Untitled - JScholarship

Untitled - JScholarship Untitled - JScholarship

jscholarship.library.jhu.edu
von jscholarship.library.jhu.edu Mehr von diesem Publisher
23.04.2013 Aufrufe

28 WECHSEL DER SUFFIXE wurde in Kronos der reifende und vollendende gedacht und verehrt; der wichtige begriff bildete sieh weiter zu KpoviuJV und Kpovibn?; als die Vorstellungen von Zeus dazu trieben diesen selbst als Kpövoq zu denken, wählte man die abgeleiteten formen, die ihre adjectivische natur dazu geeigneter scheinen liess: das war um so nötbiger, als der begriff Kp6vO(; nach wie vor selbständige geltung im cultus hatte. Dieser letztere umstand erleichterte dann den schon bei Homer vollzogenen schluss, dass Kpoviujv 'der vollendende' söhn des Kronos sei. Unvermerkt sind wir in die analyse von begriffen hineingezogen worden. Es mag drum der beispiele genug sein. AVir hatten uns von der triebkraft der spräche auch in mythologischer namenbildung überzeugen wollen, und ich denke, wir haben sie in ausgedehntester weise thätig gefunden. AA'ichtige Wirkungen derselben haben wir auf dem weg beobachten können: planlose ansannnlung gleichbedeutender ausdrücke duldet der Sprachgeist auf die dauer nicht, er beseitigt das überschüssige und müssige oder er sucht es besonders zu verwerthen; parallele formen können daher differenziert werden und eine jede ihre rolle für sich erhalten: Toris Lanus, TTXoOxoq TTXouxuuv. Die wechselnde geltung der suffixe veranlasste falsche Schlüsse auf genealogische Verhältnisse: Hyperion zerlegte sich durch 'Ytrepiovibri(; in vater und söhn, aus dem nebeneinander von Kpövo? und Kpoviujv erzeugte sieb ein ganzes gcwebe der mythenbildung. Aber dergleichen betrachte ich doch nur als beiläufiges ergebniss. Das wesentliche ist, dass diese fäbigkeit der spräche, feststehende mythologische namen ohne modifieation des persönlichen begriffs weiterzubilden und umzugestnlten, uns die natur dieser worte selbst klar macht. Ihre bildsamkeit und ihre geltung als eigennamen sind zwei eigenschaften, die einander ausschliessen und nur in dem falle vereinigt gedacht werden können ('abgesehen natürlich von rcflectierter nachahmuug bei dicbtern), dass die etymologische bedeutung der namen noch lebendig \\'nr: sie galten zwar nur je einem wesen, aber bezeichneten dies durch ein wort adjectiviseher kraft. Diese crkenntniss ist von weittragenden folgen. Sie hebt uns hinaus über den engen bcreich der fälle, auf die wir uns zu-

