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Ausgabe 6 - GSI

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<strong>GSI</strong>-MAGAZIN<br />

<strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung<br />

Den Nachwuchs fördern<br />

<strong>Ausgabe</strong> Nr. 6<br />

April 2011<br />

Das <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum unterstützt mit seiner Beteiligung an einer Vielzahl von Projekten die Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses bereits in der Schule. Ob in unserem eigenen Schülerlabor oder durch Beteiligung an extern organisierten<br />

Projekten – im Vordergrund steht, die Schülerinnen und Schüler für die spannende Physik zu begeistern.<br />

Lesen Sie mehr auf den Seiten 2, 4, 5 und 6


target<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

NACHRICHTEN<br />

die Förderung von wissenschaftlichem<br />

Nachwuchs zählt zu unseren wichtigsten<br />

Aufgaben und kann gar nicht früh genug<br />

beginnen. Denn die Schüler von heute sind<br />

die Diplomanden und Doktoranden von<br />

morgen. Um diesem Ziel gerecht zu werden,<br />

unterstützt <strong>GSI</strong> auf vielfältige Weise<br />

Aktivitäten für junge Menschen. Ob im<br />

Schülerlabor, in Grundschulprojekten, bei<br />

Schnuppertagen oder in Großveranstaltungen<br />

wie der Vortragsreihe Saturday<br />

Morning Physics der TU Darmstadt – <strong>GSI</strong><br />

ist dabei und zeigt, wie spannend die physikalische<br />

Forschung sein kann.<br />

Sogar echte Messdaten aus dem ALICE-Experiment<br />

können die Kinder und Jugendlichen<br />

bei <strong>GSI</strong> auswerten und so die Arbeit<br />

eines Physikers hautnah miterleben. Über<br />

diese Vielzahl von Projekten berichten wir<br />

umfassend in unserer sechsten <strong>Ausgabe</strong><br />

von „target“.<br />

Ebenso wichtig ist es uns, dass die Nachwuchswissenschaftler<br />

von <strong>GSI</strong> und unseren<br />

Partner-Universitäten in ihrer Forschungsarbeit<br />

die nötige Unterstützung erhalten.<br />

In zwei Interviews mit Doktoranden zeigt<br />

sich, wie erfolgreich <strong>GSI</strong> dabei gewesen ist.<br />

Unsere Partner-Institute in Japan unterstützen<br />

wir nach den Schäden durch Erdbeben<br />

und Tsunami, indem wir ihren Diplomanden,<br />

Doktoranden und Postdocs<br />

die Möglichkeit anbieten, ihre Arbeiten bei<br />

<strong>GSI</strong> fertigzustellen.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />

Horst Stöcker<br />

Wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />

Seite 2<br />

Neues Schülerlabor am <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum eröffnet<br />

Ministerialdirigent Martin Günther vom Hessischen Kultusministerium im Gespräch mit zwei Schülerinnen,<br />

die bei der Eröffnung des BASIC-Schülerlabors bei <strong>GSI</strong> die Experimente präsentierten.<br />

Seit Montag, dem 8. November 2010,<br />

hat das <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum ein weiteres<br />

Schülerlabor. Ministerialdirigent<br />

Martin Günther vom Hessischen Kultusministerium<br />

eröffnete das Schülerlabor<br />

BASIC in einer Festveranstaltung. In<br />

dem neuen Schülerlabor können Schüler<br />

selbstständig Experimente zu Radioaktivität<br />

und Strahlung durchführen. Es<br />

richtet sich an Schüler der 9. und 10.<br />

Jahrgangsstufe verschiedener Schulformen<br />

und ergänzt das Angebot des bestehenden<br />

Schülerlabors EXPERT, das<br />

sich an Oberstufenschüler richtet.<br />

„Die Schülerlabore stellen eine enorme<br />

Bereicherung des Schulunterrichts<br />

dar. Wir begrüßen die Initiative und<br />

das Engagement außerschulischer Einrichtungen<br />

wie <strong>GSI</strong>, bei der Ausbildung<br />

unserer Kinder mitzuwirken und gleichzeitig<br />

Wege für den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs zu bereiten“, sagte Ministerialdirigent<br />

Martin Günther, Leiter der<br />

Abteilung „Allgemein bildende Schulen<br />

und Internationale Angelegenheiten“<br />

des Hessischen Kultusministeriums.<br />

„Die <strong>GSI</strong>-Schülerlabore bieten Versuche<br />

an, die in der Schule gar nicht durchführbar<br />

sind, da sie zu aufwändig sind oder<br />

weil die entsprechenden Mittel fehlen“,<br />

so Dr. Axel Gruppe, der Pädagogische<br />

Leiter des <strong>GSI</strong>-Schülerlabors und Lehrer<br />

am Lessing-Gymnasium in Frankfurt.<br />

„Wir sind sehr froh, dass wir mit dem<br />

neuen BASIC-Labor nun unser Angebot<br />

auch für Schüler mittlerer Jahrgangsstufen<br />

ausbauen konnten.“ Gemeinsam<br />

mit Schülern des Lessing-Gymnasiums<br />

präsentierte Axel Gruppe bei der Eröffnung<br />

die neuen Experimente. Die Schüler<br />

können mehr über die verschiedenen<br />

radioaktiven Strahlungsarten erfahren,<br />

Abschirmtechniken erforschen und natürliche<br />

radioaktive Strahlungsquellen<br />

untersuchen.<br />

Die Versuche des BASIC-Labors richten<br />

sich im Schwierigkeitsgrad an Schüler<br />

der 9. Jahrgangsstufe des Gymnasiums<br />

bzw. der 10. Jahrgangsstufe von Real-<br />

und Gesamtschulen. Das bereits seit<br />

2004 bestehende Schülerlabor (ab sofort<br />

EXPERT-Labor) wurde bereits von<br />

9.000 Schülern besucht. Es richtet sich<br />

vorrangig an Schüler der Oberstufe. Ein<br />

vierköpfi ges Lehrer-Team unter der pädagogischen<br />

Leitung von Dr. Axel Gruppe<br />

betreut die teilnehmenden Schulklassen<br />

an drei Wochentagen. Das BASIC-Labor<br />

und das EXPERT-Labor sind in denselben<br />

Räumlichkeiten untergebracht und<br />

werden im Wechsel betrieben.<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6


Erste Sitzungen von FAIR-<br />

Kommitees<br />

Die FAIR GmbH gewinnt an Fahrt – zwei<br />

Unterarbeitsgruppen des FAIR Councils<br />

nahmen ihre Arbeit auf:<br />

Am 2. Februar 2011 fand die erste Sitzung<br />

des FAIR Administrative and Finance<br />

Committees (AFC) unter der Leitung<br />

von Professor Örjan Skeppstedt,<br />

Universität Stockholm, statt, der bereits<br />

vor der Gründung der FAIR GmbH Vorsitzender<br />

der Arbeitsgruppe für Administrative<br />

and Finance Issues (AFI) war.<br />

Alle Empfehlungen für den FAIR Council<br />

wurden einstimmig beschlossen.<br />

Am 10. Februar 2011 tagte zum ersten<br />

Mal das FAIR In-Kind Review Board<br />

(IKRB), dessen Aufgabe die Etablierung<br />

und Verfolgung der Sachbeiträge, insbesondere<br />

zur FAIR-Beschleunigeranlage,<br />

ist. Der bisherige Vorsitzende Dr. Horst<br />

Wenninger vom CERN wurde auch hier<br />

im Amt bestätigt. Das IKRB wird eng mit<br />

dem existierenden FAIR Machine Advisory<br />

Committee zusammenarbeiten.<br />

Zypries bei FAIR und <strong>GSI</strong><br />

Am 3. Februar 2011 besuchte Brigitte<br />

Zypries, Bundestagsabgeordnete für<br />

den Wahlkreis Darmstadt, FAIR und<br />

<strong>GSI</strong>, um sich ein Bild vom aktuellen<br />

Stand des FAIR-Projektes und der FAIR<br />

GmbH zu machen. Frau Zypries, die zum<br />

Zeitpunkt der Bewilligung von FAIR Mitglied<br />

der Bundesregierung war, sagte im<br />

Rahmen ihres Besuches weitere Unterstützung<br />

zu.<br />

Stehend v.l.n.r.: Cornelia Wolff, Konstantin<br />

Gavras, Hermann Kolb, Karlheinz Langanke;<br />

Sitzend v.l.n.r.: Hartmut Eickhoff, Brigitte<br />

Zypries, Simone Richter.<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6<br />

