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340 MONOTHEISTISCHE STEIGERUNG PEIiSllNLII'HER (iÖTTKi: schwebt sie über der gesammtheit des reiclis: das wabizeiclieii der kaiserlichen herrschaft ist das goldene bild der Fortuna, das im schlafgemach des kaisers aufbewahrt zn werden pflegt^^ Schon ein attischer tragiker hatte gesagt 'die herrin aller götter ist die göttin Glück', sie allein wirkliche gottheit, abe übrigen nur leere namen (fr. adesp. fiOO). Kein wunder, wenn sie das beiwort regina erhält iCIL iii 4399j. Selb.st Priapos ist zur abmacht erhoben worden. Eine inselnift von Tibur J'IL xiv 3565) genio numin[i]s L^ria[pi] poten[t]is polle[nti]s [inui]cti gesetzt feiert ihn in drei hendekas\Habisclien gedichten nicht ohne Ironie als den hauptgott. Der giiostiker .lustinus stellte an die spitze seines weltgebäudcs eine dreiheit, deren erstes und hervorragendstes glied der 'gute' schlechthin wai-; dieser ist es, zu dem Christus' geist bei der kreuzigung sich aufschwingt; eben diesen verehrte aber .lustinus unter dem namen des Priapos^^. Geradezu als \illgolt' wird er inschriftbch bezeichnet: Pantheus I'riepus {CIL ill 1139). Dass diese entwicklung einzebicr götter zu monotheistisehei- ausdebnung nicht rascher und allgemeiner verlaufen konnte, hatte seinen natürlichen giund in dem wideistand, den eigenname und Persönlichkeit der Unterordnung nnd aufhebung entgegen stellen. Dies hemmniss fiel, als seit der diadoehenzeit aegyptisebe nnd orientalische eulte sich über die griechischrömische weit verbreiteten. Da die fremden götter mit den heimischen sich nicht deckten, konnte eine angleicbung in der regel nur so geschehn, dass mehrere heiinisehe götter zusammengefasst wurden um den machtbercich des fremden anzudeuten. So wurde man allmählich gewöhnt persönliche gottesbegriffe bei- und unterzuordnen, und es konnte nun ungehinderter der fortschritt zu monotheistiselicr answeitung einzelner götter erfolgen. Der .Synkretismus, der uns als charakterlose verläugnung des väterlichen glaubens leicht widerlich anmuthet, ist eine wichtige durchgangsstufe der religionsgesehichte; er war die Vorschule des glaubens an einen gott. 21 Scrr. hist. Aug., leben des .Vntoninus Plus 12 M. Aurelius 7 Severus 23. 22 Hippolytos haer. 5, 26 p. 150, 7.157, 73. 75 ff. U. Auf der angef. inschr. von Tibur dli.'O Priape ..., Seu eupis
SYNKRETISMUS 341 Im Piraeus hat sieh eine weihung gefunden Mrixpi GeuJv Eüdvxri 'laxpivri 'Acppobixri {CIA lll n. 136): die göttermutter hat also die kraft der Arztin und der Aphrodite in sich vereinigt. König Antioehos von Kommagene fasst in der Urkunde vom Xemrud-Dagh Zens Ahuramazda, Apollon Mithras Helios Hermes und Artagnes Herakles Ares zusammen ^-^ Kein cult ist für den Synkretismus wichtiger geworden als der des Serapis. Zeus Pluton Dionysos nnd Osiris in sich vereinigend war Serapis nicht nur das vorbild der glaubensmischung, sondern bat sie auch herbeigeführt und gefördert. Unter diesem einfluss ist die Verbindung Zeus Helios entstanden 2*, wie das häufig zutretende 'Serapis' beweist. So konnten zu Rhodos Apollon Helios und Dionysos zusammengefasst werden 2°, hier natürlich unter dem begriff des Helios. Die kaiserzeit, die den Mithras und andere orientalische Sonnengötter aufnahm, liess den Zens zurücktreten und hielt sieh an das sichtbare göttliche; nun wurde Helios 