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Untitled - JScholarship

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.322 THATSACHEN DER Sl'RACHGESCHICHTE<br />

bei einzelnen werten wie zb. iverfloi die neigung zur ausdebnung<br />

ihrer geltung erkennen; noch mehr tritt das hervor,<br />

wenn man die am ende des vorigen Jahrhunderts üblichen ausdrücke<br />

mit den heutigen vergleicht: äugen und ohren sind<br />

bereits vielfach neben den früheren sonderbezeichnungen zulässig.<br />

Aber so lange als die sinnliehe Vorstellung, welche zu<br />

der benennung geführt hatte, durchsichtig bleibt und empfunden<br />

wird, kann die einzelbenennung trotz ihres allmählich<br />

ausgedehnten gebrauchs nicht allgemeingültig werden. Die<br />

sinnliehe nebenvorstebung verbietet die anwendung des worts<br />

auf anders geartete einzelerscheinungen: so vielfach auch der<br />

ausdruck werfen verwendet wird, für die häsin, die ihre jungen<br />

setzt, ist er unzulässig. Erst wenn der ausdruck farblos geworden<br />

dh. der sinnliehen Vorstellung, welche ihm die ursprüngliche<br />

bildung eingeprägt oder der sprachgebraueb gelieben<br />

hatte, entkleidet ist, besitzt er die Voraussetzungen zu<br />

allgemeiner gültigkeit. Unter den vielen ausdrücken, über<br />

welche noch die beutige spräche verfügt, ist es ein verstümmeltes<br />

lehnwort aus dem mittellateiniscben, pferd, was allein<br />

zur bezeichnung des artbegriffs dient. Alle beimischen worte,<br />

deren doch die überwiegende mehrzabl ist, können diese farblosigkeit<br />

erst dadurch erlangen, dass lautliehe Veränderung<br />

oder der Untergang des wortstamms die ursprüngliche bedeutung<br />

zurücktreten und in Vergessenheit gerathen lässt.<br />

So gilt denn nicht blos für die flexion, sondern auch für<br />

begriffsbildung und Wortschatz der bekannte satz, dass der<br />

materielle reichthum der spräche eine erseheinung geistiger<br />

armuth ist. Mit den geistigen fortschritten, die auf dem wege<br />

von den sbmlicb lebendigen sonderbezeichnungen zur ausbildung<br />

der art- und gattungsbegriffe liegen, muss die Verkürzung<br />

und Vereinfachung des Sprachschatzes unaufhaltsam zunehmen.<br />

Die überschüssig gewordenen worte verfallen allmählich der<br />

Vergessenheit, sofern sie nicht in einzelnen lebensspbären erhalten<br />

bleiben. Aber so lange sie im sprachbewusstsein nicht<br />

ausgelöscht sind, gewähren sie der dichtung, welche nicht bloss<br />

an sich der neigung zu sinnfälliger ausdrucksweise folgt, sondern<br />

auch, um die spräche dem gesetze des verses anzuschmiegen,<br />

einer grösseren auswabl synonymer worte bedarf, ein

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