert. Mit Cavallis Titelpartie verabschiedet sie sich vom<br />
Internationalen Opernstudio und wird zur nächsten Spielzeit<br />
ein Engagement an der Oper Frankfurt antreten.Auch für Ann-<br />
Beth Solvang als Calistos »Dienstherrin« Diana ist die Zeit im<br />
Opernstudio vorbei: die Norwegerin wird nach ihrer wohlklingenden<br />
Flosshilde im »Rheingold« zur nächsten Saison ins<br />
Ensemble der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper nachrücken. Als<br />
eifersüchtige Juno (Giunone),Gattin des Göttervaters,der hier<br />
nach der römischen Überlieferung Jupiter (Giove) benannt ist,<br />
wird Trine W. Lund zu hören sein, die erst seit Herbst 2007 dem<br />
Opernstudio angehört und hier u.a. als Polissena in Händels<br />
»Radamisto« sehr erfolgreich war. Auch Dominik Köninger ist<br />
seit dieser Spielzeit dabei; er konnte bereits u.a. als Marullo in<br />
»Rigoletto« überzeugen und wird sich als listiger geflügelter<br />
Bote Mercurio vorstellen. Der Tenor Jun-Sang Han, ebenfalls<br />
ab nächster Spielzeit reguläres Ensemblemitglied und auf der<br />
großen Bühne u.a. als Parpignol in »La Bohème« oder Gastone<br />
in »La Traviata« präsent, übernimmt den Waldgott Pan, der es<br />
auf Diana abgesehen hat. In diese keusche Göttin ist auch der<br />
Hirt Endimione verliebt. Für ihn wurde mit dem polnischen<br />
Countertenor Michal Wajda-Chlopicki ein Gast engagiert,<br />
Sebastiano Ricci, Diana und Endymion (1713)<br />
ebenso wie mit Frederick Jackson<br />
vom Opernstudio Zürich als<br />
olympischer Hausherr Giove und<br />
Ingrid Frøseth, ehemals Mitglied<br />
des Internationalen Opernstudios<br />
und gegenwärtig am Bremer Theater,als schlauer Satirino.<br />
Seinen Abschied von <strong>Hamburg</strong> gibt vorerst Ladislav Elgr,der<br />
an die Wiener Volksoper wechselt. Als Froh im »Rheingold«<br />
mit komödiantischem Talent aufgefallen, schlüpft er in eine<br />
weitere dankbare Partie: die Travestierolle der Linfea auf Männerjagd.<br />
Hee-Saup Yoon, aktuell in »Macbeth« und »La Traviata«<br />
zu sehen und ab September 2008 fest im Ensemble,singt<br />
Pans Kumpan Sylvano.<br />
Nicht nur Linfea gerät in ein verwirrendes Liebeslabyrinth.<br />
Alle Gestalten in »La Calisto« werden von der Liebe umhergetrieben<br />
– und die Grenze zwischen Komik und Tragik ist dabei<br />
fließend. Aldona Farrugia: »Die Situation ist vergleichbar mit<br />
dem ›Sommernachtstraum‹ – die Figuren fliehen zu einem Ort<br />
weit weg von der Zivilisation und versuchen im Schutz der<br />
Maskierung ihre Träume auszuleben. Ein Jahrmarkt der<br />
Gefühle, ein promiskuitiver Karneval reißt alle im Taumel fort.«<br />
Ähnliche Vielschichtigkeit zeichnet die Musik aus, stellt<br />
Alexander Soddy fest: »Cavalli hat sehr nah an der Szene komponiert.<br />
Und sein melodisches Genie steht dem Monteverdis<br />
nicht nach. Seine Rezitative sind mindestens genauso farbig<br />
und seine ariosen Passagen sogar noch geschlossener.« Eine<br />
»große Leichtigkeit« findet Soddy in Cavallis Musik, doch<br />
gleichzeitig intensive Momente von atemberaubender Tiefe.<br />
Dies gilt vor allem für die berührenden Reflexionen der<br />
Titelfigur: Momente starker emotionaler Erschütterung, die<br />
mit Calistos Charakter exakt korrespondieren. »Mit dieser<br />
Figur hat sich Cavalli wirklich als Meister der Psychologie<br />
erwiesen«, so Aldona Farrugia. »Denn Calisto bleibt sich treu,<br />
trotz aller äußeren Metamorphosen der Liebe und des Lebens,<br />
die sie erfährt.«<br />
Zum Abschluss der Saison gibt es also ein klares Ziel: die<br />
Sterne in Cavallis »La Calisto« zum Leuchten zu bringen.<br />
KERSTIN SCHÜSSLER- BACH
Artistic &<br />
Musical Director:<br />
William Barkhymer,<br />
Director/<br />
Choreographer:<br />
Baayork Lee,<br />
Set Design:<br />
Michael Scott,<br />
Costume Design:<br />
Christina Giannini,<br />
Light Design:<br />
John McLain<br />
Michael Brenner für BB Promotion GmbH in Zusammenarbeit mit Funke Media präsentiert<br />
New York Harlem Theatre<br />
<br />
presents<br />
DAS MEISTERWERK<br />
<br />
<br />
12. - 31. August 2008<br />
HAMBURGISCHE STAATSOPER<br />
täglich 20 Uhr (außer montags), Sa + So auch 15 Uhr<br />
Karten an der Tageskasse der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper, Tel. 040 - 35 68 68<br />
und an den bekannten Vorverkaufsstellen<br />
Tickets auch unter 01805 - 663 661 + 0180 - 51 52 53 0 (jeweils 0,14/Min., Mobilfunkpreise können abweichen)<br />
sowie <strong>Hamburg</strong> Tourismus, Tel. 040 - 300 51 666
OPER WIEDERAUFNAHME<br />
›TURANDOT‹<br />
Sie begannen Ihre musikalische Ausbildung<br />
mit einem Trompeten- und Gesangsstudium.<br />
Was brachte Sie auf die Idee, Dirigent zu werden?<br />
Den Traum, Musiker zu werden, hatte ich<br />
schon als Kind. Als ich fünf Jahre alt war, besuchte<br />
ich mit meinen Eltern eine »Tannhäuser«-<br />
Aufführung in Riga. Dieses Erlebnis hat einen<br />
enormen Eindruck auf mich gemacht,und es war<br />
nicht allein das Geschehen auf der Bühne, das<br />
18 | <strong>Journal</strong> 6<br />
Die Oper ist ein wichtiger Teil<br />
mich fesselte. Bereits bei diesem ersten Opernbesuch<br />
galt meine ganze Aufmerksamkeit dem<br />
Dirigenten. Ich fand es faszinierend, dass da einer<br />
von der ersten bis zur letzten Note in die Aufführung<br />
involviert war, und ich ahnte, dass dieser<br />
Beruf etwas Wundervolles ist.Natürlich dachte<br />
ich damals noch nicht daran, später selbst einmal<br />
Dirigent zu werden. Ich studierte zunächst<br />
Gesang und Trompete, und auch mein Klavier-<br />
meines Lebens<br />
Der 29-jährige Lette Andris Nelsons ist auf dem besten Wege, einer der bedeutendsten Dirigenten der jüngeren Generation<br />
zu werden. Er gastierte bereits bei zahlreichen Orchestern und Opernhäusern; die Deutsche Oper Berlin, das ROH Covent<br />
Garden und die Wiener Staatsoper stehen in seinem Terminplan sowie die Festspiele in Bayreuth, wo er im Jahr 2010<br />
die Neuinszenierung des »Lohengrin« leiten wird. Derzeit ist er Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford;<br />
2008/09 wird Andris Nelsons die Chefposition des renommierten City of Birmingham Symphony Orchestra übernehmen.<br />
An der Staatsoper dirigiert er jetzt die Wiederaufnahme von Puccinis »Turandot«, Anlass für ein Gespräch, das Bettina<br />
Bermbach und Annedore Cordes mit dem Künstler führten.<br />
studium habe ich mit großer Begeisterung absolviert.<br />
Diese Zeit war für meine Entwicklung als<br />
Musiker und Mensch wichtig. Und ich muss<br />
sagen, dass ich mir eine Arbeit als Dirigent ohne<br />
das Gesangsstudium und ohne eigene Erfahrungen<br />
als Orchestermusiker nicht vorstellen kann.<br />
Erst diese umfassende musikalische Ausbildung<br />
führte mich schließlich zum Dirigieren.
Bisher sorgten Sie hauptsächlich als Konzertdirigent<br />
international für Furore, bei Ihren zukünftigen<br />
Verpflichtungen scheint das Musiktheater<br />
ein immer wichtigeres Anliegen zu werden.<br />
Was reizt Sie daran besonders?<br />
Oper war und ist ein wichtiger Teil meines<br />
Lebens. Nicht zuletzt durch das Gesangsstudium<br />
fühle ich mich ihr besonders verbunden.Auch die<br />
Ursprünge meiner Kapellmeisterlaufbahn liegen<br />
dort: Ich begann meine Karriere als junger Dirigent<br />
am Opernhaus in Riga, wo ich mir im Laufe<br />
der Zeit ein recht stattliches Repertoire erarbeiten<br />
konnte. Erst dann kamen immer mehr<br />
Konzertverpflichtungen hinzu. Bei meiner heutigen<br />
Arbeit ist mir Oper und Konzert gleichermaßen<br />
wichtig, und ich versuche immer, beides<br />
intensiv zu betreiben.<br />
Puccinis Werke – neben »Turandot« sind es<br />
»La Bohème«, »Tosca« und »Madama Butterfly«<br />
– bilden derzeit einen auffälligen Schwerpunkt<br />
bei Ihren internationalen Opernengagements.<br />
Ist es Zufall oder liegen Ihnen die Werke dieses<br />
Komponisten besonders am Herzen?<br />
Puccini, Wagner, Strauss, Verdi und Tschaikowsky<br />
sind die Opernkomponisten, die ich<br />
besonders mag. Aber Puccini steht mir emotio-<br />
Giacomo Puccini<br />
Madama Butterfly<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Stefan Soltesz INSZENIERUNG<br />
Ulrich Wenk BÜHNENBILD nach Alfred Siercke<br />
KOSTÜME Hans-Günther Willerscheidt CHOR Florian<br />
Csizmadia SPIELLEITUNG Alexa Zeggaï<br />
Cio-Cio San Hellen Kwon · Suzuki Deborah Humble ·<br />
Kate Pinkerton Trine W. Lund · B. F. Pinkerton<br />
Massimiliano Pisapia · Sharpless Jan Buchwald ·<br />
Goro Ladislav Elgr · Il Principe Yamadori Moritz<br />
Gogg · Lo Zio Bonzo: Carsten Wittmoser · Yakusidè<br />
Eon-Seok Jang/Peter Veit ·<br />
Il Commissario Imperiale Dominik Köninger ·<br />
L’Ufficiale del Registro Irenäus Suchowski<br />
Aufführungen<br />
29. Mai, 4. Juni 2008 um 19.30 Uhr<br />
Debüts in »Madama Butterfly«:<br />
Massimiliano Pisapia, Jan Buchwald<br />
nal sehr nah. Ich schätze in seinen Werken vor<br />
allem die tiefgründige Seelendramaturgie.<br />
Puccini bezeichnete sich selbst als »Meister<br />
der kleinen Dinge«. Kurt Tucholsky nannte ihn<br />
den »Verdi des Kleinen Mannes«. Wie beurteilen<br />
Sie die Aussage Puccinis? Können Sie für die<br />
Meinung Tucholskys Verständnis aufbringen?<br />
Ich finde nicht, dass man Puccini als den »billigen<br />
Verdi« bezeichnen kann. Noch heute verurteilen<br />
viele seine Musik als süßlich oder zu sentimental.<br />
Der Grund dafür könnte sein, dass die<br />
Menschen heutzutage ihre Emotionen verbergen<br />
wollen und manchmal zu schüchtern oder zu<br />
unsicher sind,um ihre Gefühle zu zeigen.Sie wollen<br />
sie verstecken und sagen: »Wir fühlen gar<br />
nichts«.<br />
Musik ist die abstrakteste, aber zugleich auch<br />
die emotionalste aller Künste. Vielleicht ist es die<br />
Vielschichtigkeit, die es manchen Leuten schwer<br />
macht, sich in Puccinis Welt zurechtzufinden. Er<br />
hat immer sehr präzise komponiert und zeigt in<br />
seinen Opern eine detaillierte, emotional aufgeladene<br />
Seite der menschlichen Persönlichkeit.Für<br />
mich ist er in diesem Sinne ein »Meister der<br />
Details«, besonders was die intimen und gefühlvollen<br />
Facetten der Figuren betrifft. Die Themen,<br />
Giacomo Puccini<br />