Vietnamesische Delegation<br />

besucht <strong>GSI</strong><br />

Pham Vu Luan, Minister des vietnamesischen<br />

Ministeriums für Bildung und Ausbildung (l.),<br />

Horst Stöcker, Wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />

von <strong>GSI</strong> (m.) und Rafael Reißer, Mitglied des<br />

hessischen Landtages.<br />

Am 2. November 2010 besuchte Pham<br />

Vu Luan, Minister des MOET (Vietnamesisches<br />

Ministerium für Bildung und<br />

Ausbildung), das <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum.<br />

Nach einer kurzen Vorstellung der<br />

Forschungsumgebung am <strong>GSI</strong> erhielt<br />

Pham Vu Luan durch einen anschließenden<br />

Rundgang durch die Beschleunigeranlagen<br />

einen persönlichen Eindruck<br />

von der <strong>GSI</strong>-Forschungsanlage. Begleitet<br />

wurde Minister Pham Vu Luan von<br />

einer Delegation hochrangiger Mitglieder<br />

aus dem vietnamesischen Bildungs-<br />

und Wirtschaftssektor.<br />

<strong>GSI</strong>-Veröffentlichung in<br />

den Highlights 2010<br />

Die wissenschaftliche Publikation „Development<br />

and performance evaluation<br />

of a dynamic phantom for biological<br />

dosimetry of moving targets“ von Alexander<br />

Gemmel und Koautoren aus dem<br />

Jahr 2010 wurde in die Highlights des<br />

Jahres 2010 der Fachzeitschrift „Physics<br />

in Medicine and Biology“ gewählt. Die<br />

Highlights sind eine besondere Sammlung<br />

von Publikationen, die die Breite<br />

der herausragenden Arbeiten zeigt, die<br />

im letzten Jahr in „Physics in Medicine<br />

and Biology“ veröffentlicht wurden. Bei<br />

der Arbeit handelt es sich um eine Studie<br />

zur Bestrahlung eines beweglichen<br />

Phantoms, die zur Entwicklung einer<br />

Behandlung von bewegten Tumoren<br />

beigetragen hat. Die Studie wurde mit<br />

Unterstützung von Siemens Healthcare<br />

durchgeführt.<br />

target<br />

Erdbeben und Flutwelle –<br />

Unterstützung für Japan<br />

Erschüttert haben wir die schrecklichen<br />

Naturkatastrophen in Japan verfolgt.<br />

Unsere Freunde und Kollegen<br />

an den betroffenen japanischen Partnerlaboratorien<br />

haben nach bisheriger<br />

Kenntnis keine Opfer zu beklagen.<br />

Die teilweise erheblichen Schäden an<br />

Beschleunigern und Detektorsystemen<br />

haben <strong>GSI</strong> jedoch veranlasst,<br />

jungen Wissenschaftlern aus Japan<br />

bei der Fortführung von Doktor- und<br />

Diplomarbeiten zu helfen: Studierenden<br />

und auch Postdocs wird ein<br />

rascher Einstieg in wissenschaftliche<br />

Projekte bei <strong>GSI</strong> und FAIR angeboten,<br />

auf Wunsch kann eine gemeinsame<br />

Promotion an unseren Partneruniversitäten<br />

ermöglicht werden.<br />

Kontakt: Dr. Kei Sugita<br />

k.sugita@gsi.de<br />

Koreanischer Vizeminister<br />

Kim bei <strong>GSI</strong><br />

Der Vizeminister des koreanischen Ministeriums<br />

für Bildung, Wissenschaft<br />

und Technologie, Professor Chang Kyung<br />

Kim, hat am Montag, den 17. Januar<br />

2011 mit einer Delegation <strong>GSI</strong> besucht.<br />

Korea plant die Errichtung des Wissenschaftsparks<br />

„International Science and<br />

Business Belt“ (ISBB). Eine Beschleuniger-<br />

und Experimentieranlage für die<br />

Forschung mit Ionenstrahlen soll dabei<br />

Bestandteil werden. In Diskussionen mit<br />

dem Technischen Geschäftsführer von<br />

<strong>GSI</strong>, Dr. Hartmut Eickhoff, zeigten sich<br />

die Besucher besonders interessiert an<br />

einer Kooperation auf dem Feld der Detektorentwicklung<br />

und -produktion.<br />

Vizeminister Chang Kyung Kim (sitzend 2. v.<br />

l.) mit seiner Delegation führte Gespräche mit<br />

<strong>GSI</strong>-Geschäftsführer Hartmut Eickhoff (sitzend<br />

Mitte).<br />

Seite 3


target NACHRICHTEN<br />

Junge Forscher – wer wir sind und was wir tun –<br />

Ein Pilotprojekt an der Pestalozzischule in Frankfurt-Riederwald<br />

In einem gemeinsamen Pilotprojekt der<br />

Stiftung Polytechnische Gesellschaft,<br />

des <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrums, der Doktorandenschule<br />

HGS-HIRe (Helmholtz<br />

Graduate School for Hadron and Ion<br />

Research) und der Pestalozzischule in<br />

Frankfurt-Riederwald haben Physikstudenten<br />

und Doktoranden Drittklässler<br />

der Pestalozzischule für Naturwissenschaften<br />

und Technik begeistert. In<br />

drei Unterrichtseinheiten führten sie<br />

gemeinsam mit zwei dritten Klassen der<br />

Pestalozzischule Experimente zum Verständnis<br />

von kleinen Teilchen und Teilchenbeschleunigern<br />

durch. Die jungen<br />

Wissenschaftler forschen alle am <strong>GSI</strong><br />

Helmholtzzentrum. Rund 40 Drittklässler<br />

erfuhren von ihnen, was ein Forscher<br />

ist, was er fragt, wie er forscht, denkt<br />

und mit welchen Themen sich ein Physiker<br />

befasst. Der Unterricht wurde von<br />

einer Lehrkraft begleitet.<br />

Zuvor fand ein Briefwechsel zwischen<br />

den Grundschülern und Wissenschaftlern<br />

statt. Die Studierenden und Doktoranden<br />

stellten sich vor, erläuterten,<br />

was sie an der Physik fasziniert, und beschrieben,<br />

was sie am <strong>GSI</strong> erforschen.<br />

In einem Antwortbrief stellten sich die<br />

Schüler vor und formulierten erste Fragen<br />

an die Studierenden. Diese Fragen<br />

wurden in den ersten Unterrichtsstunden<br />

von den jungen Forschern aufgegriffen.<br />

Mit einem einfachen Experi-<br />

Aus Knete und durchsichtigen Plastikrohren entsteht das Beschleunigermodell.<br />

Seite 4<br />

Unterrichtseinheit in der Pestalozzischule - die Drittklässler bauen einen Kreisbeschleuniger.<br />

ment erfuhren Schüler mehr über kleine<br />

Teilchen und die Forschungsthemen der<br />

Studierenden. In weiteren Unterrichtseinheiten<br />

bauten die Studierenden gemeinsam<br />

mit den Kindern ein einfaches<br />

Modell eines Teilchenbeschleunigers.<br />

Das Experiment ist speziell entwickelt<br />

worden, um den Kindern auf spielerische<br />

Weise eine Beschleunigeranlage<br />

zu erklären.<br />

Zum Abschluss des Projekts am Montag,<br />

den 15. November 2010 besuchten<br />

die Schüler gemeinsam mit ihren<br />

Eltern das <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum und<br />

erhielten eine Führung durch die Großforschungsanlage.<br />

So lernten Kinder<br />

und Eltern den Arbeitsplatz der jungen<br />

Forscher kennen und bekamen einen<br />

direkten Einblick in den Betrieb einer<br />

großen Forschungseinrichtung.<br />

Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft<br />

und das <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum<br />

möchten die Naturwissenschaften<br />

stärker in die Grundschulen tragen.<br />

Dabei steht der persönliche Kontakt<br />

zwischen jungen Wissenschaftlern und<br />

den Schülern im Vordergrund. Die jungen<br />

Physiker sollen ihre Begeisterung<br />

im Gespräch und gemeinsamen Experimentieren<br />

auf die Kinder übertragen<br />

und ihnen eine Vorstellung von der<br />

komplexen wissenschaftlichen Forschung<br />

an einer Großforschungsanlage<br />

vermitteln.<br />

Die Pestalozzischule eignet sich besonders<br />

für das Pilotprojekt „Junge Forscher<br />

- wer wir sind und was wir tun“,<br />

da die Schule einen hohen Anteil an<br />

Schülern aus bildungsungewohnten Elternhäusern<br />

verzeichnet. Insbesondere<br />

die Kinder, die in ihrem Umfeld keinen<br />

Kontakt zu Wissenschaftlern haben,<br />

sollen auf diesem Weg für Naturwissenschaften<br />

und Technik begeistert<br />

werden.<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6


Saturday Morning Physics 2010 bei <strong>GSI</strong><br />

Zum 13. Mal hatten am Samstag, dem<br />

4. Dezember 2010, wieder knapp 300<br />

Oberstufenschüler aus ganz Hessen<br />

die Gelegenheit, einen Einblick in die<br />

aktuelle physikalische Forschung am<br />

<strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum zu erhalten. In<br />

Rundgängen durch die <strong>GSI</strong>-Anlagen<br />

erkundeten die Schüler die Teilchenbeschleuniger<br />

sowie Experimente aus<br />

Kernphysik, Atomphysik, Biophysik,<br />

Plasmaphysik und Materialforschung.<br />

Die Veranstaltungsreihe „Saturday<br />

Staatssekretär aus USA hält<br />

Vortrag bei <strong>GSI</strong> zur künftigen<br />

Energieversorgung<br />

Der Staatssekretär des Energieministeriums<br />

der USA Steven Koonin (U.S.<br />

Department of Energy/Under Secretary<br />

for Science) hielt am 30. November<br />

2010 bei <strong>GSI</strong> einen Vortrag über die<br />

amerikanische Strategie zur zukünftigen<br />

Energieversorgung. Er sprach unter<br />

anderem über Anreizsysteme und Umsetzungskonzepte,<br />

damit technologische<br />

Innovationen für eine sichere und<br />

umweltfreundliche Energieversorgung<br />

im großen Maßstab umgesetzt werden<br />

können. Der Vortrag fand im Rahmen<br />

des wöchentlichen <strong>GSI</strong>-Kolloquiums<br />

statt, bei dem Fachleute aus Wissenschaft<br />

und Technik über aktuelle Entwicklungen<br />

in unterschiedlichen Fachgebieten<br />

berichten.<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6<br />

Morning Physics“ ist ein Projekt der<br />

Physikalischen Fakultät der TU Darmstadt.<br />

Sie fi ndet jährlich statt und hat<br />

zum Ziel, das Interesse junger Menschen<br />

an Physik zu stärken. In Vorträgen<br />

und Experimenten an aufeinanderfolgenden<br />

Samstagen erfahren<br />

die Schüler Aktuelles aus der physikalischen<br />

Forschung an der Universität.<br />

Der Besuch am <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum<br />

ist die einzige Exkursion, die innerhalb<br />

der Reihe stattfi ndet.<br />

target<br />

Nobelpreisträger Ketterle<br />

spricht bei <strong>GSI</strong><br />

Im Rahmen der Physics Days des Extreme<br />

Matter Institutes (EMMI), das im<br />

Rahmen der Helmholtz-Allianz „Cosmic<br />

Matter in the Laboratory“ gegründet<br />

wurde, war Nobelpreisträger Wolfgang<br />

Ketterle am 4. November 2010 beim<br />

<strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum zu Gast. In einem<br />

einstündigen Kolloquiumsvortrag<br />

berichtete er über seine aktuelle Forschung<br />

und die Zukunftsplanung. Ketterle<br />

erhielt den Nobelpreis im Jahr 2001<br />

für die Erzeugung von Bose-Einstein-<br />

Kondensaten in verdünnten Gasen aus<br />

Alkaliatomen und für frühe grundsätzliche<br />

Studien über die Eigenschaften der<br />

Kondensate. Er ist assoziierter Partner<br />

von EMMI.<br />

Nobelpreisträger Ketterle (l.) im Gespräch mit<br />

Peter Braun-Munzinger, Leiter von EMMI.<br />

Neues Aufsichtsratmitglied Oda Keppler besucht <strong>GSI</strong><br />

In der Leitung des Referats 712 „Forschungseinrichtungen<br />

der naturwissenschaftlichen<br />

Grundlagenforschung“ in<br />

der Unterabteilung „Großgeräte und<br />

Grundlagenforschung, Sonderaufgabe<br />

ESFRI“ am Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung und damit als Mitglied<br />

