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106 Brandschutz 11/99 - gussasphalt.de

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Gussasphalt – Eine neue Betrachtungsweise<br />

zum vorbeugen<strong>de</strong>n<br />

baulichen <strong>Brandschutz</strong><br />

Dipl.-Ing. Walter Peffekoven, Sankt Augustin<br />

Vorbemerkung<br />

Bauliche Anlagen müssen – nach <strong>de</strong>n allgemeinen<br />

Grundsätzen <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sbauordnung – so angeordnet,<br />

beschaffen und für ihre Benutzung geeignet<br />

sein, dass Brän<strong>de</strong> möglichst nicht entstehen.<br />

Falls doch ein Brand entsteht, darf er sich<br />

nicht ausbreiten. Wirksame Löscharbeiten müssen<br />

möglich sein. Mensch und Tier müssen gefahrlos<br />

gerettet wer<strong>de</strong>n können.<br />

Gussasphalt ist ein aus natürlich vorkommen<strong>de</strong>n<br />

Stoffen zusammengesetzter Baustoff,<br />

bestehend aus 6 – 8 Gew.-% Bitumen (Bin<strong>de</strong>mittel)<br />

und 90 – 92 Gew.-% mineralischen Zuschlagstoffen<br />

(Splitt-Sand-Füller). Er wird bekanntermaßen<br />

im Straßenbau, im Bereich <strong>de</strong>r Abdichtung<br />

von lngenieurbauwerken sowie als baufortschrittsbeschleunigen<strong>de</strong>r<br />

Estrich im Hochbau,<br />

hier z.B. im Industriebau, in Tiefgaragen, auf<br />

Park<strong>de</strong>cks aber auch im Wohnungsneubau und in<br />

<strong>de</strong>r Altbausanierung, eingesetzt.<br />

Beim Einsatz von Gussasphaltestrichen im<br />

Hochbau wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Vergangenheit gelegentlich<br />

Be<strong>de</strong>nken von Seiten <strong>de</strong>r Auftraggeber aber<br />

auch von Baugenehmigungsbehör<strong>de</strong>n geäußert,<br />

Gussasphaltestriche auch in Bereichen zuzulassen,<br />

in <strong>de</strong>nen nach Bauvorschriften ausschließlich<br />

nichtbrennbare Baustoffe <strong>de</strong>r Klasse A nach DIN<br />

4102 zu verwen<strong>de</strong>n sind.<br />

Dies gilt im beson<strong>de</strong>ren im Hinblick auf bauliche<br />

Anlagen beson<strong>de</strong>rer Art und Nutzung wie<br />

Garagen, Gaststätten, Versammlungsstätten und<br />

Hochhäuser, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Gussasphaltestrich als<br />

direkt genutzter Bo<strong>de</strong>nbelag eingesetzt wird.<br />

Brandverhalten von Gussasphalt<br />

Der Baustoff Gussasphalt<br />

– besteht zu mehr als 90 Gew.-% aus nichtbrennbaren<br />

Mineralstoffen<br />

– entspricht nach DIN 4102 <strong>de</strong>r Baustoffklasse B 1<br />

schwer entflammbar<br />

Diese „ungünstige“ Einstufung ist mit bedingt<br />

durch das Prüfverfahren, bei <strong>de</strong>m eine senkrecht<br />

aufgehangene Asphaltplatte von 25 x 100<br />

cm im unteren Drittel beflammt und die Restlänge<br />

zur Beurteilung <strong>de</strong>s Verhaltens gewertet<br />

wird. Gussasphalt ist ein viskoelastischer Bau-<br />

stoff, <strong>de</strong>r bei direkter Beflammung weich wird<br />

und zwangsläufig abtropft – aber nicht abbrennt.<br />

– ist beständig gegen Schweißfunken o<strong>de</strong>r glimmen<strong>de</strong><br />

