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Journal 6 - Hamburg Ballett

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JOURNAL<br />

JANUAR FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER Ausgabe 6 2007/08<br />

34. HAMBURGER BALLETT-TAGE 29. JUNI – 13. JULI 2008<br />

FRANCESCO CAVALLI<br />

La Calisto<br />

Premiere 3. Juli, Opera stabile<br />

Verklungene Feste Josephs Legende<br />

<strong>Ballett</strong>e von John Neumeier<br />

Premiere 29. Juni<br />

GIACOMO PUCCINI<br />

Turandot<br />

Wiederaufnahme 8. Juni


kiri te kanawa<br />

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schleswig-holstein musik festival


Die wichtigsten Veranstaltungen …<br />

■ Am 29. Juni eröffnen die 34. <strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>-Tage mit »Verklungene<br />

Feste« und »Josephs Legende« von Richard Strauss (Seite 2), dessen<br />

Tanzvisionen auf Werke von François Couperin gekoppelt werden mit John<br />

Neumeiers Neufassung des Einakters. »Joseph lernt fliegen« – für den<br />

<strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>intendanten beginnt erst am Ende die Mission des von<br />

Gott Erwählten. ■ In den Sternenhimmel schauen die Mitglieder des<br />

Internationalen Opernstudios: Francesco Cavallis »La Calisto« erzählt von<br />

den erotischen Verwirrungen zwischen Göttern und Menschen. Jupiter sucht<br />

wieder einmal amouröse Abenteuer, die diesmal mit der Verwandlung der<br />

Nymphe Calisto in ein Sternbild enden. Regisseurin Aldona Farrugia und<br />

02 14<br />

18<br />

IM BLICKPUNKT INHALT<br />

Dirigent Alexander Soddy geben Einblicke in das frühbarocke Juwel (Seite<br />

14). ■ Shooting-Star Andris Nelsons, designierter Chef des Birmingham<br />

Symphony Orchestra, gibt sein Staatsopern-Debüt mit Puccinis »Turandot«.<br />

Der junge lettische Dirigent spricht im »<strong>Journal</strong>« über seine Karriere und<br />

über die Herausforderungen von Puccinis letzter Partitur, die nun in prominenter<br />

Besetzung wiederaufgenommen wird (Seite 18). ■ Die Philharmoniker<br />

<strong>Hamburg</strong> gratulieren zum Geburtstag der Laeiszhalle. Schon vor genau<br />

100 Jahren spielten sie zur Eröffnung. Im Festprogramm musizieren<br />

sie Werke mit engem Bezug zur Geschichte der Musikhalle, die zugleich<br />

die Geschichte von <strong>Hamburg</strong>s ältestem Orchester spiegelt (Seite 26).<br />

hamburger ballett-tage Seite 2 premiere Seite 14 oper repertoire Seite 18 kinderseite Seite 24<br />

philharmoniker Seite 26 opernrätsel Seite 23 spielplan Seite 30 coupon, preise, impressum Seite 31 news Seite 32<br />

26<br />

JUNI, JULI 2008


HAMBURGER BALLETT-TAGE<br />

›DAS PROGRAMM‹<br />

Parzival – Episoden und Echo<br />

A Cinderella Story<br />

Weihnachtsoratorium<br />

2 | <strong>Journal</strong> 6<br />

Verklungene Feste (Probenfoto)<br />

Gastspiel des Stanislawsky Theaters Moskau<br />

Schwanensee<br />

Jewels<br />

foto: Stanislawsky Theater Moskau


34. <strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>-Tage<br />

29. Juni bis 13. Juli 2008<br />

So 29. Juni 18.00 Uhr Verklungene Feste – Premiere A<br />

Josephs Legende<br />

Mo 30. Juni 19.00 Uhr Erste Schritte <strong>Ballett</strong>schule<br />

Di 1. Juli 19.30 Uhr Verklungene Feste – Premiere B<br />

Josephs Legende<br />

Mi 2. Juli 19.30 Uhr Die kleine Meerjungfrau<br />

Do 3. Juli 19.30 Uhr Tod in Venedig<br />

Fr 4. Juli 19.30 Uhr Die Möwe<br />

Sa 5. Juli 19.30 Uhr Jewels<br />

So 6. Juli 19.30 Uhr Parzival – Episoden und Echo<br />

Di 8. Juli 19.30 Uhr Gastspiel<br />

Schwanensee<br />

Mi 9. Juli 19.30 Uhr Gastspiel<br />

Schwanensee<br />

Do 10. Juli 19.30 Uhr A Cinderella Story<br />

Fr 11. Juli 19.30 Uhr Verklungene Feste<br />

Josephs Legende<br />

Sa 12. Juli 20.00 Uhr Weihnachtsoratorium<br />

So 13. Juli 18.00 Uhr Nijinsky-Gala XXXIV<br />

J<br />

Die Möwe<br />

<strong>Ballett</strong>schule des HAMBURG BALLETT<br />

in der »Vierten Sinfonie von Gustav Mahler«<br />

Tod in Venedig<br />

Die kleine Meerjungfrau<br />

fotos: holger badekow<br />

<strong>Journal</strong> 6 | 3


BALLETT PREMIERE<br />

›VERKLUNGENE FESTE‹ ›JOSEPHS LEGENDE‹<br />

Verklungene Feste<br />

Josephs Legende<br />

Zwei <strong>Ballett</strong>e von John Neumeier<br />

Die Geschichte eines Erwählten, der die Sphären wechselt, seine Mission antritt und Potiphars Frau als Verkörperung<br />

menschlicher Sehnsucht zurücklässt – in »Josephs Legende« geht es um mehr als eine biblische Verführungsszene dekaden-<br />

ten Zuschnitts. John Neumeier bringt eine Neufassung seiner Kreation von 1977 heraus und kombiniert Josephs Weg mit<br />

einer Uraufführung des <strong>Ballett</strong>s »Verklungene Feste«, das auf Tanzvisionen von Richard Strauss zurückgreift.<br />

fotos: holger badekow »Springen, Fliegen, Schweben, bald im Tanz, bald im Traum«<br />

John Neumeier probt mit Carsten Jung und Catherine Dumont<br />

4 | <strong>Journal</strong> 6<br />

Musik<br />

Richard Strauss<br />

■ Schillernder kann man es sich nicht vorstellen,<br />

will man der Beschreibung von Harry Graf<br />

Kessler über die Entstehung der »Josephs Legende«<br />

aus dem Jahre 1912 folgen,die in seine gesammelten<br />

Schriften Eingang gefunden hat: »An<br />

einem jener Abende, wo die feinsten Köpfe des<br />

geistigen Paris sich im Restaurant Larue in der<br />

Rue Royale zwischen Mitternacht und drei Uhr<br />

zum Souper mit dem Russischen <strong>Ballett</strong> trafen,<br />

an einem Abend, an dem auch Hofmannsthal<br />

und Max Reinhardt zugegen waren, sprach<br />

Diaghilew mit einer Pascha-Geste den Wunsch<br />

Musikalische Leitung<br />

Christoph Eberle<br />

Choreografie, Inszenierung<br />

und Bühnenbild<br />

John Neumeier<br />

Kostüme<br />

Albert Kriemler – Akris<br />

aus, er möchte ein biblisches <strong>Ballett</strong> haben, aber<br />

nicht im biblischen Kostüm, sondern in einem<br />

venezianischen, etwa so wie es Paolo Veronese<br />

gemalt hat. Er wandte sich an Jean Cocteau, der<br />

neben mir saß, und dann auch an Hofmannsthal<br />

und mich, ob wir ihm nicht so etwas machen und<br />

vielleicht durch Richard Strauss komponieren<br />

lassen könnten? Sofort tauchte eine ganze Reihe<br />

von biblischen Stoffen auf, Cocteau schlug David<br />

vor,der vor der Arche tanzt,ein anderer Deborah,<br />

ein dritter Judith und Holofernes; Nijinsky,<br />

Reynaldo Hahn, ich glaube auch Proust, der aus-<br />

Premiere A 29. Juni, 18.00 Uhr<br />

Premiere B 1. Juli, 19.30 Uhr<br />

Weitere Aufführung<br />

11. Juli, 19.30 Uhr<br />

nahmsweise ebenfalls, ganz in dicke Halstücher<br />

eingemummt, zugegen war, mischten sich ins<br />

Gespräch, das bald wie ein verheerender Brand<br />

durch die Bibel raste. Schalen mit riesengroßen<br />

Erdbeeren standen auf dem Tisch, Sektgläser,<br />

Liköre, die in allen Farben glitzerten; der Aga<br />

Khan, der reichste mohammedanische Fürst<br />

Indiens, saß, von einem Maskenball kommend,<br />

in einem ganz mit fabelhaft echten Perlen und<br />

noch größeren Rubinen und Smaragden besäten<br />

orientalischen Kostüm an einem Tischende;<br />

einen Augenblick verursachte er sogar eine klei-


John Neumeier probt mit Arsen Megrabian, Thiago Bordin, Carsten Jung, Carolina Agüero, Yohan Stegli, Hélène Bouchet,<br />

Joëlle Boulogne, Silvia Azzoni und dem Ensemble<br />

ne Panik, weil er seinen Turban, der mit den kostbarsten<br />

Edelsteinen aus seinem Schatz geschmückt<br />

war,in seinem Auto draußen vergessen hatte,und<br />

es plötzlich hieß, der Kopfschmuck sei gestohlen<br />

worden.An der Musik tanzte ein verspätetes Paar<br />

Tango. Aus dieser Atmosphäre ist die erste Szene<br />

des ›Joseph‹ geboren worden.«<br />

Sicherlich, historisch verbürgt ist diese Schilderung<br />

nicht.Aus der Perspektive des Jahres 1928<br />

scheint sie zweifelhaft – und lohnt dennoch, ihr<br />

gern und ausführlich Glauben zu schenken. Entstehungsmythen<br />

dieser Art transportieren ihre<br />

eigenen Botschaften, tauchen ein in den Geist der<br />

Zeit, in die Stimmung einer außergewöhnlichen<br />

Situation und erzählen in ihrer Fiktionalität<br />

manchmal mehr als nüchtern verfasste Berichte.<br />

Immerhin, am 29. Mai 1912 soupierten nach der<br />

Premiere von »L’Apres-midi d’un Faune« tatsächlich<br />

viele der von Kessler genannten Persönlichkeiten<br />

im Larue. Aber erst am Abend des 5.<br />

Juni 1912 sollte Diaghilew ein biblisches Thema<br />

vorschlagen. Man müsse das Publikum überraschen,<br />

indem man »eine Zeit von einer unerwarteten<br />

neuen Seite zeigte, z.B. in der Renaissance<br />

das Asketische oder Mystische«, so der Impresario.<br />

Angeregt durch die Ausführungen des charismatischen<br />

Russen skizzierte Kessler am nächsten<br />

Morgen ein <strong>Ballett</strong>, das die Geschichte von<br />

Joseph und Potiphars Weib zum Gegenstand<br />

nahm und umgehend mit Hofmannsthal<br />

während eines Besuchs in den Tuilerien besprochen<br />

wurde. Schnell war die Zustimmung<br />

Diaghilews und Strauss’ gewonnen mit Vaslaw<br />

Nijinsky als Joseph und ursprünglich gedachter<br />

Choreograf.<br />

Joseph als Tänzer und Träumer<br />

In seiner Vorrede zur »Josephs Legende«<br />

beschreibt Harry Graf Kessler die Welt des Joseph<br />

aus der Sicht eines Hirtenknaben. Er stamme aus<br />

der Wüste, sei Sohn eines Fürsten, in seinem<br />

Wesen anmutig, wild und herb. »Seine Gestalt ist<br />

kindlich und frisch; nichts an ihr darf süß oder<br />

weich wirken: sie schmeckt, wenn man sich so<br />

ausdrücken darf, wie ein nicht ganz reifer Apfel«.<br />

Demgegenüber steht die Frau des Potiphar, über<br />

die Kessler in einem Brief vom 21. Juni 1912 an<br />

Hofmannsthal bemerkt: »Ich sehe sie als eine<br />

kalte, herbe Frau, die bis dahin durchaus rein<br />

geblieben ist, deren Inneres aber gerade durch<br />

eine vollkommen neue, überraschende, nie vorher<br />

auch geahnte Erfahrung von Wärme gänzlich<br />

aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Sie ist<br />

also ganz das Gegenteil von der buhlerischen,<br />

lüsternen, schwülen kleinen Salome; auch darin,<br />

daß die Salome durchaus intellektuell und durch<br />

ihren Intellekt verdorben ist, während Potiphars<br />

Weib nicht durch ihren Intellekt oder ihre<br />

Phantasie, sondern durch ihr Gefühl, ihr Temperament,<br />

das plötzlich durch Joseph und den<br />

Anblick der Heiligkeit aus seinem Eise befreit<br />

wird, fortgerissen wird.« Joseph hingegen sei<br />

fromm, nicht unbedingt in einem christlichen,<br />

asketischen oder intellektuellen Sinne. »Die Sitte,<br />

<strong>Journal</strong> 6 | 5


die in ihm lebendig ist, ist die Hirtensitte«, so<br />

Kessler in seinem Vorwort. »Sie kommt aus der<br />

hellen, freien Wüste und ist nichts als die natürliche<br />

Haltung einer ganz in Sonne getränkten,<br />

vom Wüstenwind in Spannung gehaltenen, vom<br />

weiten Schweifen durch die endlose Ebene sehnig<br />

und stark gewordenen Geistigkeit und Leiblichkeit«,<br />

und setzt hinzu: »das innerste Motiv<br />

dieser Figur ist das Springen, Fliegen, Schweben,<br />

bald im Tanz, bald im Traum, bald in einer intimen<br />

Verquickung von Phantasie und Bewegung.<br />

Joseph ist ein Tänzer und ein Träumer«.<br />

Es verwundert kaum, dass Kessler und<br />

Hofmannsthal den begnadeten Nijinsky in dieser<br />

Figur sahen.Wie groß sollte die Enttäuschung<br />

sein, als bekannt wurde, dass der Tänzer nach<br />

dem tiefen Zerwürfnis mit Diaghilew die Truppe<br />

verlassen hatte. Kessler war entsetzt und zeigte<br />

sich Hofmannsthal gegenüber skeptisch bis<br />

ablehnend: »Erstens weil man ein Genie überhaupt<br />

nicht ›ersetzen‹ kann und dann, weil die<br />

Rolle des Joseph Aufgaben stellt, die nur Nijinsky<br />

lösen kann,ich meine den ganzen zweiten Teil der<br />

Rolle, wo Joseph unbeweglich und trotzdem<br />

Mittelpunkt bleiben muß. Ich hatte diese Starrheit<br />

gerade im Hinblick auf Nijinsky hinzugebracht,<br />

um eine Seite seines Talents auszunützen,<br />

die nie bisher ins richtige Licht gestellt worden<br />

war: seine Gabe, durch kleinste fast unmerkliche<br />

Bewegungen und Mienenspiele die Aufmerksamkeit<br />

aufs stärkste zu fesseln,tiefste Poesie auch<br />

in winzigste Dinge hineinzulegen.«<br />

Josephs »prophetische Funktion«<br />

Als sich für John Neumeier 1977 die Möglichkeit<br />

bot, an der Wiener Staatsoper »Josephs<br />

Legende« zu inszenieren, interessierte den Choreografen<br />

zunächst »die biblische Vorstellung<br />

vom Auserwählten, der zwischen zwei Welten<br />

pendelt, einer menschlichen und einer metaphysischen,<br />

und der die Möglichkeit zur Wahl und<br />

den Zwang zur Entscheidung hat«. Dieser Ansatz<br />

geht in der <strong>Ballett</strong>partitur weitgehend verloren:<br />

»Ungleiche Proportionen verschleiern dort die<br />

dramatische Situation, und es verschieben sich,<br />

indem die dekadente Welt dominant wird, die<br />

Gewichte«, so Neumeier. Entscheidend sei, den<br />

Prozess vorzuführen, den Joseph durchlebt, um<br />

seine eigentliche Aufgabe anzutreten. »Joseph<br />

lernt fliegen«: am Ende erst beginnt sein Weg,<br />

beginnt seine Mission als »Joseph« – versinnbildlicht<br />

in der Figur des Engels. Potiphars Weib<br />

erlebt Josephs »Ende«, eigentlich seinen Anfang,<br />

und wird gewahr, wie ihn der Engel fortträgt,<br />

bestürzt über ihre eigene Unfähigkeit, ihm zu folgen.<br />

Gemeinsam mit dem Modedesigner Albert<br />

Kriemler geht es John Neumeier, der für die<br />

<strong>Hamburg</strong>er Neufassung der »Josephs Legende«<br />

die konzeptionelle Ausrichtung seines <strong>Ballett</strong>s<br />

nicht verändert hat,um ein Eintauchen in die aufgeladene<br />

Atmosphäre jener Anfangsjahre der<br />

Ballets Russes. Inspiriert durch Kesslers Grün-<br />

6 | <strong>Journal</strong> 6<br />

Figurinen zu »Josephs Legende« von Albert Kriemler<br />

dungsmythos, durch seine zur Schau gestellte<br />

Stimmung fieberhafter, fast hektischer Produktivität,<br />

wird der alttestamentarische Stoff über<br />

das Paris der 1910er-Jahre ins Heute transportiert<br />

– eine Reise durch die Geschichte, der auch<br />

Strauss’ Musik der »Verklungenen Feste« folgt,<br />

wenngleich unter anderen Vorzeichen. Im Zuge<br />

des Münchner <strong>Ballett</strong>abends »Verklungene<br />

Feste« komponierte Strauss 1940/41 das Divertimento<br />

op. 86 mit dem Zusatz »Klavierstücke<br />

von François Couperin (1688-1733) für kleines<br />

Orchester bearbeitet«.Allein die Verwendung des<br />

Titels Divertimento, als Tafel- oder Freiluftmusik<br />

an europäischen Höfen bis Ende des 18. Jahrhunderts<br />

verbreitet, verrät eine historisierende<br />

Grundhaltung.Strauss übernahm Couperins alte<br />

Tanzsätze und veredelte sie mit seiner Kunst der<br />

Instrumentierung.Solche Rückversetzung in alte<br />

Epochen mit modernen Mitteln lässt einerseits<br />

eine eskapistische Tendenz vermuten, zeigt aber<br />

auch die zunehmende Ratlosigkeit, mit der<br />

Strauss dem Geist seiner Zeit begegnete. Was ihr<br />

an kreativer Spannung fehlte, die, soweit vorhanden,<br />

durch die Nationalsozialisten regelrecht<br />

ausgelöscht wurde,kompensierte der Komponist<br />

mit einem Rückzug ins Vergangene, nicht ohne<br />

seinen eigenen Anspruch auf Historizität damit<br />

unter Beweis zu stellen. Die Zeit der ausgelassenen<br />

Champagnerrunden war jedenfalls vorbei.<br />

Der Kult um einen »Auserwählten« hatte Deutschland<br />

längst in einem anderen,völlig pervertierten<br />

Sinne erfasst, als Kessler, Hofmannsthal und<br />

Strauss es sich je hätten träumen lassen.<br />

ANDRÉ PODSCHUN


Designer Albert Kriemler vermittelt Akris eine unverkennbare Handschrift, mit Gefühl für<br />