im <strong>GSI</strong>-Aufsichtsrat, der am 14.<br />

Dezember 2010 tagte, hat Ministerialrätin<br />

Oda Keppler die Nachfolge von Ministerialrat<br />

Dr. Jan Grapentin angetreten.<br />

Bei einem Besuch am 13. Dezember<br />

2010 erhielt Frau Keppler einen Überblick<br />

über Forschung und Infrastruktur<br />

des <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrums. Sie führte<br />

viele Gespräche mit Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen<br />

<strong>GSI</strong>-Forschungsbereichen<br />

und besichtigte ausführlich die <strong>GSI</strong>-Anlagen.<br />

Neben den Experimentierplätzen<br />

und der Beschleunigeranlage besuchte<br />

sie das Detektorlabor, das SMD-Labor,<br />

die Magnetteststände, das Targetlabor<br />

sowie die Werkstätten, wo sie sich von<br />

den Arbeiten der Auszubildenden beeindruckt<br />

zeigte.<br />

Oda Keppler besichtigt mit Reinhard Lotz, dem<br />

Leiter des <strong>GSI</strong>-Kontruktionsbüros, die mechanische<br />

Werkstatt.<br />

Seite 5


target<br />

NACHRICHTEN<br />

Schüler werten ALICE-Experimentdaten aus –<br />

Masterclass-Veranstaltung bei <strong>GSI</strong><br />

Masterclass-Schülerinnen bei der Auswertung der am CERN-Beschleuniger genommenen ALICE-Messdaten<br />

im <strong>GSI</strong>-Rechenzentrum.<br />

Am 8. März 2011 waren 30 Schüler<br />

eingeladen, am <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum<br />

eigenständig unter fachgerechter<br />

Anleitung von Wissenschaftlern aktuelle<br />

Messdaten zu analysieren. Die<br />

Schüler erhielten eine Einführung in<br />

die Forschung, besichtigten das <strong>GSI</strong>-<br />

Experiment HADES und stellten zum<br />

Abschluss des Forschungstags ihre<br />

Ergebnisse auf Englisch in einer Videokonferenz<br />

den Teilnehmern aus anderen<br />

Forschungseinrichtungen vor.<br />

Die analysierten Daten stammen aus<br />

dem Schwerionenexperiment ALI-<br />

CE am LHC-Beschleuniger des CERN,<br />

Schweiz, und wurden in Proton-Proton-Kollisionen<br />

bei 900 Gigaelektronenvolt<br />

Schwerpunktsenergie auf-<br />

Schülerinnen Schnuppertage 2010<br />

Am 2. November 2010 konnten Mädchen<br />

im Rahmen der Schülerinnen<br />

Schnuppertage in der Abteilung Materialforschung<br />

Ionenkanäle in Materialproben<br />

ausätzen und unter dem Rasterelektronenmikroskop<br />

untersuchen.<br />

Die Schnuppertage ermöglichen jungen<br />

Frauen einen intensiven Einblick in technische<br />

und naturwissenschaftliche Studiengänge.<br />

genommen. <strong>GSI</strong> ist am Bau und am<br />

wissenschaftlichen Programm des<br />

Schwer ionen-Experiments ALICE maßgeblich<br />

beteiligt. Ein großer Teil der<br />

Messdaten wird von den Forschern am<br />

<strong>GSI</strong>-Rechenzentrum ausgewertet.<br />

Die von <strong>GSI</strong> und der Doktorandenschule<br />

HGS-HIRe getragene Veranstaltung<br />

fand im Rahmen der so genannten<br />

Masterclass 2011 statt. Die<br />

Masterclass bietet bereits zum siebten<br />

Mal rund 6.000 Schülern in 24 Ländern<br />

die Möglichkeit, nahegelegene<br />

Universitäten oder Forschungszentren<br />

zu besuchen und von den Wissenschaftlern<br />

einen Einblick in Themen<br />

und Arbeitsweisen moderner Forschung<br />

zu erhalten.<br />

Academia Europaea tagt<br />

am <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum<br />

Die Sektion „Physics and Engineering<br />

Sciences“ der Academia Europaea hat<br />

am 25. und 26. März 2011 bei <strong>GSI</strong> getagt.<br />

Die Academia Europaea ist eine<br />

wissenschaftliche Gesellschaft, die unter<br />

anderem zum Ziel hat, Bildung, Lehre<br />

und Forschung in allen Wissenschaftsbereichen<br />

zu fördern. Die Mitgliedschaft<br />

wird durch Einladung an europäische<br />

Wissenschaftler nach Vorschlag<br />

einer Gutachterkommission erworben.<br />

Momentan hat die Gesellschaft rund<br />

2.000 Mitglieder, unter ihnen 38 Nobelpreisträger.<br />

Der <strong>GSI</strong>-Geschäftsführer<br />

Horst Stöcker und der <strong>GSI</strong>-Forschungsdirektor<br />

Karlheinz Langanke empfi ngen<br />

das Gremium mit Chairman Lászlo Pál<br />

Csernai von der Universität Bergen,<br />

Norwegen.<br />

<strong>GSI</strong>-Geschäftsführer Horst Stöcker (3. v. r.) und<br />

<strong>GSI</strong>-Forschungsdirektor Karlheinz Langanke (r.)<br />

begleiten Lászlo Pál Csernai (2. v. l.) und die<br />

Mitglieder der Academia Europaea auf einen<br />

Rundgang durch <strong>GSI</strong>.<br />

Neue Technologietransfer-<br />

Webseite<br />

Das Technologietransfernetzwerk der<br />

Hochenergie- und Kernphysikinstitute<br />

(TTN-HEP), welches am 10. April 2008<br />

vom CERN Council als Projekt ins Leben<br />

gerufen wurde, hat eine neue Webseite.<br />

Auf der Seite präsentiert sich das TTN<br />

und stellt Technologien und Serviceangebote<br />

der HEP-Institute vor. Es werden<br />

Technologien einzelner Institute sowie<br />

gemeinsame Technologieprojekte präsentiert.<br />

Ziel der Webseite ist es, über<br />

die technologischen Weiterentwicklungen<br />

der Hochenergiephysik und ihre<br />

möglichen Anwendungen in der Industrie<br />

zu informieren.<br />

Kontakt: www.heptech.org<br />

Seite 6 <strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6


INTERVIEW<br />

Youssef el Hayek ist 32 Jahre<br />

alt. Im Libanon studierte<br />

er Mathematik, anschließend<br />

studierte er Physik an<br />

der TU Darmstadt. Seit 2010<br />

promoviert er als Stipendiat<br />

der Helmholtz-Doktorandenschule<br />

HGS-HIRe am<br />

<strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum und<br />

der Goethe-Universität<br />

Frankfurt.<br />

Herr el Hayek, was ist das Thema Ihrer Doktorarbeit?<br />

Meine Arbeit ist in die Forschung für FAIR eingebettet. Für die<br />

neue Beschleunigeranlage werden hohe Teilchenströme bzw.<br />

Intensitäten im Boosterbetrieb des <strong>GSI</strong>-Ringbeschleunigers<br />

benötigt. Strahlverluste führen zu einem Druckanstieg und<br />

damit zu weiteren Strahlverlusten im Beschleuniger. Ich versuche<br />

durch Maschinenexperimente direkt am Beschleuniger<br />

die Teilchenströme und Intensitäten zu optimieren bzw. die<br />

Verluste zu verringern. Meinen Freunden erkläre ich immer,<br />

dass wir eine Maschine bauen, die wahrscheinlich komplizierter<br />

ist als eine Mondlandung.<br />

Wie haben Sie sich auf das Leben in Deutschland vorbereitet?<br />

Ich habe schon im Libanon eine Sprachschule besucht. Dort<br />

hat man auch viel Wert auf die formalen Dinge wie etwa<br />

Behördengänge gelegt. Sie können sich sicherlich vorstellen,<br />

dass es einfacher ist seinen Führerschein zu beantragen,<br />

wenn man auch das Beamten-Deutsch versteht. Neben einem<br />

dreimonatigen Sprachkurs in Deutschland haben mir auch<br />

mei ne deutschen Freunde geholfen mich schnell hier einzuleben.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie während Ihrer Zeit in Deutschland<br />

gemacht?<br />

Aus meiner Sicht gibt es eigentlich kaum Unterschiede in der<br />

Mentalität zwischen Deutschen und Libanesen. Pünktlichkeit<br />

und Präzision gehören zu den Deutschen. Libanesen sind viel<br />

lockerer. Allerdings muss ich sagen, mir gefällt hier alles bis<br />

auf das Wetter. Da haben wir im Libanon mehr Sonne. Was<br />

die Arbeit betrifft fühle ich mich hier integriert und sehr wohl.<br />

Gibt es etwas, worauf Sie sich in naher Zukunft sehr freuen?<br />

Wenn alles gut geht fahre ich diese Jahr noch auf die IPAC<br />

2011, die zweite International Particle Accelerator Conference<br />

im September in Spanien, oder die CERN-Schule in Griechenland.<br />

Was hat sie zum Physik-Studium inspiriert?<br />

Nach der theoretischen Mathematik wollte ich wissen, was wir<br />

nicht über die Welt wissen, in der wir jeden Tag leben!<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6<br />

target<br />

INTERVIEW<br />

Giovanna Martino ist 29<br />

Jahre alt. Ihr Bachelor-<br />

Studium in Physik und ihren<br />

Master of Science in<br />

Biomedizinischer Physik<br />

erwarb sie an der Universität<br />

Turin, Italien. Seit 2008<br />

promoviert sie im Rahmen<br />

des PARTNER-Projekts in<br />

der Abteilung Biophysik des<br />

<strong>GSI</strong> Helmholtzzentrums.<br />

Frau Martino, was ist das Thema Ihrer Doktorarbeit?<br />

Ich bin Doktorandin im Rahmen des Europäischen Marie-Curie-Projekts<br />

PARTNER (Particle Training Network for European<br />

Radiotherapy). Meine Arbeit bei <strong>GSI</strong> konzentriert sich auf die<br />

Charakterisierung von Ionenstrahlen aus Lithium und Sauerstoff<br />

und wie sie in der Strahlentherapie eingesetzt werden<br />

könnten.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie in Deutschland gemacht?<br />