Turandot<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Andris Nelsons INSZENIERUNG nach<br />
Giancarlo del Monaco BÜHNENBILD UND KOSTÜME Peter Sykora<br />
CHOR Florian Csizmadia SPIELLEITUNG Heiko Hentschel<br />
Turandot Elizabeth Connell · Altoum Frieder Stricker · Timur<br />
Andrea Concetti (8.,11.6.)/Alexander Tsymbalyuk · Kalaf Carl<br />
Tanner · Liù Miriam Gordon-Stewart · Ping Moritz Gogg · Pang<br />
Jürgen Sacher · Pong Peter Galliard · Un Mandarino Tobias<br />
Schabel (8.6.)/Wilhelm Schwinghammer · Kammerfrauen<br />
Gabriele Alban/Ines Krebs, Franziska Seibold/Ulrike Gottschick<br />
Wiederaufnahme<br />
8. Juni 2008 um 19.30 Uhr<br />
Weitere Aufführungen<br />
11., 14., 19., 21. Juni 2008 um 19.30 Uhr<br />
Protagonisten der Wiederaufnahme:<br />
Elizabeth Connell<br />
(Turandot), Carl Tanner (Kalaf),<br />
Miriam Gordon-Stewart (Liù),<br />
Andrea Concetti (Timur)<br />
<strong>Journal</strong> 6 | 19
OPER REPERTOIRE<br />
›LA TRAVIATA‹ ›IL BARBIERE DI SIVIGLIA‹ ›MACBETH‹<br />
Giuseppe Verdi<br />
La Traviata<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Luciano di Martino INSZENIE-<br />
RUNG Folke Abenius BÜHNENBILD Toni Businger<br />
KOSTÜME Hans-Günter Willerscheidt CHOR Florian<br />
Csizmadia SPIELLEITUNG Petra Müller<br />
Violetta Valery Inga Kalna/Ha Young Lee (24.,<br />
26.6.) · Flora Bervoix Renate Spingler · Annina<br />
Deborah Humble · Alfredo Germont Tomislav Muˇzek<br />
· Giorgio Germont George Petean/Dalibor Jenis<br />
(24.6.) · Gastone Ladislav Elgr/Jun-Sang Han · Il<br />
Barone Douphol Carsten Wittmoser · Il Marquese<br />
d’Obigny Hee-Saup Yoon · Il Dottore Grenvil<br />
Alexander Tsymbalyuk · Giuseppe Frieder Stricker ·<br />
Un Domestico di Flora Steven Dorn Gifford/Mariusz<br />
Koler · Un Commissionario Peter Veit/Gabor Nagy<br />
Aufführungen<br />
15., 24., 26. Juni 2008<br />
um 19.30 Uhr<br />
20 | <strong>Journal</strong> 6<br />
die in Puccinis Opern behandelt werden, sind<br />
stets fundamental – es geht um Liebe und um<br />
Tod.Alles beginnt mit den Beziehungen zwischen<br />
Menschen und mit Gefühlen,die wir uns manchmal<br />
nicht eingestehen. Wir vergessen gerne die<br />
Bedeutung von Emotionen in unserem Leben,<br />
dabei spielen sie so eine große Rolle. Themen wie<br />
die Aufopferung für einen anderen Menschen<br />
oder für ein Ideal sind in vielen Puccini-Opern<br />
vorhanden.Tosca opfert sich für Cavaradossi,Liù<br />
für Kalaf oder Butterfly für ihr Kind. Ich denke,<br />
es ist das Schwerste im Leben, sich für jemanden<br />
oder für eine Idee zu opfern.Es ist manchmal einfacher,<br />
heroisch zu sein, globale Dinge für die<br />
Menschheit zu tun und für humanitäre Zwecke.<br />
Auch in Verdis Musik gibt es eine Menge solcher<br />
emotionaler Details. Seine Opern sind aber<br />
eher Ideendramen, in denen sich die privaten<br />
Schicksale der handelnden Figuren mit einer<br />
politischen Dimension verbinden. Verdi denkt<br />
globaler. Aber die Werke beider Komponisten<br />
sind geprägt von großer Ernsthaftigkeit und einer<br />
tiefen Menschlichkeit.<br />
Vor welche Schwierigkeiten stellt die Oper<br />
»Turandot« den Dirigenten?<br />
»Turandot« bedeutet für jeden Dirigenten<br />
eine große Herausforderung. Das Werk ist kom-<br />
Gioachino Rossini<br />
Il Barbiere di Siviglia<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Simon Hewett/Alexander<br />
Winterson (20., 25. 6.) INSZENIERUNG NACH Gilbert<br />
Deflo BÜHNENBILD UND KOSTÜME NACH Ezio Frigerio<br />
CHOR Lorenz C. Aichner SPIELLEITUNG Aldona<br />
Farrugia<br />
Graf Almaviva Juan José Lopera · Don Bartolo<br />
Alfonso Antoniozzi · Rosina Brenda Patterson ·<br />
Figaro George Petean/Adrian Eröd (20.6.)/Oleg<br />
Romashyn (25.6.) · Don Basilio Tigran Martirossian ·<br />
Fiorillo Dominik Köninger · Berta Gabriele<br />
Rossmanith/Katja Pieweck · Un Ufficiale Thomas<br />
Briesemeister<br />
Aufführungen<br />
3., 6., 20., 25. Juni 2008 um 19.30 Uhr<br />
<strong>Hamburg</strong>debüt als Figaro:<br />
Adrian Eröd<br />
plex angelegt und technisch schwer zu organisieren.<br />
Es wird ein riesiges Orchester benötigt, ein<br />
großer Chor, Bühnenmusik, Banda, Chor hinter<br />
der Bühne – unterschiedlichste Elemente, die<br />
koordiniert werden müssen.Das betrifft die technische<br />
Seite. Auch musikalisch ist die Oper alles<br />
andere als einfach, denn es gibt die verschiedensten<br />
musikalischen Wirkungen und Kontraste.<br />
Der Anfang des zweiten Aktes mit der scherzoartigen<br />
Szene der drei Minister oder der dritte Akt<br />
mit dem leidenschaftlichen Dialog zwischen Turandot<br />
und Kalaf erinnern eher an ein Kammerspiel;<br />
ähnliches gilt für die Auftritte der Liù.<br />
In Kontrast zu diesen verhaltenen Momenten stehen<br />
die großen, pompösen Massenszenen, wie es<br />
sie auch in Verdis Opern gibt. Ich denke, wenn<br />
Puccini länger gelebt hätte, wären nach dieser<br />
Oper noch weitere interessante Werke entstanden,<br />
sicherlich mit revolutionären Entwicklungen<br />
etwa im Bereich der Harmonik und Tonalität.<br />
Aber er lebte nicht einmal lange genug, um<br />
»Turandot« zu vollenden, und so ist diese letzte<br />
eine ganz besondere Oper.<br />
Wie finden Sie sich in die Gedankenwelt der<br />
einzelnen nationalen Kulturen ein?<br />
Dieser Vorgang setzt sich für mich aus verschiedenen<br />
Elementen zusammen.Erst einmal ist<br />
Giuseppe Verdi<br />
Macbeth<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Julia Jones INSZENIERUNG<br />
Steven Pimlott BÜHNENBILD Tobias Hoheisel KOSTÜ-<br />
ME Ingeborg Bernerth LICHT Manfred Voss SPEZIAL-<br />
EFFEKTE Paul Kieve BEWEGUNGSREGIE Sue Lefton<br />
CHOR Florian Csizmadia SPIELLEITUNG Aldona Farrugia<br />
Macbeth Andrzej Dobber · Banco Tigran<br />
Martirossian · Lady Macbeth Iano Tamar · La Dama<br />
di Lady Macbeth Gabriele Rossmanith · Macduff<br />
Wookyung Kim · Malcolm Jun-Sang Han · Un Medico<br />
Wilhelm Schwinghammer · Un Servitore Hee-Saup<br />
Yoon · Un Sicario Carsten Wittmoser · Tre<br />
Apparizioni Carsten Wittmoser, Mitglieder der<br />
<strong>Hamburg</strong>er Alsterspatzen<br />
Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der<br />
<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />
Aufführung<br />
1. Juni 2008 um 19.30 Uhr
Szene aus »Turandot«<br />
da die kulturelle Tradition des jeweiligen Komponisten,<br />
ob er nun Italiener, Deutscher, Österreicher<br />
oder Russe ist. Da gibt es auf jeden Fall<br />
Unterschiede, hierzu recherchiere ich, lese viel<br />
und achte auch bei meinen Besuchen in Städten<br />
auf das jeweils unterschiedliche kulturelle Leben,<br />
das schon viel von nationaler Identität widerspiegelt.<br />
Musik ist allerdings auch etwas Universales,das<br />
über Nationalitäten hinausgeht.Man<br />
muss seinen musikalischen Idealen folgen und<br />
darauf hören, was das eigene Herz, der Text und<br />
der Stoff einem sagen. Trotzdem ist es wichtig,<br />
den historischen und kulturellen Hintergrund zu<br />
kennen.Es ist nicht nur so,dass du sagst: Ich fühle<br />
es soundso und ich mache das jetzt einfach so,<br />
ohne dass ich irgendetwas darüber weiß.<br />
Natürlich sollte man es auch selbst fühlen, aber<br />
die Kombination von Herz und Hirn ist wichtig.<br />
Welche Qualitäten machen Ihrer Meinung<br />
nach einen guten Dirigenten aus?<br />
Das ist nicht einfach zu beantworten, weil ein<br />
Dirigent bekanntermaßen selbst keinen Ton<br />
erzeugt. Im Gegensatz zu einem Instrumentalisten<br />
oder einem Sänger kann er seinen Beruf<br />
nicht alleine ausüben.Selbst der beste Dirigent ist<br />
nichts ohne Orchester.Für mich war es eine wichtige<br />
und äußerst hilfreiche Erfahrung, selbst in<br />
einem Orchester gespielt zu haben und zu wissen,<br />
wie es auf der »anderen Seite« zugeht. Ein guter<br />
Dirigent sollte zuerst einmal offen sein für das<br />
Werk – er sollte sich selbst nicht zu wichtig nehmen,sondern<br />
ganz die Musik in den Vordergrund<br />
stellen. Das ist der Hauptgrund, warum wir diesen<br />
Job machen. Das andere, was die Qualität<br />
eines Dirigenten begründet, ist diese Kombination<br />
von Energie und Psychologie, die Arbeits-<br />
methode und das musikalische Wissen. Eine<br />
recht komplexe Angelegenheit also. Es gibt viele<br />
große Dirigenten, aber alle arbeiten unterschiedlich,<br />
und man kann nicht sagen, dieses oder jenes<br />
ist die einzig richtige Art und Weise des Dirigierens<br />
und anders ist es komplett falsch. Alles ist<br />
subjektiv – wichtig ist vor allem,dass ein Dirigent<br />
die Musiker inspirieren und das Orchester, den<br />
Chor und die Solisten zu einem Team zusammenfügen<br />
kann. Die Energie, die von diesem<br />
klingenden Gesamtergebnis ausgeht, kann dann<br />
ins Publikum überspringen, und das macht die<br />
besondere Atmosphäre und Spannung aus. Ich<br />
gehöre ja zu den Dirigenten der jüngeren Generation,<br />
und mir ist klar, dass man sein ganzes<br />
Leben weiter lernen muss. Sich selbst weiter zu<br />
entwickeln und sich niemals mit dem Erreichten<br />
zu begnügen, das empfinde ich als Notwendigkeit.<br />
Welche Dirigenten schätzen Sie besonders?<br />
Wer besser ist oder schlechter – dafür existieren<br />
keine feststehenden Regeln,sondern nur subjektive<br />
Antworten. Für mich gab es in der<br />
Geschichte so viele phantastische Persönlichkeiten,<br />
die ich bewundere, Carlos Kleiber zum<br />
Beispiel und Herbert von Karajan. Auch unter<br />
den heutigen Dirigenten schätze ich viele hoch<br />
ein, Mariss Jansons etwa oder Daniel Barenboim,<br />
Riccardo Muti, Claudio Abbado, Simon Rattle<br />
und Christian Thielemann gehören dazu. Ich bin<br />
aber auch froh, dass es in meiner eigenen Generation<br />
vorzügliche Kollegen gibt, zum Beispiel<br />
Gustavo Dudamel oder Daniel Harding. Jeder<br />
Dirigent,der offen ist,ernsthaft arbeitet und neue<br />
interpretatorische Impulse gibt, ist wichtig und<br />
genießt meine volle Sympathie.<br />
Kultur- und Festspielreisen 2008<br />
Miteinander reisen – mehr erleben!<br />
Dresden mit Semperoper<br />
Aufführung in einem der schönsten Opernhäuser<br />
der Welt! Zentr. 4*-Hotel am Elbufer.<br />
27. – 30.06.08 inkl. „Meistersinger v. Nürnberg“ o 598,-<br />
Festspiele in Verona<br />
4*-Hotel mit drei Pools in Abano Terme.<br />