Partikel und kann kurzfristig auch hohen<br />

Temperaturen (z.B. kochen<strong>de</strong>m Wasser )<br />

ausgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Zahlreiche Brandscha<strong>de</strong>nsereignisse <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

sowie Praxisbrandversuche anerkannter<br />

Institute und zum Teil auch Gutachten bestätigen,<br />

dass sich Gussasphalt als nicht brennbar erweist<br />

und auch nicht zu einer Brandausbreitung<br />

beiträgt [1].<br />

Gussasphaltestriche bewirken im Brandfall<br />

keine Brandfortleitung o<strong>de</strong>r eine nennenswerte<br />

Temperaturweiterleitung in benachbarte Räume,<br />

so dass diese als Fluchträume genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

können (trotz hoher Temperaturen im Brandraum<br />

bleibt <strong>de</strong>r Gussasphalt in Nebenräumen<br />

handwarm und nutzbar).<br />

Je nach Brandintensität können zwar Anteile<br />

<strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>mittels verkoken, das Feuer griff bisher<br />

aber nie auf an<strong>de</strong>re Bauteile über. Selbst bei<br />

Brandkatastrophen, z.B. brennen<strong>de</strong> Autos auf Asphaltstraßen,<br />

sind keine Fälle bekannt, in <strong>de</strong>nen<br />

Asphalt gebrannt hat.<br />

Brandversuche<br />

Am Institut für Baustoffkun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r TH<br />

Braunschweig wur<strong>de</strong>n bereits im Jahr<br />

1953 Brandversuche nach DIN 4102<br />

durchgeführt. Im Blatt 3 ist ein Nachweis<br />

<strong>de</strong>r „Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit von<br />

Dachein<strong>de</strong>ckungen aus Dachpappe gegen<br />

Flugfeuer und strahlen<strong>de</strong> Wärme“<br />

beschrieben. Die Gussasphaltplatten<br />

bestan<strong>de</strong>n nicht nur diese Prüfung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch weitergehen<strong>de</strong> Beanspruchungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen mit Benzin<br />