Stoff und Farbe, Understatement und Avantgardismus. Er entwirft moderne, exklusive und<br />

gleichzeitig tragbare Mode, geprägt von einer klaren Architektur. Den Grundstein des heute<br />

nach wie vor familiengeführten Modehauses legte vor mehr als 80 Jahren die Großmutter<br />

von Albert und Peter Kriemler.1945 folgt Sohn Max,der Akris zu einem weltweit anerkannten<br />

Prêt-à-Porter-Unternehmen aufbaut. Albert Kriemler tritt 1980 mit 20 Jahren in das<br />

Unternehmen seiner Eltern ein. Er übernimmt die kreative Verantwortung und prägt die<br />

internationale Entwicklung des Hauses. 1987 übernehmen Albert und Peter Kriemler offiziell<br />

das Unternehmen. Hochwertige Stoffe und natürliche Materialien wie Kaschmir, Seide<br />

oder Leinen und St. Galler Stickerei werden bei Akris in den firmeneigenen Schweizer<br />

Albert Kriemler und John Neumeier während der Proben zum Neujahrskonzert 2006<br />

Produktionsateliers, teilweise nach wie vor in Handarbeit, verarbeitet und bieten die Basis<br />

der Kollektionen.Als eines der wenigen nicht-französischen Modehäuser steht Akris seit 2004<br />

auf dem Kalender der offiziellen Prêt-à-Porter-Schauen und präsentiert zweimal im Jahr<br />

sein Défilé in Paris. 2006 kommt es im Rahmen des Wiener Neujahrskonzertes zur ersten<br />

Zusammenarbeit mit John Neumeier. Albert Kriemler entwirft die <strong>Ballett</strong>kleider für den<br />

Walzer »Du & Du« und die »Pizzicato-Polka«.<br />

Christoph Eberle absolvierte sein Studium am Vorarlberger<br />

Landeskonservatorium sowie an der Wiener<br />

Musikhochschule. 1986 erfolgte sein Debüt mit<br />

dem Wiener Kammerorchester. Von 1988-2005 war<br />

Christoph Eberle Chefdirigent des Symphonieorchesters<br />

Vorarlberg, der Camerata Bregenz und des<br />

Vorarlberger Theaters. Zudem arbeitete er von 1998-<br />

2000 eng mit dem Haydn Orchester Bozen zusammen.<br />

An der Wiener Staatsoper gab er 1998 sein Debüt mit<br />

»La Traviata«. 1999 bis 2003 übernahm er die Position<br />

des Chefdirigenten des Wiener Kammerorchesters und war von 2004 bis 2006<br />

Musikdirektor des Salzburger Landestheaters. Christoph Eberle übernahm zahlreiche<br />

Dirigierverpflichtungen, u.a. mit dem Bach Collegium München, dem<br />

Mozarteum-Orchester Salzburg, dem Brucknerorchester Linz, dem SWR<br />

Sinfonieorchester Baden-Baden, dem RSO Wien, den Prager Symphonikern sowie<br />

dem BBC Philharmonic Orchestra und leitete mehrere Aufführungen im Rahmen<br />

renommierter Festivals, wie der Schubertiade Feldkirch, dem Kammermusikfest<br />

Lockenhaus, den Bregenzer Festspielen und dem Rheingau-Festival. 2004 dirigierte<br />

er an der Wiener Staatsoper John Neumeiers <strong>Ballett</strong> »Wie es euch gefällt«, seither<br />

war er häufig am Pult der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper zu erleben, zuletzt im Januar<br />

2007 mit John Neumeiers »Fenster zu MOZART«.<br />

foto: holger badekow<br />

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<strong>Journal</strong> 5 | 7


BALLETT NEWS<br />

INTERVIEW MIT KEVIN HAIGENBALLETTSCHULE<br />

Die Rolle meines Lebens<br />

Kevin Haigen im Gespräch mit André Podschun<br />

Kevin Haigen als Joseph in <strong>Hamburg</strong> am 18. Juli 1979<br />

8 | <strong>Journal</strong> 6<br />

1977 haben Sie an der Wiener Staatsoper die<br />

Titelfigur in John Neumeiers »Josephs Legende«<br />

getanzt. Wenn die Handlung einsetzt, ist der alttestamentarische<br />

Joseph 17 Jahre alt. Sie zählten damals<br />

22 Jahre. Wie waren Ihre Erfahrungen, als Sie diese<br />

Figur tanzten?<br />

Es war wundervoll, John kreierte die erste<br />

Rolle für mich. Ich kam am Ende der Spielzeit<br />

1976/77 für »Schwanensee« zur Compagnie nach<br />

<strong>Hamburg</strong> und wurde gleich Ersatz für den Solisten<br />

Maximo Barra, dessen Fuß gebrochen war.<br />

Nach der Sommerpause fing John an »Josephs<br />

Legende« zu choreografieren, so dass ich immerhin<br />

21 Jahre zählte, als er Joseph für mich schuf.<br />

Es war die Rolle meines Lebens – gleichzeitig<br />

bedeutete sie die erste intensive Arbeit zwischen<br />

uns. Ich hatte bereits im Ballet Theatre in Amerika<br />

mit John zusammengearbeitet, damals tanzte<br />

ich am Anfang meiner Laufbahn im Corps de<br />

ballet, ich kannte ihn, hatte aber noch nie so eng<br />

mit ihm probiert. Es war die aufregendste Zeit<br />

meines Lebens. Für mich als junger Tänzer war<br />

die Wiener Staatsoper überwältigend, eine echte<br />

Herausforderung. Ich begegnete diesem Haus<br />

nicht ohne Scheu, allein durch seine Aura, Größe<br />

und durch seine überreiche Geschichte – vielleicht<br />

nicht das Schlechteste für eine Rolle wie<br />

diese. Die Menschen dort zeigten sich mir gegenüber<br />

sehr aufgeschlossen und nannten mich Pippi.<br />

Pippi oder Peppi ist die Wienerische Entsprechung<br />

für Joseph.<br />

Welche Beziehung existiert zwischen Joseph und<br />

Potiphars Frau?<br />

Ich denke,worum es John in erster Linie geht,<br />

ist Josephs Reinheit. Joseph ist ein Heiliger, ein<br />

Geist im religiösen Sinne, berührt von Gott.<br />

Interessant ist nicht nur seine Jugend, sondern<br />

seine Unschuld, sein fast instinktives Wissen um<br />

etwas, was er selbst nicht erklären kann, was ihm<br />

aber seit seiner Geburt mitgegeben ist. Er bewegt<br />

sich zwischen drei Charakteren: Potiphars Weib,<br />

Potiphar und dem Engel, der sein Zukünftiges<br />

versinnbildlicht.Joseph ist ein Träumer und Tänzer,<br />

er ist ein junger, unschuldiger Knabe, der als<br />

Sklave an den Hof des Potiphar kommt. Ich glaube<br />

nicht, dass er dessen Frau verführt. Allenfalls<br />

wird sie durch ihn, durch seine bloße physische<br />

Erscheinung verführt, ohne es im eigentlichen<br />

Sinne zu begreifen. Seine Schönheit und Unschuld<br />

faszinieren diese frustrierte, in dem Palast<br />

ihres Mannes lebende Frau.Andererseits finde ich<br />

Potiphar nicht unbedingt unsympathisch. Ich<br />

konnte nie erkennen, dass er ein »bad guy« sei.<br />

Seine Frau hingegen tut es,sie ist von ihrem Mann<br />

enttäuscht. Ich sehe den Potiphar eher als eine<br />

Vaterfigur zu Joseph. Der Engel verkörpert seine<br />

spirituelle Seite; die sexuelle, erotische Seite ist<br />

durch Potiphars Weib chiffriert, das von seiner<br />

Klarheit, von seinem Tanz verführt wird. Josephs<br />

Beziehung zu Potiphar ist auf einer anderen Ebene<br />

wichtig. In der Mitte seines schwierigen Solos<br />

teilt Joseph seinem Dienstherrn mit, was eintre-<br />

ten wird: er sieht eine Trockenzeit voraus mit<br />

allen Folgen für das Land. Joseph ist ein Prophet.<br />

Diese Eigenschaft ist entscheidend in seiner Beziehung<br />

zu Potiphar. Bedenken Sie, ein Kind,ein<br />

Knabe prophezeit seinem Herrn, was kommen<br />

wird. Und dennoch, selbst in dem Pas de deux<br />

bemerkt Joseph nicht, dass Potiphars Weib von<br />

ihm erregt ist. In seiner Unschuld ist er nicht in<br />

der Lage zu erkennen, was sie von ihm will. Natürlich<br />

geht von Joseph eine Sinnlichkeit aus, die<br />

ihm bewusst ist – auch der Tänzer muss Sinnlichkeit<br />

ausstrahlen –, aber nicht in einem sexuellen<br />

Sinne, sondern in einem überhöhten, geradezu<br />

gereinigten Anspruch.Das ist ja gerade auch<br />

das, was Potiphars Frau an Joseph anziehend findet,<br />

was sie an ihm reizt. Am Hofe ihres Mannes<br />

hat sie alles, was sie im vordergründigen Sinne<br />

braucht – was sie von ihm will, ist seine Spiritualität,<br />

sie will teilhaben an seinem Weg, an seiner<br />

Mission, um für sich wieder eine offene Zukunft<br />

zu gewinnen.<br />

Nach »Josephs Legende« schuf John Neumeier<br />

die »Vierte Sinfonie von Gustav Mahler«, die er für<br />

das Royal Ballet in London kreiert hat. Sie haben für<br />

die <strong>Hamburg</strong>er Uraufführung in der »Vierten Sinfonie«<br />

getanzt. Sehen Sie Verbindungen zwischen<br />

beiden <strong>Ballett</strong>en? Immerhin geht es hier wie dort<br />

um den Aufbruch aus der Kindheit, um das Finden<br />

einer Bestimmung.<br />

Ich liebe die »Vierte Sinfonie von Gustav<br />

Mahler«.Sie gehört neben der »Josephs Legende«<br />

zu meinen absoluten Favoriten. Im Gegensatz zu<br />

Joseph handelt sie von der Unschuld eines ›normalen‹<br />

Knaben. In diesem Jungen steckt mehr<br />

von mir, mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten,<br />

die nun einmal dazugehören. Er ist bei<br />

Weitem nicht so perfekt wie der prophetische<br />

Joseph. Ich fand in der »Vierten Sinfonie von<br />

Gustav Mahler« vieles von mir wieder, vielleicht<br />

auch, weil hier das Leben einer Familie thematisiert<br />

wird. Nun hatte ich nicht den leichtesten<br />

familiären Background. Dieses <strong>Ballett</strong> impliziert<br />

die Auseinandersetzung mit der Mutter, gleichzeitig<br />

behandelt es die ersten Erfahrungen des<br />

Alleinseins, der Einsamkeit, dann wieder das<br />

Zurückkommen zur Mutter. Damals berührte<br />

mich das alles sehr. Dieser heutige Knabe ist für<br />

einen jungen Tänzer eine fabelhafte Rolle. Sicher,<br />

Joseph ist auch ein Mensch und seine Spiritualität<br />

ist uns zumindest vom Ansatz her nicht fremd,<br />

weil ein gewisses Maß an Transzendenz auch in<br />

uns steckt. Demgegenüber ist der Knabe in<br />

Mahlers Vierter mehr ein »Kevin-Dancer«.<br />

Pointiert gefragt: Sind die beiden <strong>Ballett</strong>e<br />

»Josephs Legende« und »Vierte Sinfonie von Gustav<br />

Mahler« so etwas wie Education-Projekte für junge<br />

Tänzer – zumindest wenn man neben der motorischen


Bewältigung die darin geforderte geistige Aktivität<br />

in Rechnung stellt?<br />

Ganz sicher. Das Wunderbare an diesen beiden<br />

Rollen ist, dass man in ihnen die eigene<br />

Jugend durchleben kann.Johns Größe ist es,nicht<br />

nur auf die technischen und physischen Anforderungen<br />

der Tänzer zu achten, sondern ihre<br />

emotionale wie auch sinnliche Anlage zu berücksichtigen.<br />

Er fordert alle Bereiche menschlichen<br />

Seins. Dahinter steht das Modell einer umfassenden<br />

Erziehung,der es nicht nur um das Beibringen<br />

von Schritten geht. Das wäre frustrierend,<br />

und ich kann nur sagen, dass wir in <strong>Hamburg</strong><br />

hoffentlich weit davon entfernt sind, unse-<br />

Kevin Haigen in »Vierte Sinfonie« am 11. Dezember 1977<br />

ren Schülern einzig diese Seite zu vermitteln. Ich<br />

glaube nicht an Wettbewerbe, nicht an vollendet<br />

technische, sich selbst genügende Schritte der<br />

Tänzer. Man braucht dazu eine Geschichte. So<br />

wie man sagt, die Vierte Mahler in der Choreografie<br />

von John sei abstraktes <strong>Ballett</strong> – für mich<br />

steckt auch hier ein großartiger Plot. John ist ein<br />

Choreograf, der nicht nur die Schritte nach der<br />

Musik vorgibt und dann sagt, so, das war es. Das<br />

ist nicht seine Intention. Ich kann mich erinnern,<br />

Der <strong>Ballett</strong>pädagoge Kevin Haigen mit Alexandre Riabko<br />

als ich zu ihm stieß, war ich fasziniert davon, dass<br />

eines seiner <strong>Ballett</strong>e »Romeo und Julia« hieß.Alle<br />

Rollen in diesem <strong>Ballett</strong> tragen Namen, jede<br />

Zeichnung einer Bühnenfigur korrespondiert<br />

mit der Persönlichkeit des Tänzers.<br />

Sie lehren seit 1991 als <strong>Ballett</strong>pädagoge an der<br />

<strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>schule und geben Ihre Erfahrungen<br />

als Tänzer und Choreograf an die nachwachsenden<br />

Generationen weiter. Wie beobachten Sie es, wenn<br />

jeder Schüler seinen eigenen Weg geht? Was ist für Sie<br />

wichtig, wenn Sie mit jungen Tänzern zusammenarbeiten?<br />

Ich muss sie dazu bringen, ihren eigenen Weg<br />

zu finden. Meine Herausforderung als Pädagoge<br />

besteht darin, jedem Schüler das ihm entsprechende<br />

Rüstzeug für sein Leben mitzugeben –<br />

und das in meiner Eigenschaft als Ausbilder des<br />

<strong>Ballett</strong>s. Es ist tatsächlich nicht einfach, den passenden<br />

Schlüssel zu finden,der es dem Schüler ermöglicht,sich<br />

zu entfalten und in seiner Entwicklung<br />

weiter voranzukommen. Das begreife ich als<br />

meine größte Herausforderung.<br />

Am 10. und 30. Juni wird die <strong>Ballett</strong>schule auf der<br />

Bühne der Staatsoper ihre alljährlichen »Ersten Schritte«<br />

präsentieren. Sie haben das <strong>Ballett</strong> »Jeux d’enfants«<br />

kreiert – worum geht es?<br />

Ich schuf dieses Werk vor Jahren für den kleinen<br />

Sascha Trusch, der jetzt als Knabe in der<br />

»Vierten Sinfonie von Gustav Mahler« zu sehen<br />

sein wird. »Jeux d’enfants« ist ein <strong>Ballett</strong> für die<br />

jüngeren Ausbildungsklassen, um zu zeigen, was<br />

sie gelernt haben, sei es ein Jeté oder Echappé. Ich<br />

versuchte, daraus eine kleine Story zu machen:<br />

es ist ein Tag im Leben eines Jungen. Er kommt<br />

in den Garten und erblickt die Rosen, dann ist er<br />

im Zirkus und trifft auf einen Clown, später verschlägt<br />

es ihn an den Strand, dort betrachtet er<br />

einige Pas de deux und staunt über junge Liebende.<br />

Irgendwann fällt er in den Schlaf und<br />

träumt,bis ein neuer Tag anbricht.Die Handlung<br />

ist sehr einfach. Unsere Ausbildungs- und Theaterklassen<br />

sollen auf der Bühne präsentieren, was<br />

sie gelernt haben.<br />

fl agship-store<br />

abc-strasse 1, hamburg<br />

www.uli-schneider.de


BALLETT NEWS<br />

BALLETTSCHULE<br />

Das neue Buch von John Neumeier<br />

Erstmalige Einblicke in die persönlichen Aufzeichnungen der Arbeits- und Skizzenbücher<br />

Die bisher unveröffentlichten Notizen und Aufsätze des <strong>Hamburg</strong>er Chefchoreografen und<br />

<strong>Ballett</strong>intendanten sind über die Stiftung John Neumeier (www.johnneumeier.org) sowie über<br />

das HAMBURG BALLETT (www.hamburgballett.de) käuflich zu erwerben. »In Bewegung«<br />

erscheint Anfang Juli 2008 im Collection-Rolf-Heyne-Verlag und ist für 135,–EUR erhältlich.<br />

JOHN NEUMEIER »In Bewegung«<br />

Gestaltung: Peter Schmidt<br />

ca. 608 Seiten, über 580 Abbildungen, gebunden, Format 24 x 33 cm<br />

10 | <strong>Journal</strong> 6<br />

■ Warum will ich jetzt ein Buch mit<br />

meinen Texten veröffentlichen?<br />

Normalerweise ist Choreografie<br />

meine Ausdrucksform. Aber nach<br />

34 Jahren in <strong>Hamburg</strong> habe ich<br />

auch eine Menge aufgeschrieben:<br />

Artikel für Programmhefte,Notizen<br />

zu entstehenden Werken und für<br />

<strong>Ballett</strong>-Werkstätten, Briefe und<br />

Tagebuch-Aufzeichnungen während<br />

meiner choreografischen<br />

Arbeit.<br />

Bei den meisten Texten handelt es<br />

sich um spezifische <strong>Ballett</strong>e, und so<br />

habe ich diese unterschiedlichen<br />

Texte geordnet: nach Spielzeiten<br />

und nach Werken, wie sie in<br />

<strong>Hamburg</strong> kreiert oder aufgeführt<br />

worden sind. Vor jedem Kapitel<br />

steht eine Rückblende, in der die für<br />

mich wichtigsten Ereignisse der<br />

Spielzeit kurz notiert sind.<br />

Vor allem die unveröffentlichten,<br />

eher privaten,unfertigen und sicher<br />

nicht literarischen Schriften zeigen<br />

andere Aspekte meiner Arbeit und<br />

meines Denkens – fast eine fragmentarische<br />

Autobiografie. Das<br />

Schreiben über die <strong>Ballett</strong>e und der<br />

Blick »hinter« die rein physische<br />

Arbeit lassen vielleicht ein tieferes<br />

Verständnis für die künstlerische<br />

Entwicklung des <strong>Hamburg</strong> <strong>Ballett</strong><br />

und meiner selbst zu. Ich habe festgestellt,<br />

dass gewisse Prinzipien,<br />

wenn auch in Variationen, gleich<br />

geblieben sind – obwohl sich meine<br />

Sprache mit den Jahren sehr verändert<br />

hat.<br />

Mosaikartig entstehen durch die<br />

Veröffentlichung der Texte Zusammenhänge,<br />

Erkenntnisse und hierdurch<br />

neue Erfahrungen, die eine<br />

vielschichtige Sicht auf mein Werk<br />

ermöglichen und auch die dunkleren<br />

Aspekte der Arbeit nicht verleugnen.