Ausflug nach Venedig. Das absolute Highlight:<br />
Zwei Vorstellungen in der Arena!<br />
02.07. – 08.07.08 inkl. „Tosca & Aida“<br />
25.08. – 31.08.08 inkl. „Carmen & Nabucco“ o 883,-<br />
Mailänder Scala und Arena di Verona<br />
Erfüllen Sie sich einen Traum: “Aida” in der Arena<br />
und „La Bohème“ in der Scala! 4*-Hotel vor den<br />
Toren Veronas, zentr. 4*-Hotel in Mailand.<br />
09.07. – 16.07.08 o 1.818,-<br />
Bregenzer Festspiele<br />
„Tosca“ auf der weltbekannten Seebühne am<br />
Bodensee. 4*-Hotel Krone (mit Naturbadesee,<br />
Schwimmhalle, Sky Spa) im Bregenzerwald.<br />
21.07. – 27.07.08 ab o 818,-<br />
Seefestspiele Mörbisch<br />
mit der Operette „Im Weissen Rössl“ sowie Konzert in der<br />
Wiener Hofburg. 4*-Hotel am Stadtrand von Wien.<br />
27.07. – 03.08.08 o 935,-<br />
Puccini Festival<br />
Auf der malerischen Seebühne in Torre del Lago.<br />
Sie hören: Tosca und Turandot. Dazu: Pisa, Lucca.<br />
im 4*-Hotel Imperial Garden in Montecatini Terme.<br />
06.08. – 13.08.08 ab o 939,-<br />
Dresden mit Konzert in der Frauenkirche<br />
Das 4*-Hotel „Am Terrassenufer“ liegt direkt<br />
am Elbufer, am Rande der Altstadt. Geführte<br />
Stadtrundfahrt/-gang inklusive.<br />
12.08. – 14.08.08<br />
02.09. – 04.09.08 o 299,-<br />
Leipzig mit Gewandhaus<br />
Zentrales 4*-Hotel Mercure. Inkl. Stadtführung<br />
und Rundfahrt Saale-Unstrut-Tal.<br />
4. – 07.09.08 inkl. „Sommernachtstraum“ o 469,-<br />
Alle Preise pro Person im Doppelzimmer!<br />
INKLUSIVE: Taxiservice ab/bis Haustür, 4*-Reisebusse,<br />
Halbpension, interessantes Ausflugsprogramm,<br />
Reise-Rücktritts-Versicherung etc.<br />
Tagesfahrten ab <strong>Hamburg</strong> ZOB<br />
19.07. Festspiele Meckl. Vorpommern 2008<br />
Sinfoniekonzert mit Anne-Sophie Mutter<br />
und dem Philharmonischen Festspielorchester<br />
auf dem Landgestüt Redefin. Inkl. Busanreise,<br />
Picknickkorb und Eintrittskarte, Kat. 2 o 114,-<br />
10.08. Eutiner Festspiele „deluxe“<br />
„Der Barbier von Sevilla“. Inkl. Lunchbuffet im Restaurant<br />
„Fegetasche“ am Plöner See, Sektempfang in der<br />
Opernscheune, Einführung in die Oper durch den<br />
Intendanten und Opernkarten 2. Kat. o 85,50
OPER REPERTOIRE<br />
›DIE FRAU OHNE SCHATTEN‹<br />
Klanggenuss mit intensiver Farbgebung<br />
Die vorerst letzten Vorstellungen von Strauss’ Meisterwerk mit Franz Grundheber als Barak<br />
Richard Strauss<br />
Die Frau ohne Schatten<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Simone Young INSZENIE-<br />
RUNG Keith Warner BÜHNENBILD Kaspar Glarner<br />
KOSTÜME Eva Dessecker LICHT Wolfgang Göbbel<br />
CHOREOGRAFIE Karl Schreiner CHOR Florian<br />
Csizmadia SPIELLEITUNG Wolfgang Bücker<br />
Der Kaiser Stuart Skelton · Die Kaiserin Emily<br />
Magee · Die Amme Gabriele Schnaut · Der Geisterbote<br />
Jan Buchwald · Ein Hüter der Schwelle<br />
des Tempels Vida Mikneviciute · Erscheinung des<br />
Jünglings Jun-Sang Han · Die Stimme des Falken<br />
Gabriele Rossmanith · Eine Stimme von oben<br />
Ann-Beth Solvang Barak Franz Grundheber · Sein<br />
Weib Lisa Gasteen · Der Einäugige Dominik<br />
Köninger · Der Einarmige Carsten Wittmoser · Der<br />
Bucklige Jürgen Sacher · Stimme der Ungeborenen<br />
Kädy Plaas, Trine W. Lund, Renate Spingler,<br />
Katja Pieweck, Deborah Humble, Mercedes Seeboth/Giu-Xian<br />
Cheng · Die Stimmen der Wächter<br />
der Stadt Dominik Köninger, Carsten Wittmoser,<br />
Hee-Saup Yoon · Dienerinnen Kädy Plaas, Trine W.<br />
Lund, Deborah Humble<br />
Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der<br />
<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />
Aufführungen<br />
18., 22. Juni 2008 um 18.30 Uhr<br />
Einführung am 22. 6., 17.50 Uhr, Probebühne 3<br />
22 | <strong>Journal</strong> 6<br />
■ Die Wiederaufnahme der Oper »Die Frau ohne<br />
Schatten« im April dieses Jahres wurde von den<br />
Zuschauern mit Ovationen bedacht. Ein Blick in<br />
die Rezension des Wiener Opernblattes »Merker«<br />
soll auf die letzten beiden Vorstellungen dieser<br />
Saison einstimmen, bei der die gefeierten Protagonisten<br />
der Premierenbesetzung Emily Magee,<br />
Stuart Skelton, Lisa Gasteen, Gabriele Schnaut<br />
wieder antreten werden sowie Franz Grundheber<br />
in der Rolle des Barak:<br />
»Es war ein Triumph für die Intendantin und<br />
GMD Simone Young, die mit den Philharmonikern<br />
<strong>Hamburg</strong> die fantastische Farbenpracht<br />
der märchenhaften Partitur von Richard Strauss<br />
mit enormer Leuchtkraft musizieren ließ.Gewaltig<br />
kamen da die Bassschläge aus Keikobads Reich<br />
gleich zu Beginn,die gebirgsartigen Steigerungen<br />
im letzten Teil und am Schluss erzielten nahezu<br />
metaphysische Wirkungen. Aber Young versteht<br />
es auch immer wieder,die kammermusikalischen<br />
Momente, von denen es in diesem Werk ja nicht<br />
wenige gibt,fein und bedächtig ausmusizieren zu<br />
lassen. Als Beispiele sollen hier nur das berühmte<br />
Cellosolo im 2. Akt sowie das kontemplative<br />
Solo der ersten Violine bei der Versuchung der<br />
Kaiserin im dritten Akt erwähnt sein, aber auch<br />
die Szenen mit dem Falken. Die Bläser, zumal die<br />
Flöten,zeigen viel silbernen Glanz bei dessen und<br />
den Auftritten der Kaiserin. Hier klingt das<br />
Orchester wahrlich märchenhaft, schwelgerisch<br />
in der immer wieder berührenden Szene der<br />
Wächter zum Schluss des 1. Aktes.<br />
Nun ist Keith Warner für eine gewisse Technikverliebtheit<br />
bekannt, die er in seinem Londoner<br />
»Ring« über alle Gebühr strapazierte. Dagegen<br />
nehmen sich die ersten beiden Akte dieser<br />
»Frosch« fast harmlos aus, aber im positiven<br />
Sinne. Mit dem ästhetischen Grundkonzept der<br />
Geometrie und klarer Konturen schafft er boxartige<br />
Räume, die – vom Schnürboden herunterkommend<br />
– immer kleiner werden und damit<br />
sinnfällig den Abstieg von der universalen Kaisersphäre<br />
in die Menschenwelt charakterisieren,<br />
deren Vergänglichkeit durch die bei Warner so<br />
beliebten Tierschädel angedeutet wird. Dabei<br />
fungieren farbige rechteckige Flächen als Hintergrund<br />
für scherenschnittartige Bewegungen<br />
der Geister in Keikobads Reich, wie überhaupt<br />
Pantomime zur symbolischen Ausdeutung von<br />
Handlung in den Kaiser- und Verwandlungsszenen<br />
geschickt eingesetzt wird. Symbolisch<br />
wird auch die Jagdleidenschaft des Kaisers durch<br />
Zielringe auf dem Universum angedeutet, während<br />
als Erinnerung an das Vorleben der Kaiserin<br />
eine kleine Gazelle auf dem Souffleurkasten liegt.<br />
Warner setzt gelegentlich sparsam und damit um<br />
so wirksamer Videoprojektionen ein, mit denen<br />
er optisch schlüssig die höheren Sphären der<br />
Kaiser- von den Niederungen der Menschenwelt<br />
abgrenzt. Die modischen Kostüme von Eva<br />
Dessecker passen bestens in dieses gezielt mit<br />
Farben spielende Ambiente. (…)<br />
Ganz und gar unglaublich ist, welch wunderbaren<br />
Färber der bewährte Franz Grundheber<br />
in seinem Alter immer noch auf die Beine stellt.<br />
Hier ist jeder Ton ein Klanggenuss mit intensiver<br />
Farbgebung, problemlosen und leuchtenden<br />
Höhen bei perfekter Phrasierung sowie eine Darstellung,<br />
wie sie emphatischer und berührender<br />
heutzutage nur wenige Rollenvertreter, wenn<br />
überhaupt, zustande bringen.«<br />
»der merker« im april 2008<br />
Auf den Fotos: Emily Magee, Gabriele Schnaut, Lisa Gasteen<br />
und Stuart Skelton
Opera stabile<br />
After work<br />
■ Elefant und Kontrabass haben als »Dickhäuter« wohl einiges<br />
gemeinsam. Stefan Schäfer, Solokontrabassist der Philharmoniker<br />
<strong>Hamburg</strong>, weiß davon in seinem launigen Soloprogramm<br />
ein Lied zu singen. Mit seinem 200 Jahre alten Instrument hat<br />
er eine Menge erlebt. Und auch als Komponist ist er vielen<br />
Musikfreunden bekannt.Nun rezitiert,erzählt und begleitet sich<br />
Stefan Schäfer für das letzte »After work« dieser Saison auf seiner<br />
»hölzernen Lady«. Auf dem Programm stehen Gedichtvertonungen<br />
von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz,<br />
Ernst Jandl, Daniil Charms und Wilhelm Busch. Und unterhaltsame<br />
Einblicke in das elefantöse Leben eines Kontrabassisten<br />
gibt es außerdem. Die Veranstaltung findet diesmal ausnahmsweise<br />
auf der Probebühne 1 statt – Gratisgetränke aus dem Foyer<br />
der Opera stabile stehen natürlich trotzdem für Sie bereit und dürfen auf die Probebühne<br />
mitgenommen werden.<br />
Von dem großen Elefanten<br />
Mit Stefan Schäfer (Kontrabass)<br />
6. Juni 2008 um 18.00 Uhr<br />
Probebühne 1<br />
Das Opernrätsel Nr. 6<br />
Verflucht, nochmal!<br />
Die einzige Tochter, eines jeden Vaters Augenstern. Es kommt der Tag, an dem ein junger<br />
Prinz ins Leben der Tochter tritt, und der König muss seine Prinzessin gehen lassen. Sollte<br />
er ihre Herzenswahl nicht anerkennen, dräut großes Unglück.<br />
Giuseppe Verdi hat sich ausgiebig mit dem Beschützerinstinkt der Väter beschäftigt. Ihr<br />
Kontrollwahn führt in seinen Opern zur dramatischen Katastrophe, denn auf der übersteigerten<br />
Sorge liegt ein Fluch.<br />
Man denke an »Simon Boccanegra«. Er selbst hat einst einem Vater die Tochter genommen<br />
und muss dieses Drama nun am eigenen Leib erfahren. Seine Amelia wird von<br />
einem Verehrer entführt. Boccanegra kommt ihm auf die Schliche, aber das Schicksal<br />
nimmt seinen Lauf. Er bringt den Wüstling dazu, sich selbst zu verfluchen. Bevor der<br />
jedoch hingerichtet wird, vergiftet er den Vater, der schließlich in den Armen seiner<br />
Tochter stirbt.<br />
Und es gibt einen anderen tragischen Opernhelden, der von seinen Vatergefühlen überrascht<br />
wird und zum Schutz der Tochter gar einen Mord in Kauf nimmt. Auch auf ihm<br />
lastet ein todbringender Fluch, der ihm sein geliebtes Kind entreißt.<br />
Frage: Welche Oper Verdis, die ursprünglich unter dem Titel »Der Fluch«<br />
erscheinen sollte, ist hier gemeint?<br />
Senden Sie die Lösung bitte bis zum 22. Juni 2008 an die Redaktion »<strong>Journal</strong>«, <strong>Hamburg</strong>ische<br />
Staatsoper, Postfach, 20308 <strong>Hamburg</strong>. Mitarbeiter der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />
und ihre Angehörigen sind leider nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Das können Sie gewinnen:<br />
1. Preis: Zwei Karten für »Simon Boccanegra« am 27. September 2008<br />
2. Preis: Zwei Karten für »Don Carlos« am 21. September 2008<br />
3. Preis: Zwei Karten für »Falstaff« am 11. September 2008<br />
Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:<br />
Othello, The Moor’s Pavane<br />
Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.<br />
Für einen kulturellen<br />
Tapetenwechsel ...<br />
Festspielerlebnis Verona<br />
„Nabucco“ und „Carmen“ in der Arena<br />
4-Sterne Hotel Leon d’Oro im Zentrum, Stadtf.,<br />
Ausflüge Gardasee u. Vicenza, 2 Aufführ., 4 x HP<br />
5 Tage Flugreise 08.07. - 12.07.08 € 1.260,-<br />
Dresden zum Genießen<br />
Konzert in der Frauenkirche<br />
4-Sterne Maritim Hotel Dresden, Konzert<br />
Leitung: Eschenbach – Werke von Bach,<br />
Bruckner, Mozart (Kat. 1), Stadtf., Ausflug<br />
Elbsandsteingebirge. 3 x ÜF<br />
4 Tage Busreise 17.07. - 20.07.08 € 595,-<br />
Opernfestspiele Savonlinna<br />
Opern „Rigoletto“ & „Aida“ in der Burg<br />
4-Sterne Hotels in Helsinki & Kerimäki,<br />
Stadtf. Helsinki, Bootsfahrt inkl. Mittag,<br />
2 Aufführungen (Kat. 2), 3 x HP<br />
4 Tage Flugreise 22.07. - 25.07.08 € 1.370,-<br />
Festspiele Mörbisch<br />
und St. Margarethen<br />
„Im weißen Rössl“ & „La Traviata“<br />
4-Sterne Hotel Burgenland in Eisenstadt,<br />
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STAATSOPER FÜR KINDER<br />
Nach dem Tod ihrer Mutter nahm sich Cinderellas<br />
Vater eine andere Frau, die zwei Töchter hatte,<br />
»schön und weiß von Angesicht, aber garstig und<br />
schwarz von Herzen«. Für das arme Stiefkind<br />
begann eine schlimme Zeit. Die Töchter sprachen:<br />
»Was soll das Geschöpf in den Stuben, wer<br />
Brot essen will, muss es verdienen: hinaus mit<br />
der Küchenmagd.« Die Brüder Grimm erzählen,<br />
wie die Schwestern dem Stiefkind seine schönen<br />
Kleider wegnahmen, ihm einen grauen alten<br />
Kittel anzogen, es dann auslachten und in die<br />
PIT PAUKE<br />
24 | <strong>Journal</strong> 6<br />
Hallo Leute,<br />
oh haua haua ha – nun geht die Spielzeit schon<br />
wieder in großen Schritten auf ihr Ende zu. Im<br />
Juni sind an der Staatsoper noch einige Opern zu<br />
erleben, dann kommen die <strong>Ballett</strong>-Tage im Juli,<br />
und dann ist es schon wieder Zeit für die Großen<br />
Ferien! Aber vorher möchte ich euch noch ein tolles Konzert ans Herz<br />
legen: Am 31. Mai gibt das Albert-Schweitzer-Jugendorchester sein<br />
Sommerkonzert im Großen Saal der Laeiszhalle. Auf dem Programm stehen<br />
das Konzert für Violine und Orchester D-Dur von Johannes Brahms<br />
und die 9. Sinfonie von Franz Schubert. Und weil die Philharmoniker eine<br />
Orchesterpatenschaft für das Jugendorchester übernommen haben, helfen<br />
die Profis dem Nachwuchs mit Tricks und know how bei der Einstudierung<br />
der beiden großen Orchesterwerke.<br />
Einen schönen Sommer wünscht Euch<br />
— Euer Pit<br />
BALLETT DES MONATS: »A Cinderella Story«<br />
Neben dem Herd in der Asche<br />
John Neumeiers »Aschenputtel«-<strong>Ballett</strong> »A Cinderella Story«<br />
Küche führten. »Da musste es so schwere Arbeit<br />
tun, früh vor Tag aufstehn, Wasser tragen, Feuer<br />
anmachen, kochen und waschen. Obendrein<br />
taten ihm die Schwestern alles ersinnliche<br />
Herzeleid an, verspotteten es, schütteten ihm die<br />
Erbsen und Linsen in die Asche, sodass es sitzen<br />
und sie wieder auslesen musste. Abends, wenn<br />
es sich müde gearbeitet hatte, kam es in kein<br />
Bett, sondern musste sich neben den Herd in die<br />
Asche legen. Und weil es darum immer staubig<br />
und schmutzig aussah, nannten sie es Aschen-<br />
illustration: kerstin meyer<br />
MAI<br />
puttel.« Aber die Vögel des Waldes nahmen sich<br />
des einsamen Kindes an und halfen ihr bei der<br />
Erfüllung ihres geheimsten Wunsches: Auf dem<br />
Fest des Königs tanzt der Prinz mit Cinderella und<br />
erlöst sie aus der Welt der bösen Schwestern.<br />
In seinem <strong>Ballett</strong> »A Cinderella Story« erzählt John<br />
Neumeier: »Cinderella träumt von einer Welt wie<br />
der seinen. Doch sobald sie diese erlebt, weiß sie<br />
instinktiv, dass diese Welt nicht die ihre ist. Sie<br />
fühlt sich verkleidet. Von sich aus verlässt sie den<br />
Ball. Sie will um ihrer selbst geliebt werden.«■ ap<br />
Veranstaltungskalender für Kinder<br />
SAMSTAG<br />
JUNI<br />
› 31.05. ››20.00-22.15 ››› Sommerkonzert des Albert-<br />
Schweitzer-Jugendorchesters (Laeiszhalle)<br />
SAMSTAG › 07.06. ››19.30–22.15 ››› A Cinderella Story<br />
DONNERSTAG › 12.06. ››19.30–22.15 ››› A Cinderella Story<br />
FREITAG<br />
JULI<br />
› 13.06. ››19.30–22.15 ››› A Cinderella Story<br />
DONNERSTAG › 10.07. ››19.30–22.15 ››› A Cinderella Story
Leidenschaft und Lebenslust<br />
und der Hauch von »Summertime«<br />
Gershwins Meisterwerk »Porgy and Bess« gastiert an der Staatsoper <strong>Hamburg</strong><br />
■ Charleston 1870. Der Bürgerkrieg ist vorbei,<br />
der Süden am Boden, die Sklaven befreit. In der<br />
Catfish Row, einer einst vornehmen, jetzt aber<br />
heruntergekommenen Straße, wohnen arme<br />
Schwarze, Fischer und Kriminelle. Hier leben<br />
auch der verkrüppelte Bettler Porgy und die<br />
lebenslustige Bess. Porgy liebt Bess seit Langem,<br />
doch was kann er ihr schon bieten? Als Bess’<br />
Geliebter Crown einen Mord begeht und fliehen<br />
muss, gewährt Porgy seiner Angebeteten Unterschlupf.<br />
Das Wunder geschieht: Auch Bess verliebt<br />
sich in Porgy und bleibt bei ihm, obwohl<br />
andere Männer sie umschwärmen. Doch als sie<br />
bei einem Ausflug Crown wieder trifft,gibt sie seinem<br />
Drängen nach. Krank und fiebrig kehrt sie<br />
zu Porgy zurück. Als Crown auf der Suche nach<br />
ihr in Porgys Haus eindringt, ersticht Porgy den<br />
Rivalen …<br />
Inspiriert von Spiritual- und Gospelchorälen,<br />
jazzigen Rhythmen des frühen Swing und vom<br />
ursprünglichen Blues aus den Armenvierteln des<br />
schwarzen Südens ist »Porgy and Bess« eine der<br />
wenigen amerikanischen Opern, die zu Weltruhm<br />
gelangten. Mit Melodien wie »Summertime«,»Bess,You<br />
Is My Woman Now« oder »I Got<br />
Plenty O’Nuttin« komponierte George Gershwin<br />
unvergessliche Melodien, die von abgründigen<br />
Leidenschaften und menschlichem Seelendrama<br />
erzählen, aber auch vom Mut und der Kraft einer<br />
lebendigen afroamerikanischen Gemeinschaft.<br />
Die aufwendige Produktion »Porgy and Bess«,die<br />
vom 12. bis 31. August 2008 an der Staatsoper<br />
gezeigt wird, präsentiert ein Ensemble aus hochkarätigen<br />
Starsolisten,einem grandiosen Orchester<br />
und einem stimmgewaltigen Chor aus über 50<br />
Mitwirkenden des New York Harlem Theaters.<br />
Die Musikalische Leitung hat William Barkhymer,<br />
die Inszenierung stammt von der renommierten<br />
Regisseurin Baayork Lee.<br />
»Porgy and Bess« ist das zentrale Werk George<br />
Gershwins und wurde einer seiner größten Erfolge.<br />
Den Stoff für seine Oper fand der Komponist<br />
in dem von Edwin DuBose Mitte der 20er-<br />
Jahre veröffentlichten Roman »Porgy«, der die<br />
wahre Geschichte von »Goat-Sammy« erzählte,<br />
einem verkrüppelten Bettler, der eine Frau überfallen<br />
hatte und dann versuchte, auf seinem von<br />
einer Ziege gezogenen Rollwägelchen zu fliehen.<br />
Bis die Rechte an dem Stoff frei wurden, dauerte<br />
es aber noch zehn Jahre, und Gershwin konnte<br />
erst 1934 mit der Komposition seiner Oper be-<br />
ginnen. Die Uraufführung 1935 im New Yorker<br />
Alvin Theater wurde trotz 124 Vorstellungen in<br />
Folge kein kommerzieller Erfolg. Gershwin verteidigte<br />
seine Musik stets gegen den Vorwurf, sie<br />
sei zu populistisch: »Er stimmt, ich habe Schlager<br />
für »Porgy and Bess« geschrieben. Ich schäme<br />
mich nicht,jederzeit Schlager zu schreiben,solange<br />
sie gut sind.« Erst lange nach seinem Tod<br />
wurde dem Werk der Platz in der Musikgeschichte<br />
eingeräumt, der ihm zusteht. Gershwin<br />
wollte eine Volksoper über das Leben der<br />
Schwarzen in Amerika schaffen: »In diesen Liedern<br />
finden sich musikalische Elemente,die noch<br />
nie zuvor in eine Oper eingeflossen sind. Und mit<br />
ihnen konnte ich die Dramatik, den Humor, den<br />
Aberglauben, den religiösen Eifer, die Lust am<br />
Tanz und die Leidenschaft der Schwarzen zeigen<br />
… Ich hatte die Hoffnung, in der amerikanischen<br />
Musik etwas geschaffen zu haben, das vielen,<br />
nicht nur wenigen, gefallen würde.« Seine Hoffnung<br />
hat sich erfüllt, der Erfolg von »Porgy and<br />
Bess« hat ihm recht gegeben.<br />
BETTINA BERMBACH<br />
»Porgy and Bess«<br />
12. bis 31. August 2008 Staatsoper <strong>Hamburg</strong><br />
Tickets: 01805/663661 (14 Cent/Minute, Mobilfunkpreise<br />
können abweichen) oder an der<br />
Tageskasse der Staatsoper <strong>Hamburg</strong>, unter der<br />
Telefonnummer 040/35 68 68 oder im Internet<br />
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Simone Young, Leitung<br />
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PHILHARMONIE KONZERTE<br />
PHILHARMONIKER HAMBURG<br />
Gäste der ersten Stunde<br />
100 Jahre Laeiszhalle – das Orchester der Hansestadt gratuliert<br />
■ 100 Jahre Laeiszhalle – das sind zugleich 100<br />
Jahre Geschichte der Philharmoniker <strong>Hamburg</strong>.<br />
Schließlich war das Orchester der Hansestadt von<br />
Anfang an dabei: Seine Vorgängerorganisation,<br />
die Philharmonische Gesellschaft, öffnete die<br />
Türen im neobarocken Musentempel. »Die offizielle<br />
Vertretung hamburgischer Musikpflege,die<br />
Philharmonischen Konzerte, sind mit der heutigen<br />
Aufführung in das neue Heim übergesiedelt«,<br />
meldete das »<strong>Hamburg</strong>er Echo« anlässlich der<br />
Eröffnungsfeierlichkeiten.Denn schon am 5.Juni<br />
1908, einen Tag nach dem offiziellen Festakt vor<br />
geladenen Gästen, strömten die Musikfreunde<br />
herbei, um in einem »Extra-Konzert« der Philharmonischen<br />
Gesellschaft den prächtigen Saal<br />
zu begutachten. Die musikalische Leitung lag bei<br />
Max Fiedler,der ebenfalls beim Festakt tags zuvor<br />
