Festschrift zur Urkundenübergabe am 1. Juli 2008 - Gottfried ...
Festschrift zur Urkundenübergabe am 1. Juli 2008 - Gottfried ... Festschrift zur Urkundenübergabe am 1. Juli 2008 - Gottfried ...
Aufnahme des Briefwechsels von Gottfried Wilhelm Leibniz in das Register des UNESCO-Weltdokumentenerbes Urkundenübergabe an die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek am 1. Juli 2008 um 19:30 Uhr im Ballhof in Hannover
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- Seite 13 und 14: Der Leibniz-Briefwechsel der Zeit.
- Seite 15 und 16: Der Leibniz-Briefwechsel Die Karte
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- Seite 19 und 20: Leibniz an Otto von Guericke 17. Au
- Seite 21 und 22: Leibniz an Isaac Newton 7./17. Mär
- Seite 23 und 24: Leibniz an Kurfürstin Sophie Charl
- Seite 25 und 26: Leibniz an Joachim Bouvet 15. Febru
- Seite 27 und 28: Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothe
Aufnahme des Briefwechsels von <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz<br />
in das Register des UNESCO-Weltdokumentenerbes<br />
<strong>Urkundenübergabe</strong><br />
an die <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
<strong>am</strong> <strong>1.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2008</strong> um 19:30 Uhr<br />
im Ballhof in Hannover
P rProgr<strong>am</strong>m o g r a m m 1 . J u l i 2 0 0 8<br />
Moderation: Ulrich Lenz, Chefdr<strong>am</strong>aturg Staatsoper Hannover<br />
Musik<br />
Musica Alta Ripa spielt Agostino Steffanis ‚Orlando Generoso’<br />
Grußwort des Niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />
Christian Wulff<br />
Grußwort des Niedersächsischen Ministers<br />
für Wissenschaft und Kultur Lutz Stratmann<br />
Musik<br />
Festrede<br />
Dr. Eike Christian Hirsch:<br />
„Allein was hilft die Brille in ihrem Futteral, wenn niemand<br />
durchsieht?“ Das Erbe eines Gedankenerfinders<br />
Lesung<br />
Martina Struppek und Bernd Geiling, Schauspielhaus Hannover<br />
„<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz. Sämtliche Schriften und Briefe.<br />
Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der<br />
Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen“<br />
Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard:<br />
Das Weltdokumentenerbe-Progr<strong>am</strong>m der UNESCO.<br />
Anschließend Übergabe der UNESCO-Urkunde „Memory of the World“<br />
an die <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
durch Mrs. Joie Springer, UNESCO, Paris<br />
Danksagung des Direktors der <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
Dr. Georg Ruppelt<br />
Musik<br />
Im Anschluss: Empfang
Vier-Spezies-Rechenmaschine<br />
von <strong>Gottfried</strong><br />
Wilhelm Leibniz, gebaut<br />
Ende des 17. Jahrhunderts.<br />
Erste funktionstüchtige<br />
Rechenmaschine, die alle<br />
vier Grundrechenarten<br />
ausführen kann. Einziges<br />
erhaltenes Original von<br />
insges<strong>am</strong>t vier gebauten<br />
Modellen. (<strong>Gottfried</strong> Wilhelm<br />
Leibniz Bibliothek)
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz schrieb einmal über sich selbst: „Beim Erwachen hatte ich<br />
schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“ Man<br />
mag es ihm glauben angesichts seiner Tätigkeiten: Mitglied der Londoner Royal Society,<br />
erster Präsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Jurist, Naturwissenschaftler,<br />
Politiker, Philosoph, Historiker, Theologe und Diplomat. Seine Leistungen<br />
auf den Gebieten der Philosophie, Theologie, Rechtslehre oder Mathematik<br />
dokumentieren, dass das Leben und das Werk <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz’ das eines<br />
Universalgelehrten war.<br />
Einen großen Teil unseres heutigen Wissens über das Leben und Wirken des Wahlhannoveraners<br />
verdanken wir seinen Briefen. Sie sind gerichtet an Freunde, Politiker sowie<br />
Geistesgrößen aus Wissenschaft und Philosophie. Bedenkt man, dass der <strong>Gottfried</strong> Wilhelm<br />
Leibniz Bibliothek rund 200.000 Blätter aus dem Leibniz-Briefwechsel vorliegen,<br />
lässt sich erahnen, wie viel Zeit es den gebürtigen Leipziger gekostet haben muss, all<br />
diese zu verfassen. Diese reichhaltige S<strong>am</strong>mlung lässt nicht nur Schlüsse auf die geistige<br />
wie technische Geschwindigkeit seines Schreibens zu, sondern auch auf das große Mitteilungsbedürfnis<br />
und die Kommunikationskultur des Gelehrten.<br />
Der Briefwechsel Leibniz’ dokumentiert den Drang nach Erkenntnis, die Hoffnung<br />
auf Fortschritt und die Durchbrechung geographischer Isolation. In dieser Form stellt<br />
er ein einzigartiges Dokument der Geistesgeschichte dar und wird nun völlig zu Recht<br />
in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen. Hierzu gratuliere ich der<br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek sehr herzlich.<br />
Hannover, im Juni <strong>2008</strong><br />
Schriftliches Grußwort<br />
des Niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />
Christian Wulff<br />
anlässlich der feierlichen Aufnahme<br />
des Briefwechsels aus dem Nachlass von<br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz<br />
in das UNESCO-Weltdokumentenerbe<br />
<strong>am</strong> <strong>1.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2008</strong>, 19.30 Uhr,<br />
in Hannover<br />
Christian Wulff<br />
Niedersächsischer Ministerpräsident
Leibniz’ Begräbnisstätte<br />
in der Neustädter<br />
Hof- und Stadtkirche<br />
St. Johannis.<br />
Leibniz starb <strong>am</strong><br />
14. November 1716 in<br />
Hannover. Die Grabplatte<br />
entstand ca. 1774.