BALLETT NEWS<br />

BALLETTSCHULE<br />

Wer strebend sich bemüht<br />

Am 1. März erhielt John Neumeier den Deutschen Jubiläums-Tanzpreis 2008<br />

Die Laudatorin Marcia Haydée Der Preisträger John Neumeier Ulrich Roehm gratuliert<br />

■ Die alljährlich stattfindende Verleihung des Deutschen Tanzpreises in<br />

Essen feierte am 1. März ihr 25-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass vergab<br />

der Vorstand des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik,Ulrich<br />

Roehm, einen Sonderpreis für eine außergewöhnliche Persönlichkeit der<br />

Tanzwelt. John Neumeier, der den Deutschen Tanzpreis bereits 1988 erhalten<br />

hatte, wurde 20 Jahre später für sein umfangreiches Lebenswerk ausgezeichnet.<br />

In ihrer sehr persönlich gehaltenen Laudatio, die Marcia Haydée<br />

sitzend auf der Bühnenrampe des Aalto-Theaters hielt,schloss die langjährige<br />

Weggefährtin und Tanzlegende mit den bewegenden Worten: »John,<br />

danke, dass Du existierst. Danke für alles, was Du für das <strong>Ballett</strong> gemacht<br />

hast und noch machen wirst. Danke für alles, was Du für mich gemacht<br />

hast. Und nicht vergessen: Zwei Phänomene sind schon weg: Cranko und<br />

Béjart – Du bist da! Du musst weiter machen! Und ich bin sicher, Béjart<br />

und Cranko, die sind mit Dir – immer, wenn Du es willst. Du solltest nie<br />

aufhören, denn Phänomene gibt es nicht so viele in unserem Leben. Und<br />

Du bist einer der letzten.« John Neumeier ging in seiner Dankesrede darauf<br />

ein,indem er bekannte,dass Tanz für ihn,seit er denken könne,in erster<br />

Linie Kreativität bedeute: »Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten<br />

konnte, inspirierten mich erneut zu meiner wirklichen Berufung,<br />

Meerjungfrau im Glück<br />

Dieses Jahr ging der »Prix Benois de la Danse« an Silvia Azzoni<br />

■ Die Erste Solistin des HAMBURG<br />

BALLETT, Silvia Azzoni, ist am 6. Mai<br />

2008 im Moskauer Bolschoi-Theater<br />

mit dem internationalen »Prix Benois<br />

de la Danse« ausgezeichnet worden.<br />

Silvia Azzoni erhielt den Preis in der<br />

Kategorie Beste Tänzerin für ihre<br />

Interpretation der Titelrolle in John<br />

Neumeiers Choreografie »Die kleine<br />

Meerjungfrau«, die im Juli 2007 in<br />

der <strong>Hamburg</strong>er Neufassung ihre Premiere<br />

feierte. Die in Turin geborene<br />

Tänzerin erhielt bereits den Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis,<br />

den »Danza &<br />

Danza Preis 2004« als beste italienische<br />

Tänzerin im Ausland sowie den<br />

Rolf-Mares-Preis der <strong>Hamburg</strong>er<br />

Theater 2006/2007, ebenfalls für ihre<br />

außergewöhnlichen Leistungen als<br />

kleine Meerjungfrau. Der von der<br />

International Dance Association aus-<br />

12 | <strong>Journal</strong> 6<br />

Choreograf zu sein: Marcia, Crankos wirkliche Muse, vor allem, aber auch<br />

die Tänzer, die an meine eigene schöpferische Vision geglaubt und mit mir<br />

daran gearbeitet haben.« Am Ende seiner Rede blickte der <strong>Hamburg</strong>er<br />

<strong>Ballett</strong>chef zurück: »Meine zufällige Zeit, mein zufälliger Aufenthalt in<br />

Deutschland bedeutet die Realisierung einer ernsten Berufung, die durch<br />

Akzeptanz,Verständnis,Aufgabe,Inspiration,Kritik,Enttäuschung,Freude,<br />

Herausforderung und Verantwortung und immer wieder Neugier zum<br />

wirklichen Inhalt meines aus polnisch-deutscher Herkunft stammenden<br />

amerikanisch-deutschen (or whatever) Lebens geworden ist.« Eine Gala,<br />

die verschiedene Aspekte des Œuvres von John Neumeier präsentierte,<br />

umrahmte die Preisverleihung und gab Raum, dem Geehrten die tänzerische<br />

Reverenz zu erweisen: mit dabei natürlich sein <strong>Hamburg</strong> <strong>Ballett</strong> und<br />

seine <strong>Ballett</strong>schule, das Stuttgarter <strong>Ballett</strong>, das Royal Danish Ballet, das<br />

Bayerische Staatsballett, das Ballet de l’Opéra de Paris, das <strong>Ballett</strong> der<br />

Mailänder Scala sowie das Moskauer Stanislawsky-<strong>Ballett</strong>.<br />

Aus Anlass der Verleihung des Deutschen Tanzpreises an John Neumeier<br />

überreichten die <strong>Ballett</strong>freunde <strong>Hamburg</strong> e.V. ein Gabe von 3.000 EUR für<br />

seine Stiftung als Beitrag zur Finanzierung der Nijinsky-Bilder im Rahmen<br />

des Nijinsky-Projektes.<br />

foto: holger badekow<br />

gelobte »Prix Benois de la Danse«<br />

wird seit 1991 von einer jährlich wechselnden<br />

Jury verliehen. Der Preis, der<br />

als höchste internationale Ehrung im<br />

Bereich des klassischen Tanzes gilt,<br />

ging bereits 2002 an ein Ensemblemitglied<br />

des HAMBURG BALLETT.<br />

Damals erhielt Jirí Bubeníček die<br />

Auszeichnung für seine Rolle als<br />

Armand Duval in »Die Kameliendame«.<br />

Zwei Jahre später wurde Lloyd<br />

Riggins für seine Interpretation des<br />

Gustav von Aschenbach in John<br />

Neumeiers <strong>Ballett</strong> »Tod in Venedig«<br />

gewürdigt. In der Vergangenheit waren<br />

immer wieder zahlreiche Solisten<br />

des HAMBURG BALLETT für diesen<br />

bedeutenden Tanz-Preis nominiert.<br />

Silvia Azzoni in ihrer Preisträgerrolle<br />

als kleine Meerjungfrau


Schwanensee<br />

Gastspiel des Stanislawsky <strong>Ballett</strong> Moskau<br />

Vladimir Burmeisters legendäre Version des <strong>Ballett</strong>klassikers »Schwanensee«<br />

ist während der 34. <strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>-Tage an der Staatsoper zu erleben.<br />

Burmeisters Neuinterpretation des Werkes bildet den Höhepunkt im<br />

Schaffen des Choreografen und führte nicht nur in Russland zu einem revolutionären<br />

Umdenken von Tschaikowskys klassischem Œuvre. Das<br />

Stanislawsky <strong>Ballett</strong>, das seit März 2007 John Neumeiers »Die Möwe« im<br />

Repertoire hat, besitzt als einzige Compagnie die Rechte von Burmeisters<br />

Choreografie, mit der das Ensemble bei weltweiten Gastspielen das<br />

Publikum begeistert.<br />

Das Stanislawsky <strong>Ballett</strong> Moskau in der gezeigten<br />

»Schwanensee«-Produktion von Vladimir Burmeister<br />

<strong>Journal</strong> 6 | 13


OPER PREMIERE<br />

›LA CALISTO‹<br />

14 | <strong>Journal</strong> 61<br />

Musikalische Leitung<br />

Alexander Soddy<br />

Inszenierung<br />

Aldona Farrugia<br />

Bühnenbild<br />

Anja Hertkorn<br />

Kostüme<br />

Gisa Kuhn<br />

Calisto/Eternità<br />

Christiane Karg<br />

Diana/Natura<br />

Ann-Beth Solvang<br />

Giove<br />

Frederick Jackson<br />

Mercurio<br />

Dominik Köninger<br />

Endimione<br />

Michal Wajda-Chlopicki<br />

Linfea<br />

Ladislav Elgr<br />

Giunone/Destino<br />

Trine W. Lund<br />

Satirino<br />

Ingrid Frøseth<br />

Pane<br />

Jun-Sang Han<br />

Sylvano<br />

Hee-Saup Yoon<br />

Premiere<br />

3. Juli, 19 Uhr<br />

Aufführungen<br />

5., 7., 9., 11., 13. Juli,<br />

19 Uhr<br />

Opera stabile<br />

© Rosa-Frank.com Hubble-Gallery mon.


Tizian, Diana und Kallisto (1556-1559)<br />

■ Ungeübte Sternengucker freuen sich, wenn sie wenigstens<br />

ein Objekt identifizieren: den Großen Wagen. Als strahlende<br />

»Schwanzspitze« gehört er zum Großen Bären, dem bekanntesten<br />

Sternbild des Nordhimmels. Kein Wunder, dass sich<br />

schon die alten Griechen gefragt haben, wie dieses auffällige<br />

nächtliche Funkeln zustande gekommen ist. Für sie war natürlich<br />

wieder Zeus schuld: In seinem unersättlichen Liebesdrang<br />

stellte er der Nymphe Kallisto nach.Seine eifersüchtige Göttergattin<br />

räumte die Rivalin aus dem Weg und verwandelte<br />

Kallisto in einen Bären. Zeus verschaffte seiner Geliebten eine<br />

vermeintlich erhabene Position: Er versetzte die Bärengestalt<br />

Kallistos als leuchtendes Sternbild in den Himmel – A star was<br />

born.<br />

Die bunte Welt der antiken Mythologie war bekanntlich<br />

die erste Inspirationsquelle der Gattung Oper.Auch Francesco<br />

Cavalli bediente sich hier für seine frühbarocken Prachtexemplare,<br />

die nach jahrhundertelangem Dornröschenschlaf<br />

in den letzten Jahren den Weg auf zahlreiche Bühnen wiedergefunden<br />

haben. In Claudio Monteverdi hatte Cavalli den<br />

besten Lehrmeister, um das noch blutjunge Drama des singenden<br />

Menschen mit Leidenschaft, Anmut und Vitalität zu<br />

füllen. Cavalli war ein gelehriger Schüler und schrieb für das<br />

venezianische Opernhaus kommerziell wie künstlerisch<br />

außerordentlich erfolgreiche Werke.In <strong>Hamburg</strong> stand zuletzt<br />

1985 »L’Ormindo« auf dem Spielplan – die diesjährige Produktion<br />

des Internationalen Opernstudios zeigt »La Calisto«<br />

wohl als <strong>Hamburg</strong>er Erstaufführung.<br />

Regisseurin Aldona Farrugia inszeniert nun ihr Wunschstück.Der<br />

<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper ist sie seit 2005 als Spielleiterin<br />

verbunden. Hier in <strong>Hamburg</strong> studierte sie Musiktheaterregie<br />

und war nach eigenen Arbeiten u.a. in Weimar<br />

zuerst an der Oper Köln engagiert. Am Rhein inszenierte sie<br />

Monteverdis »Combattimento di Tancredi e Clorinda« – ihr<br />

erster Ausflug in die Alte Musik. »Dabei habe ich Blut geleckt«,<br />

erinnert sich Aldona Farrugia, die sich nach diesem Schlüssel-<br />

La Calisto<br />

Francesco Cavalli<br />

Jahrmarkt der Gefühle<br />

Francesco Cavallis »La Calisto« als Opernstudio-Premiere<br />

Eine Produktion des Internationalen Opernstudios der<br />

<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />

erlebnis ausgiebig mit Barockopern beschäftigt hat. »Heute«,<br />

so die junge Regisseurin, »werden diese Stücke ja sehr gerne<br />

entweder streng historisch oder schrill und trashig inszeniert.<br />

Letzteres ist vielleicht dem unglaublichen Witz der frühbarocken<br />

Libretti geschuldet, aber für mich ist das kein Grund,<br />

die Story nicht ernst zu nehmen. Auch das Museale interessiert<br />

mich nicht: Ich will Kraft und Leben auf der Bühne«.<br />

Vor dem Regiekonzept steht bei Opern des 17. Jahrhunderts<br />

aber erst einmal die Frage nach der Fassung. Wie auch<br />

bei den Opern Monteverdis, existiert von »La Calisto« keine<br />

Partitur im modernen Sinne. Cavalli hat nur den Gesangspart<br />

und die Basslinie notiert – alle übrigen Stimmen müssen nachempfunden<br />

werden.»Mit dem überlieferten Notentext kommt<br />

man bei dieser Musik nicht weiter; das ist wie ein Skelett, das<br />

mit Fleisch gefüllt werden muss«, weiß Alexander Soddy,der<br />

sich als Musikalischer Leiter der Neuproduktion erst einmal<br />

eine Partitur einrichten musste. »Die Musiker haben damals<br />

auf der Basis von bekannten Codes viel improvisiert. Dieses<br />

Wissen müssen wir uns heute erst wieder aneignen«. Doch<br />

zum Glück ist erst vor kurzem eine neue wissenschaftliche<br />

Ausgabe dieses Stücks herausgekommen. »Das war eine gute<br />

Basis«, so Soddy, der seit 2005 an der Staatsoper als Korrepetitor<br />

und Assistent von Simone Young beschäftigt ist. »La<br />

Calisto« ist nun die erste eigene Einstudierung des Engländers.<br />

»Als Mitglied im Knabenchor von Oxford bin ich mit der Kirchenmusik<br />

der Renaissance und des Barock ja praktisch aufgewachsen.<br />

Es ist fantastisch, jetzt auch eine Barockoper zu<br />

dirigieren.« Dafür traf sich Soddy eigens mit dem Alte-Musik-<br />

Experten Ivor Bolton: »Er hat mir tolle Tipps gegeben.Ich glaube,<br />

wir haben eine sehr farbige Instrumentation zusammengestellt,<br />

darunter Barockharfe und Lirone, ein ausgefallenes<br />

barockes Streichinstrument.«<br />

Die Orchesterbesetzung in der Opera stabile spiegelt dabei<br />

durchaus die originale Größe wider – denn »La Calisto« wurde<br />

1551 im kleinsten Theater Venedigs uraufgeführt, und für ein<br />

Alexander Soddy<br />

Aldona Farrugia<br />

Gisa Kuhn<br />

<strong>Journal</strong> 6 | 15


›LA CALISTO‹<br />

Ingrid Frøseth<br />

Frederick Jackson<br />

Michal Wajda-Chlopicki<br />

Das Internationale<br />

Opernstudio wird unterstützt<br />

von der Körber-<br />

Stiftung, der Stiftung<br />

zur Förderung der<br />

<strong>Hamburg</strong>ischen<br />

Staatsoper, der Airbus<br />

Deutschland GmbH und<br />

Herrn Jochen<br />

Kauffmann.<br />

16 | <strong>Journal</strong> 6<br />

Mitglieder des Internationalen<br />

Opernstudios; von links nach<br />

rechts: Trine W. Lund, Ladislav Elgr,<br />

Dominik Köninger, Ann-Beth<br />

Solvang, Hee-Saup Yoon,<br />

Christiane Karg, Jun-Sang Han<br />

üppiges Orchester gab es weder<br />

Platz noch Geld. Bühnenbildnerin<br />

Anja Hertkorn hat die<br />

Musiker mitten in die Szenerie<br />

zwischen Göttern, Halbwesen<br />

und Menschen platziert. Sie alle agieren miteinander auf einer<br />

Ebene, was sich auch in den Kostümen von Gisa Kuhn äußert.<br />

»Die Trennung von Göttern und Menschen ist hier nur theoretisch.<br />

Das Verhältnis ist ja geradezu umgekehrt: Die Götter<br />

kämpfen mit mindestens genauso banalen Problemen wie die<br />

Menschen«, meint Aldona Farrugia. »Und dann gibt es noch<br />

eine dritte Instanz, die allegorischen Figuren im Prolog: Natur,<br />

Schicksal und Ewigkeit. Sie sind die überzeitlichen Klammern<br />

für das individuelle Schicksal der Calisto.«<br />

Ein Schicksal, das auf der Bühne von Christiane Karg verkörpert<br />

wird. Die bayerische Sopranistin hat mit ihren Auftritten<br />

an der Staatsoper bereits viel Aufmerksamkeit auf sich<br />

gezogen und jüngst an der Komischen Oper Berlin als Musetta<br />

debütiert. Mit Cavallis Titelpartie verabschiedet sie sich vom<br />

Internationalen Opernstudio und wird zur nächsten Spielzeit<br />

ein Engagement an der Oper Frankfurt antreten.Auch für Ann-<br />

Beth Solvang als Calistos »Dienstherrin« Diana ist die Zeit im<br />

Opernstudio vorbei: die Norwegerin wird nach ihrer wohlklingenden<br />

Flosshilde im »Rheingold« zur nächsten Saison ins<br />

Ensemble der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper nachrücken. Als<br />

eifersüchtige Juno (Giunone),Gattin des Göttervaters,der hier<br />

nach der römischen Überlieferung Jupiter (Giove) benannt ist,<br />

wird Trine W. Lund zu hören sein, die erst seit Herbst 2007 dem<br />

Opernstudio angehört und hier u.a. als Polissena in Händels<br />

»Radamisto« sehr erfolgreich war. Auch Dominik Köninger ist<br />

seit dieser Spielzeit dabei; er konnte bereits u.a. als Marullo in<br />

»Rigoletto« überzeugen und wird sich als listiger geflügelter<br />

Bote Mercurio vorstellen. Der Tenor Jun-Sang Han, ebenfalls<br />

ab nächster Spielzeit reguläres Ensemblemitglied und auf der<br />

großen Bühne u.a. als Parpignol in »La Bohème« oder Gastone<br />

in »La Traviata« präsent, übernimmt den Waldgott Pan, der es<br />

auf Diana abgesehen hat. In diese keusche Göttin ist auch der<br />

Hirt Endimione verliebt. Für ihn wurde mit dem polnischen<br />

Countertenor Michal Wajda-Chlopicki ein Gast engagiert,<br />

Sebastiano Ricci, Diana und Endymion (1713)<br />

ebenso wie mit Frederick Jackson<br />

vom Opernstudio Zürich als<br />

olympischer Hausherr Giove und<br />

Ingrid Frøseth, ehemals Mitglied<br />

des Internationalen Opernstudios<br />

und gegenwärtig am Bremer Theater,als schlauer Satirino.<br />

Seinen Abschied von <strong>Hamburg</strong> gibt vorerst Ladislav Elgr,der<br />

an die Wiener Volksoper wechselt. Als Froh im »Rheingold«<br />

mit komödiantischem Talent aufgefallen, schlüpft er in eine<br />

weitere dankbare Partie: die Travestierolle der Linfea auf Männerjagd.<br />

Hee-Saup Yoon, aktuell in »Macbeth« und »La Traviata«<br />

zu sehen und ab September 2008 fest im Ensemble,singt<br />

Pans Kumpan Sylvano.<br />

Nicht nur Linfea gerät in ein verwirrendes Liebeslabyrinth.<br />

Alle Gestalten in »La Calisto« werden von der Liebe umhergetrieben<br />

– und die Grenze zwischen Komik und Tragik ist dabei<br />

fließend. Aldona Farrugia: »Die Situation ist vergleichbar mit<br />

dem ›Sommernachtstraum‹ – die Figuren fliehen zu einem Ort<br />

weit weg von der Zivilisation und versuchen im Schutz der<br />

Maskierung ihre Träume auszuleben. Ein Jahrmarkt der<br />

Gefühle, ein promiskuitiver Karneval reißt alle im Taumel fort.«<br />

Ähnliche Vielschichtigkeit zeichnet die Musik aus, stellt<br />

Alexander Soddy fest: »Cavalli hat sehr nah an der Szene komponiert.<br />

Und sein melodisches Genie steht dem Monteverdis<br />

nicht nach. Seine Rezitative sind mindestens genauso farbig<br />

und seine ariosen Passagen sogar noch geschlossener.« Eine<br />

»große Leichtigkeit« findet Soddy in Cavallis Musik, doch<br />

gleichzeitig intensive Momente von atemberaubender Tiefe.<br />

Dies gilt vor allem für die berührenden Reflexionen der<br />

Titelfigur: Momente starker emotionaler Erschütterung, die<br />

mit Calistos Charakter exakt korrespondieren. »Mit dieser<br />

Figur hat sich Cavalli wirklich als Meister der Psychologie<br />

erwiesen«, so Aldona Farrugia. »Denn Calisto bleibt sich treu,<br />

trotz aller äußeren Metamorphosen der Liebe und des Lebens,<br />

die sie erfährt.«<br />

Zum Abschluss der Saison gibt es also ein klares Ziel: die<br />

Sterne in Cavallis »La Calisto« zum Leuchten zu bringen.<br />

KERSTIN SCHÜSSLER- BACH


Artistic &<br />

Musical Director:<br />

William Barkhymer,<br />

Director/<br />

Choreographer:<br />

Baayork Lee,<br />

Set Design:<br />

Michael Scott,<br />

Costume Design:<br />

Christina Giannini,<br />

Light Design:<br />

John McLain<br />

Michael Brenner für BB Promotion GmbH in Zusammenarbeit mit Funke Media präsentiert<br />