Natürlich sind die Unterschiede zwischen Deutschen und Italienern<br />

vom Einzelnen abhängig und nicht verallgemeinerbar.<br />

Bei Wetter und Essen zeigen sich aber dann doch große Unterschiede.<br />

Am Tag meiner Ankunft beispielsweise hat mich mein<br />

Betreuer am Flughafen abgeholt und lud mich direkt in den<br />

Biergarten ein. Er bestellte Würstchen und Bier für uns beide.<br />

Mit so einer großen Portion Bier hatte ich allerdings nicht gerechnet<br />

und gab mein Bestes, um nicht gleich den ersten Eindruck<br />

von mir zu vermasseln! Eines kann man aber sagen, die<br />

Deutschen sind entspannter und lässiger als die Italiener.<br />

Was hat Sie bewogen nach Deutschland zu kommen?<br />

In meinem letzten Jahr an der Universität Turin erhielt ich<br />

durch das Leonardo-Projekt ein Stipendium, mit dem ich meine<br />

Diplomarbeit bei <strong>GSI</strong> machen konnte. Mein Professor in<br />

Italien arbeitete bereits mit <strong>GSI</strong> zusammen, so hat sich alles<br />

optimal entwickelt. Als ich zu <strong>GSI</strong> gekommen bin, konnte ich<br />

kein Deutsch, wusste also in dieser Hinsicht nicht was mich<br />

erwartet – aber es war eine sehr spannende Erfahrung.<br />

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?<br />

Als Marie-Curie-Studentin besuche ich viele europäischen<br />

Ver anstaltungen, die sich mit der Partikeltherapie beschäftigen.<br />

Und nehme an Konferenzen teil, die für meine Forschung<br />

und Doktorarbeit wichtig sind. Das Arbeiten bei <strong>GSI</strong> bietet mir<br />

eine großartige Chance mein Wissen auf motivierende und<br />

spannende Art und Weise zu vertiefen. Ich habe viele Aufgaben,<br />

die mich berufl ich wachsen lassen. Ich hätte es berufl ich<br />

wie privat vermisst bei <strong>GSI</strong> zu arbeiten, denn hier habe ich<br />

neben meinem Mann Fabio noch viele weitere wunderbare<br />

Menschen kennengelernt.<br />

Seite 7


target<br />

Seite 8<br />

FORSCHUNG<br />

Mit der Ionenfalle SHIPTRAP haben Wissenschaftler<br />

bei <strong>GSI</strong> mit höchster Präzision<br />

die Massenunterschiede bestimmter<br />

Atomkerne gemessen, die für einen sehr<br />

seltenen radioaktiven Zerfallsprozess in<br />

Frage kommen. So konnten sie mit dem<br />

Isotop Gadolinium-152 den bislang am<br />

besten geeigneten Atomkern bestimmen,<br />

um durch seinen Zerfall in anderen<br />

zukünftigen Experimenten neue Erkenntnisse<br />

über Neutrinos zu gewinnen.<br />

Eine der Grundfragen der Kosmologie ist,<br />

warum es nach dem Urknall mehr Materie<br />

als Antimaterie gab, so dass außer<br />

bloßer Strahlung überhaupt etwas übrig<br />

geblieben ist, um Galaxien, Sterne, Planetensysteme,<br />

Lebewesen und schließlich<br />

unsere eigene Existenz zu ermöglichen.<br />

Das Verständnis hierzu ist mit den<br />

Eigenschaften von Neutrinos verbunden.<br />

Neutrinos sind Elementarteilchen,<br />

die auch als Geisterteilchen bezeichnet<br />

werden, da sie nur extrem schwach mit<br />

der uns bekannten „gewöhnlichen“<br />

Materie in Wechselwirkung treten und<br />

diese nahezu ungehindert durchdringen.<br />

Dementsprechend sind noch viele Eigenschaften<br />

von Neutrinos unbekannt.<br />

So wird zum Beispiel vermutet, dass ein<br />

Neutrino sein eigenes Antiteilchen sein<br />

könnte (sog. Majorana-Fermion), ein<br />

noch niemals beobachtetes Phänomen.<br />

Neutrinos entstehen natürlicherweise in<br />

bestimmten radioaktiven Zerfällen von<br />

Atomkernen. Beim radioaktiven Zerfall<br />

wandelt sich ein Atomkern, der Mutterkern,<br />

in einen anderen, den Tochterkern,<br />

um. Ein möglicher Nachweis, ob das<br />

Neutrino sein eigenes Antiteilchen ist,<br />

wäre die Beobachtung einer bestimmten<br />

radioaktiven Zerfallsart, des so genannten<br />

neutrinolosen Doppel-Elektroneneinfangs.<br />

Bei diesem sehr seltenen<br />

Zerfallsprozess werden zwei Elektronen<br />

aus der Hülle von Protonen im Atomkern<br />

eingefangen und es entstehen normalerweise<br />

zwei Neutrinos. Wenn nun das<br />

Neutrino mit seinem Antiteilchen identisch<br />

wäre, würde kein Neutrino ausgesendet<br />

werden, deshalb die Bezeichnung<br />

neutrinolos.<br />

Dieser neutrinolose Zerfallsprozess ist allerdings<br />

experimentell, wenn überhaupt,<br />

nur nachweisbar, wenn die Masse des<br />

Mutterkerns zwar größer ist als die des<br />

Tochterkerns, sich dabei aber so gering<br />

wie möglich unterscheidet. Um auch<br />

noch geringste Massenunterschiede<br />

messen zu können, benutzten Wissenschaftler<br />

die Ionenfalle SHIPTRAP. Mit<br />

SHIPTRAP können die Wissenschaftler<br />

Massen mit so hoher Genauigkeit messen,<br />

dass sie theoretisch nachweisen<br />

könnten, ob in einem voll beladenen<br />

Jumbo-Jet ein Passagier eine 1 Euro-<br />

Münze im Portemonnaie hat oder nicht.<br />

Mit SHIPTRAP untersuchten die Wissenschaftler<br />

nun systematisch die Massen<br />

von möglichen Atomkernen, um den<br />

besten Kandidaten für den neutrinolosen<br />

Doppel-Elektroneneinfang zu bestimmen.<br />

Sie fanden heraus, dass das Gadolinium-Isotop<br />

mit der Massenzahl 152<br />

(Gadolinium-152), welches in das Isotop<br />

Samarium-152 zerfällt, der zurzeit vielversprechendste<br />

Kandidat ist. Es ist somit<br />

das geeignete Isotop, um in zukünftigen<br />

Neutrino-Experimentaufbauten<br />

Das Bild zeigt die Penning-Falle des<br />

SHIPTRAP-Experiments. Durch ein parallel zum<br />

Rohr angelegtes Magnetfeld werden die einfl<br />

iegenden Ionen auf eine Spiralbahn im Rohr<br />

gezwungen, anhand deren Frequenz die Masse<br />

bestimmt werden kann.<br />

DEN NEUTRINOS AUF DER SPUR<br />

Messung von Atomkernmassen mit höchster Präzision am SHIPTRAP-Experiment bei <strong>GSI</strong><br />

wie zum Beispiel in Gran Sasso, Italien,<br />

untersucht zu werden mit dem Ziel, bei<br />

dessen Zerfall erstmalig die Vernichtung<br />

zweier Neutrinos nachzuweisen.<br />

Über die Messung der Halbswertszeit<br />

von Gadolinium-152, die im Bereich von<br />

10 26 Jahren liegt, ließen sich auch Grenzen<br />

für die Masse der Neutrinos bestimmen.<br />

Erst seit kurzem ist bekannt, dass<br />

Neutrinos überhaupt eine Masse haben,<br />

die allerdings sehr klein ist und noch nie<br />

direkt gemessen werden konnte. Der<br />

Ansatz über den Zerfall von Gadolinium-152<br />

Informationen über die Masse<br />

der Neutrinos zu erhalten, ist komplementär<br />

zu anderen Experimentaufbauten<br />

in der Helmholtz-Gemeinschaft wie<br />

KATRIN am KIT in Karlsruhe.<br />

An den Experimenten bei <strong>GSI</strong> waren<br />

unter Federführung des Max-Planck-Instituts<br />

in Heidelberg 17 Wissenschaftler<br />

aus 11 Instituten beteiligt: Max-Planck-<br />

Institut für Kernphysik, Heidelberg,<br />

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg,<br />

<strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung,<br />

Darmstadt, Ernst-Moritz-<br />

Arndt-Universität, Greifswald, Institute<br />

for Theoretical and Experimental Physics<br />

Moskau, Russland, PNPI Gatchina, St.<br />

Petersburg, Russland, Helmholtz-Institut<br />

Mainz, Johannes Gutenberg-Universität<br />

Mainz, St. Petersburg State University,<br />

Russland, Joint Institute for Nuclear Research,<br />

Dubna, Russland, Comenius University<br />

Bratislava, Slowakei, Technische<br />

Universität Dresden.<br />

Wissenschaftlicher Kontakt:<br />

Michael Block, <strong>GSI</strong><br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6


target FORSCHUNG<br />

Die bei <strong>GSI</strong> entwickelte Krebstherapie<br />

mit Ionenstrahlen zeichnet sich durch<br />

hohe Heilungsraten und geringe Nebenwirkungen<br />

aus und ist seit gut einem<br />

Jahr im Routineeinsatz. Die Wirkung<br />

von Ionenstrahlen hängt nicht nur<br />

von der Beschaffenheit des Tumors ab,<br />

sondern darüber hinaus auch von der<br />

genetischen Voraussetzung und den<br />

Lebensumständen eines Patienten. Wissenschaftler<br />

haben am <strong>GSI</strong> nun erstmals<br />

Proben von lebenden menschlichen<br />

Tumorgewebeschnitten mit Ionen bestrahlt,<br />

um dies systematisch zu erforschen.<br />

Langfristiges Ziel ist es, die schon<br />

jetzt sehr wirkungsvolle Therapie mit<br />

Ionenstrahlen so weiter zu entwickeln,<br />

dass die Bestrahlungsdosis auf den Tumor<br />

und außerdem individuell für jeden<br />

Patienten optimal eingestellt werden<br />

kann. Eine derartige Behandlung wäre<br />

ein neuer Ansatz, denn bislang werden<br />

bei Strahlentherapien vor allem die Beschaffenheit<br />

und die Position des Tumors<br />

berücksichtigt. Darüber hinaus können<br />

Wissenschaftler mit Hilfe von Gewebeschnitten<br />

schnell und effektiv die Wirkung<br />

von Ionenstrahlen auf verschiedene<br />

Tumorarten untersuchen und somit<br />

neue Anwendungsgebiete erschließen.<br />

Die Untersuchungen sind nur deshalb<br />

möglich, weil es an der Universität<br />

Frankfurt erstmals gelungen ist, Proben<br />

von bestimmten menschlichen Tumoren<br />

herzustellen. Das von Patienten<br />

entnommene Tumorgewebe wird dabei<br />

so präpariert, dass es über Wochen am<br />

Leben bleibt. Weil diese Proben weitgehend<br />

den natürlichen Begebenheiten<br />

im Patienten entsprechen, können die<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6<br />