Im Jahr 1664 möchte sich <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz, gerade 20 Jahre alt, an der Juristischen<br />
Fakultät der Universität Leipzig zum Doktor der Rechte promovieren lassen.<br />
Sein Ansehen und seine Leistungen sprechen dafür – doch er wird abgelehnt. Begründung:<br />
Er sei zu jung. 52 Jahre später, als Leibniz in Hannover stirbt, der Stadt, in der er<br />
40 Jahre seines Lebens verbracht hat, ist klar: Er war nie für irgendetwas zu jung. Mit<br />
Leibniz tritt der letzte große Universalgelehrte von der europäischen Bühne ab.<br />
Wie kaum ein Zweiter hat Leibniz sein Wirken in Briefen festgehalten. Noch bevor<br />
das 18. Jahrhundert – von der Germanistik gern als das „Jahrhundert des Briefes“<br />
bezeichnet – sich voll entfaltet, dokumentiert er sein Leben in Form eines Briefwechselkorpus<br />
von rund 15.000 Briefen. In ihnen verzahnt er Privates, Persönliches und<br />
Wissenschaftliches und hinterlässt der Welt einen gigantischen Fundus an geistesgeschichtlicher<br />
Einzigartigkeit.<br />
Dieser Briefwechsel, aufbewahrt und wissenschaftlich betreut in der <strong>Gottfried</strong> Wilhelm<br />
Leibniz Bibliothek in Hannover, erfährt nun die ihm zustehende Würdigung<br />
durch die Aufnahme in das Weltdokumentenerbe der UNESCO. Ich gratuliere sowohl<br />
der UNESCO, deren Gründungsvertrag übrigens genau 300 Jahre nach Leibniz’ Geburtstag<br />
aktiv wurde, als auch der <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische<br />
Landesbibliothek zu diesem Gewinn.<br />
Hannover, im Juni <strong>2008</strong><br />
Schriftliches Grußwort<br />
des Niedersächsischen Ministers<br />
für Wissenschaft und Kultur<br />
Lutz Stratmann<br />
Lutz Stratmann<br />
Niedersächsischer Minister<br />
für Wissenschaft und Kultur
Grußwort des Präsidenten<br />
der Berlin-Brandenburgischen Akademie<br />
der Wissenschaften<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Stock<br />
Mit großer Freude nimmt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften<br />
die Aufnahme des Briefwechsels ihres spiritus rector und ersten Präsidenten, <strong>Gottfried</strong><br />
Wilhelm Leibniz, in das Weltdokumentenerbe der UNESCO <strong>zur</strong> Kenntnis. Diese Ehrung<br />
durch die UNESCO stellt eine Bestätigung der herausragenden kulturgeschichtlichen<br />
Bedeutung des ges<strong>am</strong>ten Leibnizschen Erbes dar und kann zugleich auch als<br />
eine Anerkennung der langjährigen Bemühungen um dessen wissenschaftliche Erschließung<br />
gewertet werden.<br />
Mit mehr als 15.000 Briefen an über <strong>1.</strong>100 Adressaten stellt der Briefwechsel Leibnizens<br />
einen wichtigen und untrennbaren Bestandteil dieses in der Geistesgeschichte<br />
wohl kaum zu überschätzenden Gelehrtennachlasses dar. In den Briefen, die das<br />
ges<strong>am</strong>te europäische Wissens- und Wissenschaftsspektrum der zweiten Hälfte des 17.<br />
und des beginnenden 18. Jahrhunderts behandeln, finden sich vielfach Fragen und<br />
Probleme der Epoche sowie die dazugehörigen Lösungsansätze, welche die Genialität<br />
des Leibnizschen Denkens offenbaren.<br />
Der Briefwechsel <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz’ eröffnet nicht nur einen in seiner Breite<br />
und Qualität nahezu unvergleichlichen Einblick in die europäische Gelehrtenrepublik,<br />
sondern er zeichnet sich insbesondere auch durch eine außerordentlich globale Perspektive<br />
aus. Gerade in diesen, im geistigen wie im geographischen Sinne weltumspannenden<br />
Verbindungen und in dem unermüdlichen Versuch, aus den Aufgaben der<br />
Zeit heraus zu wirken und diese philosophisch zu durchdringen, liegt die Aktualität<br />
des Leibnizschen Denkens und Schaffens. Dieses geistige und kulturelle Erbe gilt es<br />
einerseits umfassend zu bewahren, andererseits aber immer wieder auf sein identitätsstiftendes<br />
und auch heute noch zukunftsweisendes Potential zu befragen.<br />
Als die Generalvers<strong>am</strong>mlung der Association Internationale des Académies im Jahre<br />
1901 die Académie des sciences, die Académie des Sciences morales et politiques<br />
(beide Paris) und die Preußische Akademie der Wissenschaften, in deren Nachfolge<br />
und Tradition die heutige Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften<br />
steht, mit der Vorbereitung einer wissenschaftlich fundierten und vollständigen Edi-
tion sämtlicher Schriften und Briefe <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz’ betraute, hatte wohl<br />
