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288 AUGENBLICKSGÖTTER klostergebäudes bei Bonn wurde im j. 1884 unter einem dachsparren ein nephritbeil der Steinzeit aufgefunden". Wie es dahin gekommen, konnte nicht zweifelhaft sein. Man hatte es als einen donnerkeil angesehn, und weil doch ein vom donnerkeil bereits in besitz genommenes haus nicht wiederum vom blitz heimgesucht werden kann, glaubte man dem frommen gebäude den denkbar besten schütz gegen gewitter zu geben, indem man das Steinbeil unter dem dach anbrachte. Dass die worte |uriv pxdq lat. mensis unser monat ursprünglich den mond selbst als den '(zeit)messer' am himmel bezeichnet haben, ist heute anerkannt. Die entwickelte spräche benutzt dieselben zur bezeichnung der durch einen mondlauf begrenzten zeit: ein Sprachgebrauch der sich bei Griechen und Römern um so mehr befestigen musste, als bei ihnen für das gestirn selbst weibliches geschlecht und abweichende benennung durchdrang. Erst spät haben die Griechen von Phrygien her ihren alten mondgott, den Mr|v zurück erhalten. Jener Sprachgebrauch wird verständlich, sobald wir inne werden, dass ursprünglich der mond als einzelgott verehrt worden ist. Der mond scheint in jedem Umlauf ein neuer (veo|urivia); er wächst, nimmt ab, wird alt {senium lunae) oder schwindet (qpGivovxoq MTIVO?). ES ist bekannt, zu welchen sagenhaften Vorstellungen die Jugend der mcnsebheit durch diesen kreislauf von erscheinungen geführt wurde*); sie beruhen alle auf der anschauung, dass dw himmelskörper thatsächlich im letzten viertel absterbe um dann einem neuen platz zu machen. Wenn wir von 'monden' sprechen, folgen wir unbewusst noch heute dieser kindlichen auffassung. Dass diese jemals bei dem täglichen phänomen der sonne platz greifen konnte, seheint uns undenkbar. Und doch ist es geschehn. Noch erleuchtete griechische denker haben auf die alterthümliche Vorstellung zurückgegriffen; für Herakleitos ist 'neu an jedem tag die sonne* (fr. 32), und selbst Epikur liess die annähme als möglich gelten, dass sie alltäglich durch entzündung von dünsten neu entstehe. 13 Schaaffhausen in den Jahrbüchern des Vereins rheinischer alterthumsfreunde 77, 216 vgl. 92, 311 f. *) eine probe ist oben s. 239 f. gegelieu worden.

MOND UND SONNE 289 Auf Kreta hatte sieb länger als anderwärts die appellatixiscbc geltung des wortes Zeus für den liebten tageshimmel erbalten, man gebrauchte es geradezu um den tag zu bezeichnen (s. 69, 39); der groteske, dem Menippos entnommene einfall einer Varronischen satura, dreihundert geköpfte Juppiter aufzuführen {trece/iti loues sine capitibu-'^), beruhte auf einem alten zehnmonatbchen jähr, dessen spuren anderwärts gezeigt sind: es sind die abgelaufenen tage eines jahrs. Die dichtung hat ohne weiteres die sonne für den tag gesetzt, gewiss nicht ohne Vorgang der Volkssprache: Pindaros (Ol. 13, 'M) deXitu dpcp' ^vi 'an einem tage', Euripides Hei. 652 fiXiouq be pupiouq yxofxc, bieXGinv und El. 654 XEY' b^iou? ev oicTiv dYveuei Xexin '* neben Andrem. 1086 xpeT? qpaevvd(; fiXiou bie£6bouc; uä., bei lateinischen dicbtern häufiger: mit voller personification Vergilius georg. 2, 481 und Aen. 1, 745 quid . .. Oceano properent se ti7igere soles hiberni, appebativisch Catullus 8, .'5 (vgl. 8) flulsere quondam candidi tibi soles ua. '^, mit zahlangabe zb. Nemesianus ecl. 2, 25 mihi iam tri7ii periei'imt ordine soles, sogar mit innerem widersprach Catullus 5, 4 soles occidere et redire possunt; auch in das mittelalterliehe latein ist der gebrauch übergegangen, wie man sieh aus du Gange überzeugen kann. In engem zusammenbang damit stebt der gebrauch von 'licht' für tag, wie bei Kalbmachos (h. an Demeter 82) evvea cpdea und lateinisch ganz gewöhnlieb, sogar in prosa hi.x. Selten wird der eiuzelbegriff auf den jährbchen Sonnenlauf angewandt, wie von Herondas fr. 13 enriv xöv egriKoaröv nXiov Kdpiyriq, in 14 Eustath. zu Dionys. 40 faaXepoioi KCKaun^vo? ne^ioioi bemerkt p. 93, 34 Bh. ffrmeüuffai bi öxi oö irapd Aißavdu laövov Kai AiXiavd) TTXT;- 9uvxiKiii? ol T^Xioi dXX' ö piv Aißdvio? eiri rijuepuiv xoü? i^Xiou? xi9riffiv . . ., oi bi dXXoi xd? öffri^^pai xoü i^Xiou XdpMiei? i^Xiou? qjaöiv. Thomas mag. p. 174, 4 riXio? X^Y^xai Kai laia ^Kdffxr) Vm^pa.... KOI Ö bujbeKdpr)vo? Küipö?. Über das lOmonatl. jähr s. MFränkel Inschrr. v. Perg. 1,14f. 15 Verg. ecl. 9, 52 longos cantando... condere soles vgl. Persius 5, 41 und Statins silu. i 3, 88 iam solibus a7'ctis Hör. sat. i 9, 72 huncine solem ta'in nigrum surrexe mihi Ovidius fast. 1, 157 blandi soles Hör. c. iv 2, 46 o sol pulcher, o laudande iv 5, 8 et soles melius nite7it Verg. georg. 1, 288 sole nouo vom frühen morgen, Aen. 3, 203 tris adeo incertos.. . soles erramns. vgl. Minucius 4, 9 'congregatis ignium seminibus soles alios atque alios semper splendere'. 19

