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32 WEIBLICHE GOTTHEITEN morgenröthe ursprünglich nur männHche götter concipiert wären. Die kräfte des kosmischen und menschlichen lebens wurden als äusserungen jedesmal einer handelnden, thätigen gottbeit gefasst, und der sprachliche ausdruck fiel naturgemäss männlich aus. Die gottbeit zb. des feuers ist allgemein männlieb gedacht worden, ind. Ag7ii gr. "HcpaicTxoq lat. Yoh-anus. Der Agni der Inder ist aber zugleich speciell der gott des herdimd altarfeuers, ja er ist das in erster linic. In dieser hinsieht ersetzt ihn bei Griechen und Lateinern eine weibliche gottbeit, 'Gcfxia und Yei^ta, die berdgöttin des hauses und der gemeinde, wahrscheinlich nicht zu wurzel zish brennen, sondern zu sskr. västu haus gr. /dffxu dcfxu gehörig: das ist ein erheblich jüngerer, erst griechisch-italischer begriff, dessen abweichendes geschleelit jeder selbstverständlich finden wird, der sieh erinnert, dass in älteren einfacheren Verhältnissen die sorge für das tags und nachts zu pflegende herdfeuer der frau des hauses oblag. A'on der ältesten, uns durch unmittelbare Überlieferung bezeugten religionsstufe eines indogermanischen volks ist der rückschlnss auf die ursprüngbche religirise vorstellungswelt der gesammten völkerfamilie unvermeidlich". wir stellen den Satz auf: mit ausnähme von zwei, meinetwegen drei alten göttinnen, deren begriff unwillkürlich die wähl des geschlechts bedingte, haben die Indogermanen ursprünglich nur männliche götter geschaffen; der schöpferische trieb der spräche bildet aus diesen adjeetivisch beweglichen werten feminina heraus, die dann selbständiges leben gewinnen und die masculina zurückdrängen können. Die weibliche gottbeit wird thatsäehbcb, wie in der Genesis Eva aus der rippe des Adam, aus der männlichen heraus geschaffen. Erst auf einer stufe, die nach der abzweigung der europäischen gruppe erreicht wurde, erlangte die vorher durch den mythos von der himmlischen hochzeit nur vorgebildete anschauung von der himmelskönigin griisscre bedeutung und veranlasste zahlreiche mythologisch \vicbtige gestaltungen bei den europäischen Völkern. Um die riehtigkeit unseres Schlusses v(m einem volk auf die ganze 13 s. Th. Benfey, nachr. der Goeft. gcsellsch. 1868 p. 58.

BEI IXDIEKN UND LATEINERN 33 Völkergruppe zu bewähren, werden wir uns des naehweises nicht überheben dürfen, dass bei Lateinern und Griechen diese ableitung weiblieber gottheiten aus männlichen lange fortgedauert hat. Am wenigsten anstoss haben die Lateiner daran genommen, selbst im bereich der höheren götter, männliche und weibliche namensformen nebeneinander gelten zu lassen i*. Die adjectivische natur und der begriffliebe gehalt ihrer götternamen muss ihnen länger bewnsst gebliebeu sein: Ovaren sie von ihnen als reine eigennamen empfunden worden, so hätte es das Sprachgefühl nicht dulden können, dieselben wie adjectiva geschlechtlich abgewandelt zu sehen, imd man würde entweder durch sprachliche fortbildung des einen das paar differenziert oder einen namen fallen gelassen haben. Bei so wenig hervortretenden gottheiten, wie sie in den indigitainenta namhaft gemacht wurden, kann ein LPimentinus Limentina, Yolumnus Yolmnna neben einander nicht befremden. Aber äusserst \viehtig ist für unsere allgemeine frage die reihe sprachlicher paare, die sich aus den höheren göttern der Lateiner zusammenstellen lässt. Cacus der rauher der himmlischen rinder ist aus der Herculessage bekannt, aber ' colitur et (Jaca, quae LLerculi fecit indiciuni de furto boum' (Laetant. I 20, 36); in griechischen sagen ist es gewöhnbch die tochter, hier die Schwester, welche den schätz verräth; dieser üaca opferten sogar die Vestalinnen nach Servius zur Aen. viii 190. Dius fidius und die dea Dia der Arvalen, Louis und die Louia regena der Marruciner ^"j Lanus und Lana bei Varro r. r. I 37, 3; Faunus und Fauna (Macr. S. I 12, 21 f.), Fatuus Fatua, Lupercus Luperca, Februus der lustrationsgott und bei Martianns Cap. ii p. 37 Gr. loannes Lydus mens, iv 20 Fehrua, Liher und LJ- &era; Lovcetius Lucetius L^eucetius Leucesius L^ucerius^'', name des luppiter bei Lateinern und Oskern, des Mars auf lateinischen inschriften: daneben Lucetia nach Martianns ao. Ein 14 vgl. A'arro bei August, c. dei iii 12 in omnibusque generibus deoruni, sicut iti animalibus, mores et femiitas. 15 s. Corssen in Kuhns zeitsehr. 9, 150 f. 145. 16 vgl. Mommsen, unterital. dial. p. 274. 3