am Pult stand. Es herrschte freudig gespannte<br />
Aufbruchsstimmung im hanseatischen Konzertleben<br />
– eine aufregende Situation,an die man sich<br />
100 Jahre später aus gegebenem Anlass gerne<br />
erinnert!<br />
Schon seit 1828 hatte das Konzertleben zwischen<br />
Alster und Elbe in den Händen der Philharmonischen<br />
Gesellschaft gelegen. Kurz vor der<br />
Jahrhundertwende gelangen dann zwei entscheidende<br />
Schritte: die Bildung eines ständigen und<br />
städtisch subventionierten Orchesters und die<br />
Berufung des mächtigen Reeders Carl Laeisz in<br />
den Vorstand. Laeisz versprach, »die Interessen<br />
der Philharmonischen Gesellschaft fördern zu<br />
helfen«. Mit seiner großzügigen testamentari-<br />
26 | <strong>Journal</strong> 6<br />
schen Verfügung legte er posthum den Grundstein<br />
für die Musikhalle – und gab damit »seinem«<br />
Orchester ein würdiges Dach über dem<br />
Kopf. Als einziger Konzertsaal Deutschlands<br />
überstand das Haus den 2. Weltkrieg unversehrt.<br />
Nur zwei Monate nach Kriegsende spielten die<br />
Philharmoniker <strong>Hamburg</strong> auch bei der Wiedereröffnung<br />
der Laeiszhalle.<br />
Das runde Jubiläum wird nun mit einer<br />
Ausstellung, einer Festschrift und natürlich viel<br />
Musik gefeiert. Mit den Philharmonikern hat<br />
Simone Young einen beziehungsreichen Geburtstagsgruß<br />
zusammengestellt, der die große Tradition<br />
des Orchesters ebenso widerspiegelt wie<br />
den Ausblick in die Zukunft. Zwei Stücke sind<br />
dabei dem historischen Programm der Eröffnungsfeier<br />
1908 entnommen: Zuerst die »Festund<br />
Gedenksprüche« von Johannes Brahms, ein<br />
prachtvolles Werk für Chor a cappella, mit dem<br />
er sich für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde<br />
seiner Heimatstadt bedankt hatte. Dann das<br />
unverwüstliche »Halleluja« aus Händels »Messias«,<br />
das beim Festakt von einem Mammutchor<br />
aus über 200 Kehlen geschmettert wurde. So war<br />
es damals guter Brauch, doch der Chor der <strong>Hamburg</strong>ischen<br />
Staatsoper, einstudiert von Florian<br />
Csizmadia, wird sich nun für beide Stücke natürlich<br />
an heutigen Klangidealen orientieren.<br />
Nicht fehlen darf ein Werk von Gustav<br />
Mahler, einstmals Chef des <strong>Hamburg</strong>er Opernorchesters,<br />
das schließlich mit den Philharmonikern<br />
fusionierte. Von ihm erklingt eine kleine<br />
10. Philharmonisches Konzert<br />
zum 100-jährigen Jubiläum der<br />
Laeiszhalle<br />
Simone Young<br />
Dirigentin<br />
Chor der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />
Einstudierung Florian Csizmadia<br />
Gustav Mahler<br />
Blumine<br />
Peter Ruzicka<br />
Vorecho<br />
Acht Ansätze für großes Orchester<br />
Johannes Brahms<br />
Fest- und Gedenksprüche op. 109<br />
Georg Friedrich Händel<br />
Halleluja<br />
Richard Strauss<br />
Sinfonia domestica op. 53<br />
15. Juni, 11.00 Uhr<br />
16. Juni, 20.00 Uhr<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
Einführung mit Kerstin Schüssler-Bach<br />
am 15.6. um 10.15 Uhr<br />
und am 16.6. um 19.15 Uhr<br />
im Kleinen Saal<br />
Rarität: ein serenadenartiges Andante mit dem<br />
Titel »Blumine«, das Mahler ursprünglich für<br />
seine 1. Sinfonie komponiert hatte, nach der Uraufführung<br />
aber strich. Häufiger Gast bei den<br />
Philharmonikern war Richard Strauss, der seine<br />
»Sinfonia domestica« hier 1931 dirigierte.»Häuslich«<br />
nannte Strauss seine Tondichtung, weil sie<br />
den perfekten Tag in seinem Komponistenleben<br />
beschreibt – inklusive Ehestreit und Kindergeschrei!<br />
Für die ebenso unterhaltsame wie brillante<br />
orchestrale »Leistungsschau« sind Simone<br />
Young und die Philharmoniker nach dem saisonalen<br />
Strauss-Schwerpunkt in der Oper bestens<br />
gewappnet.<br />
Mit der Geschichte des Orchesters eng verbunden<br />
ist auch Peter Ruzicka. Der ehemalige<br />
Intendant von Staatsoper und Philharmonikern<br />
will im November 2008 sein Musiktheater »Hölderlin«<br />
in Berlin aus der Taufe heben. Erste<br />
Klänge dazu sammelte er in seinen Studien »Vorecho«,<br />
mit denen die Philharmoniker <strong>Hamburg</strong><br />
noch vor der Uraufführung einen Einblick in das<br />
neue Werk gewähren.<br />
Zur Eröffnung der Laeiszhalle prophezeiten<br />
die »<strong>Hamburg</strong>er Nachrichten«, dass die Philharmonische<br />
Gesellschaft einer »Zeit der Überraschungen<br />
und der Experimente« entgegengehe.<br />
Zwischen Tradition und Zukunft präsentieren<br />
sich ihre Nachfolger im Jahre Zwei vor der Elbphilharmonie.<br />
KERSTIN SCHÜSSLER- BACH
6. Kammerkonzert<br />
Franz Schreker<br />
Der Wind<br />
Hauke Jasper Berheide<br />
dunkelgrün<br />
Uraufführung, Auftragswerk der Philharmoniker<br />
<strong>Hamburg</strong> und des Hotel Louis C. Jacob<br />
Zoltán Kodály<br />
Duo op. 7<br />
Ernst von Dohnányi<br />
Sextett C-Dur op. 37<br />
Violine Monika Bruggaier<br />
Viola Minako Uno-Tollmann<br />
Violoncello Olivia Jeremias<br />
Horn Bernd Künkele<br />
Klarinette Christian Seibold<br />
Klavier Nadia Belneeva<br />
1. Juni, 11.00 Uhr<br />
Laeiszhalle, Kleiner Saal<br />
Summertime<br />
Samba, Salsa, Tango – Lateinamerikanische Impressionen<br />
■ Das alljährliche »Summertime«-<br />
Konzert, mit dem die Philharmoniker<br />
<strong>Hamburg</strong> sich in die Sommerpause<br />
verabschieden, ist dieses Jahr inspiriert<br />
von den heißen Rhythmen Lateinamerikas:<br />
Auf einer temperamentvollen<br />
Reise durch die Länder<br />
Brasilien, Kuba und Argentinien werden<br />
die Zuhörer auf Komponisten<br />
treffen, die der lateinamerikanischen<br />
Lebensfreude huldigen. Charmante<br />
»Reiseleiterin« und Moderatorin ist<br />
wieder Simone Young. Unverzichtbar:<br />
der König des »Tango Nuevo«, Astor<br />
Piazzolla, sowie Brasiliens bekanntester<br />
Komponist Heitor Villa-Lobos.<br />
Von ersterem wird »Las Cuatro Estaciones<br />
Porteñas« zu hören sein. Inspiriert von Vivaldi<br />
präsentieren diese »Vier Jahreszeiten« der etwas<br />
anderen Art den unverwechselbaren Tango-Stil<br />
des Argentiniers, dessen Werke mittlerweile von<br />
den bedeutendsten Interpreten der klassischen<br />
Musik interpretiert werden. Von Heitor Villa-<br />
Lobos, der in fünfzig langen Schaffensjahren<br />
Romantische Inspirationen<br />
Uraufführung und Raritäten<br />
■ Zwei Sextette, zwei Ungarn und individuelle<br />
Romantik-Reflektionen: ein vielfältiges Programm<br />
inklusive einer Uraufführung bietet das<br />
letzte Kammerkonzert dieser Saison.Eröffnet wird<br />
es durch ein Stück des Österreichers Franz Schreker.<br />
Neben Richard Strauss gehörte er zu den<br />
führenden Opernkomponisten des frühen 20.<br />
Jahrhunderts, obwohl seine Werke durch besonders<br />
erotische Stoffe viele Skandale hervorriefen.<br />
Als Vertreter des Jugendstils verfolgte er den Austausch<br />
mit verschiedenen Künsten, zum Beispiel<br />
mit neuen Formen des Tanzes. »Der Wind« ist als<br />
Tanzstück für die befreundete Choreografin Grete<br />
Wiesenthal entstanden, wobei die Verbindung zur<br />
Bewegung in der Musik durch schwungvolle Themen<br />
und ausladende Gesten ausgedrückt wird.<br />
Im Zentrum des Konzerts steht die Uraufführung<br />
des Sextetts »dunkelgrün« von dem jungen<br />
Komponisten Hauke Berheide, einem<br />
Schüler Manfred Trojahns. Das Hotel Louis C.<br />
Jacob ermöglichte dieses Auftragswerk der Philharmoniker<br />
<strong>Hamburg</strong>,indem es den Künstler für<br />
drei Wochen in seine gastlichen Räumlichkeiten<br />
einlud. Dort inspirierten ihn drei wichtige<br />
Arbeitshilfen: viel Ruhe bei herrlichem Elbblick,<br />
ein Flügel in seiner Suite und ein Lyrikband von<br />
Joseph von Eichendorff. Von dessen melancholischen<br />
Gedichten über nächtliche Waldspaziergänge<br />
und unbestimmte Sehnsüchte ließ er sich<br />
inspirieren. »Diese Motive aus der Romantik<br />
haben mich schon immer fasziniert,weil auch die<br />
Musik ständig mit eben solchen unterbewussten<br />
Vorgängen spielt«,erzählt Berheide.»Auf die Idee<br />
mehr als 2000 Werke komponierte, stehen Auszüge<br />
seiner »Bachianas Brasileiras«, gesungen<br />
von Publikumsliebling Hellen Kwon, auf dem<br />
Programm.<br />
Auch Komponisten, die keine gebürtige Lateinamerikaner<br />
sind, können sich dem Feuer dieser<br />
Musik nicht entziehen: Darius Milhaud wurde<br />
durch seinen zweijährigen Brasilienaufenthalt zu<br />
»Saudades do Brasil« (»Sehnsucht nach Brasilien«)<br />
inspiriert, George Gershwin schrieb nach<br />
einem Urlaub in Havanna seine mitreißende<br />
»Cuban Overture«. Aaron Copland assoziiert<br />
man eigentlich mit Werken »mit amerikanischem<br />
Charakter«. Dennoch war er anderen Einflüssen<br />
nicht verschlossen, so zu hören in »Three Latin<br />
American Sketches« – der weitgereiste Komponist<br />
fügt die Klänge anderer Länder in seine eigene,<br />
amerikanische Musiksprache ein. Ebenfalls<br />
auf dem Programm: ein Tango von Erik Satie und<br />
brasilianische Impressionen des Klangzauberers<br />
Ottorino Respighi. Freuen Sie sich auf ein Konzert<br />
voller Rhythmus,Feuer und der Leidenschaft<br />
Lateinamerikas zum <strong>Hamburg</strong>er Saisonausklang!<br />
■ nh<br />
zur Verknüpfung des Werks mit diesem Stoffkomplex<br />
hat mich dann die klangliche Vorstellung<br />
der Besetzung gebracht. Ein Sextett mit<br />
Horn und Klarinette, das klingt für mich nach<br />
dunklem Wald,grüner Pflanzenwelt und Romantik,<br />
nach ›dunkelgrün‹ eben.«<br />
Anschließend erklingt Zoltán Kodálys Duo<br />
für Violine und Violoncello op. 7. Neben der<br />
kompositorischen Arbeit widmete Kodály sich<br />
hauptsächlich der Erforschung von ungarischer<br />
Volksmusik. Hierbei legte er Wert darauf, dass<br />
»Volksmusik und Kammermusik zwei ganz verschiedene<br />
Welten sind. Ich wollte immer nur den<br />
Geist des Volksliedes in meinen Werken wiedergeben,<br />
nicht aber das Volkslied selbst verwenden.«<br />
Im Duo zeigt sich dieser volksmusikalische<br />
Geist zum Beispiel, wenn im schwungvollen dritten<br />
Satz die Violine einen fröhlichen, zigeunerhaften<br />
Tanz spielt.<br />
Ebenfalls folkloristische Elemente finden sich<br />
auch in Ernst von Dohnányis Sextett op. 37. Der<br />