Wissenschaftler bei der Bestrahlung Effekte<br />

beobachten, die auch bei der Behandlung<br />

von Patienten auftreten. Insbesondere<br />

möchten die Wissenschaftler<br />

herausfi nden, wie die durch Strahlung<br />

getroffenen Zellen auf ihre benachbarten<br />

Zellen wirken, den so genannten<br />

Bystander-Effekt. Dies ist bei bisherigen<br />

Testverfahren mit gezüchteten Zellkulturen<br />

oder in Tierversuchen nur sehr eingeschränkt<br />

möglich.<br />

„Jeder Tumor reagiert unterschiedlich<br />

auf Strahlung: manche sind empfi ndlicher,<br />

stellen das Wachstum ein oder gehen<br />

zu Grunde, andere sind resistenter<br />

und werden von der Therapie nicht beeinträchtigt.<br />

Die Wirkung ist außerdem<br />

von Patient zu Patient verschieden“,<br />

sagt Professor Marco Durante, Leiter<br />

der Abteilung Biophysik bei <strong>GSI</strong>. „Die<br />

Bestrahlung und Auswertung der Gewebeproben<br />

von Patienten bietet uns die<br />

Möglichkeit das herauszufi nden. Mit diesem<br />

Wissen könnten die behandelnden<br />

Ärzte die Tumortherapie auf jeden einzelnen<br />

Patienten individuell optimieren.“<br />

Menschliches Gewebe wird häufi g während<br />

einer Operation gewonnen. Eine<br />

neue Methode ermöglicht es nun, diese<br />

Gewebekulturen für mehrere Wochen<br />

im Labor am Leben zu halten. „Diese so<br />

genannten Gewebeschnittkulturen stellen<br />

ein Testsystem für biologische Untersuchungen<br />

dar, da in ihnen nicht die Zelle<br />

einzeln, sondern in ihrer natürlichen<br />

Umgebung, das heißt in der Umgebung<br />

von anderen Zellen betrachtet werden<br />

kann“, so Professor Ingo Bechmann, der<br />

das Verfahren an der Charité und der<br />

Eingefärbte Zellen eines Gewebeschnitts eines<br />

menschlichen Tumors (grün: wachsende Zellen,<br />

blau: Zellkerne).<br />

ZUKUNFT DER TUMORTHERAPIE<br />

Proben von lebendem menschlichem Tumorgewebe erstmals mit Ionen bestrahlt<br />

Universität Frankfurt mitentwickelt hat<br />

und inzwischen Professor an der Universität<br />

Leipzig ist. Die Idee, diese Schnittkulturen<br />

für die Forschung bei <strong>GSI</strong> einzusetzen,<br />

hatte der Frankfurter Arzt und<br />

Kurator der Senckenbergstiftung Dr.<br />

Kosta Schopow.<br />

Die wissenschaftlichen Arbeiten wurden<br />

bei <strong>GSI</strong>, der Goethe-Universität Frankfurt<br />

und dem Frankfurt Institute for<br />

Advanced Studies (FIAS) durchgeführt.<br />

Gefördert wird das Projekt durch die<br />

Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung und<br />

die Margarete und Herbert Puschmann-<br />

Stiftung, die u. a. zwei Doktorandenstellen<br />

und die Anschaffung wesentlicher<br />

Messapparaturen fi nanzierten.<br />

Wissenschaftlicher Kontakt:<br />

Marco Durante, <strong>GSI</strong><br />

Experimenteller Aufbau am Linearbeschleuniger<br />

des <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrums. Die Gewebeproben<br />

befi nden sich in den in einem Magazin<br />

aufgereihten Petrischalen. Mit einem Greifarm<br />

werden diese nacheinander zur Bestrahlung in<br />

den Strahlengang gehoben.<br />

Seite 9


target WISSENSCHAFT<br />

FORSCHUNG<br />

DYNAMISCHES VAKUUM<br />

Warum leer nicht wirklich leer bleibt<br />

Für die Experimente mit Ionenstrahlen<br />

am <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum beschleunigen<br />

die Wissenschaftler geladene Atome,<br />

so genannte Ionen, mithilfe eines<br />

Teilchenbeschleunigers und lassen sie<br />

auf Materialproben prallen. Um dabei<br />

hohe Aufprallenergien zu erzielen, verwenden<br />

sie häufi g schwere Ionen, beispielweise<br />

Uran-Ionen. Der Ladungszustand<br />

der Ionen kann unterschiedlich<br />

sein und hängt davon ab, wie viele Elektronen<br />

um den Kern des Atoms kreisen.<br />

Damit der Ionenstrahl im Beschleuniger<br />

nicht verloren geht, herrscht dort ein Vakuum<br />

(siehe Infobox auf Seite 11).<br />

Bisher werden am <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum<br />

Uran-Ionen mit einem meistens<br />

sehr hohen Ladungszustand (U 73+ )<br />

beschleunigt. Die im Rahmen des FAIR-<br />

Projekts geplante Steigerung der Intensitäten<br />

um den Faktor 100 erfordert<br />

jedoch die Verwendung von mittleren<br />

Ladungszuständen (U 28+ ), da sich die<br />

hochgeladenen Uran-Ionen aufgrund<br />

ihrer Ladung zu stark gegenseitig abstoßen<br />

und so die maximale Teilchendichte<br />

im Strahl begrenzen.<br />

Im Jahr 2001 wurden in Vorgriff auf das<br />

FAIR-Projekt erstmals Uran-Ionen mit<br />

mittlerem Ladungszustand im Kreisbeschleuniger<br />

des <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrums<br />

Seite 10<br />

beschleunigt. Dabei trat ein zunächst<br />

überraschender Effekt zu Tage. Je mehr<br />

Uran-Ionen in den Beschleuniger eingebracht<br />

wurden, desto größer waren die<br />

Strahlverluste während des Beschleunigungsvorgangs.<br />

Bald darauf wurde das<br />

sogenannte dynamische Vakuum als Ursache<br />

des Phänomens identifi ziert.<br />

Die Beschleunigung von schweren Ionen<br />

mit mittleren Ladungszuständen birgt<br />

das Problem, dass, je niedriger der La-<br />

Vakuum zeichnet sich in erster Linie dadurch<br />

aus, dass nichts da ist.<br />

dungszustand eines Ions ist (also je mehr<br />

Elektronen um den Atomkern kreisen),<br />

desto höher ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass ein Strahlion mit einem übrig gebliebenen<br />

Teilchen im Vakuum – einem<br />

sogenannnten Restgasteilchen – zusammenstößt<br />

und dabei seinen Ladungszustand<br />

ändert. Das Strahlion kann sowohl<br />

Elektronen von einem Restgasteilchen<br />

einfangen und damit seine eigene Ladung<br />

reduzieren, als auch eigene Elektronen<br />

bei dieser Kollision verlieren, was zu<br />

Blick in den existierenden <strong>GSI</strong>-Ringbeschleuniger. Die roten und gelben Magnete halten die Ionen auf<br />

dem richtigen Pfad. Im Strahlrohr herrscht ein Ultrahochvakuum von 10 -11 Millibar.<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6


target FORSCHUNG<br />

Der bei <strong>GSI</strong> entwickelte Kollimator sorgt durch seine Materialeigenschaften dafür, dass das Vakuum<br />

erhalten bleibt, da nur sehr wenige Teilchen pro auftreffendem Ion abgegeben werden.<br />

einem höheren Ladungszustand führt.<br />

Welcher der beiden Prozesse stattfi ndet,<br />

ist abhängig von der Geschwindigkeit<br />

des Strahlions. Beim geplanten FAIR-<br />

Hauptbeschleuniger dominiert aufgrund<br />

der hohen Teilchenenergien der Elektronenverlust.<br />

Die Anzahl der umgeladenen<br />

Strahlionen hängt dabei direkt von der<br />

Teilchendichte des Restgases und von<br />

der Anzahl der Strahlionen ab.<br />

Die über diesen Mechanismus umgeladenen<br />

Strahlionen gehen im Beschleuniger<br />

verloren. Die Magnetfelder ei-<br />

nes Beschleunigers sind so ausgelegt,<br />

dass Teilchen mit dem gewünschten<br />

Ladungszustand (hier U 28+ ) optimal in<br />

der Maschine gehalten werden. Ändert<br />

nun ein Teilchen seinen Ladungszustand,<br />

wird es in den Ablenkmagneten,<br />

die den Ionenstrahl auf der Kreisbahn<br />

halten, stärker bzw. schwächer abgelenkt<br />

und trifft so auf die Seitenwand<br />

des Vakuumrohrs. Am Auftreffpunkt<br />

werden auf der Oberfl äche des Vakuumrohrs<br />

angelagerte Gasteilchen abgelöst<br />

und sorgen für einen Druckanstieg.<br />

Pro einfallendem Strahlion werden bis<br />

Was ist eigentlich Vakuum und warum braucht es der Beschleuniger?<br />

Vakuum bezeichnet einen weitgehend<br />

luftleeren Raum. Die Wissenschaftler<br />

nehmen es noch etwas genauer. Die<br />

DIN-Norm zur Vakuumtechnik beschreibt<br />

Vakuum als den Zustand eines<br />

Gases, wenn in einem Behälter der<br />

Druck des Gases und damit die Teilchenzahldichte<br />

niedriger ist als außerhalb<br />

oder wenn der Druck des Gases<br />

niedriger ist als 300 Millibar, das heißt<br />

kleiner als der niedrigste auf der Erdoberfl<br />

äche vorkommende Atmosphärendruck.<br />

Das lässt bereits den Grund erkennen,<br />

warum das Vakuum für den Beschleuniger<br />

so wichtig ist – eine gerin-<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6<br />