New York Harlem Theatre<br />

<br />

presents<br />

DAS MEISTERWERK<br />

<br />

<br />

12. - 31. August 2008<br />

HAMBURGISCHE STAATSOPER<br />

täglich 20 Uhr (außer montags), Sa + So auch 15 Uhr<br />

Karten an der Tageskasse der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper, Tel. 040 - 35 68 68<br />

und an den bekannten Vorverkaufsstellen<br />

Tickets auch unter 01805 - 663 661 + 0180 - 51 52 53 0 (jeweils 0,14/Min., Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

sowie <strong>Hamburg</strong> Tourismus, Tel. 040 - 300 51 666


OPER WIEDERAUFNAHME<br />

›TURANDOT‹<br />

Sie begannen Ihre musikalische Ausbildung<br />

mit einem Trompeten- und Gesangsstudium.<br />

Was brachte Sie auf die Idee, Dirigent zu werden?<br />

Den Traum, Musiker zu werden, hatte ich<br />

schon als Kind. Als ich fünf Jahre alt war, besuchte<br />

ich mit meinen Eltern eine »Tannhäuser«-<br />

Aufführung in Riga. Dieses Erlebnis hat einen<br />

enormen Eindruck auf mich gemacht,und es war<br />

nicht allein das Geschehen auf der Bühne, das<br />

18 | <strong>Journal</strong> 6<br />

Die Oper ist ein wichtiger Teil<br />

mich fesselte. Bereits bei diesem ersten Opernbesuch<br />

galt meine ganze Aufmerksamkeit dem<br />

Dirigenten. Ich fand es faszinierend, dass da einer<br />

von der ersten bis zur letzten Note in die Aufführung<br />

involviert war, und ich ahnte, dass dieser<br />

Beruf etwas Wundervolles ist.Natürlich dachte<br />

ich damals noch nicht daran, später selbst einmal<br />

Dirigent zu werden. Ich studierte zunächst<br />

Gesang und Trompete, und auch mein Klavier-<br />

meines Lebens<br />

Der 29-jährige Lette Andris Nelsons ist auf dem besten Wege, einer der bedeutendsten Dirigenten der jüngeren Generation<br />

zu werden. Er gastierte bereits bei zahlreichen Orchestern und Opernhäusern; die Deutsche Oper Berlin, das ROH Covent<br />

Garden und die Wiener Staatsoper stehen in seinem Terminplan sowie die Festspiele in Bayreuth, wo er im Jahr 2010<br />

die Neuinszenierung des »Lohengrin« leiten wird. Derzeit ist er Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford;<br />

2008/09 wird Andris Nelsons die Chefposition des renommierten City of Birmingham Symphony Orchestra übernehmen.<br />

An der Staatsoper dirigiert er jetzt die Wiederaufnahme von Puccinis »Turandot«, Anlass für ein Gespräch, das Bettina<br />

Bermbach und Annedore Cordes mit dem Künstler führten.<br />

studium habe ich mit großer Begeisterung absolviert.<br />

Diese Zeit war für meine Entwicklung als<br />

Musiker und Mensch wichtig. Und ich muss<br />

sagen, dass ich mir eine Arbeit als Dirigent ohne<br />

das Gesangsstudium und ohne eigene Erfahrungen<br />

als Orchestermusiker nicht vorstellen kann.<br />

Erst diese umfassende musikalische Ausbildung<br />

führte mich schließlich zum Dirigieren.


Bisher sorgten Sie hauptsächlich als Konzertdirigent<br />

international für Furore, bei Ihren zukünftigen<br />

Verpflichtungen scheint das Musiktheater<br />

ein immer wichtigeres Anliegen zu werden.<br />

Was reizt Sie daran besonders?<br />

Oper war und ist ein wichtiger Teil meines<br />

Lebens. Nicht zuletzt durch das Gesangsstudium<br />

fühle ich mich ihr besonders verbunden.Auch die<br />

Ursprünge meiner Kapellmeisterlaufbahn liegen<br />

dort: Ich begann meine Karriere als junger Dirigent<br />

am Opernhaus in Riga, wo ich mir im Laufe<br />

der Zeit ein recht stattliches Repertoire erarbeiten<br />

konnte. Erst dann kamen immer mehr<br />

Konzertverpflichtungen hinzu. Bei meiner heutigen<br />

Arbeit ist mir Oper und Konzert gleichermaßen<br />

wichtig, und ich versuche immer, beides<br />

intensiv zu betreiben.<br />

Puccinis Werke – neben »Turandot« sind es<br />

»La Bohème«, »Tosca« und »Madama Butterfly«<br />

– bilden derzeit einen auffälligen Schwerpunkt<br />

bei Ihren internationalen Opernengagements.<br />

Ist es Zufall oder liegen Ihnen die Werke dieses<br />

Komponisten besonders am Herzen?<br />

Puccini, Wagner, Strauss, Verdi und Tschaikowsky<br />

sind die Opernkomponisten, die ich<br />

besonders mag. Aber Puccini steht mir emotio-<br />

Giacomo Puccini<br />

Madama Butterfly<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Stefan Soltesz INSZENIERUNG<br />

Ulrich Wenk BÜHNENBILD nach Alfred Siercke<br />

KOSTÜME Hans-Günther Willerscheidt CHOR Florian<br />

Csizmadia SPIELLEITUNG Alexa Zeggaï<br />

Cio-Cio San Hellen Kwon · Suzuki Deborah Humble ·<br />

Kate Pinkerton Trine W. Lund · B. F. Pinkerton<br />

Massimiliano Pisapia · Sharpless Jan Buchwald ·<br />

Goro Ladislav Elgr · Il Principe Yamadori Moritz<br />

Gogg · Lo Zio Bonzo: Carsten Wittmoser · Yakusidè<br />

Eon-Seok Jang/Peter Veit ·<br />

Il Commissario Imperiale Dominik Köninger ·<br />

L’Ufficiale del Registro Irenäus Suchowski<br />

Aufführungen<br />

29. Mai, 4. Juni 2008 um 19.30 Uhr<br />

Debüts in »Madama Butterfly«:<br />

Massimiliano Pisapia, Jan Buchwald<br />

nal sehr nah. Ich schätze in seinen Werken vor<br />

allem die tiefgründige Seelendramaturgie.<br />

Puccini bezeichnete sich selbst als »Meister<br />

der kleinen Dinge«. Kurt Tucholsky nannte ihn<br />

den »Verdi des Kleinen Mannes«. Wie beurteilen<br />

Sie die Aussage Puccinis? Können Sie für die<br />

Meinung Tucholskys Verständnis aufbringen?<br />

Ich finde nicht, dass man Puccini als den »billigen<br />

Verdi« bezeichnen kann. Noch heute verurteilen<br />

viele seine Musik als süßlich oder zu sentimental.<br />

Der Grund dafür könnte sein, dass die<br />

Menschen heutzutage ihre Emotionen verbergen<br />

wollen und manchmal zu schüchtern oder zu<br />

unsicher sind,um ihre Gefühle zu zeigen.Sie wollen<br />

sie verstecken und sagen: »Wir fühlen gar<br />

nichts«.<br />

Musik ist die abstrakteste, aber zugleich auch<br />

die emotionalste aller Künste. Vielleicht ist es die<br />

Vielschichtigkeit, die es manchen Leuten schwer<br />

macht, sich in Puccinis Welt zurechtzufinden. Er<br />

hat immer sehr präzise komponiert und zeigt in<br />

seinen Opern eine detaillierte, emotional aufgeladene<br />

Seite der menschlichen Persönlichkeit.Für<br />

mich ist er in diesem Sinne ein »Meister der<br />

Details«, besonders was die intimen und gefühlvollen<br />

Facetten der Figuren betrifft. Die Themen,<br />

Giacomo Puccini<br />

Turandot<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Andris Nelsons INSZENIERUNG nach<br />

Giancarlo del Monaco BÜHNENBILD UND KOSTÜME Peter Sykora<br />

CHOR Florian Csizmadia SPIELLEITUNG Heiko Hentschel<br />

Turandot Elizabeth Connell · Altoum Frieder Stricker · Timur<br />

Andrea Concetti (8.,11.6.)/Alexander Tsymbalyuk · Kalaf Carl<br />

Tanner · Liù Miriam Gordon-Stewart · Ping Moritz Gogg · Pang<br />

Jürgen Sacher · Pong Peter Galliard · Un Mandarino Tobias<br />

Schabel (8.6.)/Wilhelm Schwinghammer · Kammerfrauen<br />

Gabriele Alban/Ines Krebs, Franziska Seibold/Ulrike Gottschick<br />

Wiederaufnahme<br />

8. Juni 2008 um 19.30 Uhr<br />

Weitere Aufführungen<br />

11., 14., 19., 21. Juni 2008 um 19.30 Uhr<br />

Protagonisten der Wiederaufnahme:<br />

Elizabeth Connell<br />

(Turandot), Carl Tanner (Kalaf),<br />

Miriam Gordon-Stewart (Liù),<br />

Andrea Concetti (Timur)<br />

<strong>Journal</strong> 6 | 19


OPER REPERTOIRE<br />

›LA TRAVIATA‹ ›IL BARBIERE DI SIVIGLIA‹ ›MACBETH‹<br />

Giuseppe Verdi<br />

La Traviata<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Luciano di Martino INSZENIE-<br />

RUNG Folke Abenius BÜHNENBILD Toni Businger<br />

KOSTÜME Hans-Günter Willerscheidt CHOR Florian<br />

Csizmadia SPIELLEITUNG Petra Müller<br />

Violetta Valery Inga Kalna/Ha Young Lee (24.,<br />

26.6.) · Flora Bervoix Renate Spingler · Annina<br />

Deborah Humble · Alfredo Germont Tomislav Muˇzek<br />

· Giorgio Germont George Petean/Dalibor Jenis<br />

(24.6.) · Gastone Ladislav Elgr/Jun-Sang Han · Il<br />

Barone Douphol Carsten Wittmoser · Il Marquese<br />

d’Obigny Hee-Saup Yoon · Il Dottore Grenvil<br />

Alexander Tsymbalyuk · Giuseppe Frieder Stricker ·<br />

Un Domestico di Flora Steven Dorn Gifford/Mariusz<br />

Koler · Un Commissionario Peter Veit/Gabor Nagy<br />

Aufführungen<br />

15., 24., 26. Juni 2008<br />

um 19.30 Uhr<br />

20 | <strong>Journal</strong> 6<br />

die in Puccinis Opern behandelt werden, sind<br />

stets fundamental – es geht um Liebe und um<br />

Tod.Alles beginnt mit den Beziehungen zwischen<br />

Menschen und mit Gefühlen,die wir uns manchmal<br />

nicht eingestehen. Wir vergessen gerne die<br />

Bedeutung von Emotionen in unserem Leben,<br />

dabei spielen sie so eine große Rolle. Themen wie<br />

die Aufopferung für einen anderen Menschen<br />

oder für ein Ideal sind in vielen Puccini-Opern<br />

vorhanden.Tosca opfert sich für Cavaradossi,Liù<br />

für Kalaf oder Butterfly für ihr Kind. Ich denke,<br />

es ist das Schwerste im Leben, sich für jemanden<br />

oder für eine Idee zu opfern.Es ist manchmal einfacher,<br />

heroisch zu sein, globale Dinge für die<br />

Menschheit zu tun und für humanitäre Zwecke.<br />

Auch in Verdis Musik gibt es eine Menge solcher<br />

emotionaler Details. Seine Opern sind aber<br />

eher Ideendramen, in denen sich die privaten<br />

Schicksale der handelnden Figuren mit einer<br />

politischen Dimension verbinden. Verdi denkt<br />

globaler. Aber die Werke beider Komponisten<br />

sind geprägt von großer Ernsthaftigkeit und einer<br />

tiefen Menschlichkeit.<br />

Vor welche Schwierigkeiten stellt die Oper<br />

»Turandot« den Dirigenten?<br />

»Turandot« bedeutet für jeden Dirigenten<br />

eine große Herausforderung. Das Werk ist kom-<br />

Gioachino Rossini<br />

Il Barbiere di Siviglia<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Simon Hewett/Alexander<br />

Winterson (20., 25. 6.) INSZENIERUNG NACH Gilbert<br />

Deflo BÜHNENBILD UND KOSTÜME NACH Ezio Frigerio<br />

CHOR Lorenz C. Aichner SPIELLEITUNG Aldona<br />

Farrugia<br />

Graf Almaviva Juan José Lopera · Don Bartolo<br />

Alfonso Antoniozzi · Rosina Brenda Patterson ·<br />

Figaro George Petean/Adrian Eröd (20.6.)/Oleg<br />

Romashyn (25.6.) · Don Basilio Tigran Martirossian ·<br />

Fiorillo Dominik Köninger · Berta Gabriele<br />

Rossmanith/Katja Pieweck · Un Ufficiale Thomas<br />

Briesemeister<br />

Aufführungen<br />

3., 6., 20., 25. Juni 2008 um 19.30 Uhr<br />

<strong>Hamburg</strong>debüt als Figaro:<br />

Adrian Eröd<br />

plex angelegt und technisch schwer zu organisieren.<br />

Es wird ein riesiges Orchester benötigt, ein<br />

großer Chor, Bühnenmusik, Banda, Chor hinter<br />

der Bühne – unterschiedlichste Elemente, die<br />

koordiniert werden müssen.Das betrifft die technische<br />

Seite. Auch musikalisch ist die Oper alles<br />

andere als einfach, denn es gibt die verschiedensten<br />

musikalischen Wirkungen und Kontraste.<br />

Der Anfang des zweiten Aktes mit der scherzoartigen<br />

Szene der drei Minister oder der dritte Akt<br />

mit dem leidenschaftlichen Dialog zwischen Turandot<br />

und Kalaf erinnern eher an ein Kammerspiel;<br />

ähnliches gilt für die Auftritte der Liù.<br />

In Kontrast zu diesen verhaltenen Momenten stehen<br />

die großen, pompösen Massenszenen, wie es<br />

sie auch in Verdis Opern gibt. Ich denke, wenn<br />

Puccini länger gelebt hätte, wären nach dieser<br />

Oper noch weitere interessante Werke entstanden,<br />

sicherlich mit revolutionären Entwicklungen<br />

etwa im Bereich der Harmonik und Tonalität.<br />

Aber er lebte nicht einmal lange genug, um<br />

»Turandot« zu vollenden, und so ist diese letzte<br />

eine ganz besondere Oper.<br />

Wie finden Sie sich in die Gedankenwelt der<br />

einzelnen nationalen Kulturen ein?<br />

Dieser Vorgang setzt sich für mich aus verschiedenen<br />

Elementen zusammen.Erst einmal ist<br />

Giuseppe Verdi<br />

Macbeth<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Julia Jones INSZENIERUNG<br />

