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314 ENTSTEHUNG tigste für uns ist, dass diese attribute von keinem gotte mehr als von Apollon, dem ursprünglichen übelabwehrer gelten. Bekannt ist der cultus des Ap. Alexikakos zu Athen; vor dem tempel des Ap. Patroos am markte stand sein bild, eine arbeit des Kaiamis^''. Ein dodonäisches orakel dagegen befiehlt den Athenern dem Apollon .4potropaios einen stier zu opfern ^s, und grade im munde des volks war diese Verbindung zu hören, wenn ein plötzbches entsetzen sich luft machte, in dem ausruf 'ATTOXXOV dTroxpÖTtaie, 'hilf gott'. Neben dem einfachen 'ATTOxpÖTtaie erscheint uns diese Verbindung wie eine unwillkürliche begriffsdoppelung. Dem undurchsichtig gewordenen gottesnamen gesellt sieb der erneuerte und durchsichtige ausdruck des begriffs. Es ist als ob die spräche selbst zeugniss ablegen wollte für die wahre bedeutung des Apollon. Dieser eine fall kann genügen, uns den hergang bei der entstehung persönlicher, eoncreter götter zu veranschaulichen. Einige fragen, die sieh von selbst aufdrängen, werden uns den gewonnenen einblick fassbarer machen. Um zunächst an früheres anzuknüpfen, warum bat Lykos gegen Zeus und Apollon nicht aufkommen können? Warum musste der göttliche latros zum heros herabsinken oder attribut werden? Erinnern wir uns doch der werthabstufung, die wir bei den drei attischen thauschwestern wahrnahmen (s. 138 f). Und weiter: warum ist Helios im epos, im wesentlichen aber auch sonst ein "mythisch sehr unbedeutender'3^ gott gebliebeu gegenüber dem p. 854t) i9i ^Tii eeiijv dnoxpoiraiuuv iepd iK^xri?; Verehrung der 9eoi diroxpöiraioi zu Korinth Pausan. ii 11, 1. 37 Pausan. i 3, 4 (vgl. Wachsmuth, d. Stadt Athen ii 1 s. 418 ff.) und VIII 41, 8 Kai irap' 'A9rivaioi? ^irmvuniav ?Xaßev (Apollon) 'AXeHi- KaKo? diroxp^ipa? Kai xoöxoi? xi^v vöffov; Dio Chrys. r. 32, 56 p. 681 R. Macrobius oben anm. 25 CIA iii n. 177 ['AiröXXuivo? 'AYuiJeuj? 'AXe^i- KÖiKou vg-l. schol. Eur. Phoen. 631 irpö xiliv 9upil)v löxaffav dxdXpaxa xoö 'AiröXXujvo? ih? 'AXeEiKdKou Kai qpöXuKO? xiliv öbiJüv bid Ydp xoOxo 'Axuieu?. 38 Orakel bei Demosth. Mid. 53 p. 531 'AiröXXiuvi 'Airoxpoiraiiu ßoOv 90ffai; athen. weihinschrift CIG 464. Auch auf Amorgos, Rangabö ant. hellen, n. 1197 'AiröXXu)]vo? 'Airoxpoira(o(u). Der volksthümliche ausruf bei Aristoph. Wesp. 161 Vögel 61 Plut. 359, 'AiroXXov diroxpöiroie Kai 9eoi qpiXoi Plut. 855. 39 so LMeyer ao. (anm. 4) s. 19.