IX CJRIECUrscirEX CtÖTTBRXAMEN 29 nächst zu l)eschränken suchten, wo nachweisbar oder vermuthungswcise durch den wechscl der form die pciS(Jiiliehkeit nicht berührt wurde. Demi wenn in diesen mytiiologiscbeii namen die ursprüngliche adjectivische bedeutung noch mehr oder weniger lang lebendig bHcb. so können sie in allen den echten mythen, worin sie vorkonnnen, immer nur einen und denselben begriff bezeichnet haben, und die gleichheit des namens muss dann die gleichheit der Vorstellung erweisen, wie sehr auch ort und zeit, namen der eitern und kinder verschieden sein mögen; ebenso wenig darf der formale unterschied der suffixe bei gleichem wtn-tstamm uns hindern den gleichen begriff anzuerkennen. AVie mit einem schlage liebtet sich so das gewirre von homonymen in der gi-icchischen mytbologie: sie sind jetzt nicht mehr verschiedene, mir zufällig wie unsere Karl Heinrich Lina Jlarie usw. gleichbenannte wesen, sondern identische begriffe, aus einer und derselben conception ents[)rossen, geschieden nur durch ort und zeit der mythenbildung. Ih'griffliche Scheidung kann erst dann hinzutreten, wenn verschiedene suffixbildungen nebeneinander festgehalten werden und zu besonderer verwcrthung auffordern; so folgenreich sie auch sein kann, bleibt sie doch das ergebniss eines weiteren geschichtlichen processes. Diese lehrsätze auch empirisch zu erweisen ist nicht möglich ohne in das feinste detail der an die namen geknüpften begriffe und mythen einzugelm, was nicht dieses orts ist. Jeder mythenforschung wird aber durch sie die pflicht auferlegt, die ganze reihe homonymer gestalten durchzuprüfen: da wird sich herausstellen, was weizen was ,spreu ist, wo der begriff in originaler gestaltung lebendig ist und wo er nur als fertiger name entlehnt wurde zur dichterischen ausgestaltung einer sage. BILDUNG AVEIBLICHER GÖTTERNAMEN 3 Eine wichtige äusserung jenes sprachlichen bildungstriebs ist gesondert zu erörtern, die Schöpfung weiblicher gottbeiten. Es ist längst bemerkt worden, dass in der ältesten Urkunde unserer völkerfamilie, in den hymnen des Rigveda die weih-

IX CJRIECUrscirEX CtÖTTBRXAMEN 29<br />

nächst zu l)eschränken suchten, wo nachweisbar oder vermuthungswcise<br />

durch den wechscl der form die pciS(Jiiliehkeit<br />

nicht berührt wurde. Demi wenn in diesen mytiiologiscbeii<br />

namen die ursprüngliche adjectivische bedeutung noch mehr<br />

oder weniger lang lebendig bHcb. so können sie in allen den<br />

echten mythen, worin sie vorkonnnen, immer nur einen und<br />

denselben begriff bezeichnet haben, und die gleichheit des<br />

namens muss dann die gleichheit der Vorstellung erweisen, wie<br />

sehr auch ort und zeit, namen der eitern und kinder verschieden<br />

sein mögen; ebenso wenig darf der formale unterschied<br />

der suffixe bei gleichem wtn-tstamm uns hindern den gleichen<br />

begriff anzuerkennen. AVie mit einem schlage liebtet sich so<br />

das gewirre von homonymen in der gi-icchischen mytbologie:<br />

sie sind jetzt nicht mehr verschiedene, mir zufällig wie unsere<br />

Karl Heinrich Lina Jlarie usw. gleichbenannte wesen, sondern<br />

identische begriffe, aus einer und derselben conception ents[)rossen,<br />

geschieden nur durch ort und zeit der mythenbildung.<br />

Ih'griffliche Scheidung kann erst dann hinzutreten, wenn<br />

verschiedene suffixbildungen nebeneinander festgehalten werden<br />

und zu besonderer verwcrthung auffordern; so folgenreich sie<br />

auch sein kann, bleibt sie doch das ergebniss eines weiteren<br />

geschichtlichen processes. Diese lehrsätze auch empirisch zu<br />

erweisen ist nicht möglich ohne in das feinste detail der an<br />

die namen geknüpften begriffe und mythen einzugelm, was<br />

nicht dieses orts ist. Jeder mythenforschung wird aber durch<br />

sie die pflicht auferlegt, die ganze reihe homonymer gestalten<br />

durchzuprüfen: da wird sich herausstellen, was weizen was<br />

,spreu ist, wo der begriff in originaler gestaltung lebendig ist<br />

und wo er nur als fertiger name entlehnt wurde zur dichterischen<br />

ausgestaltung einer sage.<br />

BILDUNG AVEIBLICHER GÖTTERNAMEN<br />

3 Eine wichtige äusserung jenes sprachlichen bildungstriebs<br />

ist gesondert zu erörtern, die Schöpfung weiblicher gottbeiten.<br />

Es ist längst bemerkt worden, dass in der ältesten Urkunde<br />

unserer völkerfamilie, in den hymnen des Rigveda die weih-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!