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324<br />

FOLGERUNGEN<br />

spraebvcrglcichung und beruhte auf der annähme, dass die<br />

grösstentheils aus \oi-geschichtlicher zeit mitgebrachten begriffe<br />

von göttern und heroen auch sprachlich ausgeprägt und<br />

festgestellt gewesen seien, bevor die Völker sich trennten.<br />

Durch die willkür und gewaltsamkeit, mit der sie die vergleichungspunkte<br />

zu vermehren suchte, hat diese vergleichende<br />

mytbologie nach kurzem verlauf sieh das vertrauen der mitforseher<br />

verscherzt2. Wir verstehen jetzt, warum es nicht<br />

anders sein konnte. Gerade auf dem gebiete des geistes,<br />

dessen wurzeln wir in frühester zeit suchen müssen und dessen<br />

zäher conservatismus ebenso thatsächlich wie in der natur der<br />

sache begründet ist, beschränken sich die Übereinstimmungen<br />

des Sprachschatzes auf eine verschwindend kleine zahl von<br />

fällen, und auch diese wenigen sind keineswegs abgemein:<br />

wo bei diesem und jenem volk götternamen mit zb. indischen<br />

übereinstimmen, sind sie der mehrzabl der verwandten Völker<br />

ganz abhanden gekommen. Die götterbegriffe, zumal die bedeutungsvolleren,<br />

unterliegen, wie wir wahrgenommen haben,<br />

einer unablässigen neubildung; das alte wort wird, sobald es<br />

seine durchsichtigkeit für das .sprachbewusstsein verliert und zum<br />

eigennamen ei-starrt, sofort durch neue prägungen desselben<br />

begriffs ersetzt. Schon innerhalb des einen Griechenvolks<br />

zeigen sieh, wenn wir auf ältere übei-lieferungen der einzelnen<br />

landschaften zurückgehn, die stärksten abweichungen; die<br />

griechischen götter sind zu gutem theile erst durch den austauscli<br />

der cultur und litteratur gemeingut des ganzen volks<br />

geworden. Um so weniger ist bei den verwandten Völkern<br />

eine gleichheit der sprachlichen ausprägung zu erwarten, die<br />

auf die zeit vor aller trennung zurückgienge. Gleiche worte<br />

des religiösen gebiets können nur ansnahmefälle sein und sind<br />

thatsächlich nur selten in überzeugender weise nachgewiesen<br />

worden. Damit fällt die wesentliche voranssctzung der vergleichenden<br />

mytbologie, wie sie bisher geübt wurde. Die methode,<br />

die in so überzeugender weise aus den übereinstim-<br />

2 Vgl. die gegen Max Müller gerichtete kritik Andrew Lang's<br />

La mythologie (Par. 1886) ]). 35 ff. Unerheblich sind die Spöttereien<br />

Herbert Spencer's, Principien der sociologie (deutsche übers.) 2, 441 ff.

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