'der grösste und gegenwärtigste gott und weltscböpfer', wie er auf einer knidischen insebrift heisst (C/(r 2653, 5), der 'Ursprung alles guten' zum allgott^^, als Sol Inuictus seit der mitte des lli jh. zum reichsgott. Bei Appuleius betet Lucius {met. xi 2) zur Isis als der 'königin 23 KHumann und OPuchstein, Reisen in Kleinasien und Nordsyrien s. 273 z. 10 f. 24 Inschr. von Amorgos im Bull, de corr. hell. 6, 191 Zeö? °HX[io]? Palaestina CIG 4590 Aiö? dviKiixou 'HXiou OeoO Aubiou (doch wohl Mithras) vgl. 4604. Eine münze von Diokaisareia in Galiläa Ztschr. f. numism. 12, 367 f. stellt Zeus nackt, mit Sonnenstrahlen ums haupt, einen Giganten angreifend dar mit der beischrift [°H]Xio?. In Lykien CIG 4262 Zeö? "HXio? I^pairi?, Karien CIG 2716 (Kaibel n. 834) "HXiu) Aii lepdirei vgl. CIL ix 5824, öfter Zeö? "HXio? piya
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schwebt sie über der gesammtheit des reiclis: das wabizeiclieii<br />
der kaiserlichen herrschaft ist das goldene bild der Fortuna,<br />
das im schlafgemach des kaisers aufbewahrt zn werden pflegt^^<br />
Schon ein attischer tragiker hatte gesagt 'die herrin aller götter<br />
ist die göttin Glück', sie allein wirkliche gottheit, abe übrigen<br />
nur leere namen (fr. adesp. fiOO). Kein wunder, wenn sie das<br />
beiwort regina erhält iCIL iii 4399j. Selb.st Priapos ist zur<br />
abmacht erhoben worden. Eine inselnift von Tibur J'IL xiv<br />
3565) genio numin[i]s L^ria[pi] poten[t]is polle[nti]s [inui]cti<br />
gesetzt feiert ihn in drei hendekas\Habisclien gedichten nicht<br />
ohne Ironie als den hauptgott. Der giiostiker .lustinus stellte<br />
an die spitze seines weltgebäudcs eine dreiheit, deren erstes<br />
und hervorragendstes glied der 'gute' schlechthin wai-; dieser<br />
ist es, zu dem Christus' geist bei der kreuzigung sich aufschwingt;<br />
eben diesen verehrte aber .lustinus unter dem namen<br />
des Priapos^^. Geradezu als \illgolt' wird er inschriftbch<br />
bezeichnet: Pantheus I'riepus {CIL ill 1139).<br />
Dass diese entwicklung einzebicr götter zu monotheistisehei-<br />
ausdebnung nicht rascher und allgemeiner verlaufen<br />
konnte, hatte seinen natürlichen giund in dem wideistand, den<br />
eigenname und Persönlichkeit der Unterordnung nnd aufhebung<br />
entgegen stellen. Dies hemmniss fiel, als seit der diadoehenzeit<br />
aegyptisebe nnd orientalische eulte sich über die griechischrömische<br />
weit verbreiteten. Da die fremden götter mit den<br />
heimischen sich nicht deckten, konnte eine angleicbung in der<br />
regel nur so geschehn, dass mehrere heiinisehe götter zusammengefasst<br />
wurden um den machtbercich des fremden anzudeuten.<br />
So wurde man allmählich gewöhnt persönliche gottesbegriffe<br />
bei- und unterzuordnen, und es konnte nun ungehinderter<br />
der fortschritt zu monotheistiselicr answeitung einzelner<br />
götter erfolgen. Der .Synkretismus, der uns als charakterlose<br />
verläugnung des väterlichen glaubens leicht widerlich anmuthet,<br />
ist eine wichtige durchgangsstufe der religionsgesehichte; er<br />
war die Vorschule des glaubens an einen gott.<br />
21 Scrr. hist. Aug., leben des .Vntoninus Plus 12 M. Aurelius 7<br />
Severus 23.<br />
22 Hippolytos haer. 5, 26 p. 150, 7.157, 73. 75 ff. U. Auf der angef.<br />
inschr. von Tibur dli.'O Priape ..., Seu eupis