übersprühtes Sägemehl und Hobelspäne<br />

auf Gussasphaltplatten abgebrannt<br />

wur<strong>de</strong>n [2]. Der Gussasphalt hat zu keiner<br />

Zeit gebrannt, er war nur an einigen<br />

Stellen durch die 21 Minuten dauern<strong>de</strong><br />

Brandbeanspruchung fleckig gewor<strong>de</strong>n.<br />

Son<strong>de</strong>rdruck<br />

A<strong>106</strong><br />

Planung von<br />

<strong>Brandschutz</strong>maßnahmen<br />

Bei <strong>de</strong>r Planung von <strong>Brandschutz</strong>maßnahmen<br />

in Gebäu<strong>de</strong>n sind unter an<strong>de</strong>rem<br />

folgen<strong>de</strong> Regelwerke zu beachten:<br />

DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen<br />

und Bauteilen<br />

DIN V 18230 Baulicher <strong>Brandschutz</strong> im<br />

Industriebau<br />

Baurichtlinien <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />

Für die Herstellung und Verlegung von<br />

Gussasphaltestrichen gelten:<br />

VOB Verdingungsordnung für<br />

Bauleistungen<br />

DIN 182<strong>99</strong> Allgemeine Regelungen<br />

für Bauarbeiten je<strong>de</strong>r Art<br />

DIN 18354 Gussasphaltarbeiten


1 2<br />

(1) Holzlast, mit <strong>de</strong>r erfahrungsgemäß<br />

eine Raumtemperatur<br />

entsprechend<br />

<strong>de</strong>r „Einheitstemperatur-<br />

Kurve“ (mind. 800 °C) erreicht<br />

wird. (2) Feuer beginnt<br />

Brandraum zu füllen.<br />

(3) Gussasphaltestrich<br />

nach Entfernen <strong>de</strong>r verkohlten<br />

Brandlast – begehbar<br />

und nutzbar. (4)<br />

Abbruch <strong>de</strong>s Gussasphaltestrichs<br />

zur Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

Dämmplatten – keine Beschädigung<br />

an <strong>de</strong>n<br />

Fesco ® Board-Dämmplatten.<br />

3<br />

4<br />

Ähnliche Ergebnisse<br />

konnten 1964<br />

bei Versuchen durch<br />

die Branddirektion<br />

<strong>de</strong>r Stadt München<br />

auf <strong>de</strong>m Hof einer<br />

Gussasphaltfirma beobachtet<br />

wer<strong>de</strong>n [3].<br />

Auch in Holland<br />

wur<strong>de</strong>n 1979 auf<br />

Asphalt umfangreiche<br />

Brandversuche<br />

durchgeführt, die<br />

ebenfalls zeigten,<br />

dass <strong>de</strong>r Asphaltbelag<br />

<strong>de</strong>n Brandverlauf<br />

nicht för<strong>de</strong>rt [4].<br />

Im Jahr 1<strong>99</strong>3<br />

hatte die Beratungsstelle<br />

für Gussasphaltanwendung<br />

e.V. Naturbrandversuche im<br />

Brandversuchsgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Forschungsstelle für<br />

<strong>Brandschutz</strong>technik an <strong>de</strong>r Universität Karlsruhe<br />

(TH) durchführen lassen. Hierbei wur<strong>de</strong>n in einem<br />

Raum auf schwimmend, d. h. auf Wärmedämmschichten,<br />

verlegtem Gussasphaltestrich Feuer<br />

entfacht, bei <strong>de</strong>nen die Einheitstemperaturkurve,<br />

d. h. Lufttemperaturen von min<strong>de</strong>stens 800 °C,<br />

erreicht wur<strong>de</strong>. Nach einem 30-minütigen Raumvollbrand<br />

wur<strong>de</strong>n an Thermoelementen auf <strong>de</strong>m<br />

Gussasphaltestrich Temperaturen bis 400 °C gemessen.<br />

In <strong>de</strong>m durch eine aufgestän<strong>de</strong>rte F-90-<br />

Wand abgetrennten Raum wies <strong>de</strong>r Gussasphaltestrich<br />

eine Temperatur von lediglich 25 °C auf.<br />

Nach <strong>de</strong>n Löscharbeiten war <strong>de</strong>r Gussasphaltestrich<br />

im Brandraum nur in <strong>de</strong>r Oberfläche ge-<br />

Beispiel: Eignung von Gussasphalt als direkt genutzter<br />

Estrich in Tiefgaragen<br />

Gussasphalt ist eine hohlraumfreie, dichte Masse, mit <strong>de</strong>r geschlossene, dichte<br />

Estriche hergestellt wer<strong>de</strong>n, die flüssigkeits-, dampf- und sogar gasdicht<br />

sind. Sie entsprechen damit auch <strong>de</strong>r Verordnung über <strong>de</strong>n Bau und Baubetrieb<br />

von Garagen – z. B. die GarVO <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen (Ausgabe<br />

1<strong>99</strong>0). In § 10 Wän<strong>de</strong>, Pfeiler, Stützen und Decken heißt es:<br />

(5) Fußbo<strong>de</strong>nbeläge von Einstellplätzen, Verkehrsflächen und befahrenen<br />

Dächern müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen (A) bestehen. Die Verwendung<br />

von schwerentflammbaren Baustoffen (B1) ist zulässig, wenn sie eine<br />

glatte und dichte Oberfläche haben.<br />

Dies trifft für Gussasphaltestriche zu. Sie erfüllen mit ihren Eigenschaften<br />

gleichzeitig die For<strong>de</strong>rung in §10:<br />

(6) Fußbö<strong>de</strong>n müssen undurchlässig gegen Flüssigkeiten sein.<br />

Beratungsstelle für Gussasphaltanwendung e.V.<br />

Dottendorfer Straße 86 · 53129 Bonn<br />

Tel.: 0228 2398<strong>99</strong> · Fax: 0228 2393<strong>99</strong><br />

info@<strong>gussasphalt</strong>.<strong>de</strong> · www.<strong>gussasphalt</strong>.<strong>de</strong><br />

ringfügig verän<strong>de</strong>rt und konnte sofort wie<strong>de</strong>r begangen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r brandschutztechnischen Beurteilung<br />

