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338 MONOTHEI.STISCHE STElGBRUNli PERSÖNLICHER GÖTTER Aber unvermeidlich musste der polytheismus in seinem entwicklungsgang sehbessbeh auch dahin geführt werden. Es war nur eine formale grenze, die wir der lateralen ausdebnung der persönlichen gottesvorstellung gesteckt sahen. Begriffliehe grenzen gab es dafür nicht. Jeder persönliche gott, sobald er zu einer grösseren bedeutung im cultus gediehen ist, besitzt eine schrankenlose fäbigkeit der ausdebnung und erweiterung. Innerhalb des eultusbereiehs, worin er eine herrsehende Stellung besitzt, vermag er und hat das streben, alle anderen göttlichen kräfte nach nnd nach an sieh zu ziehen. Damit wird er aber zu dem einen gott, der den vielen göttern neben ihm, deren kräfte und namen er an sieb gerissen bat, ein recht auf selbständige herrsebaft und Verehrung nicht mehr einräumen kann. Der polytheismus muss zum monotheismus werden. Es scheint mir von der grössten Wichtigkeit diese thatsaebe festzustellen und ihre nothwendigkeit zu begreifen. Wie Zeus zn einer maebtvollkommenhcit gelangen musste, welche alle göttbchkeit umfasste, haben Avir schon früher beobachtet (s. 196 f.). Der letzte schritt ist schon bei Aischylos vobzogen. In den Heliaden erklärte er (fr. 70) Zeus als 'den aether, die erde, den himmel: Zeus ist das all und -.vas erhabner ist als das'. Abe beiwörter erseheinen ihm unzulänglich, er ersetzt sie durch den vielsagenden ausdruck Zeuc; öq xi? TTOx' effxiv (anm. 11). Diese von langer band vorbereitete Vorstellung von Zeus hat sichtlich auch die alten denker geleitet, als sie den grossen schritt wagten mit dem polytheismus zu brechen und eine einheitliche gottheit zu fordern. Xenophanes bat das zuerst gethan. Es ist eine feine beobacbtung FDümmlers", dass der vers des Kolophoniers, worin er die gottheit 'ganz äuge, ganz ohr, ganz denkvermögen' nennt, mit polemischer beziehung auf die orphisclie Theogonie geschrieben ist. Wir besitzen noch den begeisterten bymnus, worin diese erst in der zeit des Xeno])liancs hervorgetretene dichtung Zeus pantheistisch als 'den ersten und letzten', den Urheber von allem schilderte: der himinel ist sein haupt, sein augenpaar sonne und mond, die luft seine brüst, die erde sein 16 Archiv für gesehichte der philosophie 7, 148 ff.
ZEUS HEKATE APHRODITE TVCHE 339 bauch und das meer sein gürtel (fr. 123 Ab.). Noch eonsequenter als wenigstens in jenem Aors Xenophanes; hat die weitere entwickelung die angleicbung der gottheit an mensehengestalt verworfen und darum auch, Herakleitos ausgenommen, vermieden an Zeus anzuknüpfen. Erst die Stoiker haben, bestrebt die göttervorstcllnngen des Volksglaubens mit den forderungen der vernunfterkenntniss zu versöhnen, dem Zeus die entsprechende stelle in ihrer physik und theologie angewiesen; er ist ihnen der Inbegriff aller göttbclien kräfte, der weltgeist". Die .'>toa bat diesen gedanken weithin getragen. Die voi-kämpfer des ehristbchen glanliens fanden hier einen ankniipfnngspunkt; und umgekehrt füiilte sich der aufgeklärte beide in dem wesentlichsten punkte so sehr in Übereinstimmung mit den Christen, dass er zu einem glanbensweclisel keinen grund sabi**. Was bei Zeus geschehen, konnte sich bei jedem persönlichen gotte wiederholen, den örtlicher cultus in den Vordergrund gerückt hatte. Hekate wird schon in der Hesiodischen Theogonie als allgöttin gepriesen i^, und bat in geheimcultcn späterer zeit offenbar diese geltung gehabt. Aphrodite ist als umfassende kosmische macht von