kaum jemand die Dimensionen dieser Unternehmung erahnt. N<strong>am</strong>en wie Hermann<br />
Diels, Wilhelm Dilthey, Adolf von Harnack und Max Planck – alles<strong>am</strong>t Mitglieder der<br />
von der Preußischen Akademie zu diesem Zweck eingesetzten Kommission – zeugen<br />
von der großen Bedeutung, welche die Preußische Akademie der Leibniz-Edition von<br />
Anfang an beigemessen hatte.<br />
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften bearbeitet heute im Rahmen<br />
der gemeins<strong>am</strong> mit der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen betreuten<br />
Ges<strong>am</strong>tausgabe die Politischen Schriften (Reihe IV) und, als bisher jüngste Reihe, die<br />
Naturwissenschaftlich-medizinisch-technischen Schriften (Reihe VIII) <strong>Gottfried</strong> Wilhelm<br />
Leibniz’. Dabei stehen die Briefe, Abhandlungen, Entwürfe, Konzepte, Exzerpte<br />
und Marginalien dieses Universalgelehrten in einem ganz engen Zus<strong>am</strong>menhang,<br />
und ohne eine fundierte Kenntnis des Briefwechsels wäre eine Edition seiner Schriften<br />
kaum möglich. Daher bildet die Erschließung der Briefe auch einen unverzichtbaren<br />
Bestandteil der Editionstätigkeit.<br />
Die Chance dafür, dieses bedeutende geisteswissenschaftliche Editionsprojekt erfolgreich<br />
zu vollenden, ist wohl selten so günstig gewesen wie jetzt. Die Aufnahme des<br />
Leibnizschen Briefwechsels in das Weltdokumentenerbe der UNESCO bestätigt uns in<br />
unserem Willen, die Akademieausgabe seiner Schriften kontinuierlich und erfolgreich<br />
fortzuführen, und sie ist uns Ehrung und Ansporn zugleich.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Stock<br />
Präsident der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der Wissenschaften
Grußwort des Präsidenten<br />
der Akademie der Wissenschaften<br />
zu Göttingen<br />
Prof. Dr. Christian Starck<br />
In der Schule habe ich zum ersten Mal den Begriff Polyhistor gehört, den ich mir<br />
nicht erklären konnte. Ich fragte den Lehrer. Dieser versuchte, mir den Begriff dadurch<br />
zu erklären, daß er Leibniz einen Polyhistor nannte, einen in vielen Wissenschaften<br />
bewanderten Gelehrten. Nun war Leibniz nicht nur ein Vielwissender, sondern ein<br />
schöpferisches Genie, das <strong>zur</strong> Vermehrung des Wissens der Menschheit selbst viel beigetragen<br />
hat. Dieses Erforschen, Erkunden, Beobachten, In-Erfahrung-bringen, was<br />
das griechische Wort historéo eigentlich bedeutet, bringt durchaus das Schöpferische<br />
zum Ausdruck, das wir bei Leibniz bewundern. Das Bemerkenswerte bei Leibniz ist<br />
nun, daß sich Theorie und Erfahrung verbinden, die verschiedenen Zweige des Wissens<br />
vernetzen und offenbar daraus die enorme Schöpferkraft erwächst, Neues zu finden<br />
und zu begründen. Er hat sich z. B. mit dem menschlichen Verstand, der Theodizee,<br />
mit den Vernunftprinzipien der Natur, mit Mathematik, der Leib-Seele-Problematik<br />
aber auch mit der Vermessung der Erde und der Organisation politischer Herrschaft<br />
beschäftigt. Seine Werke sind zumeist postum erschienen. Die Arbeitsweise von Leibniz<br />
brachte es mit sich, daß er sich von Briefen anregen ließ und selbst Briefe schreibend<br />
seine Gedanken fortentwickelte. Dieses kommunikative Denken spiegelt sich in<br />
ca. 15.000 Briefen, die er im Laufe seines Lebens an über <strong>1.</strong>000 Briefpartner schrieb.<br />
Die postum veröffentlichten Werke von Leibniz enthalten z. T. auch Briefe. Zu erwähnen<br />
sind vor allem der bereits 1717 herausgegebene Briefwechsel mit Dr. Clarke in<br />
den Jahren 1715–1716 über die Prinzipien der Naturphilosophie und der Religion und<br />
die von G. Mollat 1893 herausgegebenen Mitteilungen aus Leibnizens ungedruckten<br />
Schriften. Dort finden sich wichtige Aussagen <strong>zur</strong> politischen Theorie über das Verbot<br />
totaler Herrschaft, weil die mit Vernunft begabten Seelen von Natur und unveräußerlich<br />
frei seien. Freiheit betrachtet Leibniz nicht nur als faktisches Vermögen, vielmehr<br />
leitet er sie aus der idealen Menschennatur ab. Freiheit wird nicht positiv definiert,<br />
sondern von der Grenzlinie her verstanden, die die politische Herrschaft nicht überschreiten<br />
dürfe, ohne die Freiheit in ihrem Wesensgehalt anzutasten. In der politischen<br />
Theorie stellt Leibniz eine Brücke zwischen der Protoaufklärung der Spanier und dem<br />
späteren Zeitalter der Aufklärung dar.
