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Goethe und das Nibelungenlied - Das Goethezeitportal

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GRIMM: <strong>Goethe</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> <strong>Nibelungenlied</strong>. Seite 30 von 36<br />

1827<br />

1827, 31. Januar.<br />

Johann Peter Eckermann<br />

[…] Ich sehe immer mehr, fuhr <strong>Goethe</strong> fort, daß die Poesie ein Gemeingut der Menschheit<br />

ist, <strong>und</strong> daß sie überall <strong>und</strong> zu allen Zeiten in h<strong>und</strong>erten <strong>und</strong> aber h<strong>und</strong>erten von<br />

Menschen hervortritt. Einer macht es ein wenig besser als der andere <strong>und</strong> schwimmt ein<br />

wenig länger oben als der andere, <strong>das</strong> ist alles. Der Herr v. Matthisson muß daher nicht<br />

denken, er wäre es, <strong>und</strong> ich muß nicht denken, ich wäre es, sondern jeder muß sich eben<br />

sagen, daß es mit der poetischen Gabe keine so seltene Sache sei, <strong>und</strong> daß niemand eben<br />

besondere Ursache habe, sich viel darauf einzubilden, wenn er ein gutes Gedicht macht.<br />

Aber freilich wenn wir Deutschen nicht aus dem engen Kreise unserer eigenen Umgebung<br />

hinausblicken, so kommen wir gar zu leicht in diesen pedantischen Dünkel. Ich sehe<br />

mich daher gerne bei fremden Nationen um <strong>und</strong> rate jedem, es auch seinerseits zu tun.<br />

National-Literatur will jetzt nicht viel sagen; die Epoche der Welt-Literatur ist an der Zeit<br />

<strong>und</strong> jeder muß jetzt dazu wirken, diese Epoche zu beschleunigen. Aber auch bei solcher<br />

Schätzung des Ausländischen dürfen wir nicht bei etwas Besonderem haften bleiben <strong>und</strong><br />

dieses für musterhaft ansehen wollen. Wir müssen nicht denken, <strong>das</strong> Chinesische wäre es,<br />

oder <strong>das</strong> Serbische, oder Calderon, oder die Nibelungen; sondern im Bedürfnis von etwas<br />

Musterhaftem müssen wir immer zu den alten Griechen zurückgehen, in deren Werken<br />

stets der schöne Mensch dargestellt ist. Alles übrige müssen wir nur historisch betrachten<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Gute, so weit es gehen will, uns daraus aneignen.« […]<br />

[EG, S. 206f.]<br />

Tagebuch August<br />

17. Mehrere Briefe abgeschlossen <strong>und</strong> m<strong>und</strong>irt für morgen. Auszug <strong>und</strong> Übersetzung im<br />

Globe. <strong>Das</strong> Nibelungen Lied übersetzt von Simrock. Decret für Commissionsrath Wagner<br />

in Neustadt ward insinuirt. Mittag die Familie. Nach Tische Hirts Geschichte der Baukunst<br />

3. Theil. Herr Canzler von Müller. Nachher Professor Riemer. Mit demselben die<br />

neue Melusine gelesen.<br />

18. Nebenstehendes: Ihro Königlichen Hoheit nach Belvedere, Mejers deutsche Sprachlehre.<br />

Herrn Börner nach Leipzig. Herrn Professor Hegel nach Berlin. Herrn Professor<br />

Zelter, dahin. Herrn Dr. Carus nach Dresden. Herrn Geheimen Rath von Willemer nach<br />

Frankfurt a. M. Herrn Johann Jakob Lechner nach Nürnberg. Herrn Commerzien Rath<br />

Wagner nach Neustadt an der Orla. – Anderes vorbereitet. Simrocks Nibelungen Lied<br />

bedacht. Frau Hofrath Voigt <strong>und</strong> Schwester von Frankfurt. Mittag die Herren Helbig,<br />

Voigt von Jena <strong>und</strong> Weller. Ich fuhr in den untern Garten. Später Eckermann. Wir besprachen<br />

Chromatika.<br />

19. Einiges geordnet <strong>und</strong> disponirt. Die Nibelungen von Simrock. Blättchen geschrieben.<br />

Kunst <strong>und</strong> Alterthum an Herrn von Müffling. Mittag Familie. Kupferstiche <strong>und</strong> Zeichnungen<br />

geordnet. Hirts Baukunst 3. Theil. Die Fora, Markt- <strong>und</strong> Handelsplätze der Griechen<br />

<strong>und</strong> Römer.<br />

[WA III, 11, S. 98f.]<br />

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