ge Teilchenzahldichte. Ist keine Luft im<br />

Inneren des Teilchenbeschleunigers,<br />

können die beschleunigten Ionen den<br />

Beschleuniger ungehindert durchqueren.<br />

Stießen die Ionen mit den Luftteilchen<br />

zusammen, würden sie von ihnen<br />

abprallen, dabei abgelenkt werden und<br />

gegen die Wand des Teilchenbeschleunigers<br />

fl iegen. Sie gingen dadurch für<br />

die Experimente verloren.<br />

Insbesondere in einem Ringbeschleuniger<br />

ist es deshalb sehr wichtig, ein<br />

gutes Vakuum zu haben. Darin müssen<br />

die Teilchen in vielen Umläufen tausende<br />

Kilometer Wegstrecke zurücklegen.<br />

Kämen dabei viele solche Zusammen-<br />

zu 25.000 an der Oberfl äche haftende<br />

Gasteilchen abgelöst. Durch den<br />

Druckanstieg stehen nun mehr Restgasteilchen<br />

als potentielle Stoßpartner zur<br />

Verfügung und es werden mehr Strahlionen<br />

umgeladenen. Dieser sich selbstverstärkende<br />

Effekt wird als dynamisches<br />

Vakuum bezeichnet.<br />

Um die Anzahl der umgeladenen Strahlionen<br />

möglichst gering zu halten, haben<br />

die Wissenschaftler über die letzten Jahre<br />

ein umfangreiches Verbesserungsprogramm<br />

für den bestehenden Beschleuniger<br />

erarbeitet und bereits größtenteils<br />

umgesetzt. Unter anderem beinhaltet<br />

dieses Programm die Installation eines<br />

Kollimatorsystems, das die umgeladenen<br />

Ionen auf mit Gold beschichteten<br />

Kupferblöcken auffängt. Diese geben<br />

besonders wenige Teilchen pro auftreffendem<br />

Ion ab. Weniger als hundert<br />

Teilchen lösen sich von der Oberfl äche<br />

des Kollimators, wenn ein umgeladenes<br />

Strahlion auftrifft. Die mit dem <strong>GSI</strong>-<br />

Beschleuniger gewonnen Erkenntnisse<br />

sind direkt in die Entwicklung des FAIR-<br />

Beschleunigers eingefl ossen und stellen<br />

sicher, dass er die hohen Anforderungen<br />

des FAIR-Projekts bezüglich der Strahlintensität<br />

erfüllen kann.<br />

Wissenschaftlicher Kontakt:<br />

Peter Spiller, <strong>GSI</strong><br />

stöße mit Luftteilchen vor, bliebe vom<br />

Ionenstrahl nicht viel übrig. Deshalb<br />

herrscht in den Beschleunigern ein sogenanntes<br />

Ultrahochvakuum von bis<br />

zu 10 -11 Millibar. Um es zu erhalten,<br />

sind hunderte von Vakuumpumpen<br />

rund um die Uhr im Einsatz.<br />

Druckbereiche verschiedener Vakua in<br />

Millibar (mbar):<br />

Umgebungsdruck 1013,25 mbar<br />

Grobvakuum 300 - 1 mbar<br />

Feinvakuum 1 - 10 -3 mbar<br />

Hochvakuum 10 -3 - 10 -7 mbar<br />

Ultrahochvakuum 10 -7 - 10 -12 mbar<br />

extrem hohes Vakuum


target PARTNER<br />

<strong>GSI</strong> und das World-Wide-Grid<br />

Um die enormen Datenmengen zu<br />

bewältigen, die durch Experimente<br />

am größten Teilchenbeschleuniger<br />

der Welt, dem Large Hadron Collider<br />

(LHC) am CERN in Genf entstehen,<br />

wurde das World-Wide-Grid aufgebaut.<br />

Das Grid ist eine Weiterentwicklung<br />

des World-Wide-Web. Die am<br />

LHC entstehenden Experimentdaten<br />

werden dabei nicht am Ort ihrer Entstehung<br />

verarbeitet, sondern auf mehrere<br />

Zentren verteilt. Dazu werden<br />

über das Internet tausende Rechner<br />

der am LHC beteiligten Forschungsinstitute<br />

zusammengeschaltet. Physiker<br />

und Informatiker am <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum<br />

haben das Datennetz in den<br />

letzten Jahren mit entwickelt und aufgebaut.<br />

Das Grid besteht zunächst aus<br />

Hauptknotenpunkten, diesen Zentren<br />

sind 120 kleinere Einheiten zugeordnet,<br />

zu denen auch das <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum<br />

gehört. Mit den kleineren Einhei-<br />

Über die nächsten 10 Jahre gesehen benötigt<br />

Europa neue Teilchenbeschleuniger<br />

und einen umfassenden Ausbau der bestehenden<br />

Forschungseinrichtungen, um<br />

weiterhin an der Spitze der kernphysikalischen<br />

Forschung zu stehen. Das ist die<br />

Prognose der European Science Foundation<br />

(ESF), die am 9. Dezember 2010 den<br />

„Long Range Plan 2010“ für Kernphysik in<br />

Brüssel vorgestellt hat.<br />

Der Report detailliert neue Wege für die<br />

Zukunft der Kernphysik, die alle leistungs-<br />

Blick in die <strong>GSI</strong>-Rechnerfarm für das<br />

Grid-Computing.<br />

ten sind wiederum 1.000 noch kleinere<br />

Zentren verbunden, die die Arbeitsleistung<br />

der Arbeitsplatzrechner tausender<br />

Wissenschaftler für die Auswertungen<br />

zur Verfügung stellen.<br />

<strong>GSI</strong> war neben dem Aufbau des<br />

Grids auch am Bau und am wissenschaftlichen<br />

Programm des Schwerionen-Experiments<br />

ALICE (A Large<br />

Ion Collider Experiment) am LHC-Beschleuniger<br />

federführend beteiligt. Das<br />

<strong>GSI</strong>-Rechenzentrum ist fester Bestandteil<br />

des Grids für die Datenauswertung<br />

des ALICE-Experiments. Die Experimente<br />

laufen – mit Spannung wird<br />

die Auswertung der Experimentdaten<br />

erwartet, die auf etwa zwei Millionen<br />

Gigabyte pro Jahr geschätzt werden.<br />

Diese unglaublich große Datenmenge<br />

entspricht ungefähr 425.000 DVDs<br />

und damit einem DVD-Stapel von 510<br />

Metern Höhe.<br />

Neue Beschleunigeranlagen für Europas Spitzenposition<br />

in der Kernphysik<br />

fähige neue Beschleunigeranlagen voraussetzen.<br />

Die Vorschläge enthalten konkrete<br />

Planungen zur Verbesserung bestehender<br />

und zum Aufbau neuer Anlagen, um Finanzierern<br />

die Zuteilung ihrer Unterstützung<br />

zu erleichtern.<br />

Neben dem <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum arbeiten<br />

noch viele weitere europäische<br />

Forschungseinrichtungen an der Zukunftsplanung.<br />

Durch ihre Zusammenarbeit auf<br />

diesem Gebiet ist Europa weltweit führend<br />

in der Kernphysik.<br />

Kooperation mit China<br />

Am Institute of Modern Physics (IMP) der<br />

Chinesischen Akademie der Wissenschaften<br />

in Lanzhou, China, gelang die Produktion<br />

von vier kurzlebigen Kernen im Kühler-Speicherring<br />

CSRe sowie die Messung<br />

ihrer Massen durch den Vergleich kleinster<br />

Differenzen in ihrer Umlaufzeit. Die<br />

Kerne könnten eine entscheidende Rolle<br />

zum Verständnis der Elemententstehung<br />

im Universum spielen. Die Wege der Nukleosynthese<br />

in Sternen können über die<br />

Massen von instabilen Kernen bestimmt<br />

werden. Die gemessenen Kerne liegen<br />

entlang eines Reaktionspfades, des sogenannten<br />

rp-Prozesses („schneller Protoneneinfang“).<br />

Aufgrund ihrer extrem kleinen<br />

Produktionsraten im Labor und ihrer<br />

kurzen Lebensdauern ist die Untersuchung<br />

der Kerne sehr kompliziert.<br />

Der Bau und die Inbetriebnahme des<br />

CSRe wurden unter Beteiligung von <strong>GSI</strong>-<br />

Forschern durchgeführt. Das Experiment<br />

führten chinesische, französische, deutsche,<br />

japanische und amerikanische Forscher<br />

gemeinsam durch. Der gelungene<br />

Versuch ist ein Resultat der langjährigen<br />

Kooperation zwischen <strong>GSI</strong> und dem IMP.<br />

Kollaboration zwischen<br />

FAIR und CERN<br />

Am 18. November 2010 haben Rolf Heuer,<br />

Generaldirektor des CERN in der Schweiz,<br />

und Boris Sharkov, Wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />

von FAIR, ein Abkommen<br />

über die Zusammenarbeit zwischen FAIR<br />

und CERN unterzeichnet. Gegenstand des<br />

Abkommens ist die gegenseitige Unterstützung<br />

in Beschleunigerbau und -technik<br />

und in anderen wissenschaftlichen Feldern<br />

von beidseitigem Interesse.<br />

Rolf Heuer (l.) und Boris Sharkov bei der Vertragsunterzeichnung.<br />

Seite 612<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6


target HELMHOLTZ CORNER<br />

Terahertzblitze ermöglichen exakte Röntgenmessungen<br />

Viele physikalische und chemische Vorgänge<br />

laufen in extrem kurzer Zeit und<br />

auf extrem kleinen Längenskalen ab, in<br />

der Regel in Zeiten von billiardstel Sekunden<br />

und auf Längen von milliardstel<br />

Metern. Um solche Phänomene zu<br />

untersuchen, nutzen Forscher intensive<br />

ultrakurze Röntgenblitze. Denn aus<br />

der Fotografi e weiß man: Je schneller<br />

ein Vorgang abläuft, desto kürzer muss<br />

die Belichtung sein, die diesen sichtbar<br />

macht. Forscher erzeugen solche intensiven,<br />

ultrakurzen Röntgenblitze in großen<br />

Forschungsanlagen, sogenannten<br />

Freie-Elektronen-Lasern. Eine in Hamburg<br />

und Berlin entwickelte neue Methode<br />

ermöglicht es nun die Zeitaufl ösung<br />

dieser Großgeräte voll auszureizen.<br />

Röntgenblitze zu erzeugen, die nur wenige<br />

Femtosekunden (Milliardster Teil<br />

einer millionstel Sekunde) lang sind, ist<br />

seit einigen Jahren möglich. Sie können<br />

von Freie-Elektronen-Lasern erzeugt<br />

werden. Tatsächliche Experimente waren<br />

aber bislang nur mit einer Aufl ösung<br />

von typischerweise etwa hundert Femtosekunden<br />

möglich – also zwei Größen-<br />

Neu im Senat der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

Zwei Spitzenforscherinnen wurden<br />

neu in den Senat der Helmholtz-<br />

Gemeinschaft berufen: Die Medizinerin<br />

Professor Dr. Babette Simon, Präsidentin<br />

der Universität Oldenburg, für den<br />

Forschungsbereich Gesundheit und die<br />

Teilchenphysikerin Professor Dr. Vera<br />

Lüth von der Stanford University, USA,<br />

für den Forschungsbereich Struktur der<br />

Materie. Simon studierte Humanmedizin<br />

und promovierte an der Universität<br />

Freiburg. Nach Forschungsaufenthalten<br />

an der Harvard Medical School/<br />

Massachusetts General Hospital in<br />

Boston, USA, setzte sie 1990 ihre Karriere<br />

am Universitätsklinikum der Universität<br />

Marburg fort. Seit 2006 war<br />

Simon Vizepräsidentin der Universität<br />

Marburg und wurde in die Wissenschaftliche<br />

Kommission des Wissenschaftsrats<br />

sowie in den Gesundheits-<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6<br />