Der Schatz von Leibniz’ Denken wird seit vielen Jahrzehnten gehoben, indem seine<br />
unveröffentlichten Werke entziffert, geordnet und veröffentlicht werden. Seit 1985 betreut<br />
die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im Rahmen des Akademienprogr<strong>am</strong>ms<br />
die Herausgabe der Briefe durch die Leibniz-Arbeitsstelle Hannover, die<br />
in der <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek gehütet werden. 22 Bände sind seit 1985<br />
erschienen.<br />
Die Verleihung der UNESCO-Urkunde über das Weltdokumentenerbe, das die Briefe<br />
von Leibniz darstellen, zeichnet zugleich die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen<br />
und die Mitarbeiter der Arbeitsstelle aus. Genauer gesagt, betrifft die UNESCO-<br />
Urkunde das Land Niedersachsen in doppelter Weise als Hüterin der Briefe durch die<br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek und als Muttergemeinwesen seiner Akademie<br />
der Wissenschaften, die durch die Leibniz-Arbeitsstelle das Weltdokumentenerbe der<br />
Briefe entziffert, ordnet und veröffentlicht. Leibniz war der Geburtshelfer und erste<br />
Präsident der Kurfürstlich Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften, die 1700<br />
gegründet wurde und Vorläuferin der heutigen Berlin-Brandenburgischen Akademie<br />
der Wissenschaften ist. Die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen ist ein halbes<br />
Jahrhundert später im Leibnizschen Sinne gegründet worden; sie weiß sich seinem<br />
Werk in besonderer Weise verpflichtet. Das kommt besonders in ihrem großen Vorhaben<br />
der Veröffentlichung seiner Briefe zum Ausdruck, die jetzt durch die UNESCO als<br />
Weltdokumentenerbe ausgezeichnet worden sind.<br />
Prof. Dr. Christian Starck<br />
Präsident der Akademie der Wissenschaften<br />
zu Göttingen<br />
11
Der Leibniz-Briefwechsel<br />
der <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
ist Teil des UNESCO -Weltdokumentenerbes<br />
Dr. Georg Ruppelt<br />
Direktor der<br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
Leibniz-Briefe im UNESCO-Weltdokumentenerbe<br />
Am 15. Juni 2007 informierte die Deutsche UNESCO-Kommission die Öffentlichkeit<br />
in einer Pressemitteilung darüber, dass der Briefwechsel von <strong>Gottfried</strong><br />
Wilhelm Leibniz in das Register des UNESCO-Weltdokumentenerbes aufgenommen<br />
würde. Die <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek und ihre zahlreichen<br />
Kooperationspartner nahmen diese Nachricht ebenso begeistert auf wie<br />
nationale und internationale Medien. Endlich, so lautete der Tenor zahlreicher<br />
Glückwunschschreiben aus aller Welt, werde der für viele Wissenschaften so<br />
grundlegende Universalgelehrte auch von der internationalen Öffentlichkeit in<br />
seiner Bedeutung bewusst wahrgenommen.<br />
Die Vorbereitungen für den Aufnahmeantrag hatten im Sommer 2003 begonnen.<br />
Der Direktor der Niedersächsischen Landesbibliothek (seit Januar 2005<br />
heißt sie <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek), dessen Anliegen es seit seinem<br />
Dienstantritt 2002 war, Leibniz wieder in das Bewusstsein auch einer breiteren<br />
Öffentlichkeit zu heben, beantragte bei der Deutschen UNESCO-Kommission<br />
in Bonn mit einer ausführlichen Begründung, den Leibniz-Briefwechsel <strong>zur</strong><br />
Aufnahme in das Weltdokumentenerbe vorzuschlagen. Die Entscheidung der<br />
Kommission fiel positiv für den Antrag der <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
aus und setzte sich d<strong>am</strong>it gegen einige konkurrierende Anträge durch.<br />
Der Briefwechsel<br />
Der Briefwechsel des Universalgelehrten <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz (1646–<br />
1716) bildet ein einmaliges Dokument der frühneuzeitlichen Gelehrtenrepublik.<br />
Mit rund 15.000 Briefen an etwa <strong>1.</strong>100 Korrespondenzpartner verschiedener<br />
sozialer Schichten stellt er eine unvergleichliche Informationsquelle für Wissenschaft<br />
