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296 AUGENBLICKSGÖTTER mensehen gedacht^'-'; das daimonion des Sokrates äussert sich nur abmahnend, es wird dadurch als gewissen gekennzeichnet. Aber es kann auch ein böser, schadenfroher dämon sein, dem ein mensch verfallen ist^"; oder der alte dämon verlässt den menschen, weil es ihm langweibg wird, und macht einem anderen platz ^'; und so liess sieb der kämpf zwischen begierde und gewissen unter dem bilde zweier dämonen, eines guten und bösen, denken, die um den menschen streiten ä^. Der gedanke, dass dem menschen bei der geburt ein dämon zufalle, ist in der zeit der Orphiker, des Theognis und Pindaros bereits fertig, wie er denn auch um die gleiche zeit in den werten eübaipiuv (später buiTbaipinv) und eübaipovia fixiert worden ist. Er hat das heidentbum überdauert ^^ und ist bestandtheil un- 29 Menander (s. anm. 34) diravxi ba{|uujv dvbpl öupirapiffxaxai €Ö9ö? -fevopiviu nuffxaYUDYÖ? xoö ßiou äYa9ö?. Pindar Ol. 13, 105 baipiuv Yev^9Xio? ebd. 28 Zevoqjuävxo? 6Ö9uv6 ba(|aovo? oOpov (zu dem bilde vgl. Preller-Jordan röm. myth. ii 197, 2) Pyth. 3, 108 xöv ducpeirovx' aiel cppaoiv ba(|aov' döKriffiu Aischylos Agam. 1342 dffivei baijiovi cpOvai Eurip. Hiketid. 592 bainovo? TOÖ^OO pexa Alk. 499 Kai xövbe xoüpoO ba(|aovoc irövov X^YEK; (Med. 1347 xöv ipöv bai|iiova ähnlich wie Androm. 98 anm. 26) Piaton nach Orphischer eschatologie Phaid. 107d ö ^KÖffxou bai|nujv 6? irep Ziljvxa eiXrixei (dagegen polemisiert er Staat x p. 617e) vgl. trag-, adesp. fr. 17 d) baiiaov ö? p' eiX^X«? d)? irovripö? eX dei xe Xuitei? (xfl ffirdvei |ue) öuvb^uuv Theoltritos 4, 40 aiai xil) ffKXnpü) ladXa ba(|aovo? ö? ,u€ XeXÖYX^i- Dio Chrys. r. 69, 4 p. 368 R. vo|a{|nou? ävbpa? Yevon^vou? Kai dYa9ou ba(|Jovo? xuxövxa? usw. Bei Pindar ist der dämon des einzelnen bald autonom (wie Ol. 13, 105 Pyth. 3, 34) bald steht er unter Zeus' leitung (wie Ol. 13, 28 Pyth. 5, 123) s. Tafel dilucid. Pind. 1, 448. Vgl. ERohde, P.syche s. 606 f. 30 Theognis 165 f. 161 ff. Eurip. fr. 140 trag, adesp. fr. 17 (anm. 29). 31 das ist deutlich gesagt von Euripides fr. 1073 vgl. Soph. El. 917 xoT? aöxoiffi xoi oöx aüxö? aiei bai|aövu)v irapaoxaxel Aisch. Pers. 158 ei XI pi] balmuv iraXaiö? vOv [aeOfoxtiKe ffxpaxil) und ebd. 942. 32 so haben die alten Pind. Pyth. 3, 34 bai|au)v b' gxepo? ic, KaKÖv xpeipai? ^ba^dffffaxö viv erklärt: schol. ö KaKoiroiö? d)? irpö? xöv dYa9oiroiöv. 33 es mag- ein zeugniss des x jh. genügen, leben des h. Paulus iun. c. 22 in Anall. Bolland. 11, 61 6xi nev äf-{eXov ix^x xiJüv iridxCuv fKaffxo? qpöXaKa xfi? ibia? Zuur)?, ö ^iriboidZuiv oöbei?, iK xf]? 9€(a? Ypaqpfj? dqp9övou? Xa|Lißdvu)v xd? laapxupia?. Wie die vor.stellung dort ausgestaltet ist, möge man ao. nachlesen. Vgl. Grimms d. myth. 829 f.