tragikern und philosophischen dicbtern um die wette gefeiert worden-". In der kaiserzeit drängt die glücksgöttin Tuxri L'ortuna nach der monotheistischen seile hin. Die verhältnissmässig junge, aber das was man von oben wünscht, klar und deutlich bezeichnende gottheit tritt an die stebe der vielen örtlich und begrifflich verschiedenen schütz- und segcnsgötter, indem sie alle einzelnen Verhältnisse als umfassender gattungsbegriff einbegreift. Der einzelne wie die städtische gemeinde kann sie verehren, und ebenso 17 vgl. Seneca de beivf. 4, 7 nnf. qu-. 2, 45 us. Aus der populären litteratur mag Aristeides r. i auf Zeus als zeuge genügen. 18 Von christlicher seite zb. Tertulbanus (ipul. 24, von heidnischer Maximus (s. anm. 28), vgl. Arnobius 1, 34. 19 Theog. 411—452 vgl. Schoemanns Opusc. 2, 215 ff. Mysterien der Hekate auf ,\igina s. Lobeck Aglaoph. 242. 20 Aischylos fr. 44 Euripides Hipp. 1—6 fr. 898 Parmenides und Empedokles vgl. Plut. de facie in orbe lunae c. 12 Lucretius 1, Iff. s. FMarx in den Bonner .Studien (1890) s. 115 ff.
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Aber unvermeidlich musste der polytheismus in seinem entwicklungsgang<br />
sehbessbeh auch dahin geführt werden.<br />
Es war nur eine formale grenze, die wir der lateralen<br />
ausdebnung der persönlichen gottesvorstellung gesteckt sahen.<br />
Begriffliehe grenzen gab es dafür nicht. Jeder persönliche<br />
gott, sobald er zu einer grösseren bedeutung im cultus gediehen<br />
ist, besitzt eine schrankenlose fäbigkeit der ausdebnung<br />
und erweiterung. Innerhalb des eultusbereiehs, worin er eine<br />
herrsehende Stellung besitzt, vermag er und hat das streben,<br />
alle anderen göttlichen kräfte nach nnd nach an sieh zu ziehen.<br />
Damit wird er aber zu dem einen gott, der den vielen göttern<br />
neben ihm, deren kräfte und namen er an sieb gerissen bat,<br />
ein recht auf selbständige herrsebaft und Verehrung nicht mehr<br />
einräumen kann. Der polytheismus muss zum monotheismus<br />
werden. Es scheint mir von der grössten Wichtigkeit diese<br />
thatsaebe festzustellen und ihre nothwendigkeit zu begreifen.<br />
Wie Zeus zn einer maebtvollkommenhcit gelangen musste,<br />
welche alle göttbchkeit umfasste, haben Avir schon früher beobachtet<br />
(s. 196 f.). Der letzte schritt ist schon bei Aischylos<br />
vobzogen. In den Heliaden erklärte er (fr. 70) Zeus als 'den<br />
aether, die erde, den himmel: Zeus ist das all und -.vas erhabner<br />
ist als das'. Abe beiwörter erseheinen ihm unzulänglich,<br />
er ersetzt sie durch den vielsagenden ausdruck Zeuc;<br />
öq xi? TTOx' effxiv (anm. 11). Diese von langer band vorbereitete<br />
Vorstellung von Zeus hat sichtlich auch die alten denker geleitet,<br />
als sie den grossen schritt wagten mit dem polytheismus<br />
zu brechen und eine einheitliche gottheit zu fordern. Xenophanes<br />
bat das zuerst gethan. Es ist eine feine beobacbtung<br />
FDümmlers", dass der vers des Kolophoniers, worin er die<br />
gottheit 'ganz äuge, ganz ohr, ganz denkvermögen' nennt,<br />
mit polemischer beziehung auf die orphisclie Theogonie geschrieben<br />
ist. Wir besitzen noch den begeisterten bymnus,<br />
worin diese erst in der zeit des Xeno])liancs hervorgetretene<br />
dichtung Zeus pantheistisch als 'den ersten und letzten', den<br />
Urheber von allem schilderte: der himinel ist sein haupt, sein<br />
augenpaar sonne und mond, die luft seine brüst, die erde sein<br />
16 Archiv für gesehichte der philosophie 7, 148 ff.