<strong>de</strong>s Gutachtens wird abschließend festgestellt:<br />

,,Der Verwendung von Gussasphalt-Estrichen<br />

stehen daher in allen Bereichen von Hochbauten<br />

(zum Beispiel Bauten beson<strong>de</strong>rer Art o<strong>de</strong>r Nutzung<br />

wie Versammlungsstätten, Hochhäusern,<br />

Tiefgaragen, Park<strong>de</strong>cks usw.) brandschutztechnisch<br />

keine Be<strong>de</strong>nken entgegen. Die Versuche haben<br />

ergeben, dass Gussasphalt-Estriche auch in<br />

Flucht- und Rettungswegen ohne Einschränkungen<br />

von Evakuierungsmaßnahmen und die Einleitung<br />

von Brandbekämpfungsmaßnahmen in <strong>de</strong>r<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Zeit sicher zu benutzen sind“ [5].<br />

Umweltverhalten<br />

Gussasphalt ist wie je<strong>de</strong>r Asphalt zu 100% wie<strong>de</strong>rverwertbar<br />

und entspricht somit auch abfallrechtlich<br />

<strong>de</strong>m Trend <strong>de</strong>r Zeit. Selbst nach einem<br />

Großbrand (Totalscha<strong>de</strong>n) in einem Möbelhaus in<br />

einer süd<strong>de</strong>utschen Großstadt konnten fast 90%<br />

<strong>de</strong>r 6000 m 2 Gussasphaltestrich umwelt- und <strong>de</strong>ponieraumschonend<br />

wie<strong>de</strong>rverwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies war durch einen entsprechend sorgfältig geplanten<br />

Rückbau mit entsprechen<strong>de</strong>r Baustofftrennung<br />

<strong>de</strong>r Brandruine möglich.<br />

Gussasphalt enthält we<strong>de</strong>r Teer noch Phenole;<br />

nachteilige Auswirkungen auf Gesundheit und<br />

Umwelt treten nicht auf.<br />

<br />

Literaturhinweise:<br />

[1] Gutachterliche Stellungnahme Nr.16929848 <strong>de</strong>s Instituts<br />

für Baustoffkun<strong>de</strong> und Stahlbetonbau <strong>de</strong>r<br />

Technischen Universität Braunschweig<br />

[2] Neumann, H.: „Zur Frage <strong>de</strong>r Trittschalldämmung,<br />

<strong>de</strong>r Wärmedämmung und <strong>de</strong>s Feuerschutzes bei<br />

Asphaltbo<strong>de</strong>nbelägen im Hochbau“, Bitumen<br />

5/1953<br />

[3] Mäckle, K.: „Protokoll über Brandversuche an<br />

Hart<strong>gussasphalt</strong> im Werkhof <strong>de</strong>r Deutschen Asphalt<br />

GmbH, München, 1964<br />

[4] Peffekoven, W.: „Feuerbeständigkeit von Asphalt“,<br />

Bitumen 6/1979, S. 188 (Kurzfassung eines<br />

holländischen Berichtes aus Asfalt, 2/1979,S.47)<br />

[5] Prof. Dipl.-lng. E. Achilles: <strong>Brandschutz</strong>technisches<br />

Gutachten vom 15.10.1<strong>99</strong>3, Beratungsstelle für<br />

Gussasphaltanwendung e.V., Bonn, Heft 29/1<strong>99</strong>4<br />

DIE DEUTSCHE<br />

BAUINDUSTRIE<br />

Hauptverband <strong>de</strong>r Deutschen Bauindustrie e.V.<br />

Bun<strong>de</strong>sfachabteilung Gussasphalt<br />

Kurfürstenstraße 129 · 10785 Berlin<br />

Tel.: 030 21286-263 · Fax: 030 21286-297<br />

verkehrswegebau@bauindustrie.<strong>de</strong><br />

A <strong>106</strong>.<strong>11</strong>/<strong>99</strong>

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