Ahnherr einer in <strong>Hamburg</strong> wohlbekannten Dynastie<br />
wird in der Reihe Bartók – Kodály –<br />
Dohnányi oft als der konservativste der drei ungarischen<br />
Komponisten bezeichnet, weil er sich<br />
sehr an spätromantischer Tradition orientierte.<br />
Während seines Studiums komponierte er viel<br />
Kammermusik im Stil seiner Vorbilder Liszt und<br />
Brahms. Sein Sextett entstand allerdings nicht in<br />
diesem Zusammenhang, denn mit seiner ungewöhnlichen<br />
Besetzung setzt es sich von der Tradition<br />
ab und zeigt Dohnányis Eigenständigkeit.<br />
■ ja<br />
Summertime<br />
Samba, Salsa, Tango<br />
Simone Young<br />
Dirigentin<br />
Hellen Kwon<br />
Sopran<br />
Werke von Astor Piazzolla, George<br />
Gershwin, Heitor Villa-Lobos, Aaron<br />
Copland, Darius Milhaud, Ottorino<br />
Respighi und Erik Satie.<br />
5. Juli, 20.00 Uhr<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
<strong>Journal</strong> 6 | 27
OPER ENSEMBLE<br />
28 | <strong>Journal</strong> 6<br />
Singen bleibt ein Mysterium<br />
Eine interessante Begegnung: Frieder Stricker ist so etwas wie eine <strong>Hamburg</strong>er Institution.<br />
Seit 35 Jahren gehört er zum Ensemble und stand am 26. März zum 3714. mal auf der<br />
Opernbühne. inzwischen hat sich die Zahl wieder erhöht. Die Norwegerin Kari Postma<br />
kam erst Anfang dieser Spielzeit ins <strong>Hamburg</strong>er Ensemble. Marcus Stäbler und Fotografin<br />
Maja Metz verabredeten sich mit den beiden Künstlern im Foyer der Staatsoper.<br />
■ Nach dem lustigen Ausflug auf den Winterdom im Dezember nun also<br />
wieder ein Indoor-Termin: Wir treffen uns im Foyer des zweiten Rangs in<br />
der Staatsoper, wo sonst auch die Premierenfeiern stattfinden. Die beiden<br />
Gesprächspartner sind diesmal ein sehr ungleiches Paar: Der gebürtige Zittauer<br />
Frieder Stricker ist ein richtiges Urgestein und kam schon 1973 mit<br />
August Everding und Kollegen wie Bernd Weikl und Hanna Schwarz an die<br />
Staatsoper; die Norwegerin Kari Postma befindet sich gerade in ihrem ersten<br />
Jahr – und ist froh, dass sie es geschafft hat: »Als ich zum Vorsingen her<br />
kam, im Dezember 2006, da war ich gerade hochschwanger und habe kaum<br />
daran geglaubt, dass es klappen könnte.« Doch mittlerweile ist die kleine<br />
Tochter fast eineinhalb Jahre auf der Welt und die Tinte unter dem Vertrag<br />
längst getrocknet. »Es ist meine erste Festanstellung und mein erstes Engagement<br />
in Deutschland. Das bedeutet schon eine große Umstellung, denn<br />
in Norwegen hat man längst nicht so viele verschiedene Stücke zu singen.<br />
Hier habe ich schon drei verschiedene Rollen innerhalb einer Woche gehabt<br />
– das gibt’s bei uns fast nie. Am Anfang habe ich auch kaum geglaubt, dass<br />
ich das schaffen kann. Aber inzwischen weiß ich, es geht, und ich kann dadurch<br />
viel lernen! Jetzt macht es sogar richtig Spaß!«<br />
Bei der Umstellung hat ihr die kleine norwegische Kolonie am Haus sehr<br />
geholfen: »Trine Wilsberg Lund aus dem Opernstudio ist schon länger eine<br />
gute Freundin von mir, und auch Ann-Beth Solvang habe ich schon vorher<br />
gekannt.Aber auch sonst sind die Kollegen alle sehr nett und machen einem<br />
den Einstieg leicht.«<br />
Frieder Stricker kennt das deutsche Opernbusiness schon eine halbe<br />
Ewigkeit: Sein erstes Engagement liegt bereits 50 Jahre zurück: »Das war eine<br />
ganz ulkige Geschichte. Ich hab mich damals im Opernchor beworben und<br />
bis zum hohen d vorgesungen, aber wurde trotzdem in den ersten Bass gesteckt.<br />
Danach haben sich die Kollegen beschwert, weil ich alles eine Oktave<br />
höher sang, und ich kam in den Tenor.« Und das ist er bis heute geblieben<br />
– einen Stimmbruch hat Stricker erstaunlicherweise nie gehabt. Sein Solo-<br />
Debüt gab er 1967 in Trier, nachdem er sieben Jahre zuvor aus der ehemaligen<br />
DDR in den Westen gegangen war. Und obwohl er schon über eine<br />
reiche Erfahrung verfügt – die eigene Buchführung (»eine Marotte von<br />
mir«) protokolliert am 26.3. die insgesamt 3714. Opernvorstellung! –,<br />
nimmt das Lampenfieber nicht ab. Im Gegenteil: »Es wird eher schlimmer<br />
mit der Zeit. Früher habe ich mir zum Beispiel über hohe Töne keine Gedanken<br />
gemacht, sondern einfach drauflos gesungen. Heute ist das anders,<br />
da bin ich mir der Verantwortung viel mehr bewusst. Aber ich fühle mich<br />
auf jeden Fall wohler, wenn ich spielen kann – Theater hat mich schon<br />
immer interessiert, ich war bereits mit 14 in dramatischen Zirkeln, wie man<br />
das damals bei uns nannte.«<br />
Auch Kari Postma liebt es, auf der Bühne zu stehen und Musik zu<br />
machen – das war ihr durch die Eltern schon in die Wiege gelegt: »Meine<br />
Mutter ist Harfenistin, mein Stiefvater Geiger, deshalb bin ich quasi im<br />
Sinfonieorchester aufgewachsen.Ich fand es auch immer toll,auf der Bühne<br />
zu spielen, und habe früher sehr gerne <strong>Ballett</strong> gemacht.«<br />
Was man sich gut und gerne vorstellen kann,bei der zierlich-zarten Figur<br />
der mädchenhaft wirkenden Norwegerin. A propos, war das nicht komisch,<br />
in der neuen »Arabella« als Zdenka einen Teilzeit-Buben darzustellen? Nö,<br />
sagt Kari, »bei Strauss ist ja viel Text, der gibt einen Großteil der Handlung<br />
vor.Außerdem ist Zdenka ein Mädchen,da dürfen also auch durchaus weibliche<br />
Seiten zu spüren sein. Ich hatte schon viel schwierigere Aufgaben, zum<br />
Beispiel bei einer Mozart-Produktion in Kopenhagen, wo der Regisseur nur
gesagt hat: Geh mal da hin und sing!<br />
Da fühlte ich mich ziemlich verloren.«<br />
Jaja, die Personenregie. Keine<br />
einfache Sache,das! Und ein unendliches<br />
Thema. Hat früher allerdings<br />
noch keine so große Rolle gespielt,<br />
wie sich Stricker erinnert: »In den<br />
60er- und 70er-Jahren standen die<br />
Stimmen und die großen Namen<br />
noch mehr im Mittelpunkt. Da hat<br />
sich das Gewicht im Laufe der Zeit<br />
viel stärker in Richtung Regie und<br />
Ausstattung verlagert.«<br />
Was aber durchaus keine<br />
schlechte Entwicklung ist: »Ich finde<br />
zum Beispiel die Arbeiten von<br />
Konwitschny immer sehr spannend.<br />
Das ist auch musikalisch ganz<br />
genau auf den Punkt inszeniert! In<br />
meiner Anfangszeit war das mitunter<br />
ganz anders. Da musste ich teilweise<br />
ohne eine einzige Orchesterprobe<br />
auf die Bühne. Bei meiner<br />
ersten »Arabella«, als Graf Elemer,<br />
bin ich auf die Bühne raus gegangen, habe den Mantel abgeworfen, zum<br />
Dirigenten geschaut und gesehen, dass ich durchkomme!«<br />
So schnell werden die Sänger heute nicht mehr ins kalte Wasser einer<br />
Inszenierung hineingeworfen. Und das ist auch gut so.<br />
Die »Arabella« war für Kari Postma ihr bisher exponiertester Auftritt<br />
in <strong>Hamburg</strong>. Eine spannende Erfahrung für sie, auch wegen der Kollegen:<br />
»Es ist immer schwer, jemanden besonders hervorzuheben, weil man den<br />
anderen damit Unrecht tut. Aber unsere Arabella, die Emily Magee, das ist<br />
schon eine großartige Sängerin und auch eine faszinierende Persönlichkeit!<br />
Ein Vorbild für mich, ebenso wie eine dänische Kollegin, die hier vielleicht<br />
etwas weniger bekannt ist. Sie heißt Inger Dam-Jensen, und ich bewundere<br />
sie auch sehr!«<br />
Von großen Sängerpersönlichkeiten kann natürlich auch Frieder<br />
Stricker ein Lied singen – wenn nicht eine ganze Oper. In <strong>Hamburg</strong> hat er<br />
viele berühmte Kollegen live erlebt, die ihn schwer beeindruckt haben. »Es<br />
gab schon viele unvergessliche Abende hier.Zum Beispiel die ›Meistersinger‹<br />
mit dem Theo Adam. Oder einen ›Don Carlos‹ mit Freni und Ghiaurov.<br />
Einmal hat auch Alfredo Kraus eine Serie ›Lucia‹ gesungen, den fand ich<br />
großartig. Ich habe mir im Klavierauszug eingetragen, wann er geatmet hat<br />
und das dann mit anderen verglichen.Also,Domingo ist natürlich auch fantastisch,<br />
aber er musste doch öfter nachatmen. Der Kraus war einfach ein<br />
Phänomen. Als Darsteller immer ein bisschen introvertiert, aber sängerisch<br />
unglaublich. Der ist aber auch sehr klug mit seiner Stimme umgegangen,<br />
hat gesund gelebt, nie mehr als 30 Vorstellungen pro Jahr gemacht und auf<br />
den Kanarischen Inseln in einem sehr guten Klima gelebt. Und dann wusste<br />
er einfach technisch immer ganz genau,was er macht.Bei der <strong>Hamburg</strong>er<br />
›Lucia‹ war er schon 68 – es gibt eben solche Ausnahmesänger. Franz<br />
Grundheber ist auch so einer.«<br />
Richtig erklären kann man diese Phänomene aber nicht, sagt Stricker:<br />
»Singen ist für mich immer noch ein Mysterium.« Kari nickt. Trotzdem<br />
sind sich beide einig, ihren Traumjob gefunden zu haben: »Es gibt doch<br />
nichts Schöneres, als das Hobby zum Beruf zu machen, oder?«<br />
Neben den musikalischen Sternstunden erlebt man als Sänger auf der<br />
Bühne selbstverständlich auch Momente, die in anderer Hinsicht unvergesslich<br />
und mitunter hochnotpeinlich sind. Das ist Kari Postma zum<br />
Beispiel in einer »Zauberflöte« passiert: »Als Sarastro gerade von seinem<br />
›siebenfachen Sonnenkreis‹ gesungen hat,war ich mit meiner Perücke plötzlich<br />
so in seinem Kostüm verhakt, dass ich den Kopf nicht mehr von ihm<br />
wegbewegen konnte. Wie gut, dass Pamina an der Stelle nicht singen muss<br />
– denn ich musste so lachen, ich hätte keinen Ton rausgebracht!«<br />
Ähnlich komisch ist eine Geschichte, die Frieder Stricker bei einer »Don<br />
Giovanni«-Produktion in Saarbrücken erlebt hat: »Da war der Komtur gerade<br />
erschlagen; Donna Anna stürmt auf die Bühne,und ich dackel als Ottavio<br />
neben ihr her, und plötzlich tritt sie ihm – eine etwas füllige Kollegin von<br />
pyramidaler Körperform – mit ihren Pfennigabsätzen auf die Hand! Der<br />
Komtur schreit auf und legt sich gleich wieder hin. Es war urkomisch, und<br />
wir konnten kaum weiter machen.«<br />
Stricker ist ein begnadeter Erzähler und hat eine ganze Reihe solcher<br />
Schoten auf Lager – unter anderem von dem in mehrerlei Hinsicht legendären<br />
Tenor Franco Bonisolli –, die er eigentlich alle aufschreiben müsste.<br />
Vielleicht ergibt sich ja demnächst die Gelegenheit dazu, denn er hat soeben<br />