Steven Pimlott BÜHNENBILD Tobias Hoheisel KOSTÜ-<br />

ME Ingeborg Bernerth LICHT Manfred Voss SPEZIAL-<br />

EFFEKTE Paul Kieve BEWEGUNGSREGIE Sue Lefton<br />

CHOR Florian Csizmadia SPIELLEITUNG Aldona Farrugia<br />

Macbeth Andrzej Dobber · Banco Tigran<br />

Martirossian · Lady Macbeth Iano Tamar · La Dama<br />

di Lady Macbeth Gabriele Rossmanith · Macduff<br />

Wookyung Kim · Malcolm Jun-Sang Han · Un Medico<br />

Wilhelm Schwinghammer · Un Servitore Hee-Saup<br />

Yoon · Un Sicario Carsten Wittmoser · Tre<br />

Apparizioni Carsten Wittmoser, Mitglieder der<br />

<strong>Hamburg</strong>er Alsterspatzen<br />

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der<br />

<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />

Aufführung<br />

1. Juni 2008 um 19.30 Uhr


Szene aus »Turandot«<br />

da die kulturelle Tradition des jeweiligen Komponisten,<br />

ob er nun Italiener, Deutscher, Österreicher<br />

oder Russe ist. Da gibt es auf jeden Fall<br />

Unterschiede, hierzu recherchiere ich, lese viel<br />

und achte auch bei meinen Besuchen in Städten<br />

auf das jeweils unterschiedliche kulturelle Leben,<br />

das schon viel von nationaler Identität widerspiegelt.<br />

Musik ist allerdings auch etwas Universales,das<br />

über Nationalitäten hinausgeht.Man<br />

muss seinen musikalischen Idealen folgen und<br />

darauf hören, was das eigene Herz, der Text und<br />

der Stoff einem sagen. Trotzdem ist es wichtig,<br />

den historischen und kulturellen Hintergrund zu<br />

kennen.Es ist nicht nur so,dass du sagst: Ich fühle<br />

es soundso und ich mache das jetzt einfach so,<br />

ohne dass ich irgendetwas darüber weiß.<br />

Natürlich sollte man es auch selbst fühlen, aber<br />

die Kombination von Herz und Hirn ist wichtig.<br />

Welche Qualitäten machen Ihrer Meinung<br />

nach einen guten Dirigenten aus?<br />

Das ist nicht einfach zu beantworten, weil ein<br />

Dirigent bekanntermaßen selbst keinen Ton<br />

erzeugt. Im Gegensatz zu einem Instrumentalisten<br />

oder einem Sänger kann er seinen Beruf<br />

nicht alleine ausüben.Selbst der beste Dirigent ist<br />

nichts ohne Orchester.Für mich war es eine wichtige<br />

und äußerst hilfreiche Erfahrung, selbst in<br />

einem Orchester gespielt zu haben und zu wissen,<br />

wie es auf der »anderen Seite« zugeht. Ein guter<br />

Dirigent sollte zuerst einmal offen sein für das<br />

Werk – er sollte sich selbst nicht zu wichtig nehmen,sondern<br />

ganz die Musik in den Vordergrund<br />

stellen. Das ist der Hauptgrund, warum wir diesen<br />

Job machen. Das andere, was die Qualität<br />

eines Dirigenten begründet, ist diese Kombination<br />

von Energie und Psychologie, die Arbeits-<br />

methode und das musikalische Wissen. Eine<br />

recht komplexe Angelegenheit also. Es gibt viele<br />

große Dirigenten, aber alle arbeiten unterschiedlich,<br />

und man kann nicht sagen, dieses oder jenes<br />

ist die einzig richtige Art und Weise des Dirigierens<br />

und anders ist es komplett falsch. Alles ist<br />

subjektiv – wichtig ist vor allem,dass ein Dirigent<br />

die Musiker inspirieren und das Orchester, den<br />

Chor und die Solisten zu einem Team zusammenfügen<br />

kann. Die Energie, die von diesem<br />

klingenden Gesamtergebnis ausgeht, kann dann<br />

ins Publikum überspringen, und das macht die<br />

besondere Atmosphäre und Spannung aus. Ich<br />

gehöre ja zu den Dirigenten der jüngeren Generation,<br />

und mir ist klar, dass man sein ganzes<br />

Leben weiter lernen muss. Sich selbst weiter zu<br />

entwickeln und sich niemals mit dem Erreichten<br />

zu begnügen, das empfinde ich als Notwendigkeit.<br />

Welche Dirigenten schätzen Sie besonders?<br />

Wer besser ist oder schlechter – dafür existieren<br />

keine feststehenden Regeln,sondern nur subjektive<br />

Antworten. Für mich gab es in der<br />

Geschichte so viele phantastische Persönlichkeiten,<br />

die ich bewundere, Carlos Kleiber zum<br />

Beispiel und Herbert von Karajan. Auch unter<br />

den heutigen Dirigenten schätze ich viele hoch<br />

ein, Mariss Jansons etwa oder Daniel Barenboim,<br />

Riccardo Muti, Claudio Abbado, Simon Rattle<br />

und Christian Thielemann gehören dazu. Ich bin<br />

aber auch froh, dass es in meiner eigenen Generation<br />

vorzügliche Kollegen gibt, zum Beispiel<br />

Gustavo Dudamel oder Daniel Harding. Jeder<br />

Dirigent,der offen ist,ernsthaft arbeitet und neue<br />

interpretatorische Impulse gibt, ist wichtig und<br />

genießt meine volle Sympathie.<br />

Kultur- und Festspielreisen 2008<br />

Miteinander reisen – mehr erleben!<br />

Dresden mit Semperoper<br />

Aufführung in einem der schönsten Opernhäuser<br />

der Welt! Zentr. 4*-Hotel am Elbufer.<br />

27. – 30.06.08 inkl. „Meistersinger v. Nürnberg“ o 598,-<br />

Festspiele in Verona<br />

4*-Hotel mit drei Pools in Abano Terme.<br />

Ausflug nach Venedig. Das absolute Highlight:<br />

Zwei Vorstellungen in der Arena!<br />

02.07. – 08.07.08 inkl. „Tosca & Aida“<br />

25.08. – 31.08.08 inkl. „Carmen & Nabucco“ o 883,-<br />

Mailänder Scala und Arena di Verona<br />

Erfüllen Sie sich einen Traum: “Aida” in der Arena<br />

und „La Bohème“ in der Scala! 4*-Hotel vor den<br />

Toren Veronas, zentr. 4*-Hotel in Mailand.<br />

09.07. – 16.07.08 o 1.818,-<br />

Bregenzer Festspiele<br />

„Tosca“ auf der weltbekannten Seebühne am<br />

Bodensee. 4*-Hotel Krone (mit Naturbadesee,<br />

Schwimmhalle, Sky Spa) im Bregenzerwald.<br />

21.07. – 27.07.08 ab o 818,-<br />

Seefestspiele Mörbisch<br />

mit der Operette „Im Weissen Rössl“ sowie Konzert in der<br />

Wiener Hofburg. 4*-Hotel am Stadtrand von Wien.<br />

27.07. – 03.08.08 o 935,-<br />

Puccini Festival<br />

Auf der malerischen Seebühne in Torre del Lago.<br />

Sie hören: Tosca und Turandot. Dazu: Pisa, Lucca.<br />

im 4*-Hotel Imperial Garden in Montecatini Terme.<br />

06.08. – 13.08.08 ab o 939,-<br />

Dresden mit Konzert in der Frauenkirche<br />

Das 4*-Hotel „Am Terrassenufer“ liegt direkt<br />

am Elbufer, am Rande der Altstadt. Geführte<br />

Stadtrundfahrt/-gang inklusive.<br />

12.08. – 14.08.08<br />

02.09. – 04.09.08 o 299,-<br />

Leipzig mit Gewandhaus<br />

Zentrales 4*-Hotel Mercure. Inkl. Stadtführung<br />

und Rundfahrt Saale-Unstrut-Tal.<br />

4. – 07.09.08 inkl. „Sommernachtstraum“ o 469,-<br />

Alle Preise pro Person im Doppelzimmer!<br />

INKLUSIVE: Taxiservice ab/bis Haustür, 4*-Reisebusse,<br />

Halbpension, interessantes Ausflugsprogramm,<br />

Reise-Rücktritts-Versicherung etc.<br />

Tagesfahrten ab <strong>Hamburg</strong> ZOB<br />

19.07. Festspiele Meckl. Vorpommern 2008<br />

Sinfoniekonzert mit Anne-Sophie Mutter<br />

und dem Philharmonischen Festspielorchester<br />

auf dem Landgestüt Redefin. Inkl. Busanreise,<br />

Picknickkorb und Eintrittskarte, Kat. 2 o 114,-<br />

10.08. Eutiner Festspiele „deluxe“<br />

„Der Barbier von Sevilla“. Inkl. Lunchbuffet im Restaurant<br />

„Fegetasche“ am Plöner See, Sektempfang in der<br />

Opernscheune, Einführung in die Oper durch den<br />

Intendanten und Opernkarten 2. Kat. o 85,50


OPER REPERTOIRE<br />

›DIE FRAU OHNE SCHATTEN‹<br />

Klanggenuss mit intensiver Farbgebung<br />

Die vorerst letzten Vorstellungen von Strauss’ Meisterwerk mit Franz Grundheber als Barak<br />

Richard Strauss<br />

Die Frau ohne Schatten<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Simone Young INSZENIE-<br />

RUNG Keith Warner BÜHNENBILD Kaspar Glarner<br />

KOSTÜME Eva Dessecker LICHT Wolfgang Göbbel<br />

CHOREOGRAFIE Karl Schreiner CHOR Florian<br />

Csizmadia SPIELLEITUNG Wolfgang Bücker<br />

Der Kaiser Stuart Skelton · Die Kaiserin Emily<br />

Magee · Die Amme Gabriele Schnaut · Der Geisterbote<br />

Jan Buchwald · Ein Hüter der Schwelle<br />

des Tempels Vida Mikneviciute · Erscheinung des<br />

Jünglings Jun-Sang Han · Die Stimme des Falken<br />

Gabriele Rossmanith · Eine Stimme von oben<br />

Ann-Beth Solvang Barak Franz Grundheber · Sein<br />

Weib Lisa Gasteen · Der Einäugige Dominik<br />

Köninger · Der Einarmige Carsten Wittmoser · Der<br />

Bucklige Jürgen Sacher · Stimme der Ungeborenen<br />

Kädy Plaas, Trine W. Lund, Renate Spingler,<br />

Katja Pieweck, Deborah Humble, Mercedes Seeboth/Giu-Xian<br />

Cheng · Die Stimmen der Wächter<br />

der Stadt Dominik Köninger, Carsten Wittmoser,<br />

Hee-Saup Yoon · Dienerinnen Kädy Plaas, Trine W.<br />

Lund, Deborah Humble<br />

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der<br />

<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />

Aufführungen<br />

18., 22. Juni 2008 um 18.30 Uhr<br />

Einführung am 22. 6., 17.50 Uhr, Probebühne 3<br />

22 | <strong>Journal</strong> 6<br />

■ Die Wiederaufnahme der Oper »Die Frau ohne<br />

Schatten« im April dieses Jahres wurde von den<br />

Zuschauern mit Ovationen bedacht. Ein Blick in<br />

die Rezension des Wiener Opernblattes »Merker«<br />

soll auf die letzten beiden Vorstellungen dieser<br />

Saison einstimmen, bei der die gefeierten Protagonisten<br />

der Premierenbesetzung Emily Magee,<br />

Stuart Skelton, Lisa Gasteen, Gabriele Schnaut<br />

wieder antreten werden sowie Franz Grundheber<br />

in der Rolle des Barak:<br />

»Es war ein Triumph für die Intendantin und<br />

GMD Simone Young, die mit den Philharmonikern<br />

<strong>Hamburg</strong> die fantastische Farbenpracht<br />

der märchenhaften Partitur von Richard Strauss<br />

mit enormer Leuchtkraft musizieren ließ.Gewaltig<br />

kamen da die Bassschläge aus Keikobads Reich<br />

gleich zu Beginn,die gebirgsartigen Steigerungen<br />

im letzten Teil und am Schluss erzielten nahezu<br />

metaphysische Wirkungen. Aber Young versteht<br />

es auch immer wieder,die kammermusikalischen<br />

Momente, von denen es in diesem Werk ja nicht<br />

wenige gibt,fein und bedächtig ausmusizieren zu<br />

lassen. Als Beispiele sollen hier nur das berühmte<br />

Cellosolo im 2. Akt sowie das kontemplative<br />

Solo der ersten Violine bei der Versuchung der<br />

Kaiserin im dritten Akt erwähnt sein, aber auch<br />

die Szenen mit dem Falken. Die Bläser, zumal die<br />

Flöten,zeigen viel silbernen Glanz bei dessen und<br />

den Auftritten der Kaiserin. Hier klingt das<br />

Orchester wahrlich märchenhaft, schwelgerisch<br />

in der immer wieder berührenden Szene der<br />

Wächter zum Schluss des 1. Aktes.<br />

Nun ist Keith Warner für eine gewisse Technikverliebtheit<br />

bekannt, die er in seinem Londoner<br />

»Ring« über alle Gebühr strapazierte. Dagegen<br />

nehmen sich die ersten beiden Akte dieser<br />

»Frosch« fast harmlos aus, aber im positiven<br />

Sinne. Mit dem ästhetischen Grundkonzept der<br />

Geometrie und klarer Konturen schafft er boxartige<br />

Räume, die – vom Schnürboden herunterkommend<br />

– immer kleiner werden und damit<br />

sinnfällig den Abstieg von der universalen Kaisersphäre<br />

in die Menschenwelt charakterisieren,<br />

deren Vergänglichkeit durch die bei Warner so<br />

beliebten Tierschädel angedeutet wird. Dabei<br />

fungieren farbige rechteckige Flächen als Hintergrund<br />

für scherenschnittartige Bewegungen<br />

der Geister in Keikobads Reich, wie überhaupt<br />

Pantomime zur symbolischen Ausdeutung von<br />

Handlung in den Kaiser- und Verwandlungsszenen<br />

geschickt eingesetzt wird. Symbolisch<br />

wird auch die Jagdleidenschaft des Kaisers durch<br />

Zielringe auf dem Universum angedeutet, während<br />

als Erinnerung an das Vorleben der Kaiserin<br />

eine kleine Gazelle auf dem Souffleurkasten liegt.<br />

Warner setzt gelegentlich sparsam und damit um<br />

so wirksamer Videoprojektionen ein, mit denen<br />

er optisch schlüssig die höheren Sphären der<br />

Kaiser- von den Niederungen der Menschenwelt<br />

abgrenzt. Die modischen Kostüme von Eva<br />

Dessecker passen bestens in dieses gezielt mit<br />

Farben spielende Ambiente. (…)<br />

Ganz und gar unglaublich ist, welch wunderbaren<br />

Färber der bewährte Franz Grundheber<br />

in seinem Alter immer noch auf die Beine stellt.<br />

Hier ist jeder Ton ein Klanggenuss mit intensiver<br />

Farbgebung, problemlosen und leuchtenden<br />

Höhen bei perfekter Phrasierung sowie eine Darstellung,<br />

wie sie emphatischer und berührender<br />

heutzutage nur wenige Rollenvertreter, wenn<br />

überhaupt, zustande bringen.«<br />

»der merker« im april 2008<br />

Auf den Fotos: Emily Magee, Gabriele Schnaut, Lisa Gasteen<br />

und Stuart Skelton


Opera stabile<br />

After work<br />

■ Elefant und Kontrabass haben als »Dickhäuter« wohl einiges<br />

gemeinsam. Stefan Schäfer, Solokontrabassist der Philharmoniker<br />

<strong>Hamburg</strong>, weiß davon in seinem launigen Soloprogramm<br />

ein Lied zu singen. Mit seinem 200 Jahre alten Instrument hat<br />

er eine Menge erlebt. Und auch als Komponist ist er vielen<br />

Musikfreunden bekannt.Nun rezitiert,erzählt und begleitet sich<br />

Stefan Schäfer für das letzte »After work« dieser Saison auf seiner<br />

»hölzernen Lady«. Auf dem Programm stehen Gedichtvertonungen<br />

von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz,<br />

Ernst Jandl, Daniil Charms und Wilhelm Busch. Und unterhaltsame<br />

Einblicke in das elefantöse Leben eines Kontrabassisten<br />

gibt es außerdem. Die Veranstaltung findet diesmal ausnahmsweise<br />

auf der Probebühne 1 statt – Gratisgetränke aus dem Foyer<br />

der Opera stabile stehen natürlich trotzdem für Sie bereit und dürfen auf die Probebühne<br />

mitgenommen werden.<br />

Von dem großen Elefanten<br />

Mit Stefan Schäfer (Kontrabass)<br />

6. Juni 2008 um 18.00 Uhr<br />

Probebühne 1<br />

Das Opernrätsel Nr. 6<br />

Verflucht, nochmal!<br />

Die einzige Tochter, eines jeden Vaters Augenstern. Es kommt der Tag, an dem ein junger<br />

Prinz ins Leben der Tochter tritt, und der König muss seine Prinzessin gehen lassen. Sollte<br />

er ihre Herzenswahl nicht anerkennen, dräut großes Unglück.<br />

Giuseppe Verdi hat sich ausgiebig mit dem Beschützerinstinkt der Väter beschäftigt. Ihr<br />

Kontrollwahn führt in seinen Opern zur dramatischen Katastrophe, denn auf der übersteigerten<br />

Sorge liegt ein Fluch.<br />

Man denke an »Simon Boccanegra«. Er selbst hat einst einem Vater die Tochter genommen<br />

und muss dieses Drama nun am eigenen Leib erfahren. Seine Amelia wird von<br />

einem Verehrer entführt. Boccanegra kommt ihm auf die Schliche, aber das Schicksal<br />

nimmt seinen Lauf. Er bringt den Wüstling dazu, sich selbst zu verfluchen. Bevor der<br />

jedoch hingerichtet wird, vergiftet er den Vater, der schließlich in den Armen seiner<br />

Tochter stirbt.<br />

Und es gibt einen anderen tragischen Opernhelden, der von seinen Vatergefühlen überrascht<br />

wird und zum Schutz der Tochter gar einen Mord in Kauf nimmt. Auch auf ihm<br />

lastet ein todbringender Fluch, der ihm sein geliebtes Kind entreißt.<br />

Frage: Welche Oper Verdis, die ursprünglich unter dem Titel »Der Fluch«<br />

erscheinen sollte, ist hier gemeint?<br />

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 22. Juni 2008 an die Redaktion »<strong>Journal</strong>«, <strong>Hamburg</strong>ische<br />

Staatsoper, Postfach, 20308 <strong>Hamburg</strong>. Mitarbeiter der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />

und ihre Angehörigen sind leider nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Das können Sie gewinnen:<br />

1. Preis: Zwei Karten für »Simon Boccanegra« am 27. September 2008<br />

2. Preis: Zwei Karten für »Don Carlos« am 21. September 2008<br />

3. Preis: Zwei Karten für »Falstaff« am 11. September 2008<br />

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:<br />

Othello, The Moor’s Pavane<br />

Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.<br />

Für einen kulturellen<br />

Tapetenwechsel ...<br />

Festspielerlebnis Verona<br />

„Nabucco“ und „Carmen“ in der Arena<br />

4-Sterne Hotel Leon d’Oro im Zentrum, Stadtf.,<br />

Ausflüge Gardasee u. Vicenza, 2 Aufführ., 4 x HP<br />

5 Tage Flugreise 08.07. - 12.07.08 € 1.260,-<br />

Dresden zum Genießen<br />

Konzert in der Frauenkirche<br />

4-Sterne Maritim Hotel Dresden, Konzert<br />

Leitung: Eschenbach – Werke von Bach,<br />

Bruckner, Mozart (Kat. 1), Stadtf., Ausflug<br />

Elbsandsteingebirge. 3 x ÜF<br />

4 Tage Busreise 17.07. - 20.07.08 € 595,-<br />

Opernfestspiele Savonlinna<br />

Opern „Rigoletto“ & „Aida“ in der Burg<br />

4-Sterne Hotels in Helsinki & Kerimäki,<br />

Stadtf. Helsinki, Bootsfahrt inkl. Mittag,<br />

2 Aufführungen (Kat. 2), 3 x HP<br />

4 Tage Flugreise 22.07. - 25.07.08 € 1.370,-<br />

Festspiele Mörbisch<br />

und St. Margarethen<br />

„Im weißen Rössl“ & „La Traviata“<br />

4-Sterne Hotel Burgenland in Eisenstadt,<br />

Stadtf., Ausflüge Wien, Neusiedler See,<br />

Karten Operette & Oper, 7 x HP<br />

8 Tage Busreise 04.08. - 11.08.08 € 1.210,-<br />

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STAATSOPER FÜR KINDER<br />

Nach dem Tod ihrer Mutter nahm sich Cinderellas<br />

Vater eine andere Frau, die zwei Töchter hatte,<br />

»schön und weiß von Angesicht, aber garstig und<br />

schwarz von Herzen«. Für das arme Stiefkind<br />

begann eine schlimme Zeit. Die Töchter sprachen:<br />

»Was soll das Geschöpf in den Stuben, wer<br />

Brot essen will, muss es verdienen: hinaus mit<br />

der Küchenmagd.« Die Brüder Grimm erzählen,<br />

wie die Schwestern dem Stiefkind seine schönen<br />

Kleider wegnahmen, ihm einen grauen alten<br />

Kittel anzogen, es dann auslachten und in die<br />

PIT PAUKE<br />

24 | <strong>Journal</strong> 6<br />

Hallo Leute,<br />

oh haua haua ha – nun geht die Spielzeit schon<br />

wieder in großen Schritten auf ihr Ende zu. Im<br />

Juni sind an der Staatsoper noch einige Opern zu<br />

erleben, dann kommen die <strong>Ballett</strong>-Tage im Juli,<br />

und dann ist es schon wieder Zeit für die Großen<br />

Ferien! Aber vorher möchte ich euch noch ein tolles Konzert ans Herz<br />

legen: Am 31. Mai gibt das Albert-Schweitzer-Jugendorchester sein<br />

Sommerkonzert im Großen Saal der Laeiszhalle. Auf dem Programm stehen<br />

das Konzert für Violine und Orchester D-Dur von Johannes Brahms<br />

und die 9. Sinfonie von Franz Schubert. Und weil die Philharmoniker eine<br />

Orchesterpatenschaft für das Jugendorchester übernommen haben, helfen<br />

die Profis dem Nachwuchs mit Tricks und know how bei der Einstudierung<br />

der beiden großen Orchesterwerke.<br />

Einen schönen Sommer wünscht Euch<br />

— Euer Pit<br />

BALLETT DES MONATS: »A Cinderella Story«<br />

Neben dem Herd in der Asche<br />

John Neumeiers »Aschenputtel«-<strong>Ballett</strong> »A Cinderella Story«<br />

