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Journal 4_Journal 3 - Hamburgische Staatsoper

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BALLETT WIEDERAUFNAHME<br />

›EIN SOMMERNACHTSTRAUM‹<br />

fotos: holger badekow<br />

Ein<br />

Sommernachtstraum<br />

Ballett von John Neumeier<br />

Unterwegs in Traumlandschaften<br />

Shakespeares wohl bekannteste Komödie über die Irrungen der Liebe zählt zu John Neumeiers erfolgreichsten Produk -<br />

tionen. »Eines der schönsten und ingeniösesten Ballette von John Neumeier. Zauberhaftes Zauberspiel – Märchenhafte<br />

Mischung«, befand etwa »Die Welt«. Die Musikauswahl folgt den drei inhaltlichen Ebenen des Werks: Der Hofstaat tanzt zu<br />

Mendelssohns berühmter Komposition, Ligetis Klangwelten entführen die Charaktere in den Feenwald und die Handwerker<br />

folgen ihrer Drehorgel. Im Februar kehrt die Choreografie wieder auf die Bühne der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> zurück.<br />

6 | <strong>Journal</strong> 4<br />

Choreografie und Inszenierung<br />

John Neumeier<br />

Bühnenbild und Kostüme<br />

Jürgen Rose<br />

Dirigent<br />

Simon Hewett<br />

n »Die Bahn der wahren Liebe verläuft nie ge -<br />

rade«, heißt es in Shakespeares »Sommer nachts -<br />

traum«. Verschlungene Wege führen die Lieben -<br />

den in ein kaum durchschaubares Dick icht der<br />

emotionalen Erregung. Wie durch Zau ber geraten<br />

sie in eine verrückte Traum land schaft, in der<br />

alles möglich scheint, auch das Unmögliche – ein<br />

Leben im Ausnahmezustand, das durch komische<br />

Missverständnisse und turbulente Verwirrungen<br />

schließlich zu einem tieferen Verständnis der<br />

Liebenden selbst führt.<br />

Während der Hochzeitsvorbereitungen von<br />

Hip po lyta und Theseus, dem Herzog von Athen,<br />

wirbt der Offizier Demetrius, der zuvor mit<br />

Helena verlobt war, um Hermia, die auch von<br />

dem Hofgärtner Lysander geliebt wird. Zudem<br />

wollen einige Handwerker, angeführt von dem<br />

Weber Zettel, zu Ehren der herzoglichen Hoch -<br />

zeit das Stück »Pyra mus und Thisbe« aufführen.<br />

Hip po lyta versinkt in den Schlaf und träumt...<br />

Im Reich der Feen streitet sich die Königin<br />

Titania mit dem Elfenkönig Oberon, woraufhin<br />

dieser seinem Vertrauten, dem Elfen Puck, eine<br />

Blume gibt, von der eine Zauber wirkung ausgeht:<br />

Wird sie über den Augen eines Schlafenden ge -<br />

schüttelt, verliebt sich dieser in den ersten, den<br />

er beim Aufwachen erblickt. Damit ist die Vo -<br />

raus setzung gegeben für ein Spiel ausgemachter<br />

Turbulenzen. Deme trius, in der steifen Haltung<br />

eines Offiziers, versucht Helena »abzuschütteln«,<br />

er ist wegen Her mia in den Wald gekommen.<br />

Oberon, der ihn beobachtet, fordert Puck auf, die<br />

Liebes blume auf Demetrius anzuwenden, damit<br />

er sich wieder in Helena verliebt. Doch eine Irri -<br />

tation setzt die folgenreiche Konfusion in Gang:<br />

Puck hält die Blume versehentlich über Lysander<br />

und das Verwechslungs spiel kann be gin nen. Die<br />

unbeholfenen Hand werker neutralisieren kurzzeitig<br />

das entfesselte Treiben der hochgradigen<br />

Leiden schaften. Voll kommen auf sich konzen-<br />

Fotos der Wiederaufnahme 2004<br />

Musik<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy,<br />

György Ligeti und traditionelle<br />

mechanische Musik<br />

Wiederaufnahme<br />

25. Februar, 19.30 Uhr<br />

Weitere Aufführungen<br />

28. Februar, 19.30 Uhr<br />

3., 4., 8. März, 19.30 Uhr<br />

9., 17., 19. Mai, 19.30 Uhr<br />

2. Juli, 19.30 Uhr<br />

triert üben sie ihr Stück ein, das sich besonders<br />

in der Ver wandlung in Thisbe, immerhin auf<br />

Spitze ge tanzt, als schwierig gestaltet. Ihr Spiel im<br />

Spiel flankiert das Durcheinander der Lieben den.<br />

Selbst die Traum bäume schütteln sich und be -<br />

greifen nicht, was das alles soll. Schließlich wird<br />

Puck von Oberon aufgefordert, das Chaos wieder<br />

»in Ordnung« zu bringen, was nichts anderes<br />

heißt, als die Lie benden gemäß ihrer eigentlichen<br />

Bestimmung nach zu ordnen. Der Morgen dämmert<br />

herauf und geleitet sie aus der Traumwelt.<br />

Einzelne, nicht zusammenhängende Fetzen der<br />

Erinne rung vermitteln ihnen ein Gefühl, dass da<br />

etwas war. Nur was? Fast scheint es, als ob Deme -<br />

trius noch eine unbewusste Ahnung davon hätte,<br />

irgendwann einmal in Hermia verliebt gewesen<br />

zu sein. Nichts ist ausgeblendet. Doch führen die<br />

Spuren seines einstigen Verlangens zu einer<br />

Läuterung und der irregeleitete Offizier findet<br />

wieder zu seiner Helena.<br />

Im Festsaal des Schlosses wird zu Klängen von<br />

Mendelssohns Hochzeitsmarsch die Ver mäh lung<br />

von Theseus und Hippolyta gefeiert. Mit dabei<br />

sind die Handwerker, die ihr Stück aufführen.<br />

Ihre Drehorgel gibt Schlager aus Verdis »La<br />

Traviata« zum besten. Wenn man schon etwas<br />

zeigt, soll es auch die »richtige« dramatische<br />

Musik haben, denken sie, auch auf die Gefahr hin,<br />

dass die Darbietung zur absoluten Persiflage<br />

gerät. Am Ende haben sich alle gefunden. Und das<br />

allein zählt. Puck wirft die Zauberblume weg, er<br />

braucht sie nicht mehr. Die Blume fällt zurück ins<br />

Elfenreich, zu Oberon und Titania. Auch sie werden<br />

ihre Zauberwirkung nicht mehr beanspruchen.<br />

Denn die Kraft der Blume, das wird nun<br />

jedem klar, schlummert als Triebmittel in den<br />

Liebenden. Zu fragen bleibt, ob man diese Kraft<br />

tatsächlich wecken sollte, wie John Neumeier zu<br />

bedenken gibt: »Ich weiß nicht, ob man diese Idee<br />

mit der Blume so ernst nehmen sollte, oder ob

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