und Kultur, Politik und Alltagsleben zwischen Barock und Aufklärung<br />
dar. Die Korrespondenz spiegelt die Annäherung Russlands an Europa in<br />
der Zeit Zar Peters I. ebenso wider wie den frühneuzeitlichen Kulturaustausch<br />
mit China oder bahnbrechende wissenschaftlich-technische Entwicklungen
Der Leibniz-Briefwechsel<br />
der Zeit. Das Themenspektrum reicht von Philosophie, Theologie und Politik<br />
über Geschichte, Mathematik, Physik bis zu Sprachwissenschaft, Medizin und<br />
Musiktheorie. Briefeschreiben hatte für Leibniz mehr als die Bedeutung, die<br />
Telefonate oder der Austausch von E-Mails heute für uns haben; es war seine<br />
Form des Kommunizierens. Wenn sehr viel später einmal Heinrich von Kleist<br />
über die „allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ schreiben wird,<br />
so mag man für Leibniz ergänzen: und beim Briefeschreiben.<br />
Dass Leibniz schreibend gedacht hat und seine Gedanken sozusagen im<br />
Fluss zu Papier brachte, macht seine nachgelassenen Papiere zu einem einmaligen<br />
Dokument für den Entstehungsprozess seiner Gedanken. Zudem hat<br />
Leibniz kein Hauptwerk geschrieben, das seine Ideen systematisch zus<strong>am</strong>menfassen<br />
würde. Seine Bemerkung gegenüber einem Briefpartner „Wer mich nur<br />
aus meinen veröffentlichten Schriften kennt, kennt mich nicht“ bestätigt, dass<br />
der Nachlass selbst sein Lebenswerk darstellt.<br />
Wie kaum ein anderer Gelehrter war Leibniz also ein Mann der Kommunikation<br />
und der Vermittlung. So wurde Hannover zum Zentrum eines weltweiten<br />
wissenschaftlichen Netzwerkes.<br />
Der Nachlass<br />
Der Nachlass Leibniz’, der sich in der nach ihm benannten Bibliothek in Hannover<br />
befindet, dürfte einer der umfangreichsten und vielseitigsten Nachlässe<br />
überhaupt sein. Unmittelbar nach Leibniz’ Tod wurde er vom englischen König<br />
Georg I. beschlagnahmt, weil dieser befürchtete, dass eventuell enthaltene politische<br />
Interna (etwa im Zus<strong>am</strong>menhang mit der englischen Thronfolge des<br />
Hauses Hannover) in die Öffentlichkeit gelangen könnten. So ist der Nachlass<br />
in seltener Geschlossenheit überliefert. Er umfasst rund 50.000 Stücke in etwa<br />
200.000 Blättern, darunter die genannten Briefe – eine schier unglaubliche Zahl<br />
für die Hinterlassenschaft eines einzelnen Menschen! Die Internationalität von<br />
Leibniz’ Denken schlägt sich schon äußerlich in der Sprache der Nachlasspapiere<br />
nieder: rund 40 % sind in Latein, rund 30 % in Französisch und rund 15 %<br />
1
Georg Ruppelt<br />
in Deutsch verfasst; einzelne Texte liegen in Englisch, Italienisch und Niederländisch<br />
vor. Der Leibniz-Nachlass ist bislang zu großen Teilen unveröffentlicht.<br />
Unter der Ägide der Göttinger und der Berlin-Brandenburgischen Akademien<br />
der Wissenschaften wird in Hannover, Münster, Berlin und Potsd<strong>am</strong> an seiner<br />
Herausgabe gearbeitet. Die größte Editionsstelle, das so genannte „Leibniz-Archiv“,<br />
ist eine Abteilung der <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek.<br />
Universelles Wissen<br />
Leibniz’ Gedankenwelt bildet eine der wichtigsten geistigen Schnittstellen, in deren<br />
Umfeld das Denken des Mittelalters und der Antike in die europäische Neuzeit<br />
vermittelt wird. Auch wenn die Rezeption seiner Ideen aufgrund des Fehlens<br />
eines publizierten Ges<strong>am</strong>twerkes bis heute erschwert wird, ist sein Einfluss auf<br />
Wissenschaft und Aufklärung des 18. Jahrhunderts außerordentlich groß. Zeitgleich<br />
mit Newton, aber unabhängig von diesem, entwickelte Leibniz die Differential-<br />
und Integralrechnung und legte d<strong>am</strong>it einen der Grundsteine moderner<br />
Mathematik und Technik. Dem Historiker Leibniz, der sich jahrzehntelang<br />
intensiv mit der Geschichte der Welfendynastie befasste, verdankt die quellenkritische<br />
Geschichtsforschung wichtige Impulse. In seiner Philosophie verband<br />
Leibniz die logische, metaphysische und wissenschaftliche Ergründung der Welt<br />