1>.\M0N UND GENIUS 297 seres bilderschatzes geblieben. Aufgelöst war er schon im altertbum. 'Das gemüth ist dem menschen sein dämon' sagte Herakleitos (fr. 121), und bei Piaton (Staat X p. 617«) wird den eintagsseelen das wort derAnanke verkündet: ''nicht euch wird der dämon erlosen, sondern ihr den dämon erkiesen". Die zwingendste logik der aufklärung ist der volksvorstebung gegenüber ohnmächtig. Menander gibt den durchschnitt dessen, was in seiner zeit gebildete glaubten, wenn er den schutzgeist des einzelnen menschen anerkennt, aber den bösen dämon als unvereinbar mit dem begriff eines göttlichen wesens verwirft: 'die schlechten schieben die schuld auf den dämon und nennen diesen schlecht, während sie selbst es sind' ^'^. Aber in derselben zeit erhielt der alte wahn eine neue stütze und form durch den sternglauben, den die Chaldäer verbreiteten. Schärfere umrisse trägt die italische gestalt des genius di. des erzeugers •'•'. Für eine Unendlichkeit von einzelvorstellungen hat die spräche dies wort als gattungsbegriff zur Verfügung. Jeder mann verehrt in ihm seinen schutzgeist, der ihm von der geburt an wohlwollend im leben zur seite steht, und bringt diesem göttlichen 'erzeuger' am geburtstag Weihrauch und kuchen dar; sieb gütlich thun heisst huldigung an den Genius {genio indulgere). Uud wie der einzelne mann, so bat jede menschbebe gemeinschaft, der truppentheil, die Innung, die stadt, selb.st einzelne orte ihren besonderen Genius. Die religiöse logik gieng in Italien sogar so weit, dem einzelnen gotte, genauer der einzelnen cnitusstätte der gottheit einen Genius zuzuweisen. Anderseits ist aus der bauptfeier des Genius wieder eine besondere gestalt, der Natalis, ein gott des geburtstags herausgewachsen 3", auch dies ein dem einzelnen menschen ausschliesslich eigner begriff'. Hier werden wir nun durch einen uns noch neuen vor- 34 Menand. fr. ine. 18 (Meineke 4, 238) vollständiger durch Julianus von Halikarnass aufbewahrt, s. EHauler im Eranos Vindobonensis s. 335 f. 35 s. Preller-Jordan röm. myth. 1, 76 ff. 2, 195 ff. EGerhard ao. (anm. 20) 242 ff. 36 Tibullus iv 5, 19 Ovidius trist, v 5, 13 sind unzweideutig, an den genius (vgl. natalis Inno Tib. iv 6, 1) lässt sich nicht denken.

1>.\M0N UND GENIUS 297<br />

seres bilderschatzes geblieben. Aufgelöst war er schon im<br />

altertbum. 'Das gemüth ist dem menschen sein dämon' sagte<br />

Herakleitos (fr. 121), und bei Piaton (Staat X p. 617«) wird<br />

den eintagsseelen das wort derAnanke verkündet: ''nicht euch<br />

wird der dämon erlosen, sondern ihr den dämon erkiesen".<br />

Die zwingendste logik der aufklärung ist der volksvorstebung<br />

gegenüber ohnmächtig. Menander gibt den durchschnitt dessen,<br />

was in seiner zeit gebildete glaubten, wenn er den schutzgeist<br />

des einzelnen menschen anerkennt, aber den bösen dämon als<br />

unvereinbar mit dem begriff eines göttlichen wesens verwirft:<br />

'die schlechten schieben die schuld auf den dämon und nennen<br />

diesen schlecht, während sie selbst es sind' ^'^. Aber in derselben<br />

zeit erhielt der alte wahn eine neue stütze und form durch<br />

den sternglauben, den die Chaldäer verbreiteten.<br />

Schärfere umrisse trägt die italische gestalt des genius<br />

di. des erzeugers •'•'. Für eine Unendlichkeit von einzelvorstellungen<br />

hat die spräche dies wort als gattungsbegriff zur<br />

Verfügung. Jeder mann verehrt in ihm seinen schutzgeist, der<br />

ihm von der geburt an wohlwollend im leben zur seite steht,<br />

und bringt diesem göttlichen 'erzeuger' am geburtstag Weihrauch<br />

und kuchen dar; sieb gütlich thun heisst huldigung an<br />

den Genius {genio indulgere). Uud wie der einzelne mann,<br />

so bat jede menschbebe gemeinschaft, der truppentheil, die<br />

Innung, die stadt, selb.st einzelne orte ihren besonderen Genius.<br />

Die religiöse logik gieng in Italien sogar so weit, dem einzelnen<br />

gotte, genauer der einzelnen cnitusstätte der gottheit<br />

einen Genius zuzuweisen. Anderseits ist aus der bauptfeier<br />

des Genius wieder eine besondere gestalt, der Natalis, ein<br />

gott des geburtstags herausgewachsen 3", auch dies ein dem<br />

einzelnen menschen ausschliesslich eigner begriff'.<br />

Hier werden wir nun durch einen uns noch neuen vor-<br />

34 Menand. fr. ine. 18 (Meineke 4, 238) vollständiger durch<br />

Julianus von Halikarnass aufbewahrt, s. EHauler im Eranos Vindobonensis<br />

s. 335 f.<br />

35 s. Preller-Jordan röm. myth. 1, 76 ff. 2, 195 ff. EGerhard<br />

ao. (anm. 20) 242 ff.<br />

36 Tibullus iv 5, 19 Ovidius trist, v 5, 13 sind unzweideutig,<br />

an den genius (vgl. natalis Inno Tib. iv 6, 1) lässt sich nicht denken.

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