Küche führten. »Da musste es so schwere Arbeit<br />

tun, früh vor Tag aufstehn, Wasser tragen, Feuer<br />

anmachen, kochen und waschen. Obendrein<br />

taten ihm die Schwestern alles ersinnliche<br />

Herzeleid an, verspotteten es, schütteten ihm die<br />

Erbsen und Linsen in die Asche, sodass es sitzen<br />

und sie wieder auslesen musste. Abends, wenn<br />

es sich müde gearbeitet hatte, kam es in kein<br />

Bett, sondern musste sich neben den Herd in die<br />

Asche legen. Und weil es darum immer staubig<br />

und schmutzig aussah, nannten sie es Aschen-<br />

illustration: kerstin meyer<br />

MAI<br />

puttel.« Aber die Vögel des Waldes nahmen sich<br />

des einsamen Kindes an und halfen ihr bei der<br />

Erfüllung ihres geheimsten Wunsches: Auf dem<br />

Fest des Königs tanzt der Prinz mit Cinderella und<br />

erlöst sie aus der Welt der bösen Schwestern.<br />

In seinem <strong>Ballett</strong> »A Cinderella Story« erzählt John<br />

Neumeier: »Cinderella träumt von einer Welt wie<br />

der seinen. Doch sobald sie diese erlebt, weiß sie<br />

instinktiv, dass diese Welt nicht die ihre ist. Sie<br />

fühlt sich verkleidet. Von sich aus verlässt sie den<br />

Ball. Sie will um ihrer selbst geliebt werden.«■ ap<br />

Veranstaltungskalender für Kinder<br />

SAMSTAG<br />

JUNI<br />

› 31.05. ››20.00-22.15 ››› Sommerkonzert des Albert-<br />

Schweitzer-Jugendorchesters (Laeiszhalle)<br />

SAMSTAG › 07.06. ››19.30–22.15 ››› A Cinderella Story<br />

DONNERSTAG › 12.06. ››19.30–22.15 ››› A Cinderella Story<br />

FREITAG<br />

JULI<br />

› 13.06. ››19.30–22.15 ››› A Cinderella Story<br />

DONNERSTAG › 10.07. ››19.30–22.15 ››› A Cinderella Story


Leidenschaft und Lebenslust<br />

und der Hauch von »Summertime«<br />

Gershwins Meisterwerk »Porgy and Bess« gastiert an der Staatsoper <strong>Hamburg</strong><br />