mit den moralischen Fragen der Menschheit. Sein Harmoniestreben und seine<br />
Suche nach einem Ausgleich widerstreitender Perspektiven werden nicht nur in<br />
seinem philosophischen Denken, sondern auch in seinen Bemühungen um eine<br />
Reunion der christlichen Konfessionen deutlich. Über die Grenzen der einzelnen<br />
Fächer hinaus war Leibniz eine zentrale Gestalt der wissenschaftlichen Gemeinschaft.<br />
Sein Lebenswerk verkörpert die Universalität des Wissens seiner Zeit.<br />
Weltweite Kontakte<br />
Zusätzlich zu seiner vielseitigen und internationalen Korrespondenz nutzte<br />
Leibniz seine ausgedehnten Reisen (vier Jahre Aufenthalt in Paris, ein Jahr
Der Leibniz-Briefwechsel<br />
Die Karte von Leibniz’ Korrespondenten zeigt die europäischen Ausmaße, das breite inhaltliche Spektrum<br />
seiner Korrespondenz. Der Schwerpunkt liegt dabei in den europäischen Hauptstädten London, Paris,<br />
Wien, Berlin und Dresden. (<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek)<br />
in Italien, Stationen in den Niederlanden und in England) zum Ausbau seiner<br />
weltweiten Kontakte. Leibniz’ Interesse an Harmonie, Kommunikation,<br />
Austausch und Vermittlung zwischen den Völkern, Kulturen und Religionen<br />
kommt auch in seiner Korrespondenz mit jesuitischen Missionaren in China<br />
zum Ausdruck, die sich über einen Zeitraum von 20 Jahren hinzog. In einem<br />
Brief an die Kurfürstin Sophie verglich Leibniz sich gar mit einem „Adressenbüro<br />
für China“. Über die Jesuiten in Peking arbeitete Leibniz auf einen<br />
wechselseitigen europäisch-chinesischen Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse,<br />
praktischer Erfahrungen und technischer Erfindungen hin. Beispielsweise<br />
schlug er vor, dass junge Chinesen nach Europa kommen und die<br />
Europäer unterrichten sollten. In ähnlichem Sinne bedauerte er, dass das Studium<br />
der arabischen Sprache in Europa zu wenig betrieben werde.<br />
1
Georg Ruppelt<br />
Das Memory of the World-Progr<strong>am</strong>m der UNESCO<br />
Die Eintragung in das Weltdokumentenerbe ist nicht nur eine Anerkennung<br />
der Bedeutung des Leibnizschen Briefwechsels und der Arbeit der Bibliothek.<br />
Es ist auch eine Verpflichtung im Sinne des UNESCO-Progr<strong>am</strong>ms. Dieses wurde<br />
1992 zum Erhalt des dokumentarischen Erbes der Menschheit ins Leben gerufen.<br />
Mit dem Weltdokumentenerbe soll ein umfassendes digitales Netzwerk<br />
mit ausgewählten herausragenden Zeugnissen des Menschheitsgedächtnisses<br />
geschaffen werden: wertvolle Buchbestände, Handschriften, Partituren, Bild-,<br />
Ton- und Filmdokumente – Unikate eben. Das Progr<strong>am</strong>m verfolgt drei Hauptziele,<br />
deren Durchsetzung und Verwirklichung den Träger-Institutionen der<br />
Dokumente obliegt:<br />
<strong>1.</strong> Erhalt des Weltdokumentenerbes mit den geeigneten Techniken; dies kann<br />
durch direkte praktische Hilfe, Information, Beratung und Förderung der<br />
Aus- und Fortbildung geschehen.<br />
2. Allgemeiner Zugang zum dokumentarischen Erbe; dies beinhaltet die Förderung<br />
von digitalisierten Kopien und Katalogen im Internet sowie von Veröffentlichungen<br />
und deren Verbreitung. Öffentlicher Zugang in physischer,<br />
digitaler oder anderer Form soll stark gefördert werden.<br />
3. Weltweit soll das Bewusstsein für die Bedeutung und Bedrohung des dokumentarischen<br />
Erbes gestärkt werden. Schutz und Zugang sollen sich gegenseitig<br />
ergänzen: Zugang verstärkt das Bewusstsein für die Dringlichkeit des<br />
Erhaltes und Schutzes des dokumentarischen Erbes.<br />
Nach der Aufnahme des Leibniz-Briefwechsels ist Deutschland nunmehr mit<br />
zehn Einträgen im MoW-Register vertreten (vgl. www.unesco.de/mow-deutschland):<br />
1999 wurden die historischen Bestände des Phonogr<strong>am</strong>marchivs bei der<br />
Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin anerkannt. 2001 k<strong>am</strong>en hinzu:
Der Leibniz-Briefwechsel<br />
Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks um 1450 (gemeins<strong>am</strong> aufgenommen<br />
mit der koreanischen Buchdruckerfindung von 1377), der literarische Nachlass<br />
Goethes, Beethovens 9. Sinfonie, die die Musikgeschichte nachhaltig beeinflusst<br />
hat, und Fritz Langs Stummfilmklassiker „Metropolis“ von 1925/26 als<br />
filmische Umsetzung eines architektonischen Zukunftsbildes der Stadt. 2003<br />
wurden die Reichenauer Handschriften aus ottonischer Zeit in das Register aufgenommen,<br />
2005 dann die Hausmärchen der Brüder Grimm und als gemeins<strong>am</strong>er<br />
<strong>am</strong>erikanisch-deutscher Beitrag die Waldseemüllerkarte von 1507 der<br />
Library of Congress, Washington. Als Gemeinschaftsnominierung mit Ungarn,<br />
Belgien, Frankreich, Italien und Österreich wurde die berühmte Renaissance-<br />
Bibliothek des Mathias Corvinus (Bibliotheca Corviniana) 2005 in das Register<br />
aufgenommen, 2007 dann befürwortete das internationale Beraterkomitee<br />
die Aufnahme des Leibniz-Briefwechsels. Mit dem Weltdokumentenerbe-Progr<strong>am</strong>m<br />
der UNESCO wird in gewisser Weise eine Forderung von Leibniz selbst<br />
weltweit anerkannt, nämlich die Forderung, S<strong>am</strong>mlungen wie Archive und Bibliotheken<br />
als Schatzk<strong>am</strong>mern des Geistes und des Menschheitsgedächtnisses<br />
ein<strong>zur</strong>ichten. Seine eigenen Worte über den Nutzen einer Bibliothek bringen<br />
gewissermaßen auch das Ziel des MoW-Projekts auf den Punkt:<br />
„Der Nutzen einer auserlesenen Bibliothek kann nicht in Zweifel gezogen<br />
werden. Man findet darin gleichs<strong>am</strong> einen Auszug dessen, so Gott und der<br />
menschliche Verstand gewirket.“<br />
1
Leibniz-Handschriften
Leibniz an Otto von Guericke<br />
17. August 1671<br />
LBr 341 Bl. 11r<br />
Leibniz, Akademie-Ausgabe, Reihe II, Bd. 1, 2. Aufl. 2006.<br />
Transkription<br />
1
Leibniz-Handschriften
Leibniz an Isaac Newton<br />
7./17. März 1693<br />
LBr 684 Bl. 1r<br />
Leibniz, Akademie-Ausgabe, Reihe III, Bd. 5, 2003.<br />
Transkription<br />
21
Leibniz-Handschriften
Leibniz an Kurfürstin Sophie Charlotte von Brandenburg<br />
27. April (7. Mai) 1699<br />
LBr 389 Bl. 140r<br />
Leibniz, Akademie-Ausgabe, Reihe I, Bd. 17, 200<strong>1.</strong><br />
Transkription<br />
2
Leibniz-Handschriften
Leibniz an Joachim Bouvet<br />
15. Februar 1701<br />
LBr 728 Bl. 96r<br />
Leibniz, Akademie-Ausgabe, Reihe I, Bd. 19, 2005.<br />
Transkription<br />
2
Die <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek –<br />
Niedersächsische Landesbibliothek (GWLB)<br />
Die GWLB ist eine moderne Regionalbibliothek mit bedeutenden historischen<br />
Beständen. Zu ihrem wertvollsten Besitz gehören Handschriften, die bis in das<br />
achte Jahrhundert <strong>zur</strong>ückreichen, Nachlässe, alte Drucke und Sonders<strong>am</strong>mlungen.<br />
Hofbibliothek<br />
Eine über dreihundertjährige Entwicklung führt von der 1665 gegründeten Hofbibliothek<br />
des Welfenhauses über die Königliche und Provinzialbibliothek <strong>zur</strong><br />
Landes- und Forschungsbibliothek des 2<strong>1.</strong> Jahrhunderts, die ihren heutigen N<strong>am</strong>en<br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek im Jahr 2005 erhielt.<br />
Zwei Millionen Medien<br />
Als eine der zentralen Wissenschafts-, Kultur- und Bildungseinrichtungen Niedersachsens<br />
stellt sich die GWLB den Herausforderungen der modernen Informationswelt.<br />
Mit einem Bestand von fast zwei Millionen Medien, über 7.500 Zeitschriften<br />
und ausgestattet mit neuester Informationstechnologie gehört sie zu<br />
den bedeutendsten Bibliotheken in Norddeutschland.<br />
Kulturgeschichte<br />
Ihre alten Bücher, Zeitungen und Zeitschriften bilden einen hervorragenden<br />
Fundus an Quellenwerken <strong>zur</strong> Wissenschafts- und Kulturgeschichte seit dem<br />
Mittelalter.<br />
Leibniz-Nachlass<br />