ordnungen schlechter als die erzielten<br />

Pulsdauern. Das Problem war, genau zu<br />

bestimmen, wann die Röntgenpulse im<br />

Experiment ankommen.<br />

Eine Gruppe aus Wissenschaftlern des<br />

Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien<br />

und Energie (HZB), des DESY,<br />

der European XFEL GmbH und des<br />

Helmholtz-Instituts Jena, an dem <strong>GSI</strong><br />

federführend beteiligt ist, hat nun einen<br />

Weg gefunden, die Ankunftszeit von<br />

Röntgenpulsen mit einer Genauigkeit<br />

von weniger als zehn Femtosekunden zu<br />

messen. Die Methode basiert auf einer<br />

so genannten Kreuzkorrelation mithilfe<br />

eines Terahertz blitzes.<br />

Die neue Methode kann mit sehr geringen<br />

Modifi kationen an allen bestehenden<br />

und geplanten neuen FEL-Quellen<br />

angewendet werden. In Kombination<br />

mit entsprechenden Experimenten eröffnet<br />

sie die Möglichkeit, das Potenzial<br />

dieser Großgeräte voll auszuschöpfen.<br />

Erstmals können Phänomene nun auf<br />

der relevanten Femtosekunden-Zeitskala<br />

mit Röntgenpulsen untersucht werden.<br />

forschungsrat des BMBF berufen. Vera<br />

Lüth war schon von Januar 2008 bis<br />

Ende 2010 Mitglied der Senatskommission<br />

für den Forschungsbereich Struktur<br />

der Materie. Sie promovierte 1974<br />

in Teilchenphysik in Heidelberg, arbeitete<br />

am CERN in Genf und am SLAC in<br />

Stanford, USA.<br />

Der Senat, dem Vertreter und Vertreterinnen<br />

von Bund und Ländern sowie<br />

aus Wissenschaft, Wirtschaft und<br />

anderen Forschungsorganisationen<br />

angehören, ist ein zentrales Gremium<br />

der Helmholtz-Gemeinschaft. Der<br />

Senat berät alle wichtigen Entscheidungen<br />

der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

und beschließt insbesondere die Empfehlungen<br />

zur Finanzierung der Forschungsbereiche<br />

im Rahmen der programmorientierten<br />

Förderung.<br />

Erste gemeinsame<br />

Helmholtz-Rosatom School<br />

In der ersten gemeinsamen Helmholtz-<br />

Rosatom School kamen Teilnehmer<br />

der Helmholtz-Doktorandenschule HGS-<br />

HIRe for FAIR und des FAIR Russia Research<br />

Centre in Moskau vom 12. bis<br />

zum 17. Februar 2011 in Hirschegg zusammen,<br />

um über die FAIR-Beschleunigeranlage<br />

zu diskutieren. Die Inhalte<br />

deckten dabei alle Belange des FAIR-<br />

Projekts ab: Die Beschleuniger, die Experimente<br />

und die zugrundeliegenden<br />

Theorien. In einer Serie von Expertenvorlesungen,<br />

Präsentationen der Teilnehmer<br />

und Gruppenprojekten wurden<br />

die wissenschaftlichen Inhalte erarbeitet.<br />

PRISMA aus Mainz punktet<br />

bei Exzellenzinitiative<br />

Bei der Vergabe von Exzellenzclustern<br />

konnte der Antrag PRISMA (Precision<br />

Physics, Fundamental Interactions and<br />

Structure of Matter) der Universität<br />

Mainz in der zweiten Runde punkten.<br />

An PRISMA sind das Helmholtz-Institut<br />

Mainz und <strong>GSI</strong> maßgeblich beteiligt.<br />

PRISMA wurde aufgefordert, bis September<br />

2011 einen Vollantrag zu stellen.<br />

Eine Kommission aus Vertretern der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft und<br />

des Wissenschaftsrates der Bundesregierung<br />

wird die Anträge bewerten. Die Exzellenzcluster<br />

sind Teil der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder zur<br />

Förderung von Wissenschaft und Forschung<br />

an deutschen Hochschulen.<br />

XFEL-Beschleunigungsstrukturen<br />

in Produktion<br />

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg<br />

zum supraleitenden Linearbeschleuniger<br />

des European XFEL ist geschafft: Die<br />

industrielle Produktion der supraleitenden<br />

Beschleunigungsstrukturen konnte<br />

beginnen. Im September 2010 fanden<br />

Kick-off-Workshops statt, um die zukünftige<br />

Zusammenarbeit von DESY<br />

mit zwei Industrieunternehmen zu koordinieren.<br />

Die supraleitenden Beschleunigungsstrukturen<br />

sind ein von DESY<br />

koordinierter gemeinsamer Beitrag dem<br />

mit INFN Milano.<br />

Seite 13


target<br />

Silber, Gold ... und Kupfer<br />

Die <strong>GSI</strong>-Galvanik glänzt<br />

Seite 14<br />

<strong>GSI</strong> STELLT SICH VOR<br />

Einen ungewöhnlichen Beruf hat<br />

Tanja Dettinger: Sie ist Galvanik-Meisterin.<br />

Mit ihrem Kollegen Norbert Bönsch<br />

hat sie am <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum die<br />

Aufsicht über mehrere verschieden große<br />

Becken mit geheimnisvollen Flüssigkeiten.<br />

Werkstücke werden hineingetaucht<br />

und wieder herausgezogen und<br />

mit glänzenden Schichten aus Kupfer,<br />

Silber oder Gold überzogen.<br />

Wie kommen die edlen Metalle auf die<br />

Werkstücke? Das Prinzip der sogenannten<br />

Galvanik ist immer gleich. An ein<br />

Bad mit Salzlösung wird eine elektrische<br />

Spannung angelegt. Am Pluspol befi ndet<br />

sich das Metall, das aufgebracht werden<br />

soll, am Minuspol das zu beschichtende<br />

Werkstück. Durch die Spannung lösen<br />

sich Metallionen vom Pluspol ab, werden<br />

zum Werkstück gezogen und dort abgelagert.<br />

Es bildet sich rundherum eine<br />

gleichmäßige Schicht aus dem Metall des<br />

Pluspols. Je länger sich der Gegenstand<br />

im Bad befi ndet, desto stärker wird die<br />

Metallschicht. Damit die Schicht haltbar<br />

wird, durchlaufen die Werkstücke vorher<br />

einen mehrstufi gen Reinigungsprozess.<br />

Stellen, die nicht beschichtet werden<br />

sollen, müssen sorgfältig abgeklebt oder<br />

mit Lack überzogen werden, um das Anhaften<br />

des Metalls zu verhindern.<br />

Bei <strong>GSI</strong> ist die Galvanik hauptsächlich<br />

dafür zuständig, die großen Tanks und<br />

Bauteile des Teilchenbeschleunigers<br />

von innen mit einer Schicht aus hochglänzendem<br />

Kupfer zu überziehen. Das<br />

verbessert die elektrische Leitfähigkeit<br />

der Oberfl ächen und sorgt dafür, dass<br />

in den Tanks das elektrische Feld für die<br />

Beschleunigung erzeugt werden kann.<br />

Die Aufgabe ist anspruchsvoll, denn die<br />

Anforderungen an die Oberfl ächenqualität<br />

sind hoch. Noch dazu können die<br />

Tanks über zwei Meter Durchmesser und<br />

eine Länge von bis zu 3,5 Metern haben.<br />

Ein Kran bewegt die tonnenschweren<br />

Bauteile zwischen den verschiedenen<br />

Reinigungs- und Beschichtungsbädern<br />

hin und her. Beim Manövrieren von großen<br />

Werkstücken bleiben dabei manchmal<br />

nur wenige Zentimeter Platz.<br />

Blick in den Linearbeschleuniger UNILAC des<br />

<strong>GSI</strong> Helmholtzzentrums. Zur Verbesserung der<br />

elektrischen Leitfähigkeit sind die Oberfl ächen<br />

verkupfert.<br />

Doch nicht nur riesige Beschleunigerteile<br />

brauchen einen neuen Überzug, auch<br />

viele kleinere Teile aus den <strong>GSI</strong>-Experimenten<br />

sind mit einem Metall beschichtet.<br />

Die Elektroden von Ionenfallen, in<br />

denen geladene Teilchen eingefangen<br />

werden können, sind beispielsweise<br />

häufi g versilbert und anschließend vergoldet.<br />

Dadurch wird eine Oxidation der<br />

Tanja Dettinger und Norbert Bönsch begutachten<br />

die Kupferbeschichtung eines Beschleunigerelements.<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6


Oberfl ächen verhindert, die Präzisionsexperimente<br />

in der Ionenfalle negativ<br />

beeinfl ussen könnte.<br />

Eine enge Zusammenarbeit mit dem<br />

Beschleunigerpersonal und den Experimentatoren<br />

ist notwendig. Dettinger<br />

berät sie über die Möglichkeiten und<br />

Grenzen der galvanischen Prozesse.<br />

Schon bei der Konstruktion des Werkstücks<br />

kann so darauf geachtet werden,<br />

dass es für die galvanische Beschichtung<br />

geeignet ist.<br />

Das Wissen und Geschick der <strong>GSI</strong>-Galvanik<br />

ist über <strong>GSI</strong> hinaus bekannt und hat<br />

ihr schon einige externe Aufträge eingebracht.<br />

Beispielsweise haben Beschleunigerkomponenten<br />

für das Los Alamos<br />

National Lab (USA), RIKEN (Japan)<br />

oder für das Heidelberger Ionenstrahl-<br />

Therapiezentrum HIT in den <strong>GSI</strong>-Bädern<br />

ihre Kupferbeschichtung erhalten. Sie<br />

kommen alle zu <strong>GSI</strong>, weil keine andere<br />

Galvanikanlage der Welt die großen Teile<br />

in der nötigen Qualität zu einem realistischen<br />

Preis verkupfern kann.<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Copyright:<br />

<strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum für<br />

Schwerionenforschung GmbH<br />

Planckstraße 1, 64291 Darmstadt<br />

E-Mail: target@gsi.de<br />

Erscheinungsdatum: April 2011<br />

Layout: Bauer und Guse GmbH; Carola Pomplun<br />

Redaktion: Jutta Leroudier, Claudia Nunner-Bisignano,<br />

Ingo Peter (verantwortlich), Carola Pomplun<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6<br />