■ Charleston 1870. Der Bürgerkrieg ist vorbei,<br />

der Süden am Boden, die Sklaven befreit. In der<br />

Catfish Row, einer einst vornehmen, jetzt aber<br />

heruntergekommenen Straße, wohnen arme<br />

Schwarze, Fischer und Kriminelle. Hier leben<br />

auch der verkrüppelte Bettler Porgy und die<br />

lebenslustige Bess. Porgy liebt Bess seit Langem,<br />

doch was kann er ihr schon bieten? Als Bess’<br />

Geliebter Crown einen Mord begeht und fliehen<br />

muss, gewährt Porgy seiner Angebeteten Unterschlupf.<br />

Das Wunder geschieht: Auch Bess verliebt<br />

sich in Porgy und bleibt bei ihm, obwohl<br />

andere Männer sie umschwärmen. Doch als sie<br />

bei einem Ausflug Crown wieder trifft,gibt sie seinem<br />

Drängen nach. Krank und fiebrig kehrt sie<br />

zu Porgy zurück. Als Crown auf der Suche nach<br />

ihr in Porgys Haus eindringt, ersticht Porgy den<br />

Rivalen …<br />

Inspiriert von Spiritual- und Gospelchorälen,<br />

jazzigen Rhythmen des frühen Swing und vom<br />

ursprünglichen Blues aus den Armenvierteln des<br />

schwarzen Südens ist »Porgy and Bess« eine der<br />

wenigen amerikanischen Opern, die zu Weltruhm<br />

gelangten. Mit Melodien wie »Summertime«,»Bess,You<br />

Is My Woman Now« oder »I Got<br />

Plenty O’Nuttin« komponierte George Gershwin<br />

unvergessliche Melodien, die von abgründigen<br />

Leidenschaften und menschlichem Seelendrama<br />

erzählen, aber auch vom Mut und der Kraft einer<br />

lebendigen afroamerikanischen Gemeinschaft.<br />

Die aufwendige Produktion »Porgy and Bess«,die<br />

vom 12. bis 31. August 2008 an der Staatsoper<br />

gezeigt wird, präsentiert ein Ensemble aus hochkarätigen<br />

Starsolisten,einem grandiosen Orchester<br />

und einem stimmgewaltigen Chor aus über 50<br />

Mitwirkenden des New York Harlem Theaters.<br />

Die Musikalische Leitung hat William Barkhymer,<br />

die Inszenierung stammt von der renommierten<br />

Regisseurin Baayork Lee.<br />

»Porgy and Bess« ist das zentrale Werk George<br />

Gershwins und wurde einer seiner größten Erfolge.<br />

Den Stoff für seine Oper fand der Komponist<br />

in dem von Edwin DuBose Mitte der 20er-<br />

Jahre veröffentlichten Roman »Porgy«, der die<br />

wahre Geschichte von »Goat-Sammy« erzählte,<br />

einem verkrüppelten Bettler, der eine Frau überfallen<br />

hatte und dann versuchte, auf seinem von<br />

einer Ziege gezogenen Rollwägelchen zu fliehen.<br />

Bis die Rechte an dem Stoff frei wurden, dauerte<br />

es aber noch zehn Jahre, und Gershwin konnte<br />

erst 1934 mit der Komposition seiner Oper be-<br />

ginnen. Die Uraufführung 1935 im New Yorker<br />

Alvin Theater wurde trotz 124 Vorstellungen in<br />

Folge kein kommerzieller Erfolg. Gershwin verteidigte<br />

seine Musik stets gegen den Vorwurf, sie<br />

sei zu populistisch: »Er stimmt, ich habe Schlager<br />

für »Porgy and Bess« geschrieben. Ich schäme<br />

mich nicht,jederzeit Schlager zu schreiben,solange<br />

sie gut sind.« Erst lange nach seinem Tod<br />

wurde dem Werk der Platz in der Musikgeschichte<br />

eingeräumt, der ihm zusteht. Gershwin<br />

wollte eine Volksoper über das Leben der<br />

Schwarzen in Amerika schaffen: »In diesen Liedern<br />

finden sich musikalische Elemente,die noch<br />

nie zuvor in eine Oper eingeflossen sind. Und mit<br />

ihnen konnte ich die Dramatik, den Humor, den<br />

Aberglauben, den religiösen Eifer, die Lust am<br />

Tanz und die Leidenschaft der Schwarzen zeigen<br />

… Ich hatte die Hoffnung, in der amerikanischen<br />

Musik etwas geschaffen zu haben, das vielen,<br />

nicht nur wenigen, gefallen würde.« Seine Hoffnung<br />

hat sich erfüllt, der Erfolg von »Porgy and<br />

Bess« hat ihm recht gegeben.<br />

BETTINA BERMBACH<br />

»Porgy and Bess«<br />

12. bis 31. August 2008 Staatsoper <strong>Hamburg</strong><br />

Tickets: 01805/663661 (14 Cent/Minute, Mobilfunkpreise<br />

können abweichen) oder an der<br />

Tageskasse der Staatsoper <strong>Hamburg</strong>, unter der<br />

Telefonnummer 040/35 68 68 oder im Internet<br />

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Simone Young, Leitung<br />

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PHILHARMONIE KONZERTE<br />

PHILHARMONIKER HAMBURG<br />

Gäste der ersten Stunde<br />

100 Jahre Laeiszhalle – das Orchester der Hansestadt gratuliert<br />

■ 100 Jahre Laeiszhalle – das sind zugleich 100<br />

Jahre Geschichte der Philharmoniker <strong>Hamburg</strong>.<br />

Schließlich war das Orchester der Hansestadt von<br />

Anfang an dabei: Seine Vorgängerorganisation,<br />

die Philharmonische Gesellschaft, öffnete die<br />

Türen im neobarocken Musentempel. »Die offizielle<br />

Vertretung hamburgischer Musikpflege,die<br />

Philharmonischen Konzerte, sind mit der heutigen<br />

Aufführung in das neue Heim übergesiedelt«,<br />

meldete das »<strong>Hamburg</strong>er Echo« anlässlich der<br />

Eröffnungsfeierlichkeiten.Denn schon am 5.Juni<br />

1908, einen Tag nach dem offiziellen Festakt vor<br />

geladenen Gästen, strömten die Musikfreunde<br />

herbei, um in einem »Extra-Konzert« der Philharmonischen<br />

Gesellschaft den prächtigen Saal<br />

zu begutachten. Die musikalische Leitung lag bei<br />

Max Fiedler,der ebenfalls beim Festakt tags zuvor<br />

am Pult stand. Es herrschte freudig gespannte<br />

Aufbruchsstimmung im hanseatischen Konzertleben<br />

– eine aufregende Situation,an die man sich<br />

100 Jahre später aus gegebenem Anlass gerne<br />

erinnert!<br />

Schon seit 1828 hatte das Konzertleben zwischen<br />

Alster und Elbe in den Händen der Philharmonischen<br />

Gesellschaft gelegen. Kurz vor der<br />

Jahrhundertwende gelangen dann zwei entscheidende<br />

Schritte: die Bildung eines ständigen und<br />

städtisch subventionierten Orchesters und die<br />

Berufung des mächtigen Reeders Carl Laeisz in<br />

den Vorstand. Laeisz versprach, »die Interessen<br />

der Philharmonischen Gesellschaft fördern zu<br />

helfen«. Mit seiner großzügigen testamentari-<br />

26 | <strong>Journal</strong> 6<br />

schen Verfügung legte er posthum den Grundstein<br />

für die Musikhalle – und gab damit »seinem«<br />

Orchester ein würdiges Dach über dem<br />

Kopf. Als einziger Konzertsaal Deutschlands<br />

überstand das Haus den 2. Weltkrieg unversehrt.<br />

Nur zwei Monate nach Kriegsende spielten die<br />

Philharmoniker <strong>Hamburg</strong> auch bei der Wiedereröffnung<br />

der Laeiszhalle.<br />

Das runde Jubiläum wird nun mit einer<br />

Ausstellung, einer Festschrift und natürlich viel<br />

Musik gefeiert. Mit den Philharmonikern hat<br />

Simone Young einen beziehungsreichen Geburtstagsgruß<br />

zusammengestellt, der die große Tradition<br />

des Orchesters ebenso widerspiegelt wie<br />

den Ausblick in die Zukunft. Zwei Stücke sind<br />

dabei dem historischen Programm der Eröffnungsfeier<br />

1908 entnommen: Zuerst die »Festund<br />

Gedenksprüche« von Johannes Brahms, ein<br />

prachtvolles Werk für Chor a cappella, mit dem<br />

er sich für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde<br />

seiner Heimatstadt bedankt hatte. Dann das<br />

unverwüstliche »Halleluja« aus Händels »Messias«,<br />

das beim Festakt von einem Mammutchor<br />

aus über 200 Kehlen geschmettert wurde. So war<br />

es damals guter Brauch, doch der Chor der <strong>Hamburg</strong>ischen<br />

Staatsoper, einstudiert von Florian<br />

Csizmadia, wird sich nun für beide Stücke natürlich<br />

an heutigen Klangidealen orientieren.<br />

Nicht fehlen darf ein Werk von Gustav<br />

Mahler, einstmals Chef des <strong>Hamburg</strong>er Opernorchesters,<br />

das schließlich mit den Philharmonikern<br />

fusionierte. Von ihm erklingt eine kleine<br />

10. Philharmonisches Konzert<br />

zum 100-jährigen Jubiläum der<br />

Laeiszhalle<br />

Simone Young<br />

Dirigentin<br />

Chor der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />

Einstudierung Florian Csizmadia<br />

Gustav Mahler<br />

Blumine<br />

Peter Ruzicka<br />

Vorecho<br />

Acht Ansätze für großes Orchester<br />

Johannes Brahms<br />

Fest- und Gedenksprüche op. 109<br />

Georg Friedrich Händel<br />

Halleluja<br />

Richard Strauss<br />

Sinfonia domestica op. 53<br />

15. Juni, 11.00 Uhr<br />

16. Juni, 20.00 Uhr<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

Einführung mit Kerstin Schüssler-Bach<br />

am 15.6. um 10.15 Uhr<br />

und am 16.6. um 19.15 Uhr<br />

im Kleinen Saal<br />

Rarität: ein serenadenartiges Andante mit dem<br />

Titel »Blumine«, das Mahler ursprünglich für<br />

seine 1. Sinfonie komponiert hatte, nach der Uraufführung<br />

aber strich. Häufiger Gast bei den<br />

Philharmonikern war Richard Strauss, der seine<br />

»Sinfonia domestica« hier 1931 dirigierte.»Häuslich«<br />

nannte Strauss seine Tondichtung, weil sie<br />

den perfekten Tag in seinem Komponistenleben<br />

beschreibt – inklusive Ehestreit und Kindergeschrei!<br />

Für die ebenso unterhaltsame wie brillante<br />

orchestrale »Leistungsschau« sind Simone<br />

Young und die Philharmoniker nach dem saisonalen<br />

Strauss-Schwerpunkt in der Oper bestens<br />

gewappnet.<br />

Mit der Geschichte des Orchesters eng verbunden<br />

ist auch Peter Ruzicka. Der ehemalige<br />

Intendant von Staatsoper und Philharmonikern<br />

will im November 2008 sein Musiktheater »Hölderlin«<br />

in Berlin aus der Taufe heben. Erste<br />

Klänge dazu sammelte er in seinen Studien »Vorecho«,<br />

mit denen die Philharmoniker <strong>Hamburg</strong><br />

noch vor der Uraufführung einen Einblick in das<br />

neue Werk gewähren.<br />

Zur Eröffnung der Laeiszhalle prophezeiten<br />

die »<strong>Hamburg</strong>er Nachrichten«, dass die Philharmonische<br />

Gesellschaft einer »Zeit der Überraschungen<br />

und der Experimente« entgegengehe.<br />

Zwischen Tradition und Zukunft präsentieren<br />

sich ihre Nachfolger im Jahre Zwei vor der Elbphilharmonie.<br />

KERSTIN SCHÜSSLER- BACH


6. Kammerkonzert<br />

Franz Schreker<br />

Der Wind<br />

Hauke Jasper Berheide<br />

dunkelgrün<br />

Uraufführung, Auftragswerk der Philharmoniker<br />

<strong>Hamburg</strong> und des Hotel Louis C. Jacob<br />

Zoltán Kodály<br />

Duo op. 7<br />

Ernst von Dohnányi<br />

Sextett C-Dur op. 37<br />

Violine Monika Bruggaier<br />

Viola Minako Uno-Tollmann<br />

Violoncello Olivia Jeremias<br />

Horn Bernd Künkele<br />

Klarinette Christian Seibold<br />

Klavier Nadia Belneeva<br />

1. Juni, 11.00 Uhr<br />

Laeiszhalle, Kleiner Saal<br />

Summertime<br />

Samba, Salsa, Tango – Lateinamerikanische Impressionen<br />

■ Das alljährliche »Summertime«-<br />

Konzert, mit dem die Philharmoniker<br />

<strong>Hamburg</strong> sich in die Sommerpause<br />

verabschieden, ist dieses Jahr inspiriert<br />

von den heißen Rhythmen Lateinamerikas:<br />

Auf einer temperamentvollen<br />

Reise durch die Länder<br />

Brasilien, Kuba und Argentinien werden<br />

die Zuhörer auf Komponisten<br />

treffen, die der lateinamerikanischen<br />

Lebensfreude huldigen. Charmante<br />

»Reiseleiterin« und Moderatorin ist<br />

wieder Simone Young. Unverzichtbar:<br />

der König des »Tango Nuevo«, Astor<br />

Piazzolla, sowie Brasiliens bekanntester<br />

Komponist Heitor Villa-Lobos.<br />

Von ersterem wird »Las Cuatro Estaciones<br />

Porteñas« zu hören sein. Inspiriert von Vivaldi<br />

präsentieren diese »Vier Jahreszeiten« der etwas<br />

anderen Art den unverwechselbaren Tango-Stil<br />

des Argentiniers, dessen Werke mittlerweile von<br />

den bedeutendsten Interpreten der klassischen<br />

Musik interpretiert werden. Von Heitor Villa-<br />

Lobos, der in fünfzig langen Schaffensjahren<br />

Romantische Inspirationen<br />

Uraufführung und Raritäten<br />

■ Zwei Sextette, zwei Ungarn und individuelle<br />

Romantik-Reflektionen: ein vielfältiges Programm<br />

inklusive einer Uraufführung bietet das<br />

letzte Kammerkonzert dieser Saison.Eröffnet wird<br />

es durch ein Stück des Österreichers Franz Schreker.<br />

Neben Richard Strauss gehörte er zu den<br />

führenden Opernkomponisten des frühen 20.<br />

Jahrhunderts, obwohl seine Werke durch besonders<br />

erotische Stoffe viele Skandale hervorriefen.<br />

Als Vertreter des Jugendstils verfolgte er den Austausch<br />

mit verschiedenen Künsten, zum Beispiel<br />

mit neuen Formen des Tanzes. »Der Wind« ist als<br />

Tanzstück für die befreundete Choreografin Grete<br />

Wiesenthal entstanden, wobei die Verbindung zur<br />

Bewegung in der Musik durch schwungvolle Themen<br />

und ausladende Gesten ausgedrückt wird.<br />

Im Zentrum des Konzerts steht die Uraufführung<br />

des Sextetts »dunkelgrün« von dem jungen<br />

Komponisten Hauke Berheide, einem<br />

Schüler Manfred Trojahns. Das Hotel Louis C.<br />

Jacob ermöglichte dieses Auftragswerk der Philharmoniker<br />

<strong>Hamburg</strong>,indem es den Künstler für<br />

drei Wochen in seine gastlichen Räumlichkeiten<br />

einlud. Dort inspirierten ihn drei wichtige<br />

Arbeitshilfen: viel Ruhe bei herrlichem Elbblick,<br />

ein Flügel in seiner Suite und ein Lyrikband von<br />

Joseph von Eichendorff. Von dessen melancholischen<br />

Gedichten über nächtliche Waldspaziergänge<br />

und unbestimmte Sehnsüchte ließ er sich<br />

inspirieren. »Diese Motive aus der Romantik<br />

haben mich schon immer fasziniert,weil auch die<br />

Musik ständig mit eben solchen unterbewussten<br />

Vorgängen spielt«,erzählt Berheide.»Auf die Idee<br />

mehr als 2000 Werke komponierte, stehen Auszüge<br />

seiner »Bachianas Brasileiras«, gesungen<br />

von Publikumsliebling Hellen Kwon, auf dem<br />

Programm.<br />

Auch Komponisten, die keine gebürtige Lateinamerikaner<br />

sind, können sich dem Feuer dieser<br />

Musik nicht entziehen: Darius Milhaud wurde<br />

durch seinen zweijährigen Brasilienaufenthalt zu<br />

»Saudades do Brasil« (»Sehnsucht nach Brasilien«)<br />

inspiriert, George Gershwin schrieb nach<br />

einem Urlaub in Havanna seine mitreißende<br />

»Cuban Overture«. Aaron Copland assoziiert<br />

man eigentlich mit Werken »mit amerikanischem<br />

Charakter«. Dennoch war er anderen Einflüssen<br />

nicht verschlossen, so zu hören in »Three Latin<br />

American Sketches« – der weitgereiste Komponist<br />

fügt die Klänge anderer Länder in seine eigene,<br />

amerikanische Musiksprache ein. Ebenfalls<br />

auf dem Programm: ein Tango von Erik Satie und<br />

brasilianische Impressionen des Klangzauberers<br />

Ottorino Respighi. Freuen Sie sich auf ein Konzert<br />

voller Rhythmus,Feuer und der Leidenschaft<br />

Lateinamerikas zum <strong>Hamburg</strong>er Saisonausklang!<br />

■ nh<br />

zur Verknüpfung des Werks mit diesem Stoffkomplex<br />

hat mich dann die klangliche Vorstellung<br />

der Besetzung gebracht. Ein Sextett mit<br />

Horn und Klarinette, das klingt für mich nach<br />

dunklem Wald,grüner Pflanzenwelt und Romantik,<br />

nach ›dunkelgrün‹ eben.«<br />

Anschließend erklingt Zoltán Kodálys Duo<br />

für Violine und Violoncello op. 7. Neben der<br />

kompositorischen Arbeit widmete Kodály sich<br />

hauptsächlich der Erforschung von ungarischer<br />

Volksmusik. Hierbei legte er Wert darauf, dass<br />

»Volksmusik und Kammermusik zwei ganz verschiedene<br />

Welten sind. Ich wollte immer nur den<br />

Geist des Volksliedes in meinen Werken wiedergeben,<br />

nicht aber das Volkslied selbst verwenden.«<br />

Im Duo zeigt sich dieser volksmusikalische<br />

Geist zum Beispiel, wenn im schwungvollen dritten<br />

Satz die Violine einen fröhlichen, zigeunerhaften<br />

Tanz spielt.<br />

Ebenfalls folkloristische Elemente finden sich<br />

auch in Ernst von Dohnányis Sextett op. 37. Der<br />

Ahnherr einer in <strong>Hamburg</strong> wohlbekannten Dynastie<br />

wird in der Reihe Bartók – Kodály –<br />

Dohnányi oft als der konservativste der drei ungarischen<br />

Komponisten bezeichnet, weil er sich<br />

sehr an spätromantischer Tradition orientierte.<br />

Während seines Studiums komponierte er viel<br />

Kammermusik im Stil seiner Vorbilder Liszt und<br />

Brahms. Sein Sextett entstand allerdings nicht in<br />

diesem Zusammenhang, denn mit seiner ungewöhnlichen<br />

Besetzung setzt es sich von der Tradition<br />

ab und zeigt Dohnányis Eigenständigkeit.<br />

■ ja<br />

Summertime<br />

Samba, Salsa, Tango<br />

Simone Young<br />

Dirigentin<br />

Hellen Kwon<br />

Sopran<br />

Werke von Astor Piazzolla, George<br />

Gershwin, Heitor Villa-Lobos, Aaron<br />

Copland, Darius Milhaud, Ottorino<br />

Respighi und Erik Satie.<br />

5. Juli, 20.00 Uhr<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

<strong>Journal</strong> 6 | 27


OPER ENSEMBLE<br />

28 | <strong>Journal</strong> 6<br />

Singen bleibt ein Mysterium<br />

Eine interessante Begegnung: Frieder Stricker ist so etwas wie eine <strong>Hamburg</strong>er Institution.<br />

Seit 35 Jahren gehört er zum Ensemble und stand am 26. März zum 3714. mal auf der<br />

Opernbühne. inzwischen hat sich die Zahl wieder erhöht. Die Norwegerin Kari Postma<br />

kam erst Anfang dieser Spielzeit ins <strong>Hamburg</strong>er Ensemble. Marcus Stäbler und Fotografin<br />

Maja Metz verabredeten sich mit den beiden Künstlern im Foyer der Staatsoper.<br />

■ Nach dem lustigen Ausflug auf den Winterdom im Dezember nun also<br />

wieder ein Indoor-Termin: Wir treffen uns im Foyer des zweiten Rangs in<br />

der Staatsoper, wo sonst auch die Premierenfeiern stattfinden. Die beiden<br />

Gesprächspartner sind diesmal ein sehr ungleiches Paar: Der gebürtige Zittauer<br />

Frieder Stricker ist ein richtiges Urgestein und kam schon 1973 mit<br />

August Everding und Kollegen wie Bernd Weikl und Hanna Schwarz an die<br />

Staatsoper; die Norwegerin Kari Postma befindet sich gerade in ihrem ersten<br />

Jahr – und ist froh, dass sie es geschafft hat: »Als ich zum Vorsingen her<br />

kam, im Dezember 2006, da war ich gerade hochschwanger und habe kaum<br />

daran geglaubt, dass es klappen könnte.« Doch mittlerweile ist die kleine<br />

Tochter fast eineinhalb Jahre auf der Welt und die Tinte unter dem Vertrag<br />

längst getrocknet. »Es ist meine erste Festanstellung und mein erstes Engagement<br />

in Deutschland. Das bedeutet schon eine große Umstellung, denn<br />

in Norwegen hat man längst nicht so viele verschiedene Stücke zu singen.<br />

Hier habe ich schon drei verschiedene Rollen innerhalb einer Woche gehabt<br />

– das gibt’s bei uns fast nie. Am Anfang habe ich auch kaum geglaubt, dass<br />

ich das schaffen kann. Aber inzwischen weiß ich, es geht, und ich kann dadurch<br />

viel lernen! Jetzt macht es sogar richtig Spaß!«<br />

Bei der Umstellung hat ihr die kleine norwegische Kolonie am Haus sehr<br />

geholfen: »Trine Wilsberg Lund aus dem Opernstudio ist schon länger eine<br />

gute Freundin von mir, und auch Ann-Beth Solvang habe ich schon vorher<br />

gekannt.Aber auch sonst sind die Kollegen alle sehr nett und machen einem<br />

den Einstieg leicht.«<br />

Frieder Stricker kennt das deutsche Opernbusiness schon eine halbe<br />

Ewigkeit: Sein erstes Engagement liegt bereits 50 Jahre zurück: »Das war eine<br />

ganz ulkige Geschichte. Ich hab mich damals im Opernchor beworben und<br />

bis zum hohen d vorgesungen, aber wurde trotzdem in den ersten Bass gesteckt.<br />

Danach haben sich die Kollegen beschwert, weil ich alles eine Oktave<br />

höher sang, und ich kam in den Tenor.« Und das ist er bis heute geblieben<br />

– einen Stimmbruch hat Stricker erstaunlicherweise nie gehabt. Sein Solo-<br />

Debüt gab er 1967 in Trier, nachdem er sieben Jahre zuvor aus der ehemaligen<br />

DDR in den Westen gegangen war. Und obwohl er schon über eine<br />

reiche Erfahrung verfügt – die eigene Buchführung (»eine Marotte von<br />

mir«) protokolliert am 26.3. die insgesamt 3714. Opernvorstellung! –,<br />

nimmt das Lampenfieber nicht ab. Im Gegenteil: »Es wird eher schlimmer<br />

mit der Zeit. Früher habe ich mir zum Beispiel über hohe Töne keine Gedanken<br />

gemacht, sondern einfach drauflos gesungen. Heute ist das anders,<br />

da bin ich mir der Verantwortung viel mehr bewusst. Aber ich fühle mich<br />

auf jeden Fall wohler, wenn ich spielen kann – Theater hat mich schon<br />

immer interessiert, ich war bereits mit 14 in dramatischen Zirkeln, wie man<br />

das damals bei uns nannte.«<br />

Auch Kari Postma liebt es, auf der Bühne zu stehen und Musik zu<br />

machen – das war ihr durch die Eltern schon in die Wiege gelegt: »Meine<br />

Mutter ist Harfenistin, mein Stiefvater Geiger, deshalb bin ich quasi im<br />

Sinfonieorchester aufgewachsen.Ich fand es auch immer toll,auf der Bühne<br />

zu spielen, und habe früher sehr gerne <strong>Ballett</strong> gemacht.«<br />

Was man sich gut und gerne vorstellen kann,bei der zierlich-zarten Figur<br />

der mädchenhaft wirkenden Norwegerin. A propos, war das nicht komisch,<br />

in der neuen »Arabella« als Zdenka einen Teilzeit-Buben darzustellen? Nö,<br />

sagt Kari, »bei Strauss ist ja viel Text, der gibt einen Großteil der Handlung<br />

vor.Außerdem ist Zdenka ein Mädchen,da dürfen also auch durchaus weibliche<br />

Seiten zu spüren sein. Ich hatte schon viel schwierigere Aufgaben, zum<br />

Beispiel bei einer Mozart-Produktion in Kopenhagen, wo der Regisseur nur


gesagt hat: Geh mal da hin und sing!<br />

Da fühlte ich mich ziemlich verloren.«<br />

Jaja, die Personenregie. Keine<br />

einfache Sache,das! Und ein unendliches<br />

Thema. Hat früher allerdings<br />

noch keine so große Rolle gespielt,<br />

wie sich Stricker erinnert: »In den<br />

60er- und 70er-Jahren standen die<br />

Stimmen und die großen Namen<br />

noch mehr im Mittelpunkt. Da hat<br />

sich das Gewicht im Laufe der Zeit<br />

viel stärker in Richtung Regie und<br />

Ausstattung verlagert.«<br />

Was aber durchaus keine<br />

schlechte Entwicklung ist: »Ich finde<br />

zum Beispiel die Arbeiten von<br />

Konwitschny immer sehr spannend.<br />

Das ist auch musikalisch ganz<br />

genau auf den Punkt inszeniert! In<br />

meiner Anfangszeit war das mitunter<br />

ganz anders. Da musste ich teilweise<br />

ohne eine einzige Orchesterprobe<br />

auf die Bühne. Bei meiner<br />

ersten »Arabella«, als Graf Elemer,<br />

bin ich auf die Bühne raus gegangen, habe den Mantel abgeworfen, zum<br />

Dirigenten geschaut und gesehen, dass ich durchkomme!«<br />

So schnell werden die Sänger heute nicht mehr ins kalte Wasser einer<br />

Inszenierung hineingeworfen. Und das ist auch gut so.<br />

Die »Arabella« war für Kari Postma ihr bisher exponiertester Auftritt<br />

in <strong>Hamburg</strong>. Eine spannende Erfahrung für sie, auch wegen der Kollegen:<br />

»Es ist immer schwer, jemanden besonders hervorzuheben, weil man den<br />

anderen damit Unrecht tut. Aber unsere Arabella, die Emily Magee, das ist<br />

schon eine großartige Sängerin und auch eine faszinierende Persönlichkeit!<br />

Ein Vorbild für mich, ebenso wie eine dänische Kollegin, die hier vielleicht<br />

etwas weniger bekannt ist. Sie heißt Inger Dam-Jensen, und ich bewundere<br />

sie auch sehr!«<br />

Von großen Sängerpersönlichkeiten kann natürlich auch Frieder<br />

Stricker ein Lied singen – wenn nicht eine ganze Oper. In <strong>Hamburg</strong> hat er<br />

viele berühmte Kollegen live erlebt, die ihn schwer beeindruckt haben. »Es<br />

gab schon viele unvergessliche Abende hier.Zum Beispiel die ›Meistersinger‹<br />

mit dem Theo Adam. Oder einen ›Don Carlos‹ mit Freni und Ghiaurov.<br />

Einmal hat auch Alfredo Kraus eine Serie ›Lucia‹ gesungen, den fand ich<br />

großartig. Ich habe mir im Klavierauszug eingetragen, wann er geatmet hat<br />

und das dann mit anderen verglichen.Also,Domingo ist natürlich auch fantastisch,<br />

aber er musste doch öfter nachatmen. Der Kraus war einfach ein<br />

Phänomen. Als Darsteller immer ein bisschen introvertiert, aber sängerisch<br />

unglaublich. Der ist aber auch sehr klug mit seiner Stimme umgegangen,<br />

hat gesund gelebt, nie mehr als 30 Vorstellungen pro Jahr gemacht und auf<br />

den Kanarischen Inseln in einem sehr guten Klima gelebt. Und dann wusste<br />

er einfach technisch immer ganz genau,was er macht.Bei der <strong>Hamburg</strong>er<br />

›Lucia‹ war er schon 68 – es gibt eben solche Ausnahmesänger. Franz<br />

Grundheber ist auch so einer.«<br />

Richtig erklären kann man diese Phänomene aber nicht, sagt Stricker:<br />

»Singen ist für mich immer noch ein Mysterium.« Kari nickt. Trotzdem<br />

sind sich beide einig, ihren Traumjob gefunden zu haben: »Es gibt doch<br />

nichts Schöneres, als das Hobby zum Beruf zu machen, oder?«<br />

Neben den musikalischen Sternstunden erlebt man als Sänger auf der<br />

Bühne selbstverständlich auch Momente, die in anderer Hinsicht unvergesslich<br />

und mitunter hochnotpeinlich sind. Das ist Kari Postma zum<br />

Beispiel in einer »Zauberflöte« passiert: »Als Sarastro gerade von seinem<br />

›siebenfachen Sonnenkreis‹ gesungen hat,war ich mit meiner Perücke plötzlich<br />

so in seinem Kostüm verhakt, dass ich den Kopf nicht mehr von ihm<br />

wegbewegen konnte. Wie gut, dass Pamina an der Stelle nicht singen muss<br />

– denn ich musste so lachen, ich hätte keinen Ton rausgebracht!«<br />

Ähnlich komisch ist eine Geschichte, die Frieder Stricker bei einer »Don<br />

Giovanni«-Produktion in Saarbrücken erlebt hat: »Da war der Komtur gerade<br />

erschlagen; Donna Anna stürmt auf die Bühne,und ich dackel als Ottavio<br />

neben ihr her, und plötzlich tritt sie ihm – eine etwas füllige Kollegin von<br />

pyramidaler Körperform – mit ihren Pfennigabsätzen auf die Hand! Der<br />

Komtur schreit auf und legt sich gleich wieder hin. Es war urkomisch, und<br />

wir konnten kaum weiter machen.«<br />

Stricker ist ein begnadeter Erzähler und hat eine ganze Reihe solcher<br />

Schoten auf Lager – unter anderem von dem in mehrerlei Hinsicht legendären<br />

Tenor Franco Bonisolli –, die er eigentlich alle aufschreiben müsste.<br />

Vielleicht ergibt sich ja demnächst die Gelegenheit dazu, denn er hat soeben<br />

das Rentenalter erreicht.Trotzdem wird er der Staatsoper noch erhalten bleiben:<br />

»Es sieht so aus,als würde ich noch gebraucht,und das freut mich natürlich<br />

sehr, weil das Haus einfach meine künstlerische Heimat ist!«.<br />

Kari Postma steht dagegen noch<br />

am Anfang ihrer Karriere. Weitreichende<br />

Pläne will sie allerdings<br />

nicht schmieden: »Es hängt von so<br />

vielen Faktoren ab, wo man hinkommt<br />

– wir werden einfach sehen,<br />

was die nächsten Jahre passiert.<br />

Erstmal bin ich jedenfalls froh, nach<br />

der ganzen Reiserei einen festen<br />

Wohnort zu haben und an einem so<br />

guten Haus zu singen.«<br />

Wie viele Sänger der jungen Generation<br />

ist auch sie eine nüchterne<br />

Realistin. Konkrete Wünsche zu<br />

äußern fällt ihr schwer: »Die Gefahr<br />

ist doch, dass man leichter enttäuscht<br />

wäre, wenn sie nicht erfüllt<br />

werden. Es mag ein bisschen einfältig<br />

klingen, aber so lange ich meine<br />

Familie und meine Gesundheit<br />

habe, ist doch alles ok!«<br />

MARCUS STÄBLER<br />

Marcus Stäbler arbeitet u. a. für den NDR, das<br />

<strong>Hamburg</strong>er Abendblatt, die Neue Zürcher<br />

Zeitung und das Fachmagazin Fono Forum.<br />

<strong>Journal</strong> 6 | 29


Der Spielplan Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />

Mai, Juni<br />

28 MI<br />

29 DO<br />

30 FR<br />

31 SA<br />

1 SO<br />

3 DI<br />

4 MI<br />

6 FR<br />

7 SA<br />

8 SO<br />

10 DI<br />

11 MI<br />

12 DO<br />

13 FR<br />

30 | <strong>Journal</strong> 6<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Tod in Venedig<br />

J. S. Bach, Richard Wagner<br />

19.30-22.00 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />

B | Bal kl 2, VB<br />

Madama Butterfly*<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />

B | Ital. Abo 1<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Parzival – Episoden und Echo<br />

John Adams, Arvo Pärt und<br />

Richard Wagner<br />

19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Fr3<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Parzival – Episoden und Echo<br />

John Adams, Arvo Pärt und<br />

Richard Wagner<br />

19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Gesch <strong>Ballett</strong>, VB<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Macbeth*<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.00-22.00 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | VTg3, Serie 68<br />

6. Kammerkonzert<br />

11.00 Uhr | € 6,50 bis 15,–<br />

Laeiszhalle, Kleiner Saal<br />

Il Barbiere di Siviglia*<br />

Gioachino Rossini<br />

19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />

B | Di1<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Madama Butterfly*<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />

B | Oper gr.2, VB<br />

Il Barbiere di Siviglia*<br />

Gioachino Rossini<br />

19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Fr2<br />

After work<br />

18.00- 19.00 Uhr | € 10,–<br />

(inkl. Getränk) | Probebühne 1<br />

<strong>Ballett</strong> - John Neumeier<br />

A Cinderella Story<br />

Sergej Prokofjew<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Sa1<br />

Wiederaufnahme<br />

Turandot*<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | So1, Serie 39<br />

<strong>Ballett</strong><br />

Erste Schritte<br />

Solisten und <strong>Ballett</strong>schule<br />

des HAMBURG BALLETT<br />

19.00 Uhr | € 3,– bis 56,– | C<br />

Ball Jugend<br />

Turandot*<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />

B | Mi1<br />

<strong>Ballett</strong> - John Neumeier<br />

A Cinderella Story<br />

Sergej Prokofjew<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Gesch 1, VB<br />

<strong>Ballett</strong> - John Neumeier<br />

A Cinderella Story<br />

Sergej Prokofjew<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Bal kl 1<br />

Juni, Juli<br />

14 SA<br />

15 SO<br />

16 MO<br />

18 MI<br />

19 DO<br />

20 FR<br />

21 SA<br />

22 SO<br />

24 DI<br />

25 MI<br />

26 D0<br />

29 SO<br />

30 MO<br />

1 DI<br />

Turandot*<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Sa2<br />

<strong>Ballett</strong>-Werkstatt<br />

Öffentliches Training ab<br />

10.30 Uhr<br />

11.00 Uhr | € 2,– bis 23,– | F<br />

La Traviata*<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.30-22.40 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | VB<br />

