Untitled - JScholarship

358 GÖTTERNAMEN
schonender rücksicht vor: es sind zunächst sklaven, denen
namen beigelegt werden wie Eros Hermes; offenbar dachte
man dabei anfangs weniger an die gottbeit selbst als an ihr
bild. Aber je mehr in der kaiserzeit der väterglaube zum
schatten wird, desto allgemeiner wird diese art der namengebung
ebenso im lateinischen wie im griechischen gebiet.
Diese erseheinung, eines der greifbarsten anzeichen des religiösen
Verfalls bedarf heute nicht mehr einer besonderen
erörterung'^.
Merkwürdig berührt sieb hier anfang und ende. In alter
zeit .scheint der mensch der gottheit näher zu stehn. Wie er
sieh ohne bedenken als nachkommen des gottes betrachtet,
den sein geschleebt verehrt, so bezeichnet er sieh auch einfach
durch den namen der gottheit als ihren diener und Verehrer;
das lag um so näher, als er oder einer der scinigen in den
heiligen "handlungen' des bauptfestes (bpuüpeva) die gottheit
selbst dar,stellte und vertrat". Diener des Bakchos sind
BdKxoi, weibbeb BdKxai; im Trephoniosdienst zu Lebadeia
beissen die beiden knaben, welche die Vorbereitungen für die
besucher der höhle zu besorgen haben, 'EppaT (Pausan. i.\ 39, 7 >,
zu Sparta die Jungfrauen, welche den dienst der Leukippiden
versehen, AeuKiTTTtibei; (Paus, iii 16, 1), zu Ephesos die epheben,
welche den wein am feste des Poseidon scbenken, Taupoi
(Athen, x 425 "^i, die der Artemis von Brauron geweihten
mädchen 'ApKxoi 2"; mysten des (Dionysos) Briseus zu Smyrna
sind Bpeiffeiq (s. 242, 64); Küßrißo? (Hesych.) war der von der
göttermutter (Kybebe) besessene; die zur cultusgemeinde des
Zeus Chrysaoreus gehörigen Karer nannten sich Xpuffaopeiq
(Strabon xiv p. 660), ein Thrakiscber stamm im Rhodope-gebirg
Aioi (Thukyd. ii 96). Schon vor der Spaltung der europäischen
Völker war der grund zur werwolfsage gelegt, die
18 s. KKeil Specimen onomatologi graeci p. 6 ff. WVischer
Kl. schrr. 2, 594 ff. HMeyersahm, Deorum nomina hominibus imposita,
Kiel 1891.
19 s. oben s. 241, mehr bei Lobeck Aglaoph. 672 ff. Ein wichtigerer
fall der art ist in den Verhandlungen der .\LII Philologenversammlung
zu M^ien s. 43 f. erörtert.
20 s. Köchly zu Euripides Iphigenia in Taur. s. xx f,