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3-20 TlIAT.SACHEN DER SPRACHGESCHICHTE mannssprache noch weit reicher an solchen sonderbezeichnungen war. In die heutige wenigstens dringen unaufhaltsam die gattungsbegriffe der gewöhnlichen rede ein, und vielfach lässt sieh Verallgemeinerung der älteren sonderbezeichnungen wahrnehmen. Während nur die stute beschält wird, sind bedecken belegen bespringen ziemlich allgemeingültige ausdrücke für die begattung von vierfüsslern geworden. Während die mehrzabl der thiere ohne ansehung des geschlechts mit einem ausdruck benannt wird, weisen diejenigen, welche dem menschen wichtiger sind, eine reichere nomenclatur auf. Das rind oder rindvieh wird untei-schieden als ochs oder stier, flarren, bullen (im mittleren Deutsehland auch brummelochs genannt), als kuh, als ferse und kalb. Neben hengst stute fohlen oder füllen gebrauchen wir allgemeine bezeichnungen mit werthabstufungen: ross ahd. hros mhd. ros dialektisch erse und g{e)reis-erse^, pferd mhd. pflerit pflärt aus ml. parafredus, gaul von ml. cauallus, klepper, mähre mhd. march mark {schindmähre): der abschätzigste ausdruck für ein pferdewesen hat einmal die edelste gattung, das streitross bezeichnet; nach der färbe rappe fluchs scMm7nel. Das männliche Wildschwein beisst schicein keiler bacher, das weibliche bache sau leene oder lehne, das junge flrischling; das zahme männlich eber und watz, weiblich mutterschwein, ranze; das junge flerkel und bis zur entwöhnung spanflerkel. Besonders zahlreich sind die waidmännischen benennungen für die bündin: bätze {betze, petze), debe (nl. teve tiffe dän. teeve), döle {thöle, dele däle, auch von einfältigen frauenzimmern gesagt), heele hehle älter haila he{i)la als leithund, luppe {lüppe schlesiscli lupe), fache, zatze, zaupe; sie sind zum theil dem benehmen und charakter der weiblichen hunde entnommen. Diese grosse mannichfaltigkeit von soiiderbegriffen erklärt sich daraus, dass überall die am meisten sinnfällige eigenscbaft der äusseren erseheinung, oft mittels bildlicher Übertragung einer auffallenden ähnbebkeit, anstoss und Inhalt der benennung 3 Thalordnung für Gleiberg bei Giessen vom j. 1502 (Wiesbadener archiv, Weilburg n. 2134) m-wähnt unter den feldrügen 'ein gespannen pherde xii heller, ein greyserssen ein tornes".
SONDERRENENNUNGEN 321 war. Wer hirsch und reh anf der waldwiese beobachtet bat, weiss warum ihre obren luser oder lauscher beissen; der anbliek des hasen macht unmittelbar verständlich, wesshalb man seine obren löff'el benannt hat. Aber die Voraussetzung dieser benennungsweise ist der mangel eines gattungsbegriffs. Jahrtausende bat der mensch dazu gebraucht, in der menge der verschiedenartigen einzelcrscheinniigen das gleichartige, das sich gleich bleibende wesen zu erfassen und die unübersehbarkeit des einzelnen zum gattungsbegriff' zusammenzufassen. Wie viele abstnfungen liegen zwisidien den ohrlappen des elephanten und der gebörriffnung des vogels. Für alle, natürlich nur soweit sie in sein gesichtsfeld traten mid seine empfindung stärker berührten, hat der mensch ursprünglich ausdrücke geschaffen, die eben den eindruck wiedergeben, welchen das einzelne auf seine sinne machte. Unsere philosophen in ihrer göttlichen erbabenheit über das geschichtliche behandeln die begriffsbildung und die Zusammenfassung des einzelnen zn art und gattung als selbstverständlichen und notliAvcndigen Vorgang des menschlichen geistes. Sie übersehen, dass jenseits der herrschaft der für uns geltenden logik und erkenntnisslehre es lange abschnitte der entwicklung gegeben hat, worin der menschliche geist sich langsamen Schrittes