I-EHSONLICHER GOTTER 315 Phoibos Apollon, mit dem ihn schon das altertbum für eins hielt? AVaruni leXrjvri und Mr|vri gegenüber Artemis und Hekate? Warum ist die griechische Hestia trotz ihrer hervorragenden bedeutung für den öffentlichen cultus dennoch niemals zu leibhaftiger göttbchkeit durchgedrungen, während die mit gleichen sprachmitteln gebbdete gleichartige Vesta so viel Persönlichkeit und körper gewonnen hat, als sie bei den Römern überhaupt konnte? Was ist der griechische Uranos gegen den indischen Varuna? Man konnte ihn in seinem eignen himmel unter den Olympiern nicht gebrauchen und hat ihn zu den Titanen in den äussersten winkel gestossen. Und faia ffi? Sie wird mit Uranos zusammen im cultus angerufen, heilige schwüre werden bei ihr abgelegt, der mythus spricht von ihren kindern: ist sie jemals eine 'gottbeit' geworden, wie wirs von hellenischen göttern erwarten dürfen, vom volksgeiste als Persönlichkeit erfasst, von den dicbtern geschildert und handelnd eingeführt, von den künstlern im Wetteifer gebildet? Untrennbar haftet sie an ihrem boden, und selbst die kunst, wenn sie Gala um regen flehen lässt, wagt nicht sie über den gürtel emporzuheben. Noch weniger weiss der Römer von der Tellus zu sagen. Die antwort kann in keinem falle zweifelhaft sein, auch nicht bei Uranos. Ehe das ursprüngliche varanas "der (das) umfassende' zu einem ausschliesslichen gottesbegriffe geworden war, erfasste die griechische spräche das wort um die sinnliebe anschauung des uns umhegenden himmelsgewölbes zu bezeichnen: das wort ^var und blieb nun appellativum wie faia ffi. Die gottesvorstelluiig, die daran haftete, konnte in folge dessen nie über den zustand begrifflieher durchsichtigkeit hinaus kommen, sie musste unkörperbcb und unpersönlich bleiben. Es ist alles mögliche, dass der griechische mythus noch so viel erinnerung von der ehemals zu reicherer entfaltung angelegten gestalt des Uranos bewahrt hat und nicht gänzlich dem appellativischen begriff gewichen ist. Selbst bei dem höchsten himmelsgotte lässt sieh eine entsprechende beobacbtung machen. Der 'bebte vater', den Griechen und Italiker an die spitze ihrer götterwelt stellen, ist ein in früher vorzeit sprachlich festgestellter begriff: Zeu?
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Phoibos Apollon, mit dem ihn schon das altertbum für eins<br />
hielt? AVaruni leXrjvri und Mr|vri gegenüber Artemis und Hekate?<br />
Warum ist die griechische Hestia trotz ihrer hervorragenden<br />
bedeutung für den öffentlichen cultus dennoch niemals<br />
zu leibhaftiger göttbchkeit durchgedrungen, während die mit<br />
gleichen sprachmitteln gebbdete gleichartige Vesta so viel<br />
Persönlichkeit und körper gewonnen hat, als sie bei den Römern<br />
überhaupt konnte? Was ist der griechische Uranos gegen den<br />
indischen Varuna? Man konnte ihn in seinem eignen himmel<br />
unter den Olympiern nicht gebrauchen und hat ihn zu den<br />
Titanen in den äussersten winkel gestossen. Und faia ffi?<br />
Sie wird mit Uranos zusammen im cultus angerufen, heilige<br />
schwüre werden bei ihr abgelegt, der mythus spricht von ihren<br />
kindern: ist sie jemals eine 'gottbeit' geworden, wie wirs von<br />
hellenischen göttern erwarten dürfen, vom volksgeiste als Persönlichkeit<br />
erfasst, von den dicbtern geschildert und handelnd<br />
eingeführt, von den künstlern im Wetteifer gebildet? Untrennbar<br />
haftet sie an ihrem boden, und selbst die kunst, wenn sie<br />
Gala um regen flehen lässt, wagt nicht sie über den gürtel<br />
emporzuheben. Noch weniger weiss der Römer von der Tellus<br />
zu sagen.<br />
Die antwort kann in keinem falle zweifelhaft sein, auch<br />
nicht bei Uranos. Ehe das ursprüngliche varanas "der (das)<br />
umfassende' zu einem ausschliesslichen gottesbegriffe geworden<br />
war, erfasste die griechische spräche das wort um die sinnliebe<br />
anschauung des uns umhegenden himmelsgewölbes zu bezeichnen:<br />
das wort ^var und blieb nun appellativum wie faia<br />
ffi. Die gottesvorstelluiig, die daran haftete, konnte in folge<br />
dessen nie über den zustand begrifflieher durchsichtigkeit hinaus<br />
kommen, sie musste unkörperbcb und unpersönlich bleiben.<br />
Es ist alles mögliche, dass der griechische mythus noch so<br />
viel erinnerung von der ehemals zu reicherer entfaltung angelegten<br />
gestalt des Uranos bewahrt hat und nicht gänzlich dem<br />
appellativischen begriff gewichen ist.<br />
Selbst bei dem höchsten himmelsgotte lässt sieh eine entsprechende<br />
beobacbtung machen. Der 'bebte vater', den<br />
Griechen und Italiker an die spitze ihrer götterwelt stellen,<br />
ist ein in früher vorzeit sprachlich festgestellter begriff: Zeu?