das Rentenalter erreicht.Trotzdem wird er der Staatsoper noch erhalten bleiben:<br />
»Es sieht so aus,als würde ich noch gebraucht,und das freut mich natürlich<br />
sehr, weil das Haus einfach meine künstlerische Heimat ist!«.<br />
Kari Postma steht dagegen noch<br />
am Anfang ihrer Karriere. Weitreichende<br />
Pläne will sie allerdings<br />
nicht schmieden: »Es hängt von so<br />
vielen Faktoren ab, wo man hinkommt<br />
– wir werden einfach sehen,<br />
was die nächsten Jahre passiert.<br />
Erstmal bin ich jedenfalls froh, nach<br />
der ganzen Reiserei einen festen<br />
Wohnort zu haben und an einem so<br />
guten Haus zu singen.«<br />
Wie viele Sänger der jungen Generation<br />
ist auch sie eine nüchterne<br />
Realistin. Konkrete Wünsche zu<br />
äußern fällt ihr schwer: »Die Gefahr<br />
ist doch, dass man leichter enttäuscht<br />
wäre, wenn sie nicht erfüllt<br />
werden. Es mag ein bisschen einfältig<br />
klingen, aber so lange ich meine<br />
Familie und meine Gesundheit<br />
habe, ist doch alles ok!«<br />
MARCUS STÄBLER<br />
Marcus Stäbler arbeitet u. a. für den NDR, das<br />
<strong>Hamburg</strong>er Abendblatt, die Neue Zürcher<br />
Zeitung und das Fachmagazin Fono Forum.<br />
<strong>Journal</strong> 6 | 29
Der Spielplan Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />
Mai, Juni<br />
28 MI<br />
29 DO<br />
30 FR<br />
31 SA<br />
1 SO<br />
3 DI<br />
4 MI<br />
6 FR<br />
7 SA<br />
8 SO<br />
10 DI<br />
11 MI<br />
12 DO<br />
13 FR<br />
30 | <strong>Journal</strong> 6<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Tod in Venedig<br />
J. S. Bach, Richard Wagner<br />
19.30-22.00 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />
B | Bal kl 2, VB<br />
Madama Butterfly*<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />
B | Ital. Abo 1<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Parzival – Episoden und Echo<br />
John Adams, Arvo Pärt und<br />
Richard Wagner<br />
19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Fr3<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Parzival – Episoden und Echo<br />
John Adams, Arvo Pärt und<br />
Richard Wagner<br />
19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Gesch <strong>Ballett</strong>, VB<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Macbeth*<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.00-22.00 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | VTg3, Serie 68<br />
6. Kammerkonzert<br />
11.00 Uhr | € 6,50 bis 15,–<br />
Laeiszhalle, Kleiner Saal<br />
Il Barbiere di Siviglia*<br />
Gioachino Rossini<br />
19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />
B | Di1<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Madama Butterfly*<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />
B | Oper gr.2, VB<br />
Il Barbiere di Siviglia*<br />
Gioachino Rossini<br />
19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Fr2<br />
After work<br />
18.00- 19.00 Uhr | € 10,–<br />
(inkl. Getränk) | Probebühne 1<br />
<strong>Ballett</strong> - John Neumeier<br />
A Cinderella Story<br />
Sergej Prokofjew<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Sa1<br />
Wiederaufnahme<br />
Turandot*<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | So1, Serie 39<br />
<strong>Ballett</strong><br />
Erste Schritte<br />
Solisten und <strong>Ballett</strong>schule<br />
des HAMBURG BALLETT<br />
19.00 Uhr | € 3,– bis 56,– | C<br />
Ball Jugend<br />
Turandot*<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />
B | Mi1<br />
<strong>Ballett</strong> - John Neumeier<br />
A Cinderella Story<br />
Sergej Prokofjew<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Gesch 1, VB<br />
<strong>Ballett</strong> - John Neumeier<br />
A Cinderella Story<br />
Sergej Prokofjew<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Bal kl 1<br />
Juni, Juli<br />
14 SA<br />
15 SO<br />
16 MO<br />
18 MI<br />
19 DO<br />
20 FR<br />
21 SA<br />
22 SO<br />
24 DI<br />
25 MI<br />
26 D0<br />
29 SO<br />
30 MO<br />
1 DI<br />
Turandot*<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Sa2<br />
<strong>Ballett</strong>-Werkstatt<br />
Öffentliches Training ab<br />
10.30 Uhr<br />
11.00 Uhr | € 2,– bis 23,– | F<br />
La Traviata*<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.30-22.40 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | VB<br />
10. Philharmonisches Konzert<br />
11.00 Uhr | € 8,– bis 38,–<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
Einführung 10.15 Uhr<br />
10. Philharmonisches Konzert<br />
20.00 Uhr | € 8,– bis 38,–<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
Einführung 19.15 Uhr<br />
Die Frau ohne Schatten*<br />
Richard Strauss<br />
18.30-22.45 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | VTg1<br />
Turandot*<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />
B | Do2<br />
Il Barbiere di Siviglia*<br />
Gioachino Rossini<br />
19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Fr1, VB<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Turandot*<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | VTg3, Serie 69<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Die Frau ohne Schatten*<br />
Richard Strauss<br />
18.30-22.45 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Sa3<br />
Einführung 17.50 Uhr<br />
La Traviata*<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.30-22.40 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Gesch 2, VB<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Il Barbiere di Siviglia*<br />
Gioachino Rossini<br />
19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />
B | VTg4, Oper gr. 1<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
La Traviata*<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.30-22.40 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Ital Abo 2<br />
34. <strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>-Tage<br />
Premiere A | <strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Verklungene Feste/<br />
Josephs Legende<br />
Richard Strauss<br />
18.00 Uhr | € 6,– bis 146,– P | PrA<br />
<strong>Ballett</strong><br />
Erste Schritte<br />
Solisten und <strong>Ballett</strong>schule<br />
des HAMBURG BALLETT<br />
19.00 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Gesch <strong>Ballett</strong>, VB<br />
Premiere B | <strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Verklungene Feste/<br />
Josephs Legende<br />
Richard Strauss<br />
19.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | PrB<br />
Juli<br />
2 MI<br />
3 DO<br />
4 FR<br />
5 SA<br />
6 SO<br />
7 MO<br />
8 DI<br />
9 MI<br />
10 DO<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Die kleine Meerjungfrau<br />
Lera Auerbach<br />
19.30-22.00 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Mi2<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Tod in Venedig<br />
J. S. Bach, Richard Wagner<br />
19.30-22.00 Uhr | € 4,– bis 77,– | A<br />
Premiere<br />
La Calisto<br />
Francesco Cavalli<br />
19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />
Opera stabile<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Die Möwe<br />
Dmitri Schostakowitsch<br />
19.30-22.00 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Fr2<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Jewels<br />
Gabriel Fauré, Igor Strawinsky,<br />
Peter I. Tschaikowsky<br />
<strong>Hamburg</strong>er Symphoniker<br />
19.30-21.45 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Sa4, Serie 29<br />
La Calisto<br />
Francesco Cavalli<br />
19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />
Opera stabile<br />
Summertime<br />
20.00 Uhr | Laeiszhalle,<br />
Großer Saal<br />
€ 11,- bis 45,-<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Parzival - Episoden und Echo<br />
John Adams, Arvo Pärt und<br />
Richard Wagner<br />
19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | So2, Serie 48<br />
La Calisto<br />
Francesco Cavalli<br />
19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />
Opera stabile<br />
<strong>Ballett</strong> | Gastspiel<br />
Stanislawsky-<strong>Ballett</strong><br />
Moskau<br />
19.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Bal I<br />
<strong>Ballett</strong> | Gastspiel<br />
Stanislawsky-<strong>Ballett</strong><br />
Moskau<br />
19.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Bal 2<br />
La Calisto<br />
Francesco Cavalli<br />
19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />
Opera stabile<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
A Cinderella Story<br />
Sergej Prokofjew<br />
19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Do1<br />
Juli<br />
11 FR<br />
12 SA<br />
13 SO<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Verklungene Feste /<br />
Josephs Legende<br />
Richard Strauss<br />
19.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Neu, VB<br />
La Calisto<br />
Francesco Cavalli<br />
19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />
Opera stabile<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Weihnachtsoratorium<br />
Johann Sebastian Bach<br />
20.00-21.40 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />
A | Sa3<br />
<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />
Nijinsky-Gala XXXIV<br />
18.00 Uhr | € 6,– bis 146,–<br />
P | Bal 1<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
La Calisto<br />
Francesco Cavalli<br />
19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />
Opera stabile<br />
Ende der Spielzeit 2007/08<br />
Sommerbespielung<br />
»Porgy and Bess«<br />
12. bis 31. August 2008<br />
* Aufführung mit deutschen<br />
Übertexten.<br />
Die Produktionen »Macbeth«,<br />
»Die Frau ohne Schatten«<br />
und »Jewels« werden unterstützt<br />
durch die Stiftung zur<br />
Förderung der <strong>Hamburg</strong>ischen<br />
Staatsoper.<br />
»Weihnachtsoratorium« ist<br />
eine Koproduktion mit dem<br />
Theater an der Wien.<br />
»La Calisto« ist eine<br />
Produktion des Internationalen<br />
Opernstudios der<br />
<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper.<br />
Das Internationale Opernstudio<br />
wird unterstützt von der<br />
Körber-Stiftung, der Stiftung<br />
zur Förderung der <strong>Hamburg</strong>ischen<br />
Staatsoper, der<br />
Airbus Deutschland GmbH<br />
und Herrn Jochen Kauffmann.
