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330 AUFGABE DER VERGL. MYTHOLOGIE name hat sieh Phaon nur ganz vereinzelt und zerstreut erhalten i". Die betrachteten beispiele machen es deutbeb, in wie beschränkten grenzen sich auf religiösem gebiet die Übereinstimmung sprachlich ausgeprägter begriffe bei verschiedenen Völkern bewegt. Wenn somit der bisherigen vergleichenden mythologie ihr eigentlicher lebensnerv durchschnitten ist, so muss die vergleichung, deren keine erforschung vorgeschichtlicher zustände entratben kann, fortan in andere bahnen geleitet werden. Die Vorstellungen und begriffe sind es, welche in älteste zeit zurückreichen; und weil diese in durchsichtigen, dem volke verständliehen Wortbildungen ausgeprägt waren, blieben sie fortwährender erneuerung fähig und sind nicht nur bei verschiedenen Völkern, sondern oft genug bei einem und demselben mit den verschiedensten sprachlichen mittein neugeschaffen worden. Auf die Verwandtschaft der Vorstellungen und begriffe ist die vergleichung in erster linie augewiesen. Wir suchen eine gesehichte der vorstebungen, welche die vorzeit von den dingen ausser und in uns sich bbdete, und indem wir der mannicbfaltigen gestaltung und neubildung der einzelnen Vorstellungen nachgehn, bearbeiten wir die Werkstücke zu dem grossen bau einer entwicklungsgescbichte des menschlichen geistes. AUSGESTALTUNG PERSÖNLICHER GÖTTER 20 Farbe und charakter erhält der polytheismus durch die entwicklung und ausgestaltung persönlicher götter. Erst im eigennamen verdichtet sich die flüssige Vorstellung zu einem festen kern, der träger einer persönlichkeit werden kann. Der eigenname nöthigt, wie der rufname des menschen, au eine der Argo b. Apollon. Rh. 1, 105 ff. Verg. ecl. 4, 34; im gebiet der Mariandyner gestorben und begraben Apollon. 2, 853 ff. Vielleicht gehört dahin albanes. 5ißi bi^x riese. 16 dujv name eines irup9Öpo? in Epidauros Fouilles n. 59, Thespiai CIGS i n. ]888d 10 Ch.aironeia "A9rivai? du)vo? (metökin) ebend. 3378, 3 Alexandreia CIA in 2262 Segesta IGSI 290.
AUSGESTALTUNG PERSÖNLICHER GÖTTER 331 bestimmte persönbebkeit zu denken, für welche er aussehliesslieh gilt. Damit ist der weg eröffnet, auf dem die fluth anthroponiorpbiseber Vorstellungen sich in die fast leere form ergiessen kann. Nun erst gewinnt der begriff leiblichkeit, gleichsam fleisch und blut. Er vermag zu handeln und zu leiden wie der mensch. Die Vorstellungen, die für den durchsichtigen begriff des sondergottes selbstverständliche prädicate waren, werden nun für den träger des eigennamens zu mythen. Die dichtung entnimmt ihnen die färben um das bild des gottes zu beleben, und wetteifernd versucht die kunst dem bdd leibhaftige gestalt zu geben. So tritt der persönliche gott dem volke auch persönlich nahe; es fühlt im tempel und beim feste seine nähe; und indem es ihm das beste zu weihen strebt, mrd das beste und edelste im volke wie eine blüthe zur entfaltung getrieben, ebenmaass und Schönheit in kampfspiel und tanz, in sang und lied. Vielleicht noch wichtiger als der mythus ist für diesen verlauf die fortbildung des begriffs, die hier zur frage stebt. Schon die Verdunkelung des begriffs muss erneuerung desselben unmittelbar zur folge haben; der erneuerte begriff tritt dann als beiname zu der Persönlichkeitsbezeichnung. Aber unwillkürlich greift nun die gottesvorstellung nach allen selten über und zieht die verwandten begriffe in ihren bereich. Alles was als besondere anwendung des im gottesnamen empfundenen begriffs erscheint, wird dem letzteren untergeordnet: demalten 'Abwehrer' der gott der den dämon der krankheit verjagt, der göttliche 'arzt' (s. 152. 