zum begreifen und denken hindurch arbeitete und unter wesentlich verschiedenem gesetz des vorstellens und Sprechens stand. Unsere erkenntnisslehre wird so lange des nöthigen Unterbaus entbehren, bis spraebwissenscliaft und mythologie die Vorgänge des unwillkürlichen und unbewussten vorstellens aufgehellt haben. Der Sprung von den einzel Wahrnehmungen zum gattungsbegriff ist weit grösser, als wir mit unserer Schulbildung und einer spräche, die für uns denkt, zu ahnen vermögen. Er ist so gross, dass ich es nicht auszudenken vermag, wann und wie der mensch ihn hätte ausführen können, wenn nicht die spräche selbst, dem menschen unbewusst, den Vorgang vorbereitet und herbeigeführt hätte. Die spräche ist es, welche aus der masse glcichwertbiger sonderausdrücke allmählich einen hervorwachsen lässt, der seinen bereich über mehr und mehr fälle ausdehnt, bis er zuletzt geeignet ist alle zu umfassen und zum gattungsbegriff werden kann. Schon die proben der jägerspraebe lassen 21
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SONDERRENENNUNGEN 321<br />
war. Wer hirsch und reh anf der waldwiese beobachtet bat,<br />
weiss warum ihre obren luser oder lauscher beissen; der anbliek<br />
des hasen macht unmittelbar verständlich, wesshalb man<br />
seine obren löff'el benannt hat. Aber die Voraussetzung dieser<br />
benennungsweise ist der mangel eines gattungsbegriffs. Jahrtausende<br />
bat der mensch dazu gebraucht, in der menge der<br />
verschiedenartigen einzelcrscheinniigen das gleichartige, das<br />
sich gleich bleibende wesen zu erfassen und die unübersehbarkeit<br />
des einzelnen zum gattungsbegriff' zusammenzufassen.<br />
Wie viele abstnfungen liegen zwisidien den ohrlappen des<br />
elephanten und der gebörriffnung des vogels. Für alle, natürlich<br />
nur soweit sie in sein gesichtsfeld traten mid seine empfindung<br />
stärker berührten, hat der mensch ursprünglich ausdrücke<br />
geschaffen, die eben den eindruck wiedergeben, welchen<br />
das einzelne auf seine sinne machte. Unsere philosophen in<br />
ihrer göttlichen erbabenheit über das geschichtliche behandeln<br />
die begriffsbildung und die Zusammenfassung des einzelnen zn<br />
art und gattung als selbstverständlichen und notliAvcndigen Vorgang<br />
des menschlichen geistes. Sie übersehen, dass jenseits<br />
der herrschaft der für uns geltenden logik und erkenntnisslehre<br />
es lange abschnitte der entwicklung gegeben hat, worin der<br />
menschliche geist sich langsamen Schrittes zum begreifen und<br />
denken hindurch arbeitete und unter wesentlich verschiedenem<br />
gesetz des vorstellens und Sprechens stand. Unsere erkenntnisslehre<br />
wird so lange des nöthigen Unterbaus entbehren, bis<br />
spraebwissenscliaft und mythologie die Vorgänge des unwillkürlichen<br />
und unbewussten vorstellens aufgehellt haben. Der<br />
Sprung von den einzel Wahrnehmungen zum gattungsbegriff ist<br />
weit grösser, als wir mit unserer Schulbildung und einer spräche,<br />
die für uns denkt, zu ahnen vermögen. Er ist so gross, dass<br />
ich es nicht auszudenken vermag, wann und wie der mensch<br />
ihn hätte ausführen können, wenn nicht die spräche selbst,<br />
dem menschen unbewusst, den Vorgang vorbereitet und herbeigeführt<br />
hätte. Die spräche ist es, welche aus der masse glcichwertbiger<br />
sonderausdrücke allmählich einen hervorwachsen<br />
lässt, der seinen bereich über mehr und mehr fälle ausdehnt,<br />
bis er zuletzt geeignet ist alle zu umfassen und zum gattungsbegriff<br />
werden kann. Schon die proben der jägerspraebe lassen<br />
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