„<strong>GSI</strong> hat dabei natürlich immer Priorität“,<br />

sagt Dr. Ralf Fuchs, der als Leiter<br />

der Abteilung Zentrale Technik auch<br />

der Galvanik vorsteht. „Sollte am Beschleuniger<br />

ein Defekt auftreten, der<br />

schnelle Reparatur erfordert, müssen<br />

Fremdaufträge warten.“ Um die Funktion<br />

des Beschleunigers auf lange Sicht<br />

zu gewährleisten, ist die Galvanik nicht<br />

wegzudenken, da es keine alternativen<br />

Anbieter gibt. Wer würde sonst ein Beschleuniger-Ersatzteil<br />

verkupfern? Wenn<br />

die Galvanik hausintern jedoch nicht<br />

genutzt wird, versucht Fuchs sie kostendeckend<br />

auszulasten. Derzeit werden<br />

Tanks für eine Beschleunigerstruktur der<br />

Siemens AG verkupfert.<br />

Der Bau der geplanten Beschleunigeranlage<br />

FAIR bringt neue Aufgaben für<br />

die Zukunft mit sich. Teile für den Protonen-Linearbeschleuniger<br />

von FAIR<br />

könnten demnächst eine Verkupferung<br />

benötigen – eine Herausforderung, der<br />

die <strong>GSI</strong>-Galvanik mit Spannung entgegensieht.<br />

Blick in die große Halle der <strong>GSI</strong>-Galvanik. In den Becken im Vordergrund<br />

soll eine Komponente für das HITRAP-Projekt bei <strong>GSI</strong> verkupfert werden,<br />

die im Hintergrund schon bereitliegt.<br />

Weiter wirkten an dieser <strong>Ausgabe</strong> mit: Michael Block,<br />

Heidrun Bojahr, Tanja Dettinger, Marco Durante, Carlo<br />

Ewerz, Ralf Fuchs, Karin Füssel, Wolfgang König, Bettina<br />

Lommel, Peter Malzacher, Patrick Puppel, Wolfgang<br />

Quint, Dorothee-Maria Rück, Reinhard Simon, Peter Spiller<br />

Fotos: G. Otto - S. 1, 2, 3, 4, 5, 6 r., 7, 8, 11, 14 u., 15 l., 16<br />

u. l., m.; K. Back - S. 6 l., 16 m. u. r.; University of Leipzig,<br />

F. Merz - S. 9; A. Zschau - S. 10, 14 o.; W. Schön - S. 12;<br />

C. Dorn - S. 15 r.; U. Dettmar - S. 16 o. l., o. m.; H. Büsching<br />

- S. 16 m. o. r.; DGMS - S. 16 m. u.; IMP Lanzhou - S.<br />

16 u. r.<br />

Targets bei <strong>GSI</strong><br />

In den <strong>GSI</strong>-Beschleunigerexperimenten<br />

ist eine Vielzahl von Targets im<br />

Einsatz. In jeder <strong>Ausgabe</strong> des Magazins<br />

möchten wir Ihnen ein Target<br />

genauer vorstellen.<br />

Produktionstargets<br />

für Sekundärteilchen<br />

target<br />

Mit den Produktionstargets können<br />

durch den Beschuss mit Schwerionenstrahlen<br />

Sekundärteilchen wie<br />

beispielsweise Pionen oder Kaonen<br />

erzeugt werden. Sie gehören zu den<br />

Mesonen, instabile Teilchen, die sich<br />

aus zwei Quarks zusammensetzen.<br />

Als Projektile verwenden die Wissenschaftler<br />

mithilfe des <strong>GSI</strong>-Ringbeschleunigers<br />

beschleunigte Kohlenstoff-<br />

oder Stickstoff-Ionen. In den<br />

bis zu zwölf Zentimeter langen zylinderförmigen<br />

Targets aus Beryl lium<br />

mit einem Durchmesser von vier Millimetern<br />

werden die Projektile massiv<br />

abgebremst und fast vollständig<br />

zerlegt. Dabei entstehen die Mesonen<br />

in großer Anzahl und können in<br />

Experimenten am HADES-Detektor<br />

genutzt werden.<br />

Druck: Software AG Druckerei, Uhlandstraße 9, Darmstadt<br />

Sie möchten immer die aktuelle <strong>Ausgabe</strong> von target<br />

erhalten? Melden Sie sich über unser Webformular an und<br />

Sie erhalten Ihr Exemplar per E-Mail oder auf dem Postweg<br />

zugeschickt: www.gsi.de/target<br />

Wenn wir in unserem Magazin von Wissenschaftlern, Ingenieuren,<br />

Technikern und anderen sprechen, meinen wir<br />

damit selbstverständlich auch alle Wissenschaftlerinnen,<br />

Ingenieurinnen und Technikerinnen.<br />

Seite 15


target KÖPFE <strong>GSI</strong> Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung<br />

PERSONALIA<br />

Oliver Kester übernimmt Leitung des<br />

Beschleunigerbereichs<br />

Am 1. Dezember 2010 hat Professor<br />

Dr. Oliver Kester die Leitung<br />

des <strong>GSI</strong>-Beschleunigerbereichs<br />

übernommen. Er tritt damit die<br />

Nachfolge von Dr. Hartmut Eickhoff<br />

an, der seit Anfang 2010 als<br />

Technischer Geschäftsführer neue<br />

Aufgaben übernommen hat.<br />

Oliver Kester kehrt nach einem zweijährigen<br />

USA-Aufenthalt als Professor für Beschleunigerphysik<br />

an der Michigan State University und als<br />

Leiter der Abteilung Beschleuniger-Entwicklung<br />

am National Superconducting Cyclotron Laboratory<br />

(NSCL) in East Lansing zu <strong>GSI</strong> zurück,<br />

wo er bis 2008 als technischer Koordinator des<br />

HITRAP-Projekts tätig war. Kester ist gleichzeitig<br />

Professor am Institut für Angewandte Physik an<br />

der Goethe-Universität in Frankfurt.<br />

EMMI-Fellows nun vollzählig<br />

Im August und Oktober 2010 konnten die dritte<br />

und vierte EMMI-Fellow-Stelle des bei <strong>GSI</strong><br />

angesiedelten Extreme Matter Institutes EMMI<br />

erfolgreich besetzt werden. Dr. Deniz Savran<br />

(r.) hat zum 1. August 2010 als EMMI-Fellow<br />

im Bereich Neutronenmaterie seine Arbeit aufgenommen,<br />

Dr. Ilya Selyuzhenkov (l.) startete<br />

am 1. Oktober 2010 als EMMI-Fellow im Bereich<br />

Quark-Gluon-Plasma. Dr. Paul Neumayer<br />

(2. v. l.) und Dr. Alexandre Gumberidze sind bereits<br />

seit April bzw. Mai 2009 als EMMI-Fellows<br />

in der Plasmaphysik und in der Atomphysik tätig.<br />

Damit ist die Besetzung aller vier Nachwuchsgruppenleiter<br />

des Extreme Matter Institute<br />

EMMI in der Helmholtz-Allianz „Kosmische Materie<br />

im Labor“ abgeschlossen. Erste gemeinsame<br />

Aktivitäten der EMMI-Fellows und ihrer Arbeitsgruppen<br />

haben bereits begonnen.<br />

Tetyana Galatyuk erhält Preis für<br />

Naturwissenschaftlichen Nachwuchs<br />

Der mit 4.000 Euro<br />

dotierte erste Preis der<br />

Freunde und Förderer<br />

der Universität Frankfurt<br />

für den NaturwissenschaftlichenNachwuchs<br />

wurde im Jahr 2010 zweimal vergeben, an<br />

die Physikerin Dr. Tetyana Galatyuk (l.) vom FAIR-<br />

Experiment CBM und an die Informatikerin Dr. Judith<br />

Winter. Galatyuk erzielte in ihrer Dissertation<br />

wesentliche Beiträge zu Erforschung der Kernmaterie<br />

mittels virtueller Photonen. Ihre Ergebnisse<br />

bilden die Grundlage für eine zukünftig bessere<br />

Beschreibung der Photonenstrahlung aus dichter<br />

Kernmaterie mit dem Ziel, eindeutige Signaturen<br />

neuer Phasen der Materie unter extremen Bedingungen<br />

zu entdecken.<br />

Christoph-Schmelzer-Preis für Anna<br />

Constantinescu und Rebecca Grün<br />

Anna Constantinescu<br />

(l.) von der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

und Rebecca Grün von<br />

der Fachhochschule<br />

Gießen-Friedberg haben<br />

am 9. Dezember<br />

2010 den Christoph-<br />

Schmelzer-Preis erhalten. Die beiden Wissenschaftlerinnen<br />

erhielten zu gleichen Teilen den mit<br />

1.000 Euro dotierten Preis für ihre herausragenden<br />

Master- und Diplomarbeiten auf dem Gebiet der<br />

Tumortherapie mit Ionenstrahlen. Verliehen wird<br />

diese Auszeichnung jährlich vom Verein zur Förderung<br />

der Tumortherapie mit schweren Ionen e.V.<br />

Wolfgang Plass erhält<br />

Mattauch-Herzog-Preis<br />

Dr. Wolfgang Plass<br />

wurde der mit 12.500<br />

Euro dotierte Mattauch-<br />

Herzog-Preis der Deutschen<br />

Gesellschaft für<br />

Massenspektrometrie<br />

(DGMS) verliehen. Die<br />

Verleihung fand am 1. März 2011 im Rahmen<br />

der Jahrestagung der DGMS in Dortmund statt.<br />

Ausgezeichnet wurde Plass für seine Arbeiten mit<br />

gespeicherten exotischen Atomkernen und für<br />

bahnbrechende instrumentelle Entwicklungen in<br />

der Präzisions-Massenspektrometrie.<br />

Marco Durante erhält<br />

8th Warren K. Sinclair Award<br />

Marco Durante, Leiter<br />

der <strong>GSI</strong>-Biophysik, hat<br />

am 7. März 2011 den<br />

8th Warren K. Sinclair<br />

Award des USA National<br />

Council on Radiation<br />

Protection and Measurement<br />

(NCRP) auf dem 47. Annual Meeting der<br />

NCRP in Behesda, USA, erhalten. Der Preis ist mit<br />

$1.000 dotiert. Durante hatte als Preisträger die<br />

Ehre, die Eröffnungsrede des Meetings zu halten.<br />

HGS-HIRe Excellence Award 2010 für<br />

Renate Märtin und Jan Steinheimer-<br />

Froschauer<br />

Renate Märtin aus der<br />

<strong>GSI</strong>-Atomphysik und<br />

der Theorektiker Jan<br />

Steinheimer-Froschauer<br />

haben den Excellence<br />

Award 2010 der Helmholtz-Doktorandenschule<br />

HGS-HIRe für ihre herausragende<br />

wissenschaftliche Arbeit erhalten. Der mit<br />

1.500 Euro dotierte Preis wird an Teilnehmer von<br />

HGS-HIRe auf Vorschlag der Betreuer vergeben.<br />

GENCO-Preis für Tommi Eronen<br />

Der diesjährige Preis der<br />

<strong>GSI</strong> Exotic Nuclei Community<br />

(GENCO) wurde<br />

am 3. März 2011 an Dr.<br />

Tommi Eronen (r.) von<br />

der Universität Jyväskylä,<br />

Finnland, verliehen. GENCO verleiht den mit<br />

500 Euro dotierten Preis jedes Jahr an junge Wissenschaftler,<br />

die herausragende Arbeit in den Gebieten<br />

der Kernphysik, der Nuklearen Astrophysik<br />

und verwandter Forschungsgebiete leisten.<br />

Gastprofessur für Yuri Litvinov<br />

Dr. Yuri Litvinov (l.) aus<br />

der <strong>GSI</strong>-Kernstrukturphysik<br />

ist zum Visiting<br />

Professor for Senior<br />

International Scientists<br />

2009 der Chinesischen<br />

Akademie der Wissenschaften berufen worden.<br />

Die erstmals vergebene Professur wurde durch Xie<br />

Ming, Vizedirektor des Institute for Modern Physics<br />

IMP in Lanzhou, verliehen.<br />

<strong>GSI</strong>-Magazin target <strong>Ausgabe</strong> 6 19a042011

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