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GÖTTERNAJMEN 75<br />

sich an die überkommenen gebetformeln streng gebunden fühlte,<br />

war dadurch rechnung getragen, dass für abe staatbcJie cultushandlungen<br />

die gebete in den liturgischen büchern der pontificcs,<br />

den sogenannten indigitainenta, vorgezeichnet waren;<br />

dem priester oder beamten, der iiidigitabat^ dh. die anrufung<br />

der götter zu vollziehen hatte, sprach der pontifex die überbeferte<br />

formel vor. praeibat. Hier konnte man die himmlischen<br />

mächte für alle Vorkommnisse, wie sie dem Lateinervolk einst<br />

beilig gewesen waren, in langen reihen aufgezeichnet finden;<br />

Varro hat namentlich für das .\iv buch seiner Antiquitates<br />

rerum diuinarum diese quelle zu nutzen gewusst, und seine<br />

bequeme Zusammenstellung diente den lateinischen vätern der<br />

kirche als erwünschte fundgrube für ihre polemik wider das<br />

heidentbum.<br />

Den überwiegenden theil der götter, die uns da entgegentreten,<br />

bilden nicht die aus der btteratur und den denkmälern<br />

bekannten. Es sind durchweg vorstellungsgebilde von vollkommener<br />

begrifflicher durchsichtigkeit, grösstentheils auch<br />

von enger begrenztheit des begriffs. Für alle handlungen und<br />

zustände, die dem damaligen menschen von Wichtigkeit sein<br />

konnten, sind besondere götter geschaffen und mit deutlicher<br />

Wortprägung benannt; und nicht nur die handlungen und zustände<br />

als ganze sind in dieser weise vergöttbcht, sondern<br />

auch sämmtliche irgendwie hervortretende abschnitte, acte,<br />

momente derselben. Redeten wir von solchen dingen noch in<br />

der alten gelehrtenspracbe, so würden wir diese durchsichtigen,<br />

begrifflich fest abgegrenzten göttergestalten leicht und kurz<br />

mit einem ausdrucke Varros als di certi^ bezeichnen können.<br />

So müssen wir einen \erständlichen ausdruck erst einführen.<br />

Ich will sie nach dem verschlag eines freundes sondergötter<br />

nennen; von den beiden hervorstechendsten und enge zusammenhangenden<br />

eigenschaften derselben, der engen begrenztheit des<br />

begriffs oder der ausschliesslichen geltung für je ein besonderes<br />

vorkommniss, und der begrifflichen durchsichtigkeit der<br />

2 zur etymologie vgl. Corssen De Volscorum lingua 1858 p. 18.<br />

'•') Fuldaer Servius zu Aen. ii 141 (Merkel zu Ov. fast. ]>.<br />

CLXxxv fr, 3 vgl. 4) 'pontiflces dicunt singulis actibus proprios deos<br />

praeesse, hos Varro certos deos appellat".

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