Journal 4_Journal 3 - Hamburgische Staatsoper
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Alina Cojocaru gastiert in »Ein Sommernachtraum« als Hippolyta/Titania<br />
diese Blume nicht einfach ein Teil des Menschen<br />
ist, der sich nur schwer für etwas entscheiden<br />
kann, besonders dann, wenn es um die Liebe<br />
geht.« Wie aber lebt man mit Entscheidungen?<br />
Am Abend vor ihrer Hochzeit befindet sich<br />
Hippolyta in einer angespannten Situation. Der<br />
nächste Tag soll der wichtigste in ihrem Leben<br />
werden. Ihr träumt, was alles passieren kann: Wie<br />
es sein wird, wenn etwas eintritt, was zuvor nicht<br />
abzusehen war. »Es zeigt sich, dass man in einer<br />
Traumsituation viel mehr Mut hat, Dinge, seien<br />
sie erotischer, seien sie aggressiver Art, zu zeigen.<br />
Man sieht, wie Hippolyta als Titania ihrem<br />
Partner – im Traum dann Oberon – gegenübersteht,<br />
und mit welcher Direktheit sie ihn be -<br />
kämpft oder ihm widerspricht. Ich glaube, dass<br />
die Ereignisse in dieser langen Traumgeschichte<br />
das erzählen, was eine wohlerzogene, adlige Frau<br />
nicht laut sagen oder laut denken würde. Wir aber<br />
sehen das ausgetanzt in Hippolytas Traum«, so<br />
John Neumeier.<br />
Die drei in Shakespeares Komödie angelegten<br />
Figurenebenen unterstreicht John Neumeier in<br />
seinem Ballett mit drei charakteristischen Tanz -<br />
stilen ebenso wie mit einer darauf abgestimmten<br />
Musikauswahl: »Dadurch wird die Verflechtung<br />
und Verwirrung zwischen den Welten sowohl<br />
akustisch wie optisch klar, und man sieht, wenn<br />
einer sich in eine ihm fremde Welt verirrt: Er<br />
tanzt dann sozusagen zur falschen Musik. Natür -<br />
lich muss man die drei Welten, nachdem man sie<br />
auseinander genommen hat, wieder zu einem<br />
Ganzen zusammenschließen. Wie? Zunächst<br />
durch eine Rahmenhandlung, die Hochzeit von<br />
Theseus und Hippolyta. Dann durch die Figur<br />
des Puck, der durch alle Welten rast, sie durcheinander<br />
bringt und sie nachher wieder ausei -<br />
nandersortiert.« Ein Verwirrspiel, das so nur in<br />
einer alltagsenthobenen Atmosphäre möglich ist,<br />
und ein Berühren der Sphären auf flammendem,<br />
wenngleich komischem Grund.<br />
ANDRÉ PODSCHUN<br />
Alina Cojocaru wurde in Bukarest geboren und studierte zunächst klassischen Tanz in Kiew, bevor sie 1997 mit einem Stipendium<br />
des Prix de Lausanne an die Royal Ballet School nach London kam. 1999 wurde sie ins Royal Ballet aufgenommen und avancierte<br />
dort 2000 zur Solistin. Im April 2001 ernannte man sie nach ihrer außerordentlichen Interpretation der Giselle schließlich<br />
zur Ersten Solistin. Ihr Repertoire umfasst Rollen des klassischen Fachs sowie Soli u.a. in »The Vertiginous Thrill of<br />
Exactitude« und »Dances at a Gathering«. Sie kreierte Rollen u.a. in »This House Will Burn«, »Les Saisons« und »There Where<br />
She Loves«. Alina Cojocaru gastierte u.a. an der Pariser Oper, an der Wiener <strong>Staatsoper</strong>, bei dem Bolschoi Ballett, dem American<br />
Ballet Theatre, dem Königlich Dänischen Ballett sowie beim Zürcher Ballett. Sie erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Preis der<br />
Ballerina des Jahrzehnts in Moskau 2010, den rumänischen Preis für Musik und darstellende Künste 2010 sowie den Benois de<br />
la Danse 2004. In Hamburg war sie zuletzt 2004 in der Nijinsky-Gala XXX zu sehen. Alina Cojocaru gastiert am 28. Februar<br />
sowie am 3. und 8. März in John Neumeiers »Ein Sommernachtstraum« und tanzt die Rolle der Hippolyta/Titania.<br />
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