154); der göttin der himmbsehen hochzeit, ind. Süryä gr. "Hpa, die göttin der jochung Zu^ia, der Vollendung TeXeia, der ehe faiuriXia, der wehen EiXeiGuia usw. Unvermerkt und unbewusst vollzieht sich so der fortschritt vom artbegriff zum gattungsbegriff. Aber auch die gleichartigen und ähnlichen Vorstellungen widerstehen nicht der anziehungskraft der geschlossenen persönlichkeit. Einfache bildliche Vorstellungen schlagen die brücke von einem begriff zum andern. Lieht ist rettung und heiU: der übelabwehrer 1 Homer Z 6 9ÖUJ? 6' ^xdpoioiv ?9riKev P 615 Kai xili piv tpdo? fiX9ev vgl. Z 102 Y 95 und Lehrs Arist. p. 349^; Aiseh. Agam. 508 T^Kei -fdp i^niv qpdj? iv e.\i(fp6vr\ qp^poiv Pers. 292 ipoxc, piv eTira? ödinaoiv
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AUSGESTALTUNG PERSÖNLICHER GÖTTER 331<br />
bestimmte persönbebkeit zu denken, für welche er aussehliesslieh<br />
gilt. Damit ist der weg eröffnet, auf dem die fluth anthroponiorpbiseber<br />
Vorstellungen sich in die fast leere form<br />
ergiessen kann. Nun erst gewinnt der begriff leiblichkeit,<br />
gleichsam fleisch und blut. Er vermag zu handeln und zu<br />
leiden wie der mensch. Die Vorstellungen, die für den durchsichtigen<br />
begriff des sondergottes selbstverständliche prädicate<br />
waren, werden nun für den träger des eigennamens zu mythen.<br />
Die dichtung entnimmt ihnen die färben um das bild des gottes<br />
zu beleben, und wetteifernd versucht die kunst dem bdd leibhaftige<br />
gestalt zu geben. So tritt der persönliche gott dem<br />
volke auch persönlich nahe; es fühlt im tempel und beim<br />
feste seine nähe; und indem es ihm das beste zu weihen strebt,<br />
mrd das beste und edelste im volke wie eine blüthe zur entfaltung<br />
getrieben, ebenmaass und Schönheit in kampfspiel und<br />
tanz, in sang und lied.<br />
Vielleicht noch wichtiger als der mythus ist für diesen<br />
verlauf die fortbildung des begriffs, die hier zur frage stebt.<br />
Schon die Verdunkelung des begriffs muss erneuerung desselben<br />
unmittelbar zur folge haben; der erneuerte begriff tritt dann<br />
als beiname zu der Persönlichkeitsbezeichnung. Aber unwillkürlich<br />
greift nun die gottesvorstellung nach allen selten über<br />
und zieht die verwandten begriffe in ihren bereich. Alles was<br />
als besondere anwendung des im gottesnamen empfundenen<br />
begriffs erscheint, wird dem letzteren untergeordnet: demalten<br />
'Abwehrer' der gott der den dämon der krankheit verjagt,<br />
der göttliche 'arzt' (s. 152. 154); der göttin der himmbsehen<br />
hochzeit, ind. Süryä gr. "Hpa, die göttin der jochung Zu^ia,<br />
der Vollendung TeXeia, der ehe faiuriXia, der wehen EiXeiGuia<br />
usw. Unvermerkt und unbewusst vollzieht sich so der fortschritt<br />
vom artbegriff zum gattungsbegriff. Aber auch die<br />
gleichartigen und ähnlichen Vorstellungen widerstehen nicht<br />
der anziehungskraft der geschlossenen persönlichkeit. Einfache<br />
bildliche Vorstellungen schlagen die brücke von einem begriff<br />
zum andern. Lieht ist rettung und heiU: der übelabwehrer<br />
1 Homer Z 6 9ÖUJ? 6' ^xdpoioiv ?9riKev P 615 Kai xili piv tpdo?<br />
fiX9ev vgl. Z 102 Y 95 und Lehrs Arist. p. 349^; Aiseh. Agam. 508<br />
T^Kei -fdp i^niv qpdj? iv e.\i(fp6vr\ qp^poiv Pers. 292 ipoxc, piv eTira? ödinaoiv