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Goethe und das Nibelungenlied - Das Goethezeitportal

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GRIMM: <strong>Goethe</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> <strong>Nibelungenlied</strong>. Seite 8 von 36<br />

1808, 9. November<br />

Nach Charlotte von Stein<br />

Am Neunten trug <strong>Goethe</strong> seiner Mittwochsgesellschaft die vier ersten Abenteuer der Nibelungen<br />

vor: Ohne seine Erklärung hätten wir’s alle nicht verstanden ... schon <strong>das</strong> Wort<br />

Nibelungen, <strong>das</strong> er Nebelvölker deutete.<br />

[<strong>Goethe</strong>-Gespr. 2, S. 3]<br />

Tagebuch November<br />

14. Seneca naturales quaestiones. In der camera obscura mit Fräulein von Baumbach <strong>und</strong><br />

Pauline Götter. Mittag allein. Über die Nibelungen <strong>und</strong> deren Hyperpaganismus. An Hrn.<br />

Dr. Cotta nach Tübingen, mit einigen Worten über die Trauerspiele. An Hrn. Baron von<br />

Arnim nach Heidelberg, Dank für die übersendeten Theile des W<strong>und</strong>erhorns. An Hrn.<br />

Stegmayer nach Wien.<br />

16. Früh Besuch der Damen. Nibelungen. Landkammerrath Bertuch. Mittags allein. Betrachtungen<br />

über den Reflex von oben oder außen gegen <strong>das</strong> Untere <strong>und</strong> Innere der<br />

Dichtkunst, z. E. die Götter im Homer nur ein Reflex der Helden; so in den Religionen<br />

die anthropomorphistischen Reflexe auf unzählige Weise. Doppelte Welt, die daraus entsteht,<br />

die allein Lieblichkeit hat, wie denn auch die Liebe einen solchen Reflex bildet.<br />

Und die Nibelungen so furchtbar, weil es eine Dichtung ohne Reflex ist; <strong>und</strong> die Helden<br />

wie eherne Wesen nur durch <strong>und</strong> für sich existiren. Abends zu Hause.<br />

[WA III, 3, S. 399f.]<br />

1808, 16. November<br />

Friedrich Wilhelm Riemer<br />

[<strong>Goethe</strong>:] »Im Homer reflektiert sich die Menschenwelt noch einmal im Olymp <strong>und</strong><br />

schwebt wie eine Fata Morgana über der irdischen. Diese Spiegelung tut in jedem poetischen<br />

Kunstwerk wohl, weil sie gleichsam eine Totalität hervorbringt <strong>und</strong> wirklich Menschenbedürfnis<br />

ist. Daher auch in der katholischen Religion. Im Himmel ist ein Vater,<br />

wie es irdische gibt, eine Mutter wie hier, einer, der gelitten hat, wie es hier viele Leidende<br />

gibt. So auch im Paganismus. Der Baum soll mehr sein als ein Baum; es ist eine Dryas,<br />

die Quelle eine Najade. Die Einsamkeit des Mittags ist personifiziert in allen Waldgöttern<br />

usw.<br />

In den Nibelungen ist ein eherner Himmel. Keine Spur von Göttern, von Fatum. Es ist<br />

bloß der Mensch auf sich gestellt <strong>und</strong> seine Leidenschaften.« Schon dies ist <strong>Goethe</strong>n ein<br />

Hauptbeweis, <strong>das</strong>s es eine nordische <strong>und</strong> heidnische Fabel ist.<br />

[GG II, S. 381; <strong>Goethe</strong>-Gespr. 1, S. 471: datiert auf 1807]<br />

1808, 16. November<br />

Henriette von Knebel an ihren Bruder Carl Ludwig, Brief vom 19. November 1808<br />

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