Journal 4_Journal 3 - Hamburgische Staatsoper
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Tod in Venedig<br />
n In seinem 2003 entstandenen Ballett findet<br />
John Neumeier zu einer Beschreibung der absoluten<br />
Liebe: »Tadzio ist der Auslöser dafür, dass<br />
Aschenbach mit seiner anderen Seite konfrontiert<br />
wird. Seine Würde war ihm alles, seine<br />
Arbeit brachte ihm sogar den Adelstitel. Bei mir<br />
im Ballett ist von Aschenbach ein Meister choreo -<br />
graf. Zunächst kämpft er gegen seine Emotionen<br />
an und findet für seine Faszination eine rein<br />
künstlerische Berechtigung, doch er muss sich<br />
hingeben. Und diese vollkommene Hingabe<br />
bedeutet seinen ›Tod in Venedig‹.« Aschenbachs<br />
dionysische Entgrenzung führt zu einer fließenden<br />
Auflösung, die sich um so wirkungsvoller<br />
abhebt, je tiefer sie in die Kanäle und Plätze<br />
Venedigs vordringt. Thomas Mann schildert in<br />
seiner beziehungsreichen Novelle den Prozess<br />
einer Zersetzung, die gleichzeitig eine Öffnung<br />
hin zum Leben darstellt – ein Leben, das gekenn-<br />
badekow<br />
zeichnet ist durch »Wunder der wiedergeborenen<br />
Unbefangenheit«, was nichts anderes heißt als ein<br />
Zulassen von außergewöhnlichen Begegnungen<br />
holger<br />
im wunderlichen Reigen des Daseins.<br />
19., 23. März, 19.30 Uhr fotos:<br />
Hommage aux Ballets Russes<br />
n Am 19. Mai 1909 traten die Ballets Russes in<br />
Paris erstmals in der westlichen Welt auf. Die<br />
gefeierte Compagnie um Serge Diaghilew setzte<br />
in Ästhetik und Ausführung neue Maßstäbe und<br />
verfolgte den Anspruch einer Zusammenführung<br />
der Künste. Noch heute prägt ihr Aufbruch in die<br />
Moderne unser Verständnis von Überlieferung<br />
und Geschichte. Die »Hommage aux Ballets<br />
Russes« präsentiert mit »Der verlorene Sohn«<br />
und »Le Sacre du Printemps« Schlüsselwerke aus<br />
dem Repertoire der Truppe. Sie geben Einblick<br />
in das Vermächtnis dieser umjubelten Com -<br />
pagnie, deren Geist und Vielseitigkeit den Blick<br />
auf eine Erfolgsgeschichte richtet, ohne die unser<br />
heutiges Ballett nicht denkbar wäre. Das dritte<br />
Werk des Abends zeichnet einen Ausschnitt aus<br />
dem Leben von Vaslaw Nijinsky nach. 2009 schuf<br />
John Neumeier ein Ballett, das von einer krisenhaften<br />
Zuspitzung im Dasein dieses Ausnahme -<br />
tänzers erzählt. Zehn Jahre nach seinem erfolgreichen<br />
Debüt in Paris wird Nijinsky in ein Sana -<br />
torium in Kreuzlingen gebracht, wo er unter der<br />
Obhut des Psychiaters Dr. Binswanger steht. Übereinstimmend<br />
empfehlen Spezialisten seiner verzweifelten<br />
Frau: »Lassen Sie ihn seine Träume<br />
träumen« – ein Satz, der für John Neumeier zum<br />
Leitfaden seines Ballettes wurde. Neumeiers<br />
Choreografie auf die Musik des russischen Kom -<br />
ponisten Nikolai N. Tscherepnin ist durchpulst<br />
von Erinnerungen, Andeutungen und Assozia -<br />
tionen an Nijinskys früheres Leben und gedenkt<br />
der großen russischen Tanztradition, die Küns t -<br />
ler wie Michail Fokine und Tamara Karsawina<br />
hervorgebracht hat.<br />
25., 29., 30., 31. März, 19.00 Uhr<br />
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