MOND UND SONNE 289<br />

Auf Kreta hatte sieb länger als anderwärts die appellatixiscbc<br />

geltung des wortes Zeus für den liebten tageshimmel erbalten,<br />

man gebrauchte es geradezu um den tag zu bezeichnen (s. 69,<br />

39); der groteske, dem Menippos entnommene einfall einer<br />

Varronischen satura, dreihundert geköpfte Juppiter aufzuführen<br />

{trece/iti loues sine capitibu-'^), beruhte auf einem alten<br />

zehnmonatbchen jähr, dessen spuren anderwärts gezeigt sind:<br />

es sind die abgelaufenen tage eines jahrs. Die dichtung hat<br />

ohne weiteres die sonne für den tag gesetzt, gewiss nicht ohne<br />

Vorgang der Volkssprache: Pindaros (Ol. 13, 'M) deXitu dpcp' ^vi<br />

'an einem tage', Euripides Hei. 652 fiXiouq be pupiouq yxofxc,<br />

bieXGinv und El. 654 XEY' b^iou? ev oicTiv dYveuei Xexin '* neben<br />

Andrem. 1086 xpeT? qpaevvd(; fiXiou bie£6bouc; uä., bei lateinischen<br />

dicbtern häufiger: mit voller personification Vergilius<br />

georg. 2, 481 und Aen. 1, 745 quid . .. Oceano properent se<br />

ti7igere soles hiberni, appebativisch Catullus 8, .'5 (vgl. 8)<br />

flulsere quondam candidi tibi soles ua. '^, mit zahlangabe zb. Nemesianus<br />

ecl. 2, 25 mihi iam tri7ii periei'imt ordine soles, sogar<br />

mit innerem widersprach Catullus 5, 4 soles occidere et redire<br />

possunt; auch in das mittelalterliehe latein ist der gebrauch<br />

übergegangen, wie man sieh aus du Gange überzeugen kann.<br />

In engem zusammenbang damit stebt der gebrauch von 'licht'<br />

für tag, wie bei Kalbmachos (h. an Demeter 82) evvea cpdea<br />

und lateinisch ganz gewöhnlieb, sogar in prosa hi.x. Selten<br />

wird der eiuzelbegriff auf den jährbchen Sonnenlauf angewandt,<br />

wie von Herondas fr. 13 enriv xöv egriKoaröv nXiov Kdpiyriq, in<br />

14 Eustath. zu Dionys. 40 faaXepoioi KCKaun^vo? ne^ioioi bemerkt<br />

p. 93, 34 Bh. ffrmeüuffai bi öxi oö irapd Aißavdu laövov Kai AiXiavd) TTXT;-<br />

9uvxiKiii? ol T^Xioi dXX' ö piv Aißdvio? eiri rijuepuiv xoü? i^Xiou? xi9riffiv<br />

. . ., oi bi dXXoi xd? öffri^^pai xoü i^Xiou XdpMiei? i^Xiou? qjaöiv. Thomas<br />

mag. p. 174, 4 riXio? X^Y^xai Kai laia ^Kdffxr) Vm^pa.... KOI Ö bujbeKdpr)vo?<br />

Küipö?. Über das lOmonatl. jähr s. MFränkel Inschrr. v. Perg. 1,14f.<br />

15 Verg. ecl. 9, 52 longos cantando... condere soles vgl. Persius<br />

5, 41 und Statins silu. i 3, 88 iam solibus a7'ctis Hör. sat. i 9, 72<br />

huncine solem ta'in nigrum surrexe mihi Ovidius fast. 1, 157 blandi<br />

soles Hör. c. iv 2, 46 o sol pulcher, o laudande iv 5, 8 et soles melius<br />

nite7it Verg. georg. 1, 288 sole nouo vom frühen morgen, Aen.<br />

3, 203 tris adeo incertos.. . soles erramns. vgl. Minucius 4, 9 'congregatis<br />

ignium seminibus soles alios atque alios semper splendere'.<br />

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