Bitte schicken Sie mir ab sofort bis Ende der Saison 2008/09 das<br />
JOURNAL der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper alle zwei Monate zu.<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Wohnort<br />
Sechs <strong>Journal</strong>e der Spielzeit 2008/09 kosten € 12,–<br />
(für Abonnenten der Staatsoper oder Philharmoniker € 6,–).<br />
Ich bin Abonnent der Staatsoper oder der Philharmoniker.<br />
Ein Scheck über den entsprechenden Betrag liegt bei.<br />
Hiermit erteile ich Ihnen eine Einzugsermächtigung.<br />
Kontonummer Bankleitzahl<br />
Kreditinstitut<br />
Datum, Unterschrift<br />
Bitte schicken Sie mir ab sofort monatlich bis Ende der<br />
Saison 2008/09 das Programm-Leporello zu.<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Wohnort<br />
Ein Scheck über € 11,– für 11 Leporellos 2008/09 liegt bei.<br />
Hiermit erteile ich Ihnen eine Einzugsermächtigung.<br />
Kontonummer Bankleitzahl<br />
Kreditinstitut<br />
Datum, Unterschrift<br />
Hiermit bestelle ich verbindlich<br />
folgende Karten<br />
Aufführung Datum Kategorie Anzahl<br />
MEINE ANSCHRIFT:<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Wohnort<br />
Datum, Unterschrift<br />
Coupons ausschneiden und schicken an: <strong>Hamburg</strong>ische Staatsoper GmbH, Öffentlichkeitsarbeit, Große Theaterstr. 25, 20354 <strong>Hamburg</strong><br />
Impressum/Vorverkauf<br />
Herausgeber<br />
<strong>Hamburg</strong>ische Staatsoper GmbH<br />
Große Theaterstr. 25, 20354 <strong>Hamburg</strong><br />
Geschäftsführung<br />
Simone Young Opernintendantin<br />
und Generalmusikdirektorin<br />
John Neumeier <strong>Ballett</strong>intendant<br />
Detlef Meierjohann<br />
Geschäftsführender Direktor<br />
Konzeption und Redaktion<br />
Dramaturgie, Pressestelle, Marketing<br />
Bettina Bermbach, Annedore Cordes,<br />
Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach<br />
(Oper); Friedrich Carl, André Podschun<br />
(<strong>Ballett</strong>)<br />
Mitarbeit<br />
Barbara Neumann<br />
Autoren<br />
Nadine Hellriegel, Julia Ackermann, Julia Voije<br />
Opernrätsel<br />
Rabea Weihser<br />
Fotos<br />
Holger Badekow, Rüdiger Backmann,<br />
Marco Borggreve, Brinkhoff/ Mögenburg,<br />
Adrian Burrows, Karl Forster, Rosa<br />
Frank, Joachim Flügel, Reto Klar, Ursula<br />
Kaufmann, Jörg Landsberg, Klaus<br />
Lefebvre, Maja Metz, Monika Rittershaus,<br />
Christian Steiner, Philipp Thieß,<br />
Joachim Thode, Julia Voije, Kurt-<br />
Michael Westermann, Archiv der<br />
<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />
Titel: Autograph, Stiftung John Neumeier<br />
– Dance Collection<br />
Preisgruppe<br />
Gestaltung<br />
Annedore Cordes<br />
Holger Badekow (<strong>Ballett</strong>)<br />
Anzeigenvertretung<br />
Antje Sievert<br />
Tel.: (040) 32 87 27 – 17<br />
antje.sievert@kultur-anzeigen.com<br />
Litho<br />
Repro Studio Kroke<br />
Druck<br />
Hartung Druck + Medien GmbH<br />
Wir haben viel zu bieten<br />
Tageskasse<br />
Große Theaterstraße 25, 20354 <strong>Hamburg</strong><br />
Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr<br />
Sonn- und Feiertags<br />
für den Vorverkauf geschlossen.<br />
Die Abendkasse öffnet 90 Minuten<br />
vor Beginn der Aufführung.<br />
Es werden vorrangig Karten für die<br />
jeweilige Vorstellung verkauft.<br />
Telefonischer Kartenvorverkauf<br />
Telefon (0 40) 35 68 68<br />
Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr<br />
Abonnieren Sie unter: Telefon (0 40) 35 68 800<br />
Vorverkauf<br />
Karten können Sie außer an der Tageskasse der<br />
<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper an den bekannten<br />
Vorverkaufsstellen in <strong>Hamburg</strong>, sowie bei der<br />
<strong>Hamburg</strong> Travel GmbH (Hotline<br />
040/30051777; www.hamburg-travel.de)<br />
erwerben.<br />
Schriftlicher Vorverkauf<br />
Schriftlich und telefonisch bestellte Karten<br />
senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu. Dabei<br />
erheben wir je Bestellung eine Bearbeitungsgebühr<br />
von € 5,–, die zusammen mit dem<br />
Kartenpreis in Rechnung gestellt wird. Der<br />
Versand erfolgt nach Eingang der Zahlung.<br />
Fax (0 40) 35 68 610<br />
Postanschrift<br />
<strong>Hamburg</strong>ische Staatsoper<br />
Postfach, 20308 <strong>Hamburg</strong><br />
Gastronomie in der Oper<br />
Tel.: 040/35019658, Fax: 35019659<br />
Die <strong>Hamburg</strong>ische Staatsoper ist online:<br />
www.staatsoper-hamburg.de<br />
www.philharmoniker-hamburg.de<br />
http://www.hamburgballett.de<br />
Besichtigen Sie die Staatsoper<br />
Termine der nächsten Führungen:<br />
3., 18. Juni: 1. Juli jeweils ab 13.30 Uhr,<br />
Treffpunkt Bühneneingang, Kleine<br />
Theaterstraße<br />
Karten zu 6,- € sind an der Kasse erhältlich.<br />
Das nächste <strong>Journal</strong> erscheint<br />
Mitte August 2008.<br />
Werden Sie Förderer der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper. Wenn Sie Informationen benötigen,<br />
erreichen Sie uns unter Stiftung zur Förderung der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />
Tel. 040-7250 35 55, Fax 7250 21 66, oder www.opernstiftung-hamburg.de<br />
Kassenpreise<br />
Platzgruppe<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
F € 23,– 21,– 19,– 16,– 14,– 10,– 7,– 7,– 6,– 5,– 2,– 5,–<br />
D € 39,– 36,– 32,– 29,– 25,– 18,– 12,– 7,– 6,– 5,– 2,– 5,–<br />
C € 56,– 51,– 49,– 41,– 36,– 23,– 18,– 10,– 9,– 7,– 3,– 5,–<br />
B € 67,– 62,– 56,– 49,– 38,– 26,– 20,– 12,– 10,– 9,– 4,– 10,–<br />
A € 77,– 67,– 59,– 51,– 46,– 31,– 23,– 12,– 10,– 9,– 4,– 10,–<br />
S € 110,– 102,– 90,– 82,– 74,– 51,– 31,– 17,– 12,– 10,– 5,– 10,–<br />
P € 146,– 135,– 123,– 112,– 96,– 63,– 41,– 23,– 17,– 11,– 6,– 10,–<br />
L € 35,– 26,– 16,– 7,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–<br />
M € 40,– 35,– 25,– 15,– 10,–<br />
<strong>Journal</strong> 6 | 31
NAMEN NACHRICHTEN<br />
AKTUELLES AUS DER STAATSOPER<br />
»Verdi-Wochen« zum Saisonauftakt<br />
■ Seine Musik geht direkt ins Herz. Ob Gassenhauer<br />
oder Freiheitshymne,Trinklied oder<br />
grandiose Sterbearie: Kein Opernkomponist<br />
war so vielseitig wie der Italiener Giuseppe<br />
Verdi. Seine Figuren bewegen bis heute das<br />
Publikum zutiefst: Die enttäuschten Liebenden,<br />
verzweifelten Väter, machtbesessenen<br />
Herrscher, skrupellosen Verräter, leidenschaftlichen<br />
Frauen und glühenden Liebhaber<br />
in seinen Opern sind wahrhaftig, berührend<br />
und packend. Sieben seiner schönsten<br />
Opern präsentiert die Staatsoper <strong>Hamburg</strong><br />
jetzt zum Saisonauftakt: Bei den »Verdi-<br />
Wochen« gibt es »Falstaff«, »Un Ballo in<br />
Maschera«, »Rigoletto«, »Macbeth«, »La Traviata«,<br />
»Don Carlos« und »Simon Boccanegra«<br />
zu erleben. Mit Stars wie Alexandru<br />
Agache, Joseph Calleja, Franz Grundheber,<br />
Eglise Gutierrez, Danielle Halbwachs, Angela<br />
Marambio, Richard Margison, Michele Pertusi,<br />
Peter Rose, Iano Tamar, Carlo Ventre und<br />
Alexia Voulgaridou werden die <strong>Hamburg</strong>er<br />
»Verdi-Wochen« auch zu einem Fest der<br />
Stimmen. Für Besucher gibt es wieder attraktive<br />
Angebote: zum Neuentdecken, Wiederhören<br />
und Mehrfachkommen.<br />
Alle Infos: www.staatsoper-hamburg.de<br />
32 | <strong>Journal</strong> 6<br />
Philharmoniker: Bruckner-Sinfonie Nr. 4 neu auf CD<br />
■ »Analytischer als ihr Vorbild Daniel Barenboim,<br />
aber auch impulsiver als der unvergessene<br />
Günter Wand,erweckt Simone Young den frühen<br />
Bruckner zu orchestralem Leben«, lobte der<br />
KulturSPIEGEL die Philharmoniker und ihre<br />
Chefin anlässlich der Veröffentlichung von<br />
Bruckners 2. Sinfonie. Für ihr Bruckner-Projekt<br />
wurden Simone Young und ihr Orchester von der<br />
Fachpresse mit großem Interesse und durchweg<br />
positivem Echo bedacht. Nach den Sinfonien Nr.<br />
2 und Nr. 3 steht nun die dritte Folge der Edition<br />
zur Veröffentlichung an: Die Sinfonie Nr. 4, wieder<br />
als Live-Mitschnitt aus der <strong>Hamburg</strong>er<br />
John Neumeiers <strong>Ballett</strong>-Werkstatt<br />
<strong>Ballett</strong>intendant und Chefchoreograf John<br />
Neumeier etabliert 1973 das Format, das<br />
aus dem Spielplan der <strong>Hamburg</strong>ischen<br />
Staatsoper nicht mehr wegzudenken ist: Die<br />
<strong>Ballett</strong>-Werkstatt. Sie gewährt dem Publikum<br />
nicht nur Einblick in die Tanzgeschichte, sondern<br />
auch in die kreative Arbeit der <strong>Hamburg</strong>er<br />
Compagnie und sorgt dabei seit nunmehr<br />
35 Jahren für ein ausverkauftes Haus.<br />
John Neumeier, mittlerweile vielfach mit<br />
Fachpreisen ausgezeichnet (u.a. Herbert-von-<br />
Karajan-Musikpreis), gibt Dinge preis, um die<br />
man auch ein großes Geheimnis machen<br />
könnte: Wie arbeitet er als Choreograf?<br />
Welche Ideen treiben ihn in einer Vorbereitungsphase<br />
zu einem neuen <strong>Ballett</strong> und wie<br />
finden sich Musik und Tanz? Die Offenheit<br />
des Amerikaners, mit der er seine Tänzer,<br />
Laeiszhalle. Die CD-Reihe stellt jeweils die Urfassungen<br />
der Sinfonien vor – damit gewinnt diese<br />
klanglich herausragende SACD-Edition auch eine<br />
dokumentarische Bedeutung.<br />
Anton Bruckner<br />
Sinfonie Nr. 4 Es-Dur »Romantische«, Urfassung<br />
1874<br />
Philharmoniker <strong>Hamburg</strong><br />
Simone Young, Dirigentin<br />
Hybrid SACD, OC 629,<br />
Erscheint am 13. Juni 2008<br />
seine Arbeit und seine Pläne vorstellt, ist<br />
beeindruckend! Die umfangreich und sorgfältig<br />
ausgestattete DVD-Edition präsentiert<br />
zum ersten Mal die mit der Goldenen<br />
Kamera ausgezeichnete Fernsehfassung dieser<br />
einmaligen 8-teiligen Tanz-Event Reihe<br />
aus den 70ern und 80ern, die auch heute<br />
noch zeitlos erscheint. Als Bonus enthalten<br />
sind das eigens für die DVD-Auswertung<br />
gesprochene Vorwort von John Neumeier<br />
sowie das Porträt »John Neumeier – Ein<br />
Leben für den Tanz«.<br />
Staffel 1 – 1977<br />
Folge 1 – Mythos und Schweiß<br />
Folge 2 – Von der Technik zur Rolle<br />
Folge 3 – Die Handlung als Tanz<br />
Folge 4 – Das symphonische <strong>Ballett</strong><br />
Staffel 2 – 1981<br />
Folge 1 – Auf Spitze<br />
Folge 2 – Der Mann tanzt<br />
Folge 3 – Pas de deux<br />
Folge 4 – Musik und <strong>Ballett</strong><br />
3 DVDs, Laufzeit: ca. 530 Min., Bildformat:<br />
4:3, Tonformat: Dolby Digital 2.0, Sprache:<br />
Deutsch, FSK: INFO, voraussichtlicher EVP:<br />
€ 39,95 Vertrieb: SHDM (Studio <strong>Hamburg</strong><br />
Distribution & Marketing), EAN: 4 031778<br />
810269<br />
Bestellung unter: 040-6688-4700,<br />
www.ard-video.de
THALIA IM ZELT: 14. JUNI – 9. JULI 08<br />
DAS LEBEN EIN TRAUM<br />
von Pedro Calderón de la Barca | Regie: Stefan Bachmann<br />
Premiere: 14. Juni 2008<br />
Weitere Vorstellungen: 15. | 19. | 20. | 22. | 25. | 26. | 27. | 28. | 29. Juni<br />
1. | 2. | 3. | 4. | 5. | 6. | 8. | 9. Juli, jeweils um 19.30 Uhr<br />
Thalia im Zelt im Seelemannpark, Heilwigstraße, Eppendorf<br />
Karten und Info: www.thalia-theater.de | Telefon 040.32 81 44 44<br />
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