Zu ihren wertvollsten Beständen gehört der Nachlass des Universalgelehrten<br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz (1646–1716), der vier Jahrzehnte in Hannover<br />
wirkte und neben seinen vielen Aufgaben bei Hofe auch die Bibliothek leitete.<br />
In der Bibliotheksabteilung Leibniz-Archiv werden die Manuskripte aus<br />
seinem umfangreichen Nachlass im Auftrag der Göttinger Akademie der Wissenschaften<br />
ediert. 2007 nahm die UNESCO den 15.000 Briefe umfassenden<br />
Briefwechsel, den Leibniz mit rund <strong>1.</strong>100 Personen, darunter viele Gelehrte<br />
und Fürsten, geführt hatte, als zehnten deutschen Beitrag in das Weltdokumentenerbe<br />
auf.<br />
Pflichtexemplarrecht<br />
Als Regionalbibliothek s<strong>am</strong>melt, archiviert und erschließt die GWLB im Rahmen<br />
ihres gesetzlichen Auftrags (Pflichtexemplarrecht seit 1737) alle in Niedersach-
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
sen erscheinenden Publikationen, neben Büchern auch Zeitungen, Zeitschriften<br />
und andere Drucksachen. Ebenso wird das Schrifttum über Niedersachsen umfassend<br />
ges<strong>am</strong>melt, in der Niedersächsischen Bibliographie verzeichnet und im<br />
Internet weltweit <strong>zur</strong> Verfügung gestellt.<br />
Geisteswissenschaften<br />
Als wissenschaftliche Allgemeinbibliothek und Informationszentrum versorgt die<br />
GWLB alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. Ihre S<strong>am</strong>melschwerpunkte<br />
liegen im Bereich der Geisteswissenschaften, insbesondere in der Philosophie<br />
und der Geschichte.<br />
Kulturprogr<strong>am</strong>m<br />
Mit ihrem breit gefächerten Kulturprogr<strong>am</strong>m, mit Ausstellungen, Vorträgen,<br />
Lesungen, Bücherfesten ebenso wie mit wissenschaftlichen und allgemeinbildenden<br />
Tagungen leistet die GWLB einen Beitrag <strong>zur</strong> kulturellen Identität Niedersachsens<br />
und verbindet dabei Tradition und Moderne.<br />
Aus- und Fortbildung<br />
Die Abteilung „Zentrum für Aus- und Fortbildung“ plant, koordiniert und organisiert<br />
landesweit die Ausbildung der Nachwuchskräfte für Bibliotheks- und<br />
Informationseinrichtungen sowie die Fortbildung in diesem Bereich.<br />
Leseförderung<br />
Hier ist auch die „Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen an der <strong>Gottfried</strong><br />
Wilhelm Leibniz Bibliothek“ angesiedelt. Sie veranstaltet Seminare für Multiplikatoren<br />
und unterstützt die Bildung von Lese-Netzwerken in Norddeutschland.<br />
Kulturelle Einrichtungen<br />
Mehrere eigenständige kulturelle Einrichtungen haben ihren Sitz in der GWLB,<br />
so der Landesverband Niedersachsen des Deutschen Bibliotheksverbandes (DBV),<br />
der die Interessen der öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken vertritt,<br />
die internationale Leibniz-Gesellschaft und der Freimaurerische Bibliotheksverein,<br />
der den Bestand alter und neuer Literatur <strong>zur</strong> Geschichte der Freimaurerei in<br />
Deutschland und Europa ausbaut und die wissenschaftliche Forschung <strong>zur</strong> Freimaurerei<br />
fördert.<br />
Freunde und Förderer<br />
Von großer Bedeutung für die GWLB ist der 2003 gegründete gemeinnützige<br />
Verein der Freunde und Förderer der <strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek e.V.<br />
(www.gwlb-freunde.de).<br />
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Gestaltung:<br />
DPP Designbüro Peter Pohl<br />
Vallstedt<br />
Fotos:<br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
Hannover<br />
Peter Pohl, Vallstedt<br />
Reproduktionen:<br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
Hannover<br />
Texte:<br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
Hannover<br />
© <strong>2008</strong><br />
<strong>Gottfried</strong> Wilhelm Leibniz Bibliothek<br />
Waterloostraße 8<br />
30169 Hannover<br />
Telefon 051<strong>1.</strong>1267-0<br />
www.gwlb.de<br />
Niedersächsisches Ministerium<br />
für Wissenschaft und Kultur<br />
Leibnizufer 9<br />
30169 Hannover<br />
www.mwk.niedersachsen.de