10. Philharmonisches Konzert<br />

11.00 Uhr | € 8,– bis 38,–<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

Einführung 10.15 Uhr<br />

10. Philharmonisches Konzert<br />

20.00 Uhr | € 8,– bis 38,–<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

Einführung 19.15 Uhr<br />

Die Frau ohne Schatten*<br />

Richard Strauss<br />

18.30-22.45 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | VTg1<br />

Turandot*<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />

B | Do2<br />

Il Barbiere di Siviglia*<br />

Gioachino Rossini<br />

19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Fr1, VB<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Turandot*<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | VTg3, Serie 69<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Die Frau ohne Schatten*<br />

Richard Strauss<br />

18.30-22.45 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Sa3<br />

Einführung 17.50 Uhr<br />

La Traviata*<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.30-22.40 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Gesch 2, VB<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Il Barbiere di Siviglia*<br />

Gioachino Rossini<br />

19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 67,–<br />

B | VTg4, Oper gr. 1<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

La Traviata*<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.30-22.40 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Ital Abo 2<br />

34. <strong>Hamburg</strong>er <strong>Ballett</strong>-Tage<br />

Premiere A | <strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Verklungene Feste/<br />

Josephs Legende<br />

Richard Strauss<br />

18.00 Uhr | € 6,– bis 146,– P | PrA<br />

<strong>Ballett</strong><br />

Erste Schritte<br />

Solisten und <strong>Ballett</strong>schule<br />

des HAMBURG BALLETT<br />

19.00 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Gesch <strong>Ballett</strong>, VB<br />

Premiere B | <strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Verklungene Feste/<br />

Josephs Legende<br />

Richard Strauss<br />

19.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | PrB<br />

Juli<br />

2 MI<br />

3 DO<br />

4 FR<br />

5 SA<br />

6 SO<br />

7 MO<br />

8 DI<br />

9 MI<br />

10 DO<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Die kleine Meerjungfrau<br />

Lera Auerbach<br />

19.30-22.00 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Mi2<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Tod in Venedig<br />

J. S. Bach, Richard Wagner<br />

19.30-22.00 Uhr | € 4,– bis 77,– | A<br />

Premiere<br />

La Calisto<br />

Francesco Cavalli<br />

19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />

Opera stabile<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Die Möwe<br />

Dmitri Schostakowitsch<br />

19.30-22.00 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Fr2<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Jewels<br />

Gabriel Fauré, Igor Strawinsky,<br />

Peter I. Tschaikowsky<br />

<strong>Hamburg</strong>er Symphoniker<br />

19.30-21.45 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Sa4, Serie 29<br />

La Calisto<br />

Francesco Cavalli<br />

19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />

Opera stabile<br />

Summertime<br />

20.00 Uhr | Laeiszhalle,<br />

Großer Saal<br />

€ 11,- bis 45,-<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Parzival - Episoden und Echo<br />

John Adams, Arvo Pärt und<br />

Richard Wagner<br />

19.30-22.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | So2, Serie 48<br />

La Calisto<br />

Francesco Cavalli<br />

19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />

Opera stabile<br />

<strong>Ballett</strong> | Gastspiel<br />

Stanislawsky-<strong>Ballett</strong><br />

Moskau<br />

19.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Bal I<br />

<strong>Ballett</strong> | Gastspiel<br />

Stanislawsky-<strong>Ballett</strong><br />

Moskau<br />

19.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Bal 2<br />

La Calisto<br />

Francesco Cavalli<br />

19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />

Opera stabile<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

A Cinderella Story<br />

Sergej Prokofjew<br />

19.30-22.15 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Do1<br />

Juli<br />

11 FR<br />

12 SA<br />

13 SO<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Verklungene Feste /<br />

Josephs Legende<br />

Richard Strauss<br />

19.30 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Neu, VB<br />

La Calisto<br />

Francesco Cavalli<br />

19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />

Opera stabile<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Weihnachtsoratorium<br />

Johann Sebastian Bach<br />

20.00-21.40 Uhr | € 4,– bis 77,–<br />

A | Sa3<br />

<strong>Ballett</strong> – John Neumeier<br />

Nijinsky-Gala XXXIV<br />

18.00 Uhr | € 6,– bis 146,–<br />

P | Bal 1<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

La Calisto<br />

Francesco Cavalli<br />

19.00 Uhr | € 18,–, erm. 12,–<br />

Opera stabile<br />

Ende der Spielzeit 2007/08<br />

Sommerbespielung<br />

»Porgy and Bess«<br />

12. bis 31. August 2008<br />

* Aufführung mit deutschen<br />

Übertexten.<br />

Die Produktionen »Macbeth«,<br />

»Die Frau ohne Schatten«<br />

und »Jewels« werden unterstützt<br />

durch die Stiftung zur<br />

Förderung der <strong>Hamburg</strong>ischen<br />

Staatsoper.<br />

»Weihnachtsoratorium« ist<br />

eine Koproduktion mit dem<br />

Theater an der Wien.<br />

»La Calisto« ist eine<br />

Produktion des Internationalen<br />

Opernstudios der<br />

<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper.<br />

Das Internationale Opernstudio<br />

wird unterstützt von der<br />

Körber-Stiftung, der Stiftung<br />

zur Förderung der <strong>Hamburg</strong>ischen<br />

Staatsoper, der<br />

Airbus Deutschland GmbH<br />

und Herrn Jochen Kauffmann.


Bitte schicken Sie mir ab sofort bis Ende der Saison 2008/09 das<br />

JOURNAL der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper alle zwei Monate zu.<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Wohnort<br />

Sechs <strong>Journal</strong>e der Spielzeit 2008/09 kosten € 12,–<br />

(für Abonnenten der Staatsoper oder Philharmoniker € 6,–).<br />

Ich bin Abonnent der Staatsoper oder der Philharmoniker.<br />

Ein Scheck über den entsprechenden Betrag liegt bei.<br />

Hiermit erteile ich Ihnen eine Einzugsermächtigung.<br />

Kontonummer Bankleitzahl<br />

Kreditinstitut<br />

Datum, Unterschrift<br />

Bitte schicken Sie mir ab sofort monatlich bis Ende der<br />

Saison 2008/09 das Programm-Leporello zu.<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Wohnort<br />

Ein Scheck über € 11,– für 11 Leporellos 2008/09 liegt bei.<br />

Hiermit erteile ich Ihnen eine Einzugsermächtigung.<br />

Kontonummer Bankleitzahl<br />

Kreditinstitut<br />

Datum, Unterschrift<br />

Hiermit bestelle ich verbindlich<br />

folgende Karten<br />

Aufführung Datum Kategorie Anzahl<br />

MEINE ANSCHRIFT:<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Wohnort<br />

Datum, Unterschrift<br />

Coupons ausschneiden und schicken an: <strong>Hamburg</strong>ische Staatsoper GmbH, Öffentlichkeitsarbeit, Große Theaterstr. 25, 20354 <strong>Hamburg</strong><br />

Impressum/Vorverkauf<br />

Herausgeber<br />

<strong>Hamburg</strong>ische Staatsoper GmbH<br />

Große Theaterstr. 25, 20354 <strong>Hamburg</strong><br />

Geschäftsführung<br />

Simone Young Opernintendantin<br />

und Generalmusikdirektorin<br />

John Neumeier <strong>Ballett</strong>intendant<br />

Detlef Meierjohann<br />

Geschäftsführender Direktor<br />

Konzeption und Redaktion<br />

Dramaturgie, Pressestelle, Marketing<br />

Bettina Bermbach, Annedore Cordes,<br />

Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach<br />

(Oper); Friedrich Carl, André Podschun<br />

(<strong>Ballett</strong>)<br />

Mitarbeit<br />

Barbara Neumann<br />

Autoren<br />

Nadine Hellriegel, Julia Ackermann, Julia Voije<br />

Opernrätsel<br />

Rabea Weihser<br />

Fotos<br />

Holger Badekow, Rüdiger Backmann,<br />

Marco Borggreve, Brinkhoff/ Mögenburg,<br />

Adrian Burrows, Karl Forster, Rosa<br />

Frank, Joachim Flügel, Reto Klar, Ursula<br />

Kaufmann, Jörg Landsberg, Klaus<br />

Lefebvre, Maja Metz, Monika Rittershaus,<br />

Christian Steiner, Philipp Thieß,<br />

Joachim Thode, Julia Voije, Kurt-<br />

Michael Westermann, Archiv der<br />

<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />

Titel: Autograph, Stiftung John Neumeier<br />

– Dance Collection<br />

Preisgruppe<br />

Gestaltung<br />

Annedore Cordes<br />

Holger Badekow (<strong>Ballett</strong>)<br />

Anzeigenvertretung<br />

Antje Sievert<br />

Tel.: (040) 32 87 27 – 17<br />

antje.sievert@kultur-anzeigen.com<br />

Litho<br />

Repro Studio Kroke<br />

Druck<br />

Hartung Druck + Medien GmbH<br />

Wir haben viel zu bieten<br />

Tageskasse<br />

Große Theaterstraße 25, 20354 <strong>Hamburg</strong><br />

Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr<br />

Sonn- und Feiertags<br />

für den Vorverkauf geschlossen.<br />

Die Abendkasse öffnet 90 Minuten<br />

vor Beginn der Aufführung.<br />

Es werden vorrangig Karten für die<br />

jeweilige Vorstellung verkauft.<br />

Telefonischer Kartenvorverkauf<br />

Telefon (0 40) 35 68 68<br />

Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr<br />

Abonnieren Sie unter: Telefon (0 40) 35 68 800<br />

Vorverkauf<br />

Karten können Sie außer an der Tageskasse der<br />

<strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper an den bekannten<br />

Vorverkaufsstellen in <strong>Hamburg</strong>, sowie bei der<br />

<strong>Hamburg</strong> Travel GmbH (Hotline<br />

040/30051777; www.hamburg-travel.de)<br />

erwerben.<br />

Schriftlicher Vorverkauf<br />

Schriftlich und telefonisch bestellte Karten<br />

senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu. Dabei<br />

erheben wir je Bestellung eine Bearbeitungsgebühr<br />

von € 5,–, die zusammen mit dem<br />

Kartenpreis in Rechnung gestellt wird. Der<br />

Versand erfolgt nach Eingang der Zahlung.<br />

Fax (0 40) 35 68 610<br />

Postanschrift<br />

<strong>Hamburg</strong>ische Staatsoper<br />

Postfach, 20308 <strong>Hamburg</strong><br />

Gastronomie in der Oper<br />

Tel.: 040/35019658, Fax: 35019659<br />

Die <strong>Hamburg</strong>ische Staatsoper ist online:<br />

www.staatsoper-hamburg.de<br />

www.philharmoniker-hamburg.de<br />

http://www.hamburgballett.de<br />

Besichtigen Sie die Staatsoper<br />

Termine der nächsten Führungen:<br />

3., 18. Juni: 1. Juli jeweils ab 13.30 Uhr,<br />

Treffpunkt Bühneneingang, Kleine<br />

Theaterstraße<br />

Karten zu 6,- € sind an der Kasse erhältlich.<br />

Das nächste <strong>Journal</strong> erscheint<br />

Mitte August 2008.<br />

Werden Sie Förderer der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper. Wenn Sie Informationen benötigen,<br />

erreichen Sie uns unter Stiftung zur Förderung der <strong>Hamburg</strong>ischen Staatsoper<br />

Tel. 040-7250 35 55, Fax 7250 21 66, oder www.opernstiftung-hamburg.de<br />

Kassenpreise<br />

Platzgruppe<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

F € 23,– 21,– 19,– 16,– 14,– 10,– 7,– 7,– 6,– 5,– 2,– 5,–<br />

D € 39,– 36,– 32,– 29,– 25,– 18,– 12,– 7,– 6,– 5,– 2,– 5,–<br />

C € 56,– 51,– 49,– 41,– 36,– 23,– 18,– 10,– 9,– 7,– 3,– 5,–<br />

B € 67,– 62,– 56,– 49,– 38,– 26,– 20,– 12,– 10,– 9,– 4,– 10,–<br />

A € 77,– 67,– 59,– 51,– 46,– 31,– 23,– 12,– 10,– 9,– 4,– 10,–<br />

S € 110,– 102,– 90,– 82,– 74,– 51,– 31,– 17,– 12,– 10,– 5,– 10,–<br />

P € 146,– 135,– 123,– 112,– 96,– 63,– 41,– 23,– 17,– 11,– 6,– 10,–<br />

L € 35,– 26,– 16,– 7,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–<br />

M € 40,– 35,– 25,– 15,– 10,–<br />

<strong>Journal</strong> 6 | 31


NAMEN NACHRICHTEN<br />

AKTUELLES AUS DER STAATSOPER<br />

»Verdi-Wochen« zum Saisonauftakt<br />

■ Seine Musik geht direkt ins Herz. Ob Gassenhauer<br />

oder Freiheitshymne,Trinklied oder<br />

grandiose Sterbearie: Kein Opernkomponist<br />

war so vielseitig wie der Italiener Giuseppe<br />

Verdi. Seine Figuren bewegen bis heute das<br />

Publikum zutiefst: Die enttäuschten Liebenden,<br />

verzweifelten Väter, machtbesessenen<br />

Herrscher, skrupellosen Verräter, leidenschaftlichen<br />

Frauen und glühenden Liebhaber<br />

in seinen Opern sind wahrhaftig, berührend<br />

und packend. Sieben seiner schönsten<br />

Opern präsentiert die Staatsoper <strong>Hamburg</strong><br />

jetzt zum Saisonauftakt: Bei den »Verdi-<br />

Wochen« gibt es »Falstaff«, »Un Ballo in<br />

Maschera«, »Rigoletto«, »Macbeth«, »La Traviata«,<br />

»Don Carlos« und »Simon Boccanegra«<br />

zu erleben. Mit Stars wie Alexandru<br />

Agache, Joseph Calleja, Franz Grundheber,<br />

Eglise Gutierrez, Danielle Halbwachs, Angela<br />

Marambio, Richard Margison, Michele Pertusi,<br />

Peter Rose, Iano Tamar, Carlo Ventre und<br />

Alexia Voulgaridou werden die <strong>Hamburg</strong>er<br />

»Verdi-Wochen« auch zu einem Fest der<br />

Stimmen. Für Besucher gibt es wieder attraktive<br />

Angebote: zum Neuentdecken, Wiederhören<br />

und Mehrfachkommen.<br />

Alle Infos: www.staatsoper-hamburg.de<br />

32 | <strong>Journal</strong> 6<br />

Philharmoniker: Bruckner-Sinfonie Nr. 4 neu auf CD<br />

■ »Analytischer als ihr Vorbild Daniel Barenboim,<br />

aber auch impulsiver als der unvergessene<br />

Günter Wand,erweckt Simone Young den frühen<br />

Bruckner zu orchestralem Leben«, lobte der<br />

KulturSPIEGEL die Philharmoniker und ihre<br />

Chefin anlässlich der Veröffentlichung von<br />

Bruckners 2. Sinfonie. Für ihr Bruckner-Projekt<br />

wurden Simone Young und ihr Orchester von der<br />

Fachpresse mit großem Interesse und durchweg<br />

positivem Echo bedacht. Nach den Sinfonien Nr.<br />

2 und Nr. 3 steht nun die dritte Folge der Edition<br />

zur Veröffentlichung an: Die Sinfonie Nr. 4, wieder<br />

als Live-Mitschnitt aus der <strong>Hamburg</strong>er<br />

John Neumeiers <strong>Ballett</strong>-Werkstatt<br />

<strong>Ballett</strong>intendant und Chefchoreograf John<br />

Neumeier etabliert 1973 das Format, das<br />

aus dem Spielplan der <strong>Hamburg</strong>ischen<br />

Staatsoper nicht mehr wegzudenken ist: Die<br />

<strong>Ballett</strong>-Werkstatt. Sie gewährt dem Publikum<br />

nicht nur Einblick in die Tanzgeschichte, sondern<br />

auch in die kreative Arbeit der <strong>Hamburg</strong>er<br />

Compagnie und sorgt dabei seit nunmehr<br />

35 Jahren für ein ausverkauftes Haus.<br />

John Neumeier, mittlerweile vielfach mit<br />

Fachpreisen ausgezeichnet (u.a. Herbert-von-<br />

Karajan-Musikpreis), gibt Dinge preis, um die<br />

man auch ein großes Geheimnis machen<br />

könnte: Wie arbeitet er als Choreograf?<br />

Welche Ideen treiben ihn in einer Vorbereitungsphase<br />

zu einem neuen <strong>Ballett</strong> und wie<br />

finden sich Musik und Tanz? Die Offenheit<br />

des Amerikaners, mit der er seine Tänzer,<br />

Laeiszhalle. Die CD-Reihe stellt jeweils die Urfassungen<br />

der Sinfonien vor – damit gewinnt diese<br />

klanglich herausragende SACD-Edition auch eine<br />

dokumentarische Bedeutung.<br />

Anton Bruckner<br />

Sinfonie Nr. 4 Es-Dur »Romantische«, Urfassung<br />

1874<br />

Philharmoniker <strong>Hamburg</strong><br />

Simone Young, Dirigentin<br />

Hybrid SACD, OC 629,<br />

Erscheint am 13. Juni 2008<br />

seine Arbeit und seine Pläne vorstellt, ist<br />

beeindruckend! Die umfangreich und sorgfältig<br />

ausgestattete DVD-Edition präsentiert<br />

zum ersten Mal die mit der Goldenen<br />

Kamera ausgezeichnete Fernsehfassung dieser<br />

einmaligen 8-teiligen Tanz-Event Reihe<br />

aus den 70ern und 80ern, die auch heute<br />

noch zeitlos erscheint. Als Bonus enthalten<br />

sind das eigens für die DVD-Auswertung<br />

gesprochene Vorwort von John Neumeier<br />

sowie das Porträt »John Neumeier – Ein<br />

Leben für den Tanz«.<br />

Staffel 1 – 1977<br />

Folge 1 – Mythos und Schweiß<br />

Folge 2 – Von der Technik zur Rolle<br />

Folge 3 – Die Handlung als Tanz<br />

Folge 4 – Das symphonische <strong>Ballett</strong><br />

Staffel 2 – 1981<br />

Folge 1 – Auf Spitze<br />

Folge 2 – Der Mann tanzt<br />

Folge 3 – Pas de deux<br />

Folge 4 – Musik und <strong>Ballett</strong><br />

3 DVDs, Laufzeit: ca. 530 Min., Bildformat:<br />

4:3, Tonformat: Dolby Digital 2.0, Sprache:<br />

Deutsch, FSK: INFO, voraussichtlicher EVP:<br />

€ 39,95 Vertrieb: SHDM (Studio <strong>Hamburg</strong><br />

Distribution & Marketing), EAN: 4 031778<br />

810269<br />

Bestellung unter: 040-6688-4700,<br />

www.ard-video.de


THALIA IM ZELT: 14. JUNI – 9. JULI 08<br />

DAS LEBEN EIN TRAUM<br />

von Pedro Calderón de la Barca | Regie: Stefan Bachmann<br />

Premiere: 14. Juni 2008<br />

Weitere Vorstellungen: 15. | 19. | 20. | 22. | 25. | 26. | 27. | 28. | 29. Juni<br />

1. | 2. | 3. | 4. | 5. | 6. | 8. | 9. Juli, jeweils um 19.30 Uhr<br />

Thalia im Zelt im Seelemannpark, Heilwigstraße, Eppendorf<br />

Karten und Info: www.thalia-theater.de | Telefon 040.32 81 44 44<br />

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