Goethe und das Nibelungenlied - Das Goethezeitportal
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GRIMM: <strong>Goethe</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> <strong>Nibelungenlied</strong>. Seite 26 von 36<br />
1818<br />
Westöstlicher Divan, Noten <strong>und</strong> Abhandlungen (entstanden wohl 1818/19, Druck 1819)<br />
Was wir aber inständig bitten, ist, daß man Ferdusi nicht mit Homer vergleiche, weil er in<br />
jedem Sinne, dem Stoff, der Form, der Behandlung nach, verlieren muß. Wer sich hiervon<br />
überzeugen will, vergleiche die furchtbare Monotonie der sieben Abentheuer des<br />
Isfendiar mit dem drei<strong>und</strong>zwanzigsten Gesang der Ilias, wo zur Todtenfeier Patroklos, die<br />
mannigfaltigsten Preise von den verschiedenartigsten Helden, auf die verschiedenste Art<br />
gewonnen werden. Haben wir Deutsche nicht unsern herrlichen Nibelungen durch solche<br />
Vergleichung den größten Schaden gethan? So höchst erfreulich sie sind, wenn man sich<br />
in ihren Kreis recht einbürgert <strong>und</strong> alles vertraulich <strong>und</strong> dankbar aufnimmt, so w<strong>und</strong>erlich<br />
erscheinen sie, wenn man sie nach einem Maßstabe mißt, den man niemals bei ihnen<br />
anschlagen sollte.<br />
[West-östlicher Divan, WA I, 7, S. 109f.]<br />
1819<br />
Tagebuch August<br />
7. Briefe concipirt. Brief von Schubarth, mit von Hagens Nibelungen. Statue von Bronce<br />
erhalten. Mittag für uns. Nach Tische Fräulein Ulrike. Auf der Bibliothek die Aufstellung<br />
der Heiligen besehen. Abends Hofrath Meyer, Betrachtung über obige Statue. Canzler<br />
von Müller Novissima. – Der eilfte Revisionsbogen nach Jena zurück.<br />
[WA III, 7, S. 78f.]<br />
An Carl Ernst Schubarth, Brief vom 24. August 1819<br />
[24. August 1819.]<br />
Ihr werthes Schreiben, mein Theuerster, mit Beilage, trifft mich eben bei’m Aufräumen<br />
<strong>und</strong> Einpacken zu einer bevorstehenden Badereise, <strong>und</strong> ich eile nur für fortgesetzten<br />
Antheil <strong>und</strong> Zutrauen zu danken. [...]<br />
Von den Nibelungen habe ich seiner Zeit so viel zu mir genommen, als mir frommte.<br />
Mögen sie jetzt <strong>und</strong> künftig hin einem jeden auch <strong>das</strong> Seine bedeuten; für den Augenblick<br />
kann ich mich nicht damit befassen. Übrigens komme ich mir bei Gelegenheit des zurückkehrenden<br />
Heftes abermals wie der Leichnam Mosis vor, um welchen sich die Dämonen<br />
streiten. Thun Sie von Ihrer Seite <strong>das</strong> Mögliche, daß der Altvater bei seinen Ahnen<br />
im Haine zu Mamre anständig beigesetzt werde. [...]<br />
Jena den 21. August 1819. <strong>Goethe</strong>.<br />
[WA IV, 31, S. 272 ff.]<br />
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