BEI IXDIEKN UND LATEINERN 33<br />

Völkergruppe zu bewähren, werden wir uns des naehweises<br />

nicht überheben dürfen, dass bei Lateinern und Griechen diese<br />

ableitung weiblieber gottheiten aus männlichen lange fortgedauert<br />

hat.<br />

Am wenigsten anstoss haben die Lateiner daran genommen,<br />

selbst im bereich der höheren götter, männliche und weibliche<br />

namensformen nebeneinander gelten zu lassen i*. Die adjectivische<br />

natur und der begriffliebe gehalt ihrer götternamen<br />

muss ihnen länger bewnsst gebliebeu sein: Ovaren sie von ihnen<br />

als reine eigennamen empfunden worden, so hätte es das Sprachgefühl<br />

nicht dulden können, dieselben wie adjectiva geschlechtlich<br />

abgewandelt zu sehen, imd man würde entweder durch<br />

sprachliche fortbildung des einen das paar differenziert oder<br />

einen namen fallen gelassen haben. Bei so wenig hervortretenden<br />

gottheiten, wie sie in den indigitainenta namhaft gemacht<br />

wurden, kann ein LPimentinus Limentina, Yolumnus<br />

Yolmnna neben einander nicht befremden. Aber äusserst<br />

\viehtig ist für unsere allgemeine frage die reihe sprachlicher<br />

paare, die sich aus den höheren göttern der Lateiner zusammenstellen<br />

lässt. Cacus der rauher der himmlischen rinder<br />

ist aus der Herculessage bekannt, aber ' colitur et (Jaca, quae<br />

LLerculi fecit indiciuni de furto boum' (Laetant. I 20, 36); in<br />

griechischen sagen ist es gewöhnbch die tochter, hier die<br />

Schwester, welche den schätz verräth; dieser üaca opferten sogar<br />

die Vestalinnen nach Servius zur Aen. viii 190. Dius fidius<br />

und die dea Dia der Arvalen, Louis und die Louia regena der<br />

Marruciner ^"j Lanus und Lana bei Varro r. r. I 37, 3; Faunus<br />

und Fauna (Macr. S. I 12, 21 f.), Fatuus Fatua, Lupercus<br />

Luperca, Februus der lustrationsgott und bei Martianns Cap. ii<br />

p. 37 Gr. loannes Lydus mens, iv 20 Fehrua, Liher und LJ-<br />

&era; Lovcetius Lucetius L^eucetius Leucesius L^ucerius^'', name<br />

des luppiter bei Lateinern und Oskern, des Mars auf lateinischen<br />

inschriften: daneben Lucetia nach Martianns ao. Ein<br />

14 vgl. A'arro bei August, c. dei iii 12 in omnibusque generibus<br />

deoruni, sicut iti animalibus, mores et femiitas.<br />

15 s. Corssen in Kuhns zeitsehr. 9, 150 f. 145.<br />

16 vgl. Mommsen